Soll ich ihn aufklären, dass ich ihm schon die ganze Zeit dabei zu sehe, wie er mich betrachtet und mit seinen Augen regelrecht auszieht?, überlegte Prisca noch während sie weiter schauspielerte. Allerdings kamen ihr Zweifel warum sie dieses Theater eigentlich aufführte. Sicher war Langeweile mit ein Grund, Langweile, die sie schon seit drei Tagen plagte Drei Tage? Seltsam!? Entsprach das nicht genau der Zeit die sie auf ihren neu erworbenen Sklaven gewartet hatte? Genau! Und nun muss ich testen, wie er sich mir gegenüber verhält. Musste sie das wirklich tun, durch vorgaukeln eines Albtraumes? Was sollte er ihr da großartig beweisen, außer, dass er im Stande war sie mittels einer sanften Berührung zu wecken? Nein, das ist kein Test. Aber was bewog sie zu solch einem kindischen Verhalten gegenüber einem Sklaven? Nun gut, Mara hätte dazu sicher auch etwas sagen können, doch waren außer der Aurelia und ihrem neuen Sklaven niemand hier. Nur er und sie. Hat er mich gar so sehr beeindruckt, dass ich mich zu ihm … hingezogen … fühle? …Nein …Nein! Das ist ja völlig absurd, was in aller Welt bilde ich mir da ein?
Je mehr Gedanken durch ihren Kopf schossen, desto mehr verstrickte sich Prisca in den Facetten ihres Gefühlschaos, welches im Grunde ihr Handeln bestimmte (und das nicht erst seit heute). War da nicht seit jeher der Wunsch, den Männern zu gefallen? Reizte es sie etwa nicht, ihnen bei jeder Gelegenheit die Köpfe zu verdrehen? Tat sie das etwa nicht aus genau dem Grund, weil sie sich zu den Männern hingezogen fühlte und das obwohl sie eine verheiratete Frau war? Verheiratet - Ja …aber … reichte ihr der eine Mann nicht? Vielleicht … vielleicht auch nicht. Zumindest theoretisch wäre der Eine, ihr Gemahl, genug der sie tagtäglich mit den wundervollsten Komplimenten überhäufte, von wegen:Wie schön und bezaubernd ich doch sei, einer Göttin gleich und weiter? Nichts weiter! Denn körperlich begehrte ihr Gemahl nicht sie, sondern lieber seinesgleichen. Pah Männer! Glauben sie dürfen sich alles erlauben. Und was ist mit mir und meinen Bedürfnissen? Müssten diese für immer unerfüllt bleiben? Unerfüllt, bis ich irgendwann alt und grau bin und so unattraktiv, dass kein Mann mich mehr begehren wird
Die Angst nicht mehr attraktiv genug zu sein und die Angst vor dem älter werden. Darin lag wohl die Wurzel von allem, was Prisca´s Denken und Handeln bestimmte und der unerfüllte Kinderwunsch tat sein übriges dazu, die Aurelia so langsam in den Wahnsinn zu treiben. Und die Krönung? Jetz bin ich offenbar schon derart verzweifelt, dass ich mir einen Sklaven kaufe, nur um zu spüren wie gut es sich anfühlt von jemandem begehrlich angesehen zu werden? War das nicht armselig? War die Realität nicht Albtraum genug, um diesen vorspielen zu müssen?
Unvermittelt öffnete Prisca die Augen. Sie blinzelte kurz und blickte irritiert in das Gesicht des Thrakers, das nur eine Elle von dem ihren entfernt war. War es nur Einbildung oder Realität, dass ich geschlafen habe?
"Alles ist gut? ...Ich wünschte es wäre so. ...Ich wünschte es wäre Alles nur ein Traum, murmelte sie nur mit abwesender Miene und mit einer fahrigen Bewegung strich sie flüchtig mit der Hand über seine Wange. Sie wusste selbst nicht warum sie das tat und was sie sich dabei dachte, denn ihr Geist war augenblicklich so trunken als hätte sie tatsächlich tief und fest geschlafen. Langsam richtete Prisca sich auf, einen Augenblick so verharrend, ehe sie gänzlich aufstand.
"Nun, wie auch immer. ...ich ...hmm, nun ... lass uns gehen, Lyciscus. Ich möchte noch die Trajanischen Märkte besuchen und eventuell danach den Tempel der Fortuna. ..., sammelte Prisca langsam wieder ihre Gedanken: "Bei dieser Gelegenheit kannst mir sogleich beweisen, wie gut du dich in Rom auskennst, denn niemand sonst wird uns begleiten. ....Hast du alles was du brauchst?, flüchtig betrachtete Prisca den Brustpanzer und die Knüppel und überlegte kurz, ob ihr Leibwächter nicht besseres verdient hätte als diese abgenutzten Sachen.