Timokrates, der immer mehr Gefallen an der Debatte findet und sich im Hinterkopf überlegt, ob er den Mann den Legionen, der Stadtwache, der Nimbactus oder den Nervenärzten des Museions ans Messer liefern sollte oder eher abwarten, bis eine der drei Einrichtugen das von selbst erledigen würde, antwortet:
"Mein Herr, ich bin mir immer mehr im Unklaren, worauf du hinaus willst. Gut, du bist kein Freund der Rhomäer, das habe ich jetzt verstanden und du bist der Meinung, das Koinon würde mit den Rhomäern gemeinsame Sache machen, das ist mir auch klar. Nur was weiter? Was darüber hinaus? Deine Argumentation scheint mir nämlich etwas wirr und vollkommen an den realen Tatsachen vorbei zu führen.
Denn einmal stellst du dich einen großen und einflussreichen Teil unserer Bürgerschaft, die ohnehin schon Rhomäer von Rechts wegen ist und willst ihnen ihre Rechte als alexandrinische Bürger nehmen, gleichzeitig aber forderst du, durch das Streichen des Artikels 1a den bisherigen Status Quo, der allen Römern pauschal ohne Beschränkungen in der Bildung die Proxenie, also die Ehrenbürgerschaft der Polis Alexandreia verleiht, beizubehalten.
Dann meinst du zuerst, dass die rhomäische Grundausbildung sich von der der Hellenen grundsätzlich unterscheidet, gibst daraufhin zu, dass hellenisch stämmige Rhomäer (der Großteil der Rhomäer in Alexandria, für die dieses Gesetz gedacht ist), in Alexandria die selbe Grundausbildung genießen wie alle anderen auch und forderst im nächsten Atemzug die Ableistung der Ephebie auch für Rhomäer. Was für ein seltsamer Widerspruch, verstehe ich doch, und ich denke, alle einigermaßen traditionsbewussten Hellenen werden mir darin übereinstimmen, unter der Ephebia nichts anderes als die Grundausbildung am Gymnasion.
Als Letztes scheinst du, obwohl du genauso wie jeder andere in dieser Versammlung hier der Meinung bist, der Eparchos hätte weder Recht noch Möglichkeit, die freie Entscheidungsgewalt der Alexandriner zu beschränken, als Einziger von der fixen Idee besessen zu sein, ein bloßes Durchlesen des Antrages durch den Eparchen wäre automatisch geltendes Gesetz, während alle anderen den Akt des Eparchen nicht mehr als die nötige Bedeutung zukommen lassen. Anders kann ich mir zumindest nicht erklären, was für ein Problem du damit hast.
Stellt man all dies in Betracht, so sehe ich noch einen weiteren Widerspruch in deinen Ausführungen, auch wenn du ihn noch nicht direkt geäußert hast: Du meinst, die Ephebie verschiedener Poleis würde sich nicht allzu sehr entscheiden. Dennoch scheinst du keinerlei Ahnung zu haben, was in Alexandria Sitte und Brauch ist. Gut gemeint kann ich mir das nicht anders erklären, als dass das Kaff, aus dem du herkommst, eine vollkommen andere Art der Ephebie pflegt als wir hier. Obwohl: Bedenkt man deine Vorstellungen vom Hellentum, relativiert sich der Widerspruch wieder und du könntest fast den Anschein erwecken, dass du selbst in deinen Leben Nirgendwo eine Ephebia abgelegt hast. Das würde zumindest deinen Mangel an Wissen nicht nur über die hiesigen Sitten, sondern über die Sitten der Hellenen im Allgemeinen und Ganzen erklären."
Timokrates grinst spöttisch in die Menge. Die Alexandriner waren im ganzen Reich bekannt für ihre Spottlust, ein Euphemismus lateinischer Geschichtsverdreher für "sie sammeln sich gerne spontan in wütenden Mobs, lynchen alles was nicht griechisch ist, zünden ganze Straßenzüge an und nehmen den Bauschutt her, um ihn den anrückenden Soldaten an die Helme zu schleudern, bis die Soldaten genug haben und ein Blutbad anrichten und der König entscheidet, die Rechte der Stadt noch weiter zu beschneiden." Auf diese Art und Weise hatte die Stadt ihre Boule verloren und wurde Jahrhunderte lang von Juden und direkten Stellvertretern des Königs regiert und ausgepresst. Und als dann der rhomäische König den makedonischen König ablöste, den Griechen ihre Rechte zurück gab und sie von der Steuer befreite, zeigten die Befreiten etwa Dankbarkeit? Anscheinend nicht, sie machten weiter wie zuvor...
Sollten sie ruhig, aber nicht, solange Timokrates noch im Amt saß, das hatte er sich fest geschworen...
Sim-Off:Da ich die Acta Diurna eher als nettes Sim-Off Gimmick denn als Sim-On Element ansehe und zudem der Meinung bin, dass die Sim-On Acta (die übrigens nicht mit Tinte auf Papyrus geschrieben wurde) wohl kaum in der Lage gewesen wäre, die inneren Debatten des Tychaions mitzuverfolgen, geschweige dem, es für die Römer für wichtig gehalten hätte, reichsweit über irgendein Gesetz in Alexandria zu berichten, erlaube ich es mir mal, den zweiten Beitrag nicht zu kommentieren. Ich kann mich auch an entsprechende Threads im Sim-On Bereich erinnern, die meine Meinung diesbezüglich bestätigten. Sollte das Jemanden ignorant vorkommen oder sich herausstellen, dass ich einen Irrtum erlegen bin, so bin ich gerne bereit, meine Aussagen zu korrigieren.