Beiträge von Lucius Claudius Brutus

    Ob er sie anschrie oder nicht, das wollte noch immer er entscheiden. So überhörte er dies geflissentlich und blickte kurz in die Ferne zur Seite, um ihr noch einmal zu bedeuten, dass ihn das, was sie gerade sagte, keineswegs interessierte.
    Dann jedoch, als sie unaufhörlich sein Licht mit einer Vogelscheuche verglich, stand er auf. In seiner ganzen muskulösen und großen Statur aufgerichtet, stand er vor seiner Schwester und blickte auf sie herab.


    "Ich verbiete dir so mit mir zu reden!", entgegnete er eindringlich, jedoch leise genug, damit nur sie es vernahm. Dann jedoch, was typisch für ihn war, lächelte er gespielt und strich ihr leicht über die Wange. Zumindest sollte es idyllisch aussehen.
    "Dein Antrieb soll nicht mein Befehl sein. Du solltest dies vielmehr aus freien Stücken tun. Schließlich nehme ich an, dass das Wohl unserer Gens auch dir am Herzen liegt, nicht wahr? Und als pflichtbewusste Tochter wirst du unserem Vater sicherlich einige Eskapaden ersparen wollen, nehme ich folgerichtig an. Es ist nicht mein Befehl, es ist deine Pflicht, welches dich dazu bewegen sollte - muss. Wir werden ein Bild abgeben, welches vor Idylle nur so strotzt. Du, liebe Schwester, und ich, wir sind die einzigen, die das können. In meinen Händen liegt die Zukunft unserer Familie - und du wirst mir helfen."
    Furchteinflößend sah er wohl aus, stoisch gelassen zu bleiben bei dieser Wut in ihm, das war ein großes Stück an Anstrengung, so dass er wieder einen Schritt von ihr wegtrat und den Männern freundlich winkte.
    "Ich werde auf dich zählen.", entgegnete er dann, ohne sie eines Blickes zu würdigen und schritt langsam die Treppen hinab.

    "Überlasse es ruhig mir die Wirkung einzuschätzen!", entgegnete er ein wenig zu laut und mäßigte sich anschließend jedoch sofort.
    Kein Wunder, dieses Weib war auch noch vorlaut. Sie war hier bestens aufgehoben, hinter den dicken Mauern, vielen Pflichten zur Beschäftigung und dem dicken Schleier nicht zu vergessen. Welcher dieser Faktoren der Beste war, da konnte sich der Claudier nicht recht entscheiden. :P


    "Du verstehst nicht, was ich meine? Natürlich tust du das nicht, schließlich habe ich dich noch gar nicht aufgeklärt.", denn zu erwarten, dass sie es von sich aus verstand, nun, das war wahrlich eine übertriebene Erwartung.
    "Ich will dich nur wissen lassen, dass du mich zu den nächsten Festivitäten, natürlich kultischen, begleiten darfst. Wenn du gar heute Zeit hättest.", und das hatte sie sicherlich, schließlich tat sie hier auch nicht viel mehr als Zuhause,"dann könnten wir auch gleich den Ahnen opfern gehen."


    Indes schlug er den einen Fuß über den aneren und lehnte sich ein wenig zurück, damit die Sonne ihm in das Gesicht schien. Er mochte diese Wärme ungemein gern.


    "Wir werden in Zukunft öfter zusammen gesehen werden müssen. Schließlich bin ich ein ambitionierter Sohn und du eine Vestalin. Wenn auch eine Minor.", was er natürlich auch noch erfragen wollte war, ob sie denn nicht schon bald vor hatte aufzusteigen.
    "Verstehst du, was ich damit meine?", fragte er sicherheitshalber noch einmal nach. Wie gesagt, Frauen und Politik waren grundlegend verschiedene Sachen.

    Diese hämischen Worte verfehlten nicht ihr Ziel und Lucius´Schläfen fingen an ein wenig zu vibrieren. Die hohen Erwartungen seines Vaters interessierten ihn keineswegs, nur seine eigenen hatten den größten Vorrang.
    Und gerade dieses einfältige Ding sprach von Erwartungen, die, welche sich in die Arme der Vestalinnen flüchtete, weil jeder es wusste, ob nun ihr Vater, sie, Brutus oder sonstwer, der sie jemals sah, dass diese Frau niemals einen vernünftigen Mann würde halten können. Geschweige denn verführen.
    So war es für beide Parteien das Beste - für Vater keinen vernünftigen Idioten zu suchen, der seine Schwester unterhalten konnte, sondern auch für sie nicht als alte Jungfer zu enden. So endete sie wenigstens als alte Vestalin. Immerhin klang das besser.


    "Ich betreibe auch nicht für dich Politik, liebe Schwester. Du weißt doch sicherlich, dass gewisse Auftritte eine gewisse Wirkung nach sich ziehen.", erklärte er ihr. Er hatte wohl nachweißlich Besseres zu tun, als seine Schwester mit der nötigen Schar an Gefolgsleuten zu beeindrucken.
    "Und da du ein Bestandteil meiner Politik bist, wirst du auch sicherlich deine Pflichtzeit als Vestalin verlängern, nicht wahr?"
    Natürlich würde sie das, sie hatte ja keine Aussichten auf dem Heiratsmarkt. Aber es war immer besser die Situation eindeutig zu klären, als daraufhin zu spekulieren. Vielleicht hatte Vater ja schon etwas in der Hinterhand und Brutus war nicht gut genug informiert. Aber das war wiederum unwahrscheinlich.
    Und dass es ihm gut ging, das sah man. Er antwortete also nicht.

    Brutus grüßte sie erst gar nicht, sondern betrachtete die Tracht.


    "So siehst du nun also aus. Meinen Glückwunsch.", entrann ihm dann ein wenig zu spöttisch. Die Mode der Vestalinnen hat sich wohl tatsächlich schon einige Jahrhunderte nicht geändert. Aber das war nun auch, bedingt durch die Tatsache, dass seine Schwester schon immer kein weibliches Gespür für Mode besaß, unnötig zu erwähnen. Er hätte sie damit wohl auch nicht kränken können.


    Langsam drehte sich der Claudier um und besah sich die Meute.


    "Das ist Politik, Romana.", antwortete er dann sachlich und setzte sich auf einen Sockel, der zwar dafür nicht gemacht gewesen schien, dem Claudier dies jedoch recht gleichgültig war.
    "Ich bin hier, um mich zu erkundigen wie es dir hier ergeht."
    Eigentlich war er es nicht, aber das musste sie nicht wissen. Taktisch vorgehen musste man hier wie überall auch.

    Dort angekommen, musste Brutus unweigerlich feststellen, dass sein Verwandter, gerade war ihm entfallen in welchem Bezug dieser zu ihm stand, neben dem wohl gemeinten Tiberius Durus saß. Zumindest war er der Ältere und der Umstand, dass jener nun Consul war und daher kein Jungspund sein musste, vertiefte seine Überzeugung noch mehr.


    "Salvete. Senator Tiberius, ich grüße dich. Mein Name ist Lucius Claudius Brutus, Sohn des Claudius Menecrates und Enkel des Macrinius Restitutor. Du wirst dich vermutlich an mein Gesicht erinnern können. Vor geraumer Zeit nämlich, da stand ich vor den Arvales Fratres und bat um die Aufnahme in die hiesigen.", ein leichtes Nicken in die Richtung von Lepidus genügte als Begrüßung für diesen.
    Nicht, dass er den Verwandten nicht wertschätzte, er befand es nur als sinnvoller mit dem zu sprechen, der hier am Alter, Weisheit, Stellung und Macht alle überragte.
    "Und darum bin ich hier. Wie hat das Kollegium entschieden?", wandte er sich wieder dem Senator zu.

    Der Patrizier ging, nicht ohne einen strafenden Blick dem Sklaven zuzuwerfen, schlussendlich hinein und schien recht unbeeindruckt von der Villa und der Ausstattung zu sein. Er war damit aufgewachsen und die Claudier standen in solchen Sachen den anderen in Nichts nach - waren gar besser. Aber das würde er nicht offen sagen.

    Mit einer Herrschar von Klienten, Sklaven und einfachen Parasiten, wie Claudius Brutus diejenigen nannte, die an seinen Lippen klebten seines Namens und wohl eher seines Erbes wegen, trat man auf den Tempelkomplex der Vesta zu. Dort beherbergte man auch deren Dienerinnen und eine davon war eine Claudia. Um genauer zu sein, des Brutus leidliche Schwester.
    So wies der junge Mann mit einem Handzeichen den Rest an unten zu bleiben und beschritt selbst das Portal, an dem er wieder aufgefahlten wurde. Anmelden musste man sich hier und schon das fand seine Missbilligung. So herrschte er den Sklaven an, er solle nach Claudia Romana suchen.


    Nun trat der Claudier selbst vor.


    "Sklave, ich verlange die Senatoren Tiberius Durus oder Tiberius Vitamalacus zu sprechen. Und das sofort."


    Sim-Off:

    Leider in Vergessenheit geraten, entschuldige...

    Noch immer ein wenig in Rage ob der Primitiven am Hauptportal, schritt der Claudier in patrizischer Manier bedacht die Gänge entlang, den Idioten folgend. Was gäbe er bloß für ein gutes Schwert, um den beiden die Zungen abzuschneiden.
    Gerade in solchen Momenten verteufelte er seine Abstammung. Ulpier musste man sein, der Vater Kaiser, dann konnte man sich sicherlich so etwas erlauben. Doch solch einen ehrvollen Namen, wie er ihn trug, sollte man nicht vergrämen, dachte sich der junge Claudier und erreichte mit den Soldaten das besagte Officium.


    "Ihr könnt gehen.", wies er sie herrisch an. So machte er es häufiger, egal ob Sklaven, Plebejer (fast das Gleiche) oder seine Schwester. Er war Dienstherr und das schon immer, etwas anderes kannte er nicht. Gerade jetzt fiel ihm auf, dass er doch recht militärisch erzogen worden ward. Kurze, prägnante Befehle - darauf musste man sich verstehen, wenn man unter Bediensteten aufwuchs. Allenfalls verstanden sie es ja nicht oder sputeten sich keineswegs.


    Das Klopfen übernahm er nun jedoch selbst und hoffte darauf, dass der Scriba hier ein wenig mehr Geschick mit so einem hohen Gast beweisen würde.

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Das war ein Anblick! Was für eine Protzerei! Die Wachsoldaten lachten ungeniert und machten Witze darüber, was der Praefectus wohl zu diesem Anblick sagen würde.


    "Was Du hast, Claudius, das interessiert niemanden. Ob er mit Dir zu reden hat, das ist die Frage. Du wirst bei seinem Scriba um einen Termin bitten müssen. Bevor ich Dich hinein führen kann, muß ich Dich allerdings auf Waffen untersuchen."


    "Wenn ich eine Waffe bei mir hätte, hättest du das gleich gespürt.", entgegnete ihm der Patirzier mit zu Schlitzen geformten Augen. Wenn er die Macht hätte, würde er sie kreuzigen. So hatte noch niemand über einen Spross des ersten Kaisergeschlechtes gelacht. Wo war er hier eigentlich, im Barbarenland, dass man ihn so wenig wertschätzte? Oder hatte der Pöbel seine Familie und die Taten der Claudier gänzlich vergessen?


    Aber er hob bereitwillig die Hände zur Seite, damit die Männer ihn durchsuchen konnten.


    "Dann BEANTRAGE ich hiermit einen Termin bei seinem Scriba. Führt mich zu diesem Mann.", war später von ihm zu hören.
    Er und um etwas bitten? Diese Primitiven mussten Scherze machen.

    Der Tross aus Sklaven, zum Schaudern drein starrenden Gefolgsleuten, die Roms Straßen teilten wie einst ein gewisser Moses das Meer, kam vor der massiven Porta Maxima zum Stehen.
    Der kleine, goldene Halbmond klimperte und nach dem Knöchel ward auch der Teil dem Gefährt entsprungen.
    Vor der Wache stand ein Patrizier, unschwer zu erkennen, frisiert, parfümiert, mit Gold behangen und in keiner Weise zimperlich seinen Reichtum, seine Abstammung und sein Wesen zu zeigen.


    "Salvete, Römer. Lasset mich herein, ich habe den Praefectus Urbi, einen sogenannten Senator Vescularius zu sprechen. Meldet ihm Lucius Brutus aus dem Geschlecht der Claudier.", herrschte der junge Mann, ein Athlet, die Männer an. Wenn man genügend Zeit hatte, um sich dem Ringen und der Studien zu widmen, sah man auch gepflegter aus, als die Primitiven vor dem Tor, dachte sich der Claudier, nachdem er sie eindringlich besah.

    Der Sklave verbeugte sich.


    "Mein Herr hier, er möchte zu den Arvales. Wenn möglich, dann zum höchsten, wenn nicht, dann zum andren. Vitamalacus der Eine, Durus der Andere."


    Und Brutus stand still schweigend ein paar Schritte entfernt.

    Der Müßiggang sollte heute enden - wenigstens für diesen Tag. Er hatte diese Welle vor dem Buge seiner selbst stets gerollt, doch sie wurde immer größer und größer, machte ihm zunehmend Angst und filterte sich hiermit in dieser Aktion. Er musste nun einschreiten.


    So kam er, mit einigen Leibsklaven und Leibwächtern, an der Villa Tiberia an, um sich hier das zu beschaffen, was ihm ohnehin schon zustand.
    Ein Sklave klopfte an.

    Dass er sich nunmehr in eine nicht sehr erwünschte Lage manövriert hatte, war ihm spätestens beim Anblicke dieses faulen Lepidus bewusst gewesen.
    Sie war schwer von Begriff und Lucius wollte keine weitere Energie darauf verschwenden, ihr alles erklären zu müssen. So fasste er es simpel in einen Satz.


    "Er tat etwas im Glauben das Richtige damit zu tun, wobei er doch das Falsche tat.", kommentierte er seine Anspielung und seufzte innerlich.


    Er arbeitete hier gegen Windmühlenblätter, außerdem waren sie in ihrer Eigenschaft recht scharf. Verletzen wollte er sich aber auch nicht. Diese Drohgebärden empfand er dann doch recht primitiv und rollte mit den Augen, als sie plötzlich drohend vor ihm stand. Sie war letztendlich eine Frau und ihm in Allem überlegen.


    "Ich muss mich nicht mit dir messen - denn es wäre ohnehin kein gleicher Kampf. Ich bin Lucius Claudius Brutus.", er, der Erstgeborene, der Sohn, der Erbe. Er war die Sonne und sie durfte der Schatten sein. Lucius wollte sich nicht weiter aufhalten, nickte leicht.
    "Ich wünsche dir eine angenehme Zeit. Vale.", damit drehte er sich um, bedachte im Vorbeigehen diesen Lepidus mit einem kurzen Nicken und war hinfort gegangen, um sich den Schriften des Sophokles zu widmen. Vielleicht sollte er ihr den Ödipus nachschicken lassen, natürlich von ihm kommentiert, denn trotz ihrer Weiblichkeit war sie doch eine Claudia und verfügte womöglich über einen klaren Verstand. Es ward noch nicht alles verloren.

    Lucius sah sie nichtssagend an, bloß als sie genau fest stellte, dass er sie für tollpatschig und inkompetent hielt, nickte er leicht.
    Er wusste, dass sie dem Vesuve gleich ausbrechen würde und doch musste er gehört werden.
    Als sie nun darauf über ging, ihre Schwächen durch den direkten Angriff auf sein Leben zu kaschieren, hörte er schon gar nicht mehr hin. Ohne jegliche Regung stand er da und rang mit sich, ob er nun stillschweigend gehen oder noch einmal die wenigen Worte an sie richten würde, die er noch hatte.


    "Manchmal sind der Götter Wege unergründlich. Denke an Ödipus, welcher seinem Schicksal entrannt zu sein gedachte und doch geradewegs hinein lief.", schließlich musste es nichts Positives sein von den Göttern zu etwas berufen zu werden, welchem man jedoch nie gerecht werden würde. Vielleicht wollten die Götter die Claudia strafen und dieses Mädchen war das Werkzeug dazu.
    "Was meine Person anbelangt, so kann ich dir sagen, dass du falsch liegst, denn ich habe meine Ausbildung vollkommends beendet - ich war Priester des Pluto. Ich befand jedoch, dass dies nicht der richtige Weg für mich sei.
    Und zu meiner jetzigen Situation möchte ich dich fragen, ob ein Schiff ohne Wind fahren kann. Wie mir alle beipflichten werden, kann es das nicht. Solange ich daher keinen Wind mache, werde ich weder Ehre noch Scham bereiten denen, die mir nahe stehen."


    Sie missverstand ihn offensichtlich und Brutus war, wie sollte es auch sein, nicht gerade feinfühlig. Wenn er das wäre, hätte er nun inne gehalten und sich dessen erinnert, dass die Schwester hier zum Abschiede geladen.


    "Es war keineswegs meine Intention dich zu erniedrigen. Ich warne viel mehr und gebe dir einen guten Rat. Wie auch jetzt, denn es ist unschicklich und ungebührlich die Contenance zu verlieren, was du bereits gerade getan. Es ist wichtig, nicht hitzig zu reagieren. Das ist schwach und sehr dumm."

    Eingedenk der Geschichten um die Furien, Erynen und der Gorgo, wich Lucius einen Schritt zurück, als seine doch recht junge Halbschwester auf ihn zugestürmt kam.


    "Ich will nur Unglück von dir abwenden.", sagte er dann doch recht ruhig und anteilnahmslos. Vielleicht würde sie das recht bald zähmen.
    Und ohne die erste Reaktion abzuwarten, wohl ein gravierender Fehler, legte er auch ohne Umschweifungen dar, warum er so sprach, wie er sprach.


    "Ich fürchte, Schwester, du wirst durch deine Unbeholfenheit nicht nur dich in ein endloses Unglück werfen, sondern ebenso den Ruf deiner Familie besudeln. Besonders als Hüterin des heiligen Feuers."


    Lucius war sich nicht bewusst, welchen Schaden Worte bei anderen Menschen hätten ausrichten können. Er war ehrlich, zu ehrlich, denn die Welt, so war seine Philosophie, verdiente es bei all dem Falschen - besonders in Rom.
    Er war hart, er war gefühlsstar, denn er hatte sein Leben gelebt und demnach stand er auch recht neutral seiner Zukunft gegenüber. Es war ihm egal, wie und wann er sterben würde. Es war ihm auch recht egal wie seine Zukunft aussah. Alles war ihm egal. Er stand außerhalb und beobachtete, analysierte und tat nichts mehr und nicht weniger.

    Lepidus, Lepidus, diesen Namen hatte er schon einmal vernommen, gewahrte jedoch nicht den Umstand noch die Zunge, die es aussprach. Dieser war wohl einer der vielen, welche sich hier nieder ließen und vom eigenen Vater duchgefüttert wurden. Parasitenhaft waren sie, doch er, gleichsam agierend, war selbstverständlich anders. Er war ein Sohn.
    Verwundert war er nicht, als die Frohnatur Romana ihn doch womöglich nicht gar drücken wollte. Einen Schritt machte er indes vorsichshalber zurück.


    "Du brichst zu den Vestalinnen auf. Wir wurden darüber unterrichtet.", sagte er dann in gleicher, ausdrucksloser, Manier.
    Warum mussten die Menschen es so kompliziert gestalten? Ihn tangierte es peripher, wohin sie genau würde aufbrechen, sie ging und darob war er hier. Mehr musste man auch nicht wissen.


    "Was ich, wenn man mich hätte jemals gefragt, niemals begrüßt hätte.", führte er dann noch aus und konnte an diesem Punkt seine Contenance nicht mehr wahren.

    Zur Überraschung aller, und nicht minder seiner selbst, war es Lucius Brutus, der als Erster erschien. Ermattet von Gedanken und anderweitigen Spinnereien seiner Brust wie seines Kopfes, lag er eine Weile auf seinem Bette und wusste nicht den Tag hinweg zu kriegen. Eine latente Aufforderung war da eine wahrliche Abwechslung, obgleich er Abschiede mied. Hin- und her gerissen fand er sich also ein, in schlichter Tunika und mit frisch parfümisiertem Haar.


    "Salve, Claudia Romana.", grüßte er im Türrahmen stehend und trat einen Schritt hinein. Er hoffte nicht allzu herzlich von ihr begrüßt zu werden, denn Kontakte mied der scheue Claudius wo immer es ging.


    Nimmermehr, schwor er sich, würde sein claudisches Gemüt solch Ambivalenz an den Tag legen wie jetzt.
    Nimmermehr würde er seinen Fuß auf diese Schwelle setzen aus eigenem Antrieb.
    Er war es leid die Antwort eines wahrlich Stupiden abzuwarten. So drehte er sich um und ging.


    Als die flavische Türe knarrend aufsprang und ein wohl nicht gerade devotes Antlitz auf seine Augen traf, wahrte die Vakanz der Antwort gerade einmal drei Wimpernschläge.


    "Mein Begehr ist es, Epicharis, Flavia Epicharis, ehemals eine Claudia, zu sprechen.", und da dies dem Sklaven wohl nicht genügte, zwang er sich ein paar weitere Phrasen ab.
    "Claudius, mein Name. Claudius Brutus."
    Und das Weitere klang mehr erzwungen, heraus gepresst, ausgespien wie ein unnatürliches Behagen.
    "Ihr Bruder bin ich."


    Ihn verband auch rein gar nichts mit den vielen Erzeugnissen seines Vaters Lenden. Er war er, er war ein Unikum, denn er war der einzige claudische Stammhalter. Zumindest offiziell.