Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Schon oft war Ursus hier vorbeigekommen. Doch betreten hatte er den Palast noch nie. Jetzt hatte er endlich mal einen Grund dafür. Die Einladung des Consuls hatte ihn sehr erfreut. Sie war praktisch direkt nach der Ernennung erfolgt und Ursus zögerte nicht, ihr nachzukommen. Einen Consul ließ man nicht warten. Und es war ja auch wichtig zu erfahren, wie seine Arbeit denn nun in Zukunft überhaupt aussehen würde.


    Angetan mit seiner besten Toga schritt Ursus auf das Tor des Palastes zu. "Salvete", grüßte er die Praetorianer, die dort Wache hielten. "Ich bin Quästor Titus Aurelius Ursus. Consul Aelius Quarto lud mich zu einem Besuch in seinem Haus ein", erklärte er, in der Annahme, daß die Wache informiert war.

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus
    Und so war es auch. Von weiten erkannte Sedulus Ursus der sich wohl schon suchend nach ihm den Hals verenkte. :)
    Und da Sedulus verhindern wollte das er seinetwegen einen steifen Hals bekam, eilte er auf ihn zu.


    Ah da bist du ja Ursus. Ich habe am Tor noch den Senator Macer getroffen, daher die kleine Verspätung. Ich habe doch hoffentlich noch nichts verpasst oder?


    Ah, da war er ja. Und hatte ihn offenbar auch schon erblickt. "Senator Purgitius Macer ist auch da? Wird dann wohl doch noch eine illustre Runde hier, auch wenn das Rennen nur klein ist. Nein, verpaßt hast Du noch nichts. Wie Du siehst, haben noch lange nicht alle ihre Plätze eingenommen. Es wird wohl noch eine Weile dauern. Annaeus Varus und Decimus Verus werden sich dann auch noch zu uns gesellen. Und? Hast Du auch gewettet?" Immerhin machte das einen großen Teil des Spaßes an einem Rennen aus.

    Ja, man konnte Quarto den Stolz auf das Ergebnis durchaus ansehen. Mit Recht, fand Ursus. "Ich bin auf mein Ergebnis durchaus auch stolz. Damit hatte ich gar nicht gerechnet." Im Gegenteil, er hatte damit gerechnet, daß es echt knapp werden würde. Er lächelte erfreut, als Quarto ihm zuraunte, daß seine Stimme auch darunter gewesen war. Das nahm Ursus als ein gutes Zeichen für die zukünftige Zusammenarbeit. Und so antwortete er mit ebenso gedämpfter Stimme. "Hab Dank für Dein Vertrauen."

    Sie sträubte sich nicht. Er hatte es gehofft, doch nicht damit gerechnet. Schon gar nicht damit, daß sie ihre Arme um ihn legte. Der Kuß dauerte lange. Und dieses mal brach er ihn nicht einfach so ab, sondern löste nach einer Weile ganz sanft seine Lippen von ihr. Er blickte ihr in die Augen, während seine Fingerspitzen ganz leicht über ihr Gesicht fuhren und ihre Züge nachzeichneten. "Willst Du es wirklich, Caelyn? Du mußt nicht..." Es war ihm wichtig, daß sie das wußte. Er wollte sie nicht zwingen. Und auch nicht, daß sie es nur anbot, weil sie glaubte, er hätte das Recht dazu, es zu tun, ob sie wollte oder nicht. Zumal sie ja keine Ahnung zu haben schien, was überhaupt auf sie zukam. Anscheinend hatte nie jemand richtig mit ihr darüber gesprochen. Konnte sie überhaupt darüber entscheiden, ob sie wollte oder nicht?

    Er schüttelte den Kopf, lächelte aber. "Es wird gar nichts passieren, wenn Du es nicht möchtest." Aufregung, die sie zittern ließ? Er war sich nicht sicher, was das bedeuten sollte. Wollte sie etwa, daß es mehr wurde, als reines Beieinanderliegen? Aber das hatte sie so nicht gesagt. Wieder wurde es kompliziert. Oder machte er es sich nur kompliziert? Betrog er sie, wenn er ihre Bereitwilligkeit ausnutzte, obwohl er sie nicht liebte? Betrog er Cadhla, wenn er es tat? Er wußte es nicht. Er wußte es schlicht nicht. Er blickte sie einfach nur an. Eine ganze Weile war er sich unsicher, was er nun tun sollte. Und folgte dann einfach seinem Gefühl. Dieses mal war er es, der seine Lippen auf die ihren legte. Sanft und leicht. Wenn sie sich dagegen wehrte, würde er sofort aufhören damit. Doch er hoffte natürlich, daß es ihr gefallen würde.

    Der meiste Applaus galt natürlich dem Consul Aelius. Bei einem derartig überwältigendem Wahlergebnis war dies wohl auch kein Wunder. Ob er selbst es je so weit bringen würde? Versuchen wollte er es jedenfalls! Und die Chance, gerade einem Mann wie Aelius Quarto über die Schulter blicken zu können, würde ihm die Möglichkeit eröffnen, vieles zu lernen, das ihm auf dem Weg dorthin nützlich sein konnte.


    Die Eide waren gesprochen, nun war er offiziell Quästor Consulum. Es galt, eine Menge Hände zu schütteln und kaum etwas tat er lieber als das. Unter den Zuschauern hatte er seinen Vetter Orestes erblickt und ihm erfreut zugenickt. Doch bevor er sich zu seinem Vetter gesellte, wollte er zunächst dem Consul, mit dem er ja in Zukunft zusammenarbeiten würde, gratulieren. Er wartete höflich, bis sich eine Gelegenheit ergab, und trat dann heran. "Salve, Consul. Darf ich Dir zu dem überwältigenden Wahlergebnis gratulieren?"

    Da standen sie also beide und keiner sagte etwas. Bis sie schließlich das Schweigen brach. Und nicht nur das, sie zog ihre Tunika aus und stand nun in aller Blöße vor ihm. Wunderschön, unglaublich unschuldig, - und zitternd wie Espenlaub. Natürlich dachte er, es wäre Angst, wie sollte er auch auf etwas anderes kommen? Langsam streckte er die Hand aus. Nein, nicht nach ihr. Sondern nach der Decke auf dem Bett. Ganz sanft legte er die Decke um ihre Schultern. "Du bist wunderschön, Caelyn. Und ja, ich möchte gerne, daß Du bei mir bleibst. Aber... aber das hier... das solltest Du nur tun, wenn Du es selbst wirklich willst." Es wäre gelogen gewesen, wenn er behauptet hätte, daß er es nicht wollte. Es war eine Qual, sie so zu sehen und nicht ihre Bereitwilligkeit auszunutzen. Doch dann würde sie ihn bestimmt hassen. Und er wollte nicht, daß sie ihn haßte.


    Sie wirkte so unsicher, so scheu. Ursus blickte sie weiter an, hielt ihren Blick gefangen. Dann nahm er sie einfach auf seine Arme und trug sie zum Bett herüber, um sie dort abzulegen. Er setzte sich auf den Bettrand, beugte sich über sie und streichelte ihr sanft die Haare aus der Stirn. "Hast Du Angst vor mir? Zitterst Du, weil Du Dich fürchtest?" Glaubte sie vielleicht, er würde über sie herfallen wie ein Tier?

    Ursus hatte Aquilius schon ewig nicht gesehen. Seit seiner Rückkehr aus Germanien hatte sich keine Möglichkeit ergeben, zusammenzutreffen. Das fand er sehr schade, denn er mochte den Flavier gut leiden. Bei seiner res gestae anwesend zu sein, war ihm deshalb sehr wichtig. Die Rede war gut formuliert, anscheinend war die Arbeit als quästor urbanus nicht sonderlich aufregend, denn Besonderheiten kamen nicht zur Sprache. Hoffentlich hatte er da als quästor consulum etwas mehr Glück.


    Am Ende der Rede applaudierte er, wie auch viele andere der Anwesenden. So wurden eventuelle Fragen, die ja doch meistens eher unangenehm waren, gleich unterbunden. Und wenn es zu keinen großartigen Aufregungen kam, dann ergab sich vielleicht die Möglichkeit, ein paar Worte mit Aquilius zu wechseln.


    [SIZE=7]Edit: Fehlerteufel[/SIZE]

    Natürlich. Es war die einzige Reaktion gewesen, die zu erwarten gewesen war. Das konnte er ihr nicht übel nehmen. Enttäuschung stieg natürlich doch in ihm auf, auch wenn er dazu eigentlich gar kein Recht hatte. Aber übel nahm er es ihr nicht. Als sie die Tür hinter sich schloß, stand Ursus auf und trat an das Fenster. Ein leichter Wind wehte ihm ins Gesicht und ließ die leichten Vorhänge sanft aufbauschen. Was war er nur für ein Dummkopf! Vielleicht hätte er sagen sollen, daß er sie einfach nur gerne bei sich gehabt hätte. Daß er gar nicht mehr gewollt hatte, als sie im Arm zu halten, ihren ruhigen Atem zu hören, wenn sie schlief... Zu spät.


    Ob es so auch sein würde, wenn er einmal eine Frau hatte? Würde er dauernd das falsche sagen? Ihr ständig weh tun? Würde er seine Nächte einsam verbringen, weil er nicht in der Lage war, Cadhla loszulassen und sein Herz einer anderen zu öffnen? Caelyn liebte ihn. Einfach so. Obwohl er eigentlich nie sonderlich nett zu ihr gewesen war. War das wirklich so falsch?


    Seine Gedanken drehten sich. Alles in ihm schrie, daß er ein Patrizier war und es daher undenkbar war, mit einer Sklavin eine Beziehung zu beginnen, die über die reine körperliche Vereinigung hinausging. Doch etwas in ihm sehnte sich danach, einen lieben Menschen in seinen Armen zu halten, der ihn einfach so nahm, wie er war. Der ihn liebte, weil er er war. Und den er einfach und schlicht wiederlieben konnte...


    Als die Tür sich wieder öffnete, verstärkte sich der Windzug und Ursus drehte sich unwillkürlich um. Und erkannte Caelyn. Sie war zurückgekommen! Warum? Warum? Wie konnte sie zurückkommen, obwohl er sie so schlecht behandelt hatte? Unwillkürlich hielt er den Atem an. Kein Wort kam über seine Lippen.

    Der kurze Moment der barrierefreien Nähe war vorbei. Es war geradezu greifbar, wie sich zwischen ihnen wieder ein Graben auftat. Natürlich war er schuld daran. Ursus wußte es. Doch er wußte nicht, was er hätte anders machen können oder sollen. Vielleicht war er einfach unfähig, mit Frauen so umzugehen, daß sie sich bei ihm wohlfühlten? Das waren keine guten Aussichten für eine zukünftige Ehe.


    Caelyns Worte klangen so - unpersönlich. Natürlich ließ er sie los, wenn auch bedauernd - und zögernd. Doch er streichelte ihr noch einmal über die Haare. Blickte sie an. Diese schöne junge Frau, die in allem von ihm abhängig war. Sie liebte ihn, er hatte es gewußt. Schon lange gewußt. Warum konnte er sie nicht einfach wiederlieben? Vielleicht würde das alles für sie beide einfacher machen?


    "Manchmal bin ich eben ein Idiot", sagte er schließlich leise und verlegen. "Schlaf gut, Caelyn... - Du... Du könntest aber auch hier bleiben, diese Nacht." Allein, sie neben sich zu wissen, würde irgendwie gut tun. Doch er rechnete nicht damit, daß sie auf den Vorschlag einging. Und im Grunde war das auch verständlich. Er wußte selbst nicht, warum er ihr diesen Vorschlag überhaupt machte. Es war eigensüchtig, denn sie wollte sicher nichts als weg von ihm. Weil er ihr schon wieder mal Schmerz zugefügt hatte.

    Ursus hatte seine Wette gesetzt und kehrte umgehend zur Rennbahn zurück. Die Zuschauerränge füllten sich nun immer schneller. Es wurde wahrhaftig Zeit, sich um die Plätze zu kümmern. Varus hatte da zwar auch schon vorgesorgt, doch konnte es nicht schaden, diese Plätze rechtzeitig zu verteidigen. Auf dem Weg blickte er sich immer wieder nach den beiden anderen und nach Sedulus um. Der mußte sich doch auch hier irgendwo herumtreiben?

    Ursus nickte zustimmend. Varus hatte Recht, es wurde Zeit, das Rennen würde bald beginnen. Endlich könnte man sagen. "Ja, soweit ich das sehe, ist alles geklärt. Verus, ich nehme an, Du kümmerst Dich um unsere Leute? Ich gehe dann schon mal und sichere uns gute Plätze. - Und muß natürlich auch noch wetten gehen." Er grinste breit, sicher würden die beiden anderen das auch noch tun.


    "Wir sehen uns dann später!" Er hob nochmal seine Hand und schlenderte dann langsam zum Wettbüro. Von dort würde er dann zur Rennbahn zurückkehren und gute Plätze sichern. Sicher würde auch Sedulus dort bald auftauchen.

    Ursus grinste breit zurück. "Wer weiß? Vielleicht habe ich ja Glück? Ein Gewinn wird sich dann jedenfalls lohnen." Er nannte dem Mann für seine Notizen noch seinen Namen. Dann nickte er ihm freundlich zu. "Ich wünsche Dir noch gute Geschäfte." Daß der Mann ehrlich war, davon ging er einfach mal aus. Die Classis würde wohl kaum zulassen, daß sich hier ein Betrüger breitmachte. "Vale." Und wieder drängte er sich durch die Menschen. Es war nicht wirklich einfacher, das Wettbüro zu verlassen, als es zu betreten. Aber irgendwie schaffte er es dann doch noch hinaus, - nachdem er sich wegen seiner Wette noch einigen Spott hatte anhören müssen.

    Ursus wartete. Und wartete. Er konnte hören, daß sich drinnen etwas bewegte. Also war Minervina auf jeden Fall da. Vermutlich hatte er einen ungünstigen Moment erwischt und sie mußte sich erst bereit machen, Besuch zu empfangen. Also wartete er weiter geduldig. Bis endlich die Aufforderung zum Eintreten kam. Er öffnete die Tür und ging auch gleich freudig auf Minervina zu, die mitten im Raum stand, und umarmte sie erst einmal herzlich. "Schwesterchen! Endlich! Na, sag mal, wo hast Du denn die ganzen letzten Tage gesteckt? Ich habe Dich vermißt. Dabei habe ich Dir doch sogar etwas aus Germanien mitgebracht. Schau." Er löste sich aus der Umarmung und reichte ihr das Päckchen, freudestrahlend und in Erwartung ihrer Freude. Das war schließlich das schönste am Schenken: Die Freude des anderen beobachten zu können.


    Doch als er sie jetzt genauer anblickte, sah er die dunklen Schatten unter ihren Augen, die geröteten, leicht geschwollenen Augen, den müden Zug in ihrem Gesicht, der von ihrem Lächeln kaum übertönt werden konnte. Die strahlende Freude erlosch von seiner Miene und machte Besorgnis Platz. "Was ist denn los? Bist Du krank? Niemand hat mir etwas davon gesagt..."

    Es waren eine Menge Männer vor ihm dran und Ursus spürte, wie seine Hände, während er den anderen zuhörte, immer feuchter wurden vor Aufregung. Als er dann aber schließlich an der Reihe war und vortrat, fühlte er sich innerlich ruhig. Er hatte den Amtseid schon einmal geleistet. Damals war er nicht über die Worte gestolpert und auch heute passierte ihm das nicht. Mit sicherer Stimme, laut und deutlich, sprach er die Worte:


    "Ego, Titus Aurelius Ursus hac re ipsa decus Imperii Romani me defensurum, et semper pro populo senatuque imperatoreque Imperii Romani acturum esse sollemniter iuro.


    Ego, Titus Aurelius Ursus officio quästor consulum Imperii Romani accepto, deos deasque imperatoremque romae in omnibus meae vitae
    publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecuturum esse iuro.


    Ego, Titus Aurelius Ursus religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro.


    Ego, Titus Aurelius Ursus officiis muneris quästor consulum me quam optime functurum esse praeterea iuro.


    Meo civis imperii romani honore, coram deis deabusque populi romani, et voluntate favoreque eorum, ego munus quästor consulum una cum iuribus, privilegiis, muneribus et officiis comitantibus accipio."

    Ursus mußte unwillkürlich lachen. Louan war richtiggehend niedlich, so ahnungslos, wie er war. Aber natürlich würden sie ihn auch nicht einfach ins kalte Wasser werfen, wie das anderswo üblich war. Aber ihm die Möglichkeit geben, selbst zu springen, das würden sie schon. Später. "Also erstmal in die Taberna", stellte Ursus sachlich fest und schlug den entsprechenden Weg ein. "Das ist auf jeden Fall ein sehr guter Anfang. Aber Thermen... nein, so spät am Abend müssen es nicht die Thermen sein. Lieber ein Ort, an dem man gemütlich trinken - und sich so richtig verwöhnen lassen kann. Wo es hübsche Tänzerinnen und faszinierende Akrobatikvorführungen gibt." Es gab da durchaus Häuser gehobener Klasse, in denen man einfach einen schönen Abend verbringen konnte.


    "Oder hast Du etwa eine Verabredung in den Thermen, mit einer dieser hübschen, jungen Masseurinnen, Avianus?" Lachend zwinkerte Ursus seinem Vetter zu und wandte sich dann wieder an Louan und grinste dabei lausbübisch. "Man kann sich in den Thermen einfach nur waschen, ein ausgiebiges Bad nehmen. Oder auch Sport treiben. Oder sich zum Beispiel massieren lassen. Im Grunde kann man fast alles haben in den Thermen. Solange man es bezahlen kann."

    Ursus biß sich auf die Unterlippe. Er war auch verwirrt. Verwirrt davon, daß der Kuß sehr schön gewesen war. Verwirrt davon, daß dieses Mädchen ihn auf ihre Weise zu lieben schien, obwohl er ihr immer und immer wieder die kalte Schulter gezeigt hatte. Jetzt sah sie so verletzt aus, daß er hätte schreien mögen, so weh tat ihm dieser Anblick schon. Doch er schrie nicht. Und er küßte sie auch nicht, wie es sein erster Impuls war. Das durfte er nicht. Auch nicht, wenn er sie liebte. Nein, er liebte sie nicht, wie er Cadhla liebte. Aber das hieß doch nicht, daß er sie gar nicht liebte. Ach, war das wieder alles kompliziert! Warum mußte immer alles so kompliziert werden, wenn Gefühle im Spiel waren?


    Diesen Anblick jedenfalls konnte er so nicht ertragen, sie sah so schmerzvoll aus, daß er sie in seine Arme ziehen mußte. Er mußte sie an sich drücken und ihr einen Kuß auf den Scheitel drücken. Sie streicheln und trösten. "Jetzt habe ich Dir schon wieder wehgetan. Bitte verzeih mir, Caelyn. Ich möchte doch nur... uns beide vor weiterem Schmerz schützen." Wenn er nur wüßte, was richtig war? Sie rigeros von sich zu stoßen? Oder ihr zeigen, daß er sie gern hatte? Irgendwas dazwischen? Aber das wäre ja auch nichts Halbes und nichts Ganzes und konnte doch eigentlich nicht gut sein...

    So, da war sie also nun, die Liste mit den Quoten. Doch die Quoten interessierten Ursus nicht mal sonderlich. Er wußte, daß die Aurata keine allzu großen Aussichten auf den Sieg hatte. Doch das würde ihn nicht davon abhalten, trotzdem auf sie zu wetten. So betrat er gut gelaunt das Wettbüro, in dem sich Renn-Fachmänner - und solche, die sich dafür hielten, - bereits die Köpfe heißredeten. Entschlossen kämpfte er sich vor, um seine Wette abzuschließen.


    "Salve", grüßte er grinsend, als er es endlich geschafft hatte, bin nach vorne durchzukommen. "Ich setze 50 Sesterzen auf die Aurata", sagte er dem Mann an.



    Sim-Off:

    An Dich überweisen oder wie läuft das? ?(

    Ursus lachte herzlich. "Dafür sind wir Patrizier, ja. Es unseren Ahnen gleichzutun kann nicht so falsch sein, sie haben schließlich sehr viel erreicht. Aber so sehr progressiv waren die Germanicer, die ich bis jetzt kennengelernt habe, eigentlich nicht. Zumindest nicht mir gegenüber. Aber wer weiß, vielleicht haben sie sich das gegenüber einem Patrizier schlicht nicht getraut", scherzte er, wohl wissend, daß sie ihn wohl kaum in irgendeiner Weise fürchteten. Warum auch?


    Orestes hatte seinen Becher nun doch ziemlich schnell geleert. Und es war ja auch schon recht spät. Ursus trank also ebenfalls aus, stellte den Becher weg und stand auf. "Ja, vertagen wir sie. Gerne auf einen nicht allzu fernen Abend. Es ist wirklich schön, Dich hier im Haus zu wissen, Manius. Eine Zeitlang war es hier allzu ruhig." Er lächelte seinen Vetter in ehrlicher Freude an, - bis ein Gähnen ihn übermannte. "Wie Du siehst, auch für mich wird es wahrhaftig Zeit", lachte er, "Schlafe wohl."


    Wohl wissend, daß die Sklaven auch ohne weitere Anweisung schon wieder für Ordnung sorgen würden, verließ Ursus das Atrium und suchte sein Zimmer auf.

    Naja, irgendwie war er es ja doch gewesen, der Louan auf die Idee gebracht hatte, sich mal an Siv und Fhionn zu wenden. Aber so genau brauchte sie das ja wirklich nicht zu wissen. Und den Hauptanteil an dieser Aktion hatte ja doch Louan gehabt. Also sollte sie ruhig glauben, daß diese Idee ganz auf dem Mist ihres Bruders gewachsen war. War ja schließlich auch nichts schlimmes, ganz im Gegenteil.


    Es fiel ihr also schwer, zu vertrauen? Immer noch? Nach all der Zeit? Ursus seufzte unwillkürlich. "Niemand kann Vertrauen erzwingen", stellte er sachlich fest. Denn viel mehr dafür tun, als er schon getan hatte, konnte man eigentlich kaum. Zumindest fiel ihm nichts mehr ein, was er tun könnte, damit sie ihm mehr vertraute. Er hatte schon weit mehr für sie getan und war weit nachsichtiger mit ihr gewesen, als es allgemein gegenüber Sklaven üblich war. Was natürlich größtenteils daran lag, daß er zum Thema Sklaven seine ganz eigene Ansicht hatte. Aber es lag auch daran, daß er dieses Mädchen inzwischen wirklich liebgewonnen hatte.


    Gerade wollte er etwas diesbezügliches sagen, als sie seinen Mund mit ihren Lippen verschloß und ihn küßte. Das kam so unerwartet, daß er auf eine Weise reagierte, wie er es sonst niemals getan hätte: Er erwiderte den Kuß, sanft und liebevoll. - Bis in seinen Verstand eintröpfelte, was er da tat. Ganz vorsichtig faßte er sie bei den Schultern und drückte sie leicht zurück, so daß ihre Lippen sich wieder voneinander lösen mußten. "Nein", sagte er leise, "das macht alles nur noch schwerer. Ich habe Dich wirklich gern, Caelyn, aber diesen Fehler dürfen wir nicht machen..." Seine Stimme klang alles andere als bestimmt. Es war kein Befehl, eher eine Bitte.