Stumm hatte Aventurinus im Grabmal den Gebeten des Didius Falco an die Ahnen seiner Familia gelauscht und selbst seine eigenen Gebete an die Götter gerichtet.
Dann, als sie beim silicernium zusammen saßen nickte er Falco dankend zu, als dieser ihm das Wort erteilte und erhob sich. Sein von der Trauer und den vielen Tränen um Sinona bleiches Gesicht war von Bartstoppeln umwuchert, seine Stimme jedoch war fest.
"Liebe Freunde!", begann Aventurinus.
"Wir alle sind heute zusammengekommen um Abschied von Sinona zu nehmen.
Gemeinsam zogen wir in der pompa funebris durch die Straßen Roms, vebrannten die Bahre mit Sinonas Bildnis, setzten die Urne im Grabmal bei und empfahlen Sinonas Seele den Göttern.
Für diese wunderbare Trauerfeier danke ich euch allen von ganzem Herzen.
Mein Herz ist schwer von Trauer um die Liebste. So wie euer Herz schwer ist von der Trauer um die Schwester, die nahe Verwandte, die gute Freundin, die Lehrerin, die Bekannte oder wie auch immer ihr zu ihr standet. Unzählige Tränen habe ich um sie vergossen, so wie viele von euch. Um eine wahrhaft große Römerin, die jetzt von uns gegangen ist.
Sinona ist zwar tot, aber dennoch lebt sie weiter. In unseren Herzen, in unseren Köpfen, in unseren Erinnerungen. Dort lebt sie weiter, solange wir selbst leben.
Jetzt haben die Götter und die Ahnen ihrer Familia Sinona Willkommen geheißen und sie hat bei ihnen einen neuen Platz gefunden, der ihrer würdig ist. Dort wo sie jetzt ist, wacht Sinona zukünftig über uns, über alle die ihrem Herzen nahestanden. Nehmt dies als Trost, so wie ich es als Trost nehme.
Sinona schaut uns von dort zu, wo sie jetzt ist. Die große Anteilnahme unter welcher wir alle, ja das ganze Volk Roms von ihr Abschied nahmen, freut sie sehr.
Ich höre ihre Stimme, die uns zuruft ´Habt Dank für alles. Ich liebe euch.´ Und weiter ruft sie uns zu ´Trinkt auf mich. Seid fröhlich und trauert nicht länger um mich. Feiert jetzt. Mir geht es gut. Denkt an mich. So wie ich immer an euch denken werde. ´
Freunde, dies ruft Sinona uns zu. Laßt uns danach handeln."
Aventurinus hörte ihre vertraute Stimme in seinem Inneren tatsächlich und es zerriß ihm fast das Herz. Aber die Worte seiner Liebsten, die er zu hören vermeinte, gaben ihm neue Kraft.
Er erhob seinen Becher und rief.
"Freunde , laßt uns jetzt anstoßen mit dem edelsten Falerner auf Didia Sinona!
Laßt uns trinken auf die schönste Frau der Welt!
„SALUTE!“
Er prostete den Trauernden zu und leerte den Becher in einem Zuge.
Sinonas Antlitz sah er jetzt vor sich. Ihre wundervollen blauen Augen, in denen sein Blick so oft versunken war. Ihre Lippen, die sich seinem Munde näherten, zum Kusse gewölbt.
"Sinona, Liebste, niemals werde ich dich vergessen!“, schwor er ihr.
Rasch ward der Becher Aventurinus wieder gefüllt durch einen Sklaven und er erhob seinen Becher erneut.
"Mein Ein und Alles, daß war sie für mich.
So wunderschön war Sinona, dass ihre Schönheit Gott Neptunius so entzückte, dass er sie zu sich holte in sein Reich, um ihren Leib für sich zu behalten.“
Sinonas Lippen erreichten und küssten ihn jetzt in seiner Vorstellung. Die Erinnerung an ihre heiße Küsse von ihr wurde wach, an die glutvollen Umarmungen, an ihren süssen Geschmack.
"Laßt uns trinken auf Didia Sinona. Auf eine Frau, deren Schönheit selbst Götter nicht widerstehen konnten.
SALUTE!"
Aventurinus leerte den Becher erneut in einem Zuge und ließ ihn erneut füllen.
Ein drittes Mal ließ er ihn füllen und hob ihn erneut.
"So entriß Neptun die Gefährtin mir, um sie zu der seinen zu machen. Der Wille und die Macht der Götter sind stärker als wir Menschen und so müssen wir das Geschehene akzeptieren.
Doch ist Sinonas Körper auch auf dem Grunde des Meeres, so ist sie doch gleichzeitig hier bei mir. In meinem Herzen.“
Er spürte wie Sinona, die Lippen immer noch mit den seinen im Kusse verschmolzen, jetzt ihre Arme um ihn legte. Er spürte ihr Herz pochen, als wäre es Wirklichkeit, roch ihren süssen Duft, spürte wie sie ihn umfing…
"Laßt uns trinken auf Didia Sinona. So schön wie die Göttin Venus war sie, der sie diente.
Laßt uns trinken auf die Göttin meines Herzens…“
„SALUTE!“
Der dritte Becher auf Ex geleert...
Sinonas Stimme hörte er jetzt sagen... "Avi, ich liebe dich..."
Aventurinus antwortete... "Sini, ich dich auch..."
Seine Augen schimmerten feucht...