Beiträge von Aurelia Prisca

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    Original von Manius Flavius Gracchus
    … Den kurzen Weg von der Villa Flavia zum Haus der Cornelia hinüber hätten sie im Grunde auch zu Fuß gehen können, doch selbstredend gingen sie nicht zu Fuß, nicht nur um die edlen Gewänder zu schonen, sondern auch weil dies dem Anlass angemessen gänzlich ausgeschlossen war. Gracchus half seiner Gemahlin aus der Sänfte und mit einem süffisanten Lächeln flüsterte er ihr noch ein Kompliment ob ihrer Schönheit, welche an diesem Tage durch die Eleganz ihres Kleides noch unterstrichen wurde, ins Ohr. Sie folgten Minor in das Haus hinein, begrüßten Scapula und seine Familie bis dass die Braut den Raum betrat. ...


    Ein kleiner Schritt über die Schwelle … und ein großer Schritt in Bezug auf die Überwindung, die dieser Schritt Prisca an diesem "Freudentag" kostete. Freudentag! Dass ich nicht lache. Naja wenigstens bekommt diese kleine Kröte was ihm gebührt … So ein schönes Paar!! …Haha Nein, Prisca schämte sich nicht wirklich ob dieser unschönen Gedanken dem Brautpaar gegenüber, schließlich verband sie nicht gerade sehr viel mit ihrem Stiefsohn - außer Verachtung für einander. Gegen die Cornelia hatte Prisca im Grunde nichts, nur entsprach die Braut nun so gar nicht dem Schönheitsideal, welches Prisca (und sicher viele andere ihrer Freundinnen auch) von der Braut eines Flaviers hatten. Naja, Geschmäcker waren eben verschieden. Das Schlimme war nur, dass sie nicht mehr mit ihren Freundinnen darüber lästern durfte, nun, da sie mit der Cornelia unter einem Dach leben musste.


    Naja, wenigstens ist die villa Flavia groß genug, um sich aus dem Weg gehen zu können, dachte Prisca für sich als sie aus der Sänfte stieg und an der Seite ihres Gemahls das Haus der Cornelier betrat. Für sein Kompliment bekam Gracchus natürlich ein bezauberndes Lächeln geschenkt, während ihre Miene ansonsten eher versteinert wirkte. Ebenso zog es Prisca vor sich eher im Hintergrund zu halten. Das gelang ihr vorerst ganz gut, indem sie die Anwesenden, die Bekannten und Verwandten zwar freundlich und lächelnd begrüßte, sie aber nicht gerade die Konversation mit ihnen suchte. Stattdessen stellte sich Prisca lieber in den Schatten einer Säule um von dort aus die Eingeweideschau zu verfolgen. Wie würde die Zukunft der Brautleute wohl aussehen? … So gut es ging versuchte Prisca ihre Gedanken abzulenken, um nicht am Ende gar noch mit ihren Wünschen ein schlechtes Omen herauf zu beschwören.

    Wer weiß, ob es überhaupt nur ein Kind sein wird … ja, wer weiß, … mehr als Eines …oder Keines? Das wissen wohl nur die Götter Ungewollt versetzten die gut gemeinten Worte ihres Leibwächters Prisca einen kleinen Stich ins Herz. Hatte sie nicht alles schon probiert um wenigstens ein gesundes Kind zur Welt zu bringen? Opfergaben an die Götter, Beschwörungen, alle möglichen Hausmittel und jede sich bietende Gelegenheit ... Letztere vielleicht nur noch nicht oft genug, wer weiß, doch konnte Prisca ihren Gemahl ja nicht dazu zwingen mit ihr zu schlafen. Und wer sonst, außer ihr Ehemann, wäre dazu legitimiert ihr ein Kind zu machen? Niemand - genau! Aber mit der Tatsache, dass ihr sehnlichster Wunsch einzig und allein von der Erfüllung der ehelichen Pflichten abhing, konnte und wollte Prisca nicht (mehr) akzeptieren. Geduld war nun mal keine von Prisca´s Tugenden, eher ließ sie sich von ihren Emotionen und Gefühlen leiten, auch wenn diese nicht immer die besten Berater waren. Zumal Prisca - allen Unkenrufen zum Trotz - eine Möglichkeit gefunden zu haben glaubte, wie sie ihren sehnlichsten Wunsch mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte, ohne ihrem geliebten Mann die Hörner aufzusetzen.


    In der Tat wäre die Durchführung ein abenteuerlicher Plan, doch mittlerweile war Prisca zu allem bereit. Wofür lohnte es sich sonst zu leben? Zudem fühlte sich Prisca einfach zu jung und zu gesund um die Hoffnung auf ein Kind bereits endgültig zu begraben. Das hatten Andere sicher längst für sie getan: Ihr Mann, ihr Cousin und selbst einige ihrer "guten" Freundinnen, obgleich diese ihr immer gut zu redeten:"Hab Geduld! Irgendwann passiert es einfach! Probier doch mal das … und dieses … oder jenes … papperlapp!!" Im Grunde hatten sie alle die Hoffnung längst aufgegeben, war es nicht so? Wirklich alle? Nein - einzig Lyciscus vermochte noch mit solch überzeugender Stimme zu ihr zu sprechen, dass Prisca seinen Worten Vertrauen schenken wollte. Wieso nur, ist Lyciscus sich so sicher? Ausgerechnet er, ihr Leibwächter und Sklave … war es gar ein Wink des Schicksals? Ein einziger Herzschlag reichte aus um einen Gedanken in Prisca´s Innerstem zu pflanzen, der sie von nun an nicht mehr los lassen sollte - nur vage und längst nicht zu Ende gedacht und doch im Stillen vor sich hin wachsend, dem ewigen Spiel mit dem Feuer geschuldet …


    Du meine Güte! … Irgendwann werde ich noch den Verstand verlieren, schalt Prisca sich beim nächsten Herzschlag bereits selbst eine Närrin und schnell schob sie jeden weiteren Gedanken daran wieder beiseite. Prisca atmete tief durch und sie schloss für ein paar Sekunden die Augen. Nur das Rauschen des Windes nahm sie noch wahr und die Stimme von Lyciscus, die ganz nah an ihrem Ohr erklang. Er schien es sehr zu genießen ihr so nah sein zu dürfen und umgekehrt erging es Prisca nicht viel anders. Sie fühlte sich sehr wohl in seiner Nähe und das nicht nur, weil sie sich von ihm beschützt fühlte. Natürlich wusste Prisca, dass sie - angesichts der möglichen Konsequenzen für sie beide - keine anderen Gefühle gegenüber ihren Sklaven zulassen durfte und vielleicht war es ein wenig egoistisch von ihr, sich trotzdem nicht dagegen zu wehren. Warum egoistisch? Weil nur sie bestimmen konnte was geschah und wie weit es gehen durfte, nicht ihr Sklave und sie ihn auf diese Weise wohl mit ins Verderben stürzen würde, wenn sie sich an dem Feuer ihrer Leidenschaft sprichwörtlich die Finger verbrennen würde.


    Vor kurzem hatte Prisca ja buchstäblich am eigenen Leib erfahren, wie schnell es gehen konnte, doch war diese einmalige Erfahrung mit ihrem Cousin alles andere als läuternd gewesen. Im Gegenteil hatte Prisca es insgeheim sehr genossen von Lupus geliebt zu werden, auch wenn ihr das Eingeständnis - die Kontrolle völlig verloren zu haben - sehr schwer fiel. Aber das konnte ihr bei einem Sklaven ja nicht passieren und außerdem war das, was sie gerade taten völlig harmlos. Oder ging das nun zu weit, dass Lyciscus sie nun sanft aber bestimmend zu sich herum drehte und seine Hände dabei wie selbstverständlich auf ihre Hüften legte. Prisca schluckte kurz, denn für einen kurzen Augenblick wusste sie nicht, wohin sie nun ihre Arme und Hände nehmen sollte, ohne damit eine noch vertrautere Atmosphäre herauf zu beschwören. Doch am Ende siegte das schöne Gefühl von Lyciscus gehalten zu werden und seine ehrlichen Worte taten ihr übriges, dass Prisca sämtliche Bedenken und sonstigen Warnzeichen ganz einfach ignorierte.


    "Du musst mir deine Ehrlichkeit nicht beweisen, Lyciscus … " Leicht schüttelte Prisca den Kopf und ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen während sie Lyciscus tief in die Augen sah: "Und Du musst auch keine Angst davor haben, dass ich dich weg schicke, außer du selbst würdest mich darum bitten"Prisca machte eine kurze Pause, in der sie einen tiefen Atemzug nahm, ehe sie mit leiser Stimme weiter sprach: "Es liegt mir auch fern dich für Missgeschicke oder Fehler zu bestrafen. So lange wir unter uns sind darfst du auch immer offen und ehrlich zu mir sein, so wie ich es auch dir gegenüber sein will. … Nur vor Anderen darfst du niemals meine Befehle missachten oder in Frage stellen, hörst du Lyciscus?" Prisca´s Blick mochte eindringlich wirken, doch ihre Stimme klang eher bittend als sie ihren Sklaven daran erinnerte, wie er sich in der Öffentlichkeit zu verhalten hatte. Warum sie das tat? "Ich will nie dazu gezwungen sein, dich wie einen gewöhnlichen Sklaven behandeln zu müssen … " Prisca seufzte leise und anstatt weiter zu sprechen, nahms sie spontan die Arme etwas hoch und ihre Hände strichen zärtlich an seinen Oberarmen herab wie zum Zeichen dafür, dass Lyciscus in ihren Augen alles andere als ein Sklave war …

    Absolute Zufriedenheit … Gab des diesen Zustand wirklich? Nein, nicht wirklich … Allein der unerfüllbare Wunsch danach vermochte Antrieb genug zu sein, um immer mehr zu wollen …mehr und mehr … und wenn man glaubte alles zu haben, dann war es immer noch nicht genug. Prisca hatte alles, zumindest alles was man mit Sesterzen kaufen konnte. Aber war sie zufrieden, … glücklich gar? Wie recht Lyciscus doch hatte wenn er sagte, dass man die kleinen Dinge im Leben genießen und auskosten solle … so wie diesen Augenblick … Ja! Prisca genoss diesen Augenblick sehr, fernab aller gesellschaftlichen Zwänge. Hier und jetzt musste sie keine Maske tragen und auf alle möglichen Regeln achten, hier und jetzt konnte sie sich ganz ungezwungen geben.


    Mit einem leisen wohligen Seufzer quittierte Prisca die ehrlich klingenden Worte ihres Sklaven die mit dazu beitrugen, dass sie sich sehr wohl und zufrieden fühlte. Er genießt jeden Moment und alles, was wir tun … Zwar konnte Lyciscus hinter ihr nicht das Lächeln auf ihren Lippen sehen, doch konnte er sicher spüren wie dankbar sie ihm dafür war, indem sie ihre Hände vertrauensvoll von ihm an ihren Bauch führen ließ. Mehr noch löste Prisca ihre Hände sanft von den seinen, aber nur um mit ihren Händen sogleich seine Handflächen direkt auf ihren Bauch zu legen. Keinem anderen Sklaven würde Prisca gestatten sie so zu berühren, doch wollte sie damit zum Ausdruck bringen, dass er eben nicht wie die anderen Sklaven war. Und es fühlte sich so angenehm an, so warm und beschützend, fast beschwörend, seine Hände - passend zu seinen Worten - genau dort zu spüren … Du wirst eine wundervolle Mutter sein. "Ach, Lyciscus … glaubst du wirklich, dass es mir in diesem Leben noch vergönnt sein wird, ein Kind unter meinem Herzen zu tragen?" So überzeugend klang es aus seinem Mund, dass Prisca es beinahe geglaubt hätte, gleichwohl in ihrer Stimme mehr Resignation mit schwang als der Glaube daran. Nicht einmal ihr jüngstes Schäferstündchen mit ihrem Cousin Lupus schien "verbotene Früchte" getragen zu haben - ganz zu schweigen von den wenigen schönen Momenten mit ihrem Gemahl - und so versiegte jeglicher Hoffnungsschimmer nach und nach.


    "Aber ich danke dir, Lyciscus, … für deine lieben Worte und dafür, …dass du bei mir bist und auch, dass … du zu mir zurück gekommen bist…", sprach Prisca mit leiser Stimme weiter und mit ihren Händen hielt sie die seinen immer noch ganz vertraut an ihren Bauch gedrückt. "Du bist für mich so viel mehr als nur ein Sklave … du bist mein Leibwächter, mein Beschützer … du bist immer in meiner Nähe und gibst mir das Gefühl der Geborgenheit, so wie jetzt. … Du bist jemand, dem ich vertraue." Manch Einer würde über sie lachen, mit Unverständnis reagieren oder gar davor warnen, sich allzu sehr auf einen Sklaven einzulassen. Sklaven konnten keine Vertraute sein, geschweige denn Freunde, denn sie würden ihre Herrschaft bei der erst besten Gelegenheit verraten, wenn es um ihr eigenes Heil ginge und abgesehen davon taten und sagten sie ohnehin nur das, was ihre Herrschaft von ihnen erwartete.


    Prisca wollte allerdings keinen weiteren Sklaven, der ihr nur schön nach dem Mund redete (davon hatte sie schon genug), vielmehr sehnte sie sich nach jemandem, dem sie wirklich vertrauen konnte. So etwas wie einen guten Freund, auf dessen Rat sie auch vertrauen konnte. Selbstverständlich hatte sie ihren Gemahl, dessen Rat sie in höchstem Maße schätzte, doch im Grunde wusste Gracchus so viel weniger von ihr und was sie den ganzen Tag so machte als ihr Leibwächter, der sie auf Schritt und Tritt begleitete. "Lyciscus? … was ist mit dir. Glaubst du, dass du mir, deiner Herrin- einer Römerin - ebenso vertrauen kannst? … Oder sind all dein Handeln und deine Worte bestimmt von der Angst etwas falsch zu machen, auf das ich dich dafür bestrafen lassen könnte? … So denken Sklaven doch, oder täusche ich mich da?" Prisca wusste selbst nicht so recht, was sie mit der Frage genau bezwecken wollte, außer, dass sie womöglich ihren Sklaven damit völlig verwirren würde. Aber sie wollte einfach erkunden, wie offen und ehrlich Lyciscus zu ihr sein würde, oder auch nicht - je nachdem, wie sie gut sie seine Reaktionen eben interpretieren könnte.

    Prisca wollte nicht mit den Gefühlen ihres Sklaven spielen, auch wenn ihr durchaus bewusst war, dass sie es womöglich gerade tat. Sich an ihn zu schmiegen und so zu tun, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass eine verheiratete Patrizierin sich von ihrem Leibwächter so vertraut in den Arm nehmen ließ. Prisca wusste was sie damit riskierte und was das Ganze noch schlimmer machte war die Tatsache, dass sie alle Bedenken einfach zur Seite wischte und es stattdessen einfach nur genoss, von ihrem Leibwächter im Arm gehalten und dabei sanft und kaum merklich an den Schultern gestreichelt zu werden.


    Durchaus ein egoistisches Handeln, wenn man es genau betrachtete, denn was hätte Lyciscus auch anderes tun sollen, als den Wünschen seiner Herrin zu gehorchen. Jeder andere freie Mann hätte die Gelegenheit wohl schamlos ausnutzen können, doch diese Option blieb einem Sklaven verwehrt. Was hätte Lyciscus also anderes tun können, als seiner Herrin zu gehorchen und genau das zu tun, was sie von ihm wollte? Anstatt von einem freien Mann benutzt zu werden, könnte Prisca ihren Sklaven nach ihrem Belieben "benutzen" … So einfach wäre das, … trotzdem wollte Prisca genau das nicht!


    "Ja, …es ist alles in Ordnung … ich denke nur gerade über mein Leben nach", beantwortete Prisca mit leiser Stimme die Fragen ihres Sklaven, gefolgt von einem tiefen Seufzer der zum Ausdruck brachte, dass diese Gedanken sie gerade sehr beschäftigten. Gleichzeitig hob Prisca wieder ihre Arme, jedoch nicht um zu einem Wurf anzusetzen sondern, um sanft über die Handrücken ihres Sklaven zu streichen. Sicherlich eine Geste die Lyciscus vielleicht noch mehr verwirren mochte und so versuchte Prisca zu erklären, was sie dazu bewog: "Seit Kindestagen bin ich gewohnt, alles zu bekommen was ich will, … nur mein sehnlichster Wunsch wird wohl nie in Erfüllung gehen." Der Wunsch nach einem Kind hatte Prisca ja bereits einmal ihrem Sklaven gegenüber mitgeteilt und deshalb ließ sie ihn dieses Mal unausgesprochen:


    Stattdessen seufzte Prisca nur leise, ohne an der vertrauen Umarmung etwas verändern zu wollen: "Je mehr ich mir Gedanken darüber mache, was ich sonst von meinem Leben noch erwarten soll, umso mehr genieße ich solche Moment mit dir und mit derlei Dingen, wie diesem Kampftraining, welche sich für eine Patrizierin sicherlich nicht ziemen. … Aber was soll ich tun? … Unser aller Leben erscheint so flüchtig wie diese Wolken am Himmel, die sich ständig verändern, ohne je einen Zustand der absoluten Zufriedenheit zu erreichen … Ja ja, ich spinne, so wie alle Römer, … so wie du einmal gesagt hast … und dennoch kann ich nicht anders als genauso zu empfinden, wie ich es augenblicklich tue … " Mit diesen Worten entspannte sich Prisca´s Körper noch ein wenig mehr in der festen Umklammerung, um stattdessen das wundervolle Gefühl zu genießen, so gehalten zu werden in dem Bewusstsein, gerade ihre intimsten Gefühle offen gelegt zu haben …

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    Original von Manius Flavius Gracchus & Cnaeus Fabius Torquatus


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    ... “Flavius!“ Sogar ihre Stimme strahlte bei diesem einen Wort. Aber es gab ja auch noch Manieren zu beachten. Und natürlich freute sich Axilla auch über die Ankunft der Aurelia. Nur halt nicht ganz so sehr. “Aurelia Prisca! Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mich euer Erscheinen hier und heute freut.“ Es war ehrlich gemeint. Leider verlangte die Etikette aber weitere, seichtere Unterhaltung. Und ihr Mann würde sicherlich ein, zwei Worte mit dem Consular wechseln wollen. Also spielte Axilla das Spiel, welches sie nun schon einige Jahre gut kannte, einfach weiter, und wandte sich mehr Prisca zu. “Oh, ein wunderschönes Kleid. Ist das eines von denen, die wir uns gemeinsam angesehen haben, oder hast du dieses wohlweißlich vor den anderen Damen versteckt?“ neckte sie also ein wenig.


    "Vielen Dank für euren herzlichen Empfang, … werter Fabius, geschätzte Axilla! … Wie mein lieber Gemahl bereits sagte, es ist uns eine große Freude zu eurer Hochzeit eingeladen zu sein, um diesen besonderen Tag mit euch zu feiern", wiederholte Prisca noch einmal den Dank für die Einladung um damit ihre Wertschätzung für die Feier und für das Brautpaar zum Ausdruck zu bringen. Obgleich ihre Familien keine oder nur wenige "Berührungspunkte" zueinander hatten, hielt Prisca es für sehr wichtig derlei Anlässe wie diese Hochzeit zu nutzen, um die gesellschaftlichen und politischen Beziehungen zu pflegen. Wer wusste schon wozu es irgendwann einmal gut sein konnte.


    Sogleich begann auch das übliche Geplauder. Seichte Unterhaltung eben, welche aber genau richtig war um in Stimmung zu kommen auf so einem schönen Fest. Und wie Prisca erfreut feststellte, erinnerte sich Axilla sogar noch an das letzte gemeinsame Treffen, welches ihr anscheinend in guter Erinnerung geblieben war.


    Amüsiert lachte Prisca über die neckende Bemerkung zu ihrem Kleid, welches sie selbst eigentlich gar nicht für so außergewöhnlich schön hielt. Schließlich wollte sie ja der Braut keinesfalls Konkurrenz machen, weshalb sie bewusst dieses eher schlichte und dennoch edel anmutende Kleid im fliederfarbenen Ton gewählt hatte:"Danke für das Kompliment, Axilla … nein, es ist keines von den Kleidern, die Sassia und ich euch letztens vorgeführt haben.", klärte die Aurelia bereitwillig auf, um sogleich ein Kompliment an die Braut zurück zu geben. Nicht nur des Anstandes wegen, sondern weil die Iunia tatsächlich sehr schön darin aussah. Vielleicht etwas unkonventionell für eine Braut, dafür umso geschmackvoller arrangiert:


    "Deinem Kleid kann es aber keinesfalls das Wasser reichen, …. Du siehst einfach nur bezaubernd aus! So wie es der Braut an ihrem Ehrentag gebührt, ebenso wie einer so wunderschönen Frau wie Dir! … Verrätst Du mir, wer das Kleid für dich gemacht hat?", merkte Prisca neidlos und ehrlich bewundernd an und mit einem Augenzwinkern versuchte sie den Schöpfer jenes Gewandes in Erfahrung zu bringen.

    Dieses Mal schaffte es Prisca gleich beim ersten Versuch und diese Tatsache überraschte und freute sie zugleich.Täusche ich mich, … oder hatte es sich gerade viel leichter als beim ersten Mal angefühlt? Irgendwie kam es Prisca so vor, als hätte ihr Leibwächter wieder nachgeholfen und auch seine Umklammerung hatte sich nicht gerade sehr fest angefühlt. Ich und eine Kämpferin? Bei dem Vergleich musste Prisca auflachen, als Lyciscus sie wieder mit Lob und Bewunderung überschüttete: "Ha ha … Ich und eine Kämpferin? … Gib´s zu, du hast wieder nachgeholfen, damit ich es schaffe, oder? … Aber pass nur auf, gleich zeige ich dir was für eine Kämpferin in mir steckt." Mit einem verspielt herausforderndem Blick taxierte Prisca ihren Leibwächter und grinste ihm ebenso frech ins Gesicht, wie er ihr.


    Die Drohung war natürlich nicht ernst gemeint und außerdem nahm Prisca es Lyciscus nicht übel, dass er ein wenig nach half. So hatte sie ihre kleinen Erfolgserlebnisse und diese spornten sie natürlich an. Allerdings hatte der Ehrgeiz die Aurelia längst gepackt und deshalb schüttelte sie auch gleich den Kopf, als Lyciscus den Vorschlag machte etwas anderes zu tun. "Nein, nein …. spielen können wir später … jetzt lass uns kämpfen!", lachte Prisca vergnügt und mit einem frechen Funkeln in den Augen sah sie Lyciscus an, als dieser an ihr vorbei schritt und wieder in Position ging.


    "Also gut, das Ganze noch einmal von vorne. … Vielleich hatte Lyciscus ja Bedenken oder gar Angst, er könne ihr weh tun, also half Prisca ein wenig nach, indem sie seine Hände packte und etwas führte. "Aber dieses Mal hältst du mich richtig fest, …So! Bis hierhin hatte Prisca noch entschlossen und völlig konzentriert geklungen doch das änderte sich schlagartig, als Lyciscus ihrer Aufforderung folgte und sie dadurch wirklich fest und eng an ihn gedrückt wurde. Prisca atmete tief durch und ein leichtes Zittern durchströmte augenblicklich ihren Körper. Nicht, weil Lyciscus zu fest oder gar zu grob war, nein, vielmehr fühlte es sich irgendwie … schön an so umarmt zu werden. Selbst von einem Sklaven, der im Grunde ja auch "nur ein Mann" war … und … Herrje, … Jetzt war die ganze Konzentration mit einem Mal dahin.


    Anstatt mit ihren Händen nun nach seinem Arm zu greifen, ließ Prisca die Arme sinken, als wären sie schwer wie Blei und gleichzeitig nahm sie den Kopf ein wenig zurück, bis sie damit an Lyciscus Brust lehnte. So blieb Prisca einfach stehen während ihr Blick versonnen hoch zu den weißen Wolken am Himmel wanderte, die über sie hinweg zogen, sich dabei ständig veränderten und so manche flüchtigen Bilder auf das satte Blau malten. So schön anzusehen und doch so flüchtig, dass man den Moment nicht fassen konnte. Prisca schluckte und sie musste spontan an die vergangenen Wochen denken und an die vielen Erlebnisse und Eindrücke. Erst das verbotene Spiel mit Lupus, dann die Fahrt zum Orakel, … der sonderbare Spruch der Sibylle … der lustige Wettkampf im Meer … Die Zeit war so schnell vergangen, viel zu schnell und geblieben davon nicht mehr, als ein paar schöne Erinnerungen … vergangen, aber nicht vergessen, …. noch nicht …


    Prisca wurde wieder einmal schmerzlich an die eigene Vergänglichkeit erinnert und an die Tatsache, dass am Ende nichts von ihr zurück bleiben würde. Nicht einmal ein Kind … ,musste sie wehmütig zugeben, dass ihr sehnlichster Wunsch wohl niemals in Erfüllung gehen würde nachdem wohl auch das unerwartete und spontane Liebesspiel mit ihrem Cousin Lupus keine "Früchte" getragen hatte - ebenso wenig wie die vielen vergeblichen Versuche ihren Mann zu verführen … Es ist mir einfach nicht vergönnt … ich werde für immer allein bleiben … Allein mit ihren Gedanken und ihren Wünschen, aber damit wollte sich Prisca nicht abfinden. Zumindest nicht jetzt und deshalb versuchte sie sich wieder abzulenken, wobei sie sich noch nicht wieder so recht auf die Übung konzentrieren konnte.


    "Sieh mal die Wolken, … sind sie nicht schön anzusehen, so flüchtig und wie wie sie sich ständig verändern. … Kannst erkennen, was sie darstellen?", kam es ganz spontan und leise über Priscas Lippen ohne zu wissen, wie lange sie gerade ihren Gedanken nachgehangen hatte. Sekunden oder Minuten, eine Ewigkeit gar? Egal, Prisca rührte sich nicht weiter und sie machte keine Anstalten die Umarmung lösen zu wollen, während sie dem Spiel der Wolken zu sah.

    Die aufmunternden Worte und das Lob freuten Prisca und sie spornten die Aurelia an, es mit jedem neuen Versuch besser machen zu wollen. Das würde aber bedeuten, dass Lyciscus noch etliche Male auf den harten Boden des Schuppens geschickt würde und das wollte Prisca gerne vermeiden. "Naja, ich gehe schon davon aus, dass du ein bisschen was aushältst, … so gut wie du gebaut bist", zwinkerte Prisca auf die Frage ihres Sklaven schelmisch grinsend zurück. Die Bemerkung über seinen athletisch gebauten Körper kam ihr dabei eher unbewusst (weil ein Leibwächter eben so aussehen musste) über die Lippen als, dass sie damit ihre Bewunderung zum Ausdruck bringen wollte. Zumindest nicht jetzt und hier - obgleich Prisca durchaus gerne einen gut gebauten Mann "bewunderte" - und so versuchte sie das Gesagte schnell zu überspielen, indem sie ihr Einverständnis für die Verlagerung des Übungsplatzes noch einmal explizit begründete:


    "Natürlich ist es für mich in Ordnung wenn wir nach draußen gehen. Schließlich könnte uns hier drinnen im Schuppen ebenso gut jemand überraschen wie auf der Wiese. Außerdem hören und sehen wir von hier aus viel besser, falls sich doch jemand hierher verirren sollte Mit diesen Worten ließ Prisca sich von Lyciscus also auf die besagte Wiese führen, hin zu der Stelle, die er für den er für den nächsten Versuch ausgesucht hatte. Puh! … Hierunter der direkten Sonneneinstrahlung würden die Übungen zweifelsohne noch schweißtreibender werden, aber wenigstens waren sie an der frischen Luft anstatt in dem stickig riechenden Schuppen. Dazu die bunten Farben der Blumenwiese, die einen satten Kontrast gegenüber den hellblauen Himmel bildeten und das Zwitschern der Vögel sowie das Rauschen des Windes in den Blättern. Einfach nur schön …!


    Einen Herzschlag lang ließ Prisca die Augen versonnen über die schönen Eindrücken der Umgebung wandern, bis schließlich das Räuspern sie wieder aus ihren Gedanken riss. … "Sehr schön! … "Ja!?" Kaum hörbar kam das Wort - einer Bestätigung als auch Frage gleich - über ihre Lippen. Hatte Lyciscus gerade den gleichen Gedanken gehabt, oder hatte er gar sie damit gemeint - so liebevoll wie er sie gerade angelächelt hat. Wie auch immer, es hatte sich wie ein Kompliment angehört. Und da Prisca sehr empfänglich war für Komplimente jeglicher Art, huschte sogleich ein sanftes Rosé über Prisca´s Wangen während sie versonnen zurück lächelte. Natürlich war es absurd auf die Komplimente eines Sklaven etwas zu geben, doch Lyciscus war kein gewöhnlicher Sklave, das hatte Prisca schon auf dem Marktplatz damals erkannt.


    Zeit für weitere Gedanken, für Komplimente oder gar zum Ausruhen blieb allerdings nicht. Schon hatte Lyciscus wieder seine Position hinter ihr eingenommen und es konnte weiter gehen. "Nein, keine Pause …noch nicht, … ich bin bereit", ließ Prisca verlauten. Sie nahm einen tiefen Atemzug und begab sich dann ihrerseits in die Ausgangsposition, indem sie sich mit Rücken und Po an Lycicus "anschmiegte" und er sie so mit seinen Armen umfassen und fest halten konnte. War es Einbildung oder fühlte es sich dieses Mal angenehmer an, so gehalten zu werden? Prisca schluckte und sie spürte wie ihr Herz schneller und höher schlug. Jetzt nur nicht ablenken lassen! Die Anspannung wuchs und gedanklich ging sie wieder die Bewegungsabläufe durch, während sie erneut nach dem rechten Arm ihres SKlaven griff … III … II … I …, zählte Prisca langsam herunter und nach einem letzten tiefen Atemzug legte sie all ihre Kraft in die Vorwärtsbewegung, um (hoffentlich) den gewünschten Effekt zu erzielen …

    Ganz ruhig … gaaaanz ruhig … und nicht mehr darüber nachdenken … Genau diese Worte nahm Prisca sich zu Herzen. Mit aller Kraft und voller Konzentration stemmte sie sich also gegen ihren Leibwächter und dachte nur: Das wird nie funktionieren Allein der Glaube an das Unmögliche fehlte, doch dann entwickelte sich plötzlich eine Art Eigendynamik und ehe Prisca sich versah, lag Lyciscus vor ihr auf dem Boden und blickte leicht verstört zu ihr auf. War ich das? Priscas Augen wurden ganz groß und ihr Unterkiefer klappte nach unten als sie ungläubig auf ihren, am Boden liegenden Sklaven starrte: "Du meine Güte! Lyciscus! …Ist …ist alles in Ordnung? Hast du dir weh getan? … Das … das … wollte ich nicht … , stammelte Prisca im ersten Moment bis sie begriff, dass sie anscheinend alles richtig gemacht hatte.


    "Wirklich? Sogleich wich die Anspannung der Freude über den gelungenen "Wurf" und ein breites Grinsen erschien auf Prisca´s Gesicht. Allerdings konnte sie es noch nicht so recht glauben, dass da bei alles mit rechten Dingen zugegangen war. Konnte es wirklich sein, dass sie einen viel schweren und größeren Mann mit einer solchen Leichtigkeit (naja, leicht war wohl leicht übertrieben) zu Fall gebracht hatte? Aber gut, das war ja auch erst der Anfang und das Lob ihres Leibwächters spornte Prisca an, es mit jedem Versuch besser machen zu wollen. "Du meinst wirklich, dass ich das bei einem echten Angreifer auch schaffen könnte?", fragte die Aurelia dennoch nach um eine weitere Bestätigung ihrer "Fähigkeiten" zu erhalten.


    Natürlich hoffte Prisca, dass dieser Fall nie eintreten würde, doch es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass sie es könnte. Zumal sie sich noch gut an eine Situation erinnern konnte, die sich vor vielen Jahren zugetragen hatte und in der sie diese Fähigkeit gut hätte gebrauchen können. Oh ja, damals in dem lupanar zusammen mit Laevina, als uns dieser alte, als Cäsar verkleidete, Lustmolch vernaschen wollte. Zum Glück hat uns damals mein Cousin Ursus gerettet. Oh je, das war wirklich knapp gewesen. Was wohl Lyciscus sagen würde, wenn er wüsste wie bunt meine Cousinen und ich es "getrieben" haben. Während Prisca einen Schluck Wasser trank, schielte sie über den Rand des Bechers hinweg zu Lyciscus und beinahe hätte sie sich verschluckt, angesichts der "lustigen" Bilder von damals, die sie gerade vor Augen hatte. Vielleicht würde sie es ihm später erzählen, denn im Grunde stand Prisca zu ihren Eskapaden und so ernst die Situation am Ende auch gewesen sein mochte, heute konnte Prisca darüber lachen.


    Zunächst stand der nächste Durchgang an. "Das Ganze nochmal? … Oh je … wie war das noch gleich? … Nach dem Arm greifen, … Körper anspannen, … Po raus und in die Knie gehen …und ..ehm… gleichzeitig und mit Schwung nach vorne bücken. .. So ging das doch, richtig?", wollte sich Prisca nochmal versichern ob sie alle Bewegungsabläufe verstanden und im Gedächtnis behalten hatte. Mit etwas zittrigen Knien bewegte sie sich wieder zurMitte des Raumes und betrachtete den Boden und die Stelle, an der eben noch ihr Sklave gelegen hatte.


    "Sollten wir nicht lieber eine Decke ausbreiten? …Das muss doch weh tun, wenn du da auf dem harten Boden mit dem Rücken aufschlägst", schlug Prisca vor da sie ehrlich besorgt um das Wohl ihres Leibwächters war. So weit sie wusste trainierten zum Beispiel Gladiatoren üblicherweise auf weichen Sandflächen und das hatte wohl einen guten Grund. Im Gegensatz dazu war dieser Schuppen hier wirklich nur eine Notlösung und spontan musste Prisca wieder an Antium denken und an den weiten Strand. Eigentlich der perfekte Ort um zu trainieren. Doch leider würde es noch ein wenig dauern, bis sie wieder dort wären und so lange mussten sie eben mit dem Vorhandenen leben. "Oder wollen wir hinter den Schuppen gehen? Die Wiese dort ist viel weicher und sehen kann uns da auch niemand?, kam ein weiterer Vorschlag über Prisca´s Lippen, ehe sie zurück in die Mitte des Raumes ging um dort die Entscheidung ihres Sklaven abzuwarten.


    Denn Lyciscus hatte heute das Sagen und er musste schließlich am besten wissen wo und wie man üblicherweise solche Wurftechniken trainierte.

    Da stand sie nun in der Mitte und hoffte auf Antworten auf ihre Fragen. Und wie soll ich mich jetzt hinstellen? Na keine Antwort ist auch eine Antwort, dachte Prisca als ihr Leibwächter zunächst seelenruhig noch einen Schluck Wasser trank, um anschließend wortlos aus ihrem Blickfeld zu verschwinden. Domina wir fangen erstmal klein an .. "Aha … Von wegen "wir fangen erstmal klein an" … Ehe Prisca sich versah, stand Lyciscus bereits direkt hinter ihr und erzählte ihr etwas von einem "Angreifer" und "von hinten packen" und schon spürte sie wie sich seine starken Arme um ihren Oberkörper legten und sie regelecht einschlossen. Prisca schluckte und augenblicklich pochte ihr Herz schneller als ihr gewahr wurde wie schnell so etwas gehen konnte und wie hilflos sie sich dabei fühlte.


    Natürlich hatte Prisca keine Angst vor Lyciscus sondern eher vor dem, was er ihr da erzählte, was alles passieren könnte: "Vorerst also keine Waffen" Oh wie schön ..… "und nicht gleich die Fassung verlieren" …Ha ha … wie soll ich das denn bitte anstellen???, dachte sich Prisca während sie vergeblich versuchte ihre Arme zu bewegen, um ihren Körper irgendwie aus der Umklammerung zu befreien. Derweil sprach Lyciscus weiter und sein warmer Atem streifte ihr Ohr als er ihr in der Rolle des Angreifers zu verstehen gab, dass ihr nichts passierte solange sie leise bliebe. Prisca spürte einen kalten Schauer über den Rücken laufen und höchstwahrscheinlich hätte sie in echt nun lauthals um Hilfe geschrien …


    "Ich … ich verstehe … also Ruhe bewahren und auf seine Stimme achten. … Dann den Kopf nach hinten stoßen und seine Nase brechen. ", ließ Prisca mit leiser und etwas zittriger Stimme hören, dass sie soweit seinen Ausführungen gefolgt war. Vor ihrem geistigen Auge stellte sie sich vor wie sie es wohl anstellen würde, da aber Lyciscus größer war als sie, wäre diese Option schonmal gestrichen. Wie sie hörte wäre die Alternative die, ihm mit voller Wucht auf die Füße zu treten und so blickte Prisca also nach unten, suchend nach seinen Zehenspitzen, wobei sie selbstverständlich die praktische Ausführung unterließ. Oder in die Hand beißen, falls man mir den Mund zuhält …naja, das hätte ich ohnehin versucht … und was dann? Irgendwie konnte sich Prisca nicht so recht vorstellen, dass sie damit am Ende Erfolg haben würde, denn so ein Angreifer wäre doch auf all diese Reaktionen ebenso vorbereitet, oder etwa nicht? Prisca stellte ihre Fragen vorerst zurück und lauschte weiter den Worten.


    Als Lyciscus sie nun plötzlich an den Hüften packte und sie daran schwungvoll an sich zog, konnte Prisca einen überrascht klingenden Laut nicht unterdrücken. Das war ihr natürlich peinlich und so schob Prisca schnell ein: "Entschuldige …" nach, ehe sie sich wieder auf die Übung konzentrierte.


    Die nun folgende Anweisung verwirrte Prisca ein wenig und so dauerte es, bis sie endlich für sich entschieden hatte, nach welchen Arm sie nun greifen wollte und wann genau sie dabei in die Knie gehen sollte. "Oh je, wie soll das denn gehen? Im Ernstfall lässt mir der Angreifer doch nie so viel Zeit! …Das funktioniert doch nie", kommentierte Prisca etwas hilflos klingend ihre Aktion während sie gleichzeitig versuchte den nötigen Schwung zu finden, um ihren Leibwächter tatsächlich über ihre Schulter zu bugsieren. Einmal, zweimal …beim dritten Anlauf glaubte Prisca zumindest zu spüren wie der Widerstand geringer wurde und so legte sie noch einmal all ihre Kraft in den vierten Versuch …

    "Ja, ich habe gut geschlafen und bin ausgeruht", bestätigte Prisca beiläufig die Frage ihres Sklaven. Ob Lyciscus ihr die Anspannung ansah und sie ein wenig aufziehen wollte? Gut möglich, so frech wie er sie wieder Mal dabei an grinste. Prisca versuchte indes so gelassen wie möglich zu wirken, doch innerlich war sie natürlich aufgeregt da sie nicht wusste, was genau sie erwartete. Ihr Leibwächter wirkte allerdings auch ein wenig angespannt, oder täuschte sie sich da? Zumindest flüchtig erschien es Prisca so, als würde Lyciscus über ihre scherzhaft gemeinten Worte nachdenken, ehe er eine passende Antwort dazu gab.


    "So so … gleich mehrere Treffen mit verschiedenen Frauen?!", mit gespielt skeptischer Miene zog Prisca kurz eine Augenbraue hoch: "Nun, dann muss ich mich wohl umso geehrter fühlen, dass mein Lehrmeister heute etwas Zeit für mich erübrigen konnte. Ich hoffe nur, dass ich mich würdig erweise und möglichst viele blaue Augen austeilen werde." gab sie dann schnippisch und breit grinsend zurück. An wen sie die Veilchen verteilen würde, ließ Prisca bewusst offen und nur ihr Augenzwinkern verriet den Schelm dahinter.


    Es war ja nur Spaß! Zumindest bis hierhin. Doch das sollte sich nun ändern. Zumindest hatte Prisca nicht vor die Übungen ins Lächerliche zu ziehen, zumal sie ohnehin die Befürchtung hatte, dass sie ganz ohne Zutun möglicherweise eine lächerliche Figur abgeben würde. Prisca hielt sich selbst zwar für sportlich fit, aber kämpfen? Das einzige was Prisca konnte war Ohrfeigen austeilen und das funktionierte auch nur, wenn sie ihr Gegenüber damit überraschen konnte. Aber kämpfen?


    Ein Rückzieher kam allerdings nicht in Frage und so atmete Prisca einmal tief durch, ehe sie sich auf den Wink hin zur Mitte des Raumes begab. Kurz ließ sie den Blick durch den Raum schweifen, der nicht allzu groß wirkte aber augenscheinlich ihren Zwecken genügen würde. "Ich bin bereit!", gab Prisca schließlich das Zeichen, dass es losgehen konnte. Doch was genau sollte sie jetzt tun? "Ehm, … soll ich einfach so hier stehen bleiben? Oder soll ich meine Arme hoch nehmen? … Spiele ich jetzt das Opfer, oder bist du es?", stellte die Aurelia also eifrig Fragen um nur ja nichts falsch zu machen …

    Eigentlich hatte Prisca vor gehabt ihre Leibwächter nach dem Bad noch einmal zu sich rufen zu lassen, für das eine oder andere Brettspiel, doch am Ende war Prisca einfach zu müde dazu und so zog sie sich anschließend in ihre Gemächer zurück, um dort noch ein wenig zu lesen und sich die Zeit mit Handarbeiten zu vertreiben. Die Vorfreude auf den kommenden Tag begleitete sie dabei und irgendwie war Prisca schon ganz aufgeregt, dass sie es kaum erwarten konnte bis die Nacht herein brach und sie endlich zu Bett gehen konnte. Schließlich wollte sie ausgeschlafen und bei Kräften sein, um nach Möglichkeit keine allzu lächerliche Figur abzugeben, was auch immer Lyciscus ihr beizubringen gedachte.


    Am Morgen wäre es dann beinahe passiert, dass Prisca verschlafen hätte, doch Mara weckte sie gerade noch rechtzeitig, um ausreichend Zeit zum anziehen zu finden. Sehr schwer fiel die Wahl der Kleider zum Glück nicht und auch das Schminken und Haare richten verlief an diesem Morgen ziemlich problemlos. Will heißen, dass Prisca im Grunde (bis auf die Betonung ihrer Augen mit etwas Ruß) ungeschminkt blieb und auch die Frisur bestand lediglich aus einem einfachen (aber zweckmäßigem) Haarknoten, der das Haupt der Aurelia zierte.


    Auch die Wahl des Gewandes fiel nicht sonderlich schwer sondern auf eine safran-farbene Tunika, welche knielang und kurzärmlig war und von einer einfachen Kordel um die Hüften herum zusammen gehalten wurde. Die Füße steckten letztendlich in einem Paar einfacher aber bequemer Sandalen, eben so, wie Prisca üblicherweise zu den Leibesertüchtigungen auf dem Campus der Thermen erschien. Im Unterschied dazu war es heute ein kleiner Schuppen und anstelle ihrer Freundinnen war es ihr Leibwächter, dem sie in dieser Aufmachung entgegen trat. Also fast so wie immer und doch ganz anders als sonst.


    Ein wenig aufgeregt war Prisca schon, zumal sie nicht wusste, was genau sie eigentlich heute erwartete. Sollte sie wirklich lernen sich selbst zu verteidigen und wie genau würde das aussehen? Immer wieder hatte Prisca Bilder von kämpfenden Gladiatoren und Amazonen vor Augen, welche sie schon unzählige Male im Kolosseum gesehen hatte und nicht wirklich konnte sie sich in der Rolle einer Kämpferin sehen, die sich mit Händen und Füßen und mit was auch immer gegen einen potenziellen Angreifer zur Wehr setzen müsste.


    Andererseits verspürte Prisca (wieder einmal) den Drang, sich gegen einen Mann wie Lyciscus zu behaupten und ihn zu beeindrucken und so ließ sie sich eben auf dieses "Experiment" nur zu gerne ein.


    Pünktlich zur neunten Stunde öffnete Prisca schließlich die Tür zu dem kleinen Refugium welches, versteckt und vergessen von der Welt, inmitten des riesigen flavischen Garten lag. Augenblicklich schlug ihr Herz etwas höher als sie Lyciscus erblickte, der sie schon erwartete und lässig an den Tisch gelehnt da stand als hätte er nie etwas anderes getan.


    "Guten Morgen Lyciscus!", begrüßte Prisca ihren Sklaven lächelnd und gemächlichen Schrittes kam sie auf ihn zu, um letztendlich (mit vor der Brust verschränkten Armen) vor ihm stehen zu bleiben. "Hier bin ich, deine ergebene Schülerin und bereit von Dir zu lernen, mich selbst zu verteidigen. … Damit mein geschätzter thrakischer Leibwächter in Zukunft noch weniger Arbeit mit mir hat. Ist es nicht so? … Oder irre ich mich gar und du verbringst doch nicht lieber deine Zeit mit anderen Frauen, als mit deiner Herrin?" Diesen neckenden Zusatz konnte Prisca sich nicht verkneifen und entsprechend frech grinsend blickte sie ihrem Sklaven in die Augen, wobei ihre lockere Art keinen Zweifel daran ließ, dass sie heute sehr zu scherzen aufgelegt war.

    Ihre ersten zarten Annährungsversuche schienen auf Gegenliebe zu stoßen. Zumindest glaubte Prisca das an der entspannt wirkenden Atmung und den nach oben zuckenden Mundwinkeln ihres Gemahls zu erkennen. Prisca verbuchte das als ersten kleinen Erfolg, denn mit geschlossenen Augen wirkte Gracchus weitaus entspannter und gleichzeitig aber empfänglich für körperliche Nähe. Welche Bilder ihm wohl gerade vor seinem geistigen Auge vorschweben mochten? Am Ende gar schönere Bilder als der Anblick ihres nur leicht verhüllten Körpers, dem sie ihm heute schenken wollte? Prisca wollte es gar nicht wissen, während sie vorerst weiter nur seinen Nacken kraulte und streichelte. Nur nichts überstürzen, Hauptsache, Gracchus würde nicht einschlafen sondern seiner Libido irgendwie freien Lauf lassen können, so wie sie es zu tun gedachte. Und es schien zu funktionieren ...


    Oh ja! Mit einem wohligen Seufzer quittierte Prisca die Erkundungsbereitschaft ihres Gemahls und bereitwillig schmiegte sie jeden Zentimeter ihres Körpers gegen seine Fingerspitzen. Ganz langsam und vorsichtig voran tastend, als wäre es das erste Mal. Gerade diese leicht unsicher wirkenden Berührungen durch den dünnen Stoff ihres Kleides hindurch machten Prisca ganz wild und umso schwerer fiel ihr die Beherrschung, um nicht die zarten Blüten der ersten Annährung gleich wieder zu ersticken. Nach und nach tasteten sich auch ihre Hände in die tieferen Regionen vor, doch so sanft und zärtlich Prisca auch war, so recht wollte sich der erhoffte Effekt (noch) nicht einstellen. Schlimmer noch glaubte Prisca an der Mimik ihres Gemahls zu erkennen, dass dieser Umstand ihm Sorge bereitete, um nicht zu sagen gar Unwohlsein.


    Oh je! Sollte das zarte Pflänzchen der Lust bereits zum sterben verurteilt sein? Nein! Auf keinen Fall wollte Prisca so schnell aufgeben, auch wenn sie sich (vorerst) aus jener sensiblen Zone zurück zog und stattdessen ihre Finger langsam wieder höher leiten ließ. Ob ein paar erotische gereimte Worte womöglich seine Phantasie und gleichermaßen seine Libido beflügeln würden? Einen Versuch wäre es allemal Wert und während Prisca noch nach geeigneten Phrasen suchte, schwang sie sich mit einer eleganten Drehung kurzerhand auf den Schoß ihres Gemahls. Mit den Beinen hielt Pricsa die Lenden ihres Mannes nun fest umfangen, sodass jedes aufkeimende Verlangen unweigerlich zu spüren wäre, obgleich ihre Körper noch immer vom Stoff der Gewänder züchtig verhüllt waren.


    Prisca zwang sich dazu einige Sekunden regungslos zu verharren und nur ihre Finger blieben tätig, indem sie sanft und zärtlich die Schläfen ihres Mannes massierte. Mit den Daumen strich sie Gracchus dabei immer wieder vorsichtig und zärtlich über seine Augenlider, was der Aufforderung gleich kam die Augen geschlossen zu halten. Erneut beobachtete Prisca jede Reaktion ihres Gemahls, ehe sie fortfahren würde ihn gleichermaßen mit Worten wie mit Taten verführen zu wollen …

    Nicht alles auf einmal? "Nein, natürlich nicht, … aber es hat sich für mich irgendwie so angehört …", musste Prisca nun über sich selbst lachen, nachdem Lyciscus noch einmal klar stellte wie er es gemeint hatte. Wobei ein Ballspiel im Wasser? Warum eigentlich nicht?, dachte Prisca noch kurz darüber nach, denn vielleicht wäre das ja etwas zum ausprobieren im Meer, wenn sie das nächste Mal in Antium wären. Prisca hatte jedenfalls fest vor, so bald wie möglich dorthin zurück zu kehren und das nicht nur wegen der erforderlichen Renovierung. Nur dieses Mal plante Prisca einen etwas längeren Aufenthalt, der (hoffentlich) ohne größere Zwischenfälle verlaufen würde. Tja, langweilig würde es mit Sicherheit nicht werden, weder dort noch hier, bliebe nur noch zu klären was sie nun als nächstes tun sollten.


    Was spricht dagegen, dass ich lerne mich selbst zu verteidigen? Eigentlich nichts und doch sehr viel, zumal sich Prisca noch gut an das kürzliche Gespräch mit ihrem Mann erinnerte, als es um die eigenen Kammern für die Leibwächter gegangen war. Ihr Gemahl hatte tatsächlich angenommen, dass die Frauen an der "inneren Sicherheit" des Hauses zweifeln könnten, da sie ihre Leibwächter in der Nähe schlafen ließen. Zum Glück hatte sich die Sache geklärt, aber …Wenn Gracchus nun erfährt, dass ich mich in Selbstverteidigung übe, dann … oh je, dann käme ich wohl etwas in Erklärungsnot, überlegte Prisca und so recht wollte ihr ad hoc keine plausible Erkärung einfallen. Nun gut, es wäre ja eine Art körperliche Ertüchtigung die durchaus zum üblichen Zeitvertreib einer Frau zählte - nur eben nicht mit einem Mann und schon gar nicht in Kampfkünsten.


    "Nun ja, wie du vielleicht schon mit bekommen hast, gibt es vieles was sich für eine Römerin nicht ziemt und schon gar nicht für eine Adelige wie mich. Wenn du willst erkläre ich dir das mal bei Gelegenheit näher", versuchte Prisca ihrem Leibwächter dafür zu sensibilisieren, dass eine Patrizierin eigentlich ständig darauf achten musste was sie sagte und tat : "Allerdings lasse ich mir nur ungern etwas verbieten und am liebsten tue ich das, worauf ich gerade Lust habe",fügte sie im selben Atemzug mit Bestimmtheit und mit einem selbstbewussten Lächeln an.


    Und um ehrlich zu sein, möchte ich nun am liebsten ein warmes Bad nehmen, denn es friert mich immer noch ein wenig", teilte Prisca deshalb die Entscheidung mit, die sie spontan getroffen hatte. Eine Lösung für die Übungen hatte sie allerdings auch parat, wenngleich sie diese auf den nächsten Tag verschob: "Ich hoffe du bist nicht enttäuscht, wenn ich mich nun zurück ziehe, aber ich weiß auch schon, wo wir morgen unsere Übungen ungestört abhalten können", mit einem verschwörerischen Grinsen und gesenkter Stimmer teilte Prisca nun mit, woran sie gedacht hatte: Im hinteren Teil des Garten gibt es einen kleinen ungenutzten Schuppen, der hinter hohen Büschen versteckt ist. Dorthin kommt so gut wie niemand, aber du wirst ihn schon finden. Gehe dorthin und bereite alles für morgen vor, ich werde dann zur neunten Stunde dort sein. Noch Fragen?"Die Vorfreude sah man Prisca durchaus an, als sie ihrem Sklaven abwartend entgegen lächelte und wenn Lyciscus keine Fragen mehr hätte, dann würde sie sich gleich auf den Weg ins balneum machen.

    Tja, was denn nun? Ein Brettspiel, ein Ballspiel oder doch lieber ein warmes entspannendes Bad nehmen? So recht konnte sich Prisca nicht entscheiden worauf sie Lust hatte. Am besten hätte ihr ein spontaner Marktbesuch gefallen, doch der fiel buchstäblich ins Wasser angesichts des Regenschauers, der so schnell nicht aufzuhören schien. "Ja, leider wird es wohl heute nichts mehr mit dem Marktbesuch", seufzte Prisca bedauernd: " Aber in den nächsten Tagen müssen wir unbedingt auf den Markt gehen, um die nötigen Handwerker für die Renovierungsarbeiten anzuwerben" Spontan musste Prisca an die bevorstehenden Aufgaben denken, doch eigentlich wollte sie sich darüber gerade am wenigsten den Kopf zerbrechen.


    Verwundert hob Prisca im nächsten Augenblick eine Augenbraue als sie den Vorschlag ihres Leibwächters hörte. Meint er das im Ernst? Ja, das tat er wohl. Eine Patrizierin, die sich in Kampkünsten übte? Das war ja völlig absurd! Wozu gab es schließlich Leibwächter. Zudem wäre es nicht nur sehr befremdlich anzusehen sondern im höchsten Maße unschicklich, wenn eine Frau aus adeligem Hause sich wie eine Amazone aufführen würde. Doch seit wann scherte es Prisca, was andere denken mochten? Genau - gar nichts! Vielmehr tat Prisca seit jeher das, wozu sie Lust hatte, obgleich ihr das so manchen Tritt ins Fettnäpfchen beschert hatte. Sei´s drum!


    Trotz allem kam Prisca nicht umhin im ersten Moment belustigt aufzulachen, angesichts des Vorschlages, am besten alles miteinander zu kombinieren:"Du meinst das wirklich ernst? … Sollen wir uns im balneum mit einem Ball und einem Brett bewaffnet im Wasser bekämpfen? … Und wie soll ich es meinem Mann erklären, falls er je erfahren sollte, dass ich mich neuerdings in Kampfkünsten übe?"


    Prisca war im höchsten Maße amüsiert angesichts der Vorstellung wie das in Wirklichkeit aussehen könnte, ohne sich dabei über Lyciscus lustig machen zu wollen. Ganz im Gegenteil. "Nun, dann zeig mir, wie ich mich verteidigen kann und das am besten so, dass niemand es mitbekommt" Die Hände provokant in die Hüften gestemmt stand Prisca vor ihrem Leibwächter und ihr herausfordernder Blick ließ keinen Zweifel zu, dass sie das eben Gesagte ernst meinte.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Eine Hochzeitsfeier war immer ein schöner Anlass zum feiern und gleichzeitig eine gute Gelegenheit um Neuigkeiten zu erfahren und auszutauschen. Zudem war Prisca der Meinung, dass es nie schaden konnte neue Gesichter kennen zu lernen. Aus diesen Gründen erübrigte sich für die Prisca die Frage, ob eventuell ein Glückwunschschreiben anstelle der persönlichen Aufwartung ausgereicht hätte. Die Braut kannte Prisca bereits näher wohingegen der Name des Bräutigams ihr nur wenig sagte. Cnaeus Fabius Torquatus … ein Fabius … die gens Fabia?, beim besten Willen wollte Prisca kein bekanntes Gesicht oder Name aus dieser gens einfallen. Das würde sich aber wahrscheinlich bald ändern.


    An der Seite ihres Gemahls wartete Prisca also inmitten der Gratulanten darauf, bis die Reihe an ihnen war und währenddessen bot sich eine gute Gelegenheit um die anwesenden Personen ein wenig zu beobachten. Das Brautpaar stach natürlich aus der Menge heraus, wobei die Aufmachung der Iunia sehr gelungen war. Das Haar anders als üblich getragen, ebenso der Schleier und doch alles sehr stimmig um die Schönheit der Braut hervorzuheben. Der Bräutigam hingegen war für Priscas Geschmack etwas zu "behängt" mit Schmuck, welcher ein so ansehnlichen Mann wie der Fabier eigentlich nicht nötig gehabt hätte zu tragen, um so manches Damenauge auf sich zu ziehen. Aber gut, das waren nur ein paar flüchtige Eindrücke die Prisca mit nahm, ohne sich weiter darüber Gedanken zu machen.


    Beim Brautpaar angekommen überlies Prisca ihrem Mann das erste Wort während sie Axilla und dem Fabier freundlich lächelnd zu nickte. Nachdem Gracchus den Dank für die Einladung bereits aussprach blieb ihrerseits nur noch die besten Wünsche anzufügen: "Mögen die Götter euch und eure Familien allzeit mit Glück und Gesundheit segnen!"

    Da hatte Prisca tatsächlich ihren Leibwächter tatsächlich abgehängt, wobei dieser den Regenguss anscheinend als willkommene Badegelegenheit gesehen hatte und deshalb gar nicht erst losgerannt war. "Ja ich bin gerannt wie der Blitz und trotzdem bin ich pitschnass geworden!, stimmte Prisca in das Lachen mit ein und auch wenn es nur zum Spaß war, so nahm sie die Siegesbekundung dennoch sehr gerne entgegen. "Naja, aber ein schönen warmes Bad im balneum wäre jetzt genau das Richtige … eigentlich …", erwiderte Prisca weiter, wobei das Gesagte eher leise ihre Lippen verlies angesichts der Verwunderung als Lyciscus plötzlich ganz nah an sie heran trat um ihre Haarsträhnen zu ordnen und ihr anschließend den Lorbeerkranz aufzusetzen.


    Für einen Moment vergaß Prisca sogar die Kälte, die ihren Körper zum zittern brachte, während sie nur da stand und versonnen lächelnd die fürsorgliche und fast schon freundschaftlichen Geste ihres Sklaven genoss. Ging das nicht zu weit und wohin sollte das führen? So harmlos diese Geste auch erschien, so empfänglich war Prisca für derlei "Aufmerksamkeiten" und sie wusste aus eigener Erfahrung nur zu gut, welche Gefühle möglicherweise dadurch ausgelöst werden konnten. Nicht sofort - aber vielleicht irgendwann … Ach was - Blödsinn! Es ist nur eine harmlose Geste … sonst nichts! Prisca schluckte und schnell redete sie sich irgendetwas ein, um augenblicklich jeden dahingehenden Gedanken - auch wegen der möglichen Konsequenzen und Folgen - zu verdrängen.


    "Ich werde gut darauf aufpassen, versprochen. Schließlich habe ich lange genug daran gearbeitet", erwiderte Prisca nun wieder schnippisch und frech grinsend, ehe ihr Gesichtsausdruck wieder Überraschung widerspiegelte. Nun war Prisca alles andere als prüde, doch hatte sie nicht gedacht, dass ihr Leibwächter sich hier am Eingang zum peristyl völlig nackig ausziehen würde. Auch einige der umstehenden Sklaven hatten das wohl nicht erwartet und dementsprechend sahen sie mit großen Augen den Thraker an. Als Lyciscus anschließend seine Herrin mit einem frechen Grinsen zum ausziehen aufforderte, war sogar ein leises Raunen zu hören.


    Prisca war das lustvolle Funkeln in Lyciscus´ Augen nicht entgangen und er verfehlte damit seine Wirkung nicht. Prisca biss sich auf die Unterlippe und sie spürte ein angenehmes Kribbeln auf ihrer Haut. Für gewöhnlich war der Anblick ihres völlig unbekleideten Körpers nur ihren Leibsklavinnen sowie den Badesklaven im balneum vorbehalten. Aber vor den Augen ihres Leibwächters? Noch dazu inmitten einer Säulenhalle. Das wäre es mit Sicherheit eine neue und prickelnde neue Erfahrung gewesen. Oh ja! Prisca war tatsächlich nahe dran, seiner Aufforderung zu folgen und einfach das nasse Kleid abzustreifen.


    Doch ehe Prisca der Versuchung erlag, wandte sich Lyciscus ab und nahm ihr so die Entscheidung ab. Vorsorglich waren aber bereits drei Sklavinnen mit großen Tüchern vorgetreten, welche sie mit ausgebreiteten Armen um die Aurelia herum aufspannten um sie so vor den Blicken der übrigen Anwesenden abzuschirmen. Prisca konnte nun in aller Ruhe das nasse Kleid gegen eine Tunika tauschen während eine Sklavin ihr mit ein paar Handgriffen das Haar trocknete und zu einem losen Zopf flocht. Nach ein paar Minuten war Prisca fertig und die herbeigeleiten Sklaven bekamen mit einem Wink zu verstehen, dass sie sich wieder zurück ziehen durften.


    "So fertig! Du kannst dich wieder umdrehen." Mit dem Zeigefinger der Rechten tippte Prisca an die Schulter ihres Leibwächters und sah grinsend zu ihm auf, nachdem er sich umgedreht hatte: "Hier hast du deinen Siegerkranz zurück."Kurzerhand lupfte Prisca den Lorbeerkranz zurück auf das Haupt des Thrakers und rückte ihn sorgfältig zurecht. Zufrieden lächelnd betrachtete Prisca das Gesamtbild ehe sie unschlüssig den Blick umher wandern ließ: "Hmm … und was machen wir jetzt? …Ein Brettspiel oder lieber ein Ballspiel? … Zu dumm, dass es regnet, sonst hätten wir einen kleinen Marktbummel unternehmen können. … Sag du, wozu du Lust hättest!" Mit einem erwartungsvollen Blick in seine Augen legte Prisca den Kopf leicht schief und wartete auf (s)eine Eingebung …

    Einen passenden Zeitvertreib zu finden war gar nicht so einfach, wie sich heraus stellte. Außer Schwimmen blieb eigentlich keine körperliche Ertüchtigung übrig, in der Prisca sich mit einem Mann hätte messen können. Nicht, weil es ihr nicht gefallen hätte, sondern weil es sich nicht geziemt hätte - und schon gar nicht hier, in der villa, wo jeden Augenblick jemand vorbei kommen konnte. Nein, ein Wettrennen oder andere olympische Disziplinen könnte sie allerhöchstens im Kreise ihrer Freundinnen oder mit Sklavinnen veranstalten, oder sie müsste bis zur Rückkehr nach Antium warten. Da wusste leider auch Lyciscus keinen anderen Rat und darüber war Prisca aber nicht sonderlich enttäuscht


    "Schade … aber gut, dann müssen wir uns eben etwas anderes überlegen", entgegnete Prisca dementsprechend nur knapp und mit einem Schulterzucken, ohne weiter darauf einzugehen. Bedauerlicherweise kannte Lyciscus auch keines der Brettspiele, doch diese wären schnell erklärt und erlernt. Wie wäre es mit einem Ballspiel?, kam Prisca in dem Moment noch eine Idee. Ein Ballspiel, bei dem es um Geschicklichkeit ginge, wäre genau das Richtige! Doch ehe Prisca ihre Idee laut äußern konnte, wies ihr Leibwächter sie auf die dunklen Wolken hin, die zwischenzeitlich aufgezogen waren und sein freches Grinsen sollte sie wohl daran erinnern, dass sie im nassen Kleid wohl keine so vorteilhafte Figur machen würde. Was natürlich im Auge des Betrachters läge


    "Oh … ", stieß Prisca überrascht aus und ihr Blick schweifte gen Himmel. Die Regenwolken waren bereits bedrohlich dunkel und regenschwanger aufgezogen und vereinzelte Regentropfen fielen bereits herab und verkündeten, als Vorboten sozusagen, den unmittelbar bevorstehenden Regenschauer. "Na dann lass uns mal schnell ins peristyl gehen, dort kann uns der Regen nichts anhaben." Die Kolonnaden des Innenhofes würden ihnen Schutz vor dem Regen bieten und gleichzeitig wären sie weiter an der frischen Luft. Der ideale Ort auch für das eine oder andere Ballspiel, bei dem man den Ball zum Beispiel gegen eine Mauer werfen musste.


    Gemächlichen Schrittes machte sich Prisca sogleich auf den Weg zum peristyl, doch leider blieb es bei dem Versuch dort trocken ankommen zu wollen. Just in dem Augenblick öffneten sich die Himmelsschleusen und ein wahrer Regenguss prasselte auf Lyciscus und Prisca herab. Prisca stieß einen belustigt klingenden Schrei aus und ungewollt kam es so am Ende doch noch zu einem Wettrennen, als sie kichernd in Richtung der villa los lief. Eigentlich wäre es egal gewesen ob sie nun gegangen oder gelaufen wären (nass wurden sie in jedem Fall), aber das war einfach eine instinktive Reaktion und so lief Prisca so schnell sie konnte und ohne weiter auf Lyciscus zu achten.


    Erst am Eingang stoppte Prisca ihren Lauf um prustend festzustellen, dass genau das eingetreten war vor dem ihr Leibwächter sie noch "gewarnt" hatte. Ihr Kleid klebte klatschnass an ihrem Körper, das nasse Haar hing in wirren Strähnen über Stirn und Wangen und das abtropfende Wasser bildete eine Pfütze um Prisca´s Füße herum. Da die Luft in der Säulenhalle deutlich kühler war als im Freien, begann Prisca augenblicklich zu zittern und ihre Lippen bebten regelrecht, wobei ihre hochgezogenen Mundwinkel zeigten, dass sie das Ganze trotzdem mit Humor nahm. "So …ein …Regen …schauer… kann …ganz …schön …er … frischend …sein, nicht …wahr? … Hab .. ich … wenigstens … das …Rennen …gewonnen?, murmelte Prisca mit bibbernder Stimme und ein leises Kichern folgte während sie zitternd die Arme um ihren Körper schlang.


    Zum Glück müssten sie und Lyciscus nicht lange frieren da bereits Sklaven mit wärmenden Decken und Tüchern auf sie zu gerannt kamen.

    Der Gedanke nach Antium zurück zu kehren schien Lyciscus nicht zu gefallen und das lag vermutlich daran, dass ihm die Geschichte noch immer peinlich war. Dieser Gedanke kam Prisca als erstes in den Sinn, doch sie ging nicht weiter darauf ein, da sein freches Grinsen sogleich wieder zurück kehrte. Noch einmal würde sich sein seltsames Verhalten nicht wiederholen, davon war Prisca überzeugt auch wenn sie selbstverständlich nicht in den Kopf des Thraker hinein schauen konnte. Nur in seine ausdrucksstarken Augen konnte Prisca blicken, mit denen Lyciscus sie nun fixierte und in diesen Augen konnte sie keine Spur mehr von jenem Wahnsinn finden, der noch vor ein paar Tagen in seinem Gesicht geschrieben stand.


    "Gut! … Dann sind wir uns ja einig", besiegelte Prisca den geplanten "Wettkampf" mit einem siegessicheren Funkeln in ihren Augen während sie dem Blick ihres Leibwächters begegnete. Ihre Gewinnchancen stufte Prisca realistisch als eher gering ein, doch sie war ehrgeizig, auch wenn es nur um den Spaß und um den Zeitvertreib ging. Denn eine Patrizierin wie Prisca hatte für gewöhnlich ziemlich viel Zeit zum vertreiben und hierfür waren Spiele und Wettkämpfe eine willkommene Abwechslung. Bis zur Rückkehr nach Antium würde es allerdings noch dauern und solange konnte und wollte Prisca natürlich nicht warten.


    Lyciscus fokussierte sie weiterhin mit seinen Augen und Prisca tat es ihm gleich, so als würden sie um die Wette starren. Wer zuerst blinzelt hat verloren … , schoss es Prisca spontan durch den Kopf und sie musste spontan schmunzeln während sie laut zu überlegen begann: "Hmm, in welchen Disziplinen würdest du dich denn noch trauen, gegen mich anzutreten?" Wobei das nicht so einfach wäre einen sportlichen Wettkampf hier auszutragen, der sich überdies für eine Patrizierin ziemte. Oder wie wäre es mit: Vielleicht ein Brettspiel? Kennst du Tris oder Mulinello oder irgend ein anderes?" Keck grinsend stützte Prisca den Kopf in beide Hände und sah abwartend zu Lyciscus, was ihm so einfiele …

    Ebenso ahnungslos wie erwartungsvoll strahlte Prisca zurück, als Gracchus ihren Vorschlag mit Begeisterung auf nahm. Zweifellos würde es ein ganz besonderer Abend werden und mehr noch eine Überraschung für Prisca, wenn sie die wundervolle Inszenierung zu sehen bekäme, die ihr Mann gedanklich gerade plante. Es würde zweifelsohne ein sehr schöner Abend werden und eine sehr …sehr …sehr lange Nacht in der Prisca jedoch nicht nur die Sterne zu bewundern gedachte. Nein, in dieser Nacht wollte sie mehr und sie hatte auch schon einige Ideen, wie sie Gracchus hoffentlich in seiner gelösten Stimmung würde halten können. Denn Prisca wollte, dass es auch für ihren Ehemann ein Sieg werden würde …naja, ein Sieg vielleicht nicht, … aber wenigstens ein schönes Erlebnis … na gut, "schön" wäre der letzte Akt womöglich für ihn weniger wie für sie, … aber ein "Erlebnis" würde es in jedem Fall werden - für beide …


    ~~~

    Sim-Off:

    Zum Abschluss … etwas verspätet, verzeih bitte, ich war überzeugt hier schon geantwortet zu haben.

    Die Auszeichnung schien Lyciscus zu amüsieren, so wie er schmunzelte und dann zum Spaß vor ihr herum posierte, als wäre er eine Statue. Prisca musste ebenfalls schmunzeln, wobei sie sich einen neckenden Kommentar dazu nicht verkneifen konnte: "Oh das machst du sehr gut, Lyciscus. … Da fällt mir eine ganz neue Aufgabe für dich ein. Als Modell für einen Steinmetz! Da darfst du stundenlang so dastehen, während dein Abbild aus dem Stein heraus gemeißelt wird. … Erinnere mich bitte bei unserem nächsten Besuch auf dem Markt daran, dass wir einen Abstecher zum Steinmetz machen, ja?" Ob Lyciscus das gefallen würde? Prisca kicherte vergnügt und man sah ihr an, das sie nur Spaß machte. Einen Besuch beim Steinmetz zog sie allerdings ernsthaft in Betracht, schließlich mussten einige der Statuen und Säulen in Antium von dem Spuren des Feuers befreit werden.


    Ja, es warteten durchaus einige Aufgaben auf sie und ihren Leibwächter und deshalb hatte Prisca angenommen, dass Lyciscus sich vielleicht etwas wünschen würde das Sklaven am allerwenigsten hatten. Zeit zum Beispiel! Ja, Prisca war eigentlich davon ausgegangen, dass Lyciscus etwas Zeit für sich wünschen würde, doch war er - wie er sagte - wunschlos glücklich mit seiner (alten) Aufgabe. Seien Wunsch hingegen wollte er aufsparen und was hätte Prisca dagegen haben und anderes dazu sagen sollen als:"Natürlich erlaube ich dir, deinen Wunsch zu äußern, wann du es möchtest." Gut möglich, dass Lyciscus erst einmal in Ruhe überlegen wollte, welcher Wunsch für ihn überhaupt in Frage käme. Sehr viel mehr als geschenkte Freizeit wäre zumindest auch Prisca spontan nicht eingefallen.


    Umgekehrt erging es Prisca nicht viel anders, als ihr Sklave ihr die Erfüllung eines Wunsches in Aussicht stellte. Was soll ich mir denn wünschen? "Hmm, ich … " Prisca blickte Lyciscus im ersten Moment überrascht und etwas ratlos an. Sie hatte alles und konnte sich alles leisten. Was bliebe da übrig das ausgerechnet ein Sklave ihr hätte geben können? Ein unerfüllter Herzenswunsch vielleicht? Der Wunsch nach … Prisca biss sich gedanklich auf die Lippe, denn dem frechen Grinsen und Zwinkern von Lyciscus war es geschuldet, dass sie just in der Sekunde ausgerechnet an "das Eine" denken musste. Dieser Gedanke war allerdings - allein schon wegen all der Konsequenzen - derart absurd, dass sie sich sogleich selbst eine Närrin schalt ausgerechnet an so etwas zu denken. "Doch einmal gedacht - nie mehr aus der Erinnerung gebracht" … Oh je, war das die Sonne? Oder warum fühlten sich ihre Wangen plötzlich so warm an?


    Zum Glück fiel Prisca in der Sekunde ein passabler Wunsch ein, der nun ebenfalls ein freches Grinsen auf ihren Lippen zauberte:"Nun, dann wünsche ich mir eine Revanche wenn wir das nächste Mal in Antium sind. … Aber dieses Mal lasse ich dich nicht gewinnen!" Obgleich Prisca Lyciscus damit necken wollte war dieser Wunsch auch ein Zeichen dafür, wie sehr sie diese ungezwungene Zeit und das Zusammensein genossen hatte und die Andeutung war nun die Bestätigung dafür, dass es ein zweites Mal geben würde …