Grübelnd ging Antoninus, ebenfalls in einer dunklen Toga gekleidet, von seinem Zimmer zum Vestibulum. Seit Tagen schon konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er hasste es in diesem Zustand zu sein und nahm sich vor nach ihrer Rückkehr ein Bad zu nehmen. Vielleicht würde das seinen Kopf wieder frei machen. Er bog um die Ecke und sah Balbus bereits auf ihn warten. Ernst schaute er seinen Vetter an.
"Wollen wir?"
Auch Antoninus ging durch die Tür, um das Officium zu verlassen.
"Gerne", antwortete Antoninus und ging langsam in Richtung der Tür.
"Selbstverständlich nicht, Balbus."
Antoninus schüttelte den Kopf und lächelte leicht. Schließlich ging ihn das Schriftstück irgendwie nichts an. Es war nicht seine Art Sachen zu lesen, die nicht für ihn bestimmt waren.
"Gut, dann komme ich mit.", antwortete Antoninus, als er ein Schriftstück vor Balbus auf den Tisch legte.
"Das ist das Testament Deines Vaters. Ich habe es auf dem Weg zu Senator Hungaricus geholt."
Man konnte Antoninus die Erleichterung im Gesicht ablesen. Auch er war froh, daß es voran ging. Er nickte.
"Willst Du das Gespräch mit den Priestern alleine führen, oder soll ich Dich begleiten?"
Schließlich sah die Priesterin auf und entschuldigte sich. Anschließend ging sie ins Innere des Tempels und kam kurz darauf mit dem Testament zurück. Sie drückte ihr Beileid aus und übergab Antoninus das Schriftstück. Er bedankte sich und machte sich auf den Weg zurück in die Casa.
Antoninus öffnete die Tür und betrat den Raum. Er begrüßte den Hausherren mit einem flüchtigen Kopfnicken.
"Ich komme gerade von Senator Hungaricus. Er hat die Gerüchte bestätigt, daß der Senat ein Staatsbegräbnis beschlossen hat. Weiter hat mir der Praefectus der Prätorianer zugesichert, daß der Körper Deines Vaters heute noch überstellt wird."
Er holte Luft und schaute seinen Vetter traurig an.
"Wie geht es weiter?"
Antoninus räusperte sich, als die Priesterin nicht reagierte.
Sofort nachdem Antoninus die Casa betrat, klopfte er an der Tür des Arbeitszimmers seines Vetters an.
"Selbstverständlich Senator. Ich werde Dich rechtzeitig benachrichtigen."
Antoninus rang sich ein Lächeln ab, deutete eine Verbeugung an und verließ deutlich erleichtert die Casa. Endlich hatte er fundierte Informationen.
"Ich danke Dir."
Antoninus ging in Richtung Ausgang - er hatte sich den Weg jetzt verinnerlicht - , stoppte dann aber und drehte sich um.
"Gibt es inzwischen etwas, was ich für Dich tun kann?"
Antoninus lehnte mit einem leichten Kopfschütteln das Platzangebot seines Patrons ab.
"Vielen Dank Senator. Deine Worte helfen mir und beruhigen mich. Wenn Du mich entschuldigen würdest, könnte ich Balbus berichten."
Früh am Morgen klopfte Antoninus, bewaffnet mt richtig wichtigen Unterlagen, an der Porta der Casa Terentia.
Traurig schüttelte Antoninus den Kopf.
"Nein. Keine Nachricht, kein Besuch. Dabei ist Balbus vor kurzem aus Germania eingetroffen."
Hilflos zuckte er mit seinen Schultern und schaute seinen Patron an.
Antoninus nickte.
"Ja, Gerüchte besagen das ein Staatsbegräbnis für Commodus geplant sei. Da der Leichnam heute in die Casa überführt wird, wollte ich Dich nach Details fragen."
Antoninus bedankte sich beim Ianitor und wartete auf seinen Patron. In Gedanken legte er sich zurecht, was er eigentlich mit dem Senator besprechen wollte. Er wunderte sich ein wenig das bislang die übliche Nervosität ausblieb, schaute sich aber sicherheitshalber um, ob eine Vase in der Nähe stand, die er lieber fern bleiben sollte. Sicher ist sicher.
"Salve. Ich würde gerne meinen Patron, den Senator sprechen. Es geht um den ermordeten Consul."
Da Antoninus unsicher war, ob ihn der Ianitor wegen seines unrasierten Gesichtes wiedererkannte, fügte er noch schnell seinen Namen hinterher.
"Mein Name ist Titus Prudentius Antoninus."
Am Nachmittag erreichte Antoninus die Casa Vinicia. Er zupfte seufzend an seiner dunkelen Trauertoga und klopfte schließlich an die Tür.
Antoninus hörte sich die Wegbeschreibung an.
"Vielen Dank, Praefectus. Du erreichst mich oder Prudentius Balbus jederzeit in der Casa. Vielen Dank für Deine Zeit."
Er deutete eine leichte Verbeugung an und verließ das Officium.
