Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Nur einige wenige Erben hatten sich bisher zurückgemeldet und ihr Erbe angenommen. Es waren nur noch wenige Tage bis zum Ablauf der Frist. Und dieses mal konnte er nicht viel länger warten, da ja kurz darauf schon die neuen Wahlen stattfanden. Er verstand das einfach nicht, daß die Leute einfach so auf ihr Erbe verzichteten. Gut, in ein paar wenigen Fällen ging es um lächerlich geringfügige Beträge, deren Wert schon von den Zustellungsgebühren überstiegen wurde. Da konnte er es verstehen, daß sie sich einfach nicht rührten. Doch in anderen Fällen ging es wirklich um beachtliche Beträge und sogar Grundbesitz. Vor allem letzterer war ja unendlich kostbar geworden, seit von staatlicher Seite keine Grundstücksverkäufe mehr stattfanden.


    Gerade trug Ursus die wenigen bisherigen Rückmeldungen fein säuberlich in seine Liste ein, als es klopfte und Augenblicke später Caelyn vor ihm stand und sich von den Flaviern zurückmeldete. "Ah, sehr schön. Und wie lautet die Antwort?"

    Auch Ursus hatte sich vor dem Tempel der Vesta eingefunden, um an dem Opfer teilzunehmen. Er trug eine dunkle Toga und schlichte Kleidung, wie es für den Anlaß und vor allem auch so kurz nach dem Tod des Kaisers angemessen war. Doch nicht nur dem Kaiser gedachte er in diesen Tagen. Sondern vor allem seinen Eltern und natürlich auch den anderen Ahnen der Familie. Später würde er dann auch noch das Grab seiner Eltern aufsuchen.


    Aufmerksam blickte der junge Aurelier zu den Vestalinnen. Gleich würde das Opfer beginnen und er wollte sich nicht auch nur die winzigste Kleinigkeit der heiligen Handlung entgehen lassen.

    Die Paarungen wurden bekanntgegeben. Der Name sagte Ursus überhaupt nichts. "Hoffen wir, daß dies ein gutes Los ist", antwortete er noch auf Macer, bevor er hörte, daß er auch gleich antreten sollte. Ausgerechnet den ersten Kampf bestreiten zu müssen, war natürlich nicht gerade angenehm. Ursus blieb keine Zeit zu einer weiteren Antwort Macer gegenüber. "Entschuldige mich bitte, ich bin aufgerufen." Mit diesen Worten verließ er den Senator, um sich auf den Kampf vorzubereiten.


    Er entkleidete sich bis auf den Lendenschurz, machte noch ein paar Dehnübungen, wie auch sein Gegner dies tat. In Gestalt und Größe waren sie sich nicht unähnlich, so dass keinem der beiden dadurch ein Vorteil gegeben war. Etwas, was Ursus nicht unrecht war. Es war weder schön, durch reine Masse besiegt zu werden, noch einen leichten Sieg zu erringen, nur weil man selbst der größere und schwerere war. Technik und Geschicklichkeit sollten zählen, sonst nichts.


    Die beiden begaben sich in das mit Sand gefüllte Rund und warteten auf das Startsignal des Schiedsrichters. Als dieses erfolgte, zögerte keiner von beiden, zuzugreifen. Beide versuchten sie, den anderen so zu umklammern, dass er ihn unter Kontrolle bekam, um ihn schließlich niederzuwerfen. Doch durch geschicktes Ausweichen und Winden bekam zunächst keiner von beiden den jeweils anderen passend in den Griff.


    Ursus merkte schnell, dass er so schlecht zum Sieg kommen würde. Als er spürte, wie sein Gegner sich gegen ihn stemmte, um mit reiner Kraft zum gewünschten Ergebnis zu kommen, musste er fast lächeln. Diese Situation war der nicht unähnlich, die er erst letztens beim Trainingskampf mit Aquilius gehabt hatte. Ursus stemmte sich den Bemühungen des anderen zunächst entgegen, drehte sich dann aber leicht zur Seite, damit der andere durch die eingesetzte Kraft nun ohne Gegendruck vorwärts fiel und das Gleichgewicht verlor. Sofort griff Ursus zu und verstärkte den Druck in die Richtung, so dass sein Gegner in die Knie ging. Da der Mann sich aber noch geistesgegenwärtig mit den Armen abstützen konnte, war er noch nicht besiegt. Ursus umklammerte den Oberkörper des anderen, um ihn umzuwerfen und somit den Kampf für sich zu entscheiden.


    Doch gar so einfach war es nicht. Der andere griff nach Ursus Bein und versuchte, es wegzuziehen, um wiederum ihn zu Fall zu bringen. Was ihm auch beinahe gelungen wäre. Ursus musste seinen Griff lockern, um sich zu fangen und einen festen Stand zurückzugewinnen, was seinem Gegner die Gelegenheit gab, sich halb wieder aufzurichten. Doch bevor er Ursus praktisch auf seine Schultern nehmen und niederwerfen konnte, hatte dieser den Plan durchschaut und sich durch eine weitere blitzschnelle Drehung dem Griff entzogen. Er versuchte nun, von hinten unter den Achseln des anderen durchzugreifen, um ihn von hier aus in den Sand zu werfen. Ein Versuch, der ihm fast die Niederlage eingetragen hätte. Der andere durchschaute seinen Plan und versuchte seinerseits, Ursus nach vorne überzuwerfen, womit dieser nicht gerechnet hatte. So gerade schaffte er es noch, sich entgegenzustemmen. Nun arbeitete also wieder Kraft gegen Kraft. Doch da war Ursus, der noch auf seinen Beinen stand, klar im Vorteil, da er sich mit den Knien gegen seinen Gegner stemmen und sein Gewicht wesentlich effektiver einsetzen konnte. Mit einem Ruck zur Seite zwang er den anderen in den Sand und drückte ihn nieder, so dass die Schultern ganz klar am Boden waren und der Sieg Ursus gehörte. Er hatte es in die nächste Runde geschafft. Doch er bezweifelte, dass er noch einmal siegen und es in den Endkampf schaffen würde.


    Sim-Off:

    Ich hoffe, es ist in Ordnung, in dieser Runde einfach zu gewinnen, da es ja gegen einen NPC ging. Falls nicht, ändere ich natürlich gerne ab.

    Ursus erschrak fast ein wenig, als sie plötzlich laut wurde, doch sie verstummte dann sofort und sprach dann leiser weiter. "Schon gut. Ich weiß ja auch, daß das Herz den Verstand einfach so übertönt, ohne einen zu fragen, ob man das so wünscht." Es war eben so, sie mußte einfach lernen, darüber hinweg zu kommen. So wie Ursus lernen mußte, daß seine Liebe zu Cadhla ebenso unmöglich war, wie die Liebe Helenas zu Corvinus. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, daß Cadhla ihm auswich. Auch wenn es ihm das Herz zerriß.


    "Ich bin auf jeden Fall froh zu hören, daß Du wieder Mut gefaßt hast. Wenn Du meine Hilfe brauchst, Du kannst jederzeit auf mich zählen, Helena. Was in meiner Macht steht, will ich gerne tun, um Dir zu helfen." Nur daß er kaum die Macht hatte, etwas für sie zu tun. "Und was einen Mann fürs Leben betrifft... ich sagte eines Tages. Und meinte nicht morgen damit." Er lächelte und hoffte, daß sie ihn richtig verstand. "Ja, fall lieber uns zur Last, das ist nicht die schlechteste Idee."


    Sie wollte das Thema wechseln. An sich eine gute Idee. Wenn es nicht gerade das Thema wäre, welches sie dann wählte. Unwillkürlich verdüsterte sich seine Miene denn auch und nun war er es, der den Blick auf seine Hände senkte. Eigentlich war er doch hier, um ihr zu helfen. Und nicht, damit sie ihm half. Andererseits wollte sie ihm damit natürlich auch ihre Dankbarkeit zeigen. Wollte ihm etwas von dem zurückgeben, was er ihr gab. Das konnte er sehr gut verstehen, deshalb wehrte er nicht gleich völlig ab. Doch ihr sein Herz auszuschütten schien ihm auch nicht richtig. Er konnte ihr doch jetzt nicht auch noch seine Last aufbürden.


    "Es... es ist im Grunde nichts weltbewegendes. Ich sagte ja schon, mein Verhältnis zu Marcus ist schwierig. Er hält mich für einen vertrauensunwürdigen Taugenichts, so kann man das wohl kurz und knapp zusammenfassen." Bitterkeit klang aus seiner Stimme, denn er fühlte sich von Corvinus immer noch mißverstanden und grundlos verachtet.

    Ursus blickte sich in dem Raum um und nickte zufrieden. Tatsächlich hatte alles seinen Platz gefunden und der Raum sah ordentlich und wohnlich aus. Die Sklaven hatten wahrhaftig gute Arbeit geleistet. Allerdings waren sie dafür ja auch da.


    "Für mich sieht es gut aus. Ich hoffe, es ist auch ausreichend für den erlesenen Geschmack einer Dame. Ich gebe zu, daß ich relativ leicht zufrieden zu stellen bin." Womit er zugab, daß sein Sinn für Einrichtungen und Dekorationen nicht allzu ausgeprägt war. Bei Frauen war das aber nunmal oftmals anders und sie sollte sich hier ja wohlfühlen.


    "Es freut mich, daß unsere Leute sich gut um Dich gekümmert haben. Das werden sie auch weiterhin tun. Du brauchst nur zu sagen, was Du möchtest." Immerhin war sie Gast in diesem Haus.


    "So, dann wollen wir mal", lächelte er und bot ihr seinen Arm an. "Wir gehen zunächst ins Atrium, auch wenn Du das schon kennst. Doch von dort aus gelangt man eben in alle anderen Bereiche des Hauses."

    Fast gleichzeitig mit dem Essen kam Caelyn zurück. Und sie sah auch schon längst nicht mehr so trotzig schmollend aus wie vorhin. Na, das war doch nun wirklich mal ein Fortschritt. Ursus nahm einen Becher und trank erst einmal ein, zwei Schlucke. Der Besuch beim Schneider hatte wirklich durstig gemacht.


    Dann nickte er Caelyn zu. Dieses verschämte Lächeln war irgendwie charmant. Ihm fiel wieder einmal auf, wie hübsch sie war, wenn sie lächelte. Schade, daß sie es so selten tat. Aber wenigstens hatte sie die Schmollerei aufgegeben. "Na, greif schon zu, bevor es kalt wird", forderte er sie mit einem freundlichen Lächeln auf. Sie mußte doch mindestens so hungrig sein wie er.


    Er selbst griff sich ein Stück Brot und eines der Würstchen. Hungrig biß er von beidem ab. Absolut lecker! Das Brot war noch leicht warm und knusprig und das Würstchen gut gewürzt und schmackhaft. Als nächstes folgte eine der Oliven. Ja, wirklich nicht schlecht. Obwohl natürlich auch der Hunger seinen Teil dazu beitrug, daß es so gut schmeckte.

    Nach dieser Aufforderung öffnete Ursus die Tür und trat ein. Er erblickte den hübschen Gast bei einer Schreibarbeit am Tisch und fragte sich unwillkürlich, ob er nicht doch schon wieder ungelegen kam.


    "Da bin ich wieder. Ich hoffe, Du hast Dich gut erholen können? Hast Du alles, was Du benötigst?" Er fragte freundlich nach, nahm aber eigentlich an, daß die Sklaven sich um alles notwendige gekümmert hatten. So etwas klappte ja in diesem Haus normalerweise sehr gut.


    Etwas müde und blaß sah Clara allerdings immer noch aus, fand Ursus. Ob es ihr nicht gut ging? Aber natürlich konnte es einfach an der Reise liegen. Da er sie nicht weiter bedrängen wollte, fragte er lieber nicht nach. Sicher würde sie etwas sagen, wenn es ihr schlecht ginge.


    "Wenn Du möchtest, können wir dann unseren Rundgang durch das Haus starten", bot er lächelnd an.

    Am heutigen Tage beneidete Ursus die Senatoren nicht um ihren Rang. Auch wenn es natürlich eine große Ehre war, die Götter auf diese Weise zu versöhnen, so sah es doch nach einer mächtig schweren und schweißtreibenden Angelegenheit aus. Hoffentlich blieben die Tiere lange genug ruhig, denn es würde ja sicherlich eine ganze Weile dauern, bis die Strecke abgelaufen war. Und ob die Senatoren alle durchhalten würden? Es war kein leichtes Unterfangen, soviel war klar. Und Ursus hatte höchsten Respekt vor allen, die diese Lustratio durchführten, genau wie für diejenigen, die alles vorbereitet und geplant hatten. Es war ein gewaltiges Unterfangen, das für ganz Rom durchgeführt wurde. Und so empfand er es als seine Pflicht, zugegen zu sein und den Männern, die sich hier so aufopferten, jede mögliche Unterstützung zukommen zu lassen. Viel konnte er als Zuschauer ja leider nicht tun. Doch was er tun konnte, wollte er tun. Er hatte einen Sklaven dabei, der einen Schlauch mit verdünntem Wein und feuchte Tücher bereit hielt. Die meisten der Betroffenen hatten sicher selbst solche Vorsorge getroffen. Doch man konnte ja nie wissen, ob nicht doch einmal Hilfe not tat.

    Eigentlich hatte Ursus schon gar nicht mehr damit gerechnet, daß Clara ihn zu sich bitten würde. Denn nachdem einige Stunden durchs Land gegangen waren, nahm er einfach an, daß sie einen anderen Gesellschafter gefunden hatte, der sie durch das Haus führte. Doch dann kam doch noch die Nachricht, daß sie bereit war, ihn zu empfangen.


    Ursus schrieb noch die Liste zuende, was allerdings nicht sehr lange dauerte. Dann erhob er sich, wusch seine Hände und begab sich dann zu Claras Zimmer, wo er höflich anklopfte.

    Die Enttäuschung war Minervina anzusehen und das gab Ursus einen kleinen Stich. Warum hingen nur immer alle so sehr an Corvinus? Was könnte er ihr schon sagen, was Ursus ihr nicht schon gesagt hatte? Ja, gut, Corvinus war das Familienoberhaupt. Aber war er das nicht auch eher durch Zufall geworden?


    "Ich bin sicher, er wird es sich nicht nehmen lassen, Dich bald zu begrüßen", versicherte Ursus schnell und damit war das Thema für ihn wirklich erledigt. Er wollte sich von Corvinus nicht die Petersilie verhageln lassen, wennn er nicht mal anwesend war.


    Daß sie sich einfach bei ihm einhängte, versöhnte ihn da schon wieder. Sie war tatsächlich eine charmante junge Dame geworden! Das hätte der der frechen kleinen Rotzgöre, die sie früher mal gewesen war, gar nicht zugetraut. "Natürlich zeige ich Dir gerne alles. Im Grunde ist alles wie früher, nur teilweise anders eingerichtet. Also, das atrium hast Du ja schon bewundert, da muß ich wohl nicht mehr näher drauf eingehen. Kommen wir zum triclinium..." Er machte mit dem freien Arm eine Geste zum entsprechenden Raum.


    Dann aber hielt er erschrocken inne. "Einkaufen? Das ist nicht Dein Ernst!" Schlimm genug, daß Prisca ihn schon auf so eine Aktion festgelegt hatte. Bisher war sie ja noch nicht gekommen, um das Versprechen einzulösen. Doch es konnte nicht lange dauern, bis sie es doch tat. "Also... Hektor begleitet Dich sicher gern. Und Sertorio ist auch ein ausgezeichneter Beschützer, nur den Mund darf man ihn nicht aufmachen lassen. Du mußt wissen, ich bin von meinem Amt furchtbar beansprucht." Er hüstelte ein wenig und gab sich nicht einmal die Mühe, die Übertreibung zu bemänteln.

    Ursus blickte sie an und seine Augenbraue hob sich wieder einmal. "Na, Milch trinken wir besser nicht, die wird ja bei Deinem Anblick sauer. Da drüben gibt es Wein. Besorge uns zwei Becher und einen Krug verdünnten Wein. Ich sorge derweil für das Essen. Da drüben an dem Tisch ist Platz, da setzen wir uns hin." Er drückte ihr eine Münze in die Hand und machte dann eine auffordernde Geste.


    Dann wandte er sich dem Stand zu und bestellte für zwei Personen Würstchen, Brot und Oliven. Natürlich ließ er das alles zu dem Tisch bringen, soweit kam das noch, daß er das selbst trug und sich die Toga bekleckerte!


    Es dauerte nur wenige Minuten, bis das gewünschte an den Tisch gebracht war, an den Ursus sich schon mal setzte. Fehlte nur noch der Wein.

    Manchmal war sie wirklich wie ein Kind. Er nahm ihr das nicht wer weiß wie übel, immerhin hatte sie nie die Gelegenheit gehabt, ein reiferes Verhalten zu lernen. Jetzt hatte sie die Gelegenheit und sie würde es nach und nach schon begreifen, wo die Grenzen zwischen Spaß und Peinlichkeit waren.


    Da sie schmollte und ganz offensichtlich die Freude an der Sache verloren hatte, ging Ursus daran, einen vernünftigen Preis mit dem Schneider auszuhandeln. Das dauerte nicht lange. Ursus war kein Geizhals, ordentliche Arbeit sollte auch anständig bezahlt werden. Und der Schneider kein Halsabschneider, denn er wollte sich die Aurelier ja als Kunden erhalten. So waren am Ende beide zufrieden mit dem Ergebnis der Verhandlung.


    Ursus wandte sich Caelyn wieder zu. "Dann können wir ja gehen", meinte er und bedeutete ihr mit einer Geste, ihm zu folgen. Sie verließen den Laden des Schneiders und schlenderten zum Markt herüber. An einem Stand mit frisch gegrillten Würstchen, lecker eingelegten Oliven und frischem Brot blieb er stehen. "Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich habe Hunger. Möchtest Du auch etwas?" Ob sie die Schmollerei wohl jetzt aufgeben würde? Wenn nicht, war es ihr eigenes Pech. Er würde sich den Tag dadurch nicht verderben lassen.

    Wie viele Selbstzweifel aus ihren Worten sprachen! "Ein zickiges kleines Mädchen? Nein, Helena. Ich glaube, dass Du in jener Nacht wirklich verzweifelt warst, dass Du wirklich glaubtest, Dein Leben sei nicht lebenswert." Er blickte sie geradeheraus an, suchte ihren Blick, nachdem sie ja nun den Kopf wieder gehoben hatte. Die ganze Sache war ihr unangenehm, das war nicht zu übersehen. Doch sie schien zu wissen, dass sie sich trotzdem damit auseinandersetzen musste, wenn sie darüber hinwegkommen wollte.


    "Ich habe den Brief gelesen, weil ich nicht wusste, was los war. Und ich musste doch wissen, was los ist." Wie hätte er sonst irgendetwas tun können? Wie hätte er ohne das auch nur mit Corvinus sprechen können? Das Gespräch wäre ein noch schlimmeres Desaster geworden als alle anderen, die sie miteinander geführt hatten.


    Sie hatten sich also geküsst. Oder vielmehr hatte sie ihn geküsst und er hatte den Kuss erwidert. Oh, Marcus! Und dann wunderst Du Dich über das Gefühlswirrwarr in ihr? "Weißt Du, es ist sehr schwer… für einen Mann sehr schwer, einen gefühlvollen Kuss nicht zu erwidern. Er hat Dich ja gern, er verabscheut Dich nicht, verstehst Du? Doch selbst wenn er Dich so lieben würde, wie Du es Dir von ihm erhofftest, dürfte er diesem Gefühl nicht nachgeben. Ihr seid zu nah miteinander verwandt. Es würde die ganze Familie in Schande stürzen." Ursus atmete tief durch und legte ihr die Hand nun auf den Arm, nachdem sie ihm ihre Hand entzogen hatte, um mit dem Becher herumzuspielen. "Es wird sicher noch eine ganze Zeit wehtun. Solcher Schmerz vergeht nicht von heute auf morgen. Doch nach und nach wird er verblassen. Und dann wirst Du auch Augen haben für die schönen Dinge im Leben und wieder Freude daraus schöpfen können. Und eines Tages wird es einen Mann in Deinem Leben geben, den Du lieben kannst und darfst."


    Wie hohl sich seine Worte anfühlten! Seit Tagen schon hatte er kein privates Wort mehr mit Cadhla gesprochen. Sie wich ihm aus. Seit jener Nacht. Und noch immer verstand er nicht, was er falsch gemacht hatte. Es tat weh. Und doch ahnte er, dass dieser Schmerz nichts war gegen den, der Helena quälte.


    "Du sagst, Du fühltest Dich ungeliebt. Doch ich liebe Dich, Helena. Und ich bin sicher, auch Prisca liebt Dich. Wie auch der Rest der Familie. Und ebenso Marcus. Was er gesagt hat, möchtest Du wissen? Er hat sich schwere Vorwürfe gemacht. Fühlte sich sehr schuldig. Vermutlich tut er das immer noch. Dabei… dabei hat er richtig gehandelt, auch wenn sein Handeln Dir Schmerz zugefügt hat." Noch immer blickte er sie fest an.


    Langsam nahm er die Hand von ihrem Arm, hob sie ihrem Gesicht entgegen und berührte sie sanft an der Wange. "Du darfst ihn lieben, Helena. Er ist Dein Verwandter. Als solchen darfst und sollst Du ihn lieben." Ob sie sich ihrer Gefühle wohl wirklich sicher war? Hatte sie denn überhaupt je die Gelegenheit gehabt, sich wirklich in jemanden zu verlieben? Außerhalb der Familie?


    "Wenn ihr beide nicht darüber redet, wird es immer zwischen euch stehen. Es ist eure Entscheidung. Ich kann, will und darf euch da zu nichts zwingen. Wenn Du willst, dann richte ich ihm Deine Nachricht aus. Aber es wird eurem Verhältnis zueinander nicht helfen. Er… ich glaube, er hat Angst, freundlich zu Dir zu sein, weil er fürchtet, Du könntest es falsch verstehen. Vermutlich wird er sich Dir gegenüber kühl und distanziert geben. Glaube dann nicht, dass er Dich nicht mag, Helena. Er war so bestürzt darüber, Dich fast verloren zu haben… Redet miteinander, lasst das nicht so zwischen euch stehen." Es war unglaublich schwer, das alles in Worte zu fassen. Dazu kam er sich wie ein Heuchler oder Betrüger vor. Denn er war ja nicht mal selbst in der Lage, sein Verhältnis zu Corvinus ins Lot zu bringen. Und da schwang er hier große Reden…

    Ob er ihr irgendwie weh getan hatte? Sie preßte so merkwürdig die Lippen aufeinander. Ein wenig verwirrt blickte er sie an und wollte sie schon danach fragen, als sie auf den Tod des Kaisers einging. "Ich denke schon, daß der Caesar genug Unterstützung finden wird. Nur... es heißt, er sei krank. Ich weiß nicht, wie sehr krank, aber man erzählt es sich schon relativ lange. Ob ein kranker Mann, so fähig er auch sein mag, sich lange als Kaiser wird halten können? Wir werden abwarten müssen. Es wird sicher so mancher nach der Macht greifen. Was ich nicht verstehen kann. Macht ist ja soweit eine schöne Sache und ich hoffe ja auch, eines Tages eine machtvolle Position zu erreichen. Doch Kaiser würde ich nicht werden wollen. An der Spitze ist man sehr allein. Und man muß von allen Seiten mit Angriffen rechnen, kann niemandem wirklich vertrauen. - Nein, danke. Wer das freiwillig macht, ist selbst schuld." Er lächelte. "Du siehst also: Von mir ist kein Griff nach der absoluten Macht zu fürchten. Weder jetzt noch sonst irgendwann." Konsul zu werden reichte ihm völlig. (:D)


    Es war nicht schwer zu erkenne, daß Helena noch etwas dringliches auf dem Herzen hatte, so wie sie auf ihrem Sessel herumrutschte. Und wie sie ihn anblickte. Doch dann senkte sich ihr Blick auf ihren Verband, als ob sie seinen Blick fürchten würde bei dem, was sie zu sagen hatte. Bei dem, was dann folgte, war das auch kein Wunder, denn sie brachte nun die Sache mit Marcus von allein zur Sprache.


    "Das... das war selbstverständlich, Helena. Ich... ich hätte Dich doch nicht sterben lassen können." Seine Hand legte sich leicht auf ihre und er blickte sie an, auch wenn sie fort sah und sichtlich nervös mit der Nadel spielte. "Nein, ich frage mich nicht, warum Du das getan hast. Ich weiß es. Ich... habe den Brief gelesen. Und... und ich habe noch in jener Nacht mit Marcus gesprochen. Ich bin mit Sicherheit ganz die falsche Person, um zwischen euch zu vermitteln. Mein Verhältnis zu ihm ist ... gelinde gesagt, schwierig. Doch ich kann Dir mit Sicherheit sagen, daß er Dich sehr gern hat. Nur eben nicht auf die Art und Weise, wie sich Mann und Frau lieben. Damit sage ich Dir sicherlich nichts neues." Es war keinerlei Vorwurf in seiner Stimme. Eher Verständnis und der Versuch, Trost zu spenden. "Es war ganz sicher richtig, daß er Dich nicht besucht hat, als es Dir noch so schlecht ging. Das hättest Du nicht verkraftet. Und ich glaube, er auch nicht." Das war natürlich eine reine Vermutung. "Doch jetzt... ich könnte mir vorstellen, daß ihm eine Begegnung mit Dir genauso schwer fällt wie Dir. Was... würdest Du Dir denn für die Zukunft wünschen? Von ihm, von mir, von der Familie?" Er blickte sie fragend an und hoffte, daß sie ihren Blick wieder heben würde. Denn dann würde es ihm leichter fallen, ihre Gefühle zu erahnen.

    Ursus saß nachdenklich an seinem Schreibtisch und starrte nun schon eine ganze Weile auf den Brief der Helvetia Severina, den er gestern erhalten hatte. Die Worte waren wahrhaftig ein wenig konfus, vermutlich hatte der Tod ihres Bruders ihr schwer zu schaffen gemacht. Das Erbe war mittlerweile dem Staat überschrieben, da konnte er nichts mehr machen. Doch sie schien ja auch damit einverstanden zu sein, wie er den Worten entnahm.


    Sollte er ihr nun antworten oder das Schreiben einfach zu den Akten nehmen? Er war sich nicht sicher. Eine positive Antwort konnte er ihr nicht geben, alles weitere mochte ihren Schmerz nur vergrößern. Oder sehnte sie sich nach einigen Worten des Trostes und sei es von einem Fremden? Was könnte er ihr schon tröstendes schreiben? Er kannte weder sie noch den verstorbenen Bruder. Und Worte hatten ohnehin immer einen schalen Beigeschmack, wenn es um wirklich wichtige Dinge wie den Tod - oder die Liebe - ging.


    Nein, es war besser, nichts zu schreiben. Auch wenn er sich damit ebenso unwohl fühlte wie mit einem Brief voller Worte, die niemals ausdrücken konnten, was man wirklich meinte. Seufzend legte er den Brief nun doch einfach in dem Ordner ab, in dem er sämtlichen im Zuge seiner Amtsausübung angefallenen Schriftverkehr abgelegt hatte. In nur zwei Wochen würden die Neuwahlen stattfinden. Wer würde wohl sein Nachfolger werden? Noch hatte er von keinen Kandidaten für das Amt gehört.

    Auch Ursus blickte ein wenig verwirrt drein, als Decimus Scaurus sich vorstellte. Und er kannte Lucilla nicht? Nunja, in den größeren Familien mochte dies nicht so ungewöhnlich sein. Vielleicht entstammte er ja einem völlig anderen Familienzweig. Ursus nahm sich vor, in den Stammbäumen zu gucken. Doch diese Überlegung wurde unterbrochen durch die nun folgende Bekanntgabe der Konsuln. Der Kaiser war also wirklich tot!


    Der Schock saß tief. Die Frage des Decimers verhallte ungehört. Der Kaiser war tot. Er war ein guter Kaiser gewesen und Ursus hatte seine Treue zu ihm nie auch nur im Geringsten in Frage gestellt. Doch was würde nun geschehen? Der Caesar war sicherlich zum Nachfolger bestimmt. Doch es hieß, er sei krank. Wie krank war er wirklich? Würde er sich unter diesen Umständen durchsetzen können? Fragen, die sich heute wohl nicht mehr klären würden. Für heute war die Welt aus den Fugen und würde es wohl auch bleiben.


    Ursus blickte sich um. Corvinus stand stocksteif da, als könnte er immer noch nicht glauben können, was er gehört hatte. Die Menschen rundrum, verunsichert und geschockt, riefen durcheinander, erkämpften sich ihre Wege, ohne Rücksicht auf andere. Hier und da waren Praetorianer zu sehen. Ein Hexenkessel. Und sie mittendrin.


    "Nun haben wir Gewißheit. Wir sollten sehen, daß wir von hier wegkommen, bevor der Tumult überkocht." Wenigstens aus der Mitte der Menge sollten sie sehen, daß sie herauskamen. Ursus bezweifelte, daß sich hier auf dem Forum heute noch etwas brauchbares erfahren ließ. Morgen waren sicher auch die Senatoren wieder ansprechbar, für heute hielt Ursus dies für ausgesprochen unwahrscheinlich.


    Er blickte sich kurz nach Hektor um. Der sprach mit einer jungen Frau, vergaß darüber aber nicht seine Aufgabe. Gut so. Ursus wandte sich wieder Corvinus zu. "Marcus! Komm, wir sollten hier weg." Er stubste seinen Onkel leicht an, um ihn aus seiner scheinbaren Betäubung zu wecken, und wandte sich dann an Lucilla, um ihr seinen Arm anzubieten. "Darf ich Dir meinen Schutz und meine Begleitung anbieten?" Scaurus hatte er nur kurz bedauernd zugenickt. Der konnte gut auf sich selbst aufpassen und würde gewiß verstehen, daß hier weder Zeit noch Ort für eine leichte Plauderei waren.

    "Das freut mich, daß es Dir schon besser geht. Und wenn es schon so gut geht, dann kannst Du an einem sonnigen Tag sicher mal für eine halbe Stunde in den Garten. Oder Du läßt Dich im triclinium nieder, das ist sogar geheizt. Da bekommst Du vielleicht ein bißchen mehr mit, was im Haus los ist?" Nicht daß in der Villa wirklich etwas los wäre, aber vielleicht munterte sie das ein wenig auf?


    Als sie gleich etwas von den honigummantelten Früchten und Nüssen naschte, mußte Ursus schmunzeln. Ja, es ging ihr eindeutig besser. Aus dieser kleinen Geste sprach wieder Lebensfreude. Und das war im Moment ja wirklich das allerwichtigste.


    Er holte das kleine Töpflichen mit Salbe und strich ein wenig davon vorsichtig auf die Wunde. "Es kann sicher nicht schaden, die Salbe zu erneuern", meinte er und fing dann an, das Handgelenk zu umwickeln. Siv würde sicher merken, daß dies nicht mehr ihr Verband war. Auch wenn Ursus es nicht unordentlich oder falsch machte, so hatte doch jeder seine eigene Art, einen Verband anzulegen.


    "So, das wars", sagte er, als er die Klammer befestigt hatte, die Mattiacus ihnen dagelassen hatte. "Wenn es juckt, dann heilt es. Du wirst schon sehen, in einigen Tagen wirst Du den Verband sicher gar nicht mehr brauchen." Er klang dabei sehr zuversichtlich. Die Wunde sah ja auch nicht schlecht aus, sicher würde bald nur noch ein blasser Strich an diese furchtbare Nacht erinnern.


    "Wollen wir uns nicht setzen? Ich habe heute tatsächlich Zeit, dafür habe ich gesorgt. Und was das Mühlespielen angeht: Ich habe ebenfalls viele Jahre nicht mehr gespielt. Es ist also noch die Frage, ob ich wirklich so leichtes Spiel mit Dir haben werde." Das entsprach der Wahrheit. Sein letztes Mühlespiel hatte er lange vor seiner Abreise nach Griechenland gespielt.


    Prüfend musterte Ursus seine Cousine. Sie hatte sich offensichtlich wirklich wieder gefangen. Ob wohl schon genug, um sich mit dem Problem zu befassen, das dies alles verursacht hatte? Er war sich nicht sicher und so sprach er das Thema lieber noch nicht an. Vielleicht ergab es sich ja noch, er blieb ja noch ein wenig bei ihr.


    Mit Freude hatte er wahrgenommen, daß sie ihn vertraulich mit Titus angesprochen hatte. Bisher hatte sie ihn stets Ursus genannt. Naja, die paar mal, die sie sich vorher begegnet waren. Da war es ja auch kein Wunder gewesen, denn trotz ihrer Verwandtschaft waren sie sich doch bisher fremd gewesen.


    "Wir müssen aber auch nicht spielen, wenn Du keine Lust dazu hast. Wir können auch einfach ein wenig reden. Rom ist ja schwer in Aufruhr, seit sich die Nachricht vom Tod des Kaisers verbreitet hat." Davon hatte sie gewiß schon gehört, schließlich war dies das Thema, welches alle anderen überschattete und verdrängte.

    Es dauerte einen Moment, bis die Aufforderung, einzutreten, von innen zu hören war. Doch nicht so lange, daß Ursus annehmen mußte, in einem wirklich ungünstigen Moment aufgetaucht zu sein. Also trat er einfach ein und war erstaunt, daß Helena nicht im Bett lag, sondern an ihrem Frisiertisch saß. Das nahm er einfach mal als gutes Zeichen. Sie war zwar immer noch entsetzlich blaß, doch insgesamt machte sie wirklich schon einen viel gesünderen Eindruck als bei seinen letzten Besuchen. Vor allem hatte sie schon richtig rote Wangen. Wobei er natürlich hoffte, daß diese Röte nicht auf Fieber zurückzuführen war.


    Als sie aufstand, um ihm entgegen zu kommen und ihn zu umarmen, erwiderte er die Umarmung herzlich. "Und ich bin froh, Dich auf den Beinen zu sehen, Helena. Zeigt es mir doch, daß es Dir schon besser geht." Er drückte sie leicht an sich und löste die Umarmung dann. Natürlich fragte sie nach den Dingen, die er ihr mitgebracht hatte, neugierig wie sie war.


    "Ooch, das ist gar nichts... ganz und gar nichts", grinste er jungenhaft frech, spannte sie aber nur ganz kurz auf die Folter. "Nur ein bißchen was zum naschen und zum spielen." Er übergab ihr das Körbchen und stellte die Schachtel mit dem Spiel auf den Tisch. "Es ist nur ein Mühlespiel. Ich dachte, Du hast vielleicht Lust dazu." Sein Blick fiel dabei auf den Sessel, wo noch die Leinenbinde von dem Verband lag. Unwillkürlich blickte er zu ihrem Handgelenk herüber, welches nicht mehr verbunden war. "Na, Du solltest den Verband aber noch umbehalten, damit die Wunde sauber bleibt und die Salbe wirken kann. Soll ich ihn eben neu machen?" Eigentlich war es nicht so wirklich eine Frage. Er griff nach der Leinenbandage und rollte den Stoff geschickt auf. "Wo steht die Salbe? Und dann her mit dem Handgelenk", befahl er gespielt streng.

    Ursus bemerkte zwar den Blick von Corvinus und auch das Stirnrunzeln. Doch er konnte beides nicht recht deuten. Hatte er irgend etwas falsch gemacht? Er überdachte die Situation noch einmal, konnte aber kein Fehlverhalten seinerseits feststellen. Eigentlich hätte er sich jetzt zurückziehen können, doch er wollte wissen, wie diese Geschichte ausging.


    Die Worte und vor allem die Drohung des Händlers lenkten seine Aufmerksamkeit wieder auf diesen. Er warf dem Mann einen finsteren und warnenden Blick zu. Die vorhin erhobene Gerte, die Rempelei und jetzt noch diese Androhung von späteren Strafmaßnahmen... Nein, dieser Händler würde ihn niemals als Kunden sehen. Immerhin war diese ganze Blamage für den Händler nur dessen eigene Schuld. Hätte er sich vorher darum gekümmert, die Fähigkeiten seiner Ware herauszufinden und zu prüfen und würde er sie ordentlich versorgen, dann wäre das alles hier sicherlich anders verlaufen. Die Sklaven konnte da nun wirklich nichts dafür. Nun, bis auf dieses Anspucken freilich. Aber er bezweifelte, daß sie jemals einen Aurelier anspucken würde. Zum einen würde sie kaum einen Grund dafür haben, zum anderen würde sie damit nur sich selbst schaden.


    Anscheinend hatte Corvinus an dieser Rothaarigen wirklich einen Narren gefressen. Die beste von den hier vorgeführten war sie allemal, daran hatte auch Ursus keinerlei Zweifel. Doch ob sie Lesen und Schreiben konnte, wenn sie doch kaum Latein sprach? Das war mehr als zweifelhaft. Musikalisch, das wäre mal eine wirkliche Bereicherung. Interessiert musterte Ursus die junge Frau. Gespannt, was sie auf diese Frage antworten würde.

    Ursus unterdrückte ein amüsiertes Schmunzeln, als Caelyn den Schneider derlei bedrohte. Auch wenn er es ganz witzig fand, so konnte eine aurelische Sklavin natürlich nicht einfach jemanden schlagen. Schon gar nicht in seiner Anwesenheit!


    "Caelyn", ermahnte er sie daher nur kurz in scharfem Tonfall und warf ihr einen warnenden Blick zu. Sollte sie es wagen, dem Schneider gegenüber handgreiflich zu werden, würde er nicht nur die Bestellung der Tunika wieder streichen. Sondern dann war es das letzte mal, daß Caelyn außerhalb des Hauses einen Auftrag bekam. Auch wenn Ursus persönlich einigen Spaß mit der ungewöhnlichen Art seiner Sklavin hatte, so war er nicht gewillt, den Ruf der Familie durch ihr Verhalten schädigen zu lassen.


    Der Schneider vermaß Caelyn sorgfältig und gab sich dabei allergrößte Mühe, sie nicht anzufassen. Leichte Berührungen ließen sich aber nun einmal nicht verhindern, da er ja das Band hier und da anhalten mußte. Und so schwitzte der arme Mann Blut und Wasser, da er durchaus fürchtete, daß die junge Frau ihre Drohung trotz der Anwesenheit ihre Herrn wahrmachte und also auch eine Strafe in Kauf nahm.