Beiträge von Merowech von Veldidena

    Merowech nahm seinen Platz nicht wie gewohnt neben Brigio ein, sondern unter den Männer von Cupidus Turma, in der er nun als Duplicarius diente. Er war gespant, welchen Anlass es für einen auußerordentlichen Appell für die ganze Ala gab.

    Endlich! Die Reiter waren gekommen! Bald wurde der Druck auf die sich nun schon mit Mühe verteidigenden Equites schwächer. So was nannte sich Entsatzangriff. Nun galt es, schnell und überlegt zu handeln. Merowech bemerkte, dass Romanus seinen Angriff hauptsächlich auf Cupidus lenkte, um die Probaten ihres Kommandeurs zu berauben. Es hatte sich bereits in Keil in der Formation der Probaten gebildet. Merowech brüllte: "Drängt sie zurück! Drängt die Probaten zurück!" Mit dieser Aufforderung begannen er und die Männer um ihn herum ihrerseits die Probaten zu bedrängen. Einer der Probaten war soeben herangeritten und hatte versucht, mit seiner Lanze nach Merowech zu stoßen. Dieser wich geistesgegenwärtig aus, packte die Lanze und riss den Probaten mit einem kräftigen Ruck vom Pferd, wo er ihm dann mit den Worten "Du bist tot" den "Gnadenstoß" gab. Das Blatt schien sich wieder zu wenden.

    Einen Kreis bilden, bildet einen Kreis!, brüllte Merowech. Bei den erfahrenen Eques funktionierte das Befolgen von Befehlen recht gur. Sie hatten zwar auch schon ein paar Männer verloren, die davongelaufen waren, als die Probaten unter Cupidus Führung zum Gegenangriff ausholten, aber die übrigen hatten sich recht schnell mit Hilfe der Formation eingeigelt und wehrten nun die Angriffe der Probaten ab. Merowech wehrte einen jungen Probaten ab, der soeben auf ihn zustürmte. Noch konnten sie Stand halten, aber der Überraschungsmoment war vorerst dahin. Wo blieb bloß Romanus mit den Reitern, welche den Probaten in den Rücken fallen sollten? Während Merowech einen weiteren Probaten abwehrte , rief er kurz zur anderen Seite der Formation: "Einar, Viridovix, ist bei euch alles klar?"

    Merowech hatte die Reiter der Vorhut bemerkt, gab aber mit Handzeichen den Soldaten zu verstehen, sich weiterhin ruhig zu verhalten. Erst als Cupidus ankam, machten sich die Männer bereit. Merowech wartete, bis ungefähr die Mitte der Ausbildungsturma in seinem Blickfeld war, dann gab er das Zeichen zum losschlagen: Sie ließen die provisorische Deckung aus Weidenflechten und Gebüsch fallen und nahmen die Probaten von der Flanke mit Übungspfeilen unter Beschuss. Manch ein Probat war bereits getroffen, und musste sich wie ein Verwundeter verhalten oder schied ganz aus, aber dieses Los konnte jeden noch so erfahrenen Veteranen ereilen. "Männer, versucht die Probaten nicht am Kopf zu treffen. Haltet euren Beschuss eher tief. Wir wollen doch keinem bei einer Übung ein Auge ausschießen.", rief Merowech den Soldaten zu. Bis jetzt hatte alles reibungslos funktioniert und inzwischen müsste Merowech mit seinen Männern die volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Allmählich war es Zeit für Phase zwei....

    Der Wald war ziemlich dicht und dunkel. Die Männer saßen verborgen in ihrem Hinterhalt. Sie waren ein klein wenig angespannt. Nicht dass sie Angst gehabt hätten, denn es handelte sich hierbei lediglich um ein Manöver, aber dennoch wollten sie siegen. Von Probaten durfte man sich nicht besiegen lassen. Bei einigen weckte die Situation wohl auch Erinnerungen an die Kämpfe bei Brobetomagnus vor gut einem Jahr.
    Plötzlich hörte man leise das Wiehern eines Pferdes und dann vereinzelt Stimmen. Die Probaten kamen Allmählich näher. Merowech nickte seinen Männern zu und bedeutete ihnen, ruhig zu sein und sich vorzubereiten. Er hoffte, der Plan würde reibungslos funktionieren.

    Die Späher waren sehr gut im Unterholz getarnt, an einer Stelle, wo sie nicht gesehen werden konnten, aber einen guten Überblick über die ganze offene Fläche hatten.

    Sim-Off:

    Sorry, Seleukos, aber wir sind im Wald.


    Sie beobachteten das Manöver, welches Cupidus mit seinen Jungs zum Übungszweck durchgeführt hatte. Dann krochen sie langsam und unauffällig zurück und sobald sie wieder etwas weiter im Wald drin waren, machten sie sich zu der Stelle auf, wo der Hinterhalt vorbereitet worden war. Es handelte sich dabei um einen Hohlweg, der wie geschaffen für derartige Unternehmen war.

    "In diesem Fall übernehme ich die erste Gruppe", antwortete daraufhin Merowech.


    "Gut",erwiderte Romanus, "Dann wolln wir uns mal vorbereiten."


    Merowech schickte vier Mann als Späher an den Anfang des Waldes, während sich der Rest der Truppe die Gesichter schwärzte und die Felle umband. Dann begaben sie sich alle in Position und warteten nur noch darauf, dass die Späher zurück kehrten. Die Probaten mussten durch diesen Wald hindurch, denn hier war weit und breit die einzige Straße. Und nach nicht all zu langer Zeitkamen die Späher auch schon zurück. Sie meldeten, dass die Probaten nicht mehr weit entfernt waren. Wie im Teutoburger Wald wurden Tarnvorrichtungen aufgezogen, wodurch man alles anderer vermutete, aber nicht die Anwesenheit eines Feindes. Und schon näherte sich Cupidus mit den Frischlingen.

    Sim-Off:

    In Vertretung sim ich jetzt mal Romanus


    "Das halte ich für eine gute Idee, wir sollten den Angriff aber durch einen Pfeilbeschuss aus dem Hinterhalt an einer dicht bewaldeten Stelle beginnen. Wir machen Folgendes: Die Gruppe der Bogenschützen nimmt auch noch Schild und Schwert mit, denn sie bildet die Reserve. Sie beginnt mit dem Beschuss von einer Seite des Weges, um die Aufmerksamkeit der Neuen dorthin zu lenken. Wenn dies geschehen ist, greift die zweite Gruppe zu Fuß von der anderen Seite her an, somit sind die Probaten auf beiden Seiten in den Kampf verwickelt. Zuletzt greifen die Reiter vom Weg aus an, damit wären die fluchtmöglichkeiten eingeschränkt. Gibt es irgendwelche Einwände?" Romanus blickte kurz seine beiden Gruppenführer an. "Gut. Schickt noch zwei Späher, damit wir vorbereitet sind. Wer möchte welche Gruppe übernehmen?"


    Merowech blickte kurz Brigio an und sagte dann: "Mir ist es eigentlich egal. Brigio, was würdest du gerne übernehmen?"

    Es war noch Dunkel, als die Männer der zweiten Turma einen Wald erreichten, der ihnen für einen Hinterhalt geeignet schien. Sie suchten einen geeigneten Platz und bereiteten alles vor. Die Soldaten zogen sich die Felle über, welche sie mitgebracht hatten, und schwärzten ihre Gesichter. Die Übungswaffen wurden ausgegeben und die Pferde von drei Männern in Sicherheit gebracht. Nichts sollte sie verraten. In diesem Fall kam es Merowech und Brigio zugute, dass sie damals in Brobetomagus an einem Kommandounternehmen teilgenommen hatten. Noch blieb Zeit, bis die Neulinge eintraffen, denn es begann erst zu dämmern. Also wandte sich Merowech an Brigio und Romanus und sagte: "Wie wollen wir nun vorgehen?"

    Merowech blickte sich kurz um, dann sprach er: "Es geht um das Manöver. Du weißt doch sicher, das Romanus einen Hinterhalt plant. Kannst du deinen Leuten sagen, dass wir uns zur dritten Nachtwache am Forum treffen und auf den Weg machen?"

    Merowech betrat seine alte Unterkunft, denn seit seiner Ernennung zum Duplicarius war er in die Barracke der zweiten Turma umgezogen, und blickte sich nach Brigio um. Als er ihn erblickte sagte er sogleich: "Brigio, alter Freund, kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?"

    Merowech betrat das Zimmer und sagte gleich: "Salve Romanus, habe alles für das Unternehmen 'Frischling' besorgt. Wann solls losgehen?"


    Romanus antwortete: "Gut. Sag den Männern und Brigio, wir treffen uns zur dritten Nachwache abmarschbereit auf dem Forum."


    Merowech nickte und verließ das Officium.

    Merowech betrat das Magazin und blickte sich um. Er erblickte den diensthabenden Eques und sagte: "Salve Eques. Ich brauche für eine Übung mit den Probaten Übungspfeile und Übungsspeere. Gib mir ruhig so viel wie möglich mit."


    Dann schickte er die Männer, die er mit sich genommen hatte, mit dem Eques zurück in den Lagerraum. Er selbst sah sich ein wenig um. Auf irgendeiner der Stellagen lagen ein paar Felle. Als der Eques zurückkam, sagte Merowech noch: "Ich nehm mir auch die paar Felle mit und ein paar Stück Kohle."


    Der Eques murrte nur knapp, kritzelte mit dem Griffel etwas auf sein Schreibtäfelchen und legte es Merowech hin. Dieser überprüfte die Liste und unterzeichnete. Dann verließen sie das Magazin und begaben sich zu ihrer Unterkunft. Als er das Gebäude verließ, hörte er den Eques noch nachrufen: "Viel Spaß bei der Übung."

    Merowech nickte knapp, nachdem er Cupidus Worte vernommen hatte. Solche Übungen waren nicht nur ein Training für die Probaten sondern auch für die erfahrenen Eques. Zudem waren sie im sonst eher eintönigen Lageralltag eine willkommene Abwechslung. "Wohin solls denn eigentlich gehen?", fragte Merowech seine Decurio.

    Die ganze Sache nahm eine Eigendynamik an. Sowohl Equites als auch Probaten kämpften verbissen und vergaßen dabei immer mehr, dass es sich eigentlich nur um ein gestelltes Manöver handelte. Schließlich wurde auch Merowech in den Kampf hineingezogen. Er arbeitete sich in Richtung Vexillum vor, als auch er plötzlich einen Schrei hörte. Dann ertönte auch schon das Signal, den Angriff abzubrechen. Ein Probat lag verletzt auf dem Boden. Dies hatte sicherlich keiner gewollt, aber es war die Folge der Entwicklung, welche das Training genommen hatte. Nachdem Cupidus zwei Probaten befohlen hatte, den Verletzten ins Valetudinarium zu bringen, ging auch er zu seinem Vorgesetzten, den er soeben mit Romanus sprechen sah.

    "Nein, habe alles verstanden. Ich mache mich gleich auf den Weg.", sagte Merowech. Dann salutierte er knapp und ging zu den Equites.
    Er sammelte die Männer um sich und sagte: "Also Männer. Wir reißen jetzt den Neulingen den Arsch auf. Unsere Aufgabe ist es, die Probaten an der Vorderseite abzulenken, damit Romanus mit der Infanterie von hinten angreifen kann. Wir starten also einen Abenkungsangriff. Macht dabei so viel Lärm wie möglich. Auf mein Signal gehts los."


    Dann setzte er sich auf sein Pferd. Er warf noch einmal einen Blick auf die Männer und gab das Signal zum Angriff. Die erfahrenen Equites brüllten mit ganzer Kraft und begannen, die Probaten von vorne anzugreifen. Sie schlugen dabei auf die Schilde und einige brüllten germanische Wörter, so wie sie es selbst bereits im Feld erlebt hatten. Das Ablenkungsmanöver hatte begonnen...

    "Dann starten wir einen Ablenkungsangriff mit der Hälfte der Reiter auf der Vorderseite der Formation und greifen mit der Infanterie und dem Rest der Reiterei im Rücken an, während die Bogenschützen die Probaten unter Beschuss nehmen. Cupidus kann sich schließlich nicht teilen, oder?", dies war die einzige Antwort, die Merowech darauf fand.