Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Tatsächlich hatte Priscus mit seinen Zweifeln recht behalten. Auch im Sommer kam das Geschäft nicht in Schwung und es gab keine nennenswerte Steigerung der Nachfrage zu verzeichnen. Die Arbeiter im Steinbruch störte es sicher nicht, bei der sommerlichen Hitze etwas langsamer machen zu können, aber viele hatte Priscus auch einfach nach Hause geschickt, um Kosten zu sparen. Für die vielen ungelernten Helfer, die einfach nur Steinblöcke schleppten, Werkzeug und Wasser anreichten oder beim Beladen von Karren halfen war es ein reines Tagesgeschäft. Manche kamen ohnehin nur als Tagelöhner und zogen bald weiter und andere wussten zumindest, dass sie kein Geld mehr bekamen, wenn es keine Arbeit mehr gab. Nur die Verwalter und Fachleute, die genau wussten, wo und wie man den Stein brechen muss, blieben Priscus erhalten, damit die Arbeit jederzeit weitergehen konnte, wenn doch wieder größere Mengen benötigt wurden.

    Die Tage zogen ins Land und Priscus ließ sich die Frühlingssonne auf den Bauch scheinen. Zumindest konnte man die Tage so zusammenfassen, denn hektisch war es im Steinbruch gerade nicht. Noch hatte sich nicht die große Nachfrage eingestellt, die für den Sommer zu erwarten war. Priscus hatte leise Zweifel, ob sie denn noch kommen würde oder ob dieses Jahr einfach etwas weniger gebaut wurde. Sorgen bereiteten ihm diese Zweifel aber nicht. Es war jeden Monat mehr als genug Geld in der Truhe, um die Arbeiter zu bezahlen, die Gebäude und Geräte in Schuss zu halten, Essen zu kaufen und etwas beiseite zu legen. Und auch seinen Steuerpflichten konnte Priscus immer nachkommen, was er sogar gerne tat, denn davon wurden schließlich die Soldaten bezahlt, wie er früher einer war. Das gemütliche Geschäft erlaubte es sogar, dass er auf seinen Reisen ins Umland immer mal wieder einen Abstecher machen konnte, um Kameraden zu besuchen, die irgendwo eine Straße oder Wasserleitung reparierten. Solche Kontakte waren nicht nur eine Erinnerung an alte Zeiten, sondern auch gut fürts Geschäft, denn zum Bauen braucht man Steine.

    Priscus hatte es getan. Recht kurzentschlossen hatte er noch im Herbst eine Menge Geld in die Hand genommen, um sein Gelände erheblich zu erweitern. Und weil man das neue Gelände natürlich erproben musste, hatte er auch dort schon begonnen, Stein abzubauen. Folglich ging er mit einem gut gefüllten Lager in den Winter, in dem es üblicherweise etwas weniger Nachfrage gab. Der Betrieb im Steinbruch lief daher nun deutlich langsamer und nach dem ersten Test blieb die neue Abbaufläche erst einmal ungenutzt.


    Die freie Zeit nutzte Priscus wieder vermehrt, um die nähere und weitere Umgebung zu bereisen. So konnte er seine Kontakte zu Händlern und Baumeistern pflegen, die dann im Sommer wieder seine Steine kaufen würden. Schließlich wurde oft schon im Winter geplant, was dann ab dem Frühjahr umgesetzt werden sollte. Außerdem konnte er sich unterwegs durch den geschickten Kauf und Verkauf von allerlei Waren etwas hinzuverdienen und so die geringeren Umsätze des Steinbruchs ausgleichen.

    Eine stabile Auftragslage, zuverlässige Angestellte und ein gut gefülltes Konto - es gab wirklich nicht viel, über das sich Priscus beklagen konnte. Der Betrieb lief inzwischen nahezu von selbst und weil Priscus Wert auf eine gute Lagerhaltung legte und selber auch weiterhin den eher sparsamen Lebenswandel eines Veteranen führte, war immer genug von allem da, selbst wenn sich in der Nachfrage oder in der Produktion die natürlichen Schwankungen einstellten, die es eben gab. Immerhin konnte man nicht ständig die gleiche Menge Steine klopfen, sondern manchmal musste man auch erst einen neuen Abschnitt im Steinbruch beginnen, was zu mehr unbrauchbarem Geröll und mehr Zeitaufwand für den Umbau von Gerüsten und Transportwegen führte und damit die Menge an brauchbarem Stein reduzierte.


    Wirklich Sorge bereitete Priscus dagegen die Tatsache, dass ein Steinbruch irgendwann abgebaut sein konnte und sich ausweiten musste. Und das bedeutete den Zukauf von Grundstücken, was alles andere als einfach war. Immerhin war das Land drumherum auch in Nutzung und konnte nicht so einfach gegen anderes, ehemaliges zum Steinabbau benutzte Land getauscht werden. Priscus stellte sich auf lange, schwierige Verhandlungen ein, mit denen er lieber früher als später begann.

    Ein weiterer Winter und Frühling war verhältnismäßig geräuschlos ins Land gegangen. Natürlich nur bildlich, denn tatsächlich erfüllte die ganze Zeit Hämmern und Klopfen den Steinbruch. Das Geschäft lief die ganze Zeit hindurch einfach blendend und Priscus konnte sehr zufrieden sein. Sein Betrieb war wirklich etabliert inwischen, hatte seine Stammkunden und zwischendurch auch immer mal den einen oder anderen Zusatzverdienst durch weitere Großaufträge. Selbst die größte Nachfrage konnte er inzwischen problemlos sofort erfüllen, denn er hatte in weitere Lagerkapazität investiert und das Grundstück um den Steinbruch erweitert. Steinblöcke verschiedener größen lagerten dort, so dass praktisch immer etwas passendes dabei war, wenn ein Kunde anfragte. Und auch die Arbeiter waren inzwischen alle ein eingespieltes Team, so dass es Priscus immer weniger Arbeit machte, den Betrieb zu führen und die regelmäßig anfallenden Aufgaben zu erledigen. Das gab ihm die Gelegenheit, sich nach anderen Betätigungen und Verdienstmöglichkeiten umzusehen oder dann doch endlich mal ein wenig Freizeit und den wohlverdienten Ruhestand zu genießen.

    Von wegen Durchatmen! Kaum hatte sich Priscus darauf eingestellt, dass es wohl wirklich etwas ruhiger werden würde, da lief die Nachfrage wieder wie im Sommer. Dank gefüllter Lager war das zwar kein Problem, aber an ein ruhiges weiteres Aufstocken der Lagerbestände war so trotzdem nicht zu denken. Was rein ging, ging auch gleich wieder raus. Für die Kasse war das sicher nicht schlecht, aber plötzlich tat sich dann sogar das Problem auf, dass der Nachschub etwas hakte. Die Werkzeugschmiede brauchte Eisen und das wurde plötzlich knapp, wie Priscus erstaunt feststellen musste. Zähneknirschend griff er etwas tiefer in die Tasche, um die gewünschte Menge an Barren kaufen zu können, aber er hoffte inständig, dass sich die Lage wieder besserte. Etwas Gutes hatte die Sache aber trotzdem: Auf der Suche nach Eisen schaute er sich etwas genauer als sonst auf dem Markt um und konnte so noch das eine oder andere lukrative Nebengeschäft abschließen, indem er hier was kaufte, was dort jemand brauchte. Der kleine Gewinn, der dabei heraus kam, glich die Kosten für das teurere Eisen dann erst einmal doch ganz gut aus.

    Langsam neigte sich der Somme der Ende entgegen und die Tage wurden kürzer. Ob das auch schon eine deutliche Reduzierung der Bautätigkeit bedeutete, wusste Priscus nicht, aber er kam zumindest ab und zu wieder etwas mehr zum Durchatmen. Die geplante letzte Erweiterung seines Steinbruchs hatte er tatsächlich noch durchgeführt und sie hatte viel Arbeit bedeutet. Jetzt konnte er die Produktion wieder ein klein wenig reduzieren, denn langsam füllte sich das Lager wieder und alle Bestellungen konnten prompt beliefert werden. Die Schmiede arbeitete trotzdem noch mit aller Kraft, denn auch das Werkzeuglager wollte Priscus gefüllt wissen, bevor er im Winter die Belegschaft deutlich reduzierte. Immerhin gingen ihm inzwischen auch die kaufmännischen Tätigkeiten etwas leichter von der Hand, da er sich an viele Aufgaben inzwischen gewöhnt hatte. So kam es dann auch vor, dass er manchmal ein nur ein paar Augenblicke warmer Sommersonne genießen konnte, wenn er sich auf einen frisch gehauenen Felsblock setzte.

    Die Tage wurden länger und wärmer und Priscus' Geschäft lief immer besser. Freie Kapazitäten hatte er nun keine mehr. Alle Arbeitskräfte, die er bekommen konnte, waren im Einsatz. Und trotzdem war das Lager inzwischen zeitweise leer und Kunden mussten warten, bis neue Steine ausgeliefert werden konnten. Priscus spielte schon mit dem Gedanken, noch die letzten Möglichkeiten der Erweiterung seines Steinbruchs zu nutzen, um noch mehr Steine gleichzeitig brechen zu können, aber noch scheute er die dazu nötigen Investitionen. Schließlich konnte keiner vorhersagen, wie lange die Nachfrage anhalten würden. Außerdem hatte er kaum Zeit, über so etwas nachzudenken, denn er musste sich ja erst einmal um den laufenden Betrieb kümmern. Er musste mit Kunden reden, den Wareneingang für Holz und Eisen prüfen, die Arbeiter beaufsichtigen, Arbeitsergebnisse prüfen, Lieferungen abrechnen und vieles mehr. Auch wenn er von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang aktiv war, blieb da kaum Zeit für anderes.

    Wie erwartet hatte dann doch irgendwann der Boom zugeschlagen. Wagenladung um Wagenladung verließ das Lager des Steinbruchs, um die Nachfrage der Kunden zu befriedigen. Innerhalb von wenigen Wochen hatte sich der Lagerbestand um mehr als die Hälfte reduziert und die Kasse gut gefüllt. Aber Priscus hatte ja genau dafür vorgesorgt, und so konnte auch rasch die neue Produktion anlaufen. Schon bald kamen also die nächsten frisch gebrochenen und behauenen Blöcke in allen denkbaren Größen aus dem Steinbruch und begannen, die leer gewordenen Lagerplätze wieder zu füllen. Und so, wie dabei Werkzeug zu Bruch ging, strömten auch Eisen und Holz aus dem Lager in die Schmiede des Steinbruchs, um für raschen Nachschub zu sorgen. Und noch lief nicht einmal alles auf voller Produktion, sondern Priscus hatte noch Kapazitäten frei.

    Mit den zunehmend längeren Tagen schien auch die Bautätigkeit wieder zuzunehmen und Priscus hatte zumindest eine kleine Wagenladung Steine zu einem guten Preis verkaufen können. Die Flaute hatte Priscus wie geplant genutzt, die Umgebung zu erkunden und festzustellen, dass es hier in der näheren Umgebung keine Lieferanten gab, die ihm Holz und Eisen zu besseren Preisen liefern konnten, als seine bisherigen Lieferanten. Gänzlich überrascht hatte ihn diese Erkenntnis nicht, denn sein Holz kam ohnehin schon aus Norditalien und das Eisen aus Singidunum würde ja auch nicht einfach dadurch billiger, dass es jemand anderes lieferte. Und andere Eisenbergwerke waren eher noch weiter weg und verursachten damit eben mehr Transportkosten. Einen Teil seiner Einnahmen investierte Priscus daher gleich wieder in Lieferungen von seinen gewohnten Lieferanten, um die Lagerbestände für die Schmiede seines Steinbruchs ein wenig aufzustocken. Noch brauchte er dort zwar keine Produktion beginnen zu lassen, aber er hatte lieber vorgesorgt.

    Noch hatte sich die erhoffte steigende Nachfrage nicht eingestellt, aber ebensowenig machte sich Priscus jetzt bereits Sorgen darüber. Stattdessen hielt er sein Personal und damit auch seine Kosten auf ein Minimum beschränkt und nutzte stattdessen die Zeit, in der näheren Umgebung herum zu reisen, um sich als Lieferant bekannt zu machen. Seine Kontakte hier in Patavium waren schließlich deutlich schlechter als in Manuta, wo er aus seiner Armeezeit viel mehr Leute kannte. Hier war er dagegen neu und daher unbekannt, aber selber auch neugierig, was Patavium und das Umland zu bieten hatte.

    Den Winter über war das Geschäft von Priscus erwartungsgemäß etwas abgeflaut. Es wurde halt weniger gebaut, also brauchte man auch weniger Steine. Priscus war das aber durchaus recht gewesen. So hatte er in Ruhe seinen Wohnsitz endgültig von Mantua nach Patavium verlegen können. Seinen Leuten blieb außerdem ein wenig Zeit, selber den einen oder anderen Ausbau am Steinbruch zu machen, um die Werkzeugschmiede oder die Unterstände und Lagerplätze etwas auszubauen. Das alles kostete Zeit, Material und auch Geld. Davon hatte Priscus jetzt zwar mal wieder kaum noch etwas in der Tasche, aber dafür war nun alles hervorragend eingerichtet. Und was noch wichtiger war: Das Lager war voll mit Steinen, die nur auf ihre Auslieferung warteten. Das Frühjahr konnte also kommen und seine Kasse wieder füllen.

    Priscus wäre gast von seinem Sitz gekippt, als er das Schreiben der kaiserlichen Kanzlei gelesen hatte. Nur die Tatsache, dass er es im Stehen geöffnet und gelesen hatte, verhinderte Schlimmeres. Ungläubig starrte er auf den Brief, las ihn noch einmal und schüttelte dann den Kopf. Er hatte gerade erst einen Betrieb aufgebaut, hatte dafür einen Kredit aufgenommen, und der Betrieb lief gut und benötigte seine volle Aufmerksamkeit, da konnte er doch jetzt nicht wieder in staatliche Dienste treten. Auch wenn der Posten des Praefectus Viatorum sicher nicht uninteressant war. Aber nein, das war zum jetzigen Zeitpunkt einfach nichts für ihn. Also legte Priscus den Brief zur Seite. Eine rasche Antwort war wohl nur bei einer Zusage nötig. Die Absage würde er schicken, wenn er eh wieder Post nach Rom hatte.

    Die Geschäfte liefen gut. Sehr gut, um genau zu sein. Priscus hatte einen Steinbruch bei Patavium erwerben können und einen fähigen Sklaven als Verwalter bekommen, so dass er nicht einmal von morgens bis abends selber dort sein musste. Die regelmäßige Lieferung an seine Geschäftspartnerin und Geldgeberin schien soweit ebenfalls reibungslos zu laufen und es war sogar noch genug Geld übrig geblieben, um gleich neben dem Steinbruch eine Schmiede zu errichten, in der das benötige Werkzeug für den Steinbruch großteils direkt vor Ort hergerichtet werden konnte.


    Alles lief so einwandfrei, dass Priscus sich wohl schweren Herzens damit anfreunden musste, die Kontakte zur Legion noch weiter zu reduzieren, um sich ganz seinem neuen Leben als Geschäftsmann in Patavium zu widmen. Aber bestimmt würden sich dabei auch ein paar Gelegenheiten ergeben, mit der Legion Geschäfte zu machen.

    Aufmerksam hörte Priscus zu, kratzte sich am Kopf und schüttelte dann selbigen. "Danke für die Auskunft, aber dann brauche ich das wohl erst einmal nicht", teilte er mit und verabschiedete sich dann zügig.


    Einige Tage später, nachdem er eine Antwort auf seinen Brief erhalten hatte, stand er dann wieder an der Abgabestelle und legte einen neuen Brief vor. "Ein Brief nach Rom", teilte er wieder mit, denn schließlich konnte man ihm wohl kaum ansehen, dass er wieder an dieselbe Empfängerin schrieb.


    Ad Iunia Axilla
    Roma, Casa Iunia


    G. Tallius Priscus Iuniae Axillae s.d.


    Ich danke dir für deine positive Antwort und freue mich über die Gelegenheit, ins Geschäft zu kommen. Ich habe bereits Erkundigungen eingezogen und einen Ort gefunden, an dem ich einen Steinbruch betreiben könnte.


    Nach sorgfältiger Berechnung der zu erwartenden Kosten sowie unter Berücksichtigung der mir derzeit zur Verfügung stehenden Mittel werde ich ein Darlehen von 1500 Sesterzen benötigen, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Dies würde mir die Möglichkeit geben, eine regelmäßige Lieferung von 24 Steinblöcken zu gewährleisten. Über eine Aufstockung der Liefermenge, für die ich ein weiteres Darlehen benötigen würde, möchte ich erst dann entscheiden, wenn die ersten Lieferungen erfolgreich durchgeführt wurden.


    Ich hoffe, du bist unter diesen Bedingungen weiterhin bereit, das angebotene Darlehen zu gewähren. Sobald mit das Geld zur Verfügung steht, werde ich mit der Errichtung des Steinbruchs beginnen und dich umgehend über den Stand und den Termin für die erste Lieferung unterrichten. Eine Lieferadresse benötige ich dann auch noch.


    Möge Merkur unserer geschäftlichen Partnerschaft gewogen sein.


    Vale
    G. Tallius Priscus

    In der Zwischenzeit war Priscus nicht untätig gewesen und hatte Erkundigungen eingezogen, wie er wohl am besten in dieses Gewerbe einsteigen könnte. Seine Kontakte zur Armee halfen dabei ungemein, denn so hatte er schnell einen Ort identifizieren können, an dem es sinnvoll wäre, einen Steinbruch zu erwerben und zu betreiben. Einzig die Kosten stellten ein Hindernis dar, denn selbst wenn Priscus sein Entlassungsgeld berücksichtigte, so stand er doch vor ganz erheblichen Ausgaben. Nicht nur der Steinbruch ansich würde schließlich kosten, sondern auch Angestellte und Geräte. Daher unterbrach er später erst einmal seine Überlegungen und befasste sich mit anderen Ideen, bis er die Antwort aus Rom erhielt.


    Da diese absolut positiv ausfiel, zückte er wieder seine Tabula und den Stylus und rechnete noch einmal genau nach, welchen Betrag er wohl brauchen würde. Entsprechend gut vorbereitet machte er sich dann schließlich daran, eine neuerliche Antwort zu verfassen.

    "Wertkarte?", echote Priscus etwas überfragt. "Braucht man sowas?". Aus der Legion kannte er ja allerlei Bürokratie, von der Stärkemeldung bis zum Passierschein, aber Wertkarten hatte er nicht in den Fingern gerhabt.


    Während er auf Antwort wartete, schob er zumindest schon einmal die verschlossene Wachstafel herüber, auf der außen eine Adresse in Rom vermerkt war.


    Ad Iunia Axilla
    Roma, Casa Iunia


    G. Tallius Priscus Iuniae Axillae s.d.


    Gestatte mir, mich dir mit diesem Brief vorzustellen und dir einige Fragen zu stellen zu deinem Ausgang in Mantua. Mein Name ist Gaius Tallius Priscus, ehemaliger Signifer der Legio I Traiana Pia Fidelis. Ich habe deinem Aushang entnommen, dass du nach einem Geschäftspartner suchst, der einen Steinbruch errichtet und betreibt. Ich habe Interesse daran, eine solche Partnerschaft einzugehen. Durch meine Tätigkeit als Signifer bin ich mit finanziellen Angelegenheiten vertraut und durch meine vorherige Tätigkeit als Optio sehe ich mich auch in der Lage, Arbeiter zu beaufsichtigen und zu führen.


    Sollten wir eine solche Partnerschaft eingehen, steht es mir dann frei, den Standort des Steinbruchs zu bestimmen? Welche Mengen an Stein möchtest du aus diesem Steinbruch abnehmen? Und zu welchen Bedingungen kannst du finanzielle Mittel bereitstellen?


    Ich erwarte deine Antwort deine Antwort in Mantua in meiner Wohnung an der Via Colonna.


    Vale
    G. Tallius Priscus


    Und weil er zum Abgeben des Briefes ohnehin an seine Tasche musste, holte er auch gleich seinen Geldbeutel heraus, denn 10 Sesterze musste er ja auf jeden Fall bezahlen.

    Es gab ein paar Dinge, die machte man auch mit über 40 zum ersten Mal in seinem Leben. Bei Priscus war dies der Besuch im Büro des Cursus Publicus in Manuta. Solange er bei der Legion war, hatte er schließlich seine Post direkt verschicken können, wenn er denn überhaupt etwas zu verschicken hatte. Jetzt musste er sich selber dum kümmern.


    "Salve", grüßte er daher beim Eintreten und versuchte gleich, seine Frage loszuwerden. "Einen Brief nach Rom habe ich. Kostet wieviel?"

    Ein paar Tage waren inzwischen vergangen, seit Priscus die Legion verlassen hatte und so langsam hatte er sich im ungewohnten Zivilleben eingewöhnt. Er schaute zwar fast noch täglich im Legionslager vorbei, aber hauptsächlich aus Langeweile oder um Kontakte zu pflegen und weniger aus Wehmut. Zeitgleich hatte er sich schon in der Stadt umgeschaut, wie es nun weitergehen könnte. Hier und dort wurde Arbeit angeboten, ein paar Tabernae und Werkstätten waren zu vermieten, und Gesuche nach Geschäftspartnern hatte er auch schon gefunden. Ganz nebenbei hatte er auch schon ein paar Sesterze verdient durch geschicktes An- und Verkaufen von ein paar Waren. Das Geschäftsleben schien gar nicht übel zu sein und Priscus hatte große Lust, bald selber einen Betrieb zu führen.

    Es war eine kleine Prozession, die in den Tempelbezirk von Mantua führte und die vor allem aus aktiven oder ehemaligen Soldaten der Legio I bestand. Der örtliche Tempelvorsteher war auch mit dabei und einige Helfer, wie man sie eben bei solchen Anlässen brauchte. Allerdings ging es nicht um ein Opfer, sondern um das Aufstellen eines Weihesteins. Diesen hatte Priscus in Auftrag gegeben, um Mars und Victoria dafür zu danken, dass er seine Zeit in der Legion erfolgreich beenden konnte.


    An der Seite des Tempelbezirks, dort wo schon einige ehemalige Soldaten solche Steine aufgestellt hatten, hatte er sich einen Platz ausgesucht. Ein Steinmetz hatte den Stein dann nach seinen Wünschen gefertigt, so dass dieser nun aufgestellt und den Göttern geweiht werden konnte.


    MARTI ET VICTORIAE
    G TALLIVS PRISCVS
    SIG EM LEG I TRAI PIA
    FIDELIS EX VOTO L L S M