Theatrum Ostiensis - Theater

  • Sim-Off:

    Sorry für den Doppelpost, aber ich dachte einfach es wär übersichtlicher...


    Von links kommend betraten einige Männer die Bühne. Vornweg ging ein großer, rauher, muskelbepackter Mann, Kratos, die wortwörtliche Stärke. Er war ein Sklave des großen Iuppiter, sah kurz zur Statue auf, als er sie passierte und setzte seinen Weg mit festem Schritt in Richtung des Felsen auf der rechten Seite der Bühne fort. Hinter sich zog er an einem Seil den offensichtlichen Held dieses Stücks, einen wirklich gutaussehenden Mann, Prometheus. Die Schlinge des Seils lag um dessen Hals. Er würdigte die Iuppiter-Statue keines Blickes, sondern schritt - obwohl gefangen - zwar leidend, aber doch mit soetwas wie Würde an ihr vorbei, als sei sie Luft. Auch das zeigte, dass dieser in einen wolfsgrauen Umhang gehüllte Mann kein Sterblicher war, sondern ein Gott... oder im übertragenen Sinn vielleicht ein bestimmter Patrizier (von wegen patrizischer Würde)? Der dritte Mann, wieder etwas größer als der zweite, folgte dicht dahinter und ließ seine Peitsche ein paar Mal in der Luft knallen. Dazu ein kurzes, fieses Lachen - das musste Bias, die wortwörtliche Gewalt, sein. Auch er war ein Sklave des Iuppiter, auch er blickte dessen Abbild kurz an, auch er trug einen schwarzen Umhang wie Kratos.


    In einigem Abstand zu den ersten drei trottete letztlich ein von der Statur her durchaus der Stärke und der Gewalt gewachsener Mann auf die Bühne. Er hatte einen großen Hammer über die linke Schulter gelegt und schleifte mit der rechten Hand eine lange, schwere Kette. Er spielte Vulcanus, den Gott des Handwerks, aber vor allem auch des Feuers, und trug natürlich einen flammenroten Umhang. Bis dieser gleichzeitige Hauptgott von Ostia (!) jedoch zu den ersten drei Männern stieß, hatte Bias den Prometheus bereits an den auffälligen Fels auf der rechten bühnenseite geführt und Kratos sich bereits umgedreht und begann hasserfüllt zu sprechen:


    "So sind wir denn einmal am fernen Eyland,
    Am scythischen Klooß, in unwegbarer Oede!
    Und dir, Vulkan! liegt’s ob, genau des Vaters
    Befehle zu vollziehen, diesen da
    (zeigt auf Prometheus)
    Den Waghals! an den schrofferhabnen Fels,
    Mit unzerbrechbar starkem Eisen anzuschmieden.
    Des Feuers Strahl, den Urquell jeder Kunst,
    Dein eigen Antheil, stahl er Göttern, bracht’ ihn
    Den Sterblichen. Und dafür soll er nun
    Den Frevel mit der Götterrache büßen,
    Soll wohl Kronidens Herrschaft ehren lernen,
    Vergessen, Menschen Göttern vorzuziehn!"


    (antwortet ruhig) "Wohl angebracht an euch ist Zevs Befehl, (blickt kurz zur Statue)
    Kratos und Bias! Nichts hält euch zurück.
    Nur ich nicht hart genug, den mir verwandten Gott
    Gewaltsam an den wintergrauen Felsen
    Zu ketten. Und doch muß es schon gewagt seyn.
    Denn Zevs Befehl nicht achten, ist gefährlich.
    Dich schlauen Sohn der Recht beschirmenden Themis!
    (zu Prometheus)
    Dich soll ich hier mit unzerreißbarn Banden
    Zuwider dir und mir zuwider fesseln,
    An diesen menschenleeren Felsen, wo
    Kein Menschenlaut, nicht einer ihrer Blicke
    Dir wird, wo deiner Körperschönheit Blume
    Von Feuerflammender Sonne ausgedörrt,
    Wo zwar nach deinem Wunsch das Sterngewand der Nacht
    Das Licht verdunkeln, doch bald wiederum
    Den Morgenthau die Sonne theilen wird.
    Erneuern wird die jetz’ge Quaal sich immer
    In einer andern, nirgends ist ein Retter.
    Das hast du nun von deiner Menschenliebe!
    Denn da, ein Gott, den Götterzorn du nicht
    Gescheut und Menschen rechtlos Ehre brachtest,
    So mußt du schon den wüsten Felsen da
    Geradestehend, schlaflos, nimmer ruhend,
    Vergebens ächzend, Jammer tönend, hüten.
    Denn unerbittlich ist Kronidens Wille,
    Und hart ein jeder neue Zepterführer."
    (blickt erneut zur Statue)


    "Ja, ja – mags seyn! Was säumst du und bemitleidst
    Vergebens ihn, den Götterfeind? du hassest
    Ihn nicht, der dein Geschenk den Menschen brachte?"


    "Zu enge knüpft uns Freundschaft und Verwandschaft."


    "Mags seyn – Doch nicht befolgen den Befehl
    Des Vaters! Kannst du dessen dich erkühnen?"


    "Du bist auch immer grausam und voll Härte."


    "Was kann es helfen hier, ihn zu beweinen?
    Laß nur dein thörigtes unnützes Jammern!"


    "Wie hass’ ich doch des Eisens Hammerkunst!"


    "Du hassest sie? Die Kunst, so viel wir wissen,
    Hat keine Schuld an gegenwärt’ger Quaal."


    "Und doch wünsch’ ich, es hätte sie ein andrer." (schwermütig)


    "Die Götter theilen alles, nur die Herrschaft
    Mit Zevs nicht. Er allein vertheilt die Gaben."


    "Ja freylich. Und dawider hab’ ich nichts."


    "Doch eilst du nicht, ihm Fesseln anzulegen?
    Daß nur dich Zaudernden nicht Zevs gewahre!"


    "So säh’ er ja die Ketten in Bereitschaft." (klimpert kurz mit ebenjenen)


    "So nimm sie! und gewaltig ihm die Hände
    Umhammert und dem Felsklooß angeschlagen!"


    (stellt sich vor Prometheus und wickelt die Kette dann ein erstes Mal um diesen und den Fels)
    "Es ist geschehn und fest hält jeder Ring."


    "Nur fester angezogen! Laß nicht ab.
    Er weiß selbst unauflösbares zu lösen."


    "Mit diesem Arme dürft’ es kaum geschehn."


    "Nur diesen festgekettet! Lern’s der Klügling:
    Er sey doch schwächer noch als Jupiter."


    "Auch könnte dieser nur mit Recht mich tadeln."


    "Des eisernen Keiles scharfe Spitze nun
    Gewaltsam mitten durch die Brust geschlagen!"


    "Prometheus! ach! wie jammert mich dein Schmerz."


    "Schon wieder zögerst du, bejammerst ihn
    Den Götterfeind? Daß du nur nicht einmal
    Dich selbst bejammern mußt!"


    "Du siehst ja, welch ein unerträglich Schauspiel!"


    "Ich seh’ ihn wohl verdientes Unglück tragen
    Doch auf! umringe noch mit Ketten seine Seiten."


    "Das muß doch so geschehn. Befiehl nur nicht."
    (umwickelt Prometheus und den Fels ein zweites Mal)


    "Befehlen will ich; ja dazu auch schreyn – Nach unten!
    Die Schenkel auch mit Ringen fest umschlungen!"


    "Auch das ist schon geschehn mit wenig Mühe."
    (umwickelt Prometheus und den Fels ein drittes Mal)


    "Jezt schlage noch die Nägel durch die Ketten,
    Daß nichts der strenge Zevs zu tadeln finde."


    (haut ein erstes Mal mit dem Hammer auf die Kette)
    "Gleich rauh ist deine Bildung, deine Zunge."
    (haut ein zweites Mal mit dem Hammer auf die Kette)


    "Zerschmilz nur in Gefühl! Nur meinen festen Sinn
    Und meines Muthes Rauhheit tadle nicht."


    "Nun komm. Die Glieder liegen ja in Ketten."
    (geht zur rechten Seite von der Bühne ab.)


    (zum gefesselten Prometheus gewandt)
    "Ha! frevle noch und stiehl der Götter Gabe,
    Und bring sie Staubgebornen! Werden wohl
    Die Sterblichen von dieser Quaal dich retten?
    Den Schlauen nennen dich die Götter falsch.
    Gerade hier bedarfst du selbst der Schlauheit,
    Aus solchem Labyrinth den Weg zu finden."

    (geht gefolgt von Bias zur rechten Seite von der Bühne ab. Prometheus bleibt allein und zunächst regungslos auf der Bühne zurück.)


    Sim-Off:

    Edit: Textquelle; nur Kommis sind auf eigenem Mist gewachsen

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Als das Schauspiel begann, bekam Stella nichts mehr um sich herum mit. Gebannt hing sie an den Lippen der Darsteller. Als Bias die Peitsche knallte zuckte sie zusammen und empfand Mitleid mit Prometheus. Hatte er all diese Qualen doch nur für sie auf sich genommen - um den Menschen göttliche Gaben zu bringen und sie dadurch über den Stand von Tieren zu erheben.
    In Athen hatte sie öfters zusammen mit ihrer Mutter am Altar von Prometheus geopfert und auch an den Promethea teilgenommen. Es war jedesmal erhaben gewesen, wenn alle Fackeln gelöscht worden waren und dann nach und nach wieder durch das Geschenk des Feuerbringers entzündet worden sind.

  • Seiana warf der Aurelia und dem Germanicus einen flüchtigen Blick zu und nickte ihnen leicht zu. „Salvete“, grüßte sie die beiden ruhig, und behielt ihre Miene bei, wie sie war – kühl, ruhig, ohne eine Regung. Auch wenn sie es ein wenig verwunderlich fand, dass eine Aurelia sich hier mit einem Germanicus als einziger Begleitung blicken ließ. Wenn sie nicht alles täuschte, war wohl kein Aurelius mehr in Rom anwesend, der auf den Anstand seiner weiblichen Verwandten hätte achten können... dennoch hätte die Frau eigentlich selbst darauf achten können. Aber das war nicht ihr Problem, schon gar nicht im Moment.
    Sie sah zu ihrem Bruder hinüber und bemühte sich um ein Lächeln, als der sie ansprach. „Ja... lange her. Ich kann mich gar nicht mehr so genau erinnern, wann das war... Oder welches Stück wir gesehen haben.“ murmelte sie zurück und richtete ihren Blick dann wieder nach vorne, als sich ein Gespräch zwischen ihrem Bruder und dem Iulius entwickelte. Die beiden schienen sich recht gut zu verstehen... andererseits war es schon immer Faustus gewesen, der sich um so vieles leichter damit getan hatte, sich mit anderen zu unterhalten, selbst mit Fremden ein lockeres Gespräch anzufangen und sich dabei wohl zu fühlen. Ihr hatte das noch nie so wirklich gelegen, selbst zu früheren Zeiten, als sie jünger gewesen war... als sie noch anders gewesen war.
    Sie war beinahe dankbar dafür, als das Stück nun anfing. Nicht weil sie sich darauf freute, sondern weil es die Gespräche größtenteils unterband, und weil sie nicht mehr zuhören wollte, wie leicht sich alle unterhalten, welchen Spaß sie hatten... es fiel ihr im Augenblick schwer, das so stoisch zu ertragen und sich nicht einmal etwas davon anmerken zu lassen. Es wäre wohl so oder so nicht ganz einfach gewesen, aber so, mit Seneca hier, so dicht bei ihr, dass sie seine Gegenwart, seine Nähe beinahe körperlich zu spüren meinte. Sie blickte sich nicht nach ihm um, versuchte nicht zu sehen, wo genau er Aufstellung bezogen hatte – es reichte ihr zu wissen, dass er in der Nähe von ihrem Bruder, und damit auch ihr war.
    Wie gebannt schien ihr Blick auf der Bühne zu haften und das Geschehen zu verfolgen, das sich dort entspann, und doch waren ihre Gedanken gänzlich anderswo... wenn auch nicht weit weg.

  • Seneca lauschte dem Stück, zumindest machte es den Anschein, eigentlich war es nämlich eine ganz eigene Tragödie welche sie in seinen Gedanken abspielte, und das Geschehen auf der Bühne nahm er nur beiläufig wahr, auch wenn es bestimmt ein gutes Spiel war, für die die das Theater schätzten.
    Sein Blick driftete ab, und wanderte durch die Reihen des Theaters, auf der Suche nach bekannten Gesichtern, aber wie er es erwartet hatte, hatte es niemanden seiner Bekannten nach Ostia verschlagen, und er wanderte mit seinen Augen die Reihen herab bis er in seiner eigenen Reihe hängen blieb. Er hatte sich fest vorgenommen sie nicht anzuschauen, und doch verharrte sein Blick einen Bruchteil eines Moments auf ihr bevor er sich wieder zusammenreißen konnte und seine Augen von ihr nahm und sie wieder auf die Bühne richtete.
    Eigentlich war ihm nicht nach still sitzen, viel zu sehr förderte es seine fortlaufenden Gedankengänge welche seine Laune immer mehr gen Boden zogen, nachdenklich griff er sich ans Kinn und gab sich einen Ruck sich nun vom Theater ablenken zu lassen, die Erfolgschancen standen allerdings mäßig..

  • "Hm.... Heautontimorumenos?" flüsterte ich meiner Schwester zu. Und ich fragte mich, warum sie schon wieder so... lustlos sein mußte, so als würde das alles hier sie überhaupt nichts angehen. Wie immer natürlich perfekt im Auftritt, aber irgendwie nicht so wirklich dabei. Wahrscheinlich fiel das den anderen gar nicht so auf, aber ich kannte sie halt doch ganz gut. Was war nur los mit ihr? Ich fühlte mich fast schlecht, neben ihr Spaß zu haben...


    Aber nur fast, denn der Iulier war wirklich... hübsch, ausserdem beschlich mich langsam das Gefühl dass er mich auch nicht so schlecht fand.
    "Unbedingt!" lud ich ihn mit einem vergnügten Lächeln ein, sich neben mich zu setzen, und beugte mich auch etwas zu ihm, um mich weiter leise mit ihm zu unterhalten.
    Ach so, wegen des Stadtgottes und des Festtages, das hätte ich mir eigentlich denken können. Und um in Erinnerung zu bleiben.
    "Also bei mir hast du damit jedenfalls bereits einen bleibenden Eindruck hinterlassen..." flüsterte ich ihm ganz leise zu, grinste übermütig, und ein bisschen lauter antwortete ich dann endlich auf seine Frage.
    "Wir haben ein kleines Gut im Süden der Stadt, da muß ich hin und wieder nach dem rechten sehen. Ausserdem hatte ich früher mal... da war ich noch bei den Stadtkohorten... gegen eine Bande von Haderlumpen ermittelt, die im großen Maßstab in Rom geklaut und das Diebesgut dann hier in Ostia verscherbelt haben. Vor allem Esel. Und raffiniert waren die, haben die Tiere teilweise noch angemalt damit man sie nicht wiedererkennt, und... - oh, es fängt an."


    Jetzt aber Ruhe. Ich sah mich noch kurz um, vergewisserte mich, dass alle Platz gefunden hatten, auch die Prätorianer. Dann lehnte ich mich zurück und verfolgte gespannt das Geschehen auf der Bühne. Welch schöner Prometheus, wie edel in seinem Leid! Und was für eine eindrückliche Interpretion der Schergen des Zeus, besonders der Kratos, wahrlich die Verkörperung grausamer Stärke! Und der Vulcanus erst, dessen innerer Zwist sich in so beglückend schönen Wortgebilden Bahn brach.
    Das Sterngewand der Nacht... Genußvoll, mit bebenden Lippen, sog ich jede der poetischen Wendungen in mich auf.... bis zu dem Punkt: Denn unerbittlich ist Kronidens Wille / Und hart ein jeder neue Zepterführer.
    Moment.
    Ich folgte dem Blick Vulcanus' zur Iuppiterstatue... und ich fand, dass diese für einen Iuppiter ungewöhnlich beleibt dargestellt war. Mein Gesicht verdüsterte sich... meine Augen wurden schmal. Kratos und Bias schwarze Mäntel gefielen mir rein gar nicht. Wo zum Hades waren wir hier hineingeraten?

  • Der Iulier musste freudig-verlegen lächeln, als Serapio ihm so zuflüsterte. Seine Herzfrequenz erhöhte sich spürbar - zumindest für Dives selbst. Seine Wangen wurden warm, was ein klares Indiz dafür war, dass er rot wurde. Langsam wurden seine Hände feucht und wollten einfach nicht mehr still auf seinem Schoß liegen bleiben. Wollte ihm der Decimer damit irgendetwas Bestimmtes sagen? Oder war das nur ein Wunschdenken? Es wäre ja nicht das erste Mal... Diese Fragen pochten nun in Dives' Kopf. Da konnte er sich kaum noch auf die folgenden Sätze konzentrieren. Ein bisschen was bekam er jedoch schon mit: Im Süden der Stadt musste Serapio hin und wieder nach dem Rechten sehen... wieso auch immer. Früher war er bei den Stadtkohorten und irgendwer hatte in Ostia bunte Esel verkauft - eine komische Vorstellung.


    Dann begann das Stück und er war sofort darauf fixiert. Noch immer ein bisschen verstrahlt lächelnd, wandte sich also auch der Iulier nach vorn. Serapio schien das Theater wirklich zu lieben. Dives beobachtete den Decimer möglichst unauffällig, indem er ihn nur aus den Augenwinkeln betrachtete. Wie könnte er wohl herausfinden, was das eben bedeutet haben mochte... unzwar so, dass niemand etwas bemerken würde, wenn es nichts bedeutet hätte? Kurz bevor der Kratos zum zweiten Mal sprach, verdunkelte sich dann die Miene des Decimers. Was war plötzlich los? Hatten die Schauspieler gepatzt? Ging die Bühne in Flammen auf?
    Dives atmete erschrocken ein - zum Glück durch die Nase, sodass es maximal seine Sitznachbarn hören würden - und richtete seine nun aufgerissenen Augen wieder nach vorn. Die Bühne stand, von Feuer weit und breit keine Spur. Das Bühnenbild sah auch noch unverändert aus. Der Iulier runzelte die Stirn. Im nächsten Augenblick ging ihm dann auf, dass der Theaterfreund Serapio wohlmöglich diese oder jene Aussage des Stücks erkannt haben mochte. Dives biss sich auf die Zunge und versuchte weiterhin schockiert zu schauen. Mehr als betroffen war jedoch gerade nicht drin. Das müsste hoffentlich reichen.


    Innerlich überlegte er nun, wie er weiter vorzugehen hätte. Unter einem Vorwand die Veranstaltung verlassen? Fatal! Damit würde er ja alles gestehen, würde wohlmöglich verfolgt und käme vielleicht gar auch auf eine dieser unsäglichen Proskriptionslisten! Nein, das ging nicht. Als ahnungsloser Iulier, der einzig und allein deshalb überhaupt ein Stück auf die Bühne gebracht hätte, um sich in die Köpfe der Ostianer zu schleichen, hätte er vermutlich bessere Chancen. Was hätte ein Iulier dieser Tage auch von einer Hetze gegen den Vescularier?! Denn bisher wurden sie doch noch immer - soweit Dives informiert war - als Freunde des Mannes gesehen... durch den in Roma anwesenden Senator Centho, den amtierenden Decemvir Proximus, zwei iulische Klienten... Selbst in der sonstigen Verwandtschaft sah es nicht Salinator-kritisch aus: Senator Octavius Victor war ein Klient des Vesculariers, wie auch der Anverwandte Pompeius Imperiosus.
    Mit leerem Blick starrte der Iulier auf die Bühne und traute sich gerade weder sich zu bewegen (auch nicht die Gesichtszüge), noch auch nur zu Serapio zu schielen oder diesen gar anzusprechen...

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    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
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    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Flavus lies die Gespräche laufen, nahm erst einmal Platz und gönnte sich einen Blick durch das Theater. Wahrlich, sie hatten sehr gute Plätze erhalten und die Sicht war fantastisch. Das Stück began und er hörte gespannt zu, sah zu seiner Familie und beobachtete genau.
    Serapio sah plötzlich gar nicht mehr so zufrieden aus und als Flavus auf die Bühne sah konnte er sich fast denken was ihm da missfiel. Dieser Iuppiter war einfach zu dick. Er lehnte sich zu Serpaio hinüber und flüsterte so leise wie möglich.
    "Denkst du das gleiche wie ich was den Iuppiter angeht??"

  • Denn sie wissen nicht was sie tun dachte sich Aculeo als er nun gebannt zur Bühne sah und das Treiben beobachtete. Treiben war relativ denn viel Bewegung fand nicht statt. Er musste schmunzeln....irgendetwas passte nicht so recht ins Bild doch er konnte sich noch nicht wirklich entschliessen was in störte. Waren es die Darsteller? Oder die Darstellung der gespielten Charaktere? Als Kulturbanause hatte er eben nicht den Durchblick wie so mancher der hier Anwesenden. Er blickte zu Prisca und hob fragend eine Braue.


    Kurz zuvor:


    Aculeo geleitete nun Prisca zu den ihnen zugewiesenen Plätzen und wartete bis dich seine Begleitung gesetzt hatte. Während dieses Ablaufs ließ er Dives nicht aus den Augen und konnte an dessen Blick...der auf Serapio haftete...etwas erkennen...etwas dass er sonst nicht sehen würde wenn er nicht über eine Kleinigkeit bescheid wusste. Bei Jupiters Bart...Dives...nun reiß dich am Riemen wieder wurde dieser Satz ohne laut zu werden im Kopfe des Germanicers geformt.



    Doch dann, nach geraumer Zeit des Beobachtens, Studierens und Überlegens fiel es Germanicus wie Schuppen aus den Haaren.


    Die Götter mögen Dives hold sein und es eine Erlärung dafür geben was auf der Bühne zur Schau gestellt wurde. War dies nun eine Metapher? Eine Metapher die auf die momentanen Zu- und Umstände anspielte und vllt sogar auf die Zukunft einen Blick werfen ließ?


    Ich bin überrascht...flüsterte Aculeo so teilnahmslos wie möglich Prisca zu. Ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht dass mich eine Aufführung so...so...interessieren könnte.

  • Was für eine Dreistigkeit!! Ich nickte knapp auf Flavus' Flüstern hin, wandte die Augen vom Schauspiel zu den Betrachtern, suchte in den Mienen des Publikums zu lesen, in wieweit diese nicht gerade subtile Hetze auf fruchtbaren Boden fiel... Dann fasste ich schmallippig Iulius Dives ins Auge, der war für mich gerade innerhalb eines Augenblicks aus der Kategorie "potentielles Abenteuer" in die Kategorie "potentieller Kerkerinsasse" gewandert. Wobei... er sah schon arg betreten aus.
    Wie ein schwerer Sack Steine legte sich die Gewissheit über mich: ich mußte etwas tun. Ich konnte und wollte nicht tatenlos zusehen wie solch ein verunglimpfendes Stück gespielt wurde. Am Ende hieß es noch ich würde so was gutheißen!
    Die Bühne stürmen? Alle verhaften? Das wäre dann doch etwas... extrem. Und würde die fatale falsche Botschaft wahrscheinlich noch verstärken.
    Die Augen verschließen? So tun als wäre nichts? Nein... hier wurden ja praktisch die Kaisermörder mit dem Feuerbringer gleichgesetzt, ihr himmelschreiender Frevel als noble Opfertat verklärt – das durfte nicht sein.


    "Iulius Dives..." sprach ich mit leiser, eisiger Stimme zu meinem Nachbarn, "dieses Stück ist ja wirklich aussergewöhnlich. Ich denke ich muß mich später unbedingt noch ein wenig mit den Künstlern unterhalten. Und mit dem Verantwortlichen für diese.... kühne Inszenierung?"
    Die Frage war natürlich, inwieweit die Verantwortung dafür bei unserem hübschen Gastgeber lag, und so hielt ich aufmerksam nach Zeichen von Schreck und Schuldbewußtsein Ausschau. Wobei ich es eigentlich nicht glaubte, dass das sein Werk war... dann hätte er mich ja wohl kaum so herzlich willkommen geheißen. Es sei denn das ganze, schon bei den Blumen beginnend, war ein einziger großer "Scherz" auf unsere Kosten. Ich hasse es wenn man sich über mich lustig macht... (Aber für den Moment war es noch gar nicht so wichtig wer denn nun schuld war. Erst mal war es wichtig bei dieser Aufführung das schlimmste zu verhindern.)
    Absolut humorlos befahl ich ihm:
    "Du wirst jetzt folgendes tun, Iulius Dives: du wirst aufstehen und dich ganz beiläufig zu den Schauspielern in die Kulisse begeben. Und bevor der nächste Akt beginnt, wirst du sie davon überzeugt haben, dass es besser ist... viel besser für die Gesundheit aller Beteiligten... wenn sie ihr schönes Stück ohne all diese unschönen kleinen Seitenhiebe weiterspielen." So drohte ich ohne eine Miene zu verziehen. Wie praktisch dass ich durch die Eskorte meine Jungs gleich bei der Hand hatte.
    "Ob sie heil da raus kommen liegt also ganz bei ihnen. Mach ihnen das klar. Und die Statue hat verdammt noch mal von der Bühne zu verschwinden. - Auf!"

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Erstaunlich, wie man auf zwei so unterschiedliche Arten innerhalb kürzester Zeit aufgeregt sein konnte! Zunächst war Dives erwartungsfroh aufgeregt gewesen, hatte Blicke und Worte genossen, die möglicherweise vollkommen anders gemeint sein mochten. Das hatte sich binnen der letzten paar duzend Atemzüge komplett verändert. In seiner Magengegend war eine unangenehme Anspannung entstanden, die mit jedem Einatmen zunahm und drückender wurde. Der Iulier stellte sich vor, wie es sein müsste, wenn er jetzt und hier vor den Augen der gesamten Civitas abgeführt werden würde. 'Honor et fortitudo!', musste er plötzlich denken. Dieses Motto der Decimer hatte Flavus ihm erzählt. Gut, das mit der Ehre... Aber zumindest offiziell wollte Dives niemals mit einer Hetze gegen einen amtierenden Augustus zu tun haben. Im Nachhinein wäre das sicherlich etwas anderes. Doch immerhin die Tapferkeit und Stärke könnte sich der Iulier jetzt auf die Fahne schreiben - auf dass die Theatertragödie nicht auch zu Dives' höchst eigener Tragödie werden würde!


    Dann sprach Serapio ihn deutlich unterkühlt an. Es hatte nichts mehr von dem Ehrengast Decimus Serapio, sondern war vielmehr der Praetorianertribunus Decimus! Die Nackenhaare des Iuliers stellten sich auf und er erwartete das Schlimmste... bis dieses überbetonte 'außergewöhnlich' kam. Aus unerklärlichem Grund kochte plötzlich Wut in Dives hoch, gespeist von all der Anspanung aus seiner Körpermitte. Wutobjekt war: er selbst! Angefangen damit, wieso er nicht einfach eine ganz neutrale, aussagefreie, lustige Komödie auf die Bühne bringen konnte?! Über die Frage, was ihn geritten hatte, Flavus und dessen Sippschaft hierher einzuladen?! Bis hin dazu, warum er verdammt nochmal schon so früh begonnen hatte durch Ostia zu ziehen, um sich die Sorgen der Leute anzuhören (wodurch er ja erst auf Flavus getroffen war)?!


    "Ssseeehr gerne!", zischte Dives leise und sichtlich verärgert zurück, nachdem Serapio den Wunsch geäußert hatte, sich nach der Veranstaltung mit dem Ensemble zu unterhalten. Es mochte wohl durchaus den Eindruck erwecken, dass der Iulier selbst sauer auf die Darsteller und ihre Inszenierung sein würde. Anschließend wandte er seinen Kopf ein halbes Viertel zu Serapio, während seine Augen die andere Hälfte bis zu den decimischen Augen übernahmen. 'Fortitudo! Das ist ein Decimus! Fortitudo! Der HASST dich! Fortitudo! Der hasst deinen Cousin, der dir ALLES gegeben hat! Fortitudo! Der hasst deine gesamte Gens! Fortitudo! ...', hetzte Dives in Gedanken sich selbst gegen den Decimer auf, um auch ja nichts von dieser Wut zu verlieren... wohlmöglich noch gegen Anzeichen von Angst! Nein, das würde er nicht zulassen und da war es auch egal, dass viele der gedanklichen Behauptungen haltlose Übertreibungen waren, schlichte Mutmaßungen oder bloße Unterstellungen! Hauptsache er hielt den Blickkontakt und zeigte sie... Fortitudo, die Stärke!
    Ein Glück, dass der Iulier von einem der Künstler hochwertigen Schauspielunterricht bekommen hatte! Der war zwar ursprünglich dazu gedacht gewesen eine ganz andere Sache zu verdecken (die kontinuierlich zu verdecken für den Iulier noch eine Nummer schwerer war), aber er müsste lügen, würde er behaupten, dass er jetzt keinen Vorteil aus diesen stundenlangen Übungen zog. So klebten also Dives' Augen auch während der folgenden Worte des Decimers ganz an denen ebenjenes.


    '... Fortitudo! Der selbst hat Iulia Severa ins Grab befördert! ...', gingen die gedanklichen Anschuldigungen ununterbrochen weiter. Genauso ununterbrochen, wie auch das Theaterstück gespielt würde. Diese Inszenierung sah nämlich keinerlei Ortswechsel oder ähnliches vor, das Grund zu einer Pause geben könnte, und Dives wüsste auch nicht zu sagen, ob es andere Darstellungen gab, in denen eine solche von Nöten gewesen wäre. Doch das war für den Moment egal. Der Iulier sparte sich einen Kommentar, der ihm wohlmöglich als Zeitschinden ausgelegt werden würde. Auf den finalen Befehl - und als nichts anderes war dieses 'Auf!' ja zu verstehen - erhob sich Dives und verließ wortlos die Gesellschaft, um sich direkt und für alle sichtbar zur scaena zu begeben und in dieser zu verschwinden...

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus


  • Das Theaterstück erregte von Beginn an Priscas ganze Aufmerksamkeit, da sie selten solch mitreißende Dialoge und Schauspieler hatte bewundern dürfen. Wirklich eine durchwegs gelungene Aufführung, wobei ...! Etwas störte das Gesamtbild dann doch. Nur was genau? Lag es an der Inszenierung an sich, oder lag es an einem Detail der Kulisse, dass die Aurelia zwischendurch verwundert drein blickte. Nein das kann doch nicht sein, oder?! … Sah das Aculeo eigentlich genau so wie sie, oder warum tat er so überwältigt, wie Prisca - mit einem flüchtigen Seitenblick zu ihm - bemerkte.


    "Was ist? …", sah Prisca den Germanicus lin einer Mischung aus Verwunderung und Beschwingtheit an und, noch während er sein Interesse ihr gegenüber bekundete, lenkte der Fortgang der Aufführung, direkt vor ihnen, wieder die ganze Aufmerksamkeit der Aurelia auf sich. Hoppla! Zwischen dem Iulier und dem Decimer, eine Reihe vor ihnen, schien es im wahrsten Sinne des Wortes zu "knistern". Weniger im positiven Sinne sondern ...


    "Kommt darauf an, von welcher Aufführung du gerade sprichst?! Ich finde eigentlich beide sehr interessant." Die Iupiter Statue und Prometheus, oder doch eher der Iulier nebst Decimer. Egal! " Was glaubst du, wird wohl als nächstes passieren?", wandte sie sich amüsiert schmunzelnd an ihren Begleiter und verband seine Bemerkung kurzerhand mit dem "kleinen Schauspiel", welches sich spontan und direkt vor ihren Augen auf tat.

  • Prometheus ist allein am Felsen festgekettet zurückgeblieben. Für einen Moment passierte nichts auf der Bühne - absolute Stille. Der Gott hing einfach nur in seinen Ketten da, beinahe leblos wirkend. Plötzlich und vollkommen aus dem Nichts kämpfte er unter lauten Schreien gegen das ihn fesselnde Metall - vergebens. Mit einem lauten Seuftzen gab er auf. Prometheus schaute senkrecht nach oben. Er begann zu sprechen und bei nahezu jedem Satz, voll Inbrunst vorgetragen, hörte man die ihn gefangen haltenden Ketten klirren.

    "Weitschauender Himmel!
    Schnellfliegende Winde!
    (schaut verzweifelt in die Orchestra)
    Ihr Ströme den Quellen
    Entstürzend! Der Wellen,
    Der stürmenden Wellen
    Unzählbare Fluten!
    Allmutter, o Erde!
    (blickt flehend gen Sonne)
    O Sonne, die ringsum
    Das Weltall erleuchtet!


    Euch, euch ruf’ ich an.
    O seht, was ich leide
    Von Göttern, ein Gott!"


    An dieser Stelle gab es einen ungeplanten Bruch. Der Prometheus fiel kraftlos in seine Ketten zurück, ein großer Vorhang, der sich am Bühnendach befand (welches wiederum ein Anbau an die scaena war), wurde zugezogen und eine Pause von etwa fünfzehn Minuten wurde von demselben Sprecher angekündigt, der zu Beginn auch das Stück selbst angesagt hatte. Um einer möglichen Abwanderung aus dem Theater vorzubeugen, kamen wenige Augenblicke später eiligst Sklaven aus allen möglichen Ecken und Treppenaufgängen hervorgekrochen und brachten nochmals reichlich Brot unters Volk... Pausenbrot *, wenn man so wollte - die eiserne Reserve.


    Sim-Off:

    * Hoffe, es hat alle Anwesenden erreicht. Ansonsten bitte laut aufschreien. :D


    ~~~


    Nach ebenjener Pause, die zweifelsfrei den Erinnerungswert dieser Vorführung gesteigert hatte - wenngleich fraglich in welche Richtung -, öffnete sich der Vorhang wieder. Noch immer war das Bühnenbild eine felsige Landschaft mit einem besonders großen Fels leicht rechts der Mitte (vom Zuschauer). Noch immer war an diesen Fels der in grau gehüllte Prometheus gefesselt und hing da gleich einem Toten. Und noch immer war er allein... sogar mehr als das! Ja, jetzt war auch die Statue des Iuppiter ersatzlos (denn was hätte man an deren Stelle wohl so spontan sonst aufstellen können?) entfernt worden. Natürlich gab es hier und dort auf den Tribünen aufgeregtes Getuschel und Gemurmel, da diese mitnichten kleine Veränderung natürlich sofort ins Auge fiel... wahrscheinlich sogar mehr als der etwas zu kräftig geratene Göttervater. Aber das mochte auch täuschen.
    Es folgte ein kurzes Trompeten-Signal wie schon ganz am Anfang und das Stück setzte anschließend wieder mit dem Beginn des Monologs des Prometheus ein - ebenfalls ohne Veränderung, wenn man von der fehlenden Statue absah. Nun jedoch wurde an jener Stelle, an der man zuvor das Schauspiel unterbrochen hatte, weitergespielt, als sei nichts geschehen - abgesehen davon, dass Mimik und Gestik an einigen Stellen verändert sein würden, was dem erstmaligen Zuschauer aber natürlich in dieser Form verborgen bliebe.


    "...


    O schaut, von welchen Quaalen
    Ich langsam hingemartert
    Der Jahre lange Reihen
    Durchkämpfen muß – o sehet!
    In solche Bande schlägt mich
    Zu meiner Schmach der Neue,
    (sieht nicht wütend zur Iuppiter-Statue, sondern leidend zum Publikum)
    Der Götterfürst! In solche
    (sich zu Boden blickend abwendend)
    Schmähliche Bande!


    Ach, ach! Das gegenwärtige preßt
    Mir Seufzer ab. Und was wird nicht die Zukunft noch! –
    Und werden diese Quaalen
    Wohl je ihr Ziel erreichen?


    (spricht ans Publikum gewandt)
    Doch, o! was red’ ich da? ich weiß ja alles
    Genau was kommen wird, und keine Quaal
    Ist unerwartet mir. Das zugeworfne Looß
    Muß man durch Dulden zu erleichtern wissen;
    Nicht abzuwälzen ist des Schicksals Joch.
    Und doch vermag ich nicht zu schweigen, auch
    Nicht auszudrücken dieses Schicksals Härte.
    Den Menschen bring’ ich ein Geschenk und dafür
    Drückt unvermeidlich Elend mich, den Armen!
    Der Sonne jag’ ich heimlich einen Funken
    Des Feuers ab. Ihn birgt ein Zunderrohr.
    Fortan wird er die Quelle jeder Kunst,
    Entdeckt den Menschen nie betretne Bahnen;
    Und das ist mein Vergehen. Dafür büß’ ich
    Hier unterm freyen Himmel angekettet!
    Ach, ach! ach, weh!"

    (sinkt wieder kraftlos in seine Ketten und hängt beinahe leblos da)


    Sim-Off:

    Edit: Textquelle; nur Kommis sind auf eigenem Mist gewachsen

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Das Stück zog an ihr vorbei, ohne dass Seiana wirklich etwas davon mitbekam. Entsprechend war sie ein wenig verblüfft, als Faustus neben ihr plötzlich zu wispern anfing. Sie verstand nicht jedes Wort, das er zu ihrem Gastgeber sagte, aber sie verstand sehr wohl seinen Tonfall... und sie konnte sich nicht so recht daran erinnern, wann sie ihn das letzte Mal so eisig gehört hatte. Irgendwas war da los – das Problem war nur: sie konnte sich keinen Reim darauf machen, was. Der Iulius hätte schon irgendetwas sehr dreistes sagen müssen, damit Faustus so reagierte, das schied also aus... und die paar Worte, die sie hörte, ließen auf das Stück schließen. Das Stück. Seiana warf einen flüchtigen Blick auf die Bühne hinunter und rätselte, was sie verpasst haben mochte.
    Sie sah Faustus kurz von der Seite an, ihre Miene so ruhig wie eh, ihr Blick allerdings leicht fragend – sparte es sich aber, etwas laut zu sagen. Schlimm genug, dass sie nichts mitbekommen hatte. Das musste nicht auch noch jemand merken.


    Als es dann plötzlich, kaum dass ihr Gastgeber in Richtung Bühne verschwunden war, eine Pause angekündigt wurde, lehnte Seiana sich zurück und spielte in Gedanken noch einmal das Stück durch. Nicht, weil es etwas gebracht hätte – sie hatte einfach überhaupt nicht aufgepasst, hatte nichts mitbekommen von dem, was gesagt worden war, was gespielt wurde, weswegen sie sich auch an nichts erinnern konnte –, sondern weil es sie ablenkte. Von Seneca, der immer noch da war. Erneut sah sie kurz zu ihrem Bruder, sagte aber nichts, sondern griff nach einem gerösteten Brot und biss ein kleines Stück ab. Sie hätte ja durchaus gefragt... sie wusste nur nicht, was sie fragen sollte. Wie sie fragen sollte, damit nicht offensichtlich wurde, dass sie keine Ahnung hatte was da gerade los war. Also hielt sie lieber den Mund.

  • Nach Zerknirschtheit hielt ich vergeblich Ausschau, statt dessen fand ich Zorn... aber sowas von loderndem Zorn, dass ich beinahe erschrak, darüber wie sehr sich dieses anfangs so arglos erscheinendende Antlitz mir gegenüber gewandelt hatte. Tja. Ich wäre wohl auch sauer wenn man mir in aller Öffentlichkeit in die große Vorführung hereinreden würde... aber dass er mich dermassen anfunkelte... mir wurde schon etwas ungemütlich dabei. War ihm denn nicht klar, dass er sich das selbst zuzuschreiben hatte? (Er selbst hatte sich das eingebrockt! Er hätte sich die Inszenierung lieber mal anschauen sollen bevor er sie auf das Publikum losließ! Natürlich war es nicht gerade die feine Art, als Gast so mit dem Gastgeber umzuspringen wie ich das gerade getan hatte, aber es war noch viel weniger die feine Art seine Gäste zu veralbern und den Kaiser zu verunglimpfen... ) All diese Dinge gingen mir durch den Kopf, als wir uns so anstarrten wie zwei preisgekrönte Gladiatoren vor dem Duell sine missione, und dann dachte ich noch : Und wenn er sich weigert? Oh hoffentlich nicht..."


    Aber er weigerte sich nicht. Stand auf und ging... In der Nähe wurde getuschelt, und ich meinte die Blicke glühendheiß in meinem Nacken spüren zu können. Ich gab mir alle Mühe locker und lässig zu wirken... Nicht umdrehen... Nur Seiana warf ich einen kurzen Blick zu, traf ihren fragenden. War denn nicht allen klar was hier lief? Hatte ich womöglich übertrieben reagiert? Nein! Noch eher milde. Ich mochte jetzt nichts erklären, zuckte nur ansatzweise mit der Schulter, lehnte mich zurück als täte ich nichts lieber als das Stück zu genießen. Und der Prometheus war auch wieder umwerfend, und sein Monolog war göttlich... O seht, was ich leide / Von Göttern, ein Gott!
    Es tat mir in der Seele weh, dass ich derjenige war, der die folgende Unterbrechung verschuldet hatte. Ich war nun wirklich "auf der anderen Seite" angelangt, und auch wenn ich nicht an der Notwendigkeit meiner Zensur zweifelte... es machte mich nicht gerade glücklich hier der Spielverderber zu sein. (Mich würde wahrscheinlich nie wieder wer ins Theater einladen.)


    Es dauerte. Es dauerte ziemlich lang. Ich hatte einen Knoten im Magen während ich ach so locker und lässig wartete, mochte kein Brot essen, und fragte mich, ob die ganze Theatermannschaft samt Gastgeber wohl gerade dabei war sich abzusetzen? Aber nein da ging es weiter. Ohne Iuppiter. Ein wenig erleichtert, doch noch immer nicht wirklich entspannt, versuchte ich mich wieder auf das Stück zu konzentrieren, dem großartigen Monolog die gebührende gebannte Aufmerksamkeit zu schenken.

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  • Was war denn jetzt los? Das junge Mädel nahm mit befremden wahr, dass mitten im schönsten Spiel der Vorhang fiel und ihnen die Sicht auf die Bühne raubte. Verwundert runzelte das Mädel die Stirn. Aber...Aber in dem Stück ist doch an der Stelle keine Unterbrechung vorgesehen? Sie wendete den Blick und suchte den Initiator des Stückes - doch auch er war wie vom Erdboden verschwunden (Sie war von dem Stück so gefangengenommen, das sie nichts von der Unterredung mitbekommen hatte). Hatte er nicht neben Serapio platz genommen?
    Aufgeregt trommelte sie mit den Fingerspitzen auf ihrem Knie herum. Sie wollte das es weiterging. Ob hinter der Bühne etwas geschehen war?

  • In der scaena angelangt, hatte Dives zunächst einen jungen Laufburschen angeherrscht, dass dieser ihm unverzüglich den Kopf der Schauspieltruppe herbringen solle. Er hatte sich auf seinem Weg hierher nämlich nicht einmal umgedreht und wusste folglich nicht, ob der Decimer ihm vielleicht gar noch jemanden hinterher geschickt hatte. Also hielt er es für das Beste, wenn er seine Maske noch ein wenig auf behielt. Erst nachdem der Vorhang gefallen und sich das Ensemble zusammen mit dem Iulier zu einer Besprechung zurückgezogen hatte, sprach er offen. Davon drang jedoch nichts nach außen, da in dem Zimmer nur geflüstert wurde, sodass nichtmal der vor der Türe Schmiere stehende Bias aufgrund der Unruhe auf den Tribünen und der Hektik beim Abbau der Statue etwas hörte.


    Als der Prometheus später dann bereits zum wiederholten Male so allerlei Naturgötter anrief, kam Dives wieder aus derscaena und ging mit schmalem Lächeln auf gleichem Wege zurück zu seinem Platz, auf dem er zuvor auch ins Bühnengebäude gegangen war. Während er ging, seinen Platz fokusierend, ließ er einiges revue passieren. Serapio hatte scheinbar auf Anhieb die kritische Botschaft, die Übertragung auf heute verstanden. Er, ein Praetorianer! Ob nun Tribun oder nicht, er war doch ein Soldat, ein Militär - alles, aber kein ausgewiesener Schöngeist! Beim nächsten Mal - sofern es ein nächstes Mal geben würde -, das schwor sich Dives, würde er eine solche Veranstaltung eher abblasen, als dass ihm nochmal ein Praetorianer ins Haus käme. Und er Tölpel hatte gedacht, dass von Seiana die größte Gefahr ausginge! Oder hatte sie ihn erst darauf hingewiesen? Das vermochte der Iulier so rückbetrachtend nicht mit Sicherheit bestätigen oder ausschließen zu können.
    Andererseits... was hatte er erwartet? Es war ja schon irgendwie absehbar gewesen, dass früher oder später auch die Ehrengäste merkten, was gespielt wurde. Nun, was sollte er tun? Es war so, wie es war und er müsste das beste versuchen daraus zu machen. Groll und Gram würden ihm jedenfalls nicht weiterhelfen; er würde jetzt froh sein, dass wieder alles so war, wie es seinen decimischen "Freunden" hoffentlich eher zusagte. Genau. Was sollte er darüber jetzt auch ein Fass aufmachen? Der Tempel (oder besser: die Statue) war in den Brunnen gefallen... jetzt könnte man das Kind auch im Dorf lassen. Bei diesem Gedanke verbreiterte sich sein Lächeln automatisch ein wenig, während er wieder an seinem Platz angelangte und sich setzte.


    "Ich hoffe, ihr habt die Pause gut überstanden.", begann Dives kurz nachdem er sich gesetzt hatte zu Serapio zu flüstern. Da das Stück bereits wieder lief, hielt er es für unangebracht jetzt das Wort an alle Ehrengäste zu richten. Dass er seinen Sitznachbarn damit eventuell störte, war vertretbar... musste vertretbar sein.
    "Es tut mir Leid, dass es soweit gekommen ist. Das ist das erste Mal, dass ich eine solche Veranstaltung initiiert habe und ich dachte mir nichts weiter dabei, als von einer noch nicht ganz fertigen Iuppiter-Statue die Rede war. Ich hoffe, du... ihr seid mir darob nicht allzu böse...", flüsterte er reumütig weiter. Auch hierbei konnte er ganz ehrlich sprechen, denn es entsprach alles irgendwie der Wahrheit. Dass die Statue nur deshalb noch nicht fertig war, weil sie auf Wunsch eines einzelnen Herrn nochmal etwas fülliger werden sollte, verschwieg der Iulier selbstredend.

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  • Der Sonne jag’ ich heimlich einen Funken / Des Feuers ab. Ihn birgt ein Zunderrohr. / Fortan wird er die Quelle jeder Kunst, / Entdeckt den Menschen nie betretne Bahnen; / Und das ist mein Vergehen
    Furios!! Und wieder schlugen mich die ewig schönen Worte in ihren Bann... Zugleich mußte ich an Aton denken. Ihm einen Funken abzujagen... mit diesem Funken ein Feuer zu entfachen.... - Aber Aton war nur Phantasie... nur ein Wunsch, der einmal Gestalt angenommen hatte, nur um dann wieder weggeschlossen zu werden, tief verschlossen... und derjenige, in dessen Inneren er ruhte, war nun verfemt und ebenso spurlos verschwunden wie sein Geschöpf... - Schluß! Ich schob diese Gedanken energisch in irgendeine staubige, unaufgeräumte Ecke meiner Seele, bevor sie mich noch ganz trübsinnig machten, und konzentrierte mich wieder mit aller Kraft auf das Stück! Zum Beispiel auf den schönen Prometheus. Und auf meine Umgebung! Zum Beispiel auf den den schönen Iulier, der gerade zurückkehrte. Von Zorn war da keine Spur mehr zu entdecken, und ich hoffte irgendwie, dass er mir das jetzt nicht zu übel nahm – wobei mir das eigentlich hätte egal sein sollen, denn als Prätorianer gehörte es halt dazu sich hin und wieder unbeliebt zu machen, und wenn ich erst mal Präfekt war würde das noch viel extremer sein.


    Er entschuldigte sich, ich nickte reserviert und antwortete leise: "Nein. Aber reden wir später darüber. Danke auf jeden Fall für... dein Eingreifen." Wobei ich andeutungsweise gen der Leere deutete, wo zuvor noch der Göttervater/Kaiser gestanden hatte. Ich würde schon noch herausfinden müssen, wem denn nun die Schuld gebührte, wer die Schauspieler zu dieser Propaganda angestiftet hatte. Oder womöglich hielten sie es einfach für besonders intellektuell, um jeden Preis die Herrschenden zu kritisieren...? Aber sich dafür dermaßen zu exponieren, das wäre für so rechtlose Künstler doch sehr unvorsichtig... oder vielleicht hatten sie durch die Proskriptionen einen großzügigen Mäzen verloren und grollten dem Kaiser aus diesem Grund?
    Grimmig zu bleiben wäre mir sicher leichter gefallen, wenn Dives, wie er so neben mir saß, dabei nicht so unverschämt gut ausgesehen hätte. Und das auch im Profil. Wider Willen hoben sich meine Mundwinkel zu einem halben Lächeln, und ihm nur ganz leise zuraunend, um die anderen nicht in ihrem Kunstgenuß zu beeinträchtigen meinte ich: "Abgesehen mal davon... der Prometheus ist brilliant! Unheimlich präsent."

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  • Sim-Off:

    Ich hoffe, es ist mir niemand böse, wenn ich das Stück jetzt einfach zum Ende bringe.


    Prometheus hing wieder einfach nur da. Die Stille dauerte länger an, als noch vor dem Monolog des Prometheus. Dann jedoch war von irgendwoher ein Chor zu hören. Zuerst nur ganz leise und nur, wenn man sich wirklich darauf konzentrierte. Dann wurde er jedoch zunehmend lauter. Letztlich betraten durch die aditi maximi kommend die Töchter des Ocean im Chor die orchestra. Es waren bei weitem keine dreitausend Meeresnymphen, denn soviele Töchter hatte der Gott Ocean mit Thetys der Mythologie nach. Doch am Ende war die orchestra so gut gefüllt, dass man statt der blauen Stoffbahnen auf dem Boden nurmehr die verschiendenen Blautöne der Nymphengewänder sah. Mit ernsten Gesichtern blickten sie die Zuschauer an und verstummten alle zeitgleich.
    Kurz danach rappelte sich Prometheus erneut etwas auf und sprach gequält:


    (schaut suchend, aber den Wald vor lauter Bäumen nicht sehend umher)
    "Ha! welch ein Laut, was für
    ein unsichtbarer Duft fliegt zu mir her?
    Von Göttern, Menschen oder Oreaden?
    Führt Neugier sie an diesen Felsenstein
    Mein Leiden anzusehn?
    Was kann sie sonst hieher geladen haben?
    Seht den gefesselten Gott!
    Seht mich Unglücklichen!
    Den Götterfeind, gehaßt von allen Göttern,
    So viel derselben Jovis Haus bewohnen,
    Weil er so sehr geliebt die Sterblichen.
    Weh mir! was ists? was hör ich wieder?
    Ein näher Vogelgeschwirr.
    Es säuselt wieder die Luft
    Vom Schlagen der schnellen Gefieder.
    Ach! alles was sich nähert ist mir schrecklich."


    "O fürchte nichts! Denn diese gesellige Schaar
    In wechselseitig schnellem Fluge
    Ereilte diesen Felsenabhang,
    Das kaum vom Vater gewähret war,
    Getragen von schnellbeflügelten Lüften.
    Denn das Gehämmer des Eisens drang
    Bis tief hinunter zu unsern Grotten,
    Verscheuchte die jungfräuliche Schaam;
    Und ohne Socken eil ich her
    Auf einem beflügelten Wagen."


    (erkenntnisgetroffen)
    "Ach, ach, ach!
    O ihr der fruchtbarn Thetys Töchter!
    O Kinder des Vater Ocean!
    Der rings das ganze Erdenrund
    Umströmt mit rastloser Meereswoge
    O schaut und seht, von welchen Banden wund
    (wieder mehr und mehr leidend und klagend)
    Des Felsenabhangs höchste Klippe
    Ich unbeneidet hüten muß!"


    "Ich seh’s, Prometheus, und es dränget sich
    Aus meinen Augen eine Thränenwolke
    Von Schrecken ausgepreßt. Denn sie erblicken
    In Wunden schlagenden Eisen deinen Leib,
    Schier ausgedörrt an diesen Felsenstücken.
    Denn neue Herrscher thronen im Olymp.
    Durch Neuerung und wider alles Recht
    Gebietet Zevs, vergißt das große Urgeschlecht."

    (zum Ende hin leiser werdend, da ja nichts Falsches betont werden darf)


    "Ja, hätt’ er mich tief in der Erde Schooß,
    Tief zu des Orkus schattenvollen Gründen,
    Geschleudert in die gränzenlose Nacht,
    Und dort, wo weder Sterbliche noch Götter,
    An meiner Quaal sich weiden, mich in Bande,
    In unlösbare Bande mich geschlagen!
    Nun aber leid’ ich Elender! den Feinden,
    Dem Aether selbst zum Schauspiel hingegeben!"


    "Wer von den Göttern wäre hart genug,
    An deiner Marter sich zu weiden – Wer
    Als Zevs, der unerbittlich stets gewüthet?
    Noch bändigt er das himmlische Geschlecht,
    Und rastet eher nicht, bis sich sein Zorn
    Gestillt, bis ihm, was kaum ausführbar ist,
    Ein Mächtiger das Zepter ihm entwendet."


    "Fürwahr auch meiner, wenn gleich jedes Glied
    In starken Banden schmachvoll jezt verschmachtet,
    Wird einst benöthigt seyn der Götterfürst,
    Ihm jene neuen Feinde zu verrathen
    Die ihm das Zepter zu entwinden drohn,
    Gewiß. Mich soll sein honigsüßes Schmeicheln
    (zunehmend kraftvoller und energischer)
    mich seines Zornes Drohung nicht berücken,
    Ihm dieses zu enthüllen, bis er mich
    Nicht rettet blos aus diesen rauhen Banden,
    Nein auch die Schmach mir noch vergütet hat."


    "Noch bist du kühn an diesem grausen Felsen,
    Beugst deinen Nacken nicht von soviel Quaal geschreckt;
    Mir graut – Ich fürchte deine künft’gen Leiden.
    Wenn wirst du denn das Ufer dieser Quaal
    Des hohen Unglücksmeeres finden!
    Wer kann Kronidens Sinn erspähn?
    Wer einen Weg zu seinem Herzen finden?"


    (seuftzt und spricht ruhiger weiter)
    "Ich weiß. Unbeugsam und voll Eigensinn
    Ist Kronos Sohn. Doch endlich beugt ihn doch
    Erweicht ihn doch das mächtigere Schicksal.
    Und hat sein langer Zorn einst ausgezürnt,
    So wird von ihm ein Bund mit mir gestiftet,
    Und wie ichs wünsche, Liebe mir gezollt."


    "Enthüll’ uns alles, nenn’ uns jeden Grund,
    Für welch Vergehen Zevs so schwer dich peinigt,
    So hart, so schimpflich dich verschmachten läßt.
    Belehr’ uns, wenn dein Schmerz es dir verstattet."


    (seutzt erneut kunstvoll, bevor er antwortet)
    "Zwar schmerzlich ist’s mir, dieses zu erzählen.
    Doch schmerzt auch Schweigen. Ringsum ist nur Elend.
    Kaum war der Götterzwist entstanden, kaum
    Empörten gegen Götter sich die Götter,
    So wollten einige Saturn vom Throne stürzen,
    Und herrschen sollte Zevs – und wieder andre
    Verhinderten Kronidens Thronbesteigung.
    Ich rieth hierauf das Beste, doch umsonst!
    Nie konnt ich die Titanen überreden.
    Sie spotteten des mildern Raths, und wähnten
    Mit leichter Müh die Herrschaft zu erzwingen.
    Doch mehr als einmal hatte Mutter Themis
    Der Zukunft Schleyer mir enthüllt, vorher
    Gesagt: Gewalt und Härte könnten nie
    Nur List die künftgen Herrscher überwinden.
    Und dieses legt’ ich ihnen deutlich vor.
    Doch würdigten sie keines Blickes mich.
    Nach vielem hin und wieder sinnen schien es
    Mir und der Mutter Themis doch das Beste,
    Dem Zevs, der’s gern sah, gerne beyzustehen,
    Wie ich’s ihm rieth, verbirgt der schwarze Grund
    Des tiefen Tartarus den Ahnen Kronos,
    Sammt seinen Mitgenossen. So viel Vortheil
    Benutzt der Götterherrscher erst von mir
    Und denn vergilt er’s mir mit solcher Marter.
    Denn leider ists einmal der Herrscher Sitte,
    Den Freunden nicht viel Gutes zuzutrauen.


    (eine deutliche Zäsur, die vorher noch nicht da war)


    Nun fragt ihr mich, warum er diese Schmach
    Auf mich gehäuft. Auch dies sollt ihr erfahren.
    Er hatte kaum den väterlichen Thron
    Bestiegen; gleich ertheilt er Göttern Gaben,
    Und jedem andere. So wußt’ er sich
    Die Herrschaft zu versichern. Nur die Schwächern
    Die Menschen übergeht er, will das ganze
    Geschlecht vertilgen und ein neues schaffen.
    Und diesem widersezte niemand sich als ich,
    Ich kühn genug, beschützte die Verlaßnen
    Und dafür beugt mich dieses Elend nieder,
    Dem Dulder schmerzlich, kläglich selbst dem Anblick.
    Ich, der ich Mitleid für die Menschen fühlte,
    Bin selbst nicht mitleidswerth geachtet, bin
    So ohne alles Mitgefühl gequält."

    (folgender Satz bleibt unausgesprochen)
    Für Jupiter kein ehrebringend Schauspiel!


    "O marmorhart und eisern muß er seyn
    Der ungerührt, der ohne Mitleid dich
    Gemartert sieht – ach! ich vermags nicht zu ertragen!"


    "Ja, Freunden bin ich wohl ein Jammeranblick."


    "Und weiter schrittst du nicht in deiner Kühnheit?"


    "Ich hemmte ihre Blicke in die Zukunft."


    "Was fandst du gegen diese Sucht für Mittel?"


    "Ich ließ die Hoffnung täuschend sie umgaukeln."


    "Fürwahr, ein groß Geschenk für Sterbliche!"


    "Und dazu bracht’ ich ihnen noch das Feuer."


    "Und scheint den Irrdischen des Feuers Flamme noch?"


    "Ja wohl, und wird sie viele Künste lehren."


    "Und solch Vergehen läßt dich Kronos Sohn
    So schmählich büßen, rastet nie mit Quaalen?
    Siehst du auch nirgends deines Elends Gränze?"


    "Nur denn, wenn’s ihm einmal belieben wird."


    "Und wann? Und welche Hoffnung? Fühlst du nicht
    Daß du gefehlt? Ach! Dieses eben schmerzt mich
    Und schmerzen muß es auch dich selbst – Doch still
    Davon! Nur einen Retter suche auf!"


    "Ja, wer den Fuß von keinem Ungemach
    Gefesselt fühlt, kann warnen, kann wohl rathen
    Dem Elenden. Doch alles dieses wußt’ ich.
    Ich habe gern gefehlt, ich läugn’ es nicht.
    Ich brachte Menschen Rettung, und mir Quaalen.
    Doch dafür glaubt’ ich nicht zermartert, nicht
    An solch ein unwirthbares Felsgerippe
    Verbannt zu werden. Doch bejammert nicht
    Mein jetziges Verhängniß – hört vielmehr
    Der Zukunft höhre Quaal, bis zur Vollendung.
    O senkt euch zu mir nieder, schenkt mir Mitleid,
    Mir, der ich soviel dulde! Denn das Unglück
    Schwärmt unstät bald zum einen, bald zum andern."

    (fällt abermals in seine Ketten zurück)


    "Uns rufest du, als hörten wir es nicht:
    Hinunter denn von dem beflügelten Wagen
    aus der reinen ätherischen Luft
    In diese fürchterliche Felskluft hinunter
    Zu hören deine Quaal und deiner Leiden Menge."

    (zeitgleich senken sich die Köpfe des Chors)


    Sim-Off:

    Textquelle; nur Kommis sind auf eigenem Mist gewachsen


    Auf der Bühne passierte nun erstmal garnichts mehr... bis das Publikum verstanden hätte, dass das Ende des Stücks erreicht war und eine Reaktion - in welche Richtung die auch immer gehen mochte - sich abzeichnete. Und nach letztlich ebenjenem positiven oder negativen Beifall, Blumen oder nicht mehr allzu frischem Obst, enterte mutigen Schrittes der mittlerweile bereits zweimal in Erscheinung getretene Ansager die Bühne, nahm zu Prometheus Rechter (für den Zuschauer: Linker) Aufstellung und war bereit nun - aller guten Dinge - auch ein drittes Mal im Blickpunkt der Zuschauer zu stehen:


    "Vescularia."


    So kündigte er groß das während des dritten Teils der Vorstellung entstandene Gedicht an.


    "Gegrüßt sei Vescularius
    Das Militär ihm Hochgenuss
    Verteidigt hat er unser Reich
    - Einem Triumphator gleich!


    Gedient stets dem Imperium
    Klient des Princeps, beinah' Sohn
    Praefectus Urbi viele Jahr'
    - Testamentisch nun Kaiser!


    Verfolgt die Mörder bis ins Grab
    Auf dass sie büßen ihre Tat.
    Drum erhebet eure Becher!
    Auf Salinator; den Rächer!"


    Einen Becher hatte der Sprecher der Verse zwar (solidarisch mit dem Publikum) auch nicht dabei, aber die in die Höhe gestreckte, zur Faust geballte Linke würde es hoffentlich auch tun. Wem man damit wohl etwas beweisen wollte?


    Sim-Off:

    In der Hoffnung, dass es sich jetzt vielleicht doch noch als nicht vollkommen sinnfrei herausstellt, sich am ersten April verarscht lassen zu haben. :D

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Der letzte Akt! Wunderbar dachte sich der Iunier und saß immer noch relativ regungslos auf seinem Platz und hatte gelegentlich mal einen aufmerksamen Blick in die Runde. Er war Soldat, und auch wenn sein Tribunus diese Künste zu schätzen wusste, hatte Seneca nicht allzu viel dafür übrig, das würde ihm aber auch hoffentlich niemand allzu übel nehmen. Das etwas geschehen war während des Stückes war ihm aufgefallen, aber was das genau war, dafür saß er zu weit weg vom Tribun, und hatte auch das Bühnenbild zu ungenau studiert.
    Als dann am Ende des Stücks noch eine Ode an den Imperator geschmettert wurde, schenkte auch Seneca dem Treiben auf der Bühnen seinen Anstandsbeifall, es gab ja genug Leute die das Stück ausgezeichnet fanden, da würde er als schmückendes und schützendes Beiwerk der Entourage nun nicht allzu sehr auffallen.

  • Ich hatte nicht mitbekommen was während des Stücks auf den Plätzen um mich herum geschah, meine Konzentration lag ganz bei der Bühne. Es war schon eine beeindruckende Aufführung, von irgendwelchen politischen Motiven merkte ich nichts. Interessierten mich solche Sachen doch auch wenig. Erst als plötzlich der Vorhang fiel runzelte ich verwundert meine Stirn und löste meine Konzentration. Das war wirklich seltsam. "Keine Sorge, es wird schon alles gut sein." Leise raunte ich das meiner Schwester zu, auch wenn ich es selbst natürlich nicht wissen konnte. Zur Beruhigung nahm ich also etwas von dem Brot und verzehrte es, doch da ging es auch schon weiter. Mit Verwunderung registrierte ich das Fehlen der Statue, doch da Handlung des Stücks gleich wieder voran schritt konnte ich keine Frage deswegen mehr stellen, sondern musste mich gleich wieder auf die Handlung konzentrieren...Doch als diese schließlich vorbei war hielt ich mich mit etwaigen Reaktionen zurück, wie auch schon früher. Ich brachte noch nie meine Meinung zu einem Stück direkt im Anschluß zu diesem durch Gesten oder Handlungen den Schauspielern gegenüber zum Ausdruck, sondern erst später, in Gesprächen mit diesen oder jeden Leuten.

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