Intermezzo II - Ein Marschlager am Chaboras

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Sparsus


    "Aber... aber..."
    Ich machte grosse Augen als Sparsus so auffuhr.
    "Abgestochen?!", brauste ich auf, "Geht's noch? Der Mann ist ungefähr SOO gross und SOOO breit!"
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und reckte die Hand nach oben, zeigte dann mit ausgebreiteten Armen, vielleicht ein wenig übertreibend, die Masse eines Titanen an.
    "Der hätte mich glatt kaltgemacht!!! Ja zum Henker, Marcus, ein Hüne wie Du, der muss sich nichts gefallen lassen, auch nicht von so einem, aber ich.... Was hätte ich denn machen sollen? "
    Beschämt, und mit einer gesunden Portion Selbstmitleid, starrte ich auf einen Stein vor meine Füssen, versetzte ihm dann einen wütenden Tritt so dass er klatschend in den Fluss fiel. Die Ringe breiteten sich auf der Wasseroberfläche aus.
    "Ich will nicht, dass das Kreise zieht, verstehst Du? Es... ist mir halt... peinlich", redete ich auf Sparsus ein, fuhr aber in die Sandalen um ihm zu folgen, eingeschüchtert von seiner grimmigen Ankündigung das zu klären.
    "Das war in Edessa auf dem Markt wegen der alten Frau die ohnmächtig geworden ist, einfach so aus heiterem Himmel ist der Spinner ausgetickt, aber ich glaub es hat keiner gesehen, ich meine Du warst da ja auch unterwegs - hast Du was gesehen? Nein. Also. - und ich glaube auch nicht dass der Kerl ein Sklave ist, sondern auch ein Soldat!"
    Sonst wäre das ja noch viel schmachvoller. - Aber ach, es wäre schon schön wenn der Tonto dafür bezahlen müsste.....

  • Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    Einzeln oder in kleinen Gruppen kamen die Soldaten zu Priscus und er sprach mit jedem gerne noch einmal. Wer wusste schon, was ihnen der Feldzug noch bescherte und mit wem er vielleicht tatsächlich zum letzten Mal sprechen sollte. "Dann hab' ich es ja richtig gemacht, wenn es dir das Leben gerettet hat", erwiderte er Serapio ebenfalls mit einem Lächeln. Wenn man jahrelang Rekruten ausbildete, konnte man schonmal vergessen, dass man ihnen Töten und Überleben beibrachte. In Momenten wie diesem, wurde das wieder deutlich. "Wie man mit der Tessera für die Parole umgeht, musst du dir jetzt aber selber beibringen!" Er prostete zurück und nahm auch einen Schluck aus seinem Becher. Aber nur einen kleinen. Sonst gingen bei der ganze Centurie zu viele Becher drauf.


    Eifrig nickte ich, und so im Nachhinein verklärte ich schon geradezu die Tage knochenharten Drills, bei denen Optio Priscus ja auch ganz schön unbarmherzig zu uns gewesen war - wenn auch beileibe nicht so bösartig wie der alte Simplex, natürlich. Ich lächelte noch etwas breiter als er die Tessera ansprach, das Insignium meiner neuen Würde.
    "Ich werde sie hüten wie meinen Augapfel!", gelobte ich überschwänglich. Ja, ich war schon stolz dass der Centurio mir diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen hatte. (Und glücklich von der Aussicht in Zukunft um das verfluchte Schanzen rumzukommen.)
    Der Wein floss herb und genau richtig würzig durch meine Kehle. Das Fleisch dass Naevius rausgerückt hatte brutzelte über den Feuern, ein köstlicher Geruch verbreitete sich, und dazu zeichnete das Licht der untergehenden Sonne alles mit einem weichen Schimmer, so einem rotgolden schmelzenden Glanz... O bei Eros und Anteros, diese wunderbaren Hände, mit denen er da den Becher umfasst hielt!
    Ich schluckte trocken, und fühlte mich ein wenig schwindelig. Das nächste Trüppchen von Kameraden näherte sich schon, aber bevor sie herankamen um mir Priscus wieder streitig zu machen, bevor also diese Gelegenheit unwiederbringlich verflog, stürzte ich mich einfach ins kalte Wasser!
    "Optio Priscus", fragte ich lächelnd, und das Herz schlug mir bis zum Hals, ach was, bis zu den Schläfen, "hast Du vielleicht Lust nachher noch einen kleinen Gang zum Fluss mit mir zu machen?"
    Ich hatte meine Stimme eher leise gehalten, damit sie nur an seine Ohren drang, und ich schenkte ihm dabei einen glutvollen Blick und natürlich meinen allerschönsten - verheissungsvollen - Augenaufschlag.
    Hoffentlich, hoffentlich sagt er ja.....!

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  • Sparsus runzelte mit den Augenbrauen, als sich Serapio so aufregte. Irgendwie komishc, sowas von einen zu hören, der bei Edessa enen Panzerreiter vom Pferd gezogen und mit ihm gekämpft hatte. Sparsus legte Serapio eine Hand uaf die Schulter und drückte ihn wieder auf den Stein herunter.


    "Schon gut Faustus. Reg dich nciht auf. Ich hör mich mal um, wer und was dieser Kerl ist und dann schauen wir mal weiter, in Ordnung?"


    Sparsus schärfte den Pugio erneut, und hub an seine Arbeit an Serapio's Kinn zu beenden. Er war schon irgendwie iritiert, das Serapio seit Edessa mit soetwas hinterm Berg hielt. Und Sparsus verstand auch nicht, wieso er sich so zimperlich damit hatte. Gut, sollte der Mann Soldat sen, wre zustechen die falsche Entscheidung gewesen, aber er hätte es zumindest melden müssen. Deswegen hatten sie ja einen Optio...

  • "Ich reg mich gar nicht auf!", protestierte ich, und sank wieder auf den Stein.
    "Grmgrmlhmhgn... bin ganz ruhig. Ja, in Ordnung."
    'Schaun wir mal', das klang doch schon wesentlich weniger unheilvoll als 'das muss geklärt werden'. Weiteres Grummeln verbiss ich mir, atmete einmal tief durch, und hielt dann die Klappe und still während Sparsus mein Kinn vom Bart befreite (der eher spärlich war). Aber in mir brodelte es immer noch.
    Pah, als ob ich nicht auf mich selbst aufpassen könnte! Wobei... konnte ich das? Es schon ein wirklich gutes Gefühl so einen Beschützer zu haben. Den Kopf ganz ruhig haltend heftete ich die Augen auf Marcus, verfolgte seine Bewegungen. Ich dachte zurück an die Schlacht bei Edessa, und dass er mir da bestimmt das Leben gerettet hatte. So einen Freund zu haben, das war schon etwas ganz ganz besonderes. Ich wünschte mir nur, ich könnte auch mal etwas aussergewöhnliches für ihn tun - also natürlich wünschte ich mir nicht dass er in Schwierigkeiten geriete, bloss eine Chance mich erkenntlich zu zeigen. Ich lächelte ihm kurz zu, etwas schüchtern nach dem Wortwechsel gerade, dann schüttelte ich mir wieder die Sandalen von den Füssen und fuhr mit den nackten Sohlen langsam über den warmen Stein, benetzte sie im kühlen Wasser, stellte sie auf die glatten runden Kieselsteine im Wasser...
    So verbrachten wir noch ein Weilchen da am Fluss, bis wir dann alle wieder zu den Zelten mussten. Frisch gewaschen und rasiert - wir waren schier nicht wiederzuerkennen. Lange hielt dieser Zustand allerdings nicht vor.

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    Original von Faustus Decimus Serapio
    "Optio Priscus", fragte ich lächelnd, und das Herz schlug mir bis zum Hals, ach was, bis zu den Schläfen, "hast Du vielleicht Lust nachher noch einen kleinen Gang zum Fluss mit mir zu machen?"
    Ich hatte meine Stimme eher leise gehalten, damit sie nur an seine Ohren drang, und ich schenkte ihm dabei einen glutvollen Blick und natürlich meinen allerschönsten - verheissungsvollen - Augenaufschlag.
    Hoffentlich, hoffentlich sagt er ja.....!


    Einen Augenblick lang blickte Priscus schweigend in das Gesicht von Serapio, um sich zu vergewissern, dass Gesicht und Stimme wirklich das meinten, was sie gerade sagten. "Nein", lautete dann seine Antwort. Bewusst kurz und schwerzlos. Nicht aus Unfreundlichkeit, aber aus Überzeugung.

  • Oh verdammt, hätte ich doch auf Sparsus gehört! Das kalte Wasser, in das ich mich da hineingestürzt hatte, schlug mit Wucht über mir zusammen. Das war mal eine eindeutige Abfuhr. Mein Lächeln wurde starr und ich kämpfte heftig darum mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, und einen halbwegs würdevollen Rückzug einzuleiten. Haltung, Faustus!
    "Also dann", sagte ich leichthin als wäre nichts gewesen und straffte mich - jetzt nur nicht den Kopf hängen lassen - "alles Gute bei der neunten Kohorte, Optio."
    Zum Glück trafen da auch schon ein paar andere ein um sich von dem Optio zu verabschieden. Ich löste mich von der Gruppe und wanderte langsam ein Stück weiter, fühlte mich dabei als ob viele Zentner auf meinen Herzen lasten würden. Warum nur, warum verguckte ich mich immer in die Falschen?!
    Über die Schulter sah ich nochmal zurück, aber nur kurz, dann leerte ich meinen Becher und nahm mir von einem der Roste über dem Feuer ein Stück gebratenes Geflügel. Vielleicht halfen ja Essen und Trinken ein bisschen. Kauend, mit vollem Mund, gesellte ich mich in eine Runde die gerade fröhlich am Würfeln war. Naja, sagte ich mir, während ich ins Würfelspiel einstieg, um zu sehen ob ich dann wenigstens Glück im Spiel hatte, immerhin weiss ich jetzt, dass ich ihn mir aus dem Kopf schlagen muss, und überhaupt, er weiss ja gar nicht was ihm entgeht... Und was man dergleichen noch für Überlegungen anstellen kann in solchen Situationen. Aber ach, der Liebeskummer hatte mich fest im Griff! Dabei sollte ich mich doch lieber über die Beförderung freuen.
    Später im Zelt vergoss ich dann doch ein paar Tränen und verfasste auch ein paar Verse dazu, kritzelte sie mit bebender Hand in mein Tagebuch. Womöglich waren sie nicht gerade... vergilgleich, jedoch gaben sie meiner miserablen Gemütsverfassung sehr gut Ausdruck.


    Faustus entbrannte, so heiss, für den tapferen Optio Priscus;
    Der aber kannte nur Pflicht: so war ihm keinerlei Hoffung.
    "Grausamer, sag, Priscus, so gilt mein Schmachten Dir gar nichts?
    Lockt Dich mein Liebreiz nicht? Ach! Wahrlich Du zwingst mich zu klagen,
    verschmähst kalt die Freuden, die Amor mit leichter Hand schenkt.
    Ich aber brenne vor Liebe, denn wo fände Lieben ein Ende? -
    Priscus, Priscus, geraubt hast Du mir alle Sinne!
    Weh! Es schwärt mir im Fleisch Amors Pfeil..."
    *




    *inspiriert durch ... Vergil, Poeta Corydon

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  • Abgelenkt von den nächsten Kameraden, die sich von ihm verabschieden wollten, achtete Priscus nur noch kurz auf den davon schleichenden Serapio und dachte auch später nicht ernsthaft über ihn und seine Neigungen nach. Er hatte nie ein großes Geheimnis darum gemacht, dass er zwar das Leben eines Soldaten mit Begeisterung ausfüllte, aber ansonsten in Sachen Leidenschaft und Emotion eher unterdurchschnittlich ausgestattet war. Er war sich dessen bewusst und ganz zufrieden damit. Inzwischen betrachtete er es sogar durchaus als Glück, dass seine Gedanken nur noch selten zu jenem Mädchen mit den langen dunklen Haaren zurück wanderten, das er damals, vor Jahren, bei den Floralia in Mantua getroffen hatte, das nur auf der Durchreise war und an das er noch sehr lange hatte denken müssen. Ansonsten kam er klar, es gab genug Frauen, die ihn zumindest ganz nett fanden, so dass er bei Bedarf auf seine Kosten kam. Es schwirrten durchaus gelegentlich bestimmte Namen durch seinen Kopf, mit denen er sich eine Zukunft vorstellen konnte, aber bei jenen stießen seine sparsamen Bemühungen auf keine fruchtbare Reaktion und das verdarb ihm eindeutig den Spass. Dass die Frauen im Umfeld der Legion im Allgemeinen mehr Auswahl hatten als die Männer und bei manchen Kameraden die Neigungen entweder deswegen oder grundsätzlich anders waren, konnte er dann auch problemlos als Tatsache akzeptieren. Ein Kollege hatte eine Legion mal als eine Herde von 5000 brünftigen Stieren bezeichnet und da Priscus nicht wusste, ob Stiere in solchen Situationen mit den Hörnern aufeinander los gehen würden, war der Optio ganz froh, dass es seine Leute zumindest nicht mit Schwertern taten. Mit allem anderen konnte man sich arrangieren.

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