Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Der Stallmeister machte eine einladende Geste. "Dann folge mir doch einfach. Achja, Carystius ist mein Name, ich bin der Stallmeister hier. Wie war Dein Name noch gleich?" Gelächter klang ihnen entgegen, als sie eintraten. Und es dauerte auch nur Augenblicke, bis Dolabella einen Becher Wein in der Hand hielt. "He, Patroklos! Hier ist einer Deiner treuesten Anhänger! Komm doch mal rüber!"


    Der gerufene Fahrer schaute erstaunt und kam dann tatsächlich heran, nachdem er sich zwei Oliven in den Mund geworfen und die Hand an der Tunika abgewischt hatte. "Tatsächlich? Erfreut, Dich kennenzulernen. Dann wünsch mir Glück für das nächste Rennen."

    Der Stallmeister war nicht unbedingt empfindlich und konnte einen rauen Umgang durchaus verkraften. Doch das Verhalten des Bürgers verwunderte ihn doch außerordentlich. "Nanana, immer mit der Ruhe, guter Mann! Nein, es handelt sich nicht um Patroklos, obwohl vermutlich auch seine Karriere nicht mehr sehr lange andauern wird. Er ist ja schon einige Jahre dabei - und leider auch nicht mehr der Jüngste. Nein, es handelt sich um Quintus Arius den Jüngeren. Er hat vor einigen Tagen seine Karriere beendet und hat uns heute zu einem kleinen Imbiß und Umtrunk eingeladen. - Komm, gesell Dich zu uns! Wer mit so heißem Blut einen unserer Fahrer verehrt, für den wird wohl auch ein Becher Wein übrig sein." Er klopfte dem Tiberier - von dem er ja nicht ahnen konnte, daß es ein solcher war - herzhaft auf die Schulter. Hätte er gewußt, mit wem er es zu tun hatte, wäre er wohl weniger leutselig und dafür respektvoller gewesen. Doch so sah der Stallmeister einfach eine verwandte Seele in ihm. "Aber nun berichte, was Dich zu uns führt. Du willst die Aurata also unterstützen? Das hören wir natürlich immer gern. Aber vielleicht solltest Du Dich darüber mit unserem Princeps, Aurelius Ursus, unterhalten. Mit etwas Glück wird er heute auch noch hier auftauchen."

    Ursus wandte sich dem Flavier zu, der gerade eingetreten war. "Salve, Flavius. Ja, Du hast das beste bereits verpaßt, obwohl, einen Teil durftest Du ja gerade noch miterleben." Weiterhin, wie auch schon zuvor, sprach er in ruhigem Ton. Nun machte er eine Geste über die Versammlung hinweg, die auf einmal sehr schweigsam geworden war und es nicht wagte, tatsächlich Farbe zu bekennen.


    Fabius völlig ignorierend erklärte er Lucullus die Verhältnisse."Unser lieber Freund Fabius hier möchte sich gerne der aurelischen Mitglieder dieser Sodalität entledigen, denn sie sind ihm zu neugierig. Hat doch mein Onkel es tatsächlich gewagt, seinen Machenschaften auf die Spur zu kommen. Ach, da fällt mir ein, als amtierender Quästor könnte ich doch gleich selbst mal die Unterlagen überprüfen, die mein Onkel während seiner Amtszeit beim Cultus Deorum geprüft hat. Ja, ich denke, das werde ich tun. Bin schon sehr gespannt, was ich finden werde. Nun, was immer Corvinus fand und dem Kaiser vorlegte, es reichte, um Fabius aller seiner Ämter zu entheben. Nun kann er das natürlich gar nicht vertragen und verleumdet hier ehrenwerte Männer wie meinen Onkel - und nicht zu vergessen den Kaiser selbst - um selbst als der einer finsteren Intrige zum Opfer gefallenen Strahlemann dazustehen. Wie schade, daß dies Strahlen so enorm angeschmutzt ist. Wie sehr angeschmutzt mag jeder der hier Anwesenden nach dem beurteilen, was er selbst von Fabius weiß." Daß viele hier bestochen worden waren, konnte Ursus nur vermuten, auch wenn es mehr als wahrscheinlich war. Doch gerade diese wußten ja, wie sehr Fabius im Unrecht sein mußte, wenn er solche Maßnahmen nötig hatte.


    Er blickte nun in die Runde, wobei er allein Fabius weiterhin mit Mißachtung strafte. "Noch bin ich Mitglied dieser Sodalität. Ich fordere ebenfalls die Bestätigung des Fabius Antistes durch eine Neuwahl! Und stelle mich selbstverständlich der erneuten Kooptation." Er wollte sehen und hören, wer hier wie stimmte. Wollte Freund und Feind kennen. Und es ihnen nicht so leicht machen, sich zu verkriechen und unerkannt zu bleiben. In ihre Gesichter sehen wollte er, wenn sie gegen ihn stimmten!

    "Du wagst es, derartig abfällige Kritik an unserem Kaiser zu üben? Hier in diesen heiligen Hallen?" Ursus' Stimme war eiskalt, als er diese Worte ruhig aussprach. Dieser Fabius bewegte sich am Rande des Hochverrates. Und das vor vielen Zeugen! Der Kaiser war krank, ja. Er war sicher nicht in der Verfassung, das Reich allein zu regieren. Auch das stimmte. Ursus hatte zudem den Eindruck gehabt, daß nur wenige Angelegenheiten sein wirkliches Interesse wecken konnten. Aber gerade das bewies doch, daß dieser Fabius enorm Dreck am Stecken haben mußte. "Ich hatte die Ehre, den Kaiser persönlich kennen zu lernen, habe mit ihm gesprochen... Viele Entscheidungen überläßt er anderen, seinen engsten Vertrauten. Unwichtige Dinge, wie es sicher unbewiesene Behauptungen über einen langjährigen Angehörigen des Cultus Deorum, gar den rex sacrorum, wären. Der Kaiser hat sich aber höchstselbst Deiner Angelegenheit angenommen. Also gab es überaus stichhaltige Gründe für Deine Amtsenthebung. Mein Onkel hat kein so enges Verhältnis zu Valerianus, daß dieser ihm auf bloße Behauptungen hin sein Ohr leihen würde. Das allein führt Deine Worte ad absurdum. - Meinem Onkel wurde schlecht, sagst Du? Kein Wunder, würde ich sagen." Ihm wurde auch fast schlecht, wenn er hörte, wie dieser Mann Gift spuckte - und auch noch Gehör fand.


    Ursus blickte in die Runde. "Und ihr alle... ihr steht hinter diesem ach so ehrbaren Mann? Wirklich und wahrhaftig? Glaubt ihm mehr als dem von euch gewählten Magister? Glaubt ihm mehr als dem Kaiser? Und mehr als dem Collegium Pontificium? - Findet das alles gar zum Lachen?" Er blickte jedem der Anwesenden eine Weile ins Gesicht, um darin zu lesen, ob sie wirklich einen Mann wie Corvinus für derartigen Abschaum wie diesen Fabius opfern wollten.

    Viel zu sehen gab es für den Besucher im Moment nicht, denn kein Mensch lief über den Hof, kein Pferd wurde angespannt, die Wagen standen - blitzsauber, aber dennoch völlig unbeweglich - unter einer Überdachung.


    Doch zu hören gab es etwas. Gelächter drang aus einem der Stallgebäude, rege Unterhaltungen wurden geführt. Dolabella hatte mit schlafwandlerischer Sicherheit den Tag erwischt, an dem einer der Fahrer seinen Abschied feierte. Quintus Arius der Jüngere war es, der vor wenigen Tagen seine Rennkarriere beendet hatte und nun noch eine kleine Feier gab für die Stallbesatzung und seine Fahrerkameraden.


    Sie hatten alle gemeinsam den Stall in Ordnung gebracht, alle Pferde versorgt, alles war blitzsauber und an seinem Platz. Und nun drängten sie sich in der kleinen Gerätekammer, hielten Becher mit gutem Landwein in der Hand und aßen Brot, Käse, Rauchfleisch und Oliven. Es dauerte recht lange, bis der Besucher bemerkt wurde.


    Der Stallmeister schließlich war es, der seinen Becher abstellte und die anderen zu mehr Ruhe gemahnte, denn diesen Mann hatte er noch nie gesehen und so wollte er nicht, daß er erste Eindruck allzu schlecht wäre. Er ging dem Tiberier entgegen, fröhlich, aber keineswegs betrunken. "Salve", grüßte der grauhaarige Mann höflich, "bitte verzeih, es kommt nicht alle Tage vor, daß einer der Fahrer seinen Abschied feiert. Kann ich Dir irgendwie behilflich sein?"

    Ursus wandte sich Sabinus zu und nickte ihm freundlich zu. "Entschuldige, ich habe mich Dir noch gar nicht vorgestellt. Titus Aurelius Ursus. Sehr erfreut, Dich kennenzulernen." So ganz verstand er nicht, wie der Claudier mit all dem zusammenhing. Er schien sich doch eben ganz freundlich mit Corvinus unterhalten zu haben? Das war natürlich für ihn sehr unschön, gleich zu Beginn in so eine Sache hineingezogen zu werden. Ob er überhaupt noch Mitglied werden wollte, wenn er feststellte, was für eine korrupte Bande das hier war?


    Auf die Worte von Antistes hin blickte sich Ursus mit einer sehr auffälligen Drehung um. "Oh, Corvinus ist noch gar nicht da? Dann wird es wohl so sein, daß noch nichts wichtiges besprochen wurde, oder, Fabius? Wo wir gerade so nett miteinander plaudern und auch noch ein wenig Zeit dafür haben...", er lächelte liebenswürdig, "mir ist zu Ohren gekommen, daß Du Deiner Ämter enthoben worden bist. Sag, was ist denn da geschehen? Der Kaiser selbst soll das veranlaßt haben? Ich möchte Dich lieber direkt fragen, bevor bösartige Gerüchte mir am Ende ein falsches Bild von Dir zeichnen." Natürlich wußte er nichts Näheres, doch wenn der Fabier auf so falsche unschuldige Art kam, konnte er das ja genauso.

    Ursus wußte zwar, daß jeder das fordern konnte. Aber normalerweise gab es Gründe dafür, so etwas zu fordern. Und hier hatte sich dieser Fabius anscheinend nicht einmal die Mühe gemacht, irgendeinen Grund vorzuschieben. Ursus mußte Corvinus Recht geben. Anscheinend waren die Anwesenden kräftig geschmiert worden. Und Corvinus' Worten entnahm er, daß er wohl irgendetwas aufgedeckt hatte, was Fabius getan hatte. Warum dies alles wohl geheim gehalten wurde?


    "Nun, es scheint ja nichts Unehrenhaftes zu sein, was da an uns heften soll. Im Gegensatz zu dem, was an ihm heftet. Also, ich gehe jetzt da rein und höre mir mal an, was er vorzubringen hat. Und wie die werten Herrschaften so reagieren." Wenigstens sollten sie sich offen bekennen. Damit Ursus wenigstens die Chance hatte, sich die Gesichter und Namen derjenigen zu merken, die sich kaufen ließen. "Wir können dann ja heute Abend nochmal darüber sprechen." Er nickte Corvinus zu und ging dann hinein.


    "Salvete", grüßte er, als er eintrat und blickte aufmerksam in die Runde. "Hätte jemand die Güte, mich darüber aufzuklären, was hier los ist?"

    Na, damit war die Erlaubnis für Tilla ja auch erreicht. Das Mädchen mochte Clara gern und umgekehrt war es genauso. "Clara ist wirklich eine freundliche und gebildete Frau. Sie wird Dir sicher gefallen." Und Clara würde sich bestimmt freuen, wieder jemanden kennenzulernen. Sie hatte es wirklich nicht leicht, so ganz ohne Familie.


    Ursus blickte zu seiner Cousine. Sie machte einen recht zufriedenen Eindruck und er mußte unwillkürlich lächeln. Sie war wirklich ein Gewinn für die Familie. Wer sie einmal zur Frau bekam, hatte nicht wenig Glück. "Und wie sieht es aus? Möchtest Du jetzt einen Abstecher dorthin machen oder das lieber auf später verschieben?" Von hier aus konnten sie mit nur einem kleinen Umweg das Trajansforum besuchen und anschließend zum Forum Romanum weitergehen.


    "Sieh nur, die Wolken reißen auf. Das tun sie natürlich nur für Dich, damit Du Rom gleich von seiner besten Seite siehst." Das war natürlich maßlos übertrieben, doch Ursus nahm an, daß sie das schon richtig verstehen würde, denn er lächelte dabei ziemlich verschmitzt.

    "Er hat was verlangt? Mit welcher Begründung? Das ist doch ungeheuerlich!" Ausgerechnet von Corvinus wurde eine erneute Kooptation verlangt? Das war derart abwegig, daß Ursus nur den Kopf darüber schütteln konnte. Seine Augen blitzten vor Zorn. Wie konnte dieser Kerl es wagen! "Ich weiß nur, daß er seiner Ämter enthoben wurde. Es ist nicht bekannt geworden, warum. - Ich nehme an, Du darfst es mir auch nicht sagen?" Aber warum auch immer, es konnte kaum an Corvinus liegen, sondern war vermutlich eher in etwas begründet, das Fabius getan - oder nicht getan hatte.


    Es war sehr verwunderlich, daß Corvinus sich zu solch einer Beschimpfung hinreißen ließ. Immerhin hatte Ursus seinen Onkel schon mehrfach sehr zornig erlebt. Doch solcherlei Audrücke hatte er noch nie von ihm gehört. "Das ist lächerlich, Dir das in die Schuhe zu schieben. - Und nun?" Wollte er etwa einfach aufgeben und gehen?

    Was sollte das nun bedeuten? Ursus verstand überhaupt nichts mehr. Immerhin war Corvinus der Magister - und er wollte nicht mit hinein? Anscheinend war er schon drin gewesen. Und irgendwas war vorgefallen. Warum klärte er ihn nicht auf über das, was vorgefallen war - und vermutlich nun auch ihn da drin erwartete? "Marcus...", begann er fragend, schüttelte dann aber den Kopf. Hatte es einen Sinn, aus Corvinus etwas herausbekommen zu wollen? Er sah sehr zornig aus und eigentlich hatte Ursus keine Lust, Gegenstand dieses Zorns zu werden. Doch wie würde es für den Claudier aussehen, wenn Corvinus nicht mal seinen Neffen informierte? "Willst Du mir nicht wenigstens ganz kurz erklären, was hier los ist?"

    Ursus wandte sich in die Richtung, aus der die Frage gekommen war. Modestus. Ja, der hatte ihn überholt, seit sie damals zeitgleich als Vigintiviri tätig gewesen waren. Doch Ursus betrachtete es immer noch nicht als Fehler, daß er sein Tribunat nicht noch weiter verkürzt hatte, um gleich wieder kandidieren zu können. "Weder das eine noch das andere trifft vollständig zu. Es ergab sich im Gespräch über die Arbeit." Hatte er sich vorhin nicht schon darüber geäußert? Doch er ließ sich nichts anmerken und berichtete in ruhigem Ton weiter. "Als Consul Aeilus erwähnte, daß er über eine erneute Kandidatur nachdachte, habe ich ihm meine Bereitschaft erklärt, dies ebenfalls zu tun. Er zeigte sich erfreut und setzte sich beim Kaiser für meinen Dispens ein." Warum das wohl gerade für Modestus so wichtig war? Es gab allerdings noch einige Senatoren, von denen er derartige Fragen erwartet hatte.

    Zitat

    Original von Aurelia Laevina
    Tilla hatte einen Brief bekommen! Dies war wirklich keine gewöhnliche Sklavin.
    Sie freute sich auf jeden Fall sichtlich und hüpfte herum. Aus dem, was sie uns danach mitzuteilen versuchte, wurde ich fast gar nicht schlau. Ich blickte also hilfesuchend zu Ursus. Tilla fragte mich, ob wir wo hingehen konnten und ich zuckte nur mit den Schultern, weil ich nicht wusste, wohin. Aber wenn man wollte, konnte man das sehr gut als "von mir aus" werten. Wir liefen schon los, während ich auf die Übersetzung von Ursus wartete und etwas ungeduldig fragte: "Wo gehen wir zuerst hin??"



    Ah, da war Caelyn ja endlich. "Schon gut, hast es ja gerade noch rechtzeitig geschafft", beruhigte er sie und lächelte. Sie freute sich so auf den Gang in die Stadt und Ursus hatte sie auch gern dabei, obwohl sie sich manchmal nicht ganz so benahm, wie er es sich wünschte.


    "Ja, laßt uns endlich gehen." Sie ließen sich von Leone die Tür öffnen und traten hinaus und auf die Straße. "Tilla wollte wissen, ob sie der Einladung folgen darf. Sie wurde von Duccia Clara eingeladen. Clara war lange unser Gast hier in unserem Haus. Sie ist eine gebildete junge Frau. Verwitwet. Tilla war ihr sozusagen zugeteilt. Übrigens ist Duccia Clara meine Klientin. Du kannst dieser Frau also wirklich vertrauen. Sie arbeitet in der Schola, wo ich ja hin und wieder als Dozent tätig bin." Zielsicher führte Ursus seine Begleitung in Richtung Stadtzentrum.

    Auch wenn der Tag ein wenig trüb und kühl war, so hatte Ursus ja eine ganz persönliche, strahlende Sonne dabei. Seine Cousine hatte eine entwaffnende Art, gute Laune um sich herum zu verbreiten. Dem konnte sich Ursus nicht entziehen, selbst wenn er gewollt hätte. Und er wollte natürlich nicht.


    Gefolgt von Tilla und Caelyn folgten sie den Hauptstraßen, auch wenn das ein Umweg war. Doch in den Nebenstraßen büßte Rom teilweise doch erheblich von seiner Pracht ein und Ursus wollte eben, daß Laevina zunächst die schönen Seiten dieser riesigen Stadt zu sehen bekam. Es waren viele Menschen auf den Straßen unterwegs. Ladeninhaber priesen ihre Waren an, zwei Frauen beschimpften einander lautstark quer über die Straße hinweg und eine Gruppe von Kindern hatte einige Kästchen auf den Gehweg gemalt und hüpften nun darin herum. Dazwischen eilten Sklaven auf Botengängen dahin, flanierten schwatzende Frauen oder diskutierten einige Männer über wichtiges und unwichtiges Tagesgeschehen.


    Je näher sie dem Forum Romanum kamen, umso prachtvollere Gebäude kamen ins Blickfeld. Ursus deutete auf einen Tempel, von dem man von hier aus nur das Dach sehen konnte. "Schau, das ist der Tempel des Trajan, dahinter liegt die Baslikia Ulpia, dahinter das Trajansforum und die Trajanischen Märkte. - Von denen hast Du sicher schon gehört." Er grinste ein wenig frech, denn er erwartete schon, daß Laevina dort das eine oder andere kleine Vermögen lassen würde.

    Selbstverständlich war Ursus anwesend. Und hatte schon darauf gewartet, aufgerufen zu werden. Er erinnerte sich noch gut, wie nervös er gewesen war, als er sich hier den Senatoren zum ersten Mal vorgestellt hatte. Und er konnte nicht behaupten, daß er heute gar nicht nervös war. Doch es fiel ihm wesentlich leichter als damals, vor die Männer zu treten, die neben dem Kaiser die Geschicke Roms lenkten. Er unterdrückte den Drang, die Falten seiner Toga nochmal zurecht zu zupfen. Sie saß perfekt, er hatte dies vorhin erst noch überprüft. Statt dessen ließ er seinen Blick einmal über die Anwesenden schweifen, um selbst die nötige Ruhe für die Rede zu finden.


    Über seine Person brauchte er wohl nicht mehr unbedingt etwas sagen, da der Consul ihn bereits vorgestellt hatte. Außerdem war es erst wenige Wochen her, daß er hier einen Bericht abgegeben hatte. Das mochte ebenfalls helfen, daß die Senatoren sich seiner erinnerten.


    "Hochverehrte Senatoren!


    Ich danke euch für die Ehre, heute hier vor euch sprechen zu dürfen. Seit nunmehr fast einem Jahr diene ich Rom, indem ich als Quästor Consulum vor allem den Consul Aelius bei seiner Arbeit unterstütze. In diesem Jahr habe ich an vielen Projekten mitgearbeitet und dabei unschätzbare Erfahrungen gesammelt. Für mich lag der Schwerpunkt der Arbeit insbesondere auf der Bestandsaufnahme und Überprüfung der Arbeiten am Ulpianum. Zusätzlich überwachte ich den Reiseverkehr. Es war ein sehr produktives Jahr in enger Zusammenarbeit mit Consul Aelius. Doch nicht alles, was in diesem Jahr begonnen wurde, konnte in dieser Zeit beendet werden, trotz unermüdlicher Arbeit. Als Consul Aelius mir mitteilte, dass er daran denkt, ein weiteres mal zu kandidieren, fiel mir die Entscheidung nicht schwer, ebenfalls um die Möglichkeit einer weiteren Kandidatur zu ersuchen. Der Kaiser hatte die Güte, mir einen Dispens zu erteilen und mir so zu ermöglichen, heute hier vor euch zu stehen, damit ich ein weiteres Jahr mit all meiner Kraft Rom dienen kann und den Consuln, die im kommenden Jahr amtieren werden." Er zweifelte nicht im geringsten daran, daß Quarto ein weiteres mal gewählt würde, doch voraussetzen durfte er es natürlich nicht. "Und so bitte ich euch, mir ein weiteres Mal euer Vertrauen zu schenken und mir eure Stimme zu geben."

    Ah, er war doch nicht zu spät! Da vorne stand Corvinus noch auf den Stufen und unterhielt sich. Es war heute aber auch zum Auswachsen gewesen, ständig hatte ihn jemand aufgehalten und so hatte er schon gefürchtet, zu spät zu erscheinen. Noch auf den Stufen zupfte Ursus die eine oder andere Falte seiner Toga zurecht, denn auch wenn er sich um einen würdevollen Schritt bemüht hatte, war in der Eile das eine oder andere doch ein wenig verrutscht.


    "Salvete", grüßte er seinen Onkel und den jungen Mann, der sich mit ihm unterhielt. Zwar war nicht zu übersehen, daß Corvinus extrem mißgelaunt war, doch ahnte Usus natürlich nicht, daß der schon drin gewesen war und die schlechte Laune daher rührte. Er warf Corvinus einen fragenden Blick zu, wollte aber in Gegenwart eines Fremden nicht gar so direkt nachfragen, was denn wohl vorgefallen war. "Störe ich? Oder wollen wir gemeinsam hinein gehen?" Besser, er richtete sich da ganz nach Corvinus. Wenn die beiden hier ein privates Gespräch führten, würde er natürlich einfach schon vorgehen, denn stören wollte er keinesfalls.

    Dann äußere ich mich mal als derzeitiger Amtsträger :D


    Also, ich bin absolut für die Verlängerung auf vier Monate. :dafuer:


    Wie Durus schon sagte, der Weg ist das Ziel. Consul wird eben nicht jeder, das war damals schon so ;) Es ist doch der Spaß an der Sache, den Werdeganz auszuspielen. Also kommt es doch gar nicht darauf an, ob es ein paar Monate länger dauert, oder?


    Vier Monate sind sicher sehr lang, wenn man auf einem Posten sitzt, auf dem nichts passiert, wo es keine echten (Sim-On-) Aufgaben gibt. Das stimmt. Und als ehemaliger Decemvir kann ich euch versichern: Bei manchem Amt, bei dem man viel Sim-Off-Arbeit hat, ist man auch froh, wenn die Zeit rum ist ;)


    Aber wenn man etwas zu tun hat, dann sind drei Monate verflixt kurz. Als Beispiel mal mein Tribunat. Erst die Anreise nach Germanien, in Rom alles beenden, reisen, sich erst mal einspielen. Kaum war ich richtig drin, war meine Zeit rum. Dabei hab ich sogar schon überzogen... Dann wieder: Alles beenden, Rückreise nach Rom, wieder neu beginnen. Ich war noch gar nicht wieder richtig "drin", waren schon wieder Wahlen.


    Meine jetzige Amtszeit ist mir sogar so sehr zu kurz, daß ich mich (mit Dispens des Kaisers) abermals zur Wahl stelle. Natürlich habe ich als Quästor das außerordentliche Glück, mit einem bespielten Consul zusammenarbeiten zu können. Dadurch haben wir eben auch Stoff zum Schreiben.


    Wenn man ein Sim-On-Projekt hat - oder z.B. als Praetor einen Fall - dann sind drei Monate verflixt kurz! Immerhin ist nicht jeder, mit dem man zu tun bekommt, täglich online. Sim-On-Gespräche dauern nunmal lange, das liegt in der Natur der Sache.


    Edit: Fehlerteufel


    AN DER


    SCHOLA ATHENIENSIS



    FAND FOLGENDER KURS STATT:


    CURSUS CONTINUUS - DE IMPERATORE TIBERIO



    ABGEHALTEN VON:


    TITUS AURELIUS URSUS



    MIT AUSZEICHNUNG BESTANDEN HABEN:

    Decima Seiana
    Decimus Annaeus Varus
    Faustus Decimus Serapio
    Marcus Flavius Aristides


    DER KURS WURDE BESTANDEN VON:

    Caius Redivivus Evander
    Kaeso Annaeus Modestus
    Lucius Artorius Avitus


    DER KURS WURDE NICHT BESTANDEN VON

    Caius Flavius Aquilius
    Tiberius Prudentius Balbus



    [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/8400/siegeltauwj6.gif]


    ~ROMA~


    ANTE DIEM XVI KAL DEC DCCCLVIII A.U.C.
    (16.11.2008/105 n.Chr.)


    "Dabei sind die Komödien doch viel kurzweiliger, als die meisten Dramen. Na, wir schauen einfach mal. - Später. Wenn Dir nichts zusagt, na, dann hat Rom bestimmt noch genug Unterhaltung zu bieten." Ursus lächelte seine Cousine an. "Jetzt laß uns erstmal sehen, daß wir in die Stadt kommen." Schon wollte er mit den beiden das Haus verlassen, da stockte sein Schritt. "Achja, möchtest Du lieber zu Fuß gehen oder bevorzugst Du eine Sänfte?" Da er immer zu Fuß ging - es sei denn, es regnete wie aus Eimern oder es gab einen ganz besonderen Anlaß - hatte er sich darüber gar keine Gedanken gemacht. Doch natürlich war das bei den Damen des Hauses etwas anderes. Er fühlte, wie seine Wangen sich leicht röteten. "Entschuldige bitte, daß ich nicht eher daran gedacht habe. Ich war da wirklich gedankenlos."