Beiträge von Theodorus von Corinthus

    Ich wurde in die große Villa dieser Familie geleitet und kam erneut aus dem Staunen kaum heraus. Alles war prachtvoll und verschwenderisch eingerichtet, so wie es scheinbar Gang und Gebe bei den Patriziern war. Ich kramte auch das letzte Wissen über die Römer aus meinem Geist, denn ich war in vielen Schriften dieses Volkes bewandert und hatte viele tausend Meilen durch dieses Land hinter mich gebracht. Scheinbar wollte der Nubier so schnell wie möglich wieder zurück an seinen Platz, was mir persönlich sehr gelegen kam. Als Ersatz stellte er mir eine junge Sklavin zur Seite, die ich freundlich begrüßte. Nachdem sie Speis und Trank geholt hatte, führte sie mich zum Arbeitszimmer des Hausherrn. Auf dem Weg sah ich erst, wieviele verschachtelte Räume diese Villa besaß. Zimmer über Zimmer, deren Zweck mir dank geschlossener Türen und Vorhänge aber leider verborgen blieb. Am Ziel angekommen meldete mich die junge Sklavin an, servierte die Nahrung und verließ den Raum dann wieder. Noch ein kleiner lüsterner Seitenblick auf den wiegenden Gang der Sklavin, ein verschmitztes Grinsen und ich trat demütig ein.


    "Chaire, geschätzter Herr. Ich bin Theodorus von Corinthus, gebildet in den Naturwissenschaften und besonders in der Philosophie. Ich bin hier bei Euch vorstellig, um die Bitte vorzutragen, hier als paedagogus Eurer Sprösslinge tätig zu sein."

    Mein Warten wurde belohnt und ich hörte Schritte von innen. Lächelnd bereitete ich mich schon vor, als sich die Tür öffnete. Vor mir stand ein Hüne von Nubier, der über mir irgendwo hin zu blicken schien. Ich wollte schon "hier unten" rufen, als er mich endlich sah. Und was für ein Blick mich traf. Ich dachte, mir würde gleich das Herz samt Magen eine Etage tiefer rutschen. Ich versuchte zu lächeln, soweit das bei meiner Beklemmung möglich war. Er sah aus, als könnte er einem alten Griechen mit einer Hand den Kopf zerquetschen.


    "Nun äh... hrm... ich bin Theodorus aus... ähem... Theodorus aus Corinthus. Und ich wollte bescheiden fragen..."


    Ich legte mir meine Worte kurz zurecht und fuhr dann fort.


    "...ob in diesem Hause noch ein paedagogus gesucht wird. Ich bin ein Gelehrter, lasst Euch von meinem Aussehen nicht täuschen!", sagte ich lächelnd und fasste wieder etwas Mut.

    Ich folgte der jungen Frau weiter in das Haus hinein und lächelte weiter milde. Vielleicht sollte ich ja doch in Rom bleiben. Die Stadt schien doch einiges bereit zu halten. Als ich auch noch zu den Speiseliegen des tricliniums geführt wurde und die reiche Ausstattung sah, wollte ich schon ablehnen. Aber das wäre einer Beleidigung gleich gekommen. Und so nahm ich dankend platz und wartete auf Plotina. Dass sie mich selbst bewirtete, sprach für sich. Im Allgemeinen taten das die Sklaven. Ich freute mich schon auf eine einfache und gute Mahlzeit und Anwesenheit einer schönen Frau.

    Mein Warten nahm anscheinend kein Ende. Aber diese Prüfung meiner Geduld wollte ich gern auf mich nehmen. Doch endlich kam der junge Mann wieder zurück mit einem gut gefüllten Korb. Meine Augen leuchteten.


    "Ich danke Dir tausendfach. Übrigens... Decimus Meridius, scheinbar Herr des Haues, lud mich ein, hier zu übernachten. Ich möchte aber ungern ein ganzes Zimmer für mich in Anspruch nehmen. Schläfst Du und die anderen... nunja... Bediensteten des Hauses..."


    Ich wollte ihn nicht beleidigen, wusste ich doch, dass er wahrscheinlich Sklave im Hause dieses Decimus Meridius war.


    "...in einer Gemeinschaftsunterkunft? Wenn ja, würde ich gern dort einfach einen kleinen Strohsack in einer freien Ecke ausbreiten und dort nächtigen. Vorausgesetzt ich nehme euch damit nicht Platz weg und es ist euch genehm!"

    Grummelnd ging ich an der Seite des Mannes weiter und sah ihn grimmig an.


    "Nicht für mich, sondern für Dich... ich verstehe die Jugend heute nicht mehr. Ihr solltet Spaß haben in den Jahren, die euch noch bleiben. Stattdessen bekomme ich Sprüche zu hören wie: aber nein, meine Angebetete wartet doch auf mich! Ich bin selbst zu alt dafür, aber du Jungspund solltest doch nun wirklich...", wetterte ich im Gehen und behielt ihn weiter im Blick.


    Nachdem ich mich beruhigt hatte, musste ich bei meinen eigenen Worten laut loslachen.


    "Entschuldige meinen Groll, aber die Frauen waren ja nun wirklich Augenweiden, das musst sogar du als Vergebener zugeben. Nun, junger scholarius, wo führst Du mich hin? Hat diese Stadt außer Huren und lärmenden Senatoren auch noch etwas für den Geist zu bieten?"

    Zitat

    Original von Caius Flavius Aquilius


    Ich bot ihm einen der Holzstühle mit Lederbespannung an, auf denen wir unsere Besucher für gewöhnlich empfingen, und setzte mich selbst ihm gegenüber, ein Sklave blickte auch gleich durch die Tür herein und entfernte sich, nachdem ich Wein und Wasser bestellt hatte - wen man schon einen Gast hatte, musste man ihn auch angemessen bewirten.
    "Nun, ich denke, was die Existenz der Götter angeht, lassen sich zwei Wege beschreiten - der eine wird in allem, was durch Götter gewirkt wird und uns als das Wirken der Götter erscheint, eine natürliche Ursache erblicken und sie sicherlich auch wohlbegründet erklären können, was dafür spricht, wie weit sich die Wissenschaften entwickelt haben, wie gut wir fähig sind, mit Logik und Verstand bestimmten Rätseln auf den Grund zu gehen. Der andere wird das Problem emotional angehen anstatt des Rationalen, und vehement verteidigen, dass das Wirken der Götter in allem zu sehen ist und in manchem besonders stark ... ich gebe zu, bei vielem fällt es mir schwer, einen speziellen göttlichen Willen erkennen zu wollen, doch in manchen Augenblicken bin ich mir vollkommen sicher, dass die Götter existieren und sich um uns kümmern."


    Eine kurze Pause ließ ich einkehren, um dann fortzufahren: "An manchen Morgen, an denen ich in diesen Tempel gehe, um meinen Dienst zu tun, habe ich die Gelegenheit, den Sonnenaufgang zu bewundern, dieses vollkommene, atemberaubende Spiel der Farben am Himmel, das stattfindet, als existierten wir nicht, als sei es vollkommen unwichtig, ob wir überhaupt existieren, denn wir sind für die Perfektion dieser Pracht absolut nicht notwendig. Die Natur ist zu so viel Perfektion fähig, und diese erkennen zu dürfen, in Atem gehalten davor zu stehen und unfähig zu sein, mit Worten alles zu fassen, ist dies nicht ein Augenblick, in dem man dem Göttlichen so nahe ist wie niemals sonst? Die Natur mag auf logischen Prinzipien fußen, doch woher stammen sie, woher ist diese alles umfassende Ordnung? Ich kann nicht glauben, dass sie sich einfach so erschaffen hat."
    Mit der Frage nach dem paedagogus erwischte er mich allerdings auf dem falschen Fuß. "Ähm. Wer aus meiner Familie sucht denn einen paedagogus? Vielleicht Flavius Aristides?"


    Ich hörte dem jungen Priester aufmerksam zu und fand ihn recht sympathisch. Er beharrte nicht so fanatisch auf den Ideen seiner Religion wie andere seiner Art. Ich hatte nichts gegen den Glauben, aber ich hatte etwas gegen Fanatiker. Lächelnd nickte ich hier und da, gab mit einem "Hm, ja..." meine geistige Aufmerksamkeit kund und fand den Vortrag sehr spannend.


    "Du wägst gut ab, das gefällt mir. Es stimmt, dass die einen rational-wissenschaftlich denken und die anderen emotional-religiös. Aber sie alle leben dasselbe Leben und sollen dieselbe Toleranz genießen. Entschuldig also bitte, wenn ich dich angegriffen haben sollte mit meinen Fragen. Ich bin jedoch jemand, der das Ganze kritisch betrachtet.


    Mit Deiner Ausführung der Natur bin ich sehr einverstanden. Der Mensch selbst ist nichts gegen die Schönheit der Natur, die uns umgibt. Weißt Du, warum ich die Armut und nicht den Reichtum einer verstaubten Bibliothek in Athen gewählt habe? Ich sehe das Leben und die Natur als wunderschön an. Ich genieße jeden Augenblick und bin für jedes Geschenk dankbar, dass mir die Natur zuteil werden lässt. Ich denke die Religion funktioniert ähnlich, eben mit dem Unterschied, dass hier nicht das Natürliche, sondern das Übernatürliche angebetet wird. Und ich habe damit kein Problem.


    Doch eine bohrende Frage macht mich seit langem halb wahnsinnig: Existieren wir wirklich? Alles was wir sehen, ist von unseren Sinneswahrnehmungen beeinflusst. Und die sind auch nicht untrübsam. Deswegen zweifle ich an sovielen Dingen, auch an meiner Existenz.


    Zweitens die Frage nach dem Sinn dessen, was wir hier tun. Eigentlich vergehen wir, ohne etwas Bleibendes zu hinterlassen. Natürlich erinnern sich unsere Kinder und Kindeskinder an uns, was aber ist danach? Endet nicht alles später in Sternenstaub? Schon Achilles wählte den Weg des Ruhmes vor einem normalen Leben. Aber auch sein Andenken wird irgendwann verloschen sein. Ich frage dich also noch einmal: wofür leben wir?"


    Nach diesen Worten nahm ich ein wenig Zeit zum Verschnaufen und nippte am Wein, der mittlerweile gebracht worden war. Als ich meine weiteren Worte im Geiste gesammelt hatte, setzte ich fort.


    "Allein diese Fragen haben mich in all den Jahren weite Strecken zu Fuß zurücklegen lassen. Vielleicht verdanke ich dieser ewigen Suche auch ein wenig meine verbliebene körperliche und geistige Leistungsfähigkeit....


    Übrigens, zur Frage des paedagogus..."


    Ich reichte ihm eine Kopie des Aushangs, der auf dem Markt zu sehen war.

    So schnell wollte ich nicht gehen und klopfte erneut an. Vielleicht war der Türsklave ja eingeschlafen oder die Herrschaften außer Haus. Meine Geduld war noch lange nicht erschöpft.

    Ich nahm dankend meine Schale auf, ließ die Münzen in meinen kleinen Lederbeutel am Gürtel fallen und wollte gerade dem jungen Miles folgen, als mich eine junge Frau ansprach. Scheinbar verwechselte sie mich mit den Zirkusleuten, die gern auf den Märkten auftraten und das Volk mit ihrer Kunst erfreuten. Ich drehte mich herum und verneigte mich grinsend.


    "Auch wenn ich in erster Linie nicht zur Belustigung der Vorbeikommenden gezeigt habe, wozu ein alter Mann noch gut ist... danke ich Dir vielmals, edle Schönheit.", sprach ich zwinkernd und nahm dankend die Münzen entgegen.


    "Nun, mein Begleiter hier - nebenbei bemerkt ein stattlicher Soldat der cohortes urbanae - wollte mir ein wenig von der Stadt zeigen. Würde es Dir und Deiner Begleiterin etwas ausmachen, uns mit eurer angenehmen Anwesenheit beim Gang über die Märkte zu erfreuen? Meine alten Augen brauchen ab und zu ein klein wenig von der Schönheit, die das Leben leichter macht..."


    Während ich das sagte, warf ich einen zwinkernden Seitenblick zu meinem Begleiter, der die Gelegenheit sicher nicht ungenutzt lassen würde.

    Ich lächelte ihn vergnügt an und warf mir meinen Mantel wieder über, der bei den sportlichen Einlagen hinuntergefallen war. Dann überlegte ich etwas. Eigentlich war der Tag bisher recht ergiebig gewesen und ich konnte mir etwas die Beine vertreten.


    "Verzeiht die Frage, aber hattet Ihr eine bestimmte Richtung? Und wenn ja, dürfte ich Euch begleiten? Ich bin erst seit kurzem in Rom und möchte gern mehr von der Stadt sehen, ohne dass ich mich gleich an der nächstbesten Ecke verlaufe. Wenn es Euch etwas ausmacht, sagt es ruhig. Ich will mich nicht aufdrängen!"

    "Ob ich gebildet bin? Wollt Ihr mich beleidigen?", sagte ich schelmisch grinsend und baute mich schwerfällig vor ihm auf.


    "Ich bin fast sechzig und ein Philosoph. Ich bin weit herumgekommen.", sagte ich herausfordernd und weiter grinsend.


    "Und mein Alter sitzt mir nur bedingt in den Knochen. Schau her!", sprach ich und hüpfte herum. Danach kamen einige Kniebeugen und ein paar Liegestütze.


    "Ich bin vielleicht alt, aber noch nicht eingerostet!"

    "Tu das.", erwiderte ich lächelnd.


    Scheinbar war der Mann zum Plausch aufgelegt. Nun, dem war ich nicht abgeneigt.


    "Die Welt ist mein Zuhause. Darüber hinaus besitze ich nichts und brauche auch nichts!", rief ich laut und breitete die Arme aus.


    "Ab und zu mache ich dies und das. Meistens wollen die reichen Herrschaften, dass jemand ihre Kinder unterrichtet. Ich bin bei solchen Sachen nicht wählerisch.", sagte ich zwinkernd und wartete seine Antwort ab.

    Diesmal kam ich nicht, um zu betteln, sondern um vorstellig zu werden. Ich hoffte, dass die gens noch immer einen Paedagogus suchte. So kam ich vor die Villa und klopfte an.

    "Aahh...Cohortes Urbanae, verstehe.", murmelte ich vor mich hin.


    "Nein, ich komme aus Achaia. Aber man lernt ja anscheinend nie aus, nicht wahr?", sagte ich freudig und sah den Mann vor mir weiter musternd an.


    "Sagt, wisst Ihr, ob in der Stadt irgendwo jemand zur Arbeit gesucht wird?"

    Zitat

    Original von Caius Flavius Aquilius
    Ein Grieche also - was die Kleidung erklärte und auch die Neigung dazu, sich das Haupthaar im Gesicht wachsen zu lassen, eine Sache, die ich trotz einiger in Achaia verbrachter Jahre weder verstanden noch selbst ausgeübt hatte, die römische Rasur war mir dafür einfach zu sehr zum Teil meines Lebens geworden, auf den ich morgens ungern verzichtete, um mich sauber zu fühlen. Dass er allerdings gleich mit einer Glaubensfrage herauskam, bereitete mich innerlich auf eine lange und höchstwahrscheinlich ergebnislose Diskussion vor, wie es in Glaubensfragen oft der Fall war.
    "Willkommen im Haus des Mars, Theodorus von Corinthus - mein Name ist Caius Flavius Aquilius und ich bin einer der sacerdotes in diesem Tempel - und wenn es darum geht, mit einer Diskussion Deinen Gedanken eine Sichtweise aufzuzeigen, die Dir selbst vielleicht fremd sein sollte, will ich Dir gerne behilflich sein. Aber lass uns doch ein wenig abseits gehen, damit wir jene, die zum Zwiegespräch mit Vater Mars gekommen sind, nicht mit unseren Worten stören."


    Ich trat beiseite und machte eine einladende Geste zum hinteren Bereich des Tempels, ein officium war sicherlich um diese Zeit frei und konnte benutzt werden, tagsüber drückten sich die meisten Priester, genau wie ich, gern um Schreibarbeiten jeglicher Art. Während des Weges nahm ich indes den Gesprächsfaden wieder auf. "Ich glaube an die Götter aus mehreren Gründen - zum einen, wie Du sicher weisst, ist unser Volk sehr traditionsgebunden, ein öffentliches Leben ohne den Götterkult ist für einen Römer unvorstellbar, unser Kalender wird von den Feiertagen bestimmt, ebenso wie unser privates Sein. Die Götter und ihre Verehrung sind so sehr Teil unseres Lebens, dass die wenigsten Menschen den Glauben wirklich hinterfragen - mein persönlicher Grund zu glauben ist allerdings durch das Wissen getragen, dass die Götter existieren, dass ich Ihr Wirken bereits gespürt und gesehen habe."


    Ich nickte ihm zu und folgte dem jungen Mann dann in sein officium. Während ich noch die Tür hinter mir schloss, dachte ich über den Sinn seiner Worte nach. Der Götterglauben war im Alltag der Menschen tief verwurzelt, das wusste ich. Auch andere Griechen, selbst hochgebildete Gelehrte, betrachteten den Glauben nicht so skeptisch wie ich, ja sie dachten nicht darüber nach, weil es ihnen so alltäglich wie die regelmäßigen Mahlzeiten erschien. Soweit konnte ich Aquilius folgen und es ergab auch Sinn für diese Menschen. Der Glaube gab ihnen Halt und war für sie universelle Erklärung von nicht erklärbaren Rätseln der Natur. Ich als Grieche wusste jedoch um die Erklärung vieler Rätsel und daher entzauberte es so manch faulen Zauber der angeblichen Götter. Aber die Menschen sollten glauben, was sie wollten. Dann jedoch sagte der junge Mann etwas, das mich erstaunte. Er wollte das Wirken der Götter selbst gesehen haben? Das ergab für mich keinen Sinn.


    "Es freut mich sehr, Deine Bekanntschaft zu machen, Flavius Aquilius!", sprach ich freundlich, nachdem ich die Tür geschlossen hatte und ihn wieder ansah.


    "Das Wirken der Götter ist also wahrhaftig? Ich als Philosoph und Naturwissenschaftler kann das nur bedingt glauben. Gewisse Dinge in der Natur sind doch erklärbar, nicht wahr?"


    Ich überlegte noch etwas, dann fiel mir plötzlich sein Familienname ein.


    "Sucht Deine Gens noch immer einen paedagogus?"

    Ich überlegte weiter. Warum wollte mich dieser Mann überhaupt als seinen Klienten? Soweit ich wusste, basierte dieses System vom gegenseitigen Geben und Nehmen. Aber ich hatte ihm nichts zu geben. Ich hatte kein römisches Bürgerrecht und war damit nicht stimmberechtigt. Ich hatte auch kein Geld bei mir und hart arbeiten konnte ich schon gar nicht.


    "Auch wenn Dein Herr scheinbar edel und großherzig ist, so muss ich sein Angebot ausschlagen. Ich bin mein eigener Herr und werde das auch beibehalten.", erwiderte ich mit fester Stimme, lächelte aber weiterhin.


    "Ich bin Philosoph."

    Ich nahm die Sachen dankbar entgegen und verstaute sie in meinem Mantel. Dann blickte ich den Mann vor mir skeptisch an.


    "Dafür möchte Dein Herr doch sicher eine Gegenleistung. Ich begebe mich ungern in die Klientelschaft."

    Etwas enttäuschte mich die Antwort doch, hatte ich wenigstens gehofft, hier eine Anstellung zu finden. Aber ich wollte es mir nicht anmerken lassen und lächelte weiter milde.


    "Nun, ich bin Philosoph und möchte in dieser Hinsicht mein Wissen mit den Jüngeren teilen. Wenn schon nicht hier in Roma, gäbe es dann woanders Anstellungsmöglichkeiten? Ich habe gehört, in Alexandria würde man noch gut Männer suchen. Ich favorisiere dort das Museion. Sind dort Stellen frei?"

    Die meisten Diener dieses Gottes drückten sich wohl vor der erbarmungslosen Mittagshitze und reagierten nicht auf meine Frage. Feine Diener hatte sich Mars da in sein Haus geholt. Meine zerschlissene Kleidung war so luftig gestaltet, dass mich die Hitze eher wenig störte. Aber einer von ihnen hatte wohl Erbarmen mit mir. Lächelnd wandte ich mich zu ihm um und musterte ihn meinerseits. Ein junger Erwachsener von muskulösem Körperbau und markantem Gesicht. Ein junger Adonis. Aber die liefen in Athen ja zuhauf herum. Aber ich wollte ihn nicht warten lassen und so trug ich mein Anliegen vor.


    "Chaire, werter Herr. Ich bin Theodorus von Corinthus. Ich bin schon länger auf Reisen und suche dabei nach einer gewissen Erkenntnis. Vielleicht kann ich sie ja hier finden. Sag mir, warum glaubst Du an die Götter, die auf dem forum ihre Behausungen haben?"

    Eingehüllt in den zerschlissenen Mantel blickte ich über das Wasser und sah die Nebelschwaden, die darüber schwebten. Noch waren die Temperaturen unangenehm, aber man konnte schon ahnen, dass der neue Tag heiß und stickig werden würde. Schon jetzt sendete die Sonne wärmende Strahlen, auch wenn sie noch nicht gegen die vorherige nächtliche Kälte gewonnen hatte. Plötzlich sah ich zwei Gestalten auf mich zugehen. Sie blieben stehen und der Vordere sprach mich an. Ich nickte lächelnd - soweit es die Kälte zuließ.


    "Ja, der bin ich."


    Mit einem Blick auf das kleine Bündel, das die Frau hinter ihm im Arm hielt, konnte ich schon erkennen, wer da vor mir stand.