Beiträge von Timokrates Kyrenaikos

    Timokrates, der sich bisher in der Audienz für seine Art untypisch ruhig verhalten hatte, muss Aufgrund der Frage des Praefectus ein wenig schmunzeln. Ein Prytane, der sich gegen den Praefectus gestellt hätte, würde wohl kaum ein paar Stunden später dessen Palast aufsuchen, um ihn vor eventuellen Unruhen zu warnen.


    Die Andeutung des Praefectus bezüglich der "Entdeckung" lässt ihn aber wieder ernster werden. Dass irgendwas in der Stadt passiert, von dem er, Timokrates, nicht informiert ist, gefällt Timokrates weniger. Gespannt schaut er zu Nikolaos, wie dieser sich verhalten wird...

    Timokrates überblickt kurz den Tagesordnungsplan und stellt fest, dass eigentlich nichts Wichtiges ansteht. Nur eine Beschwerde der Osirispriesterschaft, dass die Priesterschaft der Persephone nun ihre Devotionalien am gleichen Markt verkaufen will, aber das kann man ruhig hinten anstellen.


    "Nun denn, wollen wir los?"

    "Neinnein, ich hatte nicht vor, dem Eparchos in seine Angelegenheiten hereinzureden. Auch teile ich deine nüchterne Einschätzung der Gefahr. Aber besorgniserregend ist der Vorfall dennoch und Vorsicht ist wichtiger denn Nachsicht. Deswegen hatte ich mir auch nur gedacht, den Eparchos lediglich die Sorgen des Prytaneions mitzuteilen in unserer Eigenschaft als treue Diener und Berater des Königs.
    Bezüglich der Abordnung würde ich es am Liebsten sehen, wenn das Koinon geschlossen zur Basileia aufbrechen würde. Allerdings nicht in Amtskleidung, sondern als Privatpersonen, als besorgte Bürger quasi..."


    So könnte man dann gleich die gerade neu aufgestellten Formalitäten bezüglich diplomatischer Abordnungen umgehen. 8)

    Im Namen des alexandrinischen Volkes folgender Beschluss:


    Erweiterte Bestimmung bezüglich Angehöriger anderer Poleis und Ethnoi


    1. Bürgerrecht und Sympolitie
    a) Die Polis Alexandria kann jedem freien und mündigen Hellenen die Sympolitie gewähren. Dies gilt nicht für Angehörige anderer Völker, die mit dem Erwerb des alexandrinischen Bürgerrechtes ihre alte Zugehörigkeit abgeben.
    b) Jeder mündige Rhomäer, der in Alexandria ansässig ist, genießt automatisch die selben politischen Rechte wie ein alexandrinischer Bürger. Die Polis Alexandria erkennt die rhomäische Grundausbildung vollwertig als Ersatz für die Ephebia an.


    2. Archonten
    a) Ein Archont hat die Pflicht, seiner Heimatstadt zu dienen und darf sich während der Dauer seines Amtes nicht weiter als 50 Stadien vom Polisgebiet entfernen.
    b) Für besondere Anlässe (diplomatische Missionen etc.) kann durch die Ekklesia eine Sondererlaubnis genehmigt werden.


    Die Bestimmungen treten nach Verkündung des Beschlusses mit sofortiger Wirkung in Kraft!

    Nachdem sich das Koinon nach der Ekklesia wieder im Tychaion eingefunden hatte, erhebt Timokrates das Wort zu einer wichtigen Nachbesprechung.


    "Verehrte Kollegen, die erweiterte Bestimmung wurde von der Ekklesia im Großen und Ganzen angenommen. Aber dennoch gibt der Ablauf der Veranstaltung Grund zur Sorge: Eine solch offene Rebellion gegen den Stellvertreter des rechtmäßigen Basileus habe ich während meiner gesamten Amtszeit noch nie miterlebt. Deshalb bin ich der Meinung, wir sollten uns für die Zukunft der Polis gegen solche Umtriebe absichern, bevor der Eparchos es tut.


    Nun lautet die Frage: Wie?"


    Timokrates gerät ins Stocken. Wie verpackt er die Botschaft, die er übermitteln will, am Besten, ohne dass ihm gleich wieder der Vorwurf, verfassungswidrig zu handeln, gemacht wird?


    "Ich denke, das Problem ist, dass der Eparchos, unser geschätzter Mitbürger, sich zu sehr aus dem politischen Leben der Stadt heraushält und würde es begrüßen, wenn er seiner Residenz mehr Aufmerksamkeit widmen würde. Der neue Eparchos ist noch neu im Amt und dem entsprechend unerfahren. Vielleicht wäre es angebracht, eine Delegation in den Palast zu entsenden, die ihm diese Belange vorträgt."

    Obgleich ernsthaft beunruhigt über die hohe Gegnerschaft des Gesetzes, registriert Timokrates zufrieden, dass der Großteil der Bürger im richtigen, d.h. weniger chaotischen und weniger gefährlichen Sinn abgestimmt hat. Formell verkündet er mit lauter Stimme:


    Das Volk von Alexandria hat also beschlossen, den Antrag des Prytaneions anzunehmen! Im Namen des Volkes erklären wir also hiermit das Gesetz für gültig, die Götter seien unsere Zeugen!"

    "Danke, Strategos." Zufrieden notiert Timokrates die Frage nach den Neuwahlen auf der Liste der Tagesordnungspunkte für die nächste Ekklesia, genau vor den Entwurf der Stellungsnahme "Die Parther sind unser Unglück", welche ein patriotischer alexandrinischer Großhändler eingebracht hatte und die Forderung enthielt, neben der offiziellen Kriegserklärung an Parthien (die formell alle hellenischen Poleis im römischen Herrschaftsbereich ausgesprochen hatten) auch wirtschaftliche Sanktionen gegen ansässige parthische Händler forderte. Ein Schelm, wer Eigennützigkeit dabei vermutet ;) ...

    Timokrates, der in seiner Pflicht als Archiprytanes vorhatte, als Letzter quasi unparteieischer seine Stimme abzugeben, blickt gar nicht glücklich, als er sieht, wie die freie Bürgerschaft von Alexandria gerade vorhat, politischen Selbstmord zu begehen. Auch wenn er als Archiprytane in seiner Argumentation etwas anderes vorgebracht hat: Die Ekklesia war tatsächlich nichts anderes als ein Abnickorgan der Befehle des Eparchen, die freien Bürger Alexandrias nur höhere Knechte des römischen Kaisers und rechtmäßigen Königs von Alexandria und Ägypten. Aber dank der umsichtigen Politik der Griechen konnten diese dem Eparchen wenigstens beratend zur Seite stehen und so ihre Verlangen durchsetzen.
    Eine offene Gegnerschaft zu einem Dekret, das der Eparchos persönlich unterschrieben hatte, würde jedoch in den Augen der Rhomäer einem offenen Aufstand gleichkommen. Im besten Fall würde der Eparchos das Edikt einfach persönlich noch einmal erlassen und die Ekklesia zum Jasagen zwingen, im schlimmsten Fall würden die Hellenen all ihrer Rechte verlustig gehen und ein abscheuliches Blutbad von gigantischen Außmaßen wäre die Folge...


    So klatscht Timokrates in den Reihen des Prytaneions und seiner Anhänger mit. :app: :app: :app:

    "Ach so. Dann habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt." antwortet Timokrates mit einer Mine die signalisiert, dass er eigentlich sagen wollte: "Dann hast du dich wohl missverständlich ausgedrückt." "Die Einberufung einer außerordentlichen Ekklesia wäre meiner Ansicht nach auch zuviel verlangt. Ich dachte eher daran, das bei der nächsten Ekklesia direkt anzusprechen. Alles andere würde auch den Ablauf nur unnötig in die Länge ziehen."


    Sim-Off:

    Die Ekklesia wurde übrigens von der Ordnung her an etwa die des Senates in Rom angepasst. Heißt, es werden keine pauschalen Ekklesias wie die erste mehr stattfinden sondern jedes Thema in einen einzelnen Thread geführt. Das ist übersichtlicher und man kommt schneller voran. ;)

    Zufrieden darüber, dass der Querulant nun klein beigab, bevor Timokrates zu härteren Mitteln hätte greifen müssen, die dem Geist der Verfassung, wie Timokrates ihn verstand wirklich geschadet hätten, steht Timokrates abermals auf und verkündet im Theaterrund:


    "Nachdem nun alle Unstimmigkeiten geklärt zu sein scheinen, rufe ich nun die Bürger Alexandrias dazu auf, für oder wider den Gesetzesentwurf zu stimmen. Jeder möge nun seine Stimme zum Für und Wider erheben!"


    Jetzt würde der berühmte Tumult in der Ekklesia anfangen, denn nach der Tradition der makedonischen Heeresversammlung würden die Bürger der Stadt ihre Zustimmung per lautem Handklatschen, Pfeifen und Trommeln mit den Füßen kundtun...


    Sim-Off:

    Abstimmung in diesem Thread per :app: (dafür) bzw. :dagegen: (dagegen); Alle Polites Alexandrinos haben das Recht, ihre Stimme abzugeben. Alle bis zum ANTE DIEM XI KAL DEC DCCCLVII A.U.C. (21.11.2007/104 n.Chr.) 23:59 Uhr werden gezählt.

    Langsam beginnt Timokrates, sich zu überlegen, ob der Demagoge dort vielleicht gar kein Wesen aus Fleisch und Blut, sondern mehr ein neuartiger mechanischer Apparat des Museions, benannt nach dem bunten indischen Vogel Sittacus, der, obzwar er Originalität im Reden und Gebähren vortäuscht, doch nur immer wieder das selbe zu widerholen in der Lage ist. Jaja, diese Gelehrten sind schon besondere Spaßvögel, aber der Spaß hat langsam ein Ende...


    "Und ich danke dir, Bürger, dass du nochmals aufs so Vortrefflichste meine Meinung bestätigt hast. Nun erkläre mir bitte, wo soll man denn auf deine Einwürfe antworten, wenn du nicht in der Lage zu sein scheinst, all jenes aufzunehmen, das man dir bereits erklärt hat. Da ich aber, dem Hermes Tismegistos zum Danke, mit einer schier unerschöpflichen Geduld ausgestattet wurde, will ich dir noch einmal alles erklären:


    Zum Ersten: Diese Bestimmung ist alles andere als überflüssig, denn sie ergänzt den Paragraphen 6,2 der Katastasis und schaltet so dessen Unklarheiten aus. Wo bisher nur eine formelle Anerkennung der Ehrenbürgerschaft für Rhomäer im Allgemeinen stand ohne ein genaues Procedere diesbezüglich zu erwähnen, ist nun die Art der Proxenie für Rhomäer genau geregelt und zwar diesbezüglich, dass Rhomäer die selben Rechten und Pflichten genießen wie jeder andere Alexandriner auch. Und damit in politischen Dingen auf gleicher Ebene stehen wie die Hellenen, nicht über ihnen, wie man es dank des Paragraphen 6,2 Katastasis auch auslegen könnte, was meinem Verständnis der Verfassung jedoch zuwiderlaufen würde, da es Demokratie, Autarkie und Autonomie der Stadt empfindlich einschränken würde.


    Zum Zweiten: Nochmals will ich dir erklären, dass das Wort des Eparchos im Gegensatz zu deiner Meinung keinerlei höhere Gültigkeit hat als das Wort eines jeden anderen Bürgers hier. Dem entsprechend ist das Gesetz weder schon beschlossen, noch die Ekklesia bloßes Absegnungsorgan. Die Gründe, warum der Eparchos das Dokument bereits im Vornherein las, liegen wo anders: Nirgendwo in der Verfassung steht, dass es verboten ist, einen Gesetzesantrag vor der Abstimmung von Experten begutachten zu lassen. Eine solche Regelung wäre auch ziemlich unsinnig, denn dann würde die Ekklesia von einen Wulst von Gesetzen überrollt werden, die im höchsten Widerspruch mit geltendem Recht stehen. Dass der Eparchos in seiner Eigenschaft als Vertreter und oberster Herr der Rhomäer in der Stadt zu einem Gesetzesentwurf gefragt wird, der die Sache der Rhomäer betrifft, sehe ich deswegen als vollkommen natürlich an.


    Und letztendlich zum Dritten: Die Formulierung "mündiger Rhomäer" bedeutet genau das, was du forderst: Ein Rhomäer beweist seine Mündigkeit genau wie ein Hellene durch den Abschluss der Ephebia in Alexandria oder einer anderen griechischen Polis. Sollte dieser Nachweis nicht gebracht werden können, so obliegt es genauso wie beim Hellenen der Stadt, die Mündigkeit des Rhomäers festzustellen. Ich sehe also tatsächlich absolut nichts in der Formulierung, was die Gleichheit zwischen Alexandrinern und Rhomäern gefährden würde und du bist mir umgekehrt weiterhin einen Gegenbeweis schuldig."

    Timokrates, der immer mehr Gefallen an der Debatte findet und sich im Hinterkopf überlegt, ob er den Mann den Legionen, der Stadtwache, der Nimbactus oder den Nervenärzten des Museions ans Messer liefern sollte oder eher abwarten, bis eine der drei Einrichtugen das von selbst erledigen würde, antwortet:


    "Mein Herr, ich bin mir immer mehr im Unklaren, worauf du hinaus willst. Gut, du bist kein Freund der Rhomäer, das habe ich jetzt verstanden und du bist der Meinung, das Koinon würde mit den Rhomäern gemeinsame Sache machen, das ist mir auch klar. Nur was weiter? Was darüber hinaus? Deine Argumentation scheint mir nämlich etwas wirr und vollkommen an den realen Tatsachen vorbei zu führen.
    Denn einmal stellst du dich einen großen und einflussreichen Teil unserer Bürgerschaft, die ohnehin schon Rhomäer von Rechts wegen ist und willst ihnen ihre Rechte als alexandrinische Bürger nehmen, gleichzeitig aber forderst du, durch das Streichen des Artikels 1a den bisherigen Status Quo, der allen Römern pauschal ohne Beschränkungen in der Bildung die Proxenie, also die Ehrenbürgerschaft der Polis Alexandreia verleiht, beizubehalten.
    Dann meinst du zuerst, dass die rhomäische Grundausbildung sich von der der Hellenen grundsätzlich unterscheidet, gibst daraufhin zu, dass hellenisch stämmige Rhomäer (der Großteil der Rhomäer in Alexandria, für die dieses Gesetz gedacht ist), in Alexandria die selbe Grundausbildung genießen wie alle anderen auch und forderst im nächsten Atemzug die Ableistung der Ephebie auch für Rhomäer. Was für ein seltsamer Widerspruch, verstehe ich doch, und ich denke, alle einigermaßen traditionsbewussten Hellenen werden mir darin übereinstimmen, unter der Ephebia nichts anderes als die Grundausbildung am Gymnasion.
    Als Letztes scheinst du, obwohl du genauso wie jeder andere in dieser Versammlung hier der Meinung bist, der Eparchos hätte weder Recht noch Möglichkeit, die freie Entscheidungsgewalt der Alexandriner zu beschränken, als Einziger von der fixen Idee besessen zu sein, ein bloßes Durchlesen des Antrages durch den Eparchen wäre automatisch geltendes Gesetz, während alle anderen den Akt des Eparchen nicht mehr als die nötige Bedeutung zukommen lassen. Anders kann ich mir zumindest nicht erklären, was für ein Problem du damit hast.


    Stellt man all dies in Betracht, so sehe ich noch einen weiteren Widerspruch in deinen Ausführungen, auch wenn du ihn noch nicht direkt geäußert hast: Du meinst, die Ephebie verschiedener Poleis würde sich nicht allzu sehr entscheiden. Dennoch scheinst du keinerlei Ahnung zu haben, was in Alexandria Sitte und Brauch ist. Gut gemeint kann ich mir das nicht anders erklären, als dass das Kaff, aus dem du herkommst, eine vollkommen andere Art der Ephebie pflegt als wir hier. Obwohl: Bedenkt man deine Vorstellungen vom Hellentum, relativiert sich der Widerspruch wieder und du könntest fast den Anschein erwecken, dass du selbst in deinen Leben Nirgendwo eine Ephebia abgelegt hast. Das würde zumindest deinen Mangel an Wissen nicht nur über die hiesigen Sitten, sondern über die Sitten der Hellenen im Allgemeinen und Ganzen erklären."


    Timokrates grinst spöttisch in die Menge. Die Alexandriner waren im ganzen Reich bekannt für ihre Spottlust, ein Euphemismus lateinischer Geschichtsverdreher für "sie sammeln sich gerne spontan in wütenden Mobs, lynchen alles was nicht griechisch ist, zünden ganze Straßenzüge an und nehmen den Bauschutt her, um ihn den anrückenden Soldaten an die Helme zu schleudern, bis die Soldaten genug haben und ein Blutbad anrichten und der König entscheidet, die Rechte der Stadt noch weiter zu beschneiden." Auf diese Art und Weise hatte die Stadt ihre Boule verloren und wurde Jahrhunderte lang von Juden und direkten Stellvertretern des Königs regiert und ausgepresst. Und als dann der rhomäische König den makedonischen König ablöste, den Griechen ihre Rechte zurück gab und sie von der Steuer befreite, zeigten die Befreiten etwa Dankbarkeit? Anscheinend nicht, sie machten weiter wie zuvor...
    Sollten sie ruhig, aber nicht, solange Timokrates noch im Amt saß, das hatte er sich fest geschworen...


    Sim-Off:

    Da ich die Acta Diurna eher als nettes Sim-Off Gimmick denn als Sim-On Element ansehe und zudem der Meinung bin, dass die Sim-On Acta (die übrigens nicht mit Tinte auf Papyrus geschrieben wurde) wohl kaum in der Lage gewesen wäre, die inneren Debatten des Tychaions mitzuverfolgen, geschweige dem, es für die Römer für wichtig gehalten hätte, reichsweit über irgendein Gesetz in Alexandria zu berichten, erlaube ich es mir mal, den zweiten Beitrag nicht zu kommentieren. Ich kann mich auch an entsprechende Threads im Sim-On Bereich erinnern, die meine Meinung diesbezüglich bestätigten. Sollte das Jemanden ignorant vorkommen oder sich herausstellen, dass ich einen Irrtum erlegen bin, so bin ich gerne bereit, meine Aussagen zu korrigieren. :)

    Timokrates hatte ja schon viele Demagogen erlebt und immer wieder endete ein entspannter Tag in der Ekklesia mit einem wütenden Mob, der in Richtiung Ägypter- oder Judenviertel zog, aber einer, der offen gegen die Römer hetzte, hatte er noch nie miterlebt. Einerseits hatten sich die alexandrinischen Griechen schon längst mit den Römern abgefunden, da diese ihre Privilegien gegen Juden und Ägypter absicherten, anderseits saß in der Ekklesia immer der ein oder andere Spitzel des Eparchen.


    "Die Bestimmungen regeln nichts vollkommen Überflüssiges, sondern präzisieren lediglich bisher in der Ekklesia vorhandene Bestimmungen zum Zwecke der praktikableren Regierbarkeit unserer Polis! Sonst hätten wir ja eben eine Verfassungsänderung beantragt. Da dies nicht geschehen ist, können wir also billigerweise davon ausgehen, dass Niemand die Absicht hatte, irgendwas Großartiges oder Umstüzlerisches zu planen, oder?" meint Timokrates spöttisch.


    "Abgesehen davon müsstest du als Hellene wissen, dass Ephebia und Ephebia sich von Polis zu Polis vollkommen unterscheiden. In Polis Alpha legt man Wert auf Gymnastik, in Polis Beta auf Lyrik und Musik. In Polis Gamma ist ein Stoiker angestellt, der die Epheben lehrt, Polis Epsilon beherbergt einen Skeptiker. Was rede ich von verschiedenen Polis: Schau dir mal den Lehrplan des großen Gymnasions in Alexandria an und vergleiche ihm mit dem was im Gymnasion an der Straße des Harpokrates gelehrt wird. Und trotzdem erkennen alle Hellenen die Ephebie anderer Poleis an, denn trotz aller Unterschiede lehren sie den selben Geist. Und die Rhomäer - nebenbei sei nochmals erwähnt, ohnehin ein Brudervolk, durch Herkunft und Mythos mit uns verbunden - entwickelten nie eine eigene Schulbildung, sondern übernahmen Alles, und wirklich Alles, was es an höherer Kunst gibt, von uns Hellenen. Wohin glaubst du, gehen die Jünglinge rhomäischer Familien in Alexandria? Meinst du, die treffen sich in irgendwelchen abgeschiedenen Spelunken und lehrnen irgendwelche Barbareien? Nein, Jeder von uns weiß, dass sie sich ebenso nackt und eingeölt im Sand des Gymnasions wälzen wie jeder andere Grieche auch. Und wo wir schon bei Sittenreinheit sind: Die Idee, die Ephebie fest zu regeln, grenzt im Übrigen schon fast an Gotteslästerung.


    Das Verhältnis zwischen Polis und Rhomäern im Allgemeinen ist übrigens nicht das momentane Thema. Es ist aber natürlich dein ureigenstes Recht als freier Hellene und Bürger von Alexandria, einen Antrag einzureichen, die Verträge zwischen Alexandria und Rom im Anschluss an diese Debatte neu zu regeln. Nur: bitte eben im Anschluss!


    Und was die "Absprechung" mit dem Eparchos angeht, so will ich dir javollkommen Recht geben." meint Timokrates, wieder in unverhohlenem Spott: "Die "Absegnung" des Eparchen hat vor der Ekklesia tatsächlich keinerlei Gültigkeit. Deswegen frage ich mich, warum du dich so darüber aufregen kannst, dass der Gesetzesentwurf dem Eparchen vorgelegt wurde.


    Kurz gesagt: Ich weiß nicht, wo du herkommst, deinen Dialekt nach zu schließen bist du entweder Ionier oder Dorer, aber ich rate dir, dich erst einmal an unsere Sitten und Bräuche anzupassen, bevor du solch große Worte spuckst."


    Timokrates weiß genau, dass "Ionier oder Dorer" in Alexandria in der Regel übersetzt wird mit "Rhodos oder Delos", also den beiden Erzrivalen Alexandrias.

    Timokrates schaut abwechselnd hin und her zu seinen Bündninspartnern, den einzigen im Prytaneions, denen man Aufgrund der Sperrstellung der Krateiden und Nearchäer so etwas wie Entscheidungen zutrauen konnte.


    "Ähmm.... Gut, dann kann ich deinen Beitrag als Zustimmung werten, wehrter Strategos?..."


    Timokrates hatte ein Stimmungsbild erhofft, aber da wird er wohl enttäuscht.

    Seit langer, langer Zeit schleppte sich Timokrates nun jeden Morgen in die heiligen Halle der Tyche und in letzter Zeit wirkte er immer müder und verbrauchter. So auch an diesem Tag. Trotzdem rafft er sich auf und bringt der versammelten Ministerschaft sein Anliegen vor:


    "Prytanen! Unsere Amtszeit währt nun bereits seit langer Zeit und wir alle haben unsere uns von den Bürgern übertragenen Pflichten nach bestem Wissen und Gewissen erledigt. Und die Erfolge diesbezüglich sind deutlich zu spüren: Die Polis wächst und gedeiht und insgesamt herrscht Ruhe und Frieden in unserer Gemeinschaft.
    Dennoch denke ich, dass es, im Interesse des Volkes und der Achtung unserer heiligen Sitten und Bräuche, langsam an der Zeit wäre, vor die Ekklesia zu treten um ein neues Prytaneion wählen zu lassen. Wir haben alle das Beste und Möglichste für die Stadt getan und haben uns nichts vorzuwerfen. Aber zu den Prinzipien einer funktionierenden Demokratie gehört es nun mal, den Platz abzugeben für jüngere und den Willen des Volkes erneut zur Geltung zu bringen, auch wenn dieses gar keine Neuwahlen gefordert hat."