Welch schmeichelnde Worte! Wenn Prisca eines liebte, dann waren es Schmeicheleien, die ehrlich und zugleich nicht zu übertrieben klangen. "Nun, so komfortabel wie zu Hause war es in dem Reisewagen natürlich nicht. Diese Unannehmlichkeit war ich aber gerne bereit auf mich zu nehmen, angesichts der Vorfreude auf das Treffen mit dir. Und würde es überall in den Provinzen so aussehen wie hier und … wenn jedes Mal ein so charmanter, gut aussehender und zuvor kommender Gastgeber auf mich warten würden dann, … tja dann wäre ich gerne bereit auch längere Strapazen zu ertragen. ", begegnete Prisca dem Flavier mit einem offenen Lächeln. Schon auf der Wahlsiegfeier war sie von Scato´s charmanter und zuvor kommenden Art beeindruckt gewesen und in diesem positiven Eindruck wurde sie angesichts des Aufwandes, den Scato hier extra für sie betrieb, nur noch bestärkt. Warum also nicht auch einmal ein schmeichelndes Kompliment zurück geben?!
So sehr war sich Prisca allerdings nicht im klaren darüber, was sie eigentlich damit bezwecken wollte. Wollte sie ihm "nur" schöne Augen machen, oder gar Hoffnungen wecken auf etwas, das gar nicht zur Debatte stand? Von "Gefühlen" sprach man in adeligen Kreisen ja ohnehin so gut wie nie und den Flaviern sagte man sogar nach, dass ihnen derart menschliche Züge gänzlich fremd wären. Was also bewog Prisca dazu in gewisser Weise mit ihm zu flirten? Wollte sie einfach nur nett sein und zeigen, dass sie die guten Beziehungen zwischen Flavier und Aurelier über aus schätze und pflegen wollte? Ja das kam Priscas Ansinnen schon sehr nahe, aber eigentlich lag es doch mehr an der Person Scato selbst und der Tatsache, dass sie sich seinem Charme nur schwer entziehen konnte.
Unbeirrt von dieser inneren Unsicherheit genoss Prisca die flüchtige Berührung ihrer Hand und sie verspürte sogar ein angenehmes Schaudern auf der Haut angesichts der Tatsache, dass selbst solch harmlose körperlichen Berührungen wie diese viel zu selten vor kamen. Das zumindest konnte Prisca nicht leugnen, dass es ihr gerade an den körperlichen Freuden (die sie so sehr liebte) angesichts ihres Witwendaseins momentan mangelte. Auch ein möglicher Grund, weshalb sie sich zu Scato irgendwie hingezogen fühlte, weil sie Witwe war und demzufolge verpflichtet war sich wieder zu binden. Und dafür benötigte sie einen Mann. Und er war eben ein Mann! Aber nicht einfach nur ein Mann, sondern auch ein Patrizier - ein Flavier - und gut aussehend obendrein. Zusammengenommen also genau der perfekte Mann, gleich dem Pendant, das sie suchte. Nur war er eben nicht der Einzige der ihr gefiel, denn da war noch ein Anderer für den Prisca etwas empfand und 'Zwei' waren nun Mal 'Einer' zu viel.
Dabei wusste Prisca ja gar nicht ob Scato jemals ähnliche Überlegungen anstellen würde, sollte er zufälligerweise auch nach einem passenden Lebensabschnittpartner Ausschau halten. Ungebunden ist er doch noch , oder? So sicher konnte Prisca das gar nicht wissen, doch wäre er bereits liiert, so würde er wohl heute kaum halb Pyrgi ihr heute zu Füssen legen. Womöglich wollte er ebenfalls "nur" nett sein und eben die guten Beziehungen zwischen ihren Familien pflegen? Könnte ja durchaus sein. Das schloss jedoch eine Freundschaft zwischen ihnen beiden nicht aus. Eine gute Freundschaft?! Diese wäre womöglich ein noch wertvollerer Grund für DAS hier, als "nur" ein harmloser Flirt. Oder? Ließe sich beides vielleicht miteinander verbinden? Tja, mit solchen gedanklichen "Problemen" kämpfte Prisca tatsächlich nicht zum ersten Mal, seit ihr geliebter Ehemann Piso ins Elysium geschritten war und er sie kinderlos in dieser Welt zurück gelassen hatte. Kinderlos und immer noch jung genug, um diesen "Umstand" sowie das Witwendasein noch rechtzeitig zu ändern, ehe der Zahn der Zeit ihre jugendliche Schönheit endgültig zermalmt hätte.
Doch halt! Diese Überlegungen drohten irgendwie auszuufern an einem so wunderschönen Tag wie heute, an dem es eigentlich genügte die Schönheit dieser Idylle zu genießen sowie jene Grundbedürfnisse zu befriedigen, die neben Luft und Liebe ebenso regelmäßig konsumiert werden wollten. In der Tat hatte Prisca heute noch so gut wie nichts gegessen und getrunken, weshalb sie Scato´s Angebot sehr gerne an nahm.
"Ich hätte gerne etwas Essigwasser und ein paar Trauben", äußerte Prisca ihre Wünsche als sie mit einer eleganten Drehung in einem von den bereitstehenden Korbsesseln Platz nahm. Die Beine elegant übereinander geschlagen, die Hände im Schoß gefaltet und die Augen aufmerksam auf Scato gerichtet, so saß sie schließlich da und lächelte ihm zu:
Eigentlich schade, dass dieser Ort ein solches Schattendasein fristen muss. Aber wie du sagst, ist das hier leider nicht das Zentrum der Welt. Rom allein gebührt dieser Titel, wenngleich ich mich manchmal frage was diesen stinkenden Moloch so faszinierend macht, dass wir freiwillig fast unser ganzes Leben dort zu bringen. … Wäre es denn nicht viel erstrebenswerter stattdessen das Imperium zu bereisen, auf der Suche nach idyllischen Plätzchen, um dort zu verweilen und das Leben zu genießen?", begann Prisca regelrecht zu sinnieren. Für einen kurzen Moment hielt sie inne, um mit einem tiefen Atemzug die angehnehme Meeresbrise zu genießen, ehe sie seufzend weiter sprach:
"Aber leider ist es uns nicht vergönnt zu reisen wie die Vögel, die scheinbar jede Distanz mit der Leichtigkeit eines Flügelschlages zu überwinden vermögen und überdies halten uns unsere Verpflichtungen, unsere Aufgaben und Ämter, unsere Familien und vieles mehr in Rom gefangen, nicht wahr? … Wobei mir scheint als wäre deine Amtszeit wie im Fluge vergangen, wenn ich mich da an unser erstes Treffen entsinne. … Dein Amt dürfte dir also nicht mehr länger im Wege stehen, sofern du es vorziehen würdest deine Zeit lieber mit angenehmeren Dingen zu verbringen, als stattdessen in Rom zu weilen. Und allein die Beschwerlichkeit der vergleichsweise kurzen Anreise kann es doch wohl nicht sein weshalb du diesen herrlichen Ort nicht öfters besuchst, oder?"Pricsa richtete den Blick wieder in Scato´s Augen. Ein schelmisches Grinsen umspielte ihre Lippen als sie ihn mit ihren vielen Fragen und Unterstellungen ein wenig heraus zu fordern versuchte. Prisca tat dies in keinster Weise in böser Absicht, denn sie schätzte Scato als einen Mann ein, dem seine Karriere über alles ging und der entsprechend alles täte um erfolgreich zu sein. Andernfalls würde sie sich kaum für ihn interessieren, geschweige denn ihre kostbare Zet mit ihm verbringen wollen …