Das plötzliche Einlenken ihres Gatten überraschte Prisca ein wenig. Und ich dachte, die Sorge um die Sicherheit wäre nur der Vorwand, … aber um so besser. Wenn er nicht darauf besteht, dann will ich ihm mal nicht widersprechen! So beließ es Prisca bei einem dankbaren Lächeln und einem bestätigenden Nicken zum Zeichen, dass es wirklich nur "harmlose" Gewohnheiten waren, welche sie zu der bevorzugten Behausung ihres Sklaven veranlasste. Irgendwie fand Prisca es rührend, wie sehr ihr Gemahl augenscheinlich um die Sicherheit und das Wohl der Familie besorgt war und sie fand ihre Gefühle zu ihm ein weiteres Mal bestätigt.
Eher enttäuschend war hingegen seine Reaktion auf die scherzende Einladung zum Liebesspiel … Gewiss … Mehr als dieses eine Wort der profanen Zustimmung konnte sie ihm damit nicht entlocken? Ausgerechnet jenem Mann, der allein mit seinen Komplimenten es ansonsten schaffte, sie fast schon in lustvolle Ekstase zu versetzen? Prisca glaubte in diesem einen Wort der Zustimmung all den Widerwillen heraus zu hören, dem zum Trotz sich ihr werter Gemahl ihr zu Liebe dazu überwand, ihrem Wunsch nach körperlicher Nähe zu entsprechen. Wahrlich eine ehrenhafte Einstellung, egal wie schmerzlich sie auch sein mag
Ja, Prisca kam nicht umhin ihren Mann für seine Prinzipien zu bewundern, denen er folgte und sie fühlte durchaus eine ehrliche Liebe zu ihrem Gemahl, obwohl sie wusste, dass seine Gefühle zu ihr niemals von jener Leidenschaft geprägt sein würden, die sie sich insgeheim von ihm wünschte. Aber so schön wie das lustvolle Liebesleben auch sein konnte … es war nur eine Facette des Ganzen.
Und so sah Prisca wohlwollend über die einfältige Antwort ihres Gemahls hinweg, um stattdessen aufmerksam seinen Ausführungen zu der Debatte im Senat zu folgen. Die Tatsache, dass er sie in dieses Thema mit einbezog, zeigte Prisca wie sehr (und wie hoch) ihr Ehemann ihre Meinung schätzte und dementsprechend wollte sie auch ihre ehrliche (und wohl überlegte) Meinung dazu abgeben:
"Wenn ich dich recht verstehe, so möchte Consul Claudius per Gesetz die Karrieremöglichkeiten der Frauen allein wegen dem respektier losem Verhaltens jener Sergia beschränken, die der Senat zu den Hintergründen des jüngsten Sklavenaufstandes befragt hatte? … Sergia Fausta, wie ich vermute?!" Ein Stück weit war dies eine rein rhetorische Frage, da Prisca nur von einer Bekannnten wusste, die augenblicklich höhere Ämter inne hatte. "Spontan stelle ich mir die Frage, was genau den Consul dazu bewegt, allein in einem despektierlichen Verhalten einer Frau gleich eine Revolutionärin zu sehen und, ... kann er denn noch weitere Frauen benennen, die ihre höheren Positionen augenscheinlich dazu missbrauchen, um Rom Schaden zu zu fügen?" Eine kurze Pause folge, in der Prisca nur verständnislos den Kopf schütteln konnte: " Beim bestem Willen kann ich mir nicht vorstellen, das auch nur eine römische Bürgerin - mit klarem Verstand - es je in Betracht ziehen könnte gegen den römischen Staat zu agieren. Gegen all unsere Werte und Prinzipien, die uns Römer stark gemacht haben?" Nein, allein diese Vorstellung war in Prisca´s Augen völlig absurd und bar jeder Vernunft:"Sklavinnen oder Peregrine! ..Ja, bei denen ließe ich es mir noch eingehen, dass sie gegen den Staat konspirieren,... aber eine echte Römerin? Das wäre glatter Verrat!… Hat der Senat denn ernsthaft Zweifel und so wenig Vertrauen in die Frauen von Rom, dass es solcher Gesetze bedarf? … Ich meine, nur eine Frau, die komplett ihren Verstand verloren hat, könnte so handeln und wenn sie es tatsächlich wagt, dann gehört sie mit aller Härte dafür bestraft! Aber hat uns nicht die Geschichte gelehrt, das auch ein Mann wie Salinator das römische Volk ins Unglück stürzen kann?! Sind nicht Männer und Frauen in dieser Beziehung absolut gleich? . Natürlich waren Frauen den Männern nicht gleichgestellt und an diesem patriachalishcen Weltbild wollte Prisca auch nicht rütteln. Allein der Gedanke, dem römischen Staat Schaden zufügen zu wollen, widersprach allerdings jeglicher Vorstellungskraft, angesichts der Erziehung, die Prisca genossen hatte und dementsprechend machte es für sie keinerlei Sinn noch Unterschied, ob nun ein Mann oder eine Frau sich gegen den römischen Staat erheben würde.
Fragend und verwirrt starrte Prisca ihrem Gemahl in die Augen in der Hoffnung, dass wenigstens er keinerlei Zweifel daran hätte, dass sie stets den Prinzipien und den Gesetzen des römischen Volkes bedingugnslos Folge leisten würde, auch wenn es im Senat offenbar aktuell Zweifel an der Integrität der römischen Frauen gab.