Beiträge von Leonidas Philotantos

    Ein Sklave der Stadt brachte Post für Nikolaos vorbei.


    EPISTOLE
    19. PACHON 436 E.P.K.
    (14.2.2008/105 n.Chr.)


    An Nikolaos Kerykes


    Die Stege des Agoranomos sendet Dir hiermit eine Abschrift der Synchoreseis für das Landgut Oikos tou Nikolaou konta Alexandreias.


    Sie sind gut aufzubewahren und bei Kontrollen dem zuständigen Grammateus vorzuweisen.


    Anhang:
    - Synchoresis Oikos tou Nikolaou konta Alexandreias



    THEOPHILOS
    ~~ STEGE AGRANOMOU ALEXANDRES ~~



    Synchoresis
    19. PACHON 436 E.P.K.
    (14.2.2008/105 n.Chr.)


    Dem Polites Nikolaos Kerykes wird hiermit gemäß §3 Nomos Empories das Führen des Landguts Oikos tou Nikolaou konta Alexandreias vor Alexandria erlaubt.
    Weiterhin wird ihm der Vertrieb der Produkte des Betriebes gemäß §4 Nomos Empories gestattet.


    Einsprüche gegen administrative Handlungen des Agoranomen sind an den amtierenden Exegeten zu richten.




    THEOPHILOS
    PRO LEONIDES PHILOTANTOS

    Leonidas war gespannt, wie die Wahl ausging und tatsächlich schienen sich viele seinem Anhang anzuhängen, sodass die von ihm präferierten Archonten (mit Ausnahme vielleicht der Krateiden, die tatsächlich schon wieder Ämter absahnten) in Amt und Würden kamen.


    Nach der Sitzung erhob sich Leonidas und ging hinüber zu Nikolaos, um ihm zu seinem Wahlsieg zu gratulieren.


    "Gewesener Prytane, künftiger Prytane, ich wünsche Dir den Segen der Unsterblichen und viel Erfolg bei Deiner folgenden Amtszeit!"


    meinte er und lächelte ihn freundlich an.

    Leonidas blieb ruhig sitzen. Er hatte kein Interesse an einem neuen, anstrengenden Amt. Heute würde seine Arbeit endlich ein Ende haben und er würde sich endlich wieder um seine Handelsbeziehungen kümmern können. Vielleicht wollte er sogar eine kleine Reise unternehmen?


    Mithridates Castor wollte offensichtlich seinen Posten, während der Günstling des Nikolaos die Strategie haben wollte. Bisher konnte er nichts gegen diese Veränderungen einwenden, obschon er sich fast ein wenig Sorgen machte, dass Nikolaos zu viel Macht erhalten würde. Aber andererseits besser Nikolaos als die Krateiden...

    Auch Leonidas war ein wenig beunruhigt, als er an diesem Tag in königsgleiche Gewänder gehüllt das Theater aufsuchte - ausnahmsweise einmal nicht zur politischen Agitation. Ein Händler hatte erzählt, dass in Syria gesagt würde, dass der Basileus verstorben war. Eine Ungeheuerlichkeit! Seit der Gerichtsverhandlung neulich war er sich sicher, dass dies ein guter Anlass für Unruhen werden konnte und Unruhen waren eindeutig schlecht für das Geschäft!


    Und dann wurden seine Gedanken auch schon abgelenkt, als der Zug der Priester des Apollon erschien, flankiert von Schülern des Museion. Leicht amüsiert entdeckte er Nikolaos in der Menge - irgendwie schon etwas ungewöhnlich für einen Strategos, aber nunja...jedem das Seine!

    Leonidas saß weiter in seinem Richterstuhl und fragte sich, ob Aristophanes ihm heute Abend Schwein, Rind, Geflügel oder doch alles zusammen servieren lassen würde.


    Entzückt stellte er fest, dass der Eparchos tatsächlich kurzen Prozess machte und diesem Abschaum kein Podium zur Selbstdarstellung bot. Diese Verrückten! Rom Widerstand leisten? Womit denn? Mit ein paar abgemagerten Heloten? Es lief doch alles perfekt! Rom sorgte für Ordnung und Frieden und rissen den Griechen alles aus den Händen, was sie produzierten! Es gab wirklich keinen Grund zur Unzufriedenheit!


    Leise ächzend wechselte er den Arm, der seinen Kopf abstützte und sah hinunter in die Menge.

    Leonidas nickte. Leonidas wusste zwar nicht, wo dieses Haus lag, aber es kam ihm dennoch etwas seltsam vor, dass er das Schreiben nicht in dieses geschickt haben wollte. Die Planung eines Landsitzes hingegen kam ihm wieder verständlicher vor...vielleicht sollte er sich auch ein Haus am Nil kaufen?


    "Gut. Das werde ich tun. Hast du bereits einen Namen für den Betrieb?"

    Durus nickte. Opium hier anbauen - keine schlechte Idee. Obwohl er sich fragte, ob der hier wuchs...


    "Natürlich, gern. Mein Grammateus wird dir noch morgen eine entsprechende Erlaubnis zukommen lassen - wohnst du übrigens immer noch im Museion?"



    fragte er bei der Gelegenheit gleich. Nicht, dass er auf Philosophen herabblickte - aber ein Strategos sollte seiner Meinung nach schon eine bessere Bleibe als einen Gruppenschlafsaal besitzen. Und immerhin trat er inzwischen ja ganz standesgemäß auf!

    Am letzten Tage seiner Amtszeit trat Leonidas alleine vor das Koinon, um Rechenschaft über die Stadtkasse abzulegen - sein Kollege Timokrates war leider erkrankt. Er räusperte sich, als der Gymnasiarchos als Vertreter des Archiprytanes ihm das Wort erteilte.


    "Verehrtes Koinon, liebe Prytanen,


    ich lege heute Rechenschaft ab über die Stadtkasse, aufdass mir niemand Nachlässigkeit nachsage."


    Er holte ein Papyrus hervor, auf dem er die Liste zusammengeschrieben hatte und trug sie vor.


    To Demosion



    Dann fuhr er mit Erläuterungen fort.


    "Wie wir sehen, haben die Rhomäer bei ihrer Steuer dieses Jahr zu viel eingezogen. Der Dioiketes hat uns daher die überzähligen Steuern zurückgezahlt. Außerdem ist die Erneuerung der Phylakes stark zu Buche geschlagen. Ansonsten befindet sich alles im Rahmen - ich denke, ein Plus von fünftausend Drachmen - wenn auch als Antrittsgeschenk des Eparchos - kann als gute Bilanz gesehen werden. Sie konnte die Erneuerungsarbeiten am Kaisareion abfangen, sodass wir weiterhin gut dastehen."


    Er blickte in die Runde, was das Koinon von diesem Bericht hielt.


    Sim-Off:

    Für die Nicht-Griechen ;)

    Die öffentliche Kasse


    Einnahmen
    Geschenk des Eparchos
    Steuer der Rhomäer zurück
    Kopfsteuer
    Zoll
    Spenden - Sarapeion
    Spenden - Tychaion
    Spenden - Tempel


    Ausgaben
    Sold - Wachen
    Sold - Schreiber
    Verpflegung - Sklaven
    Instandhaltung - Gebäude
    Steuer der Rhomäer (792.25 Sz wurden insgesamt tatsächlich gezahlt)
    Feste
    Geschenke an das Orakel von Delphi
    Renovierung - Wachen
    Bilanz



    * alle mit Stern versehenen Punkte sind fiktiv und dienen nur der Ausschmückung (tauchen auf dem Konto nicht auf)


    PS: ich hoffe, ich habe mich nicht verrechnet ;)

    "Chaire!"


    grüßte er Nikolaos und erhob sich, um ihm einen Begrüßungskuss auf die Wange zu drücken. Dann nahm er wieder Platz.


    Wenig später sah er den beiden großen Parteien bei ihrem Einmarsch zu. Leonidas grinste zufrieden, als er feststellte, dass die Krateiden eine Menge an Anhängern eingebüßt hatten, dafür war er erstaunt, dass die Nearchäer doch noch eine erstaunliche Anhängerschaft hatten.

    Leonidas legte den Kopf schief. Die Ägypter? Das war ja eine Überraschung! Mit diesen brotlosen Metöken hatte der Sohn des Philotas wahrlich nicht gerechnet!


    "Nunja, sie marschieren nach Dura Europos, wie ich hörte. Ein Händler hat mir erzählt, sie hätten ziemlich Probleme gehabt am Chaboras - ein Hinterhalt, sagt man. Vielleicht wird der Krieg doch nicht so erfolgreich, wie alle dachten."


    Auch Leonidas hatte schon gehört, wer alles gegen die Parther gescheitert war. Er wusste spontan nur einen, der so etwas fertigbringen konnte - und der lag in seinem Grab in dieser Stadt! Die Rhomäer waren große Krieger - aber an die Makedonen kamen sie nicht heran!

    An diesem Tage war wilde Aufregung in der gesamten Stadt. Überall hatten Ausrufer für Kandidaten um die städtischen Ämter geworben, manch ein Stimmenkäufer war auch durch die Slums gezogen, um im letzten Moment noch die Anhängerschaft des Gegners abzuwerben.
    Doch nun waren alle Steine gesetzt, und wie ein großes Senet-Spiel begann das Ringen um Macht, Einfluss und Politik.


    Als Leonidas - umringt von einer Schar Freunde, Anhänger und Diener - das Theatron betrat, war dies erst halbherzig gefüllt. Wie üblich hatte sich der Agoranom zentimeterdick geschminkt, dafür jedoch einen schlichteren Chiton gewählt, um seine einfache Bürgerlichkeit herauszustreichen. Diesmal durfte er ganz vorn, nahe der Scena Platz nehmen, wo auch die anderen Prytanen erscheinen würden.

    "Oh, wie gesagt - die Konkurrenz der jüdischen Händler ist problematisch. Und der Krieg im Osten bessert die Handelsgeschäfte ebenfalls kaum."


    Ihm kam plötzlich, dass Nikolaos ebenfalls an diversen Geschäften beteiligt war.


    "Und bei dir?"

    "Natürlich werden wir das zu gegebener Zeit tun - nämlich als letzte Amtshandlung, sonst müssten wir es ja mehrmals tun."


    Obwohl eigentlich nichts Verwerfliches daran war, drängte dieser Hinweis Leonidas in die Defensive und machte ihn ein wenig unfreundlich.


    "Was die Sache betrifft, dass Du die Organisation übernehmen sollst, habe ich keine Einwände."


    Der andere Punkt war ihm jedoch immer noch fraglich. Ohne Kostenvoranschlag hatte er nichts zum Verhandeln, daher blieb er weiterhin vage.


    "Die Stadtkasse könnte sicher etwas bereitstellen, nur möchte gern im Vornherein wissen, inwieweit die Gelder benötigt werden. Oder für was."