Freude und Erleichterung erfüllten Prisca nun, da alles wieder in Ordnung war. Die Freude resultierte zum einen daraus, dass es eine Erklärung für das seltsame Verhalten ihres Sklaven gab. Zum anderen wahr Prisca sehr froh darüber, dass Lyciscus nicht fort gegangen war, obwohl er ein zweites Mal die Möglichkeit dazu gehabt hatte. Er war geblieben und hatte damit freiwillig das Dasein als Sklave gewählt. Aber nicht nur das! Lyciscus bereute aus tiefsten Herzen sein Verhalten - wie er nochmals glaubhaft versicherte. Daran zweifelte Prisca keinen Augenblick mehr und sie spürte, dass ihr verloren geglaubtes Vertrauen in ihren Leibwächter endlich zurück gekehrt war.
Erleichtert war Prisca wiederum, dass sie in einem Punkt recht behalten hatte: Wenn etwas zerstört wird, dann soll man daran nicht verzweifeln sondern vielmehr die Chance nutzen um aus den Trümmern etwas neues und beständigeres aufzubauen Das war in Priscas Augen gerade geschehen und darauf vertraute sie. Die negativen Erinnerungen an Antium würden bald schon verblassen und zurück würden nur die schönen Erinnerungen bleiben. Und wer weiß, vielleicht gäbe es ja bald schon die Möglichkeit daran anzuknüpfen, bei einer weiteren Reise nach Antium. Ja, Prisca dachte ernsthaft darüber nach bald wieder dorthin zu reisen, um die Renovierungsarbeit vor Ort höchstpersönlich zu beaufsichtigen. Von ihren Reiseplänen erzählte Prisca aber noch nichts, denn zuerst galt es eine letzte Sache zu vollenden.
In dem Augenblick ergriff Lyciscus ihre Hände und Prisca konnte ein angenehmes Kribbeln unter der Haus spüren als sein inniger Blick sie traf. Zwar konnte Prisca keine Gedanken lesen, aber sie glaubte zu spüren wie es ihn innerlich drängte, sie einfach näher an sich heran zu ziehen und zum Dank für das Geschenk und für ihre "Vergebung" zu umarmen. Damit hätte Lyciscus natürlich ein absolutes Tabu gebrochen. Allein schon das unaufgeforderte Ergreifen, Halten und Streicheln ihrer Hände wäre ihm eigentlich nicht gestattet da es Sklaven selbstverständlich verboten war die Herrschaften ohne Erlaubnis zu berühren. Üblicherweise durften das nur die Leibsklaven wenn sie ihre zugedachten Aufgaben erfüllten, wie zum Beispiel im Bad oder beim anziehen.
Prisca war ihren Sklaven aber weder böse noch zog sie ihre Hände zurück und sie dachte gar nicht daran ihn zurecht zu weisen. Vielmehr genoss sie es, als Lyciscus sanft ihren Handrücken streichelte während er sprach. Sein größtes Geschenk war also mein Lächeln am Strand gewesen? Seine Worte zauberten ein ehrliches und offenes Lächeln auf Prisca´s Lippen, in Erinnerung an die schöne Zeit am Strand: "Ja, ich hatte sehr viel Spaß an diesem Tag, so ganz fern von allen Zwängen … und ich habe die Zeit und den Wettkampf mit dir sehr genossen", bestätigte Prisca nickend: "Aber egal, ob nur zum Spaß, oder nicht, … es ging um Sieg oder Niederlage … und wichtig dabei ist, dass man beides mit Würde und Anstand ertragen kann.", hier hatte Prisca so ihre Prinzipien und sie war nun Mal sehr ehrgeizig, wenn es um´s Gewinnen ging (insbesondere wenn sie sich mit Männern maß). "Ich hätte nicht schummeln dürfen. Deshalb habe ich diesen Lorbeerkranz für dich gemacht. Zum Zeichen meiner Anerkennung deines Sieges!"
Mit diesen Worten hob Prisca den Kranz hoch, platzierte ihn vorsichtig auf dem Haupt des Thrakers und rückte ihn zurecht, indem sie mit den Fingern die Haare ein wenig zurecht strich: "Für uns Römer ist das eine sehr hohe Auszeichnung. Sieger und selbst Imperatoren tragen diese Kränze als Zeichen ihres Triumphes. Deshalb solltest du ihn besser nicht in der Öffentlichkeit tragen, denn nicht jedem Römer mag es gefallen, wenn ein solches Statussymbol das Haupt eines Sklaven ziert., erklärte Prisca derweil augenzwinkernd. Als der Kranz endlich perfekt saß, strichen ihre Finger wie zufällig über seine Wangen als sie einen Schritt zurück trat um ihr "Werk" zu betrachten: "Er steht dir sehr gut! … Und wie es sich für den Sieger gebührt, hast du nun einen Wunsch frei!" Prisca war froh, dass alles zu einem guten Ende gefunden hatte und eine kleine Belohnung hielt sie durchaus für angebracht nach all dem Trubel ...