Beiträge von Theodorus von Corinthus

    Ich wartete wieder geduldig und hoffte insgeheim, dass die Hausbewohner mein zerrissener Anblick nicht abschrecken würde. Zwar war meine Kleidung soweit in Schuss, aber hier und dort waren mehr Löcher als Kleidungsstücke zu sehen. Genug für mich. Lächelnd bemerkte ich, dass drinnen sich jemand der Tür näherte, und sah plötzlich eine wahre Schönheit vor mir. Erfreut verneigte ich mich.


    "Chaire, edle Schönheit. Ich bin ein Gelehrter auf Wanderschaft und muss meinen kargen Unterhalt verdienen. Ich bitte Euch um eine milde Spende. Ich gebe mich mit allem zufrieden, was Ihr zu geben bereit seid, und wenn es nur ein wenig Brotkrume ist. Entschuldigt die Umstände, die ich Euch bereite."

    "Ja, das bin ich.", antwortete ich ehrlich und hörte ihm weiter aufmerksam zu. Der junge Mann hatte ein gutes Herz und das zeichnete ihn schon mal aus. Auf seinen Rat hin musste ich schmunzeln, wollte ihn aber nicht verärgern. Also wählte ich meine Worte mit Bedacht.


    "Mein Name ist Theodorus. Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Quintus Octavius. Ich danke Euch für Euren Rat, ich weiß, er kommt von Herzen. Aber ich habe im Leben gelernt, dass es mich mehr mit Freude erfüllt, mein eigener Herr zu sein; auch wenn ich niemals reich sein werde, ich besitze bereits alles was ich brauche. Einen wachen Verstand und das Wissen, dass ich irgendwann zur Erkenntnis der wahren Schönheit gelangen werde. Solange streife ich durch die Lande und bin ein Suchender."

    Mit der Geduld von Jahrzehnten, die in meinen Gliedern steckte, machte ich mich weiter auf den Weg zu einem anderen Haus, das vielleicht ein wenig Nahrung für mich bereit halten konnte. Im Grunde war das Ganze auch eine Lektion des Lebens. Nur die wenigsten wählten den Weg der Selbstgenügsamkeit und begaben sich in die Armut, um sich selbst zu erfahren. Es war eine tägliche Prüfung für Körper und Geist. Während ich noch vor mich hin sinnierte, war ich angekommen und klopfte ruhig und gelassen an.

    Dieses Haus sah schon majästetischer aus. Weitläufig füllte es einen ganzen Wohnblock aus. Ich wunderte mich, wozu soviel Prunk gut sein sollte. Aber nun gut, die Menschen hier mussten selbst entscheiden, was sie zu tun gedachten. Die Vordertür betrachtend sah ich plötzlich ein kleines, sehr filigran gezeichnetes Grafiti, auf dem in lateinischer Schrift zu lesen war, dass sich meinesgleichen doch gütigst zum weniger auffälligen Seiteneingang begeben sollten. Diese Herrschaften wollten wohl nicht, dass man die Bettler direkt auf der Straße vor ihrem Haus sah und sie damit in Verbindung brachte. Verächtlich schnaufend suchte ich den Seiteneingang und fand ihn schließlich. Mit dem Knauf meines Wanderstocks schlug ich gegen die Tür und wartete geduldig.

    Ich folgte dem Mann mittleren Alters durch die Tür hinein in das prächtig eingerichtete Haus. Noch einmal nickte ich ihm zu und dann war er verschwunden. Entgegen meiner Erwartungen war es nicht übermäßig und mit überflüssigem Prunk versehen. Im Gegenteil, es war in nüchternem , aber geschmackvollen Stil eingerichtet. Soweit ich das sagen konnte, schließlich hatte ich seit meiner Ausbildung an der Akademie Athens und dem Auszug aus dem Elternhaus kein bleibendes Dach über dem Kopf gehabt, war ständig umhergereist.


    Geduldig blieb ich im Atrium stehen und betrachtete die Figuren und Statuen, die dort das Auge erfreuten. Auch Denker waren darunter, was mich doch sehr freute.


    Sim-Off:

    Wer will, kann gern mitposten :)

    Nach kurzer Wartezeit öffnete sich die Tür und ich erkannte einen Mann von durchschnittlicher Gestalt; vom Akzent her schätzte ich, einen meines Volkes vor mir zu haben. Drum lächelte ich besonders freundlich und nickte ihm zu.


    "Chaire, werter Herr. Ich entschuldige mich in aller Form dafür, Euch Unannehmlichkeiten zu bereiten. Ich bin Gelehrter auf Reisen und verdiene meinen kargen Lebensunterhalt durch die edle Kunst des Bettelns. Ich würde mich sehr über eine milde Spende freuen. Wenn Ihr noch Küchenabfälle oder unbrauchbare Reste vom letzten Mahl habt, soll mir dies als Festmahl genügen."

    Das Leben hatte mich vor allem eines gelehrt: Selbstgenügsamkeit. Die Stoiker hatten vollkommen recht, wenn sie sagten, dass der Mensch einzig sich selbst genügen und ein einfaches Leben führen soll. Ich selbst hatte dem Ganzen noch die Komponente hinzugefügt, dass es keine ultimative Wahrheit gäbe, da diese ja nur von der Sinneswahrnehmung erzeugt würde, die wiederum auch Fehlern unterworfen war. So war ich stets bettelnd herumgezogen, um zumindest das wenige im Magen zu haben, das ich brauchte, um auf meinen Reisen nicht zusammenzubrechen. Auch wenn ich den Menschen viel abverlangte, zählte ich doch darauf, dass es Gutmütige unter ihnen gab. Auch hier wollte ich betteln und so klopfte ich an die Tür dieses Hauses.

    Ich nahm bescheiden die Sesterzen entgegen und verstaute sie in einem kleinen Lederbeutel am Gürtel. Dann verbeugte ich mich höchst dankbar und sah den Mann hocherfreut an.


    "Ich danke Euch vielmals. Möge die Weisheit Euch nie verlassen."


    Nachdem ich ihm meine Dankbarkeit erwiesen hatte, blickte ich ihn erstaunt an. Normalerweise nahmen die Menschen wenig Notiz von mir und wimmelten mich schnell wieder ab, nur um wieder ihren Geschäften nachzugehen.


    "Diese Frage werde ich Euch gern beantworten. Ich bin von Corinth bis hierher gereist und schon viele Jahre unterwegs. Nun will ich hier um eine Lehranstellung bitten. Ich möchte das, was ich in meinem Kopf erdacht habe, endlich Schülern vermitteln, bevor ich in die Stille der Erde eingehe."

    Sein schiefer Blick wurde von meinem stets milden Lächeln erwidert.


    "Ich bitte nur um eine milde Spende. Dies kann alles sein. Und wenn es nur ein harter Rest Brot ist. Ich bin mit allem zufrieden. Wenn ich Unannehmlichkeiten bereite, so entschuldigt dies bitte!"

    Ich wartete noch etwas, bis plötzlich die Tür geöffnet wurde und sich mir das Gesicht eines jungen Mannes entgegenstreckte. Lächelnd nickte ich diesem zu.


    "Chaire. Ich bin ein reisender Gelehrter, der sich sein täglich Brot verdienen muss. Ich bitte um eine milde Spende.", antwortete ich freundlich.


    Das Bild eines Gelehrten musste im Kopf dieses Mannes wohl sehr durcheinander gebracht sein, denn vor ihm stand ja ein armer Bettler und kein Mann in wallenden, frischen Kleidern.

    Auf meiner Reise durch Rom wollte ich auch etwas hausieren gehen. Nicht, dass ich die Menschen bedrängen wollte. Es war mir nur ein Bedürfnis, herauszufinden, wie gutmütig sie waren, wenn sie sich nicht hinter der Anonymität der Straße verstecken konnten. Mit alter, abgewetzter, aber doch gut in Schuss gehaltener Kleidung kam ich vor das Haus einer Familie und klopfte daran. Mit lächelnder Miene stand ich dort und wartete, dass jemand die Tür öffnete. Diesem würde sich ein alter Mann in gesetztem Alter zeigen, der auf seinen Wanderstock gelehnt die Bettelschale vorhielt.

    Um auch am heutigen Tag meinen kleinen Lebensunterhalt zu verdienen, nahm ich Platz an einer Säule auf dem forum romanum, an der sicher genügend Menschen vorbeigehen würden. Wie immer setzte ich mich in Schneidersitz und legte meine Bettelschale auf dem Schoß, während ich weiter darüber nachdachte, wie die optimale Seelenruhe zu erreichen sei. So murmelte ich gedankenversunken vor mich hin, während hier und da ein Mensch Erbarmen mit einem alten Mann hatte und Münzen in die Schale warf.


    Sim-Off:

    Wer mag ist gern eingeladen mit mir zu posten :)

    Nach langer Reise von Griechenland aus kam ich endlich in der Hauptstadt dieses großen Reiches an. Meine Augen waren geblendet vom schönen Schein dieser Perle. Trotzdem musste ich meine Reise auf der Suche nach der vollkommenen Seelenruhe fortsetzen. Vielleicht könnte ich sie im Museion in Alexandria finden. Aber nur als forschender Philosoph, der ich nun einmal war, würde es mir gelingen, vielleicht die Spur zu finden, die meine Vordenker hinterlassen hatten. So machte ich mich denn auf den Weg zum Curator dieser Schola, um zu erfragen, wie ich zu einer Anstellung im Museion Alexandrias zu finden. Mit gemessenen Schritten und den Wanderstab fest im Griff kam ich vor das Officium und klopfte mit dem Stabknauf daran.