Ursus hatte sich längst auf der Bettkante niedergelassen und streichelte über Helenas Stirn. Das alles mußte für sie einfach nur furchtbar sein. Vor allem, weil sie Mattiacus ja von der Feier her kannte. Ihr Gesichtsausdruck und vor allem auch ihre Tränen sprachen da einen deutliche Sprache. Hilflos sah Ursus dem Medicus bei seinen Bemühungen zu. "Du wirst es schaffen, Helena. Es sieht nur im Moment alles so furchtbar aus. Schau, schlimmer kann es doch eigentlich nicht mehr werden, oder? Es geht nur noch bergauf."
Als Mattiacus dann den Verband öffnete und die Blutung doch wieder einsetzte, kam er wohl doch zu dem Schluß, daß genäht werden mußte. Zumindest griff er ohne zu zögern zu einer Nadel und hielt sie für einen Moment in eine Flamme. Warum er dies machte, war Ursus schleierhaft. Vielleicht heilte es besser, wenn die Nadel heiß war? Er konte sich nicht erinnern, in Griechenland von so etwas gehört zu haben. Aber vielleicht rief Mattiacus damit ja auch irgendeinen Gott an. Es war auch egal, der Medicus wußte sicher, was er tat.
Wie er aufgefordert worden war, ergriff Ursus die Hand seiner Cousine, um sie für die schmerzhafte Prozedur festzuhalten. So konnte der Medicus an der Wunde arbeiten, ohne daß sie wegzuckte. Mit der anderen Hand ergriff er ihre zweite Hand, damit sie etwas zum festhalten und drücken hatte. "Es wird nicht lange dauern, Helena. Bald schon hast Du es geschafft." Wenn man bedachte, daß sie sich ja den Schnitt auch selbst zugefügt hatte und dieser sicher auch recht schmerzhaft gewesen war, so mußte sie dies eigentlich auch aushalten können.
Und trotzdem war natürlich die Situation eine ganz andere. Das alles mußte ihr unendlich peinlich sein. Vermutlich machte sie sich Gedanken über Dinge, die jetzt in diesem Moment völlig unwichtig waren.
Gut, daß das Zimmer von Marcus etwas entfernt von dem Helenas lag. So war die Wahrscheinlichkeit, daß er aufwachte, selbst wenn sie schrie, doch eher gering. Wenn der jetzt hier auftauchte... Nein, das wäre wirklich das schlimmste, was passieren konnte. Das konnte sie sicher nicht verkraften. Noch nicht.
Warum sie Mattiacus wohl so ansah? Sie schien kaum den Blick von ihm wenden zu können. Zu gerne hätte Ursus gewußt, was sie jetzt dachte, was sie fühlte. Denn vielleicht wäre er dann besser in der Lage, ihr Mut zuzusprechen. Der Medicus begann zu nähen und Ursus konzentrierte sich ganz darauf, Helenas Hand festzuhalten und ihr gut zuzureden. Auch wenn er gerne beim Nähen zugesehen hätte, beobachtete er doch ihr Gesicht, damit ihm keine Regung von ihr entging.