Beiträge von Aurelia Prisca

    Erst einmal Entschuldigung für meine (lange) unangekündigte Abwesenheit. Leider ging es bei mir in den vergangenen Wochen ziemlich turbulent zu. Besserung ist hoffentlich bald in Sicht, sodass ich wieder aktiv werden kann.

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    Original von Sextus Aurelius Lupus
    “Ich dachte... nicht so wichtig. Ich beglückwünsche euch beide herzlich““Was sagen denn die Hebammen, wann mit dem freudigen Ereignis zu rechnen ist?“ ....


    "Ich … ich danke euch allen für eure guten Wünsche und selbstverständlich seid ihr alle herzlich zum Fest des dies lustricus* eingeladen. Ich weiß, ich weiß, … noch ist es nicht soweit, aber ich zähle bereits jeden Tag bis zur Geburt. Mit einem dankbaren und strahlendem Lächeln im Gesicht nahm Prisca die Glückwünsche der Anwesenden entgegen und obwohl sie erst die 18. Woche überstanden hatte, dachte Prisca bereits an den *) Tag der Waschung, an dem das Kind seinen Namen erhalten würde. Dieses Fest sollte etwas ganz besonderes werden und insgeheim betete Prisca jeden Tag zu Iuno und Fortuna, dass sie und vor allem das Kind in ihr diesen Tag heil erleben würden.


    Die ersten kritischen Wochen waren vorüber und bis jetzt alles fühlte sich bestens an. Die Übelkeit wurde von Tag zu Tag besser und seit kurzem glaubte Prisca erste Bewegungen zu spüren. Bald würde sie ihren wachsenden Bauch nicht mehr so leicht unter dem wallenden Gewändern verbergen können, doch konnte noch viel passieren bis zur (und bei der) Geburt. Aber diese ängstigenden Gedanken versuchte Prisca - so gut es ging - zu verdrängen, wie auch jene Gedanken an das, was passiert wäre, wenn sie von Lupus schwanger geworden wäre. Ob er wohl für einen kurzen Moment befürchtet hat, dass er der Vater sein könnte? …Vielleicht frage ich ihn einfach mal, schoss spontan eine Frage durch Priscas Kopf, die sie ihm selbstverständlich nur unter 4 Augen stellen würde, um ihn ein wenig zu "necken".


    Wobei Lupus sicher gut genug im Kopfrechnen war um sofort zu wissen, dass es nicht sein konnte, denn:"In etwa fünf Monaten wird es endlich soweit sein … Dann werde ich meinem geliebten Mann endlich ein Kind schenken", beantwortete Prisca seine Frage voller Optimismus und Vorfreude und mit einem verliebten Blick zu Gracchus.

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    Original von Aurelia Corvina
    …. “Prisca, es ist so schön, dich wiederzusehen. Ich wollte dich besuchen, aber andauernd kam etwas dazwischen. Du musst mir nachher unbedingt erzählen, wie es dir geht, und natürlich auch von Cornelia“


    "Corvina … wie schön … ", entgegnete Prisca den Gruß und den Kuss mit einem strahlenden Lächeln und selbstverständlich erhielt auch Corvina anerkennende Blicke bezüglich ihrer Schönheit: " Oh wie hübsch auch du aussiehst! … und zu beiden Cousinen gesprochen: "Du und Drusilla, ihr zwei seid wahrlich der Beweis dafür, dass Venus höchstpersönlich die Frauen unserer Familie mit ihrem Glanze segnet." Nicht zu glauben, dass die beiden immer noch unverheiratet waren, wobei andererseits kaum ein Römer sich würdig erweisen könnte, solche Juwelen wie die beiden Grazien sein eigen zu nennen. Wahrlich keine leichte Aufgabe für Lupus, würdige Ehemänner für sie zu finden, aber sicherlich keine an der er scheitern würde.

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    Original von Sextus Aurelius Lupus
    “Du weißt, dass du hier jederzeit willkommen bist“


    "Mein lieber Lupus, ich danke dir und sei dir versichert, dass auch du in meinem Heim jederzeit willkommen bist", entgegnete Prisca ihrem Cousin lächelnd, wobei seine einladende Worte durchaus einen leichten Schauer über ihren Rücken jagten angesichts der Erinnerung an die heiße Liebesszene mit ihrem Cousin. Ein einmaliger Ausrutscher sicherlich und doch ein unvergessenes Erlebnis. Nicht auszudenken, wenn ich von ihm schwanger geworden wäre …


    Aber zum Glück hatten das Schicksal und die Götter - Fortuna sei Dank - eine andere Bestimmung für sie gehabt und natürlich brannte Prisca darauf ihren beiden Cousinen von dem freudigen Ereignis zu erzählen. So wie auch Drusilla unbdedingt erfahren wollte: Wie ich es schaffe die Aura einer Göttin zu haben? … Nun, das kann ich dir ganz genau sagen, liebe Cousine, ... und das kannst auch du schaffen. Was sage ich, ihr beide werdet auch die Aura einer Göttin haben, sobald ihr … ", gluckste Prisca vergnügt und schon wollte sie mit ihrem "Geständnis" heraus platzen, als plötzlich ihr werter Gemahl das Wort an die Runde ergriff:


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    Original von Manius Flavius Gracchus
    "Doch verzeih, ich wollte diesen Abend nicht umgehend mit Poltik füllen, ins..besondere da die Anwesenheit der Familie eine gute Gelegenheit für die Ankündigung einer Veränderung ist - wenn du gestattest?" … "Prisca befindet sich in gesegneten Umständen" ...


    Zunächst hatte Prisca noch geglaubt, dass Gracchus von einer politischen Veränderung sprechen wollte, doch als sein Blick sie traf und seine Worte durch den Raum hallten wurde Prisca ganz anders. Nun war es heraus und so mancher würde sich wohl wundern wie es geschehen konnte. Endlich! Nach so langer Zeit … "Ja ... ich ... ehm ... bin ... schwanger. … Wir ...können unser Glück ….kaum … fassen", hauchte Prisca mehr angesichts der Tatsache, dass ihr für einen Augenblick die Sprache weg blieb während sie ihren Ehemann tief und dankbar in die Augen blickte. Gleichzeitig ließ sie sich (wie in Zeitlupe) auf einen der bereitstehenden Korbsessel nieder und wie Trance griff sie dabei nach einem der dargebotenen Becher mit Honigsaft.

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    Original von Manius Flavius Gracchus"Lupus, salve!" ……
    "Danke vielmals für deine Einladung. Ich muss gestehen, ich hegte die Vermutung, du hast sie nur ausgespro'hen, um dein Haus ab und an mit ein wenig Anmut in Form meiner Gemahlin zu schmücken.""Doch ich sehe, die Schaumgeborene ist deiner Familie noch immer hold und kann nicht ertragen, dieses Haus ohne Anmut zu wissen.""Werte Aurelia, in der Sandarena Ostias schimmertest du einer Perle gleich, doch heute überkommt mich der Ver..dacht Venus selbst hat ihre Töchter geladen - die eine, um an meiner Seite mich zu geleiten, die andere, um uns hier in Empfang zu nehmen." ...


    In einem strahlend weißem Kleid und mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht betrat Prisca, an der Seite ihres Gemahls, das triclinum. Ihre Laune war heute bestens und nicht nur heute. Auch die Tage und Wochen zuvor wich nur selten das Strahlen aus ihrem Gesicht und das, obwohl ihr in letzter Zeit nicht selten speiübel war. So auch heute morgen, doch das war längst vergessen. Nicht vergessen hatte Prisca hingegen das letzte Zusammentreffen, hier mit ihrem Cousin, welches aber glücklicherweise in keinem kausalen Zusammenhang mit ihrem augenblicklichen Gemütszustand stand:


    "Salve werter Cousin! Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Wie geht es dir denn ? … Und vielen Dank für deine Einladung. Es ist mir immer eine besondere Freude in das Haus unserer Familie einkehren zu dürfen" Nein, kein einziger Unterton noch ein falscher Blick begleiteten die Worte, die Prisca zuerst an den Hausherrn richtete, wie es sich gehörte.


    "Sei gegrüßt, Drusilla! … Du meine Güte, du wirst mit jedem Tag hübscher! … Wir haben uns so lange nicht gesehen, wir haben uns sicher viel zu erzählen, nicht wahr?" Mit ehrlicher Bewunderung betrachtete Prisca ihre Cousine von oben bis unten, ehe sie diese liebevoll umarmte und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange hauchte. Das Wort "hübsch" benutzte Prisca im übrigen viel lieber als das abgedroschene Wort "schön" und so wie sie es sagte, meinte sie es auch. Drusilla war überaus hübsch und bewundernswert und umso mehr wunderte es Prisca, dass ihre Cousine immer noch nicht verheiratet war.


    "Salve, Valerius! … Es ist mir eine besondere Freude heute deine Bekanntschaft zu machen. Ich hoffe dir und deiner Familie geht es gut?" Mit einem offenen und herzlichen Lächeln grüßte Prisca - last but not least - den anwesenden Gast, dessen Namen sie natürlich kannte, auch wenn sie bis dato noch kein Gesicht dazu gesehen hatte.

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    Original von Manius Flavius Gracchus


    "Der Hafen?"
    "Ich... ich werde mich besser wieder hinlegen. Das... das bekommt mir zu..meist besser."


    "Ja der Hafen!", bestätigte Prisca voller Hoffnung dessen Anblick möge ihrem Gemahl ein wenig Auftrieb geben. Doch zu weit schien der rettende Ankerplatz noch entfernt als, dass Gracchus ihn in seinem desolaten Zustand tatsächlich hätte wahr nehmen können. Eher schien ihm das angestrengte Starren auf den Horizont noch mehr zu zusetzen, sodass Prisca ihm besorgt zur Seite sprang, um ihn in zurück zu seiner Liege zu geleiten.


    "Du hast recht. Leg dich besser wieder hin. … Ich werde nachsehen, ob es nicht irgendwo auf dem Schiff ein Mittel gibt das deine Pein ein wenig zu lindern vermag", versprach Prisca sich persönlich darum zu kümmern, da sie mit einem flüchtigen Seitenblick hinüber zu ihrer Sklavin Azita feststellen musste, dass ihr augenblicklicher Gesundheitszustand sich kaum von dem ihres Mannes unterschied. Lediglich die Gesichtsfarbe schien eher ins grünliche zu differieren, was allerdings Prisca im Moment nicht weiter interessierte.


    Ihre Sorge galt einzig und allein ihrem Ehemann, an den sie wieder aufmunternde Worte richtete während sie langsam über das Deck des Schiffes voran schritten.: "Ich war so dumm, dass ich nicht daran gedacht habe wie sehr dich solche Seereisen mitnehmen. Aber zurück nach Rom fahren wir auf alle Fälle mit der Reisekutsche, Liebster. Dann musst du diese Qual kein zweites Mal durchleben, das verspreche ich dir."" … Doch zuvor werde ich dich in Antium alles vergessen lassen, was dir auf diesem Schiff so schlimm zugesetzt hat, damit auch ich endlich das bekomme wonach ich mich schon mein ganzes Leben lang sehne. Ein stummes Versprechen nur das Prisca dem Ersten folgen ließ, um ihrem Mann zu schonen. Noch!


    Denn bei aller Fürsorge und Liebe für ihren Gemahl war Prisca fest dazu entschlossen, ihn keine Sekunde länger zu schonen, sobald sie in Antium wären. Ja, auf dem Landsitz! Wo auch immer dort: Ob auf dem Boden des atriums, auf einem Tisch im triclinum oder hinter einer Säule im Stehen. Ob liegend im Gras des Gartens oder knieend auf weichen Kissen. Ob zu Lande oder im Wasser der Lagune. ... Egal wo und wie. ... Wenn es sein musste, würden sie eben das gesamte Kamasutra auf- und ab lieben, denn Prisca wollte ihrem Gemahl keine Ruhe mehr zu gönnen, ehe nicht das Orakel der Sibylle erfüllt wäre …

    Unbeirrt pflügte die Nordwind durch die Wellen des Meeres. Das Schiff durchbrach dabei die kleineren Wellen ohne Mühe und wog mit den Größeren - mal mehr mal weniger sanft - auf und ab. Ein fortwährender Tanz auf dem Wasser, der für gestandene Seeleute irgendwann zur Gewohnheit wurde während so mancher Passagier (bei diesem Geschaukel) alles andere als tanzen im Sinn hatte. Oder andere Dinge tun, wie zum Beispiel Prisca´s Vorschlag, welchen sie aber nur zum Spaß dahin gesagt hatte. Ihr werter Gemahl schien diesen Scherz allerdings missverstanden zu haben, denn seine Gesichtsfarbe schien noch einige Nuancen blasser zu werden angesichts der Vorstellung, es gleich hier auf dem Oberdeck zu "treiben".


    "Aber mein lieber Gemahl, … natürlich nicht hier auf dem Schiff. Ich werde artig sein und mich in Geduld üben, bis du mich in gebührender Form nehmen kannst", zeigte Prisca sofort Einsicht und hielt schmunzelnd ihre Wange für den Kuss hin, den Gracchus ihr zum Trost schenkte. Aber dann kommst du mir nicht mehr davon! In Antium überall. Überall wo ich will hast du gesagt. Diese Aussage genügte Prisca vollends und dieses Mal würde sie ihren Ehemann nicht so leicht von seinen "Pflichten" los sagen, wobei Gracchus das wohl gar nicht vorzuhaben zu schien. War es gar die Aussicht, durch die Erfüllung des Kinderwunsches seiner Gattin, von weiteren ehelichen Pflichten entbunden zu werden? Seine Worte klangen zumindest überzeugend und zuversichtlich, sodass Prisca ab da keinerlei Zweifel mehr am baldigen Gelingen ihres sehnlichsten Wunsches hatte.


    Züchtig faltete Prisca also die Hände wieder vor den Schoß zusammen (wie zum Zeichen ihres Keuschheitsgelübdes), um ihren Mann nun mit besorgter Miene zu betrachten: "Oh je mein armer Gemahl. Dieses Geschaukel scheint dich wirklich arg mit zu nehmen. Verzeih mir bitte, dass ich gerade nur das EINE im Kopf hatte, anstatt mich um dich zu kümmern. Soll ich dir etwas bringen? Vielleicht hilft es dir ja, wenn du deinen Blick auf die Küste am Horizont fixierst? Versuch es doch mal. Mir hilft das meistens und wir sind ja schon fast da. Sieh nur, dort in der Ferne! Ist nicht schon der Hafen?, begann Prisca in fürsorglich gemeinter Weise auf ihren Mann einzureden und in der festen Absicht, ihn höchstpersönlich zu hegen und zu pflegen. Im Augenblick war es wirklich das Wichtigste, dass sie so schnell wie möglich ihr Ziel erreichen würden. Allein schon wegen des desolaten Gesundheitszustandes meines Mannes. Nicht, dass Gracchus am Ende in Antium noch tagelang krank darnieder liegen würde. Nein! Nein auf keinen Fall dürfen wir das riskieren. Also keine Zeit verschwenden!, dachte Prisca und es drängte auch sie nach einer Antwort auf die Frage ihres Mannes, die gleichermaßen sehnsüchtig wie verzweifelt klang.


    "Lyciscus! … Geh bitte zum Kapitän und frag ihn wie lange es noch dauern wird. Er soll alles in seiner Macht stehende tun, damit wir möglichst schnell den Hafen erreichen, ja?!", rief Prisca ihrem Leibwächter zu und drängte prompt zur Eile. Allerdings bedachte Prisca nicht die möglichen Auswirkungen auf den Zustand ihres Mannes und dessen Magen, falls der Kapitän tatsächlich ihrem Wunsch entsprechen könnte, indem er das Schiff noch härter am Wind segeln lassen würde. Am Ende wäre es jedoch egal, ob sie Antium nun früher oder später erreicht hätten, denn das eigentliche Ziel lag noch Meilen vor ihnen, bis sie endlich die Villa erreicht hätten. Und dann?! Dann wird mein sehnlichster Wunsch endlich in Erfüllung gehen! … davon war Prisca überzeugt.

    Wie ein Blitz aus heiterem Himmel hatte sich Prisca´s ganze Wut und Verzweiflung entladen. Nun ging es ihr besser. Zumindest ein wenig besser fühlte sie sich und es tat ihr auch nicht leid, dass sie ihrem Mann diese vorwurfsvollen Worte an den Kopf geworfen hatte. Schließlich hätte er doch längst erkennen müssen, was sie innerlich bewegte. Eine solche Fähigkeit schien Männern jedoch generell zu fehlen, oder welchen Grund sollte es sonst geben, dass sie eindeutige Signale - wie der Wunsch nach einem Kind - nicht erkannten. "Ich wusste nicht, dass du die Hoffnung hegst ein Kind zu gebären …" Na bitte, da lieferte Gracchus ja selbst den Beweis! Weshalb sie es nie erwähnt hatte? Pah! … erwartet er darauf allen Ernstes eine Antwort?, schnaubt Prisca mit grimmig zusammen gezogenen Augenbrauen und den Blick noch immer auf die endlose Weite des Meeres gerichtet.


    In der nächsten Sekunde wanderten ihre Augenbrauen allerdings sprungartig nach oben und ihr Mund öffnete sich sukzessive immer weiter, während sie ihrem Gemahl weiter zuhörte.


    Die Sibylle hatte ihr eine präzise Antwort gegeben? Eine präzise Antwort? Das soll eine präzise Antwort sein? Du meine Güte, wie mögen dann erst die unpräzisen Antworten der Sibylle aussehen?! Die Verblüffung stand Prisca buchstäblich ins Gesicht geschrieben und sie konnte es kaum glauben, dass Gracchus das Geschriebene so schnell und eindeutig hatte entziffern können: "Wie? Du … du … meinst, … da steht, dass ich … dass ich … DAS steht da wirklich? " Prisca war sprachlos beziehungsweise brachte sie gerade keinen vernünftigen Satz mehr heraus. Natürlich! Wer - wenn nicht ihr Mann - wäre prädestinierter dafür, solche Orakelsprüche zu deuten. Ich Närrin. Warum habe ich daran nicht gedacht? So einfach hätte ich es mir machen können, hätte ich ihm das Orakel schon eher vorgelegt. Ich hätte ja schwindeln können und sagen, dass es einer Freundin gehört.


    Aber wer weiß für was dieser emotionale Ausbruch gut gewesen war, denn das Schicksal hatte es nun so gewollt, dass das Täfelchen der Sibylle ausgerechnet hier und heute ihrem Ehemann vor die Füße schlittern sollte, um ihm endlich die Augen zu öffnen. Endlich hatte er verstanden, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte als ein Kind. So lange hatte es gedauert, viel zu lange und doch war es nicht zu spät, dass sich am Ende alles zum Guten wenden konnte. "Oh Gracchus ..ich …ich danke dir … ich danke dir von ganzem Herzen …", keuchte Prisca voller Freude und mit diesen Worten wirbelte sie herum und warf sich regelrecht an den Hals ihres Mannes. Auch auf die Gefahr hin, dass das Schwanken des Schiffes sie beide zu Sturz bringen könnte, war es Prisca in dem Moment egal denn sie würden bestenfalls nach hinten (und weich) auf eine Ladung mit Wolle landen, welche unter einer Plane verborgen auf dem Deck befestigt war.


    "Oh mein geliebter Gemahl! … Wenn dieser - mein sehnlichster - Wunsch wirklich in Erfüllung gehen sollte, dann machst du mich zur glücklichsten Frau des ganzen Imperiums", versprach Prisca mit wispernder Stimme und ihre Augen sahen ihn verliebt und überglücklich an. Ihr Götter, habt ihr das gehört!! Gracchus hatte versprochen, dass er alles in seiner Macht stehende tun würde, auch wenn er seine Versprechen nicht immer zu halten pflegte (so wie bei dem kläglich gescheiterten Versuch sie zu lieben). Doch dieses Mal klangen seinen Worte sehr viel überzeugender und Prisca hatte keinerlei Zweifel mehr, dass er sie endlich schwängern würde. Denn wer weiß, vielleicht beflügelte seine Libido ja gerade die Aussicht darauf an, dass Prisca´s Fokus künftig ganz auf dem Kind liegen würde und nicht mehr auf ihn und der Erfüllung der ehelichen Pflichten. An Gelegenheiten (es miteinander zu treiben) würde es jedenfalls auf dem Anwesen nicht mangeln und Prisca ließ keinen Zweifel daran, dass sie jede Gelegenheit konsequent zu nutzen gedachte.


    "Was meinst du, wollen wir es gleich hier auf dem Deck tun …?", sprudelte es scherzhaft aus Prisca heraus und kichernd bedeckte sie seinen Hals mit zärtlichen Küssen während sie sich verliebt an ihn schmiegte und ihre Finger sanft kraulend auf seinen Nacken legte. "Oder später am Strand, hinter einer Düne, … oder im Wasser der Lagune, … oder wo und wie auch immer du mich willst, verrate es mir und … ich werde dein sein! … Denn ich … liebe dich von ganzen Herzen!, flüsterte Prisca dabei weitere potenzielle Lokalitäten in Gracchus´ Ohr, die ihr so in den Sinn kamen und auch auf die Gefahr hin, dass ihm diese überschwängliche Lust eher Angst bereitete als seine Libido zu wecken, konnte Prisca in dem Augenblick einfach nicht anders als ihrem Mann zu zeigen, dass sie ihn aufrichtig liebte. Und deshalb liebkoste Prisca Gracchus mit dementsprechendem Elan so lange weiter (indem sie unter anderem versuchte an seinen Ohrläppchen zu knabbern), bis er sie wieder zur Vernunft mahnen- und ihren Zärtlichkeiten Einhalt gebieten würde.

    War es mehr Verzweiflung oder eher die Sehnsucht, welche Prisca´s Gedanken dazu bewogen diese Worte Lyciscus zu zuflüstern? Ihrem treuen und ergebenen Leibwächter, der keinen Tag von ihrer Seite wich und der mittlerweile viel mehr als nur ein einfacher Sklave für sie war. Wohl beides, denn von Tag zu Tag wurde der Aurelia mehr und mehr bewusst, wie schnell das Leben vorbei sein würde. Und am Ende das Tages würden nur (schöne) Erinnerungen bleiben, von denen sie den Rest ihres Lebens zehren müsste, Wenn ich erst alt und grau bin und für Männeraugen gänzlich unattraktiv. Was hab ich dann davon? Und für wen spare ich mich eigentlich all die Jahre umsonst auf?, haderte Prisca immer öfter damit, dass das Liebesleben in ihrer Ehe viel zu kurz kam und dies wiederum war in ihren Augen der Grund dafür, dass sie nach all den Jahren (noch) nicht schwanger war. Der Wunsch nach einem Kind wurde indes immer größer und der Gedanke, niemals die Freuden einer Mutter zu erfahren, fast unerträglich.


    So unerträglich, dass Prisca insgeheim schon daran gedacht hatte sich mit anderen Männern einzulassen, nur, um endlich Gewissheit zu haben. Gewissheit, ob der Makel der Kinderlosigkeit (der ihr anhaftete) am Ende nicht einzig dem Umstand fehlender Gelegenheiten geschuldet war. Natürlich wusste Prisca um die Konsequenzen, die ein solches denken und handeln für sie haben könnte, doch glaubte sie fest daran für alles eine Lösung finden zu können. Aber eigentlich wollte sie an so etwas gar nicht denken, denn sie liebte ihren Mann und gleichzeitig war sie wütend auf ihn, dass er derart blind und ignorant war in Bezug auf ihre Bedürfnisse.


    Nachsehen ob es mir gut geht? … Pah! Die fürsorglich gemeinten Worte ihres Mannes zeigten heute keine Wirkung bei Prisca, eher steigerte es noch ihre Wut auf ihn und auf den Rest der Welt. Prisca schnaubte leise und hätte in der Sekunde nicht das ganze Schiff zu schwanken begonnen, sie hätte ihm wohl eine patzige Antwort darauf zurück gegeben. So aber musste Prisca erst einmal zusehen, dass sie nicht völlig den Halt verlor, doch zum Glück stand Lyciscus in der Nähe und konnte ihr eine helfende Hand reichen. "Ja, alles in Ordnung, … danke Lyciscus", mit einem flüchtigen Blick und einem Lächeln auf den Lippen bedankte sich Prisca für seine angebotene Hilfe, ehe ihr Blick wieder in Richtung ihres Ehemannes wanderte.


    Zum Glück hatte auch er das plötzliche Aufschaukeln des Schiffes unbeschadet überstanden, wobei die Übelkeit ihm sichtlich zu setzte. Das hinderte ihn allerdings nicht daran die Tafel der Sibylle aufzuheben und zu lesen, die dummerweise direkt vor seinen Füßen gelandet war. Prisca wollte schon etwas sagen, doch angesichts der nun folgenden Bemerkung ihres Mannes musste sie erst einmal tief Luft holen. Ob ich angefangen habe zu dichten? … Was soll das denn heißen? Dass ich nicht dichten kann? Allein diese eine Frage ihres Gatten brachte das imaginäre Fass in Prisca zum überlaufen, denn für sie klang es ganz so als würde sich Gracchus über sie lustig machen wollen.


    "Nein, … habe ich nicht …", entgegnete Prisca mit verschnupft klingender Stimme und ihre Augen bohrten sich angriffslustig in die ihres Gatten während sie ihrer aufgestauten Wut mit den folgenden Worten etwas Erleichterung verschaffte:"Wieso? Gefällt es dir etwa nicht? … Oder wolltest du mir mit deiner Bemerkung zu verstehen geben, dass ich nicht dichten kann?" Egal was und wie es Gracchus auch gesagt hätte, Prisca hätte ihm in dem Moment jedes seiner Worte im Mund verdreht. Und da sie gerade so schön in Fahrt kam, wollte sie ihrem Ehemann die Herkunft des Gedichtes auch nicht vor enthalten.


    "Dies ist im übrigen kein Gedicht, sondern ein Orakel. … Ja, ein Orakel!" Wie ein Vorwurf klang es aus ihrem Mund, dass man DAS nicht gleich auf den ersten Blick hatte erkennen können und überhaupt: "Vor Wochen schon war ich in Cumae und habe mir von der Sibylle weißsagen lassen, ob es mir in diesem Leben noch vergönnt sein wird einem Kind das Leben zu schenken. … Und als Antwort habe ich DAS da auf der Tafel erhalten" Prisca schüttelte verständnislos den Kopf, denn im Grunde war sie wütend auf das Orakel, nicht auf ihren Mann: "Das Beste wäre gewesen ich hätte gleich bei der Sibylle nachgefragt was DAS soll oder, ob sie gar mit dem dichten begonnen hat … haha … Oder ich fange selbst an zu dichten und gebe endlich sämtliche Hoffnung auf, dass ich jemals ein Kind in meinen Armen halten werde … Irgendwann wird es ohnehin zu spät sein um herauszufinden, ob die Götter meinen Leib tatsächlich mit Unfruchtbarkeit gestraft haben, oder …. oder …. oder ob es einfach nur daran liegt, dass … , dass wir beide es nie miteinander … "treiben!! Das letzte Wort kam lediglich gehaucht wenn nicht gar nur gedacht über Priscas Lippen während sie Gracchus tief und vorwurfsvoll in die Augen sah.


    Ihr plötzlicher Ausbruch hatte ihn womöglich völlig unerwartet getroffen und vielleicht konnte er mit dem Gesagten ebenso wenig anfangen wie Prisca mit dem Orakel. Wie auch immer, die Wut war jedenfalls verflogen und stattdessen stahlen sich ein paar Tränen auf Prisca´s Wangen als sie sich nun wortlos umdrehte und wie abwesend auf das Meer hinaus starrte.

    Ich bitte meine unangekündigte Abwesenheit in den vergangenen Wochen zu entschuldigen, aber wir hatten Probleme mit dem Internet zu Hause, sodass ich leider nicht zum posten kam. Jetzt funktioniert (hoffentlich) alles wieder und ich versuche so schnell wie möglich zu antworten.

    Den Blick noch immer auf das endlos erscheinende Meer gerichtet, vernahm Prisca plötzlich eine vertraute Stimme hinter sich. Überrascht von der direkten Frage was sie gemeint habe, drehte sich Prisca um und prompt huschte ein leicht verlegenes Lächeln über ihre Lippen. Augenscheinlich hatte Lyciscus sie belauscht, die Frage war nur, wie lange und wie viel, von dem zuvor Gesagten, er mitbekommen hatte? Zeit für eine Antwort oder eine Gegenfrage blieb Prisca jedoch nicht, da Lyciscus sogleich ein Kompliment folgen ließ, welches nicht nur ihre Wangen sondern auch ihr Innerstes erwärmte. Wie kam er nur dazu, ihr so etwas zu sagen? Dazu das freche Grinsen. Durfte ein Sklave seiner Herrin ein solches Kompliment überhaupt machen und sie dabei so ansehen? Bei jedem anderen Sklaven hätte Prisca wohl anders reagierte als sie es nun bei Lyciscus tat.


    "Danke … und ja, ich würde gerne für immer und ewig so dahin segeln. Auf dem Meer, … auf zu neuen Ufern und das Leben genießen, … fern von allen Zwängen, … zusammen mit Dir! Bei allen Göttern, hab ich das gerade wirklich gesagt? Prisca´s Augen weiteten sich vor Schreck, da sie sich womöglich dazu hatte hin reißen lassen, etwas von ihren innersten Gedanken und Wünschen preis zu geben, welche sie niemals und mit niemandem teilen durfte. Der erschrockene Gesichtsausdruck wich allerdings ein- zwei Wimpernschläge später bereits wieder und das war auch gut so, da Prisca in diesem Moment ihrem Gemahl gewahr wurde.


    Es war unschwer zu erkennen, dass Gracchus die Reise auf dem Schiff weitaus weniger genoss und der Wellengang ihm wohl arg auf den Magen schlug. Hätte Prisca gewusst, dass ihr Mann sie ganz spontan auf dieser Reise begleiten würde, hätte sie (ihm zuliebe) vielleicht den Landweg gewählt. Aber nur vielleicht. Zum einen waren die Vorbereitungen auf der Nordwind schon zu weit fortgeschritten gewesen und abgesehen davon schwankten auch Reisewägen auf den holprigen Straßen manchmal so abenteuerlich, dass einem schlecht dabei werden konnte. Da war Prisca das Schwanken eines Schiffes tausendmal lieber und da musste Gracchus nun durch, auch wenn ihm schlecht dabei wurde.


    Prisca´s Mitleid für ihren Mann hielt sich zudem in Grenzen, da sie gefühlsmäßig gerade ein wenig hin- und hergerissen war. Natürlich freute sie sich darüber, dass ihr Mann bei ihr sein wollte, denn sie liebte ihn - nach wie vor - über alles. Dennoch wäre sie lieber alleine auf diese Reise gegangen, um endlich abschließen zu können mit ihrem sehnlichsten Wunsch nach einem Kind. Und stattdessen? Tja, genau wegen diesen Gedanken - was sie stattdessen tun und genießen würde - hatte sie wohl eben Lyciscus so erschrocken angesehen, in Erinnerung an die schöne Zeit die sie gemeinsam in Antium verbracht hatten und verbunden mit der Hoffnung, daran anknüpfen zu können.


    Und nun? Nun würde es wohl darauf hinauslaufen, dass sie gemeinsam den Fortschritt der Bauarbeiten verfolgen würden, anstatt das Leben und die Liebe zu genießen. Letzte zumindest nicht in jener Form, an die Prisca gerade gedacht hatte, denn sie ging nicht wirklich davon aus, dass Gracchus ausgerechnet in Antium die Liebe für seine ehelichen Pflichten (wenn man es so nennen wollte) entdecken würde.


    "Gracchus! Was machst du hier oben auf Deck? Ich dachte du fühlst dich nicht wohl. Oder geht es dir schon besser?" Mit diesen Worten begrüßte Prisca ihren Mann und ihr herzliches Lächeln wirkte wie immer, nachdem sie sämtliche Gedanken von eben wieder gut und sicher in ihrem Innersten verschlossen hatte.


    Weniger sicher hielt Prisca in jenem Augenblick das kleine Täfelchen mit dem Spruch der Sibylle umklammert, als die Nordwind just durch eine hohe Welle pflügte. Ein Ruck erfasste das Schiff und brachte alles und jeden kurzzeitig ins Wanken. Nach Halt suchend griff Prisca schnell um sich, worauf das Täfelchen ihren Fingern entglitt und es direkt vor die Füsse von Gracchus schlitterte, wo es deutlich sichtbar lieben blieb ….

    Endlich! Der Bann schien zunächst gebrochen, nun, da Gracchus augenscheinlich alles daran setzte um sein Versprechen einzulösen. Zu lernen seine Gemahlin zu lieben, um ihr das zu geben, was ihr zu stand. Ja, das tat er gerade, mit seinen Lippen und seinen Händen, mit denen er ihren Leib nun erkundete, liebkosend und kostend zugleich Oh ja, mach weiter so … !!! , gab Prisca ihrem Gemahl mit lustvollem Stöhnen zu verstehen, dass er auf dem richtigen Weg war und nie hatte sie sich ihrem Ziel näher gewähnt als in diesem Augenblick, da sie ihren - vor Erregung bebenden - Leib an den ihres Gatten schmiegte. Gracchus´ Bemühungen zeigten eindeutig Wirkung. Zumindest bei Prisca, wohingegen die gewünschte Reaktion bei ihm nach wie vor auf sich warten ließ.


    Prisca bemerkte dies zwar, doch ließ sie sich davon nicht beirren. Sie war überzeugt, dass irgendwann auch ein flavischer Eisberg zu schmelzen beginnen würde, wenn die Hitze erst groß genug wäre. Nur leider schien dieser Eisberg noch derart weit entfernt von jeglicher wärmenden Strömung zu treiben, dass selbst das Feuer einer Aurelia ihm nichts anhaben konnte. Die Ernüchterung folgte auch sogleich in Form eines einzigen Satzes, mit dem Gracchus das Scheitern seiner Bemühungen und seines Lernwillen eingestand und der somit dem Bestreben nach körperlicher Vereinigung ein jähes Ende setzte.


    Prisca erstarrte regelrecht in seinen Armen, denn was hätte es auch gebracht ihren erhitzten Körper weiter an eine massive Gletscherwand zu reiben. Prisca drehte den Kopf und sie blickte verdutzt in die Augen ihres Mannes, in denen sie deutlich die Enttäuschung über das eigene Versagen und die Scham zu erkennen glaubte. Prisca erschrak darüber, denn einerseits saß die Enttäuschung tief und andererseits tat es ihr leid, ihren Mann so verzweifelt zu sehen. Es blieben ihr nur Bruchteile von Sekunden um zu entscheiden, ob sie ihm für sein Versagen - bildlich gesprochen - den Dolchstoß versetzen sollte, oder eben nicht und einen Atemzug später hatte Prisca ihre Entscheidung getroffen.


    "Schhhhhhh .... Halt mich einfach noch ein bisschen in deinen Armen. Lass uns kuscheln, den Himmel betrachten und ein wenig plaudern, ja?", entgegnete Prisca schließlich ebenso leise und mit einem erwärmenden Lächeln auf den Lippen, welches zwar gespielt war, aber durchaus echt wirkte. Keine Szene, keine Fragen, keine Floskeln á la das macht doch nichts. Nicht heute! Prisca wollte sich nichts anmerken lassen, obgleich es tief in ihr nagte. Wie, in aller Welt, hatte es die Claudia nur geschafft, mit ihm Kinder zu zeugen? Hatte der Vollzug dieses Aktes gar ein derart bleibendes Trauma hinterlassen, welches ihrem Gemahl nun die Fähigkeit - eine Frau zu lieben - gänzlich nahm? Oder lag es an diesem Ort? Lag es an seinen Pflichten und Aufgaben, die ihn tagtäglich belasteten? … oder aber … lag es gar an ihr? An was liegt es nur??? Bei allen Göttern es ist zum verzweifeln!!!


    Nein! Schon gut, es bringt nichts … , rief Prisca sich selbst zur Ruhe und sie wollte nicht weiter darüber nachdenken. Nicht jetzt, sonst lief sie Gefahr, dass das dumpfe Brodeln in ihr am Ende doch noch zu einem wahren Vulkanausbruch geführt hätte.


    "Hatte ich dir eigentlich schon davon erzählt, dass es auf meinem Landsitz in Antium ein Feuer gegeben hat? Ich überlege nun, ob ich nicht die nächsten Wochen dort verbringen soll. So könnte ich die Bauarbeiten beaufsichtigen und gleichzeitig die warmen Sommertage am Meer verbringen. … Was meinst du?" Unvermittelt lenkte Prisca auf ein ganz anderes Thema, über das sie laut zu denken begann. Dass Gracchus sie eventuell nach Antium begleiten könnte, ließ sie dabei unausgesprochen obgleich ihr die Idee durchaus in den Sinn gekommen war. Denn vielleicht würde eine ungezwungene Atmosphäre seiner Libido zuträglich sein, sodass endlich ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen könnte. Ja, vielleicht, … aber so recht wollte Prisca nicht mehr daran glauben …

    ~~~ I. Auf der Nordwind (um die Mittagszeit - etwa 15 Seemeilen vor Antium) ~~~


    Viele Tage und Wochen waren vergangen seit Prisca auf ihrer ersten Reise den Orakelspruch der Sibylle erhalten hatte. Danach war vieles passiert, unter anderem der Brand auf ihrem Landsitz in Antium, weswegen sie nun diese zweite Reise dortin unternahm, um die Renovierungsarbeiten vor Ort persönlich zu beaufsichtigen. Die Organisation der Baumaßnahmen hatte viel Zeit beansprucht und so war es gekommen, dass der Spruch der Sibylle - weswegen Prisca damals extra nach Cumae gereist war - bis heute ungelöst war.


    Der große Hase sitzt vor dem Haus und die Möhren lagern im Keller.
    Das Huhn darf nicht auf dem Zaun sitzen, aber der Bär in der Schaufel.
    Nicht nur die Buchstaben sind bunt und der mittlere Finger ist die Acht.
    Der blaue Teller ist besser als der gelbe, aber vergiss nie den zweiten Saft.
    Beide kuscheln!


    Prisca stand an der Reling, nahe des Buges der Nordwind, die Tafel mit dem Orakelspruch in ihren Händen haltend und den Blick gedankenverloren auf die Gischt gerichtet, welche die Nordwind in das türkisblaue Wasser pflügte. Unzählige Male hatte sie die Tafel in die Hand genommen, doch so oft sie den Vers auch las, sie konnte sich einfach kein Reim darauf machen. Der Text erinnerte sie am ehesten an eine Kurzgeschichte, die man einem Kind vorlas. Einem Kind! War das womöglich die versteckte Botschaft? Verbarg sich hinter diesem simplen gar unsinnig erscheinenden Worten nichts weiter als eine Kindergeschichte? Eine Geschichte, die Prisca irgendwann einmal ihren Kindern vorlesen würde?


    Oder war Prisca langsam so verzweifelt, dass sie hinter alles und jedem einen Wink des Schicksals sehen wollte?


    "Eine Kindergeschichte, pah! …So ein Unsinn! … Was soll das Ganze auch, wenn mein Mann sowieso nie bei mir liegen wird? … So langsam bin ich es jedenfalls leid, mir ständig Gedanken und vergebliche Hoffnungen zu machen. … Es ist mir einfach nicht vergönnt, jemals ein Kind zur Welt zu bringen", murmelte Prisca mit verbitterter Stimme, ehe sie die Lippen aufeinander presste. Ihr Blick glitt hinab zu der Tafel und die Versuchung lag nahe, es für immer und ewig in den unergründlichen Tiefen des Meeres zu versenken. Doch damit würde Prisca wohl auch ihren sehnlichsten Wunsch für immer begraben …


    "Für immer … und ewig!", sprach Prisca ganz im Gedanken vor sich hin ohne zu bemerken, wie jemand sich leise und langsam in ihrem Rücken näherte …

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    Seit gut einer Woche kämpfe ich mit einer ziemlich hartnäckigen Erkältung und bin von daher mit meinen Antworten leider in Verzug. Ich hoffe, dass ich bis zum Wochenende wieder einigermaßen auf dem Damm bin.



    Obwohl immer noch nicht ganz aus kuriert, melde ich mich mal vorsichtig zurück.

    Zitat

    Original von Lyciscus


    Auf die Bemerkung ihres Leibwächters hin nahm Prisca den rothaarigen Britannier noch einmal genauer in Augenschein. Würde der "Rotschopf" (wie Lyciscus ihn spaßeshalber genannt hatte) wirklich überzeugen können? Zumindest aus der Masse würde er optisch hervorstechen, aber das allein würe ihm in der Arena nicht viel nützen. Die Siegchancen des Britanniers interessierten Prisca allerdings wenig, da sie beim Wetten gerne auf Exoten oder Außenseiter setzte. Zwar verlor sie so oft ein paar Sesterzen, aber wenn doch einmal einer ihrer Favoriten gewann, dann standen die Quoten meist zu ihren Gunsten. Wie auch immer. Prisca hatte genug gesehen und deshalb schloss sie die Sklavenbeschau nunmehr mit einem knappen: "Tja, wir werden sehen, wer von diesen Gladiatoren nächste Woche noch lebendig und in einem Stück sein wird."


    Interessiert lauschte Prisca nun den Worten ihres Sklaven, der sich offenbar eine eigene Meinung zu den politischen Ambitionen des Gastgebers sowie der Leichtgläubigkeit des römischen Volkes gebildet hatte. Es gefiel ihr, dass Lyciscus sich das traute und sie nahm es ihm keinesfalls übel, dass er das Verhalten der Römer als lächerlich empfand. So ein Meinungsaustausch (wenn auch nur mit einem Sklaven) war ein willkommener kurzweiliger Zeitvertreib und deshalb gab sie nun ihre Meinung dazu kund: "So so, … die Römer sind in deinen Augen also leicht zu beeinflussen? Nun, ich gebe dir recht, doch welches Volk auf dieser Welt ist das nicht? Worte sind schließlich die Waffen eines jeden Politikers und Herrschers, mit denen er es vortrefflich versteht die Massen für seine Interessen und Ansichten zu begeistern. Mich wundert es jedenfalls nicht, dass das Volk dem Annaer ausgerechnet in diesen Tagen zujubelt, wenn er verspricht etwas gegen den Dreck und Gestank zu tun. Zumal die Stadt jedes Jahr zur Sommerzeit wie eine einzige riesige Kloake zu stinken beginnt."


    Vielleicht übertrieb Prisca mit dem Gestank ein wenig, doch in den Hitzemonaten (und bei ungünstigen Windverhältnissen) lag durchaus ein unangenehm müffelnder Geruch über der Stadt. Der Sommer war also genau der richtige Zeitpunkt, um Rom für ein paar Wochen den Rücken zu kehren und welcher Ort wäre besser geeignet als ein Refugium direkt am Meer? Prisca hatte bereits überlegt, wann und für wie lange sie nach Antium reisen wollte und da Lyciscus zufällig danach fragte, gab sie ihm bereitwillig Auskunft.


    "Wir werden so bald wie möglich nach Antium aufbrechen, spätestens wenn alle Materialen und Handwerker bereit stehen. … Und je nachdem, wie die Renovierungsarbeit vor Ort vorangeht, werden wir wohl ein paar Wochen dort verbringen. Ich hoffe du wirst Rom und deine Trainingsrunden nicht allzu sehr vermissen. … Aber als Ausgleich kannst du ja mir noch die eine oder andere Übung beibringen, zwinkerte Prisca ihrem Leibwächter schmunzelnd zu, in Anspielung auf ihre letzte gemeinsame Übungsstunde im Schuppen. Prisca freute sich tatsächlich auf eine Fortsetzung und das merkte man ihr an. Viel weniger interessierte sich die Aurelia hingegen für diese Sklavin namens Azita, obgleich es sicher dienlich wäre sie nach Antium mitzunehmen, schließlich kannte sie sich dort am besten aus. "Wir nehmen diese Azita mit. Und je nachdem - wie gut oder schlecht sie sich anstellt - werde ich entscheiden, ob ich sie behalten oder verkaufen werde", entschied Prisca spontan und schloss damit nicht nur das Thema sondern auch den Besuch der cena gedanklich ab.


    "Nun gut, ich habe genug gesehen. Lass uns aufbrechen, ehe es zu spät für den Rückweg wird. Ich möchte in jedem Fall die Nacht in meinem eigenen Bett verbringen. " Mit diesen Worten und einem Wink gab Prisca ihrem Sklaven das Zeichen zum Aufbruch, da eine Übernachtung außerhalb der heimischen Mauern (ohne eigenen Gemahl an ihrer Seite) außer Frage stand.

    Seit gut einer Woche kämpfe ich mit einer ziemlich hartnäckigen Erkältung und bin von daher mit meinen Antworten leider in Verzug. Ich hoffe, dass ich bis zum Wochenende wieder einigermaßen auf dem Damm bin.

    Die Laune ihres Leibwächters hatte sich anscheinend gebessert. Prisca war dies nur recht, denn sie unterhielt sich wirklich gerne mit ihm. Gerade bei solchen Veranstaltungen, bei denen man nicht unmittelbar im Mittelpunkt stand und sich demzufolge ungezwungener geben konnte. Seine Einschätzung bezüglich der Gladiatoren teilte Prisca allerdings nicht ganz, denn in ihren Augen hatten die vorgestellten Kämpfer durchaus eine Chance (verdient). Zudem waren derartige Kämpfe ein stets willkommener Zeitvertreib. "Wir werden sehen, wer recht behält, denn ich will mir das nächste Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen. Mein Favorit ist übrigens Felix, der Britanne", flüsterte Prisca Lyciscus zu, ehe sie Eine von den gepflückten Trauben genüsslich verspeiste.


    Anschließend hörte sich Prisca die beiden Anliegen ihres Sklaven an, wobei ihre Augenbrauen verwundert nach oben wanderten. Gab es bei den Iunierin einen besonderen Kämpfer, oder warum bestand ausgerechnet dort die Möglichkeit sich zu verbessen? … Und der Verwalter war also an seinen Verletzungen gestorben? Einen Moment lang blickte Prisca gedankenverloren in die Runde, ohne direkt etwas darauf zu erwidern. Über das erste Anliegen musste sie dabei nicht lange nachdenken, über die zweite Sache schon.


    "Nun, wenn es um das Training deiner Kampffähigkeiten geht, so musst du mich nicht erst um Erlaubnis fragen. Tu, was immer du für richtig hältst, Lyciscus. … Ich vertraue dir voll und ganz.", gab Prisca gerne ihren Segen dazu. Allein von ihrer Entscheidung würde es aber nicht abhängen und deshalb fügte Prisca noch hinzu: "So lange die Iunier einverstanden sind, dass ihr Kämpfer und du zusammen trainieren, bin ich es jedenfalls auch. … Und was den Ort angeht, so könnt ihr selbstverständlich ab und zu auch in der villa Flavia trainieren, schließlich haben wir dort genügend Übungsplätze" Wenn der andere Kämpfer sein Talent einbringen würde, dann wäre es wohl das Mindeste für die nötige Lokalität zu sorgen.


    Die zweite Sache handelte Prisca relativ schnell ab, da sie hier und jetzt nicht die Muse hatte sich damit zu beschäftigen:"Was den Tod des Verwalters betrifft, kommt diese Neuigkeit etwas überraschend für mich. Andererseits hat sich eine Klage gegen ihn damit wohl erledigt und ich wüsste momentan nichts, was ich in dieser Angelegenheit noch tun könnte. Aber das hier ist nicht der richtige Ort, wir reden später darüber weiter." Prisca atmete einmal tief durch und verdrängte das Thema damit wieder aus ihren Gedanken.


    "So und nun zurück zu den Gladiatoren. Auch wenn sie dich nicht interessieren … Mich interessieren sie schon", zwinkerte Prisca ihrem Sklaven schmunzelnd zu und mit einem verstohlenen Fingerzeig auf einen Mann in der Nähe erklärte sie Lyciscus auch, warum sie unter anderem heute hier war: "Hier geht es nämlich auch um Wahlkampf. Siehst du den Mann dort drüben. Das ist der Veranstalter, ein Annaer. Er kandidiert für das Vigintivirat und hatte sich vor ein paar Tagen bei meinem Mann vorgestellt. Ich weiß zwar nicht, ob und wie mein Gemahl diesen Mann bei seiner Kandidatur weiter unterstützen will. Für den Fall, dass er es tut, wird es auch darum gehen die Gladiatoren des Annaer´s bei den Kämpfen anzufeuern, selbst wenn sie - wie du glaubst - keine Chance haben." Vielleicht ergab sich ja noch die Gelegenheit mit dem Veranstalter kurz zu plaudern, um auf diesem Weg heraus zu finden, wie das Gespräch mit ihrem Mann verlaufen war.

    Oh, da ist wohl jemand heute schlecht gelaunt?!, wunderte sich Prisca über das Benehmen ihres Leibwächters, das heute irgendwie anders als sonst war. Wortkarg und mit ernster Miene war er ihr in das Ludus gefolgt und jetzt da sie hier waren, schien er am liebsten gleich wieder gehen zu wollen. Dabei hatte Prisca geglaubt, dass der Besuch der Ludus für ihren Leibwächter eine willkommene Abwechslung wäre, anstatt immer nur den Packesel bei den üblichen Marktbesuchen zu spielen. Ein bisschen Fachsimpelei mit anderen Kämpfern und eventuell die eine oder andere Anregung, die er für die Erfüllung seiner Aufgaben vielleicht gebrauchen konnte. An so etwas in der Art hatte Prisca gedacht, doch anscheinend gefiel es Lyciscus hier überhaupt nicht. Nur half ihm das jetzt nicht weiter. Dann musste er sich eben hier irgendwo hinstellen und sich langweilen, denn Prisca wollte durchaus noch einige Zeit hier bleiben, um die anwesenden Gladiatoren näher in Augenschein zu nehmen.


    Diese armen Seelen, wie Lyciscus sie gerade genannt hatte. Nun ja, wie arme Seelen erschienen die Gladiatoren-Anwärter ihr nicht gerade, schließlich konnten es diese Männer mit etwas Geschick und Glück durchaus zu Ruhm und Reichtum bringen. Vorausgesetzt natürlich, dass sie lange genug überlebten, um sich einen Namen und die Gunst des Publikums zu erkämpfen. Es konnte also nicht schaden, wenn bereits heute Werbung für sie gemacht wurde und deshalb lauschte Prisca interessiert den Worten des Veranstalters, einen Annaer, der vollmundig die Gladiatoren und die anstehenden Kämpfe anpries. Insbesondere der hellhäutige Britanne mit den roten Haaren gefiel Prisca, stach dieser doch mit seiner auffälligen Haar- und Hautfärbung deutlich zwischen den anderen hervor. Als letzter Überlebender einer Stammesfehde konnte Felix sich wirklich glücklich schätzen und es zeugte wohl auch von seiner Fähigkeit sein Leben lange (und geschickt genug) zu verteidigen. Ihren Favoriten hatte Prisca also gewählt und wenn sie ihn in der Arena sehen würde, dann würde sie einige Sesterzen auf ihn wetten. Heute würde sich dafür wohl keine Gelegenheit bieten, da lediglich Schaukämpfe angekündigt waren.


    Die Zeit bis dahin nutzte Prisca nun, um die Gladiatoren aus nächster Nähe zu betrachten. Im Gegensatz zu manch anderem Gast verzichtete Prisca allerdings darauf, die Muskeln der Kämpfer mit eigenen Händen zu prüfen, auch wenn es dem einen oder anderen Gladiator zu gefallen schien, seinen beachtlichen Bizeps von den staunenden Damen drücken zu lassen. Nach einiger Zeit hatte Prisca genug gesehen und gutgelaunt schlenderte sie zurück zu ihrem Leibwächter. "Und? Hattest du schon die Gelegenheit um mit den Kämpfern ein wenig zu fachsimpeln? … Ist sicher sehr interessant und mal etwas anderes. als immer nur der Herrin die Markteinkäufe hinterher zu tragen, nicht wahr? … Welcher von den Gladiatoren ist denn dein Favorit? " Fröhlich strahlend sah Prisca in die Augen ihres Leibwächters, ehe sie den Blick über die Speisen wandern ließ, die vor ihnen aufgebaut waren.


    "Ah, du hattest ja vorhin erwähnt, dass du ein paar Anliegen hättest. … Um was geht es denn?", fragte Prisca im Plauderton und aus reiner Neugier weiter nach, während sie ein paar Trauben aus einer Obstschale pflückte. Die Schaukämpfe würden zwar bald beginnen, aber bis dahin konnte man sich ja noch ein bisschen unterhalten.

    Es war kein Zufall, dass Prisca ausgerechnet diesen Tag für den Besuch der Märkte ausgesucht hatte, um dort Handwerker für Reparaturarbeiten ihres Landsitzes in Antium anzuwerben. Denn von den Märkten aus war es nicht mehr weit bis zum Ludus Dacicus, wo am heutigen Abend ein besonderes Spektakel dar geboten wurde. Viele von ihren Freundinnen und Bekannten würden mit Sicherheit auch kommen, denn wer wollte nicht mal die künftigen Helden der Arena aus nächster Nähe bewundern? Zumal man die Gladiatoren ansonsten nur aus der Ferne zu Gesicht bekam und viele nach einem blutigen Kampf auch nicht mehr ganz so ansehnlich wirkten, wie die zehn zur Schau gestellten Kämpfer heute.


    Ob ihr Leibwächter auch so viel Gefallen daran fand, die athletischen und muskulösen Männerkörper zu betrachten? Fragte sich Prisca mit einem flüchtigen Seitenblick zu Lyciscus und spontan verglich sie seine Statur mit denen der anwesenden Gladiatoren. Naja, verstecken müsste er sich nicht, stellte Prisca zufrieden schmunzelnd aber rein theoretisch fest, da sie ihren treuen Sklaven für kein Geld der Welt für einen Kampf auf Leben und Tod hergeben würde.


    Über so etwas dachte Prisca auch nicht ernsthaft nach, vielmehr liebte sie es zu wetten (nicht des Geldes wegen, sondern weil es ihr einfach Spaß machte zu spielen) und da konnte es nicht schaden die möglichen Favoriten der kommenden Kämpfe vorweg in Augenschein zu nehmen. Darüber hatte Prisca ihren Leibwächter auch aufgeklärt, damit er Bescheid wusste warum sie hier waren und nun gab Prisca ihm mit einem Zeichen zu verstehen, dass sie es ihm überließ ob er an ihrer Seite bleiben-, oder sich lieber etwas zu essen holen wollte.


    Die dargebotenen Speisen sahen nämlich allesamt sehr schmackhaft aus, genauso wie die Gladiatoren, an denen Prisca im Augenblick mehr Interesse hatte. Wer sind sie, wo kommen sie her, welche Erfahrungen haben sie bereits gesammelt und vor allen, … welche eindrucksvollen Namen tragen die Todgeweihten? Nun irgendwer hier würde diese Information schon liefern und derweil begnügte sich Prisca mit den optischen Eindrücken …

    Prisca wusste, welch dünnen Grat sie oftmals beschritt. Sowohl in ihren Gedanken als auch mit ihrem Handeln. Und die augenblickliche Nähe zu ihrem Leibwächter beflügelte geradezu jene Gedanken, die eigentlich verboten waren und dennoch konnte und wollte Prisca diese nicht gänzlich unterdrücken. Lyciscus war "nur" ein Sklave, ja, aber er war auch ein in Freiheit geborener Mann mit einem eigenen Willen und genau das unterschied ihn von den anderen namenlosen und charakterlosen Sklaven, von denen sie sonst den ganzen Tag umgeben war. Schon auf dem Markt war Prisca dieser Unterschied aufgefallen. Allein wie Lyciscus sie damals von seinem Podest aus betrachtet hatte. So als würde er sich seine Herrschaft auszusuchen wollen - anstatt anders herum. Dieser Blick hatte Prisca so gut gefallen, dass sie diesen Sklaven unbedingt hatte haben wollen. Und um sicher zu gehen, dass sie keinen weiteren Sklaven ohne Rückgrat und ohne eigenen Willen gekauft hatte, hatte sie ihn zunächst einfach weggeschickt und ihn damit einer Prüfung unterzogen.


    Es war sicher nicht einfach, ihn gehen zu lassen, aber er war zurück gekehrt und nun war sie sich seiner Treue und seines Vertrauens sicher. Zu sicher? Nein, was hatte Prisca schon zu verlieren? Oder besser gesagt, was konnte sie von ihrem Leben sonst noch erwarten, außer einer kinderlosen Ehe an der Seite eines Mannes, der sie zwar vergötterte aber körperlich nicht begehrte. Prisca war keine Göttin, sie war eine Frau und überdies eine echte Aurelia und den Aureliae wurde seit jeher ein feuriges und leidenschaftliches Temperament attestiert. Hierin bildete Prisca keine Ausnahme, denn ihr Verlangen nach körperlicher Nähe war groß, genauso wie der Wunsch von den Männern begehrt zu werden, so lange sie noch jung und schön genug war.


    Lyciscus war auch "nur" ein Mann und in diesem Augenblick hätte Prisca wohl sämtliche Bedenken über Bord geworfen, hätte nicht ihr Leibwächter quasi in letzter Sekunde dem Ganzen Einhalt geboten. Wobei Prisca es zuerst kaum glauben konnte, als Lyciscus den Griff löste und ein paar Schirrte zurück trat. Ein flüchtiger Blick der Verwunderung streifte Lycsicus. Hatte sich ihr Slave sich etwa gerade erlaubt, ihre Zärtlichkeiten zurück zu weisen? Und Priscas Augen wurden noch größer. Was soll das jetzt? " … zu meinem Mann? Ich? …Jetzt? …Mich meinem Glück näher bringen?", kam es fragend über Prisca´s Lippen während sie ihren Leibwächter ungläubig anstarrte. Nein, sie wollte nicht gehen, sie genoss den Augenblick gerade sehr und abgesehen davon war ihr Mann um diese Uhrzeit üblicherweise mit der salutatio und seinen Klienten vollauf beschäftigt. Das musste Lyciscus doch mittlerweile wissen.


    Mit einem weiteren tiefen Blick in seine Augen glaubte Prisca allerdings zu erkennen, welche Intention dahinter steckte und im Grunde musste sie ihm für sein vernünftiges Handeln wohl dankbar sein. Hier war nicht Antium, hier konnte jederzeit jemand auftauchen, auch wenn dies sehr unwahrscheinlich war. Wäre es wohl anders gekommen, wären sie in Antium gewesen? Eine müßige Frage nun, da der Anflug von Unvernunft wieder dem Verstand gewichen war. "Dann … werde ich jetzt am besten ein Bad nehmen … und mich frisch machen, nach dieser Anstrengung. … Ist gar nicht so leicht, einen so schweren Kerl wie dich ständig zu Boden zu werfen", entgegnete Prisca schließlich einlenkend und gar nicht böse, sondern im neckenden Tonfall: "Ach ja! Noch etwas möchte ich tun … und zwar übermorgen auf den Markt gehen, um die Handwerker für die Reparaturarbeiten anzuheuern. Außerdem möchte ich endlich wissen, was aus dem Verwalter geworden ist. Suche bitte diese Sklavin und kläre mit ihr, wo sich der Verwalter aufhält und wie es ihm geht. Sie scheint irgendwie wie vom Boden verschwunden zu sein", fügte Prisca schnell noch einige Anweisungen und Gedanken an die nahe lagen, um sich endgültig abzulenken.


    Eine Sekunde lang wirkte Prisca danach noch unsicher, ob sie gehen sollte oder bleiben, doch schließlich wandte sie sich mit den folgenden Worten und einem letzten Lächeln endgültig zum Gehen: "Und danke, … Lyciscus …", wie zum Dank dafür, dass er sie gerade vor einer weiteren Dummheit bewahrt hatte …

    Die erhoffte Reaktion seines Körpers blieb aus, doch das störte Prisca nicht weiter. Sie hatten schließlich alle Zeit der Welt und es gäbe noch so vieles, das sie ausprobieren konnten. Es war eben ein langsames Herantasten. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, nachdem die Finger ihres Gatten endlich den Weg unter den Stoff ihres Kleides gefunden hatten. Prisca genoss das angenehme Kribbeln auf ihrer Haut und mit sanften räkelnden Bewegungen versuchte sie sogleich den lästigen Stoff ihres Gewandes gänzlich abzustreifen, um dem Forscherdrang ihres Gatten neue Nahrung zu bieten. Ob ihm gefiel, was er da zu fassen bekam? Prisca jedenfalls gefiel, wie Gracchus sie berührte und so schloss sie genießend die Augen, … um sie Sekunden später wieder zu öffnen.


    Prisca … Hör auf? … Warte! … Lass mich … Ist es ihm doch unangenehm? Wegen mir? …oder wegen ihm? Was wollte Gracchus ihr gerade sagen? Leicht verwundert sah Prisca in die Augen ihres Mannes, als dieser sanft aber bestimmend ihre Hände nach unten zog. Schon hielt Gracchus sie ganz fest umarmt. Wollte er die Initiative ergreifen? Nun, dagegen hatte Prisca absolut nichts einzuwenden, weshalb sie sich willig an ihn schmiegte. Es schien ihm jedoch an der nötigen Entschlossenheit zu fehlen, oder warum nahm er sie nicht endlich? Lag es doch an ihr, an ihm … an was nur?


    Prisca war unentschlossen was sie nun tun sollte und konnte, damit dieser schöne Moment kein jähes Ende fände … noch nicht! "Mach bitte weiter, … bitte, … küss mich … es fühlt sich so schön an deine Lippen zu spüren", wisperte Prisca an das Ohr ihres Gemahls, ihre Wange verliebt gegen die seine schmiegend und sich ganz seinen Händen und Lippen ergebend und ohne zu wissen, ob dies überhaupt das Begehr seines augenblicklichen Handelns war ...