Die Thermen von Rom! Quell der Erfrischung und Ort der Entspannung, aber auch Gerüchteküche und Treffpunkt Nummer Eins, wenn es um die neuesten Nachrichten und Informationen des Imperiums ging. Von daher gehörte es fast schon zum Pflichtprogramm einer jeden römischen Bürgerin hier regelmäßig zu vorbei zu schauen, selbst in einer so angespannten Zeit wie dieser (oder gerade deswegen). So war auch Prisca heute hier und gespannt, was die stadtbekannten Klatschtanten wohl über die etwas prekäre Situation ihrer Familie zu lästern hätten. Lange musste sie auch nicht warten, bis die erste schnippische Bemerkung fiel, just, als sie die Umkleideräume betrat.
Drusilla Calpurnia war es, die als Erste die Aurelia entdeckte und ihr sofort mit zuckersüßer Stimme entgegen flötete: "Oh Prisca?! Welch Überraschung dich heute hier zu treffen. Ich wusste gar nicht, dass du immer noch hier in Rom weilst nachdem die Prätorianer dich verhört haben. Bei allen Göttern, du siehst sehr mit genommen aus, Kindchen. Es wäre ja kein Wunder, nicht wahr? Angesichts den vielen schweren Schicksalsschläge, die du und deine Familie in letzter Zeit hin nehmen musstet. Hast du wenigstens den Tod deines Mannes endlich überwunden? Und gibt es Neuigkeiten von deinem Verwandten? Wie heißt er gleich noch, …. Aurelius Lupus. Ist er immer noch auf der Flucht, oder hat man ihn endlich gefangen?" Drusilla grinste hämisch. Sie war eine von diesen älteren Römerinnen (Ende Vierzig, mit schlecht sitzender blonder Perücke, Gattin eines reichen Konsuls) die gerne über die jüngeren Damen der Gesellschaft her zogen, bei jeder Gegelnheit die sich bot. Eben eine von den "alteingesessenen" Klatschtanten und eine: Alte Schnepfe! Du kannst es wohl nicht lassen, schäumte es hinter Priscas aufgesetztem Lächeln, das sie als einzige Reaktion auf Drusillas Worte zeigte.
"Ach Drusilla, es ist mir stets eine Freude dich wieder zu sehen ...", tat die Aurelia gespielt scheinheilig, während sie sich seelenruhig von ihren Sklavinnen entkleiden ließ. Die Sticheleien überhörte sie geflissentlich und stattdessen schoss sie umgehend ein paar giftige Pfeile zurück: "…schließlich bist du ja nicht mehr gerade die Jüngste. Du meine Güte, … wie faltig du doch geworden bist, seitdem ich dich das letztes Mal nackt bewundern durfte." Mit bedauernder Miene musterte Prisca die Calpurnia von oben bis unten, als diese gerade ihre Badetunika angelegt bekam: "Naja, da wundert es mich nicht, dass dein Mann sich neuerdings lieber mit zarten Jünglingen vergnügt, als mit dir", setzte die Aurelia böse grinsend ein spontanes Gerücht in die Welt, auf das Drusilla nur hilflos den Mund aufklappen konnte. Herrlich! Wie einfach das doch geht, jubilierte Prisca innerlich, aber sie hatte noch nicht genug:"Aber tröste dich Drusilla. Die Falten haben auch ihr Gutes. Bald wirst du keine Gewänder mehr brauchen, um deine Blöße zu bedecken. " So das hat gesessen! Prisca war höchst zufrieden mit sich selbst, nachdem dieser alten Schnepfe erfolgreich hatte Paroli bieten können. Allein der Anblick den Drusilla bot. Ein Bild für Götter!
Mit hochrotem Kopf (unter blonder Perücke) stand Drusilla da, nach Luft schnappend, und nur mit Mühe von ihren Sklavinnen davon abzuhalten, der Aurelia augenblicklich an die Gurgel zu springen. "Vergiss das Atmen nicht, Drusilla! … Bis später!", verabschiedete sich die Aurelia lachend als Siegerin aus dieser Runde, wobei ihre Augen flüchtig die, zweier junger Römerinnen streifte. Im Gegensatz zu der alten Schnepfe konnten die beiden Hübschen wirklich stolz auf ihre Körper sein, dachte Prisca nur und - angesichts ihrer Siegerlaune - zwinkerte sie den beiden jungen Damen verschmitzt grinsend zu, ehe sie wortlos weiter in Richtung balneum entschwand ...