Beiträge von Quintilia Valentina

    Zu lange war Valentina nun schon alleine. Sie wollte endlich mal raus aus ihrem Gefängniss, dass sich Zuhause nannte. Und so war sie durch die Straßen und Gassen geschlendert bis sie hier an dieser Taverne vorbeigekommen war. Sie hörte die Stimmen, das Lachen und auch das ein oder andere laute Wort. Hungrig nach Gesellschaft, betrat die junge Frau das Gebäude.


    Als sie durch die Türe trat, blinzelte sie ein paar mal, bis sich ihre sonnengeblendeten Augen an das Licht hier drinnen gewöhnt hatten. Freundlich und aufmerksam sah sie sich um, nickte dem ein oder anderen zu, der in ihre Richtugn sah und mischte sich dann unter die Gäste. Sie wollte nicht auffallen sondern sich einfach in dem Stimmengewirr etwas Gesellschft haben.
    So setzte Valentina sich an einen Tisch, der unweit einer kleinen Gruppe von zwei Männern und einer Frau stand.

    Auf den Befehl hin, stand Valentina auf. Sie strich ihre Gewandung mit beiden Händen glatt und eine Haarsträhne fand ihren Platz hinter ihrem Ohr. Kurz sah sie auf folgte dem Soldaten dann aber in gebührendem Abstand zum Tor.
    Während sie hinter ihm herging fragte sie sich warum er se ständig angelächelt hatte. Lachte er sie etwa aus? Amüsierte er sich über ihre Situation? Valentina nahm ihren Mut zusammen und verlieh ihren Gedanken Worte. "Warum tut ihr das?"

    Für Valentina war es geschmacklos einen Menschen, auch wenn er Sklave war, mit einem Hund zu vergleichen. Noch kam hinzu, dass sie diese Tiere nicht besonders mochte. Sie wollte nicht verstehen, wie man so über alles hinwegsehen konnte, was einen Menschen ausmachte. Man gehörte nunmal niemand und sollte das Recht haben über sein Leben selbst und frei bestimmen zu können.


    Doch das alles lies sie sich nicht anmerken. Statt aufzubrausen oder etwas zu erwiedern, sah sie nur wieder zu Boden und ließ die Strafpredigen über sich ergehen. Sie verabschiedete sich auch nicht von dem Mann, als er ging. Die erste Regung war erst wieder zu erkennen, als der Miles sie nach ihrem Namen und ihrer Adresse fragte.


    Valentina hob den Kopf und sah den Mann mit einem Blick an, der mehr sagte als tausend Worte. Sie fragte ihn im stillen ob das denn alles nötig war und warum er sie nicht gehen ließ? Sie hatte doch nichts getan. Aber Valentina wusste, dass sie auch von ihm keine Hilfe oder gar Zustimmung erwarten konnte. Sie hatte wieder einmal alles falsch gemacht. Deswegen senkte sie wieder den Kopf und betrachtete ihre Hände "Mein Name ist Valentina." Und sie nannte ihm die Wohnadresse.

    Für Valentina war es als würde der Soldat sie ausschimpfen. Und dementsprechend hielt sie den Kopf gesenkt. Warum musste man denn überlegen, wenn man jemandem helfen wollte? Sollte sie jemals in die Lage kommen, dass sie diesem Mann hier helfen müsste, sollte sie dann auch zuerst überlgen und am Ende vielleicht besser weitergehen? Ja, das würde sie tatsächlich machen.


    Was man gerade mit ihr tat, bestärkte Valentina darin, dass diese Welt zugrunde ging. Niemand durfte mehr nett sein und niemand durfte mehr dem anderen helfen ohne Schwierigkeiten zu bekommen. Erst als der Mann sich von ihr abwandt und mit jemand anderem sprach, drehte auch sie den Kopf und sah den zweiten Mann mit traurigen Augen an. Sagte aber nichts. Vermutlich hatte er über ihr weiteres Schicksal zu bestimmen.

    Wie ein Mädchen, dass von seinem Vater ausgeschimpft wurde, saß Valentina schweigend da und ließ die Standpredigt über sich ergehen. "Ich wollte nur helfen..." Gab sie nocheinmal kleinlaut zu Protokoll und senkte dann wieder den Blick.


    Die Frage wann sie denn endlich wieder gehen durfte verkniff sie sich. Auf den Boden starrend, ihren Blick hinter den ins Gesicht hängenden Haare verborgen, wartete Valentina nun aufgebend auf ihr weiteres Schicksal. Den hereinkommenden Mann beachtete sie gar nicht weiter.

    Valentina verstand nicht warum sie hier war und genausowenig verstand sie die Frage des Soldaten. "Warum ich ihr den Apfel gegeben habe? Das habe ich doch erklärt. Sie sah aus als würde sie gleich zusammenbrechen. Ich wollte ihr damit einen Gefallen tun damit sie den Apfel essen konnte und wieder etwas zu Kräften kommt."


    Valentina sah ihren Gegenüber mit festen aber unterwürfigem Blick an. "Selbst wenn es Probleme gibt, von denen ich immer noch nicht verstehe warum, ich fühle mich besser. Denn ich weiß ich habe dieser armen Kreatur geholfen. Sklavenmärkte gehörten eigentlich verboten. Alles was ich tun wollte ist jemandem zu helfen. Ist das denn nun schon verboten?"

    Wieder bekam der Soldat ein Kopfschütteln als Antwort. Dann schniefte Valentina leise und hob den Kopf. In ihren Augen glitzerten immer noch Tränen, doch sie hatte sich jetzt wieder soweit unter Kontrolle. Der Mann kannte sie nicht, sonst wüsste er, dass sie keine Schauspielerin war. Valentina konnte es sich in den seltensten Fällen erlauben witzig zu sein.


    Auf seine Fragen hin schluckte sie einmal und versuchte etwas von ihrer verloren gegangenen Haltung wieder zu gewinnen. "Alles was ich getan habe war dieser Sklavin einen Apfel in die Hand zu drücken. Sie wäre da oben fast zusammengebrochen. Und dann habe ich den Sklavenhändler auf die Umstände aufmerksam gemacht. Dieser hat mir gedroht und ich bin gegangen. Das war alles. Nichts, was nicht erlaubt war. Und dann stand da plötzlich der Princeps und hat mich angestarrt als hätte ich gerade versucht jemanden zu erdolchen. Das war alles."

    Wie ein Häufchen Elend, saß Valentina auf dem ihr zugewisenen Stuhl. Sie sah zu Boden und hatte ihre Hände in den Schoß gelegt. Ihre blonden Haare fielen ihr ins Gesicht und verbargen so größtenteils die Tränen, die sie leise weinte.
    Sie wollte auch nicht aufsehen. Eigentlich verstand Valentina gar nicht warum sie hier war. Sie hatte doch gar nichts verbotenes getan. Nur einer Sklavin einen guten Dienst erwiesen. War es denn nun schon verboten nett zu sein? So antwortete sie auch auf die Frage mit einem schweigenden aber deutlich erkennbaren Kopfschütteln.

    Dankbar über die Antwort des Jungen, nickte Valentina diesem zu und ging weiter. Sie hörte die strafenden Worte von Nerva und ihr Mut und ihre Freude sanken schon wieder auf den Nullpunkt. "Ja, ich weiß. Du hast recht. Wir können uns überhaupt nichts mehr leisten was irgendwie außergewöhnlich ist. Ob mein Bruder mitkommen wird ist fraglich. Er ist so gerne in der Legion, dass ich glaube er will gar nicht mehr nach Hause kommen. Sollte dem wirklich so sein, dass sich in unserem Haus wieder Leben einfindet können wir ja ein etwas besseres Essen auftragen." Gab sie nur tonlos zur Antwort, hatte den Blick gesenkt und ging weiter.

    Also konnte sie auch von dem Mann der sie so grob festhielt keine Hilfe erwarten. Valentina senkte den Kopf und schloss kurz die Augen. Sie wollte doch nur der Sklavin helfen. War das denn nun schon verboten? Sie seuftzte kurz und ergab sich dann in ihr Schicksal. Sie war eine Bürgerin dieser Stadt und hatte sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen.


    Es konnte ihr also eigentlich gar nicht viel passieren. Nur dieser dumme Zwischenfall eben. So also ging Valentina mit gesenktem Kopf, aber artig und ohne sich gegen den harten Griff zu wehren neben dem Soldaten her.

    Als sie sah, wie immer mehr Soldaten um sie herum plötzlich aus dem Nichts auftauchten, bekam es Valentina wirklich mit der Angst zu tun. Sie wollte jetzt tatsächlich wegrennen, doch da wurde sie schon von einem der Männer gepackt. Der Begriff Panik bekam bei ihr nun eine neue Bedeutung. Sie wurde schlohweiß, sodass sie aussah wie ein Geist. Mit wenig Erfolg wehrte sie sich zunächst gegen den "Angreifer". Immer in der Hoffnung jemand von den herumstehenden Leuten würde ihr zu Hilfe kommen.


    Doch sie wurde biter enttäuscht und als sie den ersten Soldaten rufen hörte, dass man sie Castra Praetoria erstarrte die junge Frau und ihre Hände begannen zu zittern. Ängstlich sah sie den Soldaten an, der sie festhielt. "Aber welches Verbrechen wirft man mir vor? Ich habe doch gar nichts getan!" Sie flüsterte, denn sie hatte nun wirklich mehr als Angst.

    Der Mann war Valentina unheimlich und noch dazu war sie ganz alleine und er Soldat. "Ich kaufe sie nicht, weil ich finde, dass solche Verkäufe verboten gehören." Sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös sie war, lies ihren Blick aber immer wieder zur Seite gleiten um sich nach einem Fluchtweg umzusehen.

    Noch immer zitterte sie vor Aufregung. Es war nicht alltäglich, dass Valentina sämtliche Regeln brach und sich in solche Gefahr begab. Sie wusste, was hätte geschehen können, oder vermutete zumindest es zu wissen. Nervös drehte sie immer wieder eine Strähne ihres blonden Haares um den Finger und beobachtete weiterhin die Versteigerung.


    Dann plötzlich bemerkte sie den Blick des Mannes, der auf ihr lag und drehte den Kopf um ihn besser ansehen zu können. Der Soldat war eindeutig ihretwegen hier. Sofort straffte sich die junge Frau etwas, ließ ihre Hand sinken und versuchte eine feste Stimme zu behalten. "Was siehst du mich so an? Willst du mich jetzt etwa dafür verhaften, dass ich dieser armen Kreatur geholfen habe?" Sie hatte Angst und überlegte schon ob es wohl sinnvoll wäre einfach wegzulaufen. Aber das würde noch mehr Aufsehen erregen und Soldaten gab es hier schließlich überall. Also wartete Valentina erst einmal was der Soldat von ihr wollte.

    Mit einer gewissen Genugtuung sah Valentina, wie der Sklavenhändler der Frau etwas zu trinken reichte. "Droh mir nicht..." Zischte sie ihm zu, trat aber zurück. Mit einem letzten Blick raunte sie zu der Sklavin. "Ich wünsche dir alles nur erdenklich Gute." Alles was sie noch tun konnte war ihr ein freundliches Lächeln zu schenken.


    Dann drehte sie sich um und verließ das Podest wieder. Sie zwängte sich wieder durch die Schaulustigen und blieb erst stehen als sie einen sicheren Platz etwas außerhalb der Meute ergattert hatte. Im Schatten eines der Häuser, wollte sie weiter zusehen, das Schicksal dieser Frau war ihr jetzt doch irgendwie wichtig.

    Am liebsten hätte Valentina mit dem Fuß auf den Boden gestampft. Soetwas durft doch wohl nicht wirklich passieren? Nur gut, dass Nerva sie stets von solchen Märkten fernhielt, aber nun war sie alleine hier. Und es gab niemanden, der sie abhalten konnte Dummheiten zu machen. Kurz nur erwiderte sie den Blick des Mannes, der sich zu ihr umgedreht hatte. Die Frau dort oben tat ihr leid und die Gebote, die man für sie ausrief klangen für Valentina wie Hohn.


    Irgendjemand musste etwas tun und dieser Jemand war sie. Grob bahnte sie sich einen Weg durch die gaffende und schreiende Menge zurück zu einem Obststand. Dort kaufte sie seinen Apfel und kämpfte sich wieder duch die Meute zurück. Zwar mit einer Zurückhaltung wie es sich für eine Frau gehörte aber doch energisch erreichte sie die Treppe, welche auf das Postest hinaufführte. Sie raffte ihr Gewand und trat hinauf.


    Es war ihr egal, was man von ihr denken würde. Der Sklavenhändler konnte schlecht eine Römerin von seinem Podest werfen. Und das noch vor der versammelten Meute. Und sollte er etwas sagen, dann würde sie ihm einfach frech an den Kopf werfen, dass sie die Waren eben genauer ansehen wollte. Mit flinken Schritten trat sie zu der Sklavin und sah sie an. "Hab keine Angst." Ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte, drückte sie ihr den Apfel in die Hand. Möglichst so, dass es nicht all zu sehr auffiel. Sie stellte dich so hin, dass sie direkt vor der Sklavin stand und diese etwas abschirmte. Dann drehte sie sich um und meinte laut. "Du solltest besser auf deine Ware achten, Händler. Deine angebliche Rose beginnt bereits zu welken. Und die Preise, die du für sie bekommst reichen doch wohl aus, dass diese Frau einen Stuhl und einen Platz im Schatten bekommt, oder etwa nicht?" Man müsste Valentina schon mit Gewalt von diesem Podeum herunterholen. "Wenn sie noch gute Dienste leisten soll, solltest man ihr diese Gnade erweisen."

    Da sie Zuhause gerade so ziemlich alleine war und auch sonst nicht viel zu tun hatte, war Valentina heute auf dem Markt und von dort aus auch auf den Sklavenmarkt gekommen. Nie hatte sie sich für soetwas interessiert. Schließlich hatte sie schon eine Sklavin. Und die war schon so lange bei ihrer Familie, dass Valentina schon gar nicht mehr glauben konnte, dass sie einst genauso eingekauft wurde.


    Als sie nun aber an einem Stand vorbeikam um den sich schon ein paar Leute drängten blieb auch sie stehen und betrachtete das Schauspiel. Die Frau dort oben tat ihr leid, denn sie wurde behandelt wie Vieh. Wenn sie nur mehr Geld gehabt hätte, dann würde sie die Sklavin einsteigern und dann zurück in ihre Heimat schicken. Aber das war ihr leider nicht möglich. Deswegen sah sie sich die Leute an, die lautstark mitboten. "Soetwas sollte verboten gehören." Murmelte sie eigentlich nur für ihre eigenen Ohren bestimmt.

    Hiermit bestätige ich, dass ich gerne die Schwester von Valerian sein möchte und heiße ihn natürlich herzlichst in der Familie willkommen! :)


    Hoffentlich weißt du, was du dir mit mir als Schwester antust, Brüderchen! :P

    Nachdem sie ein weiteres Stück über den Markt geschlendert waren, drehte sich Valentina plötzlich zu ihrer Begleiterin um und sah sie aufgeregt an. "Ich hatte gerade eine ganz tolle Idee. Auch wenn wir nur begrentzte Mittel zur Verfügung haben, warum veranstalten wir nicht einmal wieder ein kleines Fest? Nicht so groß natürlich wie damals, aber in kleinem aber feinen Rahmen?"


    Sie klatschte in die Hände und dachte bereits darüber nach was sie anziehen könnte. "Wir laden alle ein, die wir kennen und die gerne kommen möchten. Was hältst du davon?" In der Hoffnung ihre Sklavin würde ihre Begeisterung teilen, wartete sie auf eine Antwort.

    "Das ist aber ein niedlicher Name." meinte Valentina entzückt. Sie nahm Serva eine der Tüten aus der Hand und reichte sie an den Jungen weiter. "Hier, du musst nicht alles tragen. Das ist sonst zu schwer für dich." Freundlich wie sie war, überging sie das Aussehen des Jungen einfach. Er war ein Bettler, daran bestand kein Zweifel. Aber deswegen konnte man auch normal mit ihm umgehen.


    Langsam ging sie weiter, fragte Nerva was sie denn noch bräuchten und blickte dann wieder zu dem Jungen. "Sag, wo kommst du eigentlich her?"

    Schweigend hatte Valentina die Predigt ihrer Sklavin angehört. Wie konnte man nur so viel in so kurzer Zeit sagen? Sie war nie jemand gewesen, der viel redete. Lieber zuhören. Aber langsam klingelte ihr die Ohren von Nervas Belehrungen.
    So drehte sie sich wieder zu einem Stand, welcher feine Schmuckstücke hatte. Schauen konnte sie ja mal, das kostete nichts.


    Plötzlich jedoch wurden sie angesprochen. Valentina drehte sich um und sah sich suchend um. Da war niemand, der mit ihnen sprach. Erst mit dem zweiten Gedanken, senkte sie den Blick und sah nach unten. Vor ihnen stand ein kleiner, aber dreckiger Junge und bot ihnen ihre Dienste an. Am liebsten hätte Valentina ihm gleich ein paar Münzen in die Hand gedrückt. Aber gerade hatte sie sich belehren lassen, dass sie kein Geld hatten.


    Wegschicken konnte sie den Jungen aber auch nicht. Das brachte sie nichts übers Herz. "Du könntest die Tüten von ihr tragen." Sie deutete auf Nerva. "Das macht dir doch nichts aus, oder?" fragend blickte sie iher Sklavin an. "Er hilft uns ja nur."
    Sie ging etwas in die Knie und sah den Jungen freundlich an. "Sag, wie heißt du?"