Beiträge von Claudia Ofella

    Sim-Off:

    Ich habe den Überblick verloren!


    Zitat

    Original von Claudia Romana
    „Tatsächlich bin ich nicht alleine hier...“ Das Lächeln aufrecht zu erhalten war hierbei schon etwas schwerer. „Ich bin mit meiner Schwiegermutter hier.“ Sie deutete ein zu Ofella hin. „Septima, dies ist die Gattin meines Vaters, Claudia Ofella. Liebe Schwiegermutter, das ist meine Freundin Tiberia Septima.“ Liebe Schwiegermutter, welch Heuchelei. Doch nicht Einigkeit zu zeigen, wäre gesellschaftlicher Selbstmord.


    Ofella ließ die Aurelia ziehen, augenscheinlich hatte sie einen besseren Anschluss an die Festgesellschaft gefunden. Nun, Ofella trug es mit Fassung und widmete sich stattgessen der beistehenden Bekanntschaft ihrer Stieftochter Romana. "Tiberia Septima, wie nett, dich kennenzulernen!" Ofella strahlte das junge Ding regelrecht an. Auch hier folgten die obligatorischen Küsschen.


    Aus den Augenwinkeln bekam sie mit, dass eine andere Rothaarige sich soeben an den Präfekten heranschmiss. Beinahe gleichzeitig wurde verkündet, dass das Essen nun bereit sei. Was tun? Ofella warf den beiden Mädchen einen entschuldigenden Blick zu. "Entschuldigt mich bitte, meine Lieben", sagte sie und seilte sich ab. Gemessenen Schrittes und sich ihrer auf die Wangen gehauchten Jugend vollauf bewusst, begab sie sich in die Nähe des Stadtpräfekten. Kurz erwägte sie, dessen Begleitung aus Versehen einen Becher Wein über das Kleid zu kippen, doch hätte diese Aktion wohl kaum die erwünschte Wirkung gehabt und sie mehr tollpatschig als würdevoll aussehen lassen. Stattdessen überlegte sie sich rasch ein Kompliment und sprach dann die Dame an Salinators Seite an. "Verzeih mir, dass ich dich so einfach anspreche, ohne dass wir uns bisher vorgestellt wurden - aber ich muss dir einfach mitteilen, dass deine Frisur ganz wunderbar gesteckt ist!" Ofella lächelte hinreißend und warf nun auch dem Senator Vescularius einen kurzen Blick zu. Männer sollte man schließlich stets an der langen Angel lassen, wenn sie einem gefielen und man wollte, dass sie sich nach einem verzehrten. Ofella gab sich geheimnisvoll, schlug die Lider nieder und stellte sich vor. "Ich bin Ofella von den Claudiern. Es freut mich sehr, eure Bekanntschaft zu machen." Damit meinte sie selbstverständlich mehr die Salinators als die der anderen Frau, obwohl es sie natürlich schon interessierte, wer die andere war.

    Ofella wusste vermutlich mehr, als Menecrates jemals anderen über sich offenbart hatte. Er schien das in diesem Moment jedoch gern zu verdrängen. Ofella hob amüsiert die Augenbrauen und schwieg dazu. "...und mit Männern, die ihre Grenzen nicht sehen", pflichtete sie ihrem Gemahl bei und wiegte den Kopf hin und her. Sie war dieses Spielchen langsam leid. Immerhin war es keine Erpressung, die sie hier veranstaltete, sondern eine Art Handel, eine Übereinkunft. Sie wollte nichts weiter als die Änderung der Ehe in eine Ehe ohne Ehegewalt seitens ihres Mannes. Die Vorteile, die bei einer Aufrechterhaltung dieser Scheinehe auf der Hand lagen, sah er nicht. Verblendeter alter Mann! Sie nahm es ihrem Vater immer noch übel, dass er sie damals diesem Claudier übereignet hatte.


    "Mir scheint, du bist darauf versessen. Du berufst dich auf die Götter... Ha, als ob sie jemals dich gerecht behandelt haben für deine Kaltherzigkeit und Ignoranz meinen Wünschen gegebnüber. Und du tust es schon wieder. Nur werde ich mich dieses Mal nicht umherschubsen lassen wie eine Sklavin. Du wirst mich noch kennenlernen, Herius. Und dann wird dir leid tun, dass du meinen Wunsch wieder einmal ignoriert hast." Ofella reckte das Kinn in die Höhe und erhob sich. Eine ganze Weile sah sie Menecrates an. Vollkommen unverständlich, dass sie diesen ignoranten Kerl einmal geschätzt und respektiert hatte. Nun war er nur mehr ein Togamännchen für sie, noch dazu ein wenig ambitioniertes. Sie sog tief die Luft ein. "Du solltest dir deine Entscheidung noch einmal überlegen, auch im Sinne der Kinder", erinnerte sie ihn für ihre Verhältnisse recht nüchtern und ernsthaft. Sie mochte eigentlich nicht den Ruf ihres Sohnes schädigen, ihres kleinen Lieblings. Doch wenn es nötig sein würde, musste sie das tun. "Ich werde in der Via Campana wohnen, in Lucius Vinius Milos Gästehaus. Falls du es dir anders überlegst, lass es mich wissen", sagte sie. Dann wandte sie sich um und verließ Arbeitsraum und Gebäude, ohne noch eine Erwiderung seitens ihres Mannes wahrzunehmen.

    Dieses Auf-und-ab-gehen war schon immer etwas gewesen, was Ofella nicht ausstehen konnte. Es machte sie selbst nervös, und allein dieser Umstand regte sie auf. Doch statt etwas zu sagen, schürzte sie nur die Lippen. Dass er sodann direkt vor ihr stehen blieb, den Kopf schüttelte und wieder fort strebte, fand sie unmöglich. Doch noch viel ungeheuerlicher war das, was er anschließend von sich gab. Ofellas Brauen rückten in Überraschung hinauf. "Du tust gerade so, als wäre dir meine Absenz aus Rom nicht zupass gekommen", bemerkte sie und schnaubte. "Du bist doch froh, wenn ich dir und deinen wichtigen Geschäften nicht im Weg bin! Das kannst du mich nicht im Ernst glauben machen wollen. Und mir vorzuwerfen, ich sei eine schlechte Mutter, ist vollkommen irrational, Herius! Ich war immer für meinen kleinen Lucius da, wenn er mich gebraucht hat!" Ofella hatte die Augen verengt und funkelte ihren Eheman an.


    "Es ist mir vollkommen gleich, was bei dir auf Gegenwehr stößt. Ich bleibe bei dieser Forderung, ganz gleich, wie unmöglich sie in deinen Augen sein mag, oder wie unsinnig. Denn wie dir sicherlich bewusst ist, gibt es ganz andere Möglichkeiten, diese Ehe zu korrumpieren." Ofella hob vielsagend die Brauen und lehnte sich auf ihrem Stuhl ein wenig zurück. Und diese Möglichkeit würde auch die Familie nach unten ziehen. "Die Claudier stehen dieser Tage nicht unbedingt auf der Liste der ersten Zehn. Es wäre doch sehr tragisch, wenn sie noch weiter im Ansehen sinken würden, nicht wahr? Ich verlange nun wirklich nicht viel. Gib mir meine Freiheit, und ich gebe dir als Gegenleistung die Gewissheit, dass es nicht mein Verschulden sein wird, wenn die Stadt schlecht über die Claudier redet. Ich bleibe deine Frau und alles wird so sein wie zuvor, nun ja, fast, möchte ich meinen." Ofella meinte durchaus ernst, was sie da sagte. Sie hatte den Claudiern an sich nie wirklich nahe gestanden, zumal die Ehe seinerzeit auch arrangiert worden war. Es würde ihr nicht schwer fallen, sie in Verruf zu bringen. "Du kannst Bedenkzeit haben, wenn das dein Wunsch ist. Ich brauche deine Antwort nicht sofort. Du solltest gut überlegen."

    Als Ofella die Hand ergriff, die ihr aus der Sänfte half, sog sie tief die Luft ein. Es roch nach Maronen und kandierten Früchten, nach Wein, unterschiedlichen Parfums und dem typischen Stadtgeruch Roms. Ofella entstieg der Sänfte und ließ alsdann die dargereichte Hand los. Zwei Sklaven nestelten an ihrer smaragdgrünen Seidentunika, die seitlich aufs Komplizierteste gerafft und in viele kleine Falten geschlagen war. Man legte ihr einen durchscheinenden, hellgrünen Schal mit orientalischen Mustern um die Schultern und eine Sklavin zupfte behutsam eine sich ringelnde Locke aus ihrem hochgesteckten, mit Schmuckkämmchen verzierten Haar. Dazu baumelten teuer anmutende Ohrcreolen mit Jade rechts und links des aufwändig geschminkten Gesichts - Ofella sah tatsächlich aus, als habe sie die Vierzig noch nicht erreicht.


    Das Kinn ein wenig empor gereckt, schritt sie in ihren Rehledersandalen hinter ihrer Stieftochter drein, die sogleich auf die Gastgeberin zusteuerte und ihr ganz unpassend um den Hals fiel. Nun, wenigstens besaß sie den Anstand, sie vorzustellen.


    Zitat

    Original von Claudia Romana
    „Ach ja, das hier...“ Sie deutete auf Ofella... „ist übrigens meine Stiefmutter, Claudia Ofella. Es macht dir doch nichts aus, dass ich sie mitgenommen habe?“, besser gesagt, dazu forciert worden bin , sie mitzuschleppen. Sie lächelte noch immer süßlich und ein wenig falsch, ein Lächeln, das man von der großen Vestalin gar nicht gewohnt war. Calvena musste unweigerlich merken, dass da etwas im Busch war. „Und, Ofella, das hier ist meine liebe Freundin, Germanica Calvena.“, erinnerte sie sich noch im letzten Moment, dass sie Ofella der Germanicerin vorstellen sollte.


    Zitat

    Original von Germanica Calvena
    „Es freut mich dich kennen zu lernen Claudia Ofella und dich in der Casa Germanica willkommen zu heißen!“ lächelte sie Romanas Stiefmutter zu, dann wandte sie sich an Romana. „Ich freu mich und je mehr wir sind, desto schöner wird es!“ sagte sie an beide Frauen gewandt. „Ofella du siehst wundervoll aus, du musst mir unbedingt verraten wo man ein solches Kleid herbekommt!“ sprach sie auch sogleich ein Kompliment aus. „Möchtet ihr etwas zu trinken? Wir haben Wein, viele Säfte, Wasser, Honig- und auch Rosenwasser!“ sie winkte eine Sklavin herbei, die den beiden neuen Gästen ein Tablett unter die Nase hielt, damit diese sich bedienen konnten.


    Kaum die Zwanzig mochte das Mädchen gesehen haben, und doch wirkte sie recht souverän bei ihrer Begrüßung. Ofella lächelte außerordentlich liebenswürdig, auch wenn sie im Gerunde viel mehr das gehobenere Klientel dieser Festivität interessierte. Aber der Anstand, diese manchmal sinnlose Erfindung, gebot es, die Gastgeberin gebührend zu begrüßen. "Meine teure Germanica, ich freue mich sehr, mein liebes Kind auf ein Spektakel wie dieses begleiten zu dürfen!" Sie hob die beringten Hände und legte sie freundschaftlich um Calvenas Schultern, dann hauchte sie ihr rechts und links je ein Küsschen auf die gepuderte Wange, wie es die neue Mode war. Ofella schien vor Freude zu sprühen. "Vielen Dank! Das werde ich später gern tun, wenn du deiner Pflicht als Willkommensheißerin genüge getan hast", erwiderte sie lächelnd auf das Kompliment hin. Ha, aber sie würde ganz sicherlich nicht ihre geheime Quelle für außergewöhnliche Kleidung preisgeben! Abgesehen davon glaubte sie nicht, dass eine Germanica sich ein solches Kleid auch leisten konnte. Wobei, viel an Stoff würde man für das kleine Ding ja nicht brauchen. Selbst Ofella überragte sie, und das wollte schon etwas heißen. Neben Romana wirkte die Germanica wie ein Wurzelzwerg. In ihren Gedanken wurde Ofella nur unterbrochen, weil jemand heran trat, den sie kannte.


    Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    "Oh, Aurelia, meine Liebe!", hauchte Ofella erfreut und unterzog auch Prisca der neumodischen Küsschen-hier-Küsschen-da-Praktik. "Wie geht es dir? Wir haben uns ja eine halbe Ewigkeit nicht gesehen... Befidnet sich deine Familie wohl?" Ofella überlegte. Bei den Meditrinalien seinerzeit waren ebenfalls viele Senatoren unter den Gästen gewesen. "Bist du allein hier?" fragte sie ganz ungeniert und scheinbar arglos. Unterdessen unterzog Ofella die Gäste prüfenden, interessierten Blicken. Romana war unwichtig geworden, immerhin war Ofella genau dort, wo sie sein wollte. Und neben unscheinbaren Mädchen geringen Alters entdeckte sie auch die ein oder andere Senatorentoga. Dabei bemerkte sie auch das Grüppchen um drei Senatoren und einige Damen herum. Interessiert blickte sie hin und wieder hinüber. Germanicus Avarus kannte sie, wenn auch nicht sonderlich persönlich, der andere musste ein Vinicier sein. Aber der dritte? "Sag, Teuerste, du kennst nicht zufällig diesen Senator?" wollte sie verschwiegen von Prisca wissen.

    "Ach, meine Liebe, ich danke dir für das Kompliment... Aber du weißt ja, wie das ist. Ich kann doch unmöglich mit diesem ganzen Straßenstaub auf ein glamuröses Fest gehen, erst recht nicht zu den Germanicern! Weißt du, ich habe gerade gestern erst eine Germanica kennen gelernt", erwiderte Ofella, während sie Romana beständig wie eine Dampflok weiter mit sich zog. Und besagte Germanica hatte gar nichts erwähnt von diesem Fest, wenn sie sich recht erinnerte! Senile alte Schnepfe! "Außerdem sind bestimmt eine Menge Senatoren da. Und Ich will deinen Vater schließlich nicht bloßstellen, indem man mit dem Finger auf mich zeigen wird wie auf ein altes Weinfass!" Ofella war sich sicher, dass Romana ihrem geliebten Papi so eine Schmach nicht angedeihen lassen würde, deswegen erwähnte sie überhaupt erst Menecrates. Sie lächelte mütterlich, und kurz darauf erreichten die beiden die Sänfte, ohne dass Ofella einen der Widersprüche ihrer Stieftochter geduldet hätte. Wenig später schon bahnte sich die Sänfte schaukelnd ihren Weg durch die überfüllten Straßen Roms, in denen ausgelassene Grüppchen feuchtfröhlich die Fontinalien feierten.



    Anderenorts


    Es sollte tatsächlich auch nicht lange dauern, bis Ofella sich für geeignet ausstaffiert erachtete, um ein germanicanisches Fest zu besuchen. Geschlagene siebzig Minuten später war sie dann fertig: Geputzt und frisiert, geschminkt und gewandet, geölt, gepudert und gewienert. Sie kam die große Freitreppe herunter wie eine Diva - und so sah sie auch wirklich aus! Sie wirkte zehn Jahre jünger, die Götter allein wussten, wie Ofella das schaffte. "Ich wäre soweit, Herzchen", flötete sie der sicherlich genervten Romana entgegen. Und endlich, endlich (!) schaukelte die Sänfte den Feierlichkeiten im Hause Germanica entgegen.


    Sim-Off:

    Eine ausführlichere Aussehensbeschreibung folgt später! :]

    Na sowas, das dauerte aber! Rang die kleine Dirne etwa damit, ihr zu- oder abzusagen? Ofella setzte gerade zu einem weiteren, betrübt angehauchten Seufzer an, als Romana bemerkte, dass es sich um eine Feier der Germanicer handelte. Ofella kam dabei natürlich augenblicklich dieser eitle Geck von Avarus in den Sinn - der Senator war! Also waren mit Sicherheit auch andere Senatoren geladen, was sich augenblicklich positiv auf ihr Bedürfnis auswirkte, ihre Stieftochter auf dieses Fest zu begleiten. "Tatsächlich!" machte sie als prompte Reaktion auf Romanas Zeitschinderei. Und endlich kam die gewünschte Aufforderung. Ofella tat überrascht. "Nein wirklich? Du würdest mich mitnehmen? Wie schön, mein Kind!" Es klang tatsächlich erstaunt und unendlich erfreut. "Oh je, aber so kann ich unmöglich auf ein Fest gehen!" Sie sah demonstrativ an sich herunter: Ofella war recht gut gekleidet. Wenn sie eines verstand, dann, wie man sich vorteilhaft kleidete. Dennoch war sie unzufrieden mit ihrem Äußeren. "Ob wir noch eine Winzigkeit Zeit hätten? Ich müsste mich nur rasch umkleiden lassen, etwas Schminke hier und die Haare..." Schon war Romana zur Nebensache geworden. Ofella zupfte sich am roten Schopfe. "Komm, meine Liebe, begleite mich doch. Es wird ganz gewiss nicht lang dauern, schließlich können wir die Germanicer nicht warten lassen, nicht wahr?" Und Ofella hakte sich bei Romana unter und zog sie sachte in Richtung ihrer Sänfte...

    Ofella warf Flora einen leicht tadelnden Blick zu. Sie im Beisein der Germanica zu ermahnen, konnte sie sich nicht leisten, war doch Flora momentan die einzige, die sich regelmäßig mit Ofella traf und mit der sie sich austauschen konnte. Zumal Vinia stets über die neuesten Neuigkeiten bescheid wusste, wie auch immer. Da durfte man nicht wählerisch sein.
    "Oh, da bist du bei Vinia hier an der richtigen Adresse", bemerkte Ofella daher ganz arglos und hob flüchtig die Brauen in Laevinas Richtung. Vielleicht verstand sie ja.
    "Ich selbst kann dir, wie gesagt, momentan nicht sonderlich viel erzählen. Mein Gemahl bleibt stets in der Stadt, wenn ich aufs Land reise. Er hat viel zu tun, Senatssitzungen und dergleichen. Aber du weißt ja, wie die Männer sind. Da ist nicht viel zu erwarten, wenn man sich über bestimmte Dinge informieren will", fuhr sie fort und schüttelte, scheinbar bedauernd, den Kopf. Vinia Flora verengte leicht die Augen und sah von einer zur anderen. Sie fühlte sich leicht überflüssig und spielte schon mit dem Gedanken, das Becken zu verlassen. Doch vielleicht ließ sich noch etwas Interessantes über diese alte Schachtel herausfinden. Sie gab sich interessiert.
    "Zwei Söhne! Haben sie denn schon Zukunftspläne? Mein Sohn wird natürlich einmal Politiker", sagte sie und nickte selbstgefällig.
    "Natürlich", nuschelte Ofella und schob ein Lächeln hinterher. Solange sie nicht angesprochen werden würde, wollet sie es vermeiden, über Brutus zu reden. Jetzt erneut auf Ablenkung zu hoffen, erschien ihr unsinnig, und selbst abzulenken, half bei Floras penetrantem Nachfragen scheinbar auch nicht viel.

    Das Klima bevorzugen. Gesünder und verständlicher. Ofella unterdrückte es, die Nase zu rümpfen. Pah! Wäre es nach ihr gegangen und hätte sie diesen grausigen Husten nicht gehabt, hätte sie sich ganz sicher nicht in die wilde Walachei abschieben lassen. "Ach, Kind, selbstverständlich vermisse ich euch alle ganz schrecklich. Jedes Mal - kaum, dass ich Rom den Rücken kehre!" sagte Ofella wehmütig und nickte bezeugend. Warum sie wirklich hier war, beantwortete sie damit nicht. Da würde sich Romana schon etwas besser anstrengen müssen, um die Wahrheit herauszufinden.


    Doch dann, kaum dass Ofellas bedauernder Ausdruck von ihrem Gesicht gewichen war, sagte Romana etwas, das sie wohl kurz darauf bereuen würde. Denn natürlich interessierte Ofella dieses Fest. Wie hätte es auch anders sein können? Aufmerksam blinzelte die Rothaarige. "Oh, ein Fest? Bei wem denn? Ich war schon so schrecklich lange nicht mehr auf einer Feier... In Baiae ist ja nichts los, ganz öde ist es!" Der eigentliche Grund war allerdings, dass in Baiae inzwischen kaum noch jemand Ofella einlud, von den pompösen Festivitäten ihrer guten Freundin Flavia Agrippina einmal abgesehen. Doch Ofella würde ihre Stiefmutter sicherlich nicht bitten, sie mitzunehmen. Stattdessen setzte sie auf die Höflichkeit Romanas und seufzte bitterlich. "Ach, wie schön, Kind. Dass wenigstens du heute Abed ausgelassen sein kannst. Ich denke, ich werde wohl früh zu Bett gehen... Es ist sehr schwer, wieder Anschluss zu finden, wenn man längere Zeit nicht in der Ewigen Stadt war, weißt du? Aber wenigstens du kannst dich heute amüsieren." Kläglich war der Augenaufschlag, mit dem Ofella Romana bedachte. Und zur Sicherheit schob sie noch einen herzzerreißenden Seufzer hinterher.

    Ofella, die seit mittlerweile drei Jahren ihren neunundvierzigsten Geburtstag feierte, war doch erstaunt, wie die Germanica mit ihrem Alter umging. Sie selbst hätte nie freiwillig zugegeben, dass sie betagt war oder sich alt fühlte. Obwohl das durchaus der Fall war, wenn sie vor einem Schaumbad in den Spiegel sah und die zerfurchte Landschaft betrachtete, die ihr Körper an gewissen Stellen war. Direkt im Dekollettée tummelte sich gleichfalls ein paar Falten, die Brust hing ein wenig ohne Stütze und dann war da noch ihr Hüftspeck... Doch man konnte durchaus sagen, dass Ofella für ihr Alter tatsächlich gar nicht sooo unansehnlich war. Und hinzu kam, dass sie wusste, wie man trickste, kaschierte, überspielte und verbarg. Allerdings half ihr das hier in den Thermen eher weniger, wie sie sich eingestehen musste. Ihr einziger Vorteil war die Lichtbrechung des Wassers und dessen Bewegung, die den Blick auf untergetauchte Gefilde verschwimmen ließ.
    "Oh, am Vesuv? Ich habe gehört, die Landschaft dort soll atemberaubend sein!" bemerkte Flora und schloss träumerisch die Augen. Ofella hob flüchtig die Brauen und stellte sich die Germanica beim Wandern vor. Nein, besser nicht.
    "Ich?" sagte Ofella dann plötzlich, überrascht, dass Germanica Laevina ebendieses annahm.
    "Mitnichten, meine Liebe! Ich stamme ursprünglich aus Brundisium, habe aber die meiste Zeit in Baiae verbracht, seitdem ich verheiratet bin. Ich bin erst seit drei Tagen in der Stadt, aber selbstverständlich lasse ich mir die Freuden der Thermen nicht entgehen! Zumal man nirgendwo sonst schneller erfahren kann, was sich so tut in Rom", gab Ofella zu und lachte kurz und unpassend auf.
    "Wir haben uns gerade über unsere Kinder unterhalten", bemerkte Vinia Flora nun ein wenig spitz. Vermutlich wollte sie einem zu einseitigen Gespräch vorbeugen und sowohl sich selbst wieder integrieren als auch unmissverständlich deutlich machen, dass es Laevina war, welche die Dritte im Bunde war, nicht sie selbst.
    "Du hast doch Kinder?" hakte sie nach. Ofella fluchte innerlich, unterdrückte ein Seufzen und fügte sich in das Unvermeidliche Schicksal. Nun würde sie wohl oder übel mitreden müssen.

    Nun, zumindest wusste das Kind, wie man sich höflich verhielt, wenn sie auch schon kaum ihre Züge unter Kontrolle hatte. Wäre dies ihre eigene Tochter gewesen, würde sie selbstverständlich wissen, wie man seine wahren Gefühl verbarg. Doch sie war nicht ihr Kind, und so sah Ofella keine Notwendigkeit, Romana selbst zu schulen. Zudem sie sich für ein Leben in Keuschheit unter Gleichesgleichen entschieden hatte. Bei den wenigen Gelegenheiten in ihrem Leben, die Romana für Ränkespiele zur Verfügung stehen würden, würde es keinen Unterschied machen, ob auf ihrem Gesicht zu lesen war wie in einem Buch oder nicht.


    "Oh, du weißt ja, der Husten", sagte Ofella und zuckte mit einer Schulter. "Sonst recht passabel. Und sie behandeln dich hier auch gut?" Ofellas rechte Braue wanderte hinauf gen Haaransatz. Es war ihr eigentlich gleichgültig, immerhin hatte sich Romana selbst in diese Situation manövriert, da musste sie auch sehen, wie sie zurande kam. "Bist du denn gar nicht eingeteilt, das Feuer zu hüten heute?" wollte sie darauf folgend wissen, ein wenig skeptisch geworden, dass Romana hier draußen herumlungerte und offensichtlich ausgehen wollte - allein, ohne Geleitschutz. Ofella hustete leise und räusperte sich dann. "Ich halte dich doch nicht etwa auf?" Vielleicht bot sich ja doch eine gute Gelegenheit zur schnellen, aber würdevollen Flucht.

    Ofella lächelte kurz süffisant ob der gelungenen Überraschung. Wenn jemandem so etwas gelang, dann selbstverständlich ihr! Und ihr Ehemann hatte augenscheinlich nicht damit rechnet, dass die ins Exil verbannte Ehefrau jemals wieder einen Fuß aus der baiae'schen Landvilla hinaus setzen würde. Ha! Ofella überging die Frage nach der Reise, schließlich hatte Menecrates sie in eben jenem Augenblick selbst beantwortet, in dem er sie gestellt hatte.


    Viel wichtiger war da doch die Reaktion auf ihren Vorschlag, den sie mit genugtuerischer Absicht nicht vollkommen ausgeführt hatte. Ofella schnalzte mit der Zunge und rollte mit den Augen, als die Rede von ihrem Vater war. "Ich bitte dich, Herius. Mein Vater ist seit über zwanzig Jahren tot!" Natürlich war ihr dabei bewusst, dass dieser Umstand kaum etwas an einer einstmals getroffenen Absprache änderte. Dennoch schüttelte sie unwillig ihre unaufgesteckte Lockenpracht, die lediglich von zwei güldenen Kämmchen an den Seiten im Zaum gehalten wurde. Ihr Blick fiel auf den freien Stuhl und kurz erwägte sie, sich zu setzen, verwarf den Gedanken jedoch erst einmal. Setzen konnte sie sich später immer noch. "Ich bin nicht so naiv, dir im Gegenzug nichts zu bieten. Du bist ein Senator. Im Senat sieht man unverheiratete Senatoren deines Alters nicht gern. Du bist beschäftigt. Ich selbst hingegen verbringe den Großteil des Jahres abgekapselt und allein im baiae'schen Exil", fasste sie zusammen und machte eine unterstreichende Geste mit der Hand. "Unsere Ehe mag cum manu geschlossen worden sein, doch ich habe dennoch das Recht, mich scheiden zu lassen." Ofellas Augen hatten sich kurz verengt, als sie das sagte. Es gab immerhin auch andere Möglichkeiten, eine Scheidung zu erwirken. Sie ließ ihrem Gemahl keine Möglichkeit zu reagieren, sondern sprach gleich weiter. "Was ich dir biete, ist, diese Scheinehe, denn mehr ist es nicht, wenn wir einmal ehrlich sind, weiterhin fortzuführen. Ich werde die Idylle aufrecht erhalten und den Schein wahren, wie es sich für eine Matrone und liebende Mutter gehört. Nur verlange ich dafür meine Freiheit zurück. Und ehe du wieder anführst, du hättest die Ehegewalt noch nie missbraucht - das weiß ich. Aber es geht mir ums Prinzip." Und damit setzte sich Ofella.

    Sim-Off:

    Mit Vergnügen!


    Ihr Götter! Gerade, als Floras Lippen sich teilten und wohl die Frage aussprechen mochten, die Ofella im Grunde genommen nicht beantworten wollte, ehe sie nicht selbst mit ihrem Sohn gesprochen hatte, trat eine Frau an den Rand des Beckens und begrüßte sie. Floras Mundwerk klappte unverrichteter Dinge wieder zu und beide Damen drehten sich synchron schweigend zu der neu Eingetroffenen. Wie auf ein Kommando erschien ein Lächeln auf beiden Zügen, und Ofella war eine Winzigkeit schneller als ihre Begleitung, wohl aus dem Grunde, dass sie schlichtweg erleichtert war, aus jener prekären Situation entkommen zu können.


    "Bitte sehr, Germanica. Dies hier ist Vinia Flora und ich bin Claudia Ofella. Wir würden uns freuen, wenn du dich zu uns gesellst!" Floras kurzer, unbemerkt zu Ofella geworfener Blick machte zwar das genaue Gegenteil deutlich, doch darauf gab Ofella nichts. Und Vinia schien sich auch recht schnell damit abzufinden, dass die allzu vertrauten Gesprächsthemen hiermit beendet waren und man die in der Öffentlichkeit bekannten Personen jenen der eigenen Familien vorziehen musste.
    "Ein herrlicher Tag für die Thermen, nicht wahr? Ich liebe es, bei solch garstigem Wetter einfach im warmen Wasser zu entspannen und nichts weiter zu tun. Kommst du oft hierher, Germanica?" Ofellas Blick glitt an der Gestalt der Dritten im Bunde auf und ab, während Flora sie ausfragte. Alt und zerknittert wirkte sie. Bestimmt war sie schon weit jenseits der Fünfzig. Oder gar der Sechzig? Wenn Laevina sie ansehen würde, würde Ofella sie nichtssagend anlächeln.

    Ofalle war nun wirklich nicht unauffällig, von ihrem Haar ganz zu schweigen. So gesehen war es daher auch kein Wunder, dass Romana sie sofort erkannt hatte. Warum hatte es auch das Mädchen sein müssen, die in jenem Moment das Gebäude verließ und die Treppen herunter schritt? Als sie ihren Namen hörte, konnte sie auch die Schritte nicht länger ignorieren, die sie schon vorher hinter sich vernommen hatte. So blieb Ofella mit entnervtem und ergebenem Gesichtsausdruck stehen, zwang ihre zu Tode betrübten Mundwinkel zu einem strahlenden Lächeln und wandte sich erst dann zu Romana um. "Romana, Kind!" jauchzte sie und presste sich die vermutlich vollkommen perplexe Romana an die wohl genährte Brust, ehe sie sie wieder atmen ließ und ein wenig von ihr weg rückte. Den nun derangierten Schleier und das seltsame Gebinde auf dem Kopf ihres Stiefkindes maß sie mit kurzem Blick. Ofella war eine perfekte Schauspielerin. Romana würde mitnichten bemerken, dass Ofella sich am liebsten schleunigst aus dem Staub gemacht hätte. "Nein! Was für ein Zufall! Stell dir vor, eigentlich hatte ich dich besuchen wollen, aber ich dachte mir, gerade an einem Feiertag wirst du gewiss alle Hände voll zu tun haben, da wollte ich dich nicht stören", erklärte sie vollkommen glaubwürdig und ohne auch nur im Entferntesten mit der Wimper zu zucken. "Tss, Zufälle gibt es!" Ein neuerlicher Blick bemaß die angehende Vestalin. Zu klein, zu dürr, zu unscheinbar. Vestalin war genau das Richtige für sie. Einen Mann konnte sie so ohnehin nicht für sich vereinnahmen. Ofella lächelte. "Gut schaust du aus!" Und dieses Gewand... Ob es mit Absicht einem alten Jutesack nachempfunden war? "Wie geht es dir denn, mein Liebes?"

    Vestalin. Das war ihre Stieftochter also. Oder eher: Wollte es gern werden. Wohnte jetzt nicht mir zu Hause, sondern im Atrium der Vestapriesterinnen! Ob es dort schicker war, wusste Ofella nicht. Allerdings wollte sie sich die Chance nicht entgehen lassen, selbst einmal dort vorbeizuschauen. Natürlich nur, um sich selbst zu bestätigen, dass ihr Neid vollkommen unbegründet war. Also hatte sie beschlossen, am heutigen Tage eine kleine Erkundungstour durch Rom zu machen, oder genauer gesagt, sich das Atrium der Vestalinnen einmal anzuschauen. Von außen natürlich, denn sie wollte nicht Gefahr laufen, Romana zu begegnen. Als Herumlungern konnte man ihre Anwesenheit vor dem Gebäude es nicht bezeichnen, immerhin stand sie nur draußen, noch dazu in einiger Entfernung, und besah sich das prächtige Gebäude. Schick war es schon. Aber hier und dort hatte der Marmor doch bereits Risse oder war fleckig.


    Eine Bewegung dicht beim Eingang erregte kurz darauf ihr Interesse. Fegte dort jemand, oder was?! Ofellas Augen verengten sich zu Schlitzen. Als sie jedoch erkannte, wer dort was auch immer tat, weiteten sie sich und die Claudierin wandte sich ab, um möglichst schnell und möglichst ungesehen zurück zu ihrer Sänfte zu kommen. Eines allerdings hatte sie vergessen: Ihr rotes Haar, das wie eine Flamme im Wind stand und zu allem Übel auch noch in genau jenem Moment von der Sonne beschienen wurde.


    Sim-Off:

    reserviert 8)

    Eine Weile schwiegen die beiden Damen in stillem Einvernehmen. Dann...
    "Meine Liebe, sag, wie läuft es eigentlich bei dir und deinem Senator?" Floras Stimme klang lieblich und arglos, doch Ofella durchschaute das selbstredend augenblicklich.
    "Mit Herius?" Ofella zog die Brauen hinauf und seufzte kopfschüttelnd. Sie beschloss, dass sie Vinia Flora möglichst wenig Angriffsfläche bieten wollte. Die Vinia war mit ihrem Ehemann schließlich sehr viel besser dran als sie selbst. Wozu also zugeben, dass ihre eigene Ehe schon immer ein Desaster gewesen war?
    "Ach! Ich möchte nicht davon sprechen. Sind wir nicht zur Erholung hier, Liebchen?" Ein gepresstes Lächeln setzte sich auf Ofellas Lippen fest, aber auch nur dort.
    "Na gut, wie du willst!" Es wurde deutlich, dass Flora eingeschnappt war, allein schon anhand der Kopfbewegung weg von Ofella und hin zu etwas vollkommen Uninteressantem.
    "Warum erzählst du mir nicht etwas von deinem Sohn?" suchte Ofella dann abzulenken, und Flora wandte sich ihr nach einigen weiteren Sekunden des Schmollens wieder zu.
    "Mein kleiner Knurpsel hat vor einigen Tagen seine bulla abgelegt. Er wird natürlich seinem Vater nacheifern und ein sehr berühmter Politiker werden", erzählte Vinia Flora stolz.
    "Natürlich", stellte Ofella trocken fest. Es war ihr bekannt, dass Manius Vinius Crassus ein sehr kleines Licht im Senat war. Wie ihr eigener Mann. Und leider auch ihr eigener Sohn. Das Gesprächsthema war nicht glücklich gewählt, bemerkte Ofella nun. Wenn doch nur eine Ablenkung käme, ehe sie über ihren eigenen Sohn würde reden müssen. Jede wäre ihr willkommen! Schon teilten sich die Lippen der Vinia Flora, vermutlich, um genau diese Frage zu stellen.

    Ofella genoss das Gefühl warmen Wassers, das ihren aus der Form geratenen Körper umspielte. Fast wie in den Armen eines Mannes konnte man sich da fühlen. Zu schade nur, dass sie schon länger nicht mehr diese Art von Kurzweil hatte genießen können. Sie seufzte und wandte sich wieder Flora zu.
    "Meine Liebe, was gibt es sonst an Neuigkeiten? In Baiae fühle ich mich manchmal abgeschnitten von der Welt, was die essentiellen Informationen angeht." Ofellas Lippen verzogen sich missgestimmt.
    "Ach", begann Flora da und zuckte mit den Schultern, dass ihre Ohrringe klimperten.
    "Eigentlich hast du gar nicht so viel verpasst. Einige der bekannteren Männer sind inzwischen unter der Haube, Senator Purgitius zum Beispiel und dieser Aurelius, und wie ich hörte, wird auch der ehemalige Prätorianerpräfekt bald heiraten. Der Kaiser ist seit einer Ewigkeit in Misenum und sonst geht eigentlich alles seinen gewohnten Gang."
    Ofella hatte beide Brauen hinauf gezogen und sah Vinia Flora und ihr Doppelkinn erstaunt an.
    "Der Kaiser ist in Misenum? Interessant. Jetzt verstehe ich, warum du so von diesem Vescularius gesprochen hast." In Ofella formte sich eine Idee. Und wer Ofellas Denken und Handeln bereits verfolgt hattem, der ahnte, dass es nicht unbedingt ein ruhmreicher Gedanke war, den die geborene Lucretia da hegte.
    "Wer sind denn die glücklichen Damen?" fragte Ofella, die eine interessierte Miene aufgesetzt hatte.
    "Beim Purgitier ist es eine Tiberia geworden. Ziemlich anständiges Mädchen, scheinbar. Hat brav getan, was ihr Vormund wollte. Dabei war sie vorher mit Flavius Furianus verlobt." Flora seufzte tief und schüttelte den Kopf.
    "Dümmer kann man meiner Meinung nach gar nicht sein. Gut, Purgitius Macer sieht ein wenig jünger aus, und man hat sich ja erzählt, dass der Flavius ein mentales Leiden hat. Insofern kann man diese Entscheidung schon irgendwie nachvollziehen. Und die gute Nachricht ist, dass der Flavius jetzt wieder frei ist." Flora grinste vielsagend, während Ofella die Nase kraus zog.
    "Ach nein, wer möchte schon einen beeinträchtigten Mann? Und außerdem ist da noch diese Sache mit seinem Amt als Proconsul in Spanien. Andererseits ist er ein Flavier..." Ofella überlegte, allerdings nur kurz, dann machte sie eine Geste, dass Flora weitersprechen sollte.
    "Der ist nichts für dich, glaub mir", fügte diese in diesem Moment an und machte damit deutlich, dass er wohl etwas für sie selbst war, zumindest von ihrer Warte aus.
    "Caecilius Crassus ist mit einer Purgitia verlobt. Ziemlich unscheinbares Ding, hab ich noch nie in der Öffentlichkeit gesehen. Eigentlich weiß man fast gar nichts über sie. Über die Frau des Aurelius erzählt man sich dagegen schon mehr. Angeblich soll es nicht mal eine Mitgift gegeben haben."
    "Tatsächlich? Das zeugt ja nun nicht eben von hohen Ansprüchen", bemerkte Ofella, die sich noch gut daran erinnern konnte, wie sie bei den Aureliern zu den Meditrinalia eingeladen gewesen war. Und wie ein ebenfalls geladener Gast dieselbe Stickerei wie sie selbst auf seiner Kleidung gehabt hatte. Eine Tragödie!
    "Ja, nicht? Schon seltsam. Aber wer weiß, vielleicht gab es da eine andere Vereinbarung... Ich meine, wer würde Flavia Celerina freiwillig heiraten? Nur ihres Namens wegen kann es nicht sein. Man munkelt, dass ihr letzter Ehemann eines sehr mysteriösen Todes gestorben sein soll, wenn du verstehst!" Vinia Flora sah Ofella bedeutungsvoll an.
    "Nein!" ereiferte sich Ofella, die sich vornahm, diese Flavia einmal näher kennenzulernen.
    "Na wenn ich es dir doch sage! Ach, da gibt es übrigens noch etwas Interessantes. Stell dir vor, Pompilia Crusta hat mir erzählt, dass neulich ziemlich viele Iunia in den Thermen waren. Eine davon war wohl ziemlich beschwippst. Und eben diese Flavia hat sich mit ihr einen Streit um diesen Berg von Masseur geleistet. Wer gewonnen hat, weiß ich leider nicht. Aber es muss wohl recht eindrucksvoll gewesen sein...."



    Sim-Off:

    Wenn jemand möchte? =)

    Der Sklave erreichte das Atrium, hielt sich eine Weile darin auf und bemitleidete sich auf dem Rückweg zum Arbeitszimmer des Hausherren selbst, da sich folgendes zugetragen hatte:


    Ofella, welche angespannt gewartet und schon beinahe damit gerechnet hatte, dass ihr Ehemann sie schlichtweg nicht empfangen würde, sah den Sklaven nahen. Der ungute Ausdruck auf dessen Gesicht hatte sie bereits neuerlich verärgert. Die Nachricht, die der Mann aber überbrachte, war akzeptabel. Schließlich musste man auch auf dem Schlachtfeld der ehe ab und an seine weiße Fahne hissen und sich mittig treffen. Das war Ofella nicht unbekannt. So schürzte sie die Lippen und wies den Sklaven ungeduldig an, zu tun, was er nun tat.


    Der Sklave hob die Hand und klopfte an das Arbeitszimmer des Hausherren an. "D-deine Frau, Herr", stammelte er durch den Spalt der Tür, durch den er seinen Kopf gesteckt hatte. Es blieb ihm gerade noch genug Zeit, seinen Kopf zurückzuziehen, ehe Ofella mit ihrer Hüfte das Türblatt zur Seite drückte und an dem Sklaven vorüber rauschte. Ofella gab sich nun wirklich Mühe, nicht gar zu vorwurfsvoll zu klingen. Das tat sie wahrhaftig. Das Resultat allerdings war kaum ein nennenswerter Unterschied zu ihrer sonstigen Gemütslage. "Herius. Welch Freude." Ofella hab einen Mundwinkel an und gab somit den Anschein, ihren Ehemann zumindest mehr wertzuschätzen als einen ganz und gar leeren Raum. "Überrascht? Ich dachte mir, ich schaue mal vorbei." Im Plauderton fuhr sie fort, als ob Baiae direkt neben Rm lag. Sie ging auf den Schreibtisch zu und fuhr mit einem Finger lässig über die polierte Platte. "Mir geht es ganz gut, danke, auch wenn du nicht einen einzigen Brief geschickt hast, seit meinem letzten Besuch. Wie ich sehe, bist du auch gesund. Nun, das führt mich zum Grund meines Besuchs. Ich habe dir ein Angebot zu machen: Ich möchte, dass du mich aus deiner patria potestas entlässt." Ofella stand nun direkt vor ihrem Ehemann, nur der Schreibtisch trennte sie beide - räumlich gesehen. Denn außer dem Holzmöbel trennten sie inzwischen Welten. "Was hältst du davon?"

    Immer noch erstaunt darüber, dass sie nicht nur den flavischen Türsklaven regelrecht mit ihrer Drohung hatte überrollen können, sondern sogleich eine Sonderbehandlung damit erwirkt hatte, war Ofella, ausnahmsweise schweigend, dem kleinen Jungen gefolgt. Na bitte, dachte sie bei sich, da zahlte es sich wieder einmal aus, wenn man über diverse Vorgänge in fremden Haushalten informiert war. Ob durch Gerüchte oder eigene Erfahrung war in den meisten Fällen gleich. Dennoch hatte sie es verwundert, dass gerade ein flavischer Türwächter sich so einfach an den Karren fahren ließ.


    Ofella löste mit der linken Hand die Fibel in Forn eines Einhornkopfes. "Du. Warte. Nimm das." Die Worte, die sie an den Knaben richtete, waren knapp gewählt. Ofella verwandte, so sie nicht in Rage war oder aber Drohungen aussprach, zumeist kurze Befehle gegenüber den Sklaven. Alles weitere war ohnehin zu schwierig für die simpel gestrickten Hirne von Sklaven. So hielt Ofella denn dem Jungen ihren Umhang entgegen und wartete. Natürlich nahm sie dabei Platz und beschaute sich mit kritischem Blick die Einrichtung des Atriums.