Beiträge von Leonidas Philotantos

    Unter seiner Schminke erblasste Leonidas, als er die Neuigkeiten hörte. Bisher hatte er sich immer relativ sicher gefühlt. Niemals hatte er daran gedacht, sich eine Leibwache zuzulegen, noch, dass man versuchen könnte, ihn anzugreifen. Seine Sicherheit hatte er einzig dadurch geschützt, dass er Rhakotis mied. Aber vielleicht war es doch geschickt, sich mehr Sorgen zu machen...


    Gespannt wartete er, was es für weitere Informationen gab...

    APOTHEKA TES PHILOTANTOS


    Direkt am Hafen befindet sich das große Handelskontor der Familie der Philoten. Der aktuelle Inhaber ist Leonidas Philotantos


    Neben den großen Lagerhallen für säckeweise Gewürze aus Fern- und Nahost, lagern hier in mächtigen tönernen Amphoren feine Würzsoßen aus Hispania, auf die die römische Besatzung geradezu abfährt. Daher liegt überall ein feiner Gewürzstaub in der Luft.


    Zusätzlich befindet sich hier noch ein kleines Büro, in dem ein fleißiger Grammateus mit den Kapitänen abrechnet und eventuelle Abnehmer bedient.


    Diebe sollten jedoch Acht geben: Einige großgewachsene Ägypter, die Leonidas für ein paar Oboli in Rhakotis angeheuert hat, beschützen die wertvolle Ware!

    Leonidas neigte den Kopf leicht, als er zu erklären begann.


    "Nun, die Ekklesia war wegen jener neuen Regelung zu der Bürgerschaft unserer Polis einberufen worden und so legte Timokrates..."


    Er zeigte mit der Hand auf seinen Prytanen-Kollegen.


    "...den Beschluss vor. Und selbstverständlich bemerkte er auch, dass Ihr, verehrter Eparchos, diesen Beschluss befürwortet - immerhin haben die allermeisten Alexandriner eine hohe Meinung von Eurem Rat. Doch ein Redner unterstellte Euch, Ihr würdet unrechtmäßig in die Autonomie der Polis eingreifen, was selbstverständlich von anderer Seite klar widerlegt werden konnte. Dennoch gab es einen längeren Disput und das Ergebnis der Abstimmung war...nunja, klar, aber dennoch eng.


    Letztendlich wurde der Antrag allerdings angenommen."


    Er sah wieder auf und versuchte abzuschätzen, was der Eparchos davon hielt.

    Leonidas sah erwartungsvoll zu Timokrates, der jedoch ein wenig abwesend wirkte. Daher nahm er es sich heraus, die Stimme zu erheben.


    "Eparchos, wir sind hier erschienen, um Dich zu warnen. In der Ekklesia ist es zu Aufruhren gekommen - keine gewalttätigen, aber offenbar verkennen einige wenige Bürger die aktuelle Lage und fühlen sich von Eurer Schutzherrschaft bedroht! Ich denke nicht, dass Euch das beunruhigen müsste, aber wir hielten es für sinnvoll, Dich davon zu unterrichten!"


    erklärte er dann mit unterwürfiger Stimme. Er fürchtete bereits, dass der Eparchos wütend werden würde. Oder die Sicherheitsbestimmungen erhöhen würde...

    Leonidas hatte rasch seine roten Prytanen-Schuhe wechseln lassen gegen seine übliche elegante Fußverzierung in Form eines modischen Schuhs. Dann war es ihm gerade noch gelungen, im Pulk um Timokrates an der Wache des Basileia-Viertels vorbei in die alte Königsstadt zu kommen.


    Immer wieder hatten ihn diese Häuser fasziniert - schon allein, weil er sie so selten sah. Jetzt allerdings wirkte alles etwas bescheidener, denn der Eparchos schien ein ebenso bescheidener Mann zu sein.


    Dennoch - jetzt auf seinem Thron sitzend machte er einen ganz und gar unbescheidenen, ja königlichen Eindruck.


    "Chaire, Eparchos."


    grüßte Leonidas den Stellvertreter des Gottes auf Erden.

    Leonidas nickte rasch. Wenn er diese Angelegenheit jetzt hinter sich brachte, dann hätte er dafür ein ander Mal mehr Zeit und konnte sich seinen Geschäften widmen.


    "Der Eparchos ist wesentlich wichtiger als diese Streitereien zwischen irgendwelchen Priesterschaften."


    pflichtete Leonidas bei und ergriff bereits die Lehnen seines Stuhles, um Aufbruchsstimmung zu verbreiten.

    Auch Leonidas hatte der Aufruhr in der Ekklesia beunruhigt und daher war er ganz glücklich, als Timokrates diese Sache im Koinon ansprach. Auch in Information an den Eparchen war sicher keine dumme Idee, auch wenn er sich nicht sicher war, ob dafür das gesamte Koinon vonnöten war...


    "Ich denke auch, dass es eine wichtige Sache ist, die Beziehungen zum Eparchen gut zu halten - er sollte von uns darauf hingewiesen werden und nicht von seinen Informanten."


    bemerkte der Agoranom daher.

    | Theophilos


    Der Grammateus übernahm die Geschäftspost des Agoranomen - der wirkte in letzter Zeit ohnehin etwas überarbeitet. Während er so am Arbeiten war, las er den Namen des Strategos.


    "Der schon wieder..."


    murmelte er und machte sich dann daran, die Antwort zu verfassen und das ganze an die entsprechende Adresse zu schicken...das Problem war, dass keine Adresse angegeben worden war, sodass Theophilos zuerst in verschiedenen Registern nachsehen musste...





    GRAMMATEUS – LEONIDAS PHILOTES
    POLITES ALEXANDRINOS

    EPISTOLE
    22. MECHIR 435 E.P.K.
    (19.10.2007/104 n.Chr.)


    An Nikolaos Kerykes


    Die Stege des Agoranomos sendet Dir hiermit eine Abschrift der Synchoresis für den Betrieb iatreion eis alexandreias.


    Sie ist gut aufzubewahren und bei Kontrollen dem zuständigen Grammateus vorzuweisen.


    Anhang:
    - Synchoresis iatreion eis alexandreias



    THEOPHILOS
    ~~ STEGE AGRANOMOU ALEXANDRES ~~



    Synchoresis
    22. MECHIR 435 E.P.K.
    (19.10.2007/104 n.Chr.)


    Dem Polites Nikolaos Kerykes wird hiermit gemäß §3 Nomos Empories das Führen des Opiumhandelsbetriebs mit angeschlossenem Laden eines Arztes iatreion eis alexandreias in Alexandria erlaubt.
    Weiterhin wird ihm der Vertrieb der Produkte des Betriebes gemäß §4 Nomos Empories gestattet.


    Einsprüche gegen administrative Handlungen des Agoranomen sind an den amtierenden Exegeten zu richten.




    THEOPHILOS
    PRO LEONIDES PHILOTATES

    Leonidas seufzte, als dieser seltsame Kerl, den er noch nie in seinem Leben gesehen hatte, weiter den Prytanen der Alexandriner vordozierte, was seine Auffassung von Gesetzen war, obwohl es Leonidas eher wie simples Unruhestiften vorkam. Zumindest hatte er trotz des erhöhten Geräuschpegels im Theatron nicht das Gefühl, dass der Pöbel sich Diagoras zustimmend erheben würde und plündernd zum Basileia- (aus Zorn) und Fremdenviertel (eher aus Gewohnheit) ziehen würde.


    So blieb er einfach schweigend, freute sich, dass seine Amtszeit bald ablief und wartete darauf, dass Timokrates den Kerl ignorierte und den Gesetzentwurf durchboxte.

    Leonidas erinnerte sich an diese kurze Debatte mit Timokrates in seinem Büro. Natürlich glaubte er an die Verfassung und so meinte er


    "Wir sollten einfach eine Ekklesia einberufen und wieder wählen. Es steht jedem frei, erneut zu kandidieren und wiedergewählt zu werden."

    Leonidas rollte mit den Augen. Im Grunde hatte dieser Mann schon recht - die Autonomia Alexandrias existierte in einigen Punkten tatsächlich nur auf dem Papier. Andererseits hatte aber jeder Alexandriner Interesse daran, sein mehr oder minder erfolgreiches Leben ohne Repressionen von rhomäischer Seite zu verleben - zumindest hatte dies Leonidas.


    Naja, der würde das Koinon und vor allem den göttlichen Basileus nicht mehr oft beleidigen...zumindest wenn er nicht bald den Mund halten würde. Dennoch galt es, die Prytanen zu verteidigen.


    "Der Basileus ist immerhin die Inkarnation des Dionysos und damit der Schutzgott Alexandrias. Also weiß ich nicht, was du mit Habgier seines Volkes meinst.


    Abgesehen davon frage ich mich, warum du eine Politie für Rhomäer ablehnst, aber zugleich offensichtlich nichts gegen eine Proxenie für sie hast. Unser Ziel war es gerade, die Bürger Alexandrias, die das rhomäische Bürgerrecht erlangt haben - wie gesagt nicht wenige - nicht allzusehr über die übrigen Bürger hinauszuheben, indem sie die Proxenie erhalten.


    Und der Eparchos ist der Stellvertreter unseres Schutzgottes. Seine Meinung ist die des wiedergeborenen Dionysos, unseres Schutzgottes, und damit von größter Relevanz."


    Wer war dieser Kerl überhaupt, der den Prytanen der Alexandriner unterstellte, sie würden die Katastasis mit Füßen treten?

    Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes
    Auch Nikolaos wandte sich kurz dem Eparchos zu. "Verehrter Praefekt, kannst du mir sagen, wer vor dir dieses Amt innehatte?" Er hatte diese Frage beiläufig gestellt und lächelte dabei harmlos.


    Der Abend wurde noch recht gemütlich und auf das eigentliche Essen folgte ein sehr ausgedehntes, feucht-fröhliches Symposion mit viel Wein, Tänzerinnen und Gesang (natürlich nur von den Sängern und Spielleuten, obwohl Leonidas in seinem Suff sicher auch fast losgesungen hätte).