Beiträge von Claudia Ofella

    Noch vor ihrem Gemahl betrat Ofella die Bildfläche. Ihr Blick fiel zuallererst auf die sonderbare Farbe des impluvium, das nämlich rot war, und musterte sodann die geschmackvolle Einrichtung und die Aufmachung des Raumes. Etwas zu viel Rot für ihren Geschmack, aber für einen Abend war dies sicherlich erträglich. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich nun der Mode zu. Die anwesenden Damen sahen natürlich längst nicht so gut aus wie sie selbst. In eine blassgrüne tunica gewandet, deren Abschlüsse und Saum jenes Blätterwerk vorwiesen, das auch der Flavier auf seiner toga trug, und mit einer stola von tiefdunklem Grün behangen, wirkte Ofella zugegebenermaßen etwas overdressed. Der Touch zu viel goldenen Schmucks, mit dem sie sich behangen hatte, und die etwas zu sehr aufgetragene Schminke verstärkten diesen Eindruck noch und konnten bei weitem nicht über ihr Alter hinwegtäuschen. Ofella hingegen hielt sich für die schönste Frau im ganzen Saal, und wenn nicht die augusta noch eintreffen würde, dann wäre der Abend hinsichtlich der Konkurrenz gerettet.


    "Ach schau dir das mal an... ist noch gar kein Senator da. Na, hoffentlich kommt noch einer", sagte sie zu ihrem Gemahl, ehe sie die Hörweite der Gäste erreichten. Schließlich ging es auf so einem Fest ums Sehen und Gesehenwerden. Mit Lucius an der Hand, überließ sie es Menecrates, sie anzukündigen und vorzustellen. Inzwischen taxierte sie Schmuck und Kleider der Anwesenden. Ihr Blick fiel auf Callista, die sie bereits ein paarmal flüchtig im claudischen Hause erblickt hatte. Und dann sah sie ihn. Ihn, der die Kleidung mit der gleichen Stickerei wie sie trug. Welche Tragödie! Ofella schnappte nach Luft und starrte auf die geschickt gestickten Fäden. Welche Schmach, von einem Mann ausgestochen zu werden! Sicherlich hatte er den gleichen Händler aufgesucht wie sie! Und dieser verlauste Bastard eines stinkenden Wurms hatte ihr auch noch versichert, dies sei das einzige Stück dieser Art, das er hatte. Ofella schlug die Lider nieder und wandte den Kopf ab. "Herius, mir ist nicht wohl", japste sie hypochondrisch und griff sich ermattet ans Herz.

    Über dieses und jenes hatte Ofella gesprochen, während die Sänfte sie zu den Aureliern brachte. Menecrates hatte - wie immer - auf Durchzug geschaltet. Ofella rede ununterbrochen, zog über diesen und jenen her und vergaß dabei nicht, hin und wieder einen Sklaven zu schikanieren. Dann endlich waren sie da, und Ofella beendete ihren Sermon mit den vorwurfsvollen Worten "Du hörst mir gar nicht zu!"


    Und schon stand die Inkarnation des Schwarzen Mannes vor der Claudierin und ratterte einen Spruch herunter. Ofella presste ihren kleinen Lucius an sich und sah zu Menecrates. Wenn er auch sonst zu nichts nutze war, so würde er sie sicherlich vor einem Angriff durch diesen wilden Barbaren mit der abnormalen Haut schützen. Aber er tat nichts, sondern wies nur stumm einen Sklaven an, die Amphoren zu übernehmen. Ofella schob Lucius vorbei an dem schwarzen Ungetüm und atmete erst auf, als sie einem kleinen Kerlchen ins atrium folgten. Nichtsdestotrotz erntete Menecrates noch einen feindseligen Blick.

    Nach der Sanktionierung hatte sich Ofella tatsächlich in ihr cubiculum zurückgezogen. Dort ließ sie sich nun bei einem Gläschen Traubensaft von einem Sklaven befächeln und entspannte sich, soweit ihr in der gegebenen Situation das möglich war. In einen leichten Dämmerzustand verfallen, merkte sie nicht, dass jemand klopfte, sofern er denn überhaupt klopfte. Der Fächersklave allerdings räusperte sich. "Herrin, es hat geklopft." "Hmm? Achja? Dann mach eben auf", erwiderte Ofella und seufzte pikiert. Und so wurde Leah geöffnet.

    Ofella hatte sich ein- oder zweimal verzählt, und so wahren es einundzwanzig statt zwanzig Hiebe geworden, aber das machte auch nichts, schließlich war Nordwin ein Mann und dürfte noch so einiges mehr aushalten. Bereits beim elften Hieb war Ofellas Wut weitestgehend verraucht, und als sie dann von ihm abließ, fühlte sie sich nur noch schwach, aber zufrieden. Die verber leß sie achtlos fallen, wo sie war, dann betrachtete sie kritisch Nordwins Männlichkeit und ließ den Blick missbilligend in sein Gesicht wandern. Dass er sich bedankte, war durchaus angemessen und zeugte davon, dass er ein guter Sklave war, wie sie fand. Schließlich hätte sie an seiner statt auch Leah bestrafen können. So nickte sie ihm nur herrisch zu und wandte sich um, um das Peristyl mit energischen Schritten zu verlassen. Sie benötigte nun eine kleine Stärkung. Was sie nicht wusste, war, dass sie sich mit ihrem Verhalten die halbe Sklavenschaft zum Feind gemacht hatte, und das sollte sie irgendwann noch teuer zu stehen kommen.

    Ofella war ja schon ein wenig stolz auf sich, dass sie - obschon sie zugegebenermaßen etwas Hüftspeck angesetzt hatte und ihre Rundungen voller erschienen als vor der Geburt Brutus' - ihren Gatten in der Art bezirzen konnte, wie sie es nun tat. Dazu bedurfte es nur ein wenig ausgesuchter Schminke und dieses erlesenen Stoffes, der sich wie Wasser an Ofellas Haut schmiegte und ihre kleinen Problemzönchen verdeckte (besonders die Oberschenkel, denn darin hatte Fiona nicht ganz Unrecht, wenn sie behauptete, ihre Herren litt an Cellulite).


    Die Claudierin wusste zwar um die Vorliebe ihres Gatten, schnell den Sieg zu erlangen - und zwar auf ganzer Linie - doch so leicht geschlagen gab sie sich nicht, das verbot ihre Natur von ganz allein und eigentlich hätte dies Menecrates bewusst sein müssen. Aber im Eifer des Gefechts war ihm diese Kleinigkeit wohl irgendwie abhanden gekommen. Jedenfalls würde er noch auf Widerstand stoßen. Ein erstes Reißen des dünnen, erlesenen Stoffes ließ Ofellas Augen aufspringen und ihren Gemahl entsetzt ansehen, noch während sie ihn küsste. Beim zweiten Ratschen versteifte sich Ofellas Körper und sie trennte sich von ihm, um die Lippen zum Sprechen gebrauchen zu können. "Herius, ich..." begann sie entrüstet, wurde aber von dem dritten Reißen unterbrochen, auf das unweigerlich das Zubodengleiten des zarten Stoffes folgte. Etwas wehmütig sah Ofella an sich hinab auf den runierten Stoff. "...tylusische Seide..." bemerkte sie wehmütig.


    Doch viel Zeit zum Trauern blieb ihr nicht, denn Menecrates strich verlangend über ihren Rückn und nahm anschließend ihre Hand fort. Er schien sich nicht entscheiden zu können, wohin damit, und Ofella war kurz davor, ihm diese Entscheidung abzunehmen und ihm die Falten seiner toga von der Schulter zu schubsen, als sie feststellte, dass er eine tunica trug. Das war aber auch gar nicht weiter wichtig, denn er führte sie nach seinem Gutdünken, und gerade als Ofella sich leicht gelangweilt im Raum umsehen wollte - na sowas, die Decke musste auch mal wieder gestrichen werden! - spürte sie, Menecrates' Begierde mehr als deutlich. Zwei Sekunden lang hielt sie die Luft an, was aber nicht weiter auffiel, da Menecrates ohnehin für sie beide zusammen zu atmen schien, denn laut genug war er dabei ja.


    Ofella, die sich sonst das Zepter nicht aus der Hand nehmen ließ, stand nun vor einer wichtigen Entscheidung: Sollte sie mitspielen oder ihr wahres Gesicht zeigen? Letzteres würde vermutlich die Geduld ihres Mannes unnötig strapazieren, da sie als Frau bereits von Natur aus etwas mehr Zeit zum Genießen brauchte. Vermutlich würde er ihr aber auch nach der langen Abstinenz weder Genuss bereiten wollen noch es können. Ofelle entschied sich also für das Spiel, denn sie hatte schließlich gewusst, was sie in Rom erwarten würde. Vermutlich würde Menecrates sie nun häufiger aufsuchen, ja vielleicht würde er gar bis zum Morgengrauen bleiben, bis er andersartigen Hunger verspürte? Bei dem Gedanken, in dieser Nacht keinen Schlaf zu bekommen, fasste die Claudia den Entschluss, möglichst gut zu spielen. Während ihre Gedanken sich frei umhertrieben, verschaffte sie ihrem Gatten einen ersten Eindruck davon, was ihn noch erwarten würde. Weiter ging sie allerdings nicht, immerhin war sie schon unbekleidet und er hatte ohnehin gern das Zepter in der Hand - obwohl genau das gerade umgekehrt war. :D

    Ihr Gatte ließ ja nicht den geringsten Zweifel daran, dass es für den kleinen Brutus hier rein gar nichts zu holen gab. Damit der Junge nicht ganz so traurig war, strich ihm Ofella liebevoll über den Schopf und roch nochmals intensiv an den Blumen. Erfrischt seufzte sie auf, als Vesuvianus den Raum verließ - es blieb unklar, was sie tatsächlich aufseufzen ließ: der Blütenduft oder aber seine Abwesenheit.


    Im Normalfall wäre Ofella natürlich hinterdrein gedackelt, wer blieb schon freiwillig hocken, wenn es doch um eine Überraschung ging? Und außerdem war Ofella schrecklich neugierig. Aber sie wollte Lucius die Überraschung nicht verderben, indem sie ihn mitnahm, wenn sie Vesuvianus hinterherspionierte, oder er ihr folgen würde, wenn sie einfach ging. Und so nahm sie den Jungen kurzerhand hoch, nachdem sie einem herumstehenden Sklaven den Strauß gereicht hatte, damit dieser ihn wässern möge, und begab sich dann zu einem Sessel, wo sie Lucius auf ihrem Schoß platzierte und ihn leise ausfragte, während Vesuvianus noch außerhalb des Raumes weilte. "Lucius, mein Spatz, ganz im Ernst: Hast du deine Mama sehr vermisst? Und war dein Vater nur böse mit dir, hat er dich nie gelobt, nie mit dir gespielt? Du weißt", ermahnte sie ihn, "die Götter strafen jeder, der die Unwahrheit sagt und andere dabei schlechter erscheinen lässt, als sie sind."

    Die Sklavin hatte Ofella gerade erst in den feinen Stoff gehüllt, der leicht im Licht schimmerte, und die Kordel seitlich locker verknotet, als Ofella Schritte hörte, die verstummten. Als ihr Gemahl ohne die Ankündigung eines Klopfens ihr cubiculum betrat, verzog Ofella schon erstmals missbilligend das Gesicht. Seine vermutliche Vorfreude in Ehren, aber klopfen konnte er immerhin...


    So dauerte es einen Moment, ehe sie sich betont langsam umwandte und sich Mühe gab, das Lächeln echt wirken zu lassen, welches ihre Mundwinkel umspielte. Vermutlich sah er es aber gar nicht. Ofellas Lächeln erstarb. Der Claudier blickte nur auf ihre Rundungen. Enttäuscht, dass er ihrem Versuch des liebevollen Lächelns keine Aufmerksamkeit zollte, stand sie wie angewurzelt im Raum. Ihm zuliebe hatte sie versucht, freundlich zu sein und sich liebend zu geben, aber er mit seinem egozentrischen Verhalten machte - wieder einmal! - alles zunichte. Ofella schwieg und betrachtete ihren Gatten, der sich nun langsam näherte. War er verlangend oder beherrscht? Sie fragte sich das, weil sie sein Verhalten nicht deuten konnte, er wirkte so gefasst. Ofella kannte ihren Gatten nicht gut genug, um die feinsten Nuancen seiner Selbst sehen und deuten zu können. Sie waren verheiratet und hatten einen gemeinsamen Sohn, doch darüber hinaus hatte sie sich nie sonderlich für ihn interessiert und er wohl auch nicht für sie, sonst hätte er vermutlich das misstrauische Glitzern in ihren Augen gewahrt, das sich abzeichnete, noch ehe er über den zarten Stoff und ihre Haut fuhr. Sie öffnete die Lippen halb, um etwas zu sagen, vergaß aber kurz darauf, was das gewesen sein sollte, denn Menecrates packte sie grob und riss sie förmlich an sich. Sie spürte sein Verlangen nun auch körperlich, nicht mehr nur rein distanziert und vermutend. Seine Lippen pressten sich auf die ihren, als seien sie das Brandeisen, das einen Sklaven kennzeichnen wollte. Ofella erschrak leicht ob dieses ungezügelten Verhaltens und wollte einen Schritt zurückweichen, doch zugleich sehnte sie sich ab und an nach jemandem, der autoritär handelte, wenn auch liebevoll, und so blieb sie dort stehen, wo sie stand.


    Als Menecrates' Lippen etwas weicher wurden und er sie ein wenig streichelte, entlrampfte sich auch Ofella und neigte ihren roten Lockenkopf auf eine Seite, um der Nase des gewesenen Offiziers den Weg frei zu machen. Zurückhaltend, wie es sonst ganz und gar nicht ihre Art war, öffnete auch sie ihre Lippen einen Hauch und hob die Hände, um die Rechte an seiner Brust zu betten und die Linke um seinen Nacken zu legen. Worte waren nun wohl überflüssig.

    Leicht angetüddelt vom guten Wein des Abendessens, begab sich Ofella nun in ihr cubiculum - wohlweißlich, was der Abend oder eher die Nacht noch mit sich bringen würde. Sie ordnete einer der Sklavinnen an, der lauen Abendluft das Fenster weit zu öffnen, aber die luftigen Vorhänge bereits zuzuziehen. Einer weiteren Sklavin trug sie auf, viel frisches Wasser mit wenig herbem Wein zu vermengen und diesen Krug geschwind herzubringen. Eine alte Sklavin wies Ofella auf die schwüle Luft hin und fragte, ob sie die großen Federwedel hervorholen sollte, und die Claudia erkannte diesen Vorschlag als guten und beauftragte die Alte, die Fächer unter den neuen Sklaven zu verteilen. Wenn Menecrates der Mann war, den sie nach dem heutigen Abendessen in ihm vermutete, würde er nicht lange auf sich warten lassen, und bei dem sodann stattfindenden Akt tat etwas Abkühlung gewiss gut.


    Eine Sklavin begann, Ofella zu entkleiden, und eine weitere erhielt die Anweisung, ein halbtransparentes Gewand hervorzuholen und sie damit anzukleiden. Vor der Schminkkommode stehend, zog Ofella sich selbst einige Strähnen aus der strengen Hochsteckfrisur, die sie sündig wirken ließen und ruchhaft. Ob es Menecrates gefallen würde, stand auf einem anderen Pergament.

    Zufrieden registrierte Ofella, wie ihr kleiner Mausespatz sich ihren Hinweis augenblicklich zu Herzen nahm und sein 'Will' in ein 'Möchtebitte' umwandelte. Sie bedachte ihn mit einem liebevollen Lächeln und erwiderte auf die kurze Unterhaltung ihres Gatten und ihres Sohnes hin: "Es ist freundlich, dass du mir ein Geschenk machst, Herius. Ich denke, wir sind beide sehr neugierig....also, was ist es?" Damit hatte sie praktisch beiden kurzzeitig den Wind aus den Segeln genommen und blinzelte nun interessiert ihren Ehemann an. Seinen Blick vermochte sie nicht so recht zu deuten, deswegen schwieg sie ersteinmal dazu und wartete, was sich Herius wohl ausgedacht haben würde.

    Als wär es nicht genug gewesen, dass Leah sich bereits im tablinium unmöglich verhalten hatte, nein, nun begann sie auch noch zu diskutieren. Und der Ton! Ofella schnaubte entrüstet und umgriff die verber etwas fester. Gerade wollte sie etwas erwidern, da antwortete Nordwin schon, und seine Worte besänftigten das Gemüt der Claudierin in den besten Jahren, ohne dass es vermutlich beabsichtigt war. Dennoch würde der maiordomus seine zwanzig Schläge wegstecken, denn Strafe musste sein, und dass Leah sich um diesen Germanen sorgte, war für Ofella nur noch ein Grund mehr, die Strafe auszuführen. "Sieh gut zu oder verschwinde!" wies sie Leah an. Ofella wartete noch einen Moment, bis der Germane sich entblößt und aufgestellt hatte, dann holte sie aus und der erste Hieb platschte geräuschvoll auf den muskulösen Rücken Nordwins. Ein zweiter folgte, und Ofella schätzte diese kurzweilige körperliche Ertüchtigung, auch wenn sie gewiss schnell außer atem kommen würde. Diese Auspeitschung hatte nur gute Seiten: Sie reagierte sich ab und die Sklavin würde sich beim nächsten Mal überlegen, wem sie Getränke auf die toga kippte.

    Gedanklich suchte Ofella bereits einen akkuraten Haarschnitt für die rothaarige Sklavin aus, als sie plötzlich etwas in den Hintern biss. "Mach es weg!" Erschrocken machte sie einen Satz nach vorn - Krabbelgetier jeglicher Art konnte sie nicht ausstehen und hatten teilweise sogar riesige Angst vor Spinnen, Käfern und Gewürm. Panisch wandte sie sich um, als Fione sich entschuldigte. Langsam hob die Claudierin den Blick, bis er auf das Gesicht der Britin fiel, die beteuerte, es sei ein Versehen gewesen, obwohl das nicht einmal im Ansatz überzeugend klang, wie Ofella fand. Verärgert entriss sie Fiona die beinahe zur Gänze entleerte Ölflasche und warf sie auf den Boden. "Pah!" schnaubte sie verärgert. "Sieh gefälligst zu, dass das nicht noch mal passiert, ist das klar?!" schnappte sie und deutete sodann auf Leah. "Du. Ich will, dass du dieser nichtsnutzigen Dirne hier zeigst, wie man das richtig macht", kommandierte sie. Fionas unbekümmertes Fortsetzen der Rede ignorierte sie einfach. Sklaven hatten ohnehin nichts zu melden, befand sie, und in diesem Punkt verstand sie ihre Stieftöchter auch kein bisschen. Jagen, reiten und kämpfen, wie unzivilisiert! Kein Wunder, dass aus diesem Mädel nichts Anständiges geworden war. "Du hast Glück, dass du der Sklaverei anheim gefallen bist", sprach Ofella zu Fiona. "Hier lernst du wenigstens nützlichere Dinge und zivilisiertes Verhalten. Auf Bäumen hocken und Mann spielen...tz..." Ofella schüttelte den Kopf. Fiona hatte ausnahmsweise keine Ohrfeige geernet, da die Claudierin keine Zeit verlieren wollte, denn nach der cena würde Menecrates sie bestimmt besuchen kommen, und dann musste sie aussehen wie ein zarter Pfirsich im sanften Licht der Morgenröte. Sie hob die Arme ein klein wenig und wartete darauf, dass man das Öl nun wieder mittels eines kleinen Schabers von ihrer Haut ziehen würde.

    Ofella genoss das Gefühl der Macht, die sie über dieses kleine dumme Mädchen hatte. Wie es da vor der Wand stand und zitterte! Aber sie hatte nichts anderes als diese Strafe verdient, punktum. Kaum hatte der Germane allerdings angeboten, die Strafe auf sich zu nehmen, wandte Ofella ihm den Kopf zu, verblüfft über so viel Nächstenliebe, obwohl Leah noch gar nicht lange dem römsichen Haushalt angehörte. Leahs Blick in ihre Richtung bemerkte sie daher nicht. Ofella ging die Eventualitäten im Geiste durch und schnaubte. Wäre es nicht eine großere Strafe für Leah, wenn sie Nordwins 'Bitte' stattgab? Waren seelische Wunden nicht schwerer zu heilen denn körperliche? Ofella schnaubte schließlich abfällig. "Fein", sagte sie zuckersüß und entriss Nordwin die aufgerollte Peitsche. "Ich werde es selbst machen, und da du ein Mann bist, erhöhe ich auf zwanzig Hiebe. Und du", schnappte sie und zeigte auf Leah, "gehst mir besser aus den Augen, ehe ich es mir anders überlege. Und denke in Zukunft nach, ehe du dich wie ein wildes Tier benimmst!"


    Mit einem surrenden Geräusch entrollte sich die geschmeidige Lederpeitsche auf eine Bewegung Ofellas hin. Anschließend taxierten die Augen der Claudia den Germanenklaven. "Ich hoffe, das ist sie wert", sagte sie nüchtern und meinte Leah damit. Dann holte Ofella aus.

    Ofella blickte Minna irritiert an. So schlecht sprach sie kein Latein, befand sie, auch wenn sie natürlich niemals an die Ausdruck, den Stil und die Redegewandtheit herankommen würde, die Lucius bereits aufwies, Ofella sei Dank! "Heilerin?" fragte sie die Germanin und legte den Kopf schief. "Klingt schon mal nicht schlecht. Ich leide häufig an Husten, und mein medicus ist leider in Baiae zurück geblieben. Deine Aufgabe wird es sein, mir Linderung zu verschaffen, wenn es so weit ist", kommandierte sie. Was den Haushalt betraf, war Ofella herzlich egal, was die Sklaven konnten oder eben nicht konnten, das war nicht ihr Metier, und sie strafte nur, wenn sich die dummen Gänse falsch verhielten. Bei der Erwähnung der Kinder indes horchte sie allerdings auf. "Du kannst mit Kindern umgehen?" vergewisserte sie sich noch einmal und blickte Minne unverwandt an. "Das trifft sich gut. Meinen Lucius wirst du ja schon kennen gelernt haben, nehme ich an. Nun, ich hörte gerade gestern, dass die Aurelier ein kleines Mädchen in Lucius' Alter haben. Wenn wir hier fertig sind, kannst du die villa einmal aufsuchen und das Mädchen einladen, ich bin sicher, Brutus wäre entzückt!" jauchzte Ofella und klatschte erfreut in die Hände.


    Kaum hatte sie geendet, da sprach Fiona bereits. Ofella hörte auch dieser Sklavin zu, auch wenn sie nur die Hälfte interessierte. "Britannia", wiederholte sie. "Die Tochter eines Kriegers... Wie grässlich! Kein Wunder, dass du ausschaust wie ein Sack Dung. Und diese roten Haare...das sollten wir schnellstens ändern, dir stehen sie nicht!" befand sie und begann dann, den Kopf mehrere Male zu schütteln. "Jagen, reiten, töten..... Kannst du denn nichts Frauliches? Nichts Nützliches?" verlangte sie zu wissen. "Ah, gärtnern kannst du, naja, wenigstens etwas. Ich bin mir sicher, mein Gemahl wird dich effizient einsetzen... AU!" Ofella starrte Fiona an. "Pass gefälligst auf, was du da machst, du dummes Ding!" zischte sie ihr zu.

    Iuno hat mich in letzter Zeit leider etwas mit Unpässlichkeit gesegnet. Das mag sich in nächster Zeit lediglich nur sporadisch ändern, aber ich gebe mir die beste Mühe, auch wenn ich meine Prioritäten anderweitig setzen muss.


    Paulina: Es tut mir leid, dass aus diesem Chanelix-Thema nichts Gescheites geworden ist, ich hoffe, wir können nach deiner Rückkehr aus Germanien ein neues Thema starten.


    MfG
    TRD 8)

    Ofella hob eine Braue und blickte Deandra noch einmal vielsagend von oben bis unten an. Wie arrogant dieses Mädchen war, und das hier, im Haus ihres Gemahls! Schon klappte der Mund auf, da sie etwas erwidern wollte, da vernahm sie Epicharis’ Bemerkung und klappte den Mund wieder zu. Erneut musterte sie Deandra, diesmal mit anderen Augen und eine Nuance freundlicher. Noch eine Tochter also. Vesu...Menecrates schien ja nicht genug von Töchtern zu bekommen. Ha, doch Brutus’ Stellung würden die beiden niemals einnehmen können. Ofella war die einzige Frau, die Menecrates je einen Sohn geschenkt hatte, einen legitimen, und das würde sie auch bleiben.


    Epicharis’ Bemerkung hatte Ofella jeglichen Wind aus den Segeln genommen, und so schürzte sie nur die Lippen und entgegnete leicht schnippisch: „Naja, man wird sich ja auch mal irren dürfen – oder nicht?“ Dann verfolgte sie scheinbar interessiert das weitere Geschehen, froh darüber, sich vorerst nicht weiter mit den beiden Mädchen beschäftigen zu müssen. Sie hätte ohnehin nicht gewusst, was sie hätte sagen sollen. Am Rande registrierte sie, dass die rothaarige Sklavin beinahe mit dem germanischen Hausvorsteher zusammengestoßen war. Sie machte ein leicht abfälliges Geräusch und fing dann unvermittelt an, zu applaudieren, als Vesuvianus bekannt gab, nun wieder Menecrates zu heißen. Vollkommen unpassend – aber so war Ofella nun einmal. Sie ging sogar soweit, “Bravo, bravo!“ zu rufen.


    Sim-Off:

    Auf den Rest antworte ich dann heute Abend :)

    Natürlich kam Ofella zu spät. Das tat sie immer. Die fünfminütige Verzögerung gehörte zu ihr dazu wie die missbilligende Miene, die sie aufsetzte, wenn man sie unverhoffterweise irgendwo hindirigierte. So war sie natürlich die letzte, die das atrium betrat, denn dadurch zog sie die meiste Aufmerksamkeit auf sich.


    "So, was soll das nun, was gibt's hier?" verlangte sie dann zu wissen. "Und wer bist du überhaupt - auch ein Klient?" fragte sie Deandra und hob prüfend eine Braue. Dürr, klapprig, normaler Aufzug, kaum zurecht gemacht. Pah, konnte ja nur eine Plebejerin sein. 8)

    Als Ofella ihrem Gatten den Blick zuwandte, griff dieser sich gerade an die Stirn. Ofella runzelte die ihre und zuckte mit den Schultern, kaum dass Herius sein verwundertes Äh hervorbrachte. Sekundenbruchteile später hatte ihr gelieber Sohn bereits wieder all ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Spätestens bei dem zweiten Satz, den er so glaubhaft und unschuldig hervorbrachte wie es niemand sonst in Ofellas Bekanntschaft tun konnte, hatte es die Claudia erwischt. Erneut herzte sie ihren Lucius, noch mehr Blumen mit ihrem üppigen Dekollettée zerdrückend, und ihre Schultern zuckten auffällig, als sie ob des Muttergkücks freudig zu schluchzen begann und kaum mehr einen Ton hervorbrachte. "Oh...och..." murmelte sie und drückte ihren Sohn an sich, als würde sie ihn nie wiedersehen. Irgendwo am Rande registrierte sie den Vorschlag ihres Gemahls, ignorierte ihn jedoch vollkommen und drückte stattdessen ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange. "Oh, ist das so? Dem können wir ganz bestimmt Abhilfe schaffen, mein Mausespatz. Mami geht bald mit dir einkaufen, ja?" betüddelte sie den Jungen und zerwuschelte ihm glücklich das Haar. Ihre leicht verträumt dreinschauenden Augen glänzten erfreut. Sicherlich hatte niemand im ganzen imperium einen solch fabelhaften Jungen wie sie - und das bei dem Vater.


    Ofella richtete sich auf, als Menecrates gerade in ihren Ausschnitt sah, nahm Lucius an der Hand und warf ihrem Mann einen schafähnlichen, zufriedenen Blick zu. Er musste stolz sein, das ging gar nicht anders! Doch statt seinen Stolz ebenfalls in überschwenglichem Lob auszudrücken, sprach er erneut das Geschenk an, und da Lucius sogleich darauf ansprang und ihr die Hand entriss, um freudig zu klatschen, entschloss sich auch Ofella, nun darauf einzugehen. "Möchte bitte, Lucius", berichtigte sie ihn nur halbherzig und entgegnete dann zu Menecrates hin in einem uneingeschränkt sanfstmütigen und liebevollen Tonfall: "Natürlich bin ich neugierig, was mein geliebter Gemahl sich für eine Überraschung ausgedacht hat." Womit klar war, dass Lucius' Schmeicheleien und sein Verhalten größeren Einfluss auf Ofellas Wohlbefinden hatten als Herius es wohl jemals vermochte.

    Statt auf ihre Worte einzugehen, blieb die hellhaarige Sklavin vollkommen Stumm und ging ans Werk, während die andere sich wenigstens vergewisserte, ob ihre Handgriffe angenehm waren. Ofella hatte allerdings auch nicht mit einer Antwort gerechnet, und so hob sie nur fragend die Braue, als die Rothaarige sprach. Mit kritischem Blick musterte sie die Aufmachung der beiden, die nun also dabei waren, sie einzuölen. Der Schaber lag ebenfalls schon bereit. Ofella registrierte, dass die Germanin geschickter massieren konnte als die...Keltin? Sicher war sie Keltin, oder? Hatte nicht der Sklabenhändler etwas dieser Art erzählt? Ofella zuckte mit den Schultern und sagte: "Angenehm. Du kommst aus dem Norden? Und du musst die Germanin sein, über deren geringe Sprachkenntnisse sich mein Gemahl so aufgeregt hat." Mehr eine Feststellung denn eine Frage, obwohl die Claudierin doch fragend die rechte Braue hob und Minna von oben her musterte. "Worin liegen eure Fähigkeiten?" wollte sie wissen und hob die Arme, damit die Sklavinnen sie auch dort massieren konnten.

    Ofellas Gesicht zeigte weder Gnade noch Verständnis. Sie ließ die Hand sinken und musterte die Sklavin, die scheinbar reumütig vor ihr an der Wand stand und sich entschuldigte. "Oh doch, du wolltest! Man überlegt sich die Konsequenzen, ehe man einen willkommenen Gast ungebührlich behandelt", schnappte sie und verschränkte einen Arm unter der Brust, während sie mit der anderen Hand zornig auf Leah zeigte.. "Du bist mir ohnehin schon in Baiae aufgefallen. Widersetzt dch meinen Anweisungen! Meinst du etwa, du würdest auf diese Weise jemals freikommen? Pah, eher schenke ich meinem Sohn deinen Kopf auf einem silbernen Tablett!" fuhr Ofella aufgebracht fort. Dann endlich trat Nordwin hinzu und senkte demütig den Kopf. Zufrieden fiel Ofellas Blick auf die Peitsche in seiner Hand.


    "Na endlich, wurde auch Zeit", knurrte sie missgelaunt. "Fünfzehn Hiebe dürften angemessen sein. Ich werde zusehen - los", forderte sie und deutete auf Leah. Dann trat sie einige Schritte zurück und zur Seite und wartete darauf, dass Nordwin loslegte. Als es etwas dauerte als ihr lieb war, fuhr sie ihn an: "Mach schon!"

    Nach ihrem ungebührlichen Auftritt, der das ohnehin schon erhitzte Gemüt Ofellas nur noch weiterhin angestachelt hatte, war die Hausherrin mit der Sklavin hierher gekommen. Unterwegs hatte sie einem Sklaven, der sich gerade aus dem Staub machen wollte, aufgetragen, den Sklaven Nordwin und die verber zu holen. Leahs Arm hatte sie ihr schmerzhaft auf dem Rücken verdreht, und so ging sie auch mit ihr durch den Säulengang, um eine Biegung und bis zu dessen Ende. Hier war das pure Mauerwerk zu sehen, an einigen Stellen schien der Stein abgeschliffen zu sein. Leah mochte ahnen, was ihr blühte. Ofella ließ sie mit einem Schubser hin zur Wand schließlich los und funkelte sie zornig an. "Undankbarer Balg einer Gossenhure, was denkst du dir dabei, einen hohen Gast so schändlich zu behandeln!" fauchte sie und holte erneut zu einem Schlag aus. Allerdings merkte sie schon jetzt, dass ihr der Atem langsam wieder schwerfiel. Sie musste sich schonen. Mit wutverzerrten Zügen starrte sie Leah an.