Original von Sergia Plotina
Noch während Plotina über die neuerlich kryptischen Aussagen des Theodorus zu seiner Vergangenheit nachgrübelte, schwang dieser sich lächelnd zu ihr auf die Kline. Augenscheinlich hatte ein neues Interessengebiet die Langeweile des Greises in die Flucht schlagen können.
Plotina begann sich zu fragen, wovon seine Augen sprachen - seine Lippen jedenfalls redeten weiterhin von Philosophie. Und dies in einer Weise, die nun wiederum das gesamte Interesse der Sergierin okkupierte.
"Ich höre gerne, dass deine letzten Worte über die Stoiker und die Kyniker meinem Einwand entgegenkommen - und dies in einer solch treffenden Formulierung, wie ich sie in einem Jahr nicht hätte finden können. Denn das ist genau das, was ich meinte: Die Stoiker mahnen uns, genügsam zu sein und zu handeln, allerdings liefern sie unsere Freiheit den Armen des Fatums aus. Die Kyniker mahnen uns dagegen, uns immer wieder aus solchen vermeintlichen Zwängen zu befreien."
Plotina nickte bedächtig.
"Mir scheint jedoch klar, dass das Telos immer der Einsatz für das Gemeinwesen ist - an welchem Platz man auch immer stehen mag. Und die Kyniker leisten eben ihren ganz eigenen unverzichtbaren Beitrag."