"Ihr nicht heiraten aus ... Liebe? Nur für Familie, und Wichtigkeit von Familie?" Das klang nun doch erstaunt, sie hatte zwar davon gehört, dass die wirklich wichtigen und reichen Römer ihre Ehen eher arrangierten, aber dass es so wenig mit Gefühlen zu tun hatte, wunderte Cadhla dann doch. Kein Wunder, dass es so wenig Glück in diesem Haus gab, dass kein Kinderlachen ausser dem Sisennas es zu erfüllen wusste, wenn es keine Liebe gab. Die ganze villa erschien ihr bisweilen als sehr leer und kalt, und nur wenig darin ließ das vage innerliche Frösteln verebben, das sie dabei stets empfand. Dann jedoch flutete all die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage zu ihr zurück und ließ sie tief durchatmen. Warum hatte sie denn auch so viele Gedanken darauf verwendet, vielleicht irgendwie doch noch frei zu kommen? Gab es überhaupt eine Art Hoffnung? Seine Finger bewegten sich unter ihr Kinn, hoben es an, und sie hatte für einen kurzen Augenblick lang den Impuls, sich aus dieser Geste zu lösen. Aber sie tat es nicht. Es war etwas in seinem Blick, das sie innehalten ließ, und sei es nur die stille Hoffnung, dass er wenigstens verstehen konnte, warum sie nicht Sklavin sein und bleiben wollte. Würde das nicht jeder Mensch wollen, frei sein? Unabhängig sein, selbst entscheiden, wohin der eigene Weg ging? Schon einmal hatte sie sich für einen langen und schweren Weg entschieden, diesen hier allerdings schien ihr das Schicksal gewiesen zu haben.
Immerhin ... sie würde kämpfen dürfen. Wieder eine Waffe in den Händen spüren. Endlich. Es war ein kleiner Lichtblitz in der Ferne, ohne den sie diesen Tag wohl nicht hätte überstehen können. Kämpfen. Das einzige, bei dem sie sich vollkommen sicher fühlte, bei dem die Zweifel, die Gedanken, die Sorgen verstummen konnten. Und das stetige Gefühl, in dieser sich schnell ändernden Welt nicht genau zu wissen, wo ihr Platz war. Wenn es um Leben und Tod ging, dann waren die Fronten klar, dann wusste sie, was sie wollte, und was zu tun war. In Cadhlas grünen Augen lag der lebendige Schimmer wieder, der ihr zuvor gefehlt hatte, ließ das schmale, noch immer von der Sonne etwas gerötete sommersprossige Gesicht deutlicher konturiert wirken, eingerahmt von ihrem ungebändigen Haar.
"Wenn Du mich lässt kämpfen, dann ich werden siegen," sagte sie schlicht, etwas anderes kam ohnehin nicht in Frage. Man kämpfte nicht mit halbem Herzen, man musste es gänzlich wollen, auch im Willen der Stärkere sein, um zu siegen. "Es geben keinen Weg, zu bleiben liegen wenn werden geschlagen. Wenn bleiben liegen, dann man kann gleich sterben - man muss aufstehen, sonst man nicht mehr kann tun irgendwas. Du wissen was Du müssen tun wenn lernen reiten auf Pferd und Du fallen herunter? Du wieder aufsteigen, sonst bekommen nur Angst vor Pferd, und wenn Pferd spürt Angst, dann Du nie wirst herrschen und führen Pferd." Eine kurze Pause kehrte ein, als sie sich die Worte für den Gedankenschluss zurechtlegte. "Vielleicht Leben nicht merken Angst, wenn wieder aufstehen und gehen weiter."