Beiträge von Iunia Urgulania

    Als Chares mir den Affen vom Arm nahm, atmete ich erleichtert auf und betete im Stillen, dass dies meine einzige derartige Begegnung mit den Einwohnern des Tierparks sein würde.
    Als Hermaios uns vorstellte erwiderte ich die Begrüssung des Zoologen freundlich.

    Es ist mir ebenfalls eine Freude, danke. sagte ich und behielt dabei den kleinen Affen argwöhnisch im Blick, denn ganz geheuer war mir das noch immer nicht.


    Den kurzen Wortwechsel zwischen Hermaios und Chares verfolgte ich interessiert, denn es konnte ja nicht schaden etwas über die internen Angelegenheiten und Probleme der hier arbeitenden Gelehrten zu wissen, schliesslich bestand bei soetwas stets die Gefahr, dass man hineingezogen wurde.
    Als Chares mich dann wieder direkt ansprach und dabei traurig anblickte, verspürte ich ein leichtes Gefühl von Mitleid für diesen alten Mann und lächelte ihn aufmunternd an.

    Ja. Allerdings stamme ich nicht direkt aus Rom, sondern aus Mantua, ein ganzes Stück weiter nördlich. antwortete ich und stellte anschliessend ebenfalls eine Frage. Stamst du hier aus Alexandria? Ich fand es wichtig soetwas zu wissen, da ich schon oft genug gehört hatte, dass es hier am Museion wohl sehr viele Gelehrte gab, die nicht aus dieser Polis stammten, sondern aus anderen Teilen der helenistischen Welt hierhergekommen waren.

    Ein kurzer, wenn auch lauter Schrei entfuhr mir, als der kleine Affe mich ansprang. Hilflos schaute ich zwischen dem Affen und Hermaios hin und her und überlegte, was ich tun konnte. Sollte ich versuchen den Affen von mir wegzudrücken, oder sollte ich lieber still hier stehen und verharren, bis das Tier von alleine verschwand.
    Hermaios' zögerlichen und auch kläglich scheiternden Versuch mir zu helfen war zwar süss, passte jedoch genau in das tolpatschige Gesamtbild, dass ich von ihm hatte.
    Ich senkte meinen Blick auf den Affen und hoffte, dass es bald vorbei sein würde.

    Während Hermaios sich über den Philologos ausliess, dessen Stimme durch das Fenster hineindrang, schaute ich mich ein Wenig um. Das Zimmer war wirklich schön und die Deko an der Decke gefielen mir ausserordentlich.
    Als Hermaios die Studenten aufzählte machte ich mich auf den Weg zu Fenster um einen Blick nach draussen zu werfen, denn die Aussicht die man hier haben musste interessierte mich schon sehr.
    Das plötzlich durch das Fenster hineinspringende Wesen liess mich in meiner Bewegung zum Fenster hin jedoch erstarren, wusste ich doch nicht, was da sass und mich anstarrte. Zögerlich bewegte ich mich langsam wieder rückwärts weg vom Fenster und warf einen leicht hilfesuchenden Blick auf Hermaios.

    Es gefiel mir hier wirklich. Hier würde ich es vielleicht sogar tatsächlich schaffen mein altes Leben hinter mir zu lassen und neu anzufangen. Sicherlich würde das viel Arbeit bedeuten, aber in einer so schönen Umgebung war das sicherlich kein sonderlich grosses Problem.
    Ich genoss den Weg vom Hauptgebäude durch den Park hierher sehr und auch die Art dieses jungen Sklaven hatte eine durchaus positive Wirkung auf mich. Nicht dass ich ihn sonderlich ansprechend fand, aber irgendwie war er auf eine gewisse Weise schon ein wenig niedlich.
    Auch das Gebäude, zu dem Hermaios mich führte war durchaus ansehnlich und wirkte sehr einladend.
    Der kurze Störung an der Eingangstür des Gebäudes mass ich nicht viel Gewicht bei. Sicherlich würde sich später noch die Gelegenheit bieten den frechen Studenten für diese Angelegenheit ein wenig auf die Finger zu klopfen.
    Ich folgte Hermaios folgsam den Gang entlang und die Treppen hinauf. Das Zimmer, in das er mich führte war zwar nicht sonderlich gross, dafür aber wirklich schön. Die karge Einrichtung störte mich nicht weiter, war ich viel mehr doch nie gewohnt gewesen und ausserdem konnte man soetwas ändern.

    Es kommt bei soetwas nicht auf die Grösse oder die Pracht des Raumes an, sondern daraus, was man daraus macht. Eine kleine Erdhöhle kann um einiges angenehmer und wohnlicher sein als der grösste Palast, wenn man es sich in ihr gemütlich macht und sie mit Liebe füllt. sagte ich.
    Wieviele Studenten gibt es derzeit eigentlich hier am Museion? fragte ich neugierig, schliesslich musste ich ja wissen, worauf ich mich einliess, wenn ich mich den Studenten stellen würde.

    Das Schauspiel, dass sich mir hinter dem jungen Hermaios bot war durchaus amüsant, auch wenn mir Xerxes in diesem Moment sogar ein klein Wenig leid tat. Doch für mich gab es jetzt anderes und ich war mir sicher, dass ich diesem recht giftig wirkenden Gelehrten der den armen Xerxes da niederschrie noch früh genug begegnen würde.
    Ich würde sagen, dass wir es möglichst verbinden, schliesslich soll das alles nicht mehr Zeit kosten als notwendig. sagte ich.
    Zeig mir das Museion, inklusive der Unterkünfte, und erkläre mir dabei so gut wie möglich schon mal alle Dinge die ich wissen sollte.
    Ich lächelte ihn leicht an.

    Na da hatte ich ja wirklich Glück, dass es sich bei den beiden Gesuchten um jene handelte, die ich bereits kennengelernt hatte. Dieser andere Sklave machte mir jedoch Sorgen, er schien hier irgendwie Fehl am Platz so dümmlich wie er wirkte. Doch das sollte jetzt nicht meine Sorge sein. Ich widmete mich lieber dem jungen Hermaios.
    Ja, er hat mir eine Anstellung gegeben. sagte ich.
    Ich bin mit sofortiger Wirkung in der Funktion eines Grammateus hier beschäftigt. Du sollst mich hier einweisen, mir das Museion und auch die Wohnräume der Angestellten zeigen.

    Ich kam aus dem Arbeitszimmer des Bibliothekars heraus in den Vorraum, wo ich bereits zuvor mit zweien der Sklaven konfrontiert worden war. Da ich mich nicht erinnern konnte, ob mir einer von ihnen seinen Namen nannte und ob es sich bei diesen beiden um die vom Bibliothekar benannten handelte. Also hiess es für mich nachfragen.
    Da der ältere der beiden gerade in ein Gespräch vertieft war, wandte ich mich an einen der anderen.

    Verzeihung, aber ich soll mich an Hermeios oder Xerxes wenden. Kannst du mir sagen, wo ich einen von den beiden finde?

    Beinahe hätte ich schmunzeln müssen, doch hielt ich mich zurück, erschien mir dies doch in dieser Situation als weiser. So nickte ich nur leicht.
    Ich werde deine Worte beherzigen. Danke.
    sagte ich und nach einem kurzen Wort des Abschieds machte ich mich auf den Weg in den Vorraum.

    Ich beobachtete aufmerksam, wie mein Gegenüber den Tintenfleck entfernte und kam zu dem Schluss, dass der Mann eine fast schon bewundernswerte Geduld und Ordentlichkeit an den Tag legte. Wobei sich erstere für meinen Geschmack erst noch ein paar mal öfters zeigen müsste um sie tatsächlich als gegeben akzeptieren zu können.
    Als er dann wieder das Wort an mich richtete, erfüllten die übermittelten Informationen mich mit Zufriedenheit, denn die Tatsache, dass ich als Angestellte auch hier in den Unterkünften des Museions leben konnte, löste auch direkt ein weiteres meiner Probleme hier in Alexandria.

    Wenn schon die Möglichkeit besteht hier im Museion zu leben, werde ich diese gerne wahrnehmen. Das hat auch den Vorteil, dass ich, wenn ich gebraucht werde, schneller hier sein kann und sich damit meine Arbeit um einiges verbessern wird. sagte ich.
    Im Moment habe ich keine weiteren Fragen. Wenn mir noch etwas einfällt, werde ich versuchen, ob sie mir einer der Sklaven oder ein anderer Angestellter beantworten kann. Schliesslich möchte ich nicht mehr von deiner Zeit in Anspruch nehmen, als wirklich notwendig.

    Ich beobachtete den Bibliothekar genau und war verwundert, als er scheinbar zu lächeln begann. Konnte das wirklich war sein, oder bildete ich mir das nur ein? Innerlich schüttelte ich den Kopf und vertrieb so die Gedanken an die Möglichkeit, dass dieser Mann tatsächlich lächeln oder gar Freude empfinden konnte.
    Mein Lächeln war die ganze Zeit über vorhanden und vor allem auch ehrlich gewesen, denn dies gehörte zu den Dingen, die die meisten Menschen doch recht milde stimmten, wenn ich mit ihnen zu tun hatte.

    Ich danke dir. Im Prinzip spricht von meiner Seite her nichts dagegen, unverzüglich zu beginnen. Eigentlich wäre mir das sogar mehr als recht.

    Die Erscheinung des Bibliothekars faszinierte mich schon ein Wenig. Ich kannte den einen oder anderen Mann, der in der einen oder anderen privaten Bibliothek als Bibliothekar arbeitete und hatte auch schon meine Erfahrungen mit 'öffentlichen' Bibliothekaren, doch dieser hier war doch anders.
    Natürlich war er ähnlich wie all seine Berufsgenossen ein verschrobener alter Mann, der ausser den Büchern in der Bibliothek nicht viel anderes im Kopf hatte, doch war allein seine äussere Erscheinung anders. Nun ja, es galt hier noch immer einen recht guten Eindruck zu machen, daher würde ich mir über das Aussehen des Mannes keine weiteren Gedanken machen.

    Mir ist fast jede Anstellung recht, sofern sie mir erlaubt mich selbst am Leben zu halten, ohne dafür betteln oder stehlen zu müssen. sagte ich wahrheitsgemäss.
    Um ehrlich auf deine Frage zu anworten, sage ich dir, dass ich in diesem Augenblick absolut keine Ambitionen hege als Gelehrte zu arbeiten. Dies würde meine Fähigkeiten bei weitem übersteigen und ich würde auch nicht so anmassend sein wollen, in dieser Beziehung irgendetwas anderes vorzugeben.

    Geduld war eine Tugend und eben diese Tugend war eine der wenigen Tugenden die ich in meinem Leben wirklich immer hoch gehalten hatte. Das war vor allem bei meiner letzten Tätigkeit von sehr grosser Wichtigkeit, daher machte es mir nichts aus, dass der Bibliothekar sich Zeit liess, bevor er mir seine Aufmerksamkeit schenkte. Doch als er sie mir dann schenkte, lächelte ich ganz leicht.
    Das ich selbst nur aus einem sehr unbedeutenden Teil des unbedeutenden Zweiges der Familie stammte, band ich dem Griechen nicht auf die Nase. Auch wenn er nicht sonderlich vom Namen meiner Familie beeindruckt zu sein schien, lächelte ich ganz unbeirrt leicht weiter.
    Ich nickte leicht, als er dann endlich zu meinem Anliegen kam und antwortete wahrheitsgemäss.

    Ich lese und schreibe in lateinischer und griechischer Sprache. Mein gesprochenes Griechisch mag etwas eingerostet sein, doch wird sich dies sicherlich in den nächsten Tagen geben.

    Na das war ja ein äusserst angenehmer Zeitgenosse, dem ich mich da gegenüber sah. Doch irgendwie passte das auch, schliesslich war das schon immer das Bild gewesen, dass ich von Bibliothekaren hatte. Alte, verschrobene Männer, die hinter ihren Tischen sassen und vor sich hin moserten.
    Doch da dieser hier hoffentlich mein neuer Arbeitgeber werden sollte, hiess es nun nett und freundlich zu bleiben. Ich setzte ein leichtes Lächeln auf und schaute den alten Mann.

    Urgulania, Tochter des Lucius Iunius Cotta aus der Familie der Iunier. Ich stamme aus Mantua. antwortete ich wahrheitsgemäss.

    Ich lächelte, als der junge Grieche mich mit Komplimenten überhäufte. Schon lange hatte ich soetwas nicht mehr erlebt. Zumindest nicht von Männern, die dabei nicht irgendwelche schweinischen Hintergedanken hegten. Dass diese mein bisheriges Leben finanziert hatten, verschönerte diese Tatsache nicht sonderlich. Ich lächelte und nickte, als der Jüngling mir die grossartigen Tipps zum Umgang mit dem Bibliothekar gab und folgte ihm bereitwillig zu dessen Raum.

    Ein leichtes Schmunzeln konnte ich beim besten Willen nicht unterdrücken, als ich die Reaktion der hiesigen Sklaven sah. Vor allem dieses eine junge Exemplar war äusserst... amüsant. Wäre er nicht sicherlich jung genug gewesen um mein Kind zu sein, hätte ich sicherlich der Versuchung verfallen können, einmal doch einen Sklaven auszuprobieren. Doch leider war er zu jung, oder ich zu alt. Ich lächelte trotzdem und antwortete brav auf die Frage.
    Nein nein, ich bin definitiv keine Gelehrte. Ich bin lediglich eine nicht mehr ganz junge Frau, die ihre wenigen Fähigkeiten zum Wohle aller einsetzen möchte.
    Das es mir eigentlich hauptsächlich um meinen Geldbeutel ging war an dieser Stelle sicherlich besser erstmal zu verheimlichen.
    Da ich nur wenige Talente besitze, kann ich mich auch nur auf wenige Arten zum Wohle aller einsetzen. Eines meiner Talente ist sicherlich eine gewisse Neugier und Gelehrsamkeit, daher hoffte ich hier etwas zu finden, bei dem ich eben dies einsezten kann.

    Ich hatte mir einen der Tipps des Wirtes zu Herzen genommen und hatte mich auf den Weg gemacht zum Museion. Nachdem ich eine Weile etwas verloren durch das Gebäude geirrt war, hatte ich endlich den Ort gefunden, den zu suchen man mir empfohlen hatte.
    Vorsichtig betrat ich den Raum und war schon ein Wenig beeindruckt über die Geschäftigkeit, die hier herrschte. Ich näherte mich vorsichtig einem der Schreiber und hoffte, dass mein Griechisch ausreichen würde.


    Chaire. Verzeihung, ich bin auf der Suche nach einer Anstellung und man gab mir die Empfehlung, dass ich es hier versuchen solle.

    Ich hatte den Rat des freundlichen Centurios im Hafen befolgt und hatte mich für die Herberge *Zum Goldenen Ibis* entschieden. Eigentlich war diese Herberge zwar etwas, dass meine finanziellen Mittel definitiv überstieg, doch hatte ich wenig Lust mein neues Leben hier so zu beginnen, wie mein altes in Mantua begonnen hatte. Daher war es notwendig, dass ich mir eine einigermassen vernünftige Unterkunft suchte.
    Nun sass ich also hier, in einem der kleinsten und billigsten Zimmer das die Herberge zu bieten hatte, wobei billig ein sehr weit gedehnter Begriff zu sein schien. Neben mir lag mein Beutel, der die wenigen Habseligkeiten beinhaltete, die ich aus Mantua mitgebracht hatte und den der Kapitän meiner Reisemöglichkeit zusätzlich noch mit einer einfachen, aber dennoch eleganten und vor allem sauberen Tunika gefüllt hatte. Wenn ich daran zurückdachte, was ich dafür tun musste, lief es mir kalt über den Rücken. Doch auch dies war ein notwendiges Opfer für mein neues Leben gewesen.
    Bei meiner Ankunft in der Herberge und während der Verhandlungen über das Zimmer, hatte ich versucht herauszufinden, wo ich eine annehmbare Arbeit finden konnte. Es gab scheinbar viele Möglichkeiten, doch war ich mir nicht sicher, inwieweit ich diese wirklich ausführen konnte und wollte.