lustratio senatorum - De Zoch kütt!



  • Allmählich waren die Senatoren in zehn Gruppen aufgeteilt, so dass ein Sacerdos begann, die Gruppen den einzelnen Rindern zuzulosen. Jene großen Senatoren - in körperlichem Maße gesprochen - um Vinicius und Purgitus wurden um die Bahre mit der roten Kuh darauf herum aufgestellt, jenes Mittelmaß, Tiberius, Octavius und Flavius inkludierend, um eine Bahre, auf welcher der rote Ochse thronte, Senator Germanicus' Grupppe erwischte den schwarzen Ochsen. Aufgrund der Ankündigung, dass auf halbem Wege ein Wechsel der Seiten würde stattfinden, entbrannte kaum Zwist zwischen den Senatoren, wer an welcher Seite solle zuerst angreifen. Als endlich die Prozession war aufgereiht - zwischen den einzelnen die Rinder tragenden Bahren wurden Götterbilder, Standarten aus Holz, Eisen oder Bronze, die in der späteren Zeremonie verwendeten Kultgefäße und Gegenstände, Blumengirlanden und Weihrauchschwenker durch nicht senatorische Pontifices, Sacerdotes und weiteres Kultpersonal mitgeführt - trat der Rex Sacrorum an die Spitze des Zuges. Erneut drang die Stimme eines Heroldes über den kapitolinischen Hügel hinweg, welcher die Anwesenden aufforderte zu schweigen.


    Fabius Antistes dagegen erhob seine Arme, wandte die Innenflächen der Hände zum Himmel, um sodann seine Stimme zu erheben, während gleichsam hinter ihm Unmengen von Räucherungen auf runden Kohlebecken verstreut und ihr dichter Rauch dem Himmel entgegen geschickt wurden.
    "Götter des Imperium Romanum! Unsterbliche Ewige, endlos umfassende di immortales, gewährt uns die Gunst Eurer Aufmerksamkeit! Di consentes, Schirmherren unseres Volkes, Wahrer unseres Lebens, Euch gebührt unsere Sühne, wie den allgegenwärtigen Göttern, Überirdischen und Unterirdischen und all jenen in allen Welten dazwischen. In tiefer Demut vor der Macht Eures Wesens bitten wir Euch darob, Eure Aufmerksamkeit hin zu wenden auf uns, jene Männer, welche den Staat Rom und sein Volk vertreten, welche für den Staat Rom und sein Volk um Eure Vergebung bitten und um Euer Wohlwollen. Seht hin zu uns, Unsterbliche, die wir auf unseren Schultern tragen, was Euch zum Wohle zu geben sei, die wir uns stellen unter Eure Obhut."


    Die Arme des Rex Sacrorum senkten sich herab und er wandte den aufgereihten Senatoren sich zu.
    "Patres conscripti! Senatoren Roms! Ihr repräsentiert den Staat Rom und sein Volk, an diesem Tage mehr noch als gewöhnlich, denn ihr tragt das Wohl unseres Imperium auf euren Schultern, nur eure Tat kann dazu gereichen, die in Ungleichgewicht geratene pax deorum wiederherzustellen! Geht unermüdlich und stolz erhobenen Hauptes, wie einem Römer dies zusteht, geht reinen Herzens und tragt eure Last reinen Geistes, in Demut vor den di Romanorum!"


    Es war dies das Stichwort der Reinheit, welches Priester um die Opfer und ihre Träger ausschwärmen ließ, mit silbernen Schüsseln voll Wasser und Pinseln aus weißfarbenem Ochsenschwanzhaar ausgestattet, welche die Senatoren mit Wasser besprengten, um symbolisch sie zu reinigen. Hernach endlich war es so weit, tibicines und fidicines spielten auf, dazu wurden Handtrommeln und Schellen rhythmisch im Takte geschlagen, während die Träger der ersten Bahre - mit einem weißfarbenen Ochsen darauf - angewiesen wurden, ihre Last empor zu heben und die pompa zu beginnen.


    Von der Kuppe des kapitolinischen Hügels aus würde der Prozessionszug die Straße hinab zum Kopfe des Forum Romanum ziehen, von dort aus ein Stück die Via Flaminia entlang, um sich sodann, sobald die Grenze des pomerium erreicht würde sein, rechtswendig um dieses herum zu bewegen.





  • Der Tatsache, dass seine Gruppe die rote Kuh bekam, maß Macer keine besondere Bedeutung zu. Wenn Kühe leichter waren als Bullen, hatten sie Glück gehabt. Ansonsten machte es wohl für die körperliche Belastung keinen Unterschied, welches Tier man trug. Als seine Gruppe an der Reihe war, griff Macer nach seinem Stück der Tragestange. Das gewicht anzuheben und auf die Schulter zu setzen war eine der größten Anstrengungen. Wenn es erstmal oben war, ging es etwas leichter, auch wenn Gehen auf der Strecke mit so einem Gewicht nicht einfach war, denn die Straße war natürlich nicht total eben. Zum Glück kam es nicht auf Schnelligkeit an.

  • Eigentlich hatte er schon mit dem schwersten Ochsen gerechnet. Aber wenn seine Gruppe die Kuh bekam, Nein würde er garantiert nicht sagen. Glück musste der Mensch haben, allerdings würden sicher einige motzen und meckern, daß seine Gruppe das Losglück - nun ja - zu ihrem Gunsten beeinflusst hätten. Pah. Eigentlich wollte er das Gewicht auf der linken Schulter zuerst tragen, er schätzte seine rechte Schulter stärker ein und glaubte, daß er die Belastung des Transportes so leichter ertragen könnte. Allerdings war er ein bißchen zu spät dran, naja, konnte man nichts machen.


    Mit einem kollektiven "Hau-ruck" wurde das Viech (die Kuh als "Tier" bezeichnen würde ihm wohl erst nach einigen Tagen einfallen) auf die Schultern der Senatoren gestemmt. Jetzt konnte es losgehen. Zu beneiden waren die Senatoren allerdings nicht.

  • Durus maß den roten Ochsen, den sie tragen sollten, misstrauisch. Er wirkte schwer, war aber wenigstens durch verschiedene Kräutermischungen fast völlig besinnungslos, sodass die ersten Fliegen des Jahres ungestört in seinen Augen mitgetragen werden mussten. Naja, wenigstens hatte man das Tier sauber gemacht, sodass es nicht allzu sehr nach Tier stank.


    Würdevoll ließ der Praetor die Lustratio über sich ergehen, dann ging es los. Nicht ganz so zackig wie die Gruppe um seinen Patron hob auch seine Gruppe die Trage mit dem Ochsen hoch. Bereits während dem Anheben hatte Durus die Ahnung, dass dies wohl die anstrengendste Rom-Tour seines Lebens werden würde. Heute Abend würde er sich unbedingt massieren lassen müssen!


    Beim Ablegen der Tragestange auf der Schulter verhedderte sich Durus fast in seiner Toga, dann hatte er endlich eine einigermaßen bequeme Ruhelage des Holzes gefunden...vorerst!

  • Am heutigen Tage beneidete Ursus die Senatoren nicht um ihren Rang. Auch wenn es natürlich eine große Ehre war, die Götter auf diese Weise zu versöhnen, so sah es doch nach einer mächtig schweren und schweißtreibenden Angelegenheit aus. Hoffentlich blieben die Tiere lange genug ruhig, denn es würde ja sicherlich eine ganze Weile dauern, bis die Strecke abgelaufen war. Und ob die Senatoren alle durchhalten würden? Es war kein leichtes Unterfangen, soviel war klar. Und Ursus hatte höchsten Respekt vor allen, die diese Lustratio durchführten, genau wie für diejenigen, die alles vorbereitet und geplant hatten. Es war ein gewaltiges Unterfangen, das für ganz Rom durchgeführt wurde. Und so empfand er es als seine Pflicht, zugegen zu sein und den Männern, die sich hier so aufopferten, jede mögliche Unterstützung zukommen zu lassen. Viel konnte er als Zuschauer ja leider nicht tun. Doch was er tun konnte, wollte er tun. Er hatte einen Sklaven dabei, der einen Schlauch mit verdünntem Wein und feuchte Tücher bereit hielt. Die meisten der Betroffenen hatten sicher selbst solche Vorsorge getroffen. Doch man konnte ja nie wissen, ob nicht doch einmal Hilfe not tat.

  • Allmählich setzten die einzelnen Opfertiere von den Senatoren getragen sich in Bewegung. Auch der rote Ochse wurde mit vereinter Kraft angehoben und die Stangen der Bahre, auf welcher er ruhte, auf die Schultern der Träger geladen. Der Weg vom Kapitol hinab brachte bereits die erste Schwierigkeit, denn das Gewicht zog sich nach vorn hin, die Trägheit zog abwärts, so dass die Senatoren versuchten, sich dem entgegen zu stemmen, wodurch der gesamte Marsch noch langsamer wurde als ohnehin. Es war etwa auf halbem Wege den Hügel hinab, als Gracchus allmählich ernsthafte Zweifel plagten, dass dieser Tag mitnichten auch nur halb so ruhmreich würde werden, wie noch vor Stunden er diesem Trug war erlegen. Was zählte, dass sie das Wohl Roms auf ihren Schultern trugen, was zählte, dass in Tagen, Wochen und Jahren einzig die Entsühnung von dauerhafter Erinnerung würde sein, was zählte, dass dies allfällig die bedeutendste Pflicht seines Lebens würde sein, wie konnte all dies von Belang sein, wenn am Ende des Tages sie einen derart deplorablen Anblick würden abgeben, dass die Götter das Opfer von solcherlei Trauergestalten nicht würden annehmen? Die Neigung hinab konnte er es spüren, das erste Ziehen im Knie, welches vielmehr einem Stechen gereichte, als würden gleichsam Tausende Nadeln dort hineinfahren und rechts und links der Gelenke je zwei mit Widerhaken bestückte Pfeile stecken, an welchen je ein Mann zog, sie doch nicht aus dem Fleisch konnte reißen, sondern das Fleisch mehr und mehr von seinen Knochen zog. Allfällig war es auch ein schleichendes Feuer, welches von den Knien aus sich ausbreitete, jegliches umliegende Gewebe in Brand steckte, und die Gelenke an sich alsbald vergessen ließ, da die Muskeln und Sehnen darum viel mehr noch schmerzten und alle Aufmerksamkeit auf sich zogen, selbst jene, welche auf der Schulter lag, auf welche sich die Bahre hinab drückte wie das Himmelsgewölbe auf des Atlas' Leib.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Als die "Herrscher der Welt" die riesigen Tiere mit vereinten Kräften auf ihre Schultern hoben, war ich froh, nur als Zuschauer hier zu stehen und noch nicht mittragen zu müssen. Zwar war ich momentan noch gut trainiert durch die täglichen Einheiten, welche ich mir selbst auferlegte, doch wie würde das in einigen Jahren aussehen? Verweichlicht vom luxuriösen Leben in Rom, weit weg vom Drill und den Entbehrungen des Militärs?

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Die ersten Schritte gingen ganz gut, auch wenn die Gruppe, in der auch Macer unterwegs war, erst noch ihren Rhytmus finden musste. Am liebsten hätte er wohl einen Gleichschritt angezählt, aber das ging wohl etwas zu weit, auch wenn er nicht der einzige Senator mit Militärerfahrung in der Gruppe war. Trotzdem bemühte er sich, einen Tritt zu finden, bei dem er gleichzeitig mit den anderen Senatoren an derselben Stange seine Schritte machte, damit das Gewicht nicht unnötig hin und her wippte und man sich obendrein noch gegenseitig in die Fersen trat.


    "Bekommen wir einen gleichmäßigen Laufrhytmus hin?" fragte er dann schließlich doch in die Gruppe, weil die Trage nicht wenig schwankte. Schon nach diesen wenigen Schritten begann er zu begreifen, warum ein gut ausgebildeter Satz Sänftenträger alles andere als billig war.

  • Es war eine bedeutende Grenze, die erste Mauer Roms, jene Stadtumrahmung, welche Romulus selbst hatte um seine Stadt gezogen, der heilige Bezirk des pomerium. Längst hatte Rom die Grenzen jener Mauern gesprengt, hatte selbst die nächsten Umfassungen schon hinter sich gelassen, drängte mehr und mehr nach Außen, so dass das pomerium selbst nur mehr einen kleinen Anteil an der ewigen Stadt ausmachte. Die lustratio hatte es diese Grenzen noch nicht einmal erreicht und Gracchus wurde gewahr, dass er nie in seinem Leben je das pomerium hatte zu Fuß umrundet. Wie hatte er dem nur im Collegium Pontificium zustimmen können? Er spürte seine Füße, obgleich er hatte geglaubt, dass nichts an dem brennenden Schmerz in seinen Knien vorbei kommen konnte - welcher allmählich sich nach dem Abwärts vom Capitol nun zu seinen Hüften hin auszubreiten begann und von oben durch den Druck in der Schulter Unterstützung erhielt -, so war er sich doch unzweifelhaft jedes einzelnen Partikels seiner Füße bewusst. Ein wenig hatte Gracchus während seiner Ausbildung in Achaia auch die Anatomie des Menschen studiert und obgleich er nicht bis ins Detail über solcherlei Dinge bescheid wusste, so schien es ihm, als seien die zahllosen Knochen, welche in den Füßen üblicherweise für einen stabilen Schritt sorgten, zerbarsten und bohrten sich nun in unzähligen Splittern von Innen heraus in seine Fußsohlen hinein. Jeder Schritt schien sich schmerzhaft durch den ganzen Körper auszubreiten und letztlich zurück zur Schulter zu führen, auf welcher der halbe Ochse zu ruhen schien. Zumindest letztere Annahme schien allfällig - wenn auch völlig exorbitiert - nicht gar so weit hergeholt, denn tatsächlich glaubte Gracchus, dass Sulpicius Geta direkt vor ihm - ein Vetter oder Neffe des dacischen Statthalters, genau konnte man solcherlei nie wissen, denn ähnlich wie auch in der Flavia wurden Verwandtschaftsgrade in vielen Familien nicht gar so genau gezählt, es sei denn, sie waren besonders eng und vorteilhaft -, ein wenig zu tief in den Knien ging und die Schulter eine flache Hand breit unter der Tragestange trug, spärlich nur durch den Stoff der Toga verdeckt, und dies bereits seit sie den kapitolinischen Hügel hinter sich hatten gelassen.
    "Sulpicius."
    "Ja?"
    "Bedenke, die Götter sehen alles. Doch bedenke ebenfalls, dass du an vorderster Position stehst und noch genauer als die Götter darum jene Männer hinter dir deine Arbeitsscheu bemerken. Sei dir dessen gewiss, dass solcherlei der Beginn einer langen politischen Durststrecke könnte werden."
    Der Körper vor Gracchus richtete augenblicklich sich wieder ein Stück weit gerade, das Holz kam auf Sulpicius' Schulter auf.
    "Ich ... oh ... keine Sorge, Flavius, nie zuvor war mir das Gewicht der Verantwortung des Senates deutlicher, doch ich trage es mit allem Stolz eines Senators."
    "Nichts anders habe ich vermutet, Sulpicius, nichts anderes."
    Zumindest lenkte die Acht auf den Vordermann für einige Momente die Acht auf den eigenen Körper ab.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Die erste Zeit ging es eigentlich. Aber irgendwann drückte die Stange an seine Schulter, zuerst nur leicht schmerzhaft, mit der Zeit aber immer ärger, bis er zum ersten Mal die Position der Tragestange leicht verändern mußte. Und er ahnte, daß er ab jetzt in immer kürzeren Abständen nach einer zumindest einigermaßen angenehmen Position suchen würde. Den Göttern sei Dank hatte er die Polster über den Schultern.


    Aus diesen Überlegungen wurde er jäh herauskatapultiert, als er die Frage seines Kollegen Purgitius hörte. Ihm war das Schwanken der Trage gar nicht so aufgefallen, so sehr war er mit sich selber beschäftigt gewesen.
    Wenn du uns ein fetziges Marschlied vorsingst, gerne.

  • Trotzder der drückenden Last auf seiner Schulter musste Macer leicht lachen. "Marschlieder könnte ich tatsächlich beisteuern, aber ob ein fetziger Rhytmus dem Anlass angemessen ist und uns wirklich weiterhilft, wage ich zu bezweifeln." Seine Stimme klang etwas gepresster und stockender als sonst, denn an unbeschwertes freies Atmen war nicht zu denken. "Hat vielleicht jemand einen rhytmischen Bußgesang anzubieten? Da gibt es doch bestimmt auch etwas, was zu unserem nicht ganz so flotten Schritt passen sollte."

  • Auch Durus spürte bereits kurz nach dem Start deutlich das Gewicht, das der Ochse auf seinem Rücken erzeugte. Als sie das Kapitol hinter sich ließen, hatte er bereits das Gefühl, seine Schulter hätte eine tiefe Delle. Außerdem stellte sich ihm die Frage, ob sein Vordermann Octavius sich schonte und den Großteil des Gewichtes ihm überließ...andererseits hatte er gehört, dass Victor ein stolzer Krieger war - folglich zerstreute sich sein Verdacht rasch.


    Der Verdacht mit der Delle an der Schulter blieb jedoch bestehen, zusammen mit dem Wissen um einen Schmerz, der sich von der Schulter in den Arm, aber auch zum Hals hin zog. Zumindest trug er seine bequemen Schuhe, die bereits so manchen Tag bei Gericht ausgehalten hatten (stehend natürlich!).


    Dem Wortwechsel zwischen Sulpicius und Gracchus quittierte er mit einem leichten Schmunzeln. Offensichtlich war er nicht der einzige, der Probleme mit seinem Ochsenanteil hatte!

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla


    Ich bin natürlich in keinem Team. Natürlich nicht, ich bin Ambrosius, der Leibsklave meiner Herrin. :] Sklave kann man eigentlich auch nicht mehr wirklich zu mir sagen, eher Begleiter und Gesellschafter. Vor allem beim Einkaufen.


    "Äh Domina? Wie lang wird dieses Schauspiel da dauern?" Ich habe natürlich keine Ahnung, wohin sie da genau gehen. Es interessiert mich auch nicht wirklich. Ich habe nur gehört, dass die Senatoren Buße tun sollen oder so, weil die Götter enorm verärgert sind. Und da ich sicher nicht daran schuld bin :D bin ich weitaus weniger aufgeregt als meine Herrin da neben mir. Die Römer sind auch komisch, warum opfern sie denn nicht ordentlich, dann sind die Götter auch nicht böse, und alle könnten in schönster Harmonie leben. :rolleyes:


    "Nur damit ich weiß, wie ich mit unserem Weinschlauch da haushalten soll." Mit einem zufriedenen Grinser halte ich besagten Schlauch etwas höher. :D

  • "Wie lange?" Lucilla schaut Ambrosius verwundert an. "Ich weiß nicht, das kommt darauf an, wie gut die Senatoren zu Fuß sind." Also vermutlich länger als angenommen, wie Lucilla gerade bewusst wird. Zum Glück haben sie dann bald zwei Klappstühle, so dass Ambrosius und sie sich nicht die ganze Zeit die Füße in den Bauch stehen müssen.
    "Aber sparen brauchst du nicht, Brosi, zur Not schicken wir noch nach einem neuen Weinschlauch."


    Endlich ist der Senatorenzug zu sehen. Zumindest, wenn man nicht zu den kleinen Personen dieser Welt zählt. So wie Lucilla.
    "Helau! Helau! Da kommen sie!" ruft eine Frau aufgeregt neben ihr.
    Lucilla schaut die Frau merkwürdig an. "Helau?"
    "Ich ... ähm ... He schau, natürlich, he schau ..."
    "Ah ... ja ..." Lucilla schiebt Ambrosius zur Seite. Die Frau ist ihr ein bisschen suspekt, auch deswegen, weil sie einen Blumenkranz auf ihrem Kopf trägt und ihre Nase vom Wein so rot ist, dass es aussieht, als hätte sie mit etwas Farbe nachgeholfen.


    "Komm, wir drängeln uns nach vorne." Gesagt getan werden die Ellenbogen ausgefahren und Lucilla steht schon bald direkt am Straßenrand.
    "Da kommt Hungi!" stumpt sie Ambrosius aufgeregt in die Seite. "Hach, das ist ein Mann ... schau mal, man sieht die Muskeln sich sogar durch die Toga drücken. Bona Dea! Diese Schultern!" Gut, dass Hungi Lucillas Patron ist. Diese Schultern sind breit genug, dass sich jede Frau in Rom daran ausweinen kann ... oder anschmiegen ...
    "Oh, und Macer auf der anderen Seite. Ich wusste gar nicht, dass Macer auch so groß ist. Er kam mir immer nur ... naja, schmal vor, aber nicht so lang ... komisch ... "


    Lucilla stellt sich auf die Zehenspitzen und versucht noch ein paar bekannte Gesichter auszumachen. "Ach, hihi, da schau, ist das da hinten nicht Tiberius Durus?" Lucilla kichert. "Doch doch, bei Flavius Gracchus, da unter dem roten Rind. Sehen ein bisschen verkniffen aus, die Patrizier." Natürlich ist Schadenfreude keine ehrenhafte Freude, aber das hat Lucilla noch nie gestört.
    "Siehst du Avarus irgendwo?"

  • Gemächlich, gleich einer feingliedrigen Raupe, auf deren Körper die Couleur der Rinder sich wie farbige Flecken abzeichnete, mit welchen sie gedachte, ihr feindselig gesonnenes Getier abzuschrecken, bewegte der Senatorenzug der lustratio such durch die ewige Stadt, entlang der altehrwürdigen Grenzen des pomerium, andächtig bestaunt oder freudig bejubelt von den neugierigen Zuschauern, welche entlang des Weges sich zahlreich hatten versammelt. Manch einer ließ dort sich bequem auf den steinernen Sockel einer Statue, einen Grenzstein, eine Mauer oder manche auf eigens herbeigeschaffte Bestuhlung nieder - an einigen Stellen hatten gar findige Geschäftsleute Bänke aufgestellt und vermieteten die Plätze darauf - und wer zu jenen Glücklichen gehörte, die eine Behausung am Wegesrand bewohnten, hatte sich Freunde, Klienten und Patrone geladen, um ihnen jenen exklusiven Blick auf die staatstragenden Persönlichkeiten des Reiches bei einem Becher deliziösen Wein und einer kleinen Auswahl exquisiter Speisen zu bieten, während vor und nach dem Defilieren ebenfalls zum Wohle der Götter geopfert und jene fetiert wurden - denn auch das Volk trug Sorge ob der pax deorum.


    In den Reihen der Senatoren dagegen waren nach einigen Stunden die Spielarten verschiedenster menschlicher Regung zu beobachten, kaum einer, welcher noch stoische Gelassenheit auf seinem Antlitz präsentierte. Apathische Atemlosigkeit, bestrebte Beharrlichkeit, sekkanter Schmerz, verzweifelte Verbissenheit, exhaustive Erschöpfung, aufopfernde Anstrengung, persönliche Pein, langatmiges Leiden, körperlicher Kraftaufwand, seelische Strapaze und anhaltende Anspannung waren nur einige der Emotionen, welche sukzessive dem ein oder anderen Senator geradezu in seine Miene gemeißelt war, insbesondere in jene, welche nicht mehr nur von anhaltenden Sorgen in Falten wurden gelegt, sondern aufgrund des Alters bereits dauerhaft dieserart geprägt waren. Als am Fuße des Esquilin die Rinder zu einer kurzen Pause wurden abgesetzt, hatte es beinahe schon den Anschein, als würde der ein oder andere die Entsühnung nicht vollenden können.

  • "Mein lieber Scholli..." ...keucht Avarus, das er das auf seine Tage nochmal erleben muß. Gut das das Vieh noch von weiteren Trägern gelastet wird. So fällt vielleicht nicht auf, das er bereits auf dem letzten Loch pfeift. Vor ihm das nächste Rind wird fast hüpfend geschultert, wahrscheinlich von jenen Senatoren, die ihre meisten Tage auf dem Acker verbracht haben. Die Traditionellen, jene die Rom mit harter Arbeit und zähem Wein verteidigen. Auch zu seiner Linken hört er ein Stöhnen. Das muß der Brutus sein. Ein Senator sonst lustiger Natur. Er fröhnt den Tag zu leben, statt auf die arbeitsame Art zu verbringen. Jetzt muß auch er eingestehen, das es besser gewesen wäre sich auf diesen Gang vorzubereiten. Avarus denkt nach und befürchtet wenig später das Schlimmste. Wenn am Wagen ein Rad hoppelt, bringt es das Gefährt noch nicht zu Fall. Was aber wenn es eine ganze Achse ist.
    Er schreckt fast zusammen, streckt sich dabei und mobilisiert nochmal alle letzten Kräfte. Den restlichen Tag wird er wohl in der Taverne verbringen müssen und den Nächsten auf der Massagematte. Die Vorn wissen wohin... hofft er und so stapft auch dieses Opfertier auf dem Rost gelagert weiter... immer weiter im Sauseschritt... [SIZE=6](bring mir ein Weinamphörchen mit...)[/SIZE]

  • Der Schweiß rann ihm in Bächen runter. Die Haare standen ihm wild und waren so naß, als wäre er gerade frisch aus dem Bad gekommen. Doch allein schon der Geruch des Schweißes und die verzerrte Miene des Praefectus Urbi zeugten von der Anstrengung, die er durchmachte. Froh war er über die Pause, die die Hälfte des Weges anzeigte, und mit Schaudern dachte er an den noch zu absolvierenden Weg, der mit Sicherheit viel schmerzhafter und anstrengender sein würde als der erste Teil. Nein, er war definitiv nicht mehr der Jüngste und auch nicht in Topform, aber als er sich umsah, bemerkte er, daß es den anderen auch nicht viel besser ging, vielen von ihnen sogar schlechter als ihm. Wenigstens war ihr Viech ruhig geblieben und mit einigem Glück würde dieser Zustand auch anhalten. Das letzte, was sie brauchen konnten, war ein ängstliches oder unruhiges Tier auf der Trage. Hungi ließ sich Wasser geben, von welchem er zuerst trank, dann einen Teil über seinen verschwitzten und hochroten Kopf goss, danach wieder etwas zu sich führte. Zuviel auf einmal trinken wäre nicht gut für seinen Körper, daher unterließ er das gierige Saufen des allzu köstlichen Nasses.


    Sicher ist Iuno schuld an der Misere. Es sind ja immer die Weiber, die schuld sind. grummelte er fast unhörbar zu sich selbst, bevor er sich an die andere Seite stellte und sich auf den zweiten Teil des Weges mental vorbereitete.

  • Lucilla wippt ungeduldig auf den Fußballen herum. Team Gamma steht bereit.
    "Da!" Torro zeigt aufgeregt voraus. "Da kommen sie!"
    "Schnell, macht euch bereit!"


    Drei ...


    Doch so schnell geht an diesem Tag nichts. Lucilla kneift die Augen zusammen. Bewegt sich da überhaupt noch was? Es dauert schon eine halbe Ewigkeit, bis sich nach dem ersten Ochsen das nächste Rind ins Blickfeld schiebt.
    "Was machen die denn da? Bona Dea, so schaffen sie es ja nie bis heute Abend zurück zum Capitol!"


    Zwei ...


    Noch ein Rind schiebt sich ins Blickfeld. Langsam. Zäh. Zähflüssig. Schlimmer als Zeitlupe, wenn es diese schon gäbe. Jede Schnecke überholt diesen Zug. Sogar eine, der die Schleimspur ausgegangen ist.


    Eineinhalb ...


    Lucilla genehmigt sich noch einen Schluck verdünnten Wein. Ob sie sich nochmal setzen soll? Vielleicht zwischendurch eine Schriftrolle lesen? Nochmal auf die Latrine gehen den Lidschatten nachziehen?


    Eineinviertel ...


    Jetzt sind sie schon ziemlich nahe. Aber wo sind sie hin, die prächtigen Senatoren mit den strammen Waden? Wo sind sie hin, die aufrechten Römer? Der Rex Sacrorum gibt das Zeichen, dass die Rinder abgelassen werden.


    Eins ...


    Ein Ächzen und Stöhnen geht durch die Reihen, schlimmer als im Veteranenheim. Selbst Lucillas Großtante Drusilla hat nicht so geschnauft, als sie die Stufen zum Heiligtum der Fortuna Primigenia in Praeneste hinauf gegangen ist, und damals hatte sich Lucilla schon sehr an eine Dampfwalze erinnert gefühlt ohne genau zu wissen, dass es soetwas einmal geben wird.
    "Herrin?"


    Meins?


    Lucilla steht ein bisschen desillusioniert herum. "Äh ... ach so ... ja. Ausschwärmen!" Sie reißt ihren Anblick von dem Trauerhaufen ab und eilt zwischen verschwitzten, teilweise streng riechenden Senatoren hindurch.


    Avarus ist ihr erstes Ziel.
    "Herrje." Mehr bekommt sie bei seinem Anblick nicht raus. Heute Morgen war er noch nicht so alt. Ein Sklave schiebt Avarus den Klappstuhl hin, ein anderer hält Wasser, Wein, Handtuch und frische Toga bereit.
    "Gehts noch?" So recht weiß Lucilla auch nicht, was man einen Mann fragt, der seit einem halben Tag ein Rind durch die Gegend trägt.
    "Kailasch massiert dir die Schulter und Penelope knetet dir die Füße, wenn du magst." Sie schaut sich um. "Ich muss kurz weg."


    Schon eilt sie davon, um den zweiten Klappstuhl in Position zu bringen, direkt neben ihrem Patron Hungi. Hungi sieht überhaupt nicht aus wie ... Hungi. Er war heute Morgen auch noch nicht so alt. Und so gebückt ist er auch nicht gegangen. Und während sonst jede Frau sicherlich bereitwillig Hungis Schweiß an ihrem Körper kleben lassen würde, kann der Gedanke daran Lucilla im Augenblick so überhaupt gar nicht, nichtmal ein winzig kleines bisschen reizen.
    "Alles in Ordnung?" Lucilla weiß immer noch nicht, was man einen Mann fragt, der seit einem halben Tag ein Rind durch die Gegend trägt.
    "Ich habe mir erlaubt, eine frische Toga aus der Casa Vinicia zu ordern. Außerdem habe ich dir einen Masseur mitgebracht... " Das ist zwar nur ein gemieteter, aber er hat Lucilla sehr überzeugend von seiner Kunstfertigkeit überzeugt. "... und außerdem Ipharia, sie kann sehr gut mit Füßen umgehen. Wein, Wasser und Handtücher gibts natürlich auch."
    Seife wäre auch eine gute Idee gewesen. Naja, bei der nächsten lustratio.

  • "Aaaaahhhhh. Uuuuhhhhh", ließ sich Macer vernehmen, als sie die Hälfte der Strecke geschafft hatten und die Tragen absetzen durften. Einen Augenblick lang blieb er gebeugt stehen, die Hände auf die Tragestangen gestützt, mit hängendem Kopf und ein paar mal tief durchatmend. Mit geschlossenen Augen versuchte er, den Brustkorb so weit wie möglich zu entlasten, um ein paar freie Atemzüge zu nehmen. Dann stemmte er seine Arme in die Seiten, richtete sich langsam auf und versuchte, die Schultern ein paar mal kreisen zu lassen, um sie zu entspannen.


    "So ein Gewicht hatte ich von der Legion leichter in Erinnerung", murmelte er und begann, sich mit einem Zipfel der Toga den beißenden Schweiß aus den Augen zu wischen, der über sein Gesicht ran. Als er damit nicht den gewünschten Erfolg hatte, griff er zu dem verfügbaren Wasser und kippte sich davon etwas einfach ins Gesicht.

  • So eine Scheiße hört der Avarus manch einen ungehaltenen Senator grummeln. Auch was von Verschwörungen der Priester ist zu hören. Doch sein umsichtiger Blick läßt keinen dieser Schwarzkuttenträger mit einem Lächeln über den Lippen erkenntlich machen. Er hat Glück, das 'mach mal Pause' Team hastet herbei und offenbart ihm den 'Häuflein Elend Zustand'.


    Sofort wird die Maschine geölt und gefettet, die Kolben durchgewalzt und das Chassis tiefergelegt. Dazu gibts reichlich neuen Bölkstoff und Avarus fühlt sich gleich wie neu geboren. Dann noch die alte Karosserie gegen eine frische Toga getauscht und er war bereit für die nächste Runde... *hüstel*


    Ganz so frisch fühlte er sich dann doch auch nicht nach den Masseuren, dem guten Schluck und dem neuen Kleid. Aber wenigstens war der Schweiß für einen Augenblick vom Nasenflügel weg. Er blickt sich um, kann seine 'kleinwüchsige' Frau aber zwischen den vielen Menschen nicht sehen und gibt sich daher mit der Fußmasseurin zu frieden. Schon klar, warum Lucilla hier weg mußte...


    Ein- und Ausatmen, ein- und ausatmen..., ein- und ausatmen..., ein- und ausatmen... so langsam kommt die Pumpe wieder auf Normalmaß. Doch ewig wird die Pause wohl nicht mehr dauern. Noch schnappt er den einen oder anderen Geifer auf und konzentriert sich dann darauf wieder in die Puschen zu kommen.


    Denn: Wer rastet, der rostet! 8)

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