Beiträge von Aurelia Prisca

    Das plötzliche Einlenken ihres Gatten überraschte Prisca ein wenig. Und ich dachte, die Sorge um die Sicherheit wäre nur der Vorwand, … aber um so besser. Wenn er nicht darauf besteht, dann will ich ihm mal nicht widersprechen! So beließ es Prisca bei einem dankbaren Lächeln und einem bestätigenden Nicken zum Zeichen, dass es wirklich nur "harmlose" Gewohnheiten waren, welche sie zu der bevorzugten Behausung ihres Sklaven veranlasste. Irgendwie fand Prisca es rührend, wie sehr ihr Gemahl augenscheinlich um die Sicherheit und das Wohl der Familie besorgt war und sie fand ihre Gefühle zu ihm ein weiteres Mal bestätigt.


    Eher enttäuschend war hingegen seine Reaktion auf die scherzende Einladung zum Liebesspiel … Gewiss … Mehr als dieses eine Wort der profanen Zustimmung konnte sie ihm damit nicht entlocken? Ausgerechnet jenem Mann, der allein mit seinen Komplimenten es ansonsten schaffte, sie fast schon in lustvolle Ekstase zu versetzen? Prisca glaubte in diesem einen Wort der Zustimmung all den Widerwillen heraus zu hören, dem zum Trotz sich ihr werter Gemahl ihr zu Liebe dazu überwand, ihrem Wunsch nach körperlicher Nähe zu entsprechen. Wahrlich eine ehrenhafte Einstellung, egal wie schmerzlich sie auch sein mag


    Ja, Prisca kam nicht umhin ihren Mann für seine Prinzipien zu bewundern, denen er folgte und sie fühlte durchaus eine ehrliche Liebe zu ihrem Gemahl, obwohl sie wusste, dass seine Gefühle zu ihr niemals von jener Leidenschaft geprägt sein würden, die sie sich insgeheim von ihm wünschte. Aber so schön wie das lustvolle Liebesleben auch sein konnte … es war nur eine Facette des Ganzen.


    Und so sah Prisca wohlwollend über die einfältige Antwort ihres Gemahls hinweg, um stattdessen aufmerksam seinen Ausführungen zu der Debatte im Senat zu folgen. Die Tatsache, dass er sie in dieses Thema mit einbezog, zeigte Prisca wie sehr (und wie hoch) ihr Ehemann ihre Meinung schätzte und dementsprechend wollte sie auch ihre ehrliche (und wohl überlegte) Meinung dazu abgeben:


    "Wenn ich dich recht verstehe, so möchte Consul Claudius per Gesetz die Karrieremöglichkeiten der Frauen allein wegen dem respektier losem Verhaltens jener Sergia beschränken, die der Senat zu den Hintergründen des jüngsten Sklavenaufstandes befragt hatte? … Sergia Fausta, wie ich vermute?!" Ein Stück weit war dies eine rein rhetorische Frage, da Prisca nur von einer Bekannnten wusste, die augenblicklich höhere Ämter inne hatte. "Spontan stelle ich mir die Frage, was genau den Consul dazu bewegt, allein in einem despektierlichen Verhalten einer Frau gleich eine Revolutionärin zu sehen und, ... kann er denn noch weitere Frauen benennen, die ihre höheren Positionen augenscheinlich dazu missbrauchen, um Rom Schaden zu zu fügen?" Eine kurze Pause folge, in der Prisca nur verständnislos den Kopf schütteln konnte: " Beim bestem Willen kann ich mir nicht vorstellen, das auch nur eine römische Bürgerin - mit klarem Verstand - es je in Betracht ziehen könnte gegen den römischen Staat zu agieren. Gegen all unsere Werte und Prinzipien, die uns Römer stark gemacht haben?" Nein, allein diese Vorstellung war in Prisca´s Augen völlig absurd und bar jeder Vernunft:"Sklavinnen oder Peregrine! ..Ja, bei denen ließe ich es mir noch eingehen, dass sie gegen den Staat konspirieren,... aber eine echte Römerin? Das wäre glatter Verrat!… Hat der Senat denn ernsthaft Zweifel und so wenig Vertrauen in die Frauen von Rom, dass es solcher Gesetze bedarf? … Ich meine, nur eine Frau, die komplett ihren Verstand verloren hat, könnte so handeln und wenn sie es tatsächlich wagt, dann gehört sie mit aller Härte dafür bestraft! Aber hat uns nicht die Geschichte gelehrt, das auch ein Mann wie Salinator das römische Volk ins Unglück stürzen kann?! Sind nicht Männer und Frauen in dieser Beziehung absolut gleich? . Natürlich waren Frauen den Männern nicht gleichgestellt und an diesem patriachalishcen Weltbild wollte Prisca auch nicht rütteln. Allein der Gedanke, dem römischen Staat Schaden zufügen zu wollen, widersprach allerdings jeglicher Vorstellungskraft, angesichts der Erziehung, die Prisca genossen hatte und dementsprechend machte es für sie keinerlei Sinn noch Unterschied, ob nun ein Mann oder eine Frau sich gegen den römischen Staat erheben würde.


    Fragend und verwirrt starrte Prisca ihrem Gemahl in die Augen in der Hoffnung, dass wenigstens er keinerlei Zweifel daran hätte, dass sie stets den Prinzipien und den Gesetzen des römischen Volkes bedingugnslos Folge leisten würde, auch wenn es im Senat offenbar aktuell Zweifel an der Integrität der römischen Frauen gab.

    Ein paar Minuten sagte und rührte sich Prisca überhaupt nicht. Sie weinte nur und zitterte heftig. Am allerwenigstens verschwendete sie dabei einen Gedanken daran, dass sie ihren Sklaven umarmt hielt und es ihm womöglich unangenehm war oder es ihn gar verwirrte, was sie da tat. Sie brauchte Nähe und Geborgenheit und die konnte ihr in dem Augenblick nur Lyciscus schenken, da er der Einzige im Raum war. Denn noch immer schwebte das Bild dieser schrecklichen vogelähnlichen Fratze vor ihrem geistigen Auge und das Gesagte hallte in ihren Ohren. Mutter ….


    In Priscas Kopf wirbelten die Gedanken nur so durch einander und sie fand keine Erklärung. Warum diese blutverschmierte Fratze und diese vogelähnliche Erscheinung? Prisca fand keine Erklärung doch jedes Mal wenn das Wort "Mutter" ihre Gedanken durch zuckte, zittere sie am ganzen Körper und es dauerte bis sie endlich die Kraft fand sich von Lyciscus zu lösen. Erschöpft sank Prisca zurück auf das Kissen und blickte schluchzend und mit verweinten Augen in das Gesicht ihres Sklaven. Priscas Blick wirkte nicht streng oder gar wütend, sondern dankbar und sie sagte (noch) nichts, denn sie musste erst einmal realisieren, wo sie war und was außer dem Traum passiert war. Ob ich einen Medicus brauche?


    "Nein …nein, ich will niemanden sehen. Nicht jetzt …, antwortete Prisca mit leiser krächzender Stimme auf die Frage nach dem Medicus: "Mir …geht es …gut" Nein es ging ihr gar nicht gut! Sie hatte gerade eine schreckliche Erscheinung gehabt, die sie immer noch vor Angst zittern ließ. "Wo … wo bin ich überhaupt. Hast du mich … hierher gelegt?. In Prisca´s Stimme lag kein Vorwurf und keine Wut, vielmehr klang sie völlig hilflos angesichts der Tatsache, dass sie sich an rein gar nichts mehr erinnern konnte außer an den Traum.


    Langsam glitt ihr Blick an ihrem Körper hinunter und als Prisca den riesigen Rotweinfleck auf ihrem Gewand entdeckte, schrie sie vor Schreck und Entsetzen auf. Oh …nein…bei allen Göttern …es ist wahr …es war kein Traum … ich …nein … ich ..bitte nicht …bitte!… Was passiert nur mit mir? … Das kann kein Traum gewesen sein. Das war eine Vorsehung. Ich ..ich bin verflucht! …Mein Körper ist verdorben …Bei allen Göttern … Warum ausgerechnet ich? Ich verstehe das nicht Völlig aufgelöst warf sich die Aurelia ein weiteres Mal um den Hals ihres Leibwächters - geschüttelt von heftigen Weinkrämpfen - und erneut dauerte es ein paar Minuten, bis Prisca sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Tja, es lag eben nicht nur am Alkohol sondern an der gehörigen Portion Drogen, dass Prisca derart durch den Wind war …

    "Du hast recht. Ein Theaterstück wäre in der Tat zu viel. Es soll sich ja in der Hauptsache um die Kleider drehen.", stimmte Prisca dem Einwand der Claudia gerne zu, denn das Motto des Festes sollte ja "ludus vestium" lauten. Und zu einem Spiel passten Rätselraten und Tänze eben besser. "Sehr schön! Tänzerinnen, Rätsel, Musik ...die Kleider sind arrangiert, ...das Meiste haben wir bereits geschafft! So bleiben nur noch die Einladungen, die es zu verteilen gilt", stellte Prisca - mit einem letzten prüfenden Blick auf das Arrangement - erfreut und auch erleichtert fest. "Meinen Cousinen werde ich die Einladung persönlich überbringen, da ich ohnehin meinen Cousin Lupus in der Villa Aurelia besuchen wollte und was den genauen Tag anbelangt … hmm Prisca versuchte auf die Schnelle gedanklich zu eruieren, welche (öffentlichen] Festivitäten in nächster Zeit anstehen würden, um nach Möglichkeit eine Überschneidung zu vermeiden.


    Es sollten ja möglichst viele Damen - allen voran die Kaiserin! - erscheinen, damit am Ende das Fest tatsächlich "in aller Munde" wäre. "Wir sollten uns den Termin genau überlegen, denn es sollen ja so viele wie möglich Zeit haben. … Auch die, die vor Neid platzen sollen" Prisca blickte augenzwinkernd und kichernd zu Sassia. Die Einstellung der jungen Claudia gefiel ihr. Ja mit ihr würde sie gerne mehr unternehmen und zusammen würden sie es so manchen Damen schon zeigen (insbesondere den alten Matronen, die allzu gerne über alles und jeden lästerten).

    In tiefer Bewusstlosigkeit verweilte Prisca´s Geist, umfangen von gänzlicher Schwärze und absolutem Nichts. Doch tief in ihrem Innersten war Prisca hellwach und sie spürte all ihre Sinne. Ihr Körper schien zu schweben, als würde sie mit geschlossenen Augen auf oder unter dem Wasser treiben. Sie fror schrecklich und gleichzeitig verspürte sie ein Brennen und Ziehen in ihrem Bauch. Prisca sah an sich herab und sie erkannte das weiße Nachtgewand, das in der Dunkelheit regelrecht zu glühen schien. Prisca erschrak, als sie an der Stelle, wo das Brennen und Ziehen am intensivsten zu spüren war, ein blutrotes Mal entdeckte. Zunächst war es nur kleiner roter Punkt, der schnell größer wurde und sich dabei in eine bizarre blutverschmierte Fratze verwandelte. Anstatt Haaren schmückten Vogelfedern das Haupt und wo die Nase und der Mund hätten sein müssen, prangerte ein spitzer Schnabel. Doch es war nicht einfach nur ein flaches Bildnis, nein diese Fratze wuchs regelrecht aus dem Stoff des Gewandes hervor. Prisca stockte der Atem und voller Entsetzen blickte sie in die leuchtend roten Augen der Larve, die sie mit einem hämischen Grinsen anzustarren schien.


    Eiskalt lief es Prisca über den Rücken und sie versuchte sich von dem Anblick loszureißen, indem sie versuchte das Gewand irgendwie auszuziehen und wegzuwerfen. Doch je mehr Prisca an dem Stoff riss und zerrte, umso enger schien sich das Gewand um ihren Körper zu schmiegen, bis sie das Gefühl bekam nicht mehr atmen zu können. Die Fratze hatte sich mittlerweile von dem Stoff gelöst und schwebte direkt vor ihr, so nah und riesengroß, dass es den Anschein hatte sie würde jeden Moment das Schnabelmaul aufreißen, um Prisca zu verschlingen.


    Prisca geriet in Panik, ihr Atem ging hechelnd und ihre Stimme klang rau und heiser als sie dem grausigen Lemur entgegen schrie: "Weiche von mir!", was wiederum für die Ohren von Lyciscus nur wie ein leises Röcheln klingen mochte, während sich die Lippen der Aurelia in der realen Welt bewegten, als würde sie zu ihm reden.


    Die Schmerzen in ihrem Bauch wurden indes fast unerträglich und auch der Anblick der schrecklichen Fratze war kaum zu ertragen. Prisca wand sich hin und her, doch sie fühlte sich wie eine Fliege, die von der Spinne zu einem Kokon zusammen geschnürt worden war, ehe sie ihr als Mahlzeit dienen sollte.


    Du weißt wer ich bin! Plötzlich begann das Wesen vor ihren Augen plötzlich zu sprechen. Dumpf und grollend klang die Stimme und sein fauliger Atem ließ Prisca würgen. "Nein …nein…ich weiß es nicht und ich will es auch nicht wissen!" - und wieder erklang auch ihre Stimme real und dieses Mal war nur ein leises Wimmern zu vernehmen.


    "Doch du willst es wissen. Du wolltest Gewissheit und nun sollst du sie bekommen", sprach die Fratze unbeeindruckt weiter und grinste dabei hämisch. "Nein …ich will nicht …lass mich! ….", schrie Prisca und schüttelte verzweifelt den Kopf (während sie sich auf dem Bett unruhig zu wälzen begann).


    "Ich bin die Frucht deines Leibes! … Und ich warte schon ewig, um von dir auf die andere Seite geholt zu werden…Mutter! …Mutter wann endlich darf ich zu dir", klagend und gleichzeitig bedauernd und vorwurfsvoll hallten die Worte des grausigen Geistes an Priscas Ohren und bei dem Wort Mutter wurde der Schmerz in ihrem Bauch übermächtig.


    Ein grelles Licht blitzte auf und die Gestalt war verschwunden. Prisca krümmte sich noch einmal vor Schmerzen zusammen und dann drehte sie den Kopf einfach zur Seite und erbrach auf den Boden neben ihrem Bett. In diesem Moment verspürte Prisca eine unendliche Erleichterung, aber auch eine schreckliche Leere, sodass sie die Arme hilflos, wie eine Ertrinkende, ausstreckte in der Hoffnung sich an irgend etwas klammern zu können. In diesem Fall war das nicht irgend etwas sondern Lyciscus. Prisca realisierte jedoch nicht, dass sie im Begriff sich war sich ihrem Sklaven an den Hals zu werfen (sie hätte in der Sekunde wohl auch einen Baum umarmt - obgleich Bäume in einem cubiculum wohl eher selten anzutreffen waren).

    "Halt mich bitte … ", wimmerte Prisca leise und sie zitterte immer noch heftig am ganzen Körper während sie weinend das Gesicht an seiner Schulter vergrub. Zu mehr war Prisca nicht fähig und nur langsam wurde ihr bewusst, dass es wohl nur ein schrecklicher Alptraum gewesen war. Allerdings war dieser ihr so real erschienen, dass der Schrecken noch tief in ihren Gliedern saß.

    Der Besuch bei ihrem Cousin beschäftigte Prisca noch lange, denn das Dilemma in dem sie gefangen war ließ ihr keine Ruhe. Das Verlangen nach körperlicher Nähe wurde immer stärker und einzig die Angst vor den möglichen Konsequenzen hielt Prisca (noch) davor zurück, den entscheidenden Schritt zu wagen. Mit Lupus könnte sie zumindest ihr körperliches Verlangen stillen und wenn es stimmte, dass sie keine Kinder bekommen konnte, dann würde das für immer ihr Geheimnis bleiben. Und wenn ich doch Kinder bekommen kann? Dann wäre das Ergebnis wohl eine mittlere Katastrophe!! Ein Kind groß zu ziehen, das nicht von ihrem Mann ist, wäre ein Ding der Unmöglichkeit, außer, sie würde ihm vorschwindeln es wäre seines! Das würde aber nur gelingen, wenn sie im betreffenden Zeitraum der Zeugung auch nachweislich mit ihrem Mann geschlafen hätte! Sicher ein abenteuerlustiges Unterfangen angesichts Tatsache, dass Prisca ihren Gemahl regelrecht dazu vergewaltigen musste, seine ehelichen Pflichten zumindest rudimentär zu erfüllen. Und abgesehen davon kann ich Gracchus nicht anlügen, dafür liebe und schätze ich ihn zu sehr! AAAAAhh, beim Jupiter, ich werde noch wahnsinnig! Skrupel hatte Prisca - zu allem Überfluss - also auch noch (Noch!).


    Wie Prisca es drehte und wendete, sie fand keine Lösung und diese deprimierende Erkenntnis zerfraß sie innerlich. Tag um Tag zog so ins Land und das Rad der Zeit drehte sich weiter … und weiter … und nichts geschah.


    Der heutige Tag war ebenfalls schon Vergangenheit und das Dunkel der Nacht lag seit Stunden über der Stadt. Zum Glück! Denn nun würde Morpheus sie hoffentlich bald in sein schlafendes Reich entführen, um sie wenigstens für ein paar Stunden ALLES vergessen zu lassen. Doch selbst dieser Wunsch blieb Prisca in dieser Nacht verwehrt und stattdessen wälzte sie sich schlaflos hin und her, bis sie es kurz vor dem Morgengrauen im Bett nicht mehr aus hielt. Wenn Morpheus mir keine Ruhe gönnen will, so muss ich es eben SELBST machen. Typisch Mann!


    Mit einer gehörigen Wut im Bauch (auf diesen Gott und die Welt) und nur mit ihrem dünnen Nachtgewand bekleidet, tappte Prisca im Halbdunkel zu der Kline unter den Fenstern ihres Gemaches, auf der sie ab und zu die Sonnenstrahlen genoss . Gleich neben der Liege stand ein Tisch, auf dem eine Öllampe, eine Karaffe mit Wein, ein Becher, ein kleiner Mörser und drei Schatullen angerichtet waren. Seufzend ließ Prisca sich auf der Kline nieder und füllte im Schein des flackernden Öllichtes den Becher mit Wein. Anschließend öffnete die Aurelia mit gierigen Fingern die drei Schatullen, um die darin aufbewahrten Zutaten nacheinander in den Mörser zu geben. Etwas Mohn, eine Prise Opium und ein ordentliches Quäntchen von dem Pulver das sie bei bei dem Marktbesuch mit Lyciscus gekauft hatte.


    Letztere Zutat war zwar für ihren Gemahl zur Weckung seiner Libido gedacht, aber daran dachte Prisca im Augenblick nicht. Hastig vermischte sie die Zutaten und kippte diese in den Becher mit Wein. Andächtig betrachtete Prisca wie die Substanzen in der roten Flüssigkeit verschwanden, welche im Halbdunkel wie ein schwarzes Loch aus dem Jenseits ihr entgegen zu starren schien. Einzig und allein ihr Antlitz spiegelte sich unscharf darin und als letzte Zutat fand schließlich eine Träne den Weg in den Becher, um mit kleinen sich ausbreitenden Kreisen für immer darin zu verschwinden.


    "Was guckst du so?", schnitt Prisca kurz eine Grimasse und zwei weiteren Tränen rollten verloren über ihre Wangen: "Wer bist du überhaupt, dass du mir ein schlechtes Gewissen einreden willst? Warum soll ich mich nicht mit Männern vergnügen? Mein Gemahl tut das doch sicher auch, … nur mit mir will er nicht!", haderte Prisca mit ihrem Spiegelbild und war kurz davor, den Becher gegen die Wand zu schmeißen. In letzter Sekunde besann sie sich aber auf den Trank darin, der ihr die Erlösung des Vergessens bringen sollte. Nur für ein paar Stunden! Denn - nur um das klar zu stellen - Prisca dachte keineswegs daran für immer aus dem Leben zu scheiden, dazu liebte sie das Leben zu sehr. Allerdings war ihr nicht so recht bewusst, dass diese Mixtur sie womöglich schneller ins Elysium befördern würde als ihr lieb wäre.


    "Jeder glaubt, ich kann keine Kinder bekommen. Jeder! Außer mein Lyciscus. Er hat gesagt, ich werde eines Tages eine wunderbare Mutter sein! … Ausgerechnet ein Sklave muss mir das sagen! In Erinnerung an jene Worte des Thraker wurde Prisca von einem kurzen Weinkrampf geschüttelt, ehe sie wieder tief ins Glas sah - pardon in den Becher natürlich:"Er hat recht! Ich fühle es! Und du weißt es! … Irgendwann wird es so sein", redete Prisca weiter auf ihr Spiegelbild ein und als ihr dieses absurde Gebaren bewusst wurde, musste sie laut auflachen. Genug gesagt … und gedacht … und mit eine mZug leerte Prisca den Becher, der nicht der letzte sein sollte.


    Nach etwa drei bis vier Bechern Wein hatte Prisca schließlich den gewünschten "Effekt des Vergessens" erzielt. Sie schlief zwar immer noch nicht, aber dafür war ihr Geist derart von dem Alkohol und den Drogen vernebelt, dass sie dachte sie wäre ein Vogel, der hoch am Himmel seine Kreise zog. Tatsächlich drehte sie auf Zehenspitzen Pirouetten auf der Kline und es kam wie es kommen musste. Am Fußende verlor Prisca das Gleichgewicht als sie ins Leere trat. Mit einem dumpfen Geräusch schlug der Körper der Aurelia auf dem Boden auf und der Inhalt des fünften Bechers, der scheppernd über den Boden davon rollte, ergoss sich über ihr weißes Nachtgewand. Wie gut, dass Prisca nicht sah welches Bild sie unfreiwillig dar bot, wie sie da bewusstlos und mit dem rot verschmierten Nachtgewand vor der Kline lag und aussah, als wäre sie eben abgeschlachtet worden wie ein Tier.


    Glücklicherweise hatte der Sturz keine körperlichen Schäden zur Folge. Allein der Inhalt ihres Magens vermochte eventuell schlimmeres anzurichten, je länger er in ihrem Körper verweilen würde … Blieb nur zu hoffen, dass schnell genug Hilfe käme denn sehr weit waren die Geräusche aus Priscas Gemach nicht zu hören gewesen (wenn überhaupt jemand sie gehört hatte).

    Die Tochter von Aulus Curtius Felix!? "Aha, ja … ja. Stimmt. Jetzt, da du es sagst. Ist wirklich schon eine Weile her, daher muss ich das wohl irgendwie verdrängt haben, bemerkte Prisca lediglich mit leicht gekräuselter Stirn. Dumpf nur erinnerte sie sich wieder, dass ihr Cousin tatsächlich einmal von einer Zweckehe wegen seiner Kandidatur gesprochen hatte. Aber solche Ehen wurden ständig geschlossen und viele wurden nach Erfüllung ihres Zweckes wieder geschieden. Aber anscheinend war das Bündnis noch immer gültig, wobei Prisca nicht so recht verstand weshalb Lupus sich für seine Kindfrau aufsparen wollte, wenn er längst Eine fürs Bett hätte haben können.


    Zumal Lupus sofort bereit war die Scheidung ein zu reichen, nur um seine Cousine einmal im Venuskostüm bewundern zu können und für eine Nacht, in der er sich - wie er sagte "sehr intensiv" um ihren Herzschmerz kümmern wollte. Das würde er tun? Wenn ich meine Prinzipien vergesse? War das immer noch alles nur zum Spaß gesagt? Prisca hatte geglaubt ihren Cousin gut genug zu kennen und doch kamen ihr gerade Zweifel. Wäre Lupus tatsächlich bereit das Gesagte in die Tat umzusetzen, ohne sich um die Konsequenzen zu scheren? Prisca fühlte sich plötzlich gar nicht mehr so selbstsicher, eher verunsichert und so wich sie seinem Blick für einen Atemzug lang aus während ihre Wangen eine leichte Färbung bekamen. Die Konsequenzen wären für ihn weitaus weniger dramatisch als für Prisca, denn einer Frau würde man Ehebruch wohl sehr viel höher anlasten als einem Mann. Wenn das heraus käme, wäre mein Ruf wohl ruiniert und ich könnte mich hier in Rom nicht mehr blicken lassen, davon war Prisca überzeugt. Sie würde nicht nur ihre Ehe mit Gracchus aufs Spiel setzen, nein, auch die guten Beziehungen zwischen Flavier und Aurelier wären betroffen und zumindest DAS konnte auch Lupus nicht ganz egal sein, oder?


    Prisca biss sich auf die Lippe und blickte Lupus ergeben in die Augen. Wenn es darum ginge einen Sieger im Wettstreit der Neckerei auszuloben, dann hatte ihr Cousin gerade den Sieg für sich entschieden und das erkannte die Aurelia neidlos an. Schließlich war sie es gewesen, die mit ihren Zweideutigkeiten ihn heraus fordern wollte, eben weil sie es liebte mit dem Feuer zu spielen. Und Lupus war der Typ Mann, der wusste wie er ihr Paroli zu bieten hatte und eben solche Männer faszinierten Prisca seit je her. Und deshalb gab sich Prisca nur allzu gerne geschlagen, nur konnte sie sich (noch) nicht gänzlich dazu überwinden, ihre Prinzipien für ihn - für eine Nacht - über Bord zu werfen.


    "Wenn du wüsstet, welcher Herzschmerz mich in Wahrheit plagt. Vielleicht würdest du dann verstehen, weshalb ich mich dir nicht hingeben kann, gab Prisca stumm zur Antwort in der Gewissheit, dass Lupus gänzlich unwissend wäre in Bezug auf ihre innigsten Gefühle ihm gegenüber.


    "Du bist dir wohl sehr sicher, dass ich meine Prinzipien ausgerechnet für dich vergessen würde?", kam stattdessen eine weitere schnippisch gemeinte Antwort über Priscas Lippen während ihre sehnsüchtig wirkenden Blicke sie gleichzeitig Lügen straften. Zu gerne würde sie es tun! Mich dir hingeben! Einzig und allein die Angst vor den Konsequenzen hielten Prisca davon ab: "Wenn du die reichste Frau von Rom - wie du sagst - erobern willst, dann musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen, als ihr nur eine einzige Nacht zu bieten" Der Versuch sich selbst als unerreichbar darzustellen war wohl das Eingeständnis des insgeheimen Verlangens, endlich von einem Mann erobert zu werden.


    "Doch genug von meinem Herzschmerz und meinen Geschäften! … Wo sind eigentlich meine Cousinen? Ich wollte sie zu einem Fest einladen, das ich und Claudia Sassia demnächst veranstalten werde. Und nur für den Fall, dass du auch gerne kommen würdest, so muss ich dich leider enttäuschen, denn dieses Fest ist exklusiv für die Damen von Rom gedacht" Mit einem neckend gemeinten Augenzwinkern und einem eher wehmütig wirkendem Blick versuchte Prisca die Situation nun gänzlich zu retten und da kam die Anspielung auf ihr "neues Spielzeug" gerade recht.


    "Das ist kein Spielzeug! … Das ist mein neuer Leibwächter. Lyciscus aus Thrakien. Ich habe ihn erst kürzlich auf dem Markt ersteigert. Er beschützt mich und ich bin froh, dass ich ihn habe. Denn wie du eventuell mitbekommen hast, musste ich meine beiden germanischen custodes töten lassen, da sie meinen Stiefsohn angegriffen haben. … Aber Germanen sind auch keine geeigneten Leibwächter, wie ich finde, Germanen sind einfach nur Tiere!", verteidigt Prisca ihren Leibwächter mit Stolz geschwellter Stimme und gleichzeitig zeigte sie ihre ganze Abscheu gegenüber jenem Volk und dem Land, an das sie nur schlechte Erinnerungen hatte. So oder so war Prisca froh, dass das Thema sie von dem eigentlichen Herzschmerz ablenkte, der sie unablässig weiter plagte.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Tja, da hat Minimus wohl Pech gehabt bei der Brautwahl, dachte Prisca nur, als Gracchus ihr die Hintergründe der Verbindung mit der gens Cornelia erläuterte. Daran gibt es wohl nichts zu rütteln. Wobei Prisca auch nie daran gedacht hat, sich in die Angelegenheiten der Flavier einmischen zu wollen und schon gar nicht, um ihrem Stiefsohn womöglich einen Gefallen zu tun. Lediglich ihrem werten Gemahl zu Liebe hätte Prisca sich dazu berufen gefühlt, eine "Braut-Korrektur" anzustoßen, da seinem erstgeborenen Sohn eine etwas attraktivere Frau durchaus gut zu Gesicht gestanden hätte. Das war allerdings nur Priscas Meinung und wie hieß es immer so schön? …


    Was zählt sind die inneren Werte - nicht die Äußeren Dieser Meinung waren jedoch nicht Alle in der römischen Oberschicht (inklusive Prisca) und dies führte oft genug dazu, dass hinter dem Rücken der Betroffenen ausgiebig gelästert wurde. Und genau das wollte Prisca ihrem Gatten zu Liebe vermeiden, dass man über seinen Sohn und die Zahnlücke der Cornelia lästern würde. Und was ist mit mir? Ich darf mich beherrschen, dass ich nicht auch noch über diese kleine Kröööt ….mmmh .. Ich meine natürlich über M I N I M U S her ziehe und muss künftig auch noch Philonica in Schutz nehmen, vor meinen Freundinnen. Prisca sog unmerklich die Luft ein als ihr bewusst wurde, dass dies keine leichte Aufgabe werden würde.


    Zu allem Überfluss nötigte ihr werter Gemahl ihr nun auch noch eine freundschaftliche Beziehung zur Braut seines geliebten Augapfels ab. Oh nein ... bitte kein Kompliment! Tu´s nicht ...nicht jetzt! Doch Gracchus formulierte ein ums andere Mal eines seiner berüchtigten Komplimente, mit der er es vortrefflich verstand Prisca schwach werden zu lassen. Jedes Mal werde ich schwach! Und am liebsten würde ich über ihn herfallen!…Ein Elend, dass die Götter meinem Mann nur Fähigkeit des "Komplimente-machen", aber nicht die dazu gehörige Libido geschenkt haben. Leise seufzend stellte Prisca nicht zum ersten Mal fest, dass sie ihren Mann ungleich mehr begehrte, als er sie.


    "Ich bin überzeugt, dass Philonica und ich uns gut verstehen werden und selbstverständlich werde ich versuchen ihr stets ein Vorbild und eine gute Freundin zu sein" Puh! … Was tue ich nicht alles für meinen werten Gemahl. Es kostete Prisca durchaus Überwindung, die Worte ehrlich und nicht allzu gepresst klingen zu lassen, während sie ihrem Mann zum Dank für sein Kompliment liebevoll über den Arm strich.


    Angesichts der künftigen Herausforderungen kreisten Prisca´s Gedanken momentan mehr um Philonica und der Frage, wie man aus dem sprichwörtlich "hässlichen Entlein" wohl einen "bezaubernden Schwan" zaubern könnte als um den Verlauf des Rennens: Hmmm, …naja … man kann nicht immer gewinnen. Aber zumindest bleiben wir der Tradition treu, nicht wahr?…", kommentierte Prisca daher ziemlich gelassen und gedankenversunken das sich abzeichnende Debakel der Grünen.

    Hat Lupus am Ende wieder geheiratet? … Warum sagt er das denn nicht? Der fragende Gesichtsausdruck ihres Cousins (auf ihre Anspielung hin) brachte Prisca ins grübeln und nun wollte sie Gewissheit haben. "Ups! … Nur damit wir uns richtig verstehen. …Du …Du bist aktuell nicht verheiratet? Oder … doch? Das glaub ich jetzt nicht. … Wann war das denn? Und wen? Und warum weiß ich davon nichts?", fragend zog Prisca eine Augenbraue hoch und ein undefinierbares Bauchgefühl sagte ihr, dass sie sich gerade völlig zum Narren gemacht hatte. Und ich versuche noch ihn zu verkuppeln, obwohl er bereits eine Ehefrau hat. … Oh je, jetzt denkt er wohl ich halte ihn für den größten Frauenhelden von Rom, der hinter jedem Chitonzipfel her ist Prisca biss sich auf die Unterlippe und sog peinlich berührt die Luft ein. Doch angesichts der lockeren burschikosen Antwort, die Lupus zurück gab, nahm er ihr den Fauxpas offenbar nicht übel - sondern mit Humor. Tja ihr werter Cousin war eben stets für Überraschungen gut.


    Nach diesem Tritt ins Fettnäpfchen half also nur, es mit Humor zu überspielen und so fand Prisca schnell eine weitere neckende Antwort auf seine Bemerkung, von wegen ausziehen und das mit den Römerinnen: "Ich fürchte, du hast soeben das Herz so mancher Römerin gebrochen … und mir tut es leid.…Aber", mit einem frechen Grinsen zog Prisca die zweite Traube zurück, die sie eben im Begriff war an Lupus´ Lippen zu reichen und verspeiste sie stattdessen selbst:"… vor verheirateten Männern ziehe ich mich prinzipiell nicht aus. Da musst du leider deine Phantasie bemühen, wenn du mich gerne nackt hättest."


    Prisca betonte dies bewusst und kicherte vergnügt. Gleichzeitig empfand sie ein angenehm prickelndes Gefühl bei der Vorstellung, dass Lupus in dem Moment tatsächlich solche Gedanken hegen könnte. Und nicht nur er, denn nicht weit entfernt stand Lyciscus, der (wohl oder übel) stumm der Dinge harren musste, während seine Herrin einen lockeren Plausch abhielt. Flüchtig sah Prisca hinüber zu ihrem Leibwächter, dessen Blicke ab und zu auch jene Vermutung nahe legte und sie müsste lügen zu behaupten, es würde ihr nicht gefallen von Männeraugen "abgetastet" zu werden. Das gab der Aurelia jedes Mal das gute Gefühl, dass sie noch immer schön und begehrenswert war und dieses Gefühl wollte sie so oft wie möglich genießen.


    "Aber gut, ehe ich meine Prinzipien nochmal überdenke, … zurück zum Thema" Mit einem Seufzer lenkte Prisca schließlich die Gedanken wieder auf das eigentliche Anliegen ihres Besuches, um ihrem Cousin nicht allzu schöne Augen zu machen, denn: Schließlich ist Lupus mein Cousin ... UND ... er ist verheiratet! Also gleich zwei Argumente gegen einen heißen Flirt mit ihm ... zu schade ....


    "Ich habe es bereits mit verschiedenen Verwaltern versucht, aber so richtig gut liefen die Betriebe nie. Einer hat sogar die Gunst des Bürgerkrieges genutzt, um mit einem Teil meines Vermögens zu verschwinden. Von daher bin ich vorsichtig geworden wenn es darum geht, jemandem zu vertrauen der nicht zur Familie gehört.", kurz schüttelte Prisca den Kopf zu dem Vorschlag ihres Cousins, ehe sie ihn für seine folgenden Worte dankbar ansah: "Damit würdest du mir einen großen Gefallen tun, wenn du dich umhören könntest. Meinen Cousinen würde ich die Betriebe jederzeit schenken und falls sich doch ein Käufer finden sollte, nun …dann überlasse ich dir die Wahl der Art und der Höhe deines Honorars. Aber nur, wenn du dich persönlich um meinen Herzschmerz kümmerst." Schon wieder verfiel Prisca in diese zweideutigen Andeutungen, doch wann gab es schon solche Gelegenheiten, um das Leben mal von der lockeren und verlockenden Seite zu betrachten.


    "Wir beide könnten ja zusammen einen Segelausflug unternehmen, sobald ich einen geeigneten Kapitän für die Nordwind gefunden habe. Dank deiner wertvollen Informationen sollte das auch kein Problem mehr sein." Prisca war ihrem Cousin wirklich dankbar und deshalb pflückte sie eine weitere Traube aus der Schale, um sie mit spitzen Fingern ihrem Cousin vor das Gesicht zu halten: "Hier, die hast du dir wahrlich verdient!", grinste Prisca breit und fügte noch schäkernd hinzu:"Ich sollte dich als meinen persönlichen Berater engagieren. … Wobei ich bezweifle, dass ich mir deine Dienste leisten kann" ... Herrje, flirte ich jetzt schon wieder mit ihm?! Es fiel Prisca aber auch schwer, bei so einem Mann nicht ins schwärmen zu geraten.

    Das geplante Fest würde - dank Sassia´s Hilfe und guter Ideen - mit Sicherheit ein Erfolg werden, davon war Prisca überzeugt. Auch oder gerade deshalb, weil solche Damen wie Petunilla Corona eingeladen sein würden. "Wir werden sicher viel Spaß haben mit Corona und mit jenen Damen, die uns weniger mögen - genauso wie wir sie. Sollen die ruhig lästern und vor Neid zerplatzen! Zusammen werden wir es denen schon zeigen, nicht wahr?" Prisca sah den möglichen Sticheleien und Lästereien gelassen entgegen. Im Gegenteil würde etwas fehlen, wenn nicht ein paar Lästermäuler unter den Gästen wären und mit einer Claudia an ihrer Seite wäre der Adel an diesem Tag eindeutig in der Übermacht. Abgesehen davon ging Prisca fest davon aus, dass sie Kaiserin, gemäß ihren Worten, lan dem Tag zugegen sein würde und in Gegenwart der Augusta würde es wohl niemand wagen, allzu offen über die beiden Gastgeberinnen her zu ziehen.


    Tja, was bleibt also noch zu tun?, grübelte Prisca kurz ehe sie dann mit einem Schulterzucken feststellen musste, dass das Meiste eigentlich schon getan war. "Ich denke, es gibt nicht mehr viel zu tun, außer die Einladungen zu verschicken und auf die baldige Zustimmung deines Großvaters zu hoffen, damit wir mit der Sklavin den Schleiertanz einstudieren können. … Wobei … " Just in dem Moment kamen Prisca Zweifel, ob der Schleiertanz allein als Spektakel ausreichen würde. Zweifelsohne würde er den Höhepunkt des Festes darstellen, aber das Fest würde sich ja durchaus über mehrere Stunden hinziehen und da wären einige Überraschungen und weiteren Höhepunkten mehr sicher nicht fehl am Platz.


    "Vielleicht sollten wir uns nochmal Gedanken machen, was wir zudem als Spektakel und Überraschungen bieten wollen. Eventuell kann die Sklavin ja weitere Tänze mit einigen anderen Sklavinnen einstudieren, oder …wie wäre es mit einer Sängerin oder einer kleinen Theateraufführung? Oder ein Wettkampf - welcher Art auch immer - bei dem die Teilnehmerinnen eines der Kleider gewinnen können", überlegte Prisca laut, ohne sich noch Gedanken über Details gemacht zu haben. Bei den Details vertraute Prisca voll und ganz auf das gute Gespür und die guten Ideen der jungen Claudia, so wie vorhin mit dem Arrangement der Kleider.

    Erneut legte sich ein Schein der Verwunderung über Prisca´s Antlitz, als ihr werter Gemahl sie darüber belehrte, worin der Unterschied zwischen einem Leibsklaven und Leibwächter lag. Als ob ich das nicht weiß ..., schaubte Prisca innerlich, doch ihre Wut wich augenblicklich als sie erkannte, dass sie sich wohl in etwas hinein gesteigert hatte, was gar nicht zu traf. Zumindest konnte sie keinen Ansatz erkennen, dass ihr Mann ihr irgend ein unzüchtiges Verhalten unterstellen wollte.


    Im Gegenteil! Gracchus´ einzige Sorge bestand augenscheinlich wirklich nur darin, dass seit dem Sklavenaufstand womöglich das Vertrauen in die Sklaven des eigenen Hauses gestört sein könnte, doch so sehr Prisca auch überlegte, ihr fiel keine Situation ein in, der auch nur ein Sklave sich verdächtig gemacht hätte.


    "Es ...es tut mir leid, wenn ich dir durch mein unbedachtes Handeln Grund zur Sorge gegeben habe", lenkte Prisca schließlich ein, wobei es ihr nicht leicht fiel. Aber einen Streit wollte sie wegen dieser Angelegenheit nicht vom Zaun brechen, zumal ihr Gatte sich wirklich nur um ihre Sicherheit zu sorgen schien.


    "Die Sklaven haben sich während des Aufstandes zu jeder Zeit loyal verhalten und es gibt keinerlei Grund, an der Sicherheit des Hauses zu zweifeln", mit einem versöhnlichen Lächeln trat Prisca einen Schritt auf ihren Mann zu und zeigte ihre Einsicht,indem sie seine Sorge zu zerstreuen versuchte: "Ich werde meinen Leibwächter zurück in die Unterkünfte schicken und werde mit Sassia reden, dass sie ihren Leibwächter ebenfalls dorhin zurück schickt."


    Erwartungsvoll sah Prisca ihrem Mann in die Augen und sie hoffte, dass sie damit jegliches Missverständnis hinsichtlich ihrer Beweggründe ausgeräumt hätte. Für dieses Einsicht wollte Prisca aber auch eine Gegenleistung und sie glaubte einen günstigen Zeitpunkt erkannt zu haben, um ihrem Mann einen Gefallen abzuverlangen.


    "Absolut sicher fühle ich mich allerdings nur ganz nah bei dir! ... So wie jetzt und ... vielleicht wäre es dir ein Anliegen mir zu beweisen, wie sehr du um meine persönliche Sicherheit besorgt bist? ... Heute Nacht?!, hauchte Prisca mit betörender Stimme und in der Absicht, ihrem Mann schöne Augen zu machen während sie gleichzeitig ihre Hand sanft über seinen Arm gleiten ließ. Zweifelsohne war sie sich seiner Unempfänglichkeit für ihre weiblichen Reize bewusst, aber letztendlich galt es auch die ehelichen Plfichen von Zeit zu Zeit zu erfüllen und in dieser Hinsicht ließ Prisca keinen Zweifel daran, dass sie sich jederzeit und mit Freude ihrem Mann hingeben würde.

    Ein versonnenes Schmunzeln umspielte Prisca´s Lippen als sie sich die geschilderte Szene kurz bildhaft vorstellte: "Lupus umringt und verwöhnt von der holden Weiblichkeit, … mmmh ja, das stelle ich mir durchaus sehr reizvoll, obgleich es ja nicht immer Sklavinnen sein müssen. Ich wüsste da durchaus die eine oder andere hübsche Römerin, die für etwas Aufmerksamkeit deinerseits liebend gerne bereit wäre, dir solche Dienste zu erfüllen. Nur leider ist aktuell keine Patrizierin darunter." Obwohl Lupus es wohl nur scherzhaft gemeint hatte, musste Prisca diese Bemerkung kurz los werden. Subtil wollte sie darauf anspielen, dass ihr Cousin augenscheinlich kein Interesse an einer neuerlichen Verbindung hatte und konkret gab sie ihm den Wink, dass in der Damenwelt durchaus über ihn getuschelt wurde. Prisca bekam das ja des Öfteren mit, wenn sie von ihren Freundinnen nach dem werten Befinden ihres Cousins gefragt wurde, oder die Eine oder Andere ihr von Lupus vor schwärmte.


    Tja, Prisca konnte das gut verstehen, da sie vor Jahren selbst seinem Charme fast erlegen war. Allein die Tatsache, dass eine solche Verbindung innerhalb der gens Aurelia kaum geduldet worden wäre, hatte sie damals davon abgehalten, sich auf diese Liaison ernsthaft einzulassen. Doch es half nicht mit dem Schicksal zu hadern, angesichts der guten Partie die sie letztendlich bei den Flaviern gefunden hatte und so verbannte Prisca jedes weitere: "Was wäre wohl geschehen, wenn …? Ach hätte ich damals doch nur …und und und" aus ihren Gedanken.


    Es geht heute ja nicht um die Familienplanung von irgendwem, sondern um die Betriebe und die Nordwind!, rief Prisca wieder den eigentlichen Anlass ihres Besuches ins Gedächtnis und musste kurz überlegen, was genau sie eigentlich mit ihrem Besitz zu tun gedachte, ehe sie Lupus auf seine Fragen antworten konnte:


    "Es geht um die animalia sacri , eine Kleinviehzucht in der Nähe von Misenum, die Imkerei Apiaria Ceres in Hispania, außerdem um einen Olivenhain namens aurum viridis auf Sardinia und die Fischerei Piscator ad Lacum Volsinii", zählte Prisca die vier Betriebe an einer Hand auf während sie gemächlichen Schrittes auf eine Sitzgruppe zu steuerte. "Da es sich um aurelischen Familienbesitz handelt, hielt ich es angebracht zuerst mit dir darüber zu sprechen, ehe ich meinen Gemahl Gracchus um Rat frage", schickte Prisca noch vorweg, ehe sie ihrem Cousin mitteilte, was sie mit ihrem Besitz zu tun gedachte.


    "Nun ich muss gestehen, dass ich mich nicht gerne mit geschäftlichen Dingen beschäftige und deshalb hatte ich mir überlegt, die Betriebe dir oder jemand anderem aus unserer Familie zu überlassen, … vorausgesetzt du oder sonst wer hat überhaupt Interesse daran. … Selbstverständlich verlange ich dafür keine Gegenleistung. Mir geht es nur darum, dass das Erbe meine Onkels in gute Hände kommt", betonte Prisca, dass es ihr nicht um Geld ging, denn Geld hatte sie genug. Sie wusste aber auch, dass die Betriebe durchaus Zeit und Geld verschlingen würden und da ihr Cousin ein vielbeschäftigter Mann war, hielt sich sein Interesse für diese Betriebe womöglich in Grenzen.


    "Andernfalls würdest du mir einen großen Gefallen tun, wenn du dich bei deinen Klienten nach einem potenziellen Käufer umhören könntest?" Mit diesen Worten setzte sich Prisca in einen der herum stehenden Korbsessel, direkt neben einer Kline, die wiederum für ihren Cousin wie geschaffen war. Wie zufällig stand auch eine Schale mit lecker anmutenden Trauben bereit, von denen Prisca auch sogleich Eine kostete: "Hmmm, köstlich, möchtest du auch probieren? …Na?" Augenzwinkernd hielt Prisca eine Traube hoch, in Anspielung auf das Gesagte von vorhin und bereit, ihrem Cousin die Traube mundgerecht zu reichen.


    Prisca genoss die ungezwungene Situation und das Zusammensein mit ihrem Cousin, so wie im übrigen mit allen anderen Familienangehörigen und sie fand, dass es viel zu wenig Gelegenheiten gab, um im Kreise der Familie zu verweilen. Blieb noch die Frage nach der Nordwind und auch hier wusste Prisca einige Neuigkeiten zu berichten, damit sich Lupus ein Gesamtbild von der Situation machen konnte.


    "Die Nordwind wurde bereits letzten Sommer komplett in Stand gesetzt. Das Dumme ist nur, dass der Kapitän vor mehreren Wochen betrunken über Bord ging und ertrank und ich seitdem keinen Ersatz für ihn finden konnte."Augenrollend und mit einem Kopfschütteln deutete Prisca an, dass sie nur wenig Verständnis für die Dummheit des verstorbenen Kapitäns hatte, ohne die näheren Umstände seines Ablebens zu kennen. "Eigentlich wollte ich das Schiff dafür benutzen, um regelmäßig Waren aus Syria zu importieren. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Nordwind hierfür überhaupt geeignet ist. Vielleicht sollte ich die Nordwind auch verkaufen, außer es findet sich noch eine andere sinnvolle Verwendung für das Schiff? ... Für einen Familienausflug zum Beispiel, ... oder was meinst du?" Mit einem fragenden Blick und einem resignierten Schulterzucken deutete Prisca an, dass sie auch hier auf den Rat ihres Cousins voll vertrauen würde und jeden Hinweis von ihm dankend entgegen nehmen würde.



    Sim-Off:

    In der WiSim Stehen die vier Bertiebe zur freien Verfügung. Alle Stufe 4 bis auf die Fischerei (Stufe 3)

    Hatte Prisca anfangs noch mit sorgenvoll hochgezogenen Augenbrauen ihren Mann angesehen, so spiegelte sich in ihrem Gesicht - mit jedem seiner Worte der Erklärung - mehr und mehr Verwirrung (wenn nicht gar Unverständnis) wider. Habe ich mich gerade verhört? Mein Mann sorgt sich wegen Sassia und mir? … Weil er denkt, wir fühlen uns hier im Haus nicht sicher, nur, … weil wir unsere Leibwächter in unserer Nähe untergebracht haben? Es klang soweit logisch und womöglich drängte sich diese Schlussfolgerung (ihm - einem Außenstehenden) sogar auf. Verstehen konnte Prisca ihren Mann und die ganze "Aufregung" trotzdem nicht. Warum macht er bloß so ein "TamTam" darum? Ging es ihrem Mann wirklich nur darum, verstehen zu wollen, warum zwei Hausinwohnerinnen augenscheinlich (unabhängig voneinander) eine Lücke im flavischen Sicherheitssystem erkannt hatten und nun eigenständig Gegenmaßnahmen ergriffen, anstatt mit ihm darüber zu reden? Fühlte er sich diesbezüglich übergangen und stellte er sie deshalb zur Rede? Oder war das eine subtil geäußerte Kritik an jene beiden Frauen, dass es sich in den Augen der Flavier nicht ziemte, wenn zwei Patrizierinnen ihre Leibwächter in unmittelbarer Nähe hielten?


    Wollte mein werter Gatte mir eben durch die Blume sagen, dass wir den Anschein erwecken wir würden uns mit unseren Leibwächtern vergnügen? Da bekäme der Name "Leibwächter" gleich eine ganz andere Bedeutung. Prisca erschrak bei diesem Gedanken, der eigentlich an Absurdität nicht zu überbieten war und dennoch kam gerade dieser ihr in den Sinn, als sie in dem Gesichtsausdruck ihres Gemahls nicht nur Sorge sondern auch ein wenig Verstimmung zu erkennen glaubte. Denkt er das wirklich? …Nein, oder? Pah! - Als ob ich so dumm wäre dies so offensichtlich zu tun, wenn ich es denn täte. Rein theoretisch! Womöglich könnte Sassia noch weitere Ansätze und Erklärungen liefern, doch waren im Augenblick nur Prisca und ihr Mann hier und so fühlte sich die Aurelia rein persönlich "angegriffen".


    Prisca spürte innerlich eine gewisse Wut aufsteigen, obgleich ihr Mann gar nichts in diese Richtung angedeutet hatte (außer mit seiner Mimik vielleicht unbewusst suggeriert), sondern er nur den Grund ihres Handelns hinterfragt hatte. Allerdings hatte genau diese Hinterfragung dazu geführt, dass Prisca sich in ihren Gedanken und Träumen ertappt fühlte, in denen sie manchmal durchaus die eine oder andere unziemliche Phantasie auslebte. Nie würde sie diese jedoch in die Tat umsetzen, da sie die Konsequenzen kannte und nur einmal wäre sie bei einem Sklaven beinahe schwach geworden. Aber dieses kurze Intermezzo lag zum Glück schon lange zurück. Seltsam nur, dass die aufsteigende Wut wohl daher rührte, dass Morpheus ihr in letzter Zeit des Öfteren erotische Träume sandte, in denen nicht ihr Gemahl vor kam, sondern ein anderes bestimmtes Gesicht, das sie vor Tagen auf dem Markt zum ersten Mal erblickt hatte.


    Prisca atmete einmal durch während sie ihrem Mann tief in die Augen blickte:"Nun, ich gebe zu es mag dir unverständlich erscheinen, dass ich meinem Leibwächter gestatte in meiner Nähe zu nächtigen. Wie im übrigen meinen persönlichen Leibsklavinnen auch! Ich kann mich jedoch nicht entsinnen, dass diese Tatsache je die Besorgnis hervorgerufen hätte, ich könnte womöglich mit den Diensten der flavischen Zuchtsklavinnen unzufrieden sein", leicht verschnupft klang ihre Stimme bei dem Hinweis, der ihrer Meinung nach durchaus vergleichbar wäre. Wobei der Vergleich hinken mochte, da niemand etwas anstößiges daran fand, wenn sie sich mit einer Sklavin im Bett vergnügte. Aber gut, in Priscas Augen gab es nichts wofür sie sich zu rechtfertigen hätte und dennoch wollte sie keinen Streit. Schließlich lebte sie hier im Haus der Flavier und somit hatte sie sich letztendlich dem Willen ihres Mannes zu beugen:"Es ist es reine Gewohnheit und Bequemlichkeit, weshalb ich meine persönlichen Leibsklaven - auch die männlichen - gerne zu jeder Tages- und Nachtzeit um mich weiß. Sie kennen meine Wünsche noch ehe ich sie äußere und so muss ich nicht jedes Mal einem namenlosen Haussklaven lang und breit erklären, was genau ich will. So habe ich das auch im Haus meiner Familie gehandhabt", erklärte Prisca ihre Beweggründe, die durchaus der Wahrheit entsprachen.


    "Ich möchte allerdings nicht, dass meine Gewohnheit in diesem Haus einen falschen Eindruck erweckt oder gar zu falschen Gerüchten führt …" Prisca zeigte ihre Einsicht, doch sie wollte ihre Gewohnheiten nicht vorschnell aufgeben. Und da war ja auch noch Sassia, die von dieser Unterredung noch gar ncihts wusste! Also machte Prisca zunächst keinem Vorschlag zur Güte sondern wartete ab, was ihr Gatte zu dem Sachverhalt weiter zu sagen hätte.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    ..."Eine überaus diplomatische Wahl, welcher ich bereitwillig folge."..."Sieh nur, Minimus!"...


    Prisca freute es, dass ihr diplomatischer Vorschlag die Zustimmung ihres Gemahls fand. Den Verdacht wurde sie aber nicht los, dass er wohl jedem ihrer Vorschläge bereitwillig zugestimmt hätte. Sei´s drum. Im Grunde wunderte sich die Aurelia nur, dass ihr Ehemann augenscheinlich keinen eigenen Favoriten gewählt hatte und das ausgerechnet heute, da die Rennen von niemand geringerem als seinen Sohn (mit) ausgerichtet wurden. Und eben dieser fuhr soeben auf einem Wagen hinter den Gespannen der Teilnehmer ein. Sieh nur, Minimus! … " Ja ich sehe ihn, … diese kleine … Durch einem flüchtigen Seitenblick zu ihrem Gatten konnte Prisca zufällig dessen gehauchten Hinweis von den Lippen ablesen und als sie den ehrfürchtigen Glanz in den Augen ihres Gemahl erkannte, verschluckte sie gedanklich jenes Tier, mit dem sie den ungeliebten Stiefsohn allzu gerne verglich.


    Nein, die Assoziation mit jenem Amphibium wäre heute tatsächlich unangebracht gewesen, denn Minor (das musste selbst Prisca ehrlicher Weise zugeben) machte sich ganz gut neben dem Claudier. Dennoch fiel es der Aurelia schwer den Applaus, den sie spendete, ihrem ungeliebten Stiefsohn zu widmen, aber sie schluckte diese Kröte eben hinunter und gönnte dem jungen Flavier seinen Erfolg. Tja, heute könnte eigentlich nur seine Zukünftige, diese Cornelia, ihn noch zur Lachnummer machen, spöttelte Prisca in ihren Gedanken dennoch über den Ableger ihres Mannes, indem sie sich die zweifelhafte Schönheit mit ihrer riesigen Zahnlücke neben dem jungen Flavier auf dem Wagen vorstellte. Was hat die Flavier da nur geritten, einer solchen Verbindung ihren Segen zu geben? Sicher ging es (wie meinstens) um politische Bande und weniger um Sympathien zwischen Eheleuten. Von Liebe ganz zu schweigen!


    Haben die Cornelier wirklich nichts besseres im Angebot? Immerhin geht es hier um den erstgeborenen Sohn des Familienoberhauptes der Flavier. Und mit diesem war Prisca zufällig verheiratet. Also warum frage ich meinen Mann nicht einfach? ... dann hätte ich endlich Gewissheit:"Gracchus? … Was ich dich längst einmal fragen wollte: Wie kam es eigentlich zu der Verbindung zwischen deinem Sohn und der Cornelia?" Diese Frage kam vielleicht überraschend, aber sie war ja durchaus legitim und sie betraf seinen Sohn, der eben im Mittelpunkt stand.

    Dankbar, aber ohne ein Wort des Dankes, nahm Prisca den Becher aus der Hand ihres Leibwächters entgegen. Lyciscus schien fasziniert zu sein, von den Darstellungen, die er sogleich wieder stumm und eingehend betrachtete, nachdem er ihr den Becher gereicht hatte. Prisca ließ den Thraker gewähren, ohne ihm zunächst weitere Beachtung zu schenken. Stattdessen wandelte sie gedankenverloren in der Nähe umher und ließ die Augen über die wohlvertraute Kulisse der aurelischen Stadtvilla gleiten, wo sie schöne (und auch weniger schöne) Zeiten verlebt hatte. Einiges hatte sich verändert, vieles war aber noch so vertraut geblieben wie an jenem Tag, als sie das Haus der Aurelier verlassen hatte.


    Die vertraute Stimme ihres Cousins riss Prisca aus ihren Gedanken und mit einem Lächeln begrüßte sie Lupus:"Lupus! … Schön, dass du für mich Zeit hast" Kurz neigte die Aurelia den Kopf ein wenig vor und genoss die sanfte Berührung seiner Lippen, ehe sie sich etwas von Lupus löste, um ihn kurz in Augenschein zu nehmen. Lupus gehörte zweifelsohne zu der Sorte Männer die es Prisca angetan hatten: Selbst- und zielsicher, manchmal vielleicht etwas arrogant und überheblich wirkend, auf der Karriereleiter ganz oben und nebenbei auch noch optisch ansprechend …


    Männer eben, die wussten was sie wollten und die sofort auf den Punkt kamen. Solchen Männern verzieh Prisca so manches und natürlich nahm sie es ihrem Cousin nicht übel sondern nahm vielmehr amüsiert zur Kenntnis, dass: Kein - wie geht es dir? … oder … oh, du siehst heute wieder einmal bezaubernd aus! … Nein - gleich zur Sache "was führt mich her" … Soll ich ihm sagen, dass ich ihm nur meinen neuen Leibwächter zeigen wollte? Flüchtig warf Prisca einen Blick zu Lyciscus, just als auch Lupus zu dem Thraker hinüber sah. Spontan hätte Prisca ihm dies zur Antwort gegeben. Da Lupus nicht fragte, verwarf sie diesen Gedanken aber sofort wieder.


    "Brauche ich denn unbedingt einen Grund um hier zu sein? Vielleicht wollte ich ja nur ein bisschen Familienluft schnuppern und nach sehen, was meine Cousinen und mein werter Cousin den lieben langen Tag so treiben", entgegnete Prisca stattdessen augenzwinkernd und mit einem schnippischen Tonfall, so wie man sich eben manchmal neckt - ohne irgendwelche bösen Hintergedanken. Mit ihren Fingern strich sie dabei sanft über seine Brust und zupfte demonstrativ eine perfekt sitzende Falte seines Gewandes zu recht, so wie beispielsweise eine Mutter ihrem Sohn (oder Ehefrau ihrem Mann) nochmal prüfend die Kleidung ordnen würde, ehe sie ihn aus dem Haus entließ.


    "Aber wie ich sehe, brauche ich mir bei dir keine Sorgen zu machen, … Senator Aurelius", grinste Prisca schelmisch, wobei sie aber seinen Titel und Namen ehrlich anerkennend betonte. Ja sie verspürte durchaus familiären Stolz, dass Lupus ein angesehener Mann in Rom war und das wollte sie ihm auch zeigen. Ich versteh nur nicht, weshalb er nicht längst wieder eine Frau gewählt hat. … das wiederum verstand Prisca wirklich nicht, aber gut, sie war heute auch nicht hier, um mit ihm über seine weitere Familienplanung zu diskutieren.


    "Was führt mich also her …, griff Prisca dann die Eingangsfrage auf und kam nun endlich zum eigentlichen Punkt ihres Besuches: "Es geht um einen Teil des Erbes meines Onkels - konkret um die Nordwind und vier Betriebe, die Corvinus mir hinterlassen hat." Prisca machte eine kurze Pause und wirkte nun wieder ernst: "Ich hatte mir überlegt, was damit geschehen soll und hierzu wollte ich zuerst deine Meinung hören." Natürlich bräuchte Prisca nicht die Zustimmung ihres Cousins, um irgendwelche Geschäfte zu tätigen, doch sie legte sehr viel Wert auf Lupus´Meinung und letztendlich betrachtete Prisca das Schiff und die Betriebe durchaus als Familienbesitz, auch wenn sie auf ihren Namen eingetragen waren.

    Mein Mann will mit mir reden? … Ausgerechnet jetzt? Wäre der Zeitpunkt ein anderer gewesen, so hätte Prisca wohl keinen weiteren Gedanken über die Beweggründe seines Anliegens verschwendet. Reden konnten sie schließlich immer und überall. Einzig der Nachdruck, mit dem der Hausbote sie darauf hingewiesen hatte, dass diese Unterredung leider keinen Aufschub duldete, suggerierte der Aurelia hintergründig eine etwas ernstere Angelegenheit. Ist etwas schlimmes passiert? Ist jemand gestorben? Haben die Sklaven etwas angestellt? Hab ich etwas falsches getan? Gedanklich ging Prisca alle Possibilitäten durch, die als Kausalität in Frage kommen könnten, doch letztendlich würde wohl nur die verbale Konversation mit Gracchus für vollständige Aufklärung sorgen. Also folgte Prisca dem Sklaven grübelnd zu jener angedachten Lokalität der Unterredung, wo ihr werter Gemahl bereits auf sie wartete. Selbstredend war die Neugier und die innerliche Anspannung in Prisca sehr groß, weshalb ihr herzliches Lächeln zur Begrüßung mit sorgenvoll und fragend hochgezogenen Augenbrauen und einer leicht gekräuselten Stirn einher ging.


    "Gracchus! … Wie geht es dir? … Du wolltest mich sprechen?" Mit diesen einleitenden Worten und der Frage nach dem werten Befinden wollte Prisca ihrem Mann sogleich die Möglichkeit geben, das Mysterium seines Anliegens zu lüften und medias in res zu gehen. Zum Zeichen ihrer ehelichen Verbundenheit berührte Prisca nur kurz und sanft den Unterarm ihres Gatten, ehe sie die Hände züchtig vor dem Körper faltete und ihm gespannt und abwartend in die Augen sah.

    Nachdem das letzte Familientreffen schon geraume Zeit zurück lag, hielt Prisca es für angebracht ihrer Familie wieder einmal einen Besuch abzustatten. Einen besonderen Anlass gab es nicht und so hatte sie den Besuch vorab auch nicht angekündigt. Allerdings hoffte Prisca ihren Cousin Lupus anzutreffen, da sie einige Dinge mit ihm zu besprechen hätte. Aber auch wenn der Hausherr keine Zeit hätte, wäre der Besuch im Haus ihrer Ahnen ein willkommener Zeitvertrieb und vielleicht waren ja zufällig ihre Cousinen in der Nähe. Die porta war selbstverständlich unaufgefordert für Prisca und ihrem Gefolge geöffnet worden und auch im Inneren konnte sich völlig frei bewegen. Prisca schickte ihre Sklaven in die Küche, wo sie sich ein wenig ausruhen konnten. Nur ihrem Leibwächter gab sie mit einem Wink zu verstehen, dass er weiterhin an ihrer Seite bleiben sollte.


    Angst um ihre Sicherheit hatte Prisca freilich nicht, aber sie wollte Lyciscus das Haus zeigen, wo sie Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Zudem würe es nicht schaden wenn Lyciscus die riesige Villa kennen lernen würde, falls sie ihn für Botengänge alleine hierher schicken sollte. Und so schritt Prisca (zunächst wortlos) voran und die erste Anlaufstelle waren die Büsten ihrer Ahnen, um diese in stummer Ehrerbietung zu grüßen. An der Büste ihres geliebten Onkels Marcus verharrte Prisca am längsten und versonnen betrachtete sie das kunstvoll gestaltete Antlitz. "Salve Onkelchen. Mögest du glücklich im Elysium wandeln" Mit diesen gemurmelten Worten strich sie sanft über die Wange der Statue und zuckte leicht zusammen, als sie die Kälte der Bronze an ihren Fingerspitzen spürte.


    "Marcus Aurelius Corvinus war mein Onkel und Tutor. Ihm verdanke ich alles.", lieferte Prisca ihrem Leibwächter nebenbei ein paar erklärende Worte, die sicher nicht schaden konnten: "Nach seinem Tod wurde mein Cousin Lupus der neue Hausherr hier. Ich hoffe er hat heute etwas Zeit für mich, denn ich möchte einige Dinge mit ihm besprechen." Langsam schritt Prisca weiter an der Ahnengalerie entlang. So viele Leben, so viele Geschichten, so viele Schicksale aus längst vergangenen Tagen riefen so manche gute wie auch schlechte Erinnerungen in Prisca hervor. Als sie fühlte wie ihre Kehle trocken wurde, räusperte sie sich und gab Lyciscus mit einem Wink zu verstehen was sie wollte: "Lyciscus, bring mir einen Becher Wasser! ... Und nimm dir selbst, wenn du möchtest." Mit einem Blick und einem flüchtigen Lächeln gestattete Prisca ihrem Sklaven sich an dem Krug mit Wasser zu bedienen, welchen ein namenloser Haussklave auf einem Tablet für die Gäste bereit hielt.


    Im übrigen ging Prisca davon aus, dass man die anwesenden Hausbewohner zwischenzeitlich von ihrer Ankunft unterrichtet hatte, sodass es nicht mehr lange dauern konnte, bis ein vertrautes Gesicht ihrer Familie hier auftauchen würde ...



    edit: TippEx

    Auch von der Gartenseite aus wirkte alles perfekt! Prisca war sehr zufrieden und vor ihrem geistigen Auge ließ Prisca bereits die Damenwelt Rom´s hier Einzug halten. Mit einen Nicken nahm Prisca indes die Namen zur Kenntnis, welche Sassia aufführte: "Ja, alle diese Namen werden auf der Einladungsliste stehen! Ich denke dieses Fest wird eine gute Gelegenheit für uns beide werden, um unsere bestehenden Kontakte zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen! Denn ich muss gestehen, auch ich lerne jeden Tag neue Gesichter kennen", überspielte Prisca die Bemerkung der Claudia (sie hätte nur wenige Kontakte). Das war ja keine Schande und dazu dienten ja solche Feiern, um neue Bekanntschaften zu machen und gleichermaßen Freundschaften wie Feindschaften zu pflegen.


    "Was hältst du davon, wenn wir einfach alle Damen der namhaften gentes Rom´s einladen? So können wir nicht nur neue Freundschaften schließen sondern auch die Zicken ein wenig ärgern und vorführen, die gerne hinter unserem Rücken lästern.", teilte Prisca schließlich eine weitere Überlegung zur Gästeliste mit und gab auch ein passendes Beispiel: "Petunilla Corona zum Beispiel, dieses alte Lästermaul. Bei der vielen Schminke die sie stets trägt, verfärbt sich jedes Wasserbecken im Nu zu einer trüben Suppe, wenn sie die Thermen besucht." Die alte Schachtel war Sassia sicher schon aufgefallen, falls sie schon mal die Thermen besucht hätte: "Igitt, ich mag mir gar nicht vorstellen wie Corona in diesem Kleid aussehen würde. Oder sollen wir uns den Spaß machen und sie darin tanzen lassen? …Uhm, nein, … danach wäre dieses Kleid wohl völlig ruiniert." Puh! Allein die Vorstellung! Prisca musste sich schnell mit der rechten Hand etwas Luft vor die Nase fächeln während sie amüsiert kicherte.


    "Aber die Idee mit der Sklavin gefällt mir!… Mmmh, eine schöne halbnackte Sklavin, die sich lasziv im Tanz der Schleier bewegt. Ja, das wäre ein wahrer Augenschmaus." Ja Prisca war sofort Feuer und Flamme und sie war überzeugt, dass sie nicht die Einzige wäre, der ein solcher Anblick gefallen würde. "Eine Perserin sagst du? … Das wäre wundervoll, wenn dein Großvater sie uns leihen würde. Vielleicht kann sie ja einige andere Sklavinnen im Tanz unterrichten und eine kleine Aufführung inszenieren?", spann Prisca den Gedanken weiter und sah dabei Sassia erwartungsvoll lächelnd an, da die junge Claudia mit Sicherheit noch mehr guter Ideen in ihrem hübschen Kopf verborgen hatte.

    Den wütenden Gefühlsausbruch ihres Sklaven nahm Prisca wortlos hin und die Antwort auf seine Frage blieb sie ihm schuldig, eben weil sie ihm keine zu geben vermochte. Beide Male hätte sie wohl nur verneinen können, dass sie ihn gut genug kannte, um sich seiner sicher zu sein. Sie zuckte lediglich leicht zusammen, als Lyciscus seine Faust neben ihr gegen die Wand schlug. Nicht weil sie Angst vor ihm hatte, sondern weil ihr bewusst wurde, dass ihr Sklave noch lange nicht bereit war und er es vielleicht auch niemals sein würde, ihr bedingungslos zu gehorchen . Hatte sie etwas anderes erwartet? Nein! Wie konnte sie auch von ihm - einem in Freiheit geborener Kämpfer - so etwas wie absoluten Gehorsam verlangen? Prisca war nicht enttäuscht von seiner Reaktion, denn sie hatte wohl zu viel erwartet in der kurzen Zeit und somit machte sie ihrem Sklaven keine Vorwürfe. Eher haderte sie mit sich selbst, dass sie wieder einmal viel zu hohe Erwartungen gestellt hatte - sowohl an ihre eigene Person als auch an jenen Sklaven, der sie so sehr zu faszinieren vermochte.


    Prisca hielt kurz den Atmen an, als Lyciscus noch einmal kurz neben ihr inne hielt, die Hand hob und sie dabei an sah. Wollte er ihr noch etwas sagen? Die Aurelia wartete gespannt, ehe sie enttäuscht den Atem leise wieder ausstieß. Mit einem verstohlenen Blick sah Prisca ihrem Leibwächter hinterher und sie ertappte sich dabei, wie ihre Gedanken weiter um ihn und um das eben Geschehene kreisten und erst als Lyciscus aus ihrem Blickfeld verschwunden war, verließ die Aurelia das atrium ohne ein konkretes Ziel.


    Anders als ihre Herrin, machte sich Mara keine großen Gedanken mehr. Sie war einfach nur froh und erleichtert als sie von Lyciscus erfuhr, dass die Bestrafung abgesagt worden war. Mit einem knappen "Danke" verließ die junge Griechin auch sogleich jenen Ort, der für alle Sklaven wie ein Mahnmal wirkte und sie hoffte nur, dass sie sobald nicht mehr hierher zurück kehren müsste.

    Mit einem Beutel voll Gold hatte Prisca ihren Sklaven weggeschickt - und er war aus freien Stücken zu ihr zurück gekehrt. Sie hatte ihm auf dem Markt die Führung überlassen - und er hatte sie souverän beschützt und heil zur Villa zurück gebracht. Prisca hätte zufriedener nicht sein können mit ihrem neuen Leibwächter. Eigentlich, denn ... Was wird er nun tun? Wird er meinem Befehl ohne Widerworte gehorchen und wird er diese Aufgabe ausführen, auch wenn sie ihm noch so grausam und ungerecht erscheinen mag? Ja - grausam war die Welt und ungerecht das Leben! Dem Einen gaben die Götter alles, was sie dem Anderen nahmen. Das war das Schicksal der Menschen und sie konnten es annehmen, oder daran zu Grunde gehen ...


    Prisca war kaum zwei Schritte gegangen, da spürte sie wie die Hand des Thrakers sich um ihr Handgelenk schloss. Hab ich es nicht geahnt ... ? Das knappe Kommando ließ die Aurelia augenblicklich inne halten. Ihr Körper spannte sich leicht, als sie sich zu ihrem Leibwächter umdrehte und ihm in die Augen sah. Prisca war sehr beeindruckt, denn Lyciscus hatte es tatsächlich gewagt ihr einen Befehl zu erteilen, dem sie prompt und ohne Widerworte Folge leistete. Respekt! Das hat zuletzt mein Onkel geschafft ..., musste Prisca eingestehen, dass sie sich nur sehr selten von einem Mann sagen ließ, was sie zu tun oder zu lassen hatte.


    Im Grunde war Prisca aber nicht überrascht über die Reaktion ihres Sklaven, da sie ihn ja geradezu heraus gefordert hatte. Lyciscus hätte sich die Erklärung also sparen können und dennoch hörte ihm Prisca bis zuletzt zu. Ihre Augen ruhten die ganze Zeit auf dem Thraker, während er auf und ab schritt und schließlich in strammer Haltung bereit war, die Strafe von Mara auf sich zu nehmen.


    "Ich bin beeindruckt ... Ja das war Prisca in der Tat, aber sie konnte es nur bedingt verstehen wie ein Sklave so handeln konnte. "Wie gut, denkst du, kennst du Mara, dass du bereit bist so selbstlos ihre Strafe auf dich zu nehmen?", stellte Prisca mit ruhiger Stimme eine Frage, nun da Lyciscus vor ihr stand und scheinbar durch sie hindurch starrte: "Und wie gut kennst du mich, deine Herrin, dass du es wagst meinen Befehl in Frage zu stellen?", sprach Prisca weiter und ihre Augen suchten seinen Blick, denn sie wollte ergründen was ihn angetrieben hatte, so zu handeln.


    "Du dachtest sicher, ich sei grausam und ungerecht, dass ich Mara für eine derartige Nichtigkeit bestrafe, ... aber ... eventuell hatte ich ja einen anderen guten Grund, weshalb ich sie strafen wollte und du wagst es nun, dich meinem Befehl zu widersetzen?" Fragend hob Prisca eine Augenbraue, denn worauf sie hinaus wollte war für ihn womöglich nur schwer nachvollziehbar: "Wenn ich dir einen Befehl erteile, dann erwarte ich, dass du ihn ausführst! Ohne ihn zu hinterfragen und ohne Widerworte! Hast du verstanden? Es ist dein Glück, dass wir hier allein sind, sonst hätte ich keine andere Wahl als dich für etwas zu bestrafen, für das du ebenso wenig kannst wie Mara" Prisca´s Blick wirkte für eine Sekunde sehr streng, ehe sich ihre Miene wieder entspannte. Vor den Augen anderer würde (nein könnte) es Prisca nicht dulden, wenn ein Sklave sich ihren Befehlen widersetzen würde und genau vor einer solchen Situation wollte sie ihren Leibwächter bewahren.


    "Mara hat nichts zu befürchten und ebenso wenig du ... zumindest nicht wegen ein paar wertloser Kekse, auch wenn sie köstlich schmecken mögen", löste Prisca dann auch bereitwillig die Spannung auf, um ihrem Sklaven nicht über Gebühr zu verwirren (oder erreichte sie gerade das Gegenteil damit?): "Niemand wird bestraft!" Zumindest nicht heute Prisca atmete tief durch, denn solche Entscheidungen - bei denen sie sich nachgiebeig zeigte - fielen ihr mitunter schwerer als jene, bei denen sie den Schein des harten Kern´s wahren konnte. Ob ein Sklave je ergründen könnte wie schwer das Leben einer Patrizierin war? Noch dazu, wenn sie sich um ihre eigenen Sklaven sorgte, damit sie niemals in solch missliche Lagen kämen, wie manch andere Sklaven.


    Ehe Prisca allerdings zu sehr in Selbstmitleid zu schwelgen bgeann, gab sie Lyciscus mit einem Wink zu verstehen, dass er sich nun entfernen durfte. "Geh und sag Mara, dass sie sich nicht länger ängstigen muss! ...Nicht, dass sie mir noch tot vor Schreck umfällt und ich mir für teures Geld eine neue Leibsklavin suchen muss." Mit diesem eher scherzend zu verstehenden "Befehl" schickte Prisca ihren Leibwächter nun fort. Den Besuch des Tempels vertagte Prisca gedanklich bereits, da sie heute so gar nicht in der Stimmung war für eine Opfergabe an Fortuna. Die Göttin war wohl die letzte Hoffnung auf die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches, obgleich Prisca nur wenig Hoffnung hatte, jemals ein Kind in ihren Armen halten zu dürfen. Diese Erkenntnis nagte innerlich sehr an Prisca und umso einsamer fühlte sie sich, da sie sich niemandem mitteilen konnte und durfte ...