Dem Anlass entsprechend war die Feier bei den Flaviern - ohne Zweifel - ein wichtiges Ereignis und ganz sicher bestünde die Gästeliste aus ziemlich vielen einflussreichen Namen. Von daher empfand Prisca es durchaus als eine Ehre, von Piso zu dieser Festivität mit eingeladen worden zu sein. "Nein ich kenne deine Schwester leider noch nicht. Aber ich freue mich schon sehr darauf ihre Bekanntschaft zu machen ..." und besonders freue ich mich auch dich wieder zu sehen, drückte Prisca ihre ehrliche Freude über die Einladung und diesem - zugegeben etwas zusammen gestöpseltem - kleinen Nachsatz mit einem versonnenen Lächeln aus. Er will mich wiedersehen? ... Ich ihn auch Denn es wäre wirklich eine Schande! Nicht nur wegen dem schönen Kleid. Für wen sonst sollte ich es tragen und mich hübsch machen? Wenn nicht für ... ihn?, dachte Prisca ganz für sich, ohne den Blick dabei aus Pisos Augen zu verlieren.
Ach herrje … Es war wirklich eine wahre Schande, dass sie und Piso ausgerechnet zur falschen Zeit am falschen Ort waren: "Oh, du schreibst auch Gedichte?", horchte Prisca nämlich mit einem bewundernden Seufzer auf, als Piso ihr von seinem Vorhaben erzählte. "Wie schade, dass es noch nicht fertig ist. Ist es dein erstes selbstgeschriebenes Werk, oder hast du schon viele Gedichte geschrieben?" , fragte Prisca dennoch mit regelrecht glänzenden Augen nach, da sie Gedichte über alles liebte. Ist er zu allem Überfluss auch noch ein Poet? Nur zu gerne hätte sie sofort eine kleine Kostprobe aus Pisos Mund vernommen. Ob sich vielleicht später die Gelegenheit fände? Hoffentlich ...
Leicht irritiert begann die Aurelia jedenfalls zu blinzeln, als Piso viele Namen aus seiner Familie aufzählte, von denen sie wiederum (zu ihrer eigenen Schande) die Hälfte zum Teil nur flüchtig - bis gar nicht kannte. Das wollte sie aber nicht offen zugeben, zumal die beiden Familien durch die Verbindung zwischen ihrem Onkel und Celerina, längst näher zusammen gewachsen waren. "Das macht mich traurig zu hören, dass es Flavius Gracchus nicht gut geht. Ich hoffe es ist nichts Ernstes?! Bestelle ihm doch bitte meine besten Wünsche.", entgegnete Prisca mit leichter Bestürzung. Wenigstens geht es seinem Sohn und Antonia offensichtlich gut. An das Familienoberhaupt und seine Frau konnte sie sich nämlich noch gut erinnern, da er ihr damals zu den Saturnalien höchstpersönlich jene kleine Löwenfigur geschenkt hatte, die seitdem einen Ehrenplatz auf ihrem Schreibtisch gefunden hatte.
Der Name Furianus sagte der Aurelia hingegen nur flüchtig etwas in Bezug auf dessen Consulat in Hispania und auch die Frage nach Ägypten musste sie mit einem: "Nein, leider war ich noch nie in Ägypten. Aber ich habe schon viel davon gehört und gelesen und nur zu gerne würde ich es einmal bereisen." - verneinen. Die Namen von Aristides und seiner Frau waren Prisca hingegen wieder ein Begriff: "Oh, in Baiae lebt er und Epicharis also neuerdings?! … Und ich habe mich schon gewundert, warum ich die beiden so selten hier in Rom antreffe", entgegnete Prisca völlig überrascht davon, dass er und seine Frau längst aus Rom abgereist waren. Lucullus - Sabinus - Felix ...? All diese Flavier kannte Prisca wiederum gar nicht, oder nur flüchtig, weshalb sie die Worte von Piso lediglich mit einem interessierten Nicken bedachte. Zu den Saturnalien sagte Aurelia ebenfalls nichts, da dieser Feiertag für sie ohnehin ein überflüssiges und lästiges Übel war.
Sehr viel lieber erzählte Prisca da von ihrer eigenen Familie, wenngleich sie auch hier nicht immer alles genau wusste. Zum Beispiel: Warum weilt Celerina schon seit längerem in Ostia ...fern von Marcus?. Möglicherweise ein Ehekrach?! Aber gut, das wollte die Aurelia nicht unbedingt vor dem eigenen Bruder der Braut andeuten, denn sie wusste es nicht genau. "Celerina? Ja es geht ihr gut, so wie im übrigen meiner gesamten Familie danke. Sie hat sich auch schon gut bei uns zu Hause eingelebt" hoffe ich zumindest, antwortete Prisca daher etwas verhalten auf Pisos Frage hin. "Mein Onkel ist übrigens auch ein begeisterter Blumenliebhaber, wie dein Vetter Felix. Die beiden könnten sich sicher stundenlang über Blumen unterhalten", plauderte Prisca mit einem leisen Kichern weiter von ihren liebgewonnenen Verwandtschaft. "Einige meiner Cousins waren in letzter Zeit verreist oder im Dienst im Ausland. Aber sie sind zum Glück alle wohlbehalten nach Rom zurück gekehrt. Avianus, Orestes, Cotta … vielleicht kennst du ja den einen oder anderen bereits?" Es wäre sicher nicht unwahrscheinlich, dass die jungen Römer sich bereits kannten. Genügend Verbindungen und Gelegenheiten gab es in Rom ja zu Hauf.
Gerne hätte Prisca einfach so weiter mit Piso geplaudert und gelacht und alles um sie herum vergessen. Zu dumm nur, dass sich ausgerechnet in diesem Moment der nervige Händler wieder räuspernd zu Wort meldete ...
So so, der Kunde wollte also wiederkommen, sofern der Preis stimmt?! Ja ja. So sicher wie es in Charax-Spasinu schneien würde, zog Mithridates eine gequälte Grimasse. Denn wenn heute jemand eine Anleitung zum Unglücklichsein gebraucht hätte, so wäre (seiner Meinung nach) eindeutig er derjenige gewesen! … Nur 20 Aurei wollte ihm der Römer allen Ernstes bieten, der ihn noch dazu als Freund verspottete. Schöner Freund! Ein Räuber ist das- ruiniert mich, dachte der Parther für sich und hätte am liebsten erneut die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. "20 Aurei?! Was solle ich schon großartig davon kaufe, hah? … Isse Roma eine sehr teure Pflaster. Du wisse das sicher selber … Freund", meckerte der Händler beleidigt und machte eine wegwerfende Handbewegung. Als ob der Kunde jemals wieder kommen würde. Pah, solche Versprechungen hörte der Parther tagtäglich. Gerade als er sich zu einem allerletzten Gebot von 25 Aurei herab lassen wollte, wurde Mithridates (zu allem Überfluss) von einem seiner Sklaven gestört: "Herr?" - "Ja? ...Wasse, Wasse isse?", zischte er genervt, verstummte aber sogleich wieder, da ihm der Sklave anscheinend etwas sehr wichtiges ins Ohr flüsterte. "Drusulia? … Drusulia isse hier, oooh…", seufze Mihtirdates plötzlich ganz andächtig und mit verklärt blitzenden Augen. Jene Dame gehörte nämlich zu den wenigen solventen Kunden, die tatsächlich regelmäßig seinen Laden besuchten (und ganz im Vertrauen: nicht nur seinen Laden) und dabei jedes Mal ein kleines Vermögen hier ließen.
Das würde das Verlustgeschäft mit dem Flavier mehr als aufwiegen. "[SIZE=7]Ich´e, ehm ... Fuhre Drusulia schon mal … du wisse schon wohin. ..und richte ihr aus, dass ich´e fliege[/SIZE]", flüsterte er dem Sklaven hinter vorgehaltener Hand hastig zu. Fast im selben Atemzug ergriff der Händler die immer noch hingehaltene Hand des Römers und drückte diese fest, um das Geschäft schnell zu besiegeln : "Ehm na gut, meinetwegen. 20 Aurei! … Du solle habe geschenkt. Isse ja fur schöne Frau, nicht wahr?" Schon war der Parther aufgestanden und hatte Piso an der Hand halb mit auf die Beine gezogen. "Aber nun du musse mich entschuldigenwertes Freund. … Ich´e, äh … ich´e musse dringend weg. Zahle du ruhig an meine Sklave hier, die werde sich weiter um euch kummern? … Wunsche ich euch noch schönes langes Leben ", verabschiedete der Händler etwas überstürzt seine Kunden und - 'schwupps' - schon war er im Haus verschwunden.
Prisca verfolgte das Geschehen mit sichtlicher Verwunderung und einem verständnislosem Kopfschütteln. Unverschämtheit, uns so abzuservieren. Wenigstens verschont er uns mit weiterem Geschwätz und zudem hat Piso einen wirklich guten Preis heraus schlagen können, dachte sie sich zufrieden und mit einem anerkennenden Blick zu dem Flavier. An dem Preis war wirklich nichts auszusetzen, denn die Ware (woher auch immer sie stammen mochte) war wirklich von guter und edler Qualität. "Ein komischer Kauz nicht wahr? …", kommentieret Prisca schließlich knapp das sonderbare Geschäftsgebaren des Händlers. Sie erhob sich ebenfalls aus den weichen Kissen und schritt langsam auf das Zelt zu: "Wenn du mich kurz entschuldigen würdest?! … Ich ziehe mich nur schnell um." Prisca würde das Kleid selbstverständlich nicht anlassen, da es seine Premiere ja erst auf der besagten Feier hätte. Piso könnte in der Zwischenzeit schon mal zahlen, während die beiden Ägypterinnen die Kleider vorsichtig zusammenfalteten und anschließend an Saba aushändigten.
Eine gefühlte Ewigkeit später war Prisca wieder zurück bei Piso, dem sie sofort ein strahlendes und dankbares Lächeln zu warf. Schließlich hatte er nicht nur seinen kleinen Fauxpas von vorhin mehr als angemessen beglichen, sondern er hatte sie überdies mit seiner sympathischen Art wirklich berührt:"Ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll, ... Piso. Die Kleider sind wunderschön und ich kann es kaum erwarten sie zu tragen" Etwas unsicher blickte Prisca ihrem Begleiter in die Augen. Wäre er ihr Onkel oder ihr Cousin Ursus gewesen, hätte sie ihm - ohne zu zögern - zum Dank einen Kuss auf die Wange gehaucht. So aber blieb es nur bei einem zögerlichen Verharren und einem sehr innigen Blick, mit dem sie den Flavier bedachte und hoffte, dass ihr gemeinsamer Einkaufsbummel nun nicht allzu abrupt enden würde.