Centurio Trebellius stand auf dem Exerzierplatz und schwitzte fürchterlich. Es war Ende Juli und die Sonne schien bereits brühend warm auf den Exerzierplatz hinunter. Hier und dort bot ein Baum schatten, eine Palme oder eine Akazie. Der Campus ansich jedoch war trocken und staubig und überall dort, wo man Soldaten marschieren sah oder wo Männer sich im Schwertkampf übten, wirbelten sie unerträgliche Staubwolken auf. Die Tirones hatten den Befehl bekommen, sich kurz nach Sonnenaufgang auf dem Campus einzufinden und einige waren bereits dort. Andere kamen noch hinzugerannt. Viele waren noch irgendwo im Lager unterwegs. Sie alle jedoch hatten eins gemeinsam: Sie mussten in voller Kampfausrüstung antreten und sollten besser geschniegelt und gestriegelt aussehen. Centurio Posca wartete noch einige Augenblicke als bereits ungefähr ein dutzend Rekruten vor ihm aufgelaufen waren, dann entschied er genug gewartet zu haben. Viel mehr konnten jetzt sowieso nicht mehr kommen, denn so viele Rekruten hatten in letzter Zeit nicht den Weg zur XXII. gefunden.
Nun trat zunächst der Optio Quintus Bruttius Structus vor und verschaffte sich mit donnernder Stimme Aufmerksamkeit: "TIRONES! In aciem venite! State! Oculos ad prosam!" Die Kommandi kamen wie aus der noch nicht erfundenen Pistole geschossen, dann trat er wieder zurück und überließ den Rest seinem Centurio.
Centurio Posca begutachtete einen Moment lang die Bemühungen der Rekruten, sich zu einer gerade Linie zu formieren und sich vernünftig auszurichten, dann schallte seine liebliche Löwenstimme über den Platz.
"Tirones, spitzt eure Ohren! Ich bin Centurio Aulus Trebellius Posca und ich bin von heute an derjenige, der euch befiehlt was ihr zu tun und zu lassen habt. Ich sage euch, wann ihr esst, ich sage euch wann ihr schlaft, ich sage euch wann ihr scheißt. Ich sage euch wann ihr marschiert, springt, kniet, wann ihr stillsteht oder nicht. Was immer ihr tut, ihr tut es, weil ICH es so befehle!
Ihr seid jetzt ein Teil der gloreichen Legio XXII Deiotariana! Aber was sehe ich? Ein Häufchen Elend. Jämmerliche Waschlappen, die nicht einmal in einer gerade Linie vor mir stehen können! Bei Iunos Titten, ihr seid weniger Wert als die Wurst, die ich heute Morgen in die Latrine gekackt habe!"
Posca holte tief Luft und fuhr nach dieser gemeinen Ansprache in etwas versöhnlicherem Ton fort: "Aber das macht nichts, denn euer Arsch gehört jetzt mir. Ich werde euch so lange schleifen, so lange in Form bringen, bis ihr euch zu Recht als Milites der stolzesten Legion des römischen Reiches bezeichnen könnt. Ihr werdet an eure körperlichen Grenzen stoßen, Muskeln fühlen, die ihr noch nie im Leben benutzt habt, Qualen leiden, die euch die Tränen in die Augen treiben, aber am Ende werde ich aus euch die tödlichste Waffe des Exercitus Romanus machen: Ihr werdet Legionarii!"
Eindringlich musterte er die kläglichen Gestalten, die vor ihm stramm standen.
"HABT IHR MICH VERSTANDEN?" brüllte er dann aus vollem Halse in der Erwartung eines kräftigen Antwortrufes.