Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Ursus hatte sich längst auf der Bettkante niedergelassen und streichelte über Helenas Stirn. Das alles mußte für sie einfach nur furchtbar sein. Vor allem, weil sie Mattiacus ja von der Feier her kannte. Ihr Gesichtsausdruck und vor allem auch ihre Tränen sprachen da einen deutliche Sprache. Hilflos sah Ursus dem Medicus bei seinen Bemühungen zu. "Du wirst es schaffen, Helena. Es sieht nur im Moment alles so furchtbar aus. Schau, schlimmer kann es doch eigentlich nicht mehr werden, oder? Es geht nur noch bergauf."


    Als Mattiacus dann den Verband öffnete und die Blutung doch wieder einsetzte, kam er wohl doch zu dem Schluß, daß genäht werden mußte. Zumindest griff er ohne zu zögern zu einer Nadel und hielt sie für einen Moment in eine Flamme. Warum er dies machte, war Ursus schleierhaft. Vielleicht heilte es besser, wenn die Nadel heiß war? Er konte sich nicht erinnern, in Griechenland von so etwas gehört zu haben. Aber vielleicht rief Mattiacus damit ja auch irgendeinen Gott an. Es war auch egal, der Medicus wußte sicher, was er tat.


    Wie er aufgefordert worden war, ergriff Ursus die Hand seiner Cousine, um sie für die schmerzhafte Prozedur festzuhalten. So konnte der Medicus an der Wunde arbeiten, ohne daß sie wegzuckte. Mit der anderen Hand ergriff er ihre zweite Hand, damit sie etwas zum festhalten und drücken hatte. "Es wird nicht lange dauern, Helena. Bald schon hast Du es geschafft." Wenn man bedachte, daß sie sich ja den Schnitt auch selbst zugefügt hatte und dieser sicher auch recht schmerzhaft gewesen war, so mußte sie dies eigentlich auch aushalten können.


    Und trotzdem war natürlich die Situation eine ganz andere. Das alles mußte ihr unendlich peinlich sein. Vermutlich machte sie sich Gedanken über Dinge, die jetzt in diesem Moment völlig unwichtig waren.


    Gut, daß das Zimmer von Marcus etwas entfernt von dem Helenas lag. So war die Wahrscheinlichkeit, daß er aufwachte, selbst wenn sie schrie, doch eher gering. Wenn der jetzt hier auftauchte... Nein, das wäre wirklich das schlimmste, was passieren konnte. Das konnte sie sicher nicht verkraften. Noch nicht.


    Warum sie Mattiacus wohl so ansah? Sie schien kaum den Blick von ihm wenden zu können. Zu gerne hätte Ursus gewußt, was sie jetzt dachte, was sie fühlte. Denn vielleicht wäre er dann besser in der Lage, ihr Mut zuzusprechen. Der Medicus begann zu nähen und Ursus konzentrierte sich ganz darauf, Helenas Hand festzuhalten und ihr gut zuzureden. Auch wenn er gerne beim Nähen zugesehen hätte, beobachtete er doch ihr Gesicht, damit ihm keine Regung von ihr entging.


    Ja, die Kerze schwamm tatsächlich, das hatte Ursus beim Kauf zur Bedingung gemacht. Der Händler hatte ihm versprochen, daß es so war und kurz vor dem Fest hatte Ursus es auch mit einer von ihnen ausprobiert. Sie konnten zwar umkippen, wenn die Wasseroberfläche gar zu bewegt war, aber normalerweise schwammen sie.


    "Da hast Du was verpaßt. Aber es wird sicher weitere Gelegenheiten für Feste geben. Und dann wirst Du ganz sicher mit eingeladen sein." Ursus lächelte den jungen Flavier an, denn er wirkte wahrhaftig etwas verunsichert. Warum nur? Es war doch heute wirklich eine zwanglose Feier und was sonst als Fehler angesehen würde, wäre heute kein Vergehen. - Nicht, daß Lucanus irgendetwas falsch gemacht hätte.


    "Und kalt schmecken Deine Werke nicht so gut? Na, dann schaue ich gleich mal, ob ich eins ergattern kann, das noch halbwegs warm ist. Oder meinst Du, sie sind auf jeden Fall schon zu kalt?" Er kannte sich ja mit so etwas nicht aus. "Und Du hast sie wirklich selbst hergestellt?" Das Erstaunen war seiner Stimme deutlich anzumerken. Er selbst war nicht in der Lage, irgendetwas eßbares herzustellen, wie er sich eingestehen mußte.


    "Nun, meine Cousine Prisca befindet sich dort hinten bei Aquilius. Siehst Du? Sie scheinen im Moment ein bestimmtes Ziel zu haben, aber wenn Du möchtest, stelle ich sie Dir nachher vor. Dann kennst Du wenigstens eine Patrizierin. Und sicher wird sich bald eine Gelegenheit ergeben, daß Du auch Helena kennenlernen kannst. - Warum verläßt Du das Haus denn nur zum Arbeiten und Lernen? Rom ist eine überaus sehenswerte Stadt und es kann für die Zukunft eines jungen Patriziers nur förderlich sein, wenn man sich regelmäßig auf dem Forum blicken läßt und sich umhört, was es für Neuigkeiten gibt." Ganz abgesehen davon, daß man da draußen die beste Möglichkeit hat, Leute kennenzulernen.

    "Ja. Ganz ohne Zweifel hatte ich eine schöne Kindheit", bestätigte er ernst. Es bestürzte ihn, ihre Reaktion zu sehen. Anscheinend wurde sie von ihren Erinnerungen überwältigt. Sie schien gerade jetzt Dinge auszugraben, die sie vermutlich über viele Jahre verdrängt hatte. Warum ausgerechnet jetzt, warum ausgerechnet heute und hier? Er hatte eigentlich einen unbeschwerten, schönen Tag mit ihr verbringen wollen. Und bis eben hatte er gedacht, daß dies auch gelungen sei. Doch jetzt plötzlich entwickelte sich der Tag zu einer Katastrophe.


    Da sie immer noch zwischen einer Menge Menschen standen, die ja auch die fremdartigen Tiere bestaunten, legte Ursus nun sanft, aber doch bestimmt, den Arm um ihre Schultern und führte sie einige Schritte weg, wo sie ungestört miteinander reden konnten.


    "Caelyn... es tut mir leid, wenn ich schlimme Erinnerungen in Dir geweckt habe. Das war nicht meine Absicht. Im Gegenteil, ich wollte eigentlich, daß Du Dich freust über unsere Stadtstreunerei. Sollen wir es verschieben und nach Hause gehen?" Was hatte er nur falsch gemacht? Er zog sie sanft ein wenig an sich heran, so daß sie sich an ihn anlehnen konnte, falls sie das wollte. Doch er hielt sie nicht so fest, daß sie sich nicht befreien konnte, falls sie seine Nähe nicht wünschte. Sie mochte nur eine Sklavin sein. Doch sie war auch ein Mensch. Und offenbar heute viel verletzlicher als sonst.

    "Wenn das so ist... Dann..." Ursus drehte sich um, in der Annahme, Tilla sei direkt hinter ihm. Doch er konnte gerade noch sehen, wie sich sich davonmachte und schließlich bei Siv stehen blieb. Nun, es war sowieso besser, das in den nächsten Tage mal in aller Ruhe mit ihr zu besprechen. "Ich kläre das noch mit ihr, wenn es so ist, wie Du sagst, trifft sie natürlich kaum eine Schuld. Sie hat ein sehr überschäumendes Wesen, doch Bösartigkeit kann man ihr wahrhaftig nicht unterstellen." Es war ja nicht so, daß er Tilla nicht mögen würde. Er fand nur, sie könnte manchmal etwas mehr Vernunft walten lassen. So jung war sie nun auch wieder nicht, daß sie das nicht könnte. Das war zumindest seine Meinung.


    "Du hast den Wahlkampf verfolgt? Aber zur Feier der Meditrinalia warst Du noch nicht in Rom? Zumindest kann ich mich nicht erinnern, Dich bei uns gesehen zu haben." Diese Feier war schließlich ein bedeutender Teil seines Wahlkampfes gewesen. Und das Wahlergebnis zeigte ja, daß die Vorgehensweise nicht falsch gewesen war.


    Als sie das Haus betraten, konnte Ursus auch wieder seinen Beutel mit den Saturnaliengeschenken an sich nehmen. "Io Saturnalia, übrigens", lächelte Ursus und entnahm dem Beutel einer der filigranen Kerzen in Schiffsform, um sie Lucanus zu überreichen. "Noch haben die beiden es nicht offiziell bekannt gegeben, deshalb können wir wohl noch nicht fest davon ausgehen. Aber ich würde mir sehr wünschen, daß es zu dieser Verbindung kommt. Bei Aquilius wüßte ich meine Cousine in guten Händen. Und unsere Familien würden noch enger aneinander wachsen."


    Sie näherten sich dem Buffet und Ursus konnte Caelyn bei einem streng und steif wirkenden Mann stehen sehen. Sie wirkte sehr aufgedreht und er konnte nur hoffen, daß sie sich einigermaßen anständig benahm. Was sie sprachen, konnte er von hier nicht hören. Vielleicht zum Glück. "Aurelia Helena ist leider nicht mitgekommen. Sie fühlte sich nicht recht wohl und fühlte sich daher solch einer Feier heute nicht gewachsen. - Doch ich werde ihr gerne ausrichten, daß Du Dich nach ihr erkundigt hast. Ihr habt euch also schon kennengelernt?" So hatte sich das für ihn jedenfalls angehört.

    Erstaunt drehte Ursus sich um, als er seinen Namen rufen hörte. Und noch erstaunter war er, daß sein scriba sich ebenfalls zu ihnen gesellte, um am Wettkampf teilzunehmen. "Salve, Cincinnatus. Du nimmst den Mund ja ganz schön voll", grinste er gut gelaunt, als Cincinnatus andeutete, er sei ihm im Laufen überlegen. Ob das so war, würde sich ja zeigen. Das viele Lob fand er ja einen Hauch übertrieben, aber so war es schließlich üblich. Und Cincinnatus erwies sich damit wieder als Glücksgriff. Nicht nur, daß er zuverlässig und gut arbeitete, er wußte auch, was sich gehörte.


    "Salve, Aquilius", grüßte er dann den Flavier, sichtlich erfreut. "Du willst also auch mitlaufen? Das verspricht ja wirklich ein spannender Lauf zu werden. Ich bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis." Zumindest von Aquilius wußte er sicher, daß er gut war. Da er damals in den Thermen angekündigt hatte, mehr trainieren zu wollen, war er sicher besser als damals. Aber auch Ursus war seit dem besser geworden. Aber natürlich konnte er nicht wissen, wie gut die anderen Teilnehmer waren.

    "Auch ich freue mich, Deine Bekanntschaft zu machen, Duccia Clara", erwiderte er freundlich und nahm ihre Hand, da er ihr Dilemma mit dem Apfel durchaus bemerkte.


    "Nicht Du mußt Dich entschuldigen, sondern vielmehr ich. Ich hätte Dir mehr Zeit lassen sollen, Dich einzurichten und auszuruhen." Er blickte ein wenig verlegen drein, denn es war ihm wirklich peinlich, zu früh bei ihr erschienen zu sein. "Ich brauche nichts, danke. Hier im Zimmer wirst Du keine weiteren Becher finden. Doch Du kannst jederzeit weitere bringen lassen. Ebenso wie Du Dir alles andere bringen lassen kannst, etwas zu essen oder Wein. Scheue Dich bitte nicht, Deine Wünsche zu äußern. Du bist unser Gast und da soll es Dir an nichts fehlen."


    Er blickte sich im durch das Gepäck tatsächlich etwas chaotischen Zimmer um und wandte sich dann wieder an Clara. "Ich schlage vor, Du nimmst erst einmal in aller Ruhe ein Bad, läßt Dir von Tilla und Caelyn beim auspacken helfen und wenn Du Dich ausgeruht genug fühlst, dann schickst Du eine von beiden zu mir, damit ich Dich durch das Haus führen und Dir alles zeigen kann. Was hältst Du davon?"

    Ursus fand den Körper des Flaviers makellos. Aber man sah sich selbst eben immer anders und die Selbstkritik war gerade bei so etwas immer die härteste. Jedenfalls merkte Ursus schon an den Worten seines Gegenübers, daß der sicher so schnell kein Dickbauch werden würde, wie so mancher seiner Priesterkollegen.


    Sorgfältig schabte er seine Haut ab. Er mochte diese Tätigkeit irgendwie. Es hinterließ ein angenem sauberes Gefühl. Und da er sich Zeit dabei ließ, war es auch in gewisser Weise entspannend und beruhgend.


    "Ich sehe einer zukünftigen Verwandtschaft mit Dir - und Deiner Familie - sogar sehr positiv entgegen, auch wenn wir uns erst diese paar Stunden kennen. Dir habe ich es schließlich zu verdanken, daß meine Wut mittlerweile vollständig verraucht ist und ich zu innerer Ruhe zurückgefunden habe. Das Ringen mit Dir hat wirklich Spaß gemacht und Du bist ein angenehmer Gesprächspartner. Corvinus ist um seinen Freund wahrhaft zu beneiden." Auch wenn sich das jetzt ein wenig nach Schleimerei anhörte, so waren seine Worte doch ernst gemeint. Vielleicht lag es an seiner heutigen, insgesamt sehr merkwürdigen Stimmung, daß er Aquilius gegenüber derart offen war. Oder vielleicht auch daran, daß es sonst schlicht niemanden gab, mit dem er so offen sprechen konnte. Vermutlich war es alles zusammen. Und er mochte da gar nicht zu sehr drüber nachdenken, denn Selbstmitleid konnte er nun wirklich nicht gebrauchen.


    "Ja, ich weiß wohl, daß ich eine Frau mitnehmen könnte. Doch... ich glaube, ich möchte mich da ganz auf die Aufgabe konzentrieren. An die Suche nach einer Braut möchte ich mich erst machen, wenn ich wieder hier in Rom bin und möglichst auch hier bleibe. Und ja, auch in meiner gens wird wohl nur eine Patrizierin akzeptiert und das schränkt die Möglichkeiten doch sehr ein. Tiberia Camilla sagst Du? Sie ist mir nicht bekannt. Kennst Du sie näher?" Den Namen würde er sich auf jeden Fall schon mal merken. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, das Mädchen mal kennenzulernen, ohne daß gleich irgendwelche Verhandlungen aufgenommen werden mußten.


    "Laß uns Gästen doch auch unseren Spaß." Ursus nahm einfach mal an, daß er auch eingeladen sein würde als Familienmitglied der Braut. "Es ist die erste Prüfung eurer Ehe, wenn ihr das zusammen durchsteht, habt ihr schon halb gewonnen, denn das verbindet doch auch. Je schlimmer dieser Anfang ist, umso schöner ist es dann bestimmt, wenn ihr dann allein seid und eure Ruhe habt. Ich denke, dieses Theater hilft auch durchaus über eine gewisse Schwelle hinweg, meinst Du nicht? Gerade beim ersten ... Beisammensein." Nicht, daß er da über Erfahrungen verfügen würde als Unverheirateter. Kleine Abenteuer galten da ja nicht, das war eine ganz andere Situation.

    Als Philonicus von dem Leuchturm erzählte, wurde Ursus' Interesse doch wieder etwas mehr geweckt. Er hatte schon viel davon gehört und er mußte zugeben, daß er den Vetter um dieses Erlebnis durchaus beneidete. Es mußte wirklich ein gewaltiger Anblick sein, wenn sich ein Schiff in der Dunkelheit Alexandria näherte.


    Doch daß er die nur mit einem Lendenschurz bekleideten Arbeiter so erwähnungswürdig fand, wunderte Ursus wieder. "Solcherlei Arbeiter kannst Du auch in Italia auf den Feldern arbeiten sehen. Im Sommer sind sie oft nur mit einem Lendenschurz bekleidet. So ungewöhnlich finde ich den Anblick nicht."


    Er winkte ebenfalls Tilla heran, daß sie ihm noch einmal nachschenkte. Und ließ sich die Speisen weiterhin schmecken. "Hast Du Dir auch die Pyramiden angesehen? Und wichtige Persönlichkeiten kennengelernt?" Daß Tilla hungrig war, bemerkte er nicht. Es hätte ihn auch nicht weiter gestört, denn sie war ja selbst schuld, wenn sie nicht vorher etwas aß, wenn sie bei Tisch bedienen mußte. Daß man dabei Appetit bekam, war doch ganz klar.


    "Ägypten ist sicher ein sehr faszinierendes Land. Doch ich weiß nicht, ob es mir nicht zu heiß wäre. Immer nur Sand und Hitze ist doch auch ein wenig eintönig, oder nicht? Sind da nicht die nördlichen Barbarenländer interessanter?" Natürlich war im Grunde genommen nichts so interessant und faszinierend wie Rom. Und es gab sicher auch kein Klima, in dem er sich so wohl fühlte wie hier.

    Erst drängelte sich alles um ihn herum, dann verzog sich alles wieder. Cadhla nahm die Gelegenheit wahr, was Ursus nicht ohne Genugtuung bemerkte. Es war ihr zu gönnen, ein wenig Ruhe zu bekommen, um ihren Gedanken nachhängen zu können. Es waren Saturnalien und da sollte ihr dieser doch wirklich bescheidene Wunsch erfüllt sein.


    Daß Caelyn auch einfach so verschwand, fand er dagegen ziemlich überraschend. Sie wirkte irgendwie unzufrieden. War sie wegen irgendwas wütend? Aber warum? Er konnte sich wahrhaftig nicht vorstellen, was ihre Verstimmung verursacht haben könnte.


    Und dann verzog sich auch Fiona gleich wieder, kaum daß sie aufgetaucht war. Frauen. Sie waren manchmal wirklich merkwürdig, egal ob Sklavinnen oder freie Frauen.


    Da war es doch wesentlich besser, sich Lucanus zuzuwenden, der sich jetzt auch vorstellte. "Erfreut, Dich kennenzulernen, Flavius Lucanus. Aurelius Ursus ist mein Name..." Ein Hustenanfall unterbrach seine Worte, die eigentlich noch folgen sollten. "Aurelia Tilla?", fragte er entgeistert mit kratziger Stimme und warf Tilla einen mehr als vernichtenden Blick zu. Was war das für ein Spiel? "Tilla! Gleichheit an den Saturnalien hin oder her! Aber das...!" Was für eine Anmaßung! Sie hatte sich als Aurelierin ausgegeben? Keine Frage, er mußte sich das Mädchen in den nächsten Tagen mal vornehmen. Anscheinend hatte sie zuviele Freiheiten und brauchte mal eine gründliche Zurechtweisung.


    Ursus atmete tief durch und schloß für einen Moment die Augen. Dann erst wandte er sich wieder an Lucanus. "Tilla gehört zwar zu unserem Haushalt, doch sie ist keine Aurelia", erklärte er dann mit Bestimmtheit. Dieses kleine Biest! Was erzählte sie denn eigentlich?


    "Nun, an den Saturnalien sind wir alle gleich, da ist so etwas vielleicht doch verzeihlich. Wollen wir nicht lieber sehen, was es Gutes zu essen gibt? Ich gebe zu, daß ich mittlerweile durchaus Appetit verspüre." Er wandte sich dem Haus zu und schritt voran, bemüht, seine gute Laune wiederzufinden. Schon Lucanus zuliebe, der einen recht sympathischen Eindruck auf ihn machte.

    Als Ursus bemerkte, daß sie wohl begriff, wie gefährlich diese kleinen Tierchen sein konnten, ließ er sie natürlich los. "Fremde Länder bergen eben auch immer fremde Gefahren. Es gibt eine Menge kleiner Tiere, die doch sehr gefährlich sein können." Er sagte das nicht vorwurfsvoll, eher besorgt, damit sie nicht wieder auf die Idee kam, erst zufassen zu wollen, bevor sie wußte, ob ein Tier harmlos oder gefährlich war.


    "Schneeballschlachten kenne ich zwar auch, aber sie sind hier ausgesprochen selten möglich." Er wußte zwar, daß auch in den Bergen viel Schnee fiel, doch selbst erlebt hatte er solche Schneemassen noch nicht, wie Caelyn sie anscheinend kannte. Er war sich nicht sicher, ob er das erleben wollte. Es hatte sicher auch seinen Reiz, aber doch auch viele Nachteile.


    "Was ich als Kind gemacht habe?" Er lachte Caelyn an. "Eine Menge Dinge, die ich nicht hätte tun sollen, schätze ich." Sein Schmunzeln vertiefte sich, als er darüber nachdachte, was er so alles verbrochen hatte. Ob das so gut, war, diese Dinge seiner Sklavin zu beichten?


    "Vor allem habe ich mich viel in der Stadt herumgetrieben, wovon meistens nicht mal jemand etwas wußte, da ich mich einfach rausgeschlichen hatte. Auch in Gegenden, wo man als Patrizier eigentlich nicht allein herumlaufen sollte. Naja, da ist es nunmal auch am spannendsten. Und ich würde mich heute nicht so gut in Rom auskennen, wenn ich das nicht getan hätte. - Aus heutiger Sicht war es natürlich unverantwortlicher Leichtsinn. Immerhin ist es gut gegangen. - Ansonsten... Naja, es gibt bravere Kinder, als ich war. Obwohl ich mich immer bemüht habe, die Erwartungen meines Vaters zu erfüllen." Es war eigenartig, jetzt darüber nachzudenken, wie seine Kindheit verlaufen war. Natürlich war er ziemlich behütet aufgewachsen und es hatte nie an irgendetwas gefehlt.


    "Vielleicht sollte ich mir besser keine Kinder wünschen. Angeblich bekommt man alles wieder, was man seinen Eltern angetan hat." Er lachte, denn er meinte das nicht wirklich ernst. Im Gegenteil, er wünschte sich eine Familie - und Kinder. Doch nicht jetzt sofort.

    Als die Aufforderung erklang, einzutreten, öffnete Ursus die Tür und folgte der Aufforderung. Und was er sah, erfüllte ihn dann doch mit Erstaunen. Eine gut aussehende Dame. Und Corvinus führte sie nicht selbst herum? Das war ja mal erstaunlich, wenn man bedachte, daß der liebe Onkel sonst ja nichts anbrennen ließ. ( :P )


    "Salve", grüßte Ursus höflich und trat ein wenig näher. Anscheinend hatte er nicht genug Zeit verstreichen lassen, denn das Gepäck war noch unausgepackt und die Dame war offenbar gerade dabei, etwas zu essen, denn sie hielt einen angebissenen Apfel in der Hand. "Titus Aurelius Ursus, wenn ich mich einfach mal so vorstellen darf", lächelte er freundlich.


    "Willkommen in der Villa Aurelia. Wie ich sehe, kümmert sich Tilla bereits um Dich. - Hast Du denn alles, was Du brauchst? Ich nehme an, Du möchtest gerne ein Bad nehmen. Ist das schon veranlaßt?" Die letzte Frage war schon eher an Tilla gerichtet, da sie anscheinend die Aufgabe hatte, sich um den Gast zu kümmern. "Tilla, Du mußt auch nicht alles allein machen, Caelyn soll Dir ruhig helfen." Die war ohnehin etwas unterbeschäftigt.

    Corvinus war ja wirklich lustig. Schickte einfach nach ihm, um einem Gast das Haus zu zeigen. Dem war doch wirklich alles egal. Ob sein Neffe nun Zeit hatte oder nicht, das interessierte ihn überhaupt nicht. Er bestimmte das einfach und basta. Würde Ursus sich weigern, dann würde es auch wieder falsch ausgelegt. Bestimmt hoffte Corvinus das, damit er ihm weitere Vorwürfe machen konnte. Doch da hatte er sich getäuscht. Mußte die Arbeit eben warten. War im Moment zum Glück eh nicht so viel. Doch das konnte Corvinus nicht wissen. Na, vielleicht doch, Phyrrus war ein elender Spion, daran bestand kein Zweifel. Wie gut, daß Ursus mittlerweile Cincinnatus hatte. Nicht nur, daß der viel bereitwilliger seiner Arbeit nachging, war doch auch nicht anzunehmen, daß er für Corvinus spionierte.


    Nicht mal den Namen des Gastes wußte Ursus. Der Sklave hatte ihn nicht gewußt. Die Nachricht war ohnehin mehr als knapp gewesen und Ursus ärgerte sich noch immer darüber. Doch er mußte seinen Ärger herunterschlucken. Der Gast durfte auf keinen Fall etwas davon bemerken. Gerade mal, daß es sich um eine Frau handelte, wußte Ursus. Und welches Zimmer für sie hergerichtet worden war. Also lächeln, Ursus, lächeln.


    Und so klopfte er nun an die Tür dieses Zimmers. Natürlich wartete er höfliche auf eine Aufforderung, eintreten zu dürfen. Am Ende kleidete die Dame sich gerade um...

    "Na, das Knacken klingt aber nicht gut", bemerkte Ursus, als Aquilius sich reckte und sein Rücken sehr bedenklich klingende Geräusche von sich gab. "Und ich glaube Dir kein Wort, daß Du von dem bißchen Betätigung gleich Muskelkater bekommst." Er lachte und musterte den sandigen Körper des Flaviers. "Nicht bei dem Körper!"


    Die zwei Zuschauer hatte Ursus gar nicht beachtet. Ihr Kampf war auch wirklich nicht spektakulär gewesen. Doch er hatte Spaß gemacht. Ursus würde sich jederzeit wieder auf einen Kampf mit Aquilius einlassen, selbst eine Niederlage wäre gegen ihn nicht sehr niederschmetternd, da er sich als ausgesprochen Kameradschaftlich herausgestellt hatte.


    Sie begaben sich in das Innere des Gebäudes, um sich von dem nun überflüssigen Öl und Sand zu befreien, bevor sie sich in die Wasserbecken begeben konnten. "Das hat sie auch verdient. Einen Ehegatten, der alles menschenmögliche tut, daß sie eine glückliche Ehefrau wird. Ich bin mir sicher, daß sie im Gegenzug auch versuchen wird, Dich zu einem glücklichen Ehemann zu machen. Und ich freue mich auch, daß unsere Familien durch diese Heirat enger miteinander verbunden werden."


    Doch dann kam das Thema wieder auf seine eigene mögliche Hochzeit und das war tatsächlich ein Thema, an das er nur schwer herankam. "Ja, eben, ich habe Zeit. Überhaupt ist erst nach dem Militärdienst daran zu denken, eine Heirat ins Auge zu fassen. Und dann... ja, muß ich erst einmal entsprechende Kandidatinnen kennenlernen. Wie Du schon sagst: Zum Beispiel an Festen teilnehmen. Bisher hatten wir da nur unser eigenes Fest und da waren nur vergebene Frauen - und meine eigenen Verwandten. Also keine Heiratskandidatinnen. Ich denke, im Laufe der Zeit wird sich da ganz von allein etwas ergeben. Vorerst kümmere ich mich um meine Karriere. Wenn die sich gut entwickelt, wird das Interesse an mir auch geweckt. Wie Du ja auch schon festgestellt hast. - Solange genieße ich die Hochzeitsfeiern anderer Leute. Deine zum Beispiel." Er grinste ein wenig frech und griff nach dem Schaber, um mit der Reinigungsprozedur zu beginnen.

    Ursus grübelte über ihre Frage nach. Was sollte sie bei ihrem Testament beachten? "Also... Du solltest es auf jeden Fall gut lesbar schreiben, den Vigintiviri sind auch nur Menschen." Er lächelte und zwinkerte ihr zu. "Du kannst zum Erben bestimmen, wen Du möchtest. Allerdings muß ein testamentarisch bedachter Erbe gemäß der Lex Iulia et Papia verheiratet sein, wenn er männlich und zwischen 25 und 60 Jahre alt, oder weiblich und zwischen 20 und 50 Jahre alt ist, um erbberechtigt zu sein. Die Heirat kann natürlich noch innerhalb von 100 Tagen nachgeholt werden... Ja, da wird es etwas kompliziert." Er nahm noch einen Schluck Wein und lächelte. "Du schreibst einfach auf, wie Du Dein Vermögen verteilt sehen möchtest und gibst das Testament dann zur Aufbewahrung im Vestatempel ab." Schließlich waren ja doch die meisten Personen in den genannten Altersgruppen verheiratet, so daß man sich darum nicht viele Sorgen machen mußte.


    Das Thema war so schrecklich trocken, daß er einen weiteren Schluck Wein zu sich nahm. "Ja, man muß die richtigen Leute kennen, die noch richtigere Leute kennen." Er lachte. "Ich war leider zu lange fort, so daß ich da noch Defizite habe. Doch ich hoffe, das im Laufe der Zeit ändern zu können. Zumindest gebe ich mir alle Mühe. Meine konkreten Pläne gehen zur Zeit erst einmal bis zum Senat, - danach schaue ich dann weiter. Ich möchte nach Möglichkeit jetzt erst ein Tribunat ableisten, danach entweder ein religiöses Amt oder eben ein weiteres Vigintivirat. Mir fehlt es noch an Erfahrungen. Ich möchte den nächsten Schritt nicht zu schnell versuchen, sondern mir lieber erst eine breite Grundlage schaffen und Wissen und Erfahrungen in mehreren Bereichen sammeln. Aber dann steht natürlich auch eine Quästur an. - Na, bis dahin wird noch viel Zeit vergehen. Ein Schritt nach dem anderen, sage ich immer. Der Weg ist mindestens so wichtig wie das Ziel." Sie hatte nach seinen Plänen gefragt und so mußte sie sich nicht wundern, daß er ihr seine Pläne ausführlich darlegte, so langweilig das für sie auch sein mochte. Es war nichts Geheimes daran, so hatte er keinen Grund, etwas zurückzuhalten.


    "Ja, in der letzten Ausgabe, in der die Wahlergebnisse bekannt gegeben wurden. Es ist wirklich schade, daß der Name nicht ausdrücklich erwähnt wurde. Doch ein Beinbruch ist es auch nicht. Ich hoffe, daß ich durch mein Amt etwas an Bekanntheit gewinnen werde. - Ich halte viel von der acta. Wie sollte man sonst einigermaßen zuverlässige Informationen aus dem gesamten Imperium erhalten? - Ja, hätte ich Dich nur früher kennen gelernt. Was hätte ich dadurch alles erreichen können." Er zwinkerte ihr nicht minder frech zu, denn natürlich übertrieb er ein wenig. "Ich hoffe, daß Dein weiteres Leben glücklich und doch auch niemals langweilig sein möge. - Laß uns darauf anstoßen!"

    Und dann fand sich tatsächlich noch ein weiterer Wettkämpfer. Ursus staunte nicht schlecht, daß sein Kollege, der Vigintivir Annaeus Modestus, sich auch noch zu ihnen gesellte. Das versprach ja wirklich ein interessanter Wettlauf zu werden.


    "Salve, Annaeus Modestus", grüßte Ursus den Neuankömmling, erfreut über den weiteren Zuwachs zum Teilnehmerfeld. "Pferde? Rennen? Haben wir in der nächsten Zeit endlich mal wieder mit einem Wagenrennen zu rechnen?" Seine Augen leuchteten auf. Er erinnerte sich an sein Gespräch mit Annaeus Varus in Mantua. Hatte der etwas erwähnt von Modestus im Zusammenhang mit Wagenrennen? Er konnte sich nicht recht entsinnen. Doch die Andeutung des Senators ließ einen Zusammenhang vermuten.


    Auf jeden Fall sah der Vigintivir-Kollege durchaus trainiert aus. Ein leichtes Rennen würde dies auf gar keinen Fall. Doch Ursus war entschlossen, alles zu geben. Schon Cadhla zuliebe, die sich mit ihm wirklich abgemühte beim allmorgendlichen Training. Auch wenn Laufen dabei nur eine Nebensache war.

    Ja, diesen Tieren so nahe zu kommen, das konnte schon erschreckend sein. Blieb zu hoffen, daß die Käfige wirklich so sicher gebaut waren, wie die Händler behaupteten. "Sie kämpfen ja nicht ohne Waffen gegen sie." Normalerweise zumindest. "Geübte Kämpfer können das schon schaffen." Was allerdings selten vorkam. Denn die Tiere waren teurer als die meisten Sklaven und die Veranstalter der Spiele sorgten schon dafür, daß sie nicht zuviel Geld verloren bei den Spielen.


    Wie sie gespannt und staunend die Tiere betrachtete und seinen Worten lauschte! Sie sog das Wissen geradezu auf und das war auf jeden Fall positiv zu bewerten. Ursus würde zumindest versuchen, diesen Lernwillen zu unterstützen.


    "Nein, ich war selbst noch nicht dort. Aber mir wurde von dort erzählt und ich habe darüber gelesen. Und ich habe Zeichnungen gesehen. Wer weiß, vielleicht komme ich eines Tages auch noch selbst dahin. - Und hier schneit es auch nur ganz selten mal. Je weiter man nach Süden kommt, umso wärmer wird es." Es mußte wirklich schwer vorstellbar sein für jemanden, der aus einem so kalten Land kam wie sie.


    "Ja, das sind Schlangen. Sie..." Er wollte gerade noch mehr über Schlangen erzählen, als er sah, daß sie nach einem Skorpion greifen wollte. Schnell ergriff er ihre Hand und hielt sie fest, auch auf die Gefahr hin, ihr wehzutun. "Nicht! Die haben einen giftigen Stachel. Das sind Skorpione. Auch einige der Schlangen sind giftig. Wenn sie Dich beißen, kannst Du sterben. Andere umschlingen Dich und können Dich erdrücken." Mit diesen Tieren war nicht zu spaßen. Es waren so wenig Kuscheltiere, wie die Löwen und Tiger. Aber woher hätte sie das auch wissen können?

    "Ach, eigentlich habe ich die längst erfolgreich abgehängt", lachte Ursus und fühlte sich mit sich und der Welt vollkommen zufrieden. "Denn im Moment ist wahrhaftig alles erledigt. Bis dann eben die Antworten der Erben eintrudeln. - Tatsächlich kann ich mir dieses Vergnügen heute ohne das geringste schlechte Gewissen leisten. Wer kann das schon von sich behaupten?" Er hatte wirklich hart gearbeitet in der letzten Zeit. Vielleicht war er deshalb heute so übermütig, mit einem Senator zu scherzen, den er praktisch nicht kannte?


    "Daß Du Dir fast wünschst, ich würde nicht gewinnen, das glaube ich Dir ja gerne", grinste er dann ein wenig frech. "Ich wünsche Dir auch beinahe, daß Du nicht gewinnst. Aber natürlich nur beinahe." Sein fröhliches Lachen zeigte an, daß er das alles nicht ganz ernst meinte. Ihm kam es auf einen fairen Wettkampf an. Der beste sollte gewinnen. Und das konnte ja auch durchaus einer der anderen Teilnehmer sein.


    Nur drei weitere Läufer hatten sich bisher eingefunden. Auch Ursus begrüßte die drei anderen freundlich, ungeachtet dessen, daß er sie nicht kannte. Je mehr Menschen ihn kennenlernten, umso besser.


    Der Wettkampf schien ja bisher noch nicht viel Begeisterung auszulösen. Hoffentlich erzürnte dies nicht die Götter. In der letzten Zeit waren sie schließlich mehr als genug erzürnt worden, da mußte nicht unbedingt noch etwas dazu kommen.

    "Vor den Amtspflichten davonlaufen trifft es heute vermutlich eher, Senator", lachte Ursus, indem er auf den Scherz einging. Seine Augen blitzten ein wenig übermütig. "Ich hoffe ja, daß sie Antrieb genug sind, um den Sieg zu erringen." Ein Senator und ein amtierender Magistrat unter den Teilnehmern, das dürfte die Stimmung unter den Zuschauern doch ein wenig anheizen.

    Eigentlich hatte Ursus nicht geplant, sich an diesem Wettkampf selbst zu beteiligen. Bevor er sich bis auf die Knochen blamierte, sah er doch lieber nur zu. Also ringen kam auf keinen Fall in Frage. Er war zwar schon deutlich besser geworden, doch einer Konkurrenz, wie sie hier zu erwarten war, war er auf keinen Fall gewachsen. Weitsprung gehörte auch nicht gerade zu den sportlichen Betätigungen, in denen er sonderlich glänzte. Doch er war ein guter Läufer. Nach dem vielen Training mit Cadhla erst recht. Er rechnete zwar nicht unbedingt damit, zu siegen. Doch letzter würde er gewiß auch nicht sein und das genügte ihm doch schon. Dabei sein war alles - wenn man sich nicht grade blamierte.


    Es war Zufall, daß er hörte, wie der Senator Purgitius Macer, den Ursus noch von der Meditrinalia kannte, mit einem Mann über den Wettbewerb sprach. "Salvete", grüßte er höflich, als er einen Schritt näher an die beiden herantrat. "Bitte verzeiht, daß ich mich einfach in das Gespräch einmische. Doch auch ich würde gerne am Wettlauf teilnehmen. Titus Aurelius Ursus ist mein Name."

    Ja, es machte Ursus ausgesprochen viel Spaß, ihr Staunen und ihre Freude zu betrachten. Auch für ihn entwickelte sich dieser Tag ausgesprochen gut. Und einen mehr oder weniger freien Tag hatte er sich ohnehin mehr als verdient. In der letzten Zeit waren seine Tage immer von viel Arbeit ausgefüllt gewesen. Nicht, daß ihm das nicht auch Freude bereitete, doch so ein freier Tag dazwischen war doch unendlich süßer.


    "Ja, auch Menschen kämpfen gegen die Tiere. Und unterschiedliche Tiere kämpfen gegeneinander, so wie ja auch Menschen gegeneinander kämpfen." Er selbst zog Wagenrennen vor, doch auch die Gladiatorenkämpfe und Tierhatzen hatten etwas für sich. Vielleicht war es barbarisch, Menschen und Tiere aufeinander zu hetzen. Doch es waren Menschen, die ohnehin dem Tod geweiht waren. Und sie hatten hier die Möglichkeit, ihre Freiheit zu erkämpfen. Mitleid war da seiner Meinung nach wirklich nicht angebracht. Vielleicht war er zu sehr Römer, um Mitleid für die Circuskämpfer zu empfinden.


    "Das Land aus dem die Tiere stammen, liegt weit im Süden von hier. Es ist dort sehr heiß und die Menschen haben eine dunkle Hautfarbe, so wie Leone. Es regnet dort nur sehr selten und Schnee gibt es dort überhaupt nicht." Vermutlich hatte sie noch nie von africa gehört. Wie auch, wenn sie doch aus Gallien stammte?


    "So, hier kommen wir der Sache schon näher." Starke Tierkäfige, deren Stangen dicht an dicht standen, hielten die Raubtiere im Zaum, während die zahmeren Giraffen in Gehegen gehalten wurden. "Schau, sie haben mit Kühen nichts gemein." Es gab auch Schlangen und Skorpione, doch natürlich waren die großen Tiere die eigentliche Attraktion.