"Nein, nein, diesen Spaß überlasse ich nicht nur euch. Ich möchte bei der Gestaltung des Raumes mitarbeiten, nur dann ist es auch wirklich ein Geschenk von mir." Das hatten sich die Sklaven wohl so gedacht, daß sie alle Freude für sich haben konnten, was? Ursus lächelte. Nein, es war nur schön, wenn er sich richtig beteiligte. "Die kleinen Gesten, hm? Was verstehst Du unter kleinen Gesten?" Er wußte diese Dinge, auch seine Mutter hatte ihm so etwas geraten, und wußte auch, womit er seiner Frau immer mal wieder eine kleine Freude machen konnte. Aber er wollte wissen, was Cimon sich darunter vorstellte. Sie hatten so unterschiedlich gelebt, bis ihre Lebenswege zusammengeführt worden waren. Genauso unterschiedlich mußte ihre Gedankenwelt sein.
Beiträge von Titus Aurelius Ursus
-
-
Marei war schon vor einer ganzen Weile gegangen. Doch Ursus war, unruhig wie er war, in seinem Officium geblieben. Die Cena hatte er ausfallen lassen, er konnte jetzt nicht fröhlich beim Essen sitzen. Caelyn war fort, er wußte es. Er hatte schon gewußt, daß sie nicht mehr im Haus war, als Cimon ihm sagte, daß er sie seit der Hochzeit nicht mehr gesehen hatte. Das Mädchen steckte mal wieder in Schwierigkeiten, da konnte es keinen Zweifel geben. Hoffentlich... hoffentlich fand er sie unversehrt wieder. Er machte sich schwere Vorwürfe. Er hätte früher nach ihr fragen sollen. Früher nach ihr suchen. Er hatte doch die Pflicht, sie zu beschützen. Dieses dickköpfige, impulsive und doch liebe Mädchen!
Als es klopfte und Cimon eintrat sah Ursus gleich, daß dieser ebenfalls keine guten Nachrichten brachte. Heute war ein schwarzer Tag. Dabei hatte er gut begonnen. "Setz' Dich, Cimon. Trink etwas." Seine Stimme klang selbst in seinen eigenen Ohren merkwürdig. Er griff nach der Schriftrolle und las. Dann ließ er das Papyrus sinken. "Nein..." Es war nur ein Flüstern.
-
Ursus verzieh schnell mit einem Lächeln und bedeutete Cimon mit einer Geste, zu sprechen. "Liegen... und eine Art Liegewiese?" Besonders zu letzterer fiel Ursus so einiges ein. Und er selbst spielte dabei keine unmaßgebliche Rolle. Sein Lächeln vertiefte sich, als er versuchte, sich das bildlich vorzustellen. Dann zwang er sich ins Hier und Jetzt zurück, so schwer das auch fiel und so warm ihm auch geworden war. "Ich habe noch nie von solch einem Raum gehört. Aber es klingt sehr gut in meinen Ohren. Wegen der Bilder und Pflanzen sollten wir Frija fragen. Sie wird den Geschmack ihrer Herrin kennen. Ansonsten klingt das nach einer wunderbaren Idee. Auch daß wir sie damit überraschen, finde ich einen sehr schönen Gedanken. Weißt Du, wir sind uns nicht unsympathisch, aber von echter Zuneigung oder gar Liebe können wir nach so kurzer Zeit kaum sprechen. Solch eine schöne Überraschung könnte mich ihrem Herzen einen Schritt näher bringen. Und das wäre die Mühe schon wert."
-
Publius Annaeus Domitianus
Dein Posteingang ist noch immer voll!!!
Da darfst Du Dich wirklich nicht wundern, wenn Du keine Reaktion erhältst.
-
Ursus lächelte, als Septima sich nach seinen Gewohnheiten erkundigte. "Ich frühstücke für gewöhnlich kurz vor der Salutatio. Getreidebrei, Brot, Moretum und manchmal ein bißchen Schinken und natürlich Obst. Dazu trinke ich Milch. Ich hoffe, das findet Deine Zustimmung?" Er zwinkerte ihr amüsiert zu, sollten die anderen doch darüber denken, was sie wollten.
Marei erschien auch Ursus ein wenig verstört, sah er da nicht sogar ein wenig Feuchtigkeit in ihren Augen? Hatte das Kind doch schon so viel Zuneigung zu Celerina gefaßt, daß es sich nun fortgestoßen fühlte? "Wie wäre es, wenn Du zu Cimon gehen würdest? Und ihm davon erzählst? Ihr beide seid doch nun beinahe so etwas wie Bruder und Schwester, meinst Du nicht?" Er wußte, daß sie Cimon sehr mochte. Und umgekehrt auch. Deshalb hoffte er, daß sie nun die positive Seite der Angelegenheit sehen und ihre Traurigkeit vergessen würde.
Nun wandte er sich wieder den jungen Frauen zu. "Ihr wollt also die Stadt unsicher machen? Wenn ihr mir rechtzeitig Bescheid gebt, dann richte ich es so ein, daß Cimon euch begleiten kann." Dann könnte er wenigstens ohne Sorge sein. Natürlich gab es auch andere zuverlässige Sklaven im Haus und er hatte auch nicht gemeint, daß nur Cimon die Frauen begleiten sollte. Aber wenn er dabei war, hatte Ursus einfach ein besseres Gefühl.
-
Keine sehr wortreiche Entschuldigung. Und ohne Erklärung. Ursus war noch nicht geneigt, sie so zu akzeptieren. Leider war Quarto in den letzten Tagen sehr beschäftigt, sonst hätte Ursus schon lange mit ihm über seinen Verwandten gesprochen, der die Aelier in solch ein schlechtes Licht rückte. Ihm lagen schon einige unfreundliche Worte auf der Zunge, doch seine Frau fragte bereits weiter. Eine echte Diplomatin, wie er stolz feststellte. Er beschloß, ihr zunächst das Feld zu überlassen, nickte nur zu ihren Worten und schaute Archias auffordernd und fragend an. Sollte der erstmal berichten, danach würde es leichter sein, sich ein Bild über diesen Mann zu machen.
-
Cimon machte es einem wirklich nicht leicht. Ursus schmunzelte, als der Sklave andeutete, daß er vielleicht nach und nach seinen Raum verändern würde. Ursus war gespannt, ob er es wirklich tun würde. Irgendwann. "Nanana, danach habe ich nicht gefragt, Cimon. Ich fragte, was Du für unerläßlich hältst für einen Raum solcher Art. Und was Du glaubst, was Septima gefallen würde. Natürlich fragen wir auch Frija. Und ich werde auch überlegen und meine Frau noch ein wenig beobachten. Aber jetzt und hier möchte ich Deine Vorstellungen kennenlernen." Nicht nur daß er bei Cimon durchaus gute Ideen erwarten konnte, war solch eine Frage eine gute Möglichkeit, einen Menschen kennenzulernen.
-
"Aber natürlich", schmunzelte Ursus. "Nur von der eigenen Familie, kein anderer soll es wagen, sich solche Frechheiten herauszunehmen. Der bekommt es mit mir zu tun, das kannst Du mir glauben!" Daß sie ernsthaft beleidigt war, nahm er ihr nicht ab. Immerhin hatte sie ihm selbst verraten, daß sie manchmal Kobolde genannt wurden. Von allein wäre er darauf nie gekommen.
"Spannende Handlung? Das hätte ich jetzt nicht gedacht." Er zwinkerte ihr zu und grinste frech. Bei ihren Vorlagen war es aber auch kaum anders möglich, als sie ein wenig zu sticheln. "Nagut, wollen mal sehen." Er trat an ein Regal und schaute einige Schriftrollen durch. Dann zog er ein Bündel von drei Schriftrollen heraus, schüttelte dann aber den Kopf und schob sie zurück. "Kannst Du griechisch? Sonst könnte ich Dir die Abenteuer des Herkules, den die Griechen Herakles nennen, empfehlen. Spannend, sehr phantastisch und dazu in einer wunderbaren Sprache geschrieben. Eine sehr klassische Lektüre. - Hm, das hier ist Dir mit Sicherheit noch nicht bekannt, es ist auch... naja, nicht unbedingt gehobene Literatur. Aber ich finde, der Autor hat eine schöne Ausdrucksweise und viel Witz. Außerdem liegt Dir das Thema nahe." Er zog ein Kästchen mit mehreren Schriftrollen hervor. Schon die Aufmachung zeigte, daß es nicht gerade das wertvollste Werk der aurelischen Bibliothek war. Der Titel lautete auf "Zwillinge". Gut, die Helden waren Zwillingsbrüder, wie sie gegensätzlicher nicht sein konnten.
-
Dieser Cimon! Ursus schüttelte leicht den Kopf und schmunzelte. "Sagte ich Dir nicht, Du kannst Dir Deinen Raum herrichten, wie Du es möchtest? Wenn Du nicht gerade goldbeschlagene Möbel dafür erstehst, dann laß Deinen Ideen freien Lauf!" Es war Cimons Rückzugsort, warum sollte er ihn also nicht ein bißchen gemütlich einrichten?
"Und nun möchte ich hören, was Du für absolut unerläßlich hältst in solch einem Raum. Wie würdest Du ihn einrichten, um Dich darin rundum wohl zu fühlen? Und was glaubst Du, würde Septima gefallen?" Ursus war in der Tat richtig neugierig geworden. Da Cimon sich schon so viele Gedanken gemacht hatte, würden seine Ausführungen sicherlich ziemlich ausgereift sein. Dachte Ursus zumindest.
-
Die ehrliche Freude über ihr Erscheinen war dem Iulier anzusehen. Ebenso wie die Überraschung, daß sie tatsächlich seiner Einladung gefolgt waren. Ursus freute sich darüber, denn nicht oft gelang eine Überraschung so gut. Auch das Geschenk kam sichtlich gut an, damit war ihr Besuch hier schon jetzt rundum gelungen. Septima und Ursus überließen den Gastgeber erst einmal den weiteren Gratulanten, doch Macer und Reatinus schienen noch anderweitig beschäftigt und Septima fragte neugierig nach, ob er ihr nicht noch jemanden vorstellen wollte.
"Kennst Du Iunius Brutus schon?", fragte er seine Frau, während der Iunier gerade seine Glückwünsche und sein Geschenk los wurde. "Er ist der Praefectus Castrorum der Prima und hat vor kurzem mit mir zusammen das Examen Tertium an der Academia Militaris abgelegt." Sie warteten noch, bis sich Brutus vom Gastgeber löste, dann trat er auf ihn zu. "Salve Iunius. Darf ich Dir meine Frau vorstellen? Tiberia Septima. Septima, dies ist Publius Iunius Brutus."
-
Immer wenn Ursus glaubte, daß er Cimon nun endlich ganz gut kannte, überraschte der Sklave ihn wieder. Und wie schon so oft, wußte Ursus im ersten Moment nicht, wie er reagieren sollte. Er war sich nicht mal sicher, ob er den Nubier richtig verstanden hatte. "Du hast schon oft darüber nachgedacht? Aber nicht in Verbindung mit Septima? Komm schon, Cimon. Laß Dir nicht alles aus der Nase ziehen. Worüber hast Du nachgedacht." Es war wohl das beste, erstmal die ganze Geschichte aus Cimon herauszukitzeln. Und erst dann Entscheidungen zu treffen.
-
Es war schon fast unheimlich, wie schnell die Tür geöffnet wurde. Allerdings nur einen kleinen Spalt. Schon das fand Ursus ziemlich eigenartig, aber gut, jedem das Seine. Die junge Sklavin wirkte nervös. Fast schon ängstlich. Als fürchtete sie, bei etwas Verbotenem erwischt zu werden. Was war in der letzten Zeit nur in diesem Haus los? Alles schien irgendwie aus dem Ruder zu laufen.
"Salve Charis. Ich möchte mit Celerina sprechen. Ist sie da?" Er sprach freundlich und lächelte die Sklavin an. Sollte sie ihn auf irgendeine Weise fürchten, konnte er ihr diese Angst vielleicht nehmen. Er hatte ja keine Ahnung, was vielleicht unter den Sklaven über ihn getratscht wurde. Eine reine Vorsicht, falls er der Grund für den Anflug von Furcht in ihrer Stimme war.
-
"Hexen, Kobolde, Blümchen. Das ist doch schon eine ganz ordentliche Auswahl. Für jede Tagesform etwas." Ursus lachte schelmisch und machte sich darauf gefaßt, von ihr geknufft zu werden. Er konnte schon verstehen, daß sie nicht gerne als Doppelpack betrachtet werden wollten, aber sie machten es einem auch nicht gerade einfach, dies nicht zu tun.
"Och, ich kann Dir sagen, woher ich das weiß. Bei solchen Seriengeschichten ist das normal. Als Junge verschlang ich die Abenteuer von Kapitän Kirkos mit seinem Schiff Enterprisa. Er erforschte die Meere, betrat fremde Küsten, verirrte sich mehrfach und brachte sich immer irgendwie in Schwierigkeiten. Vor allem, wenn Frauen im Spiel waren. Aber er hat sich zugegebenermaßen immer sehr genial wieder herausgewunden. - Also, legst Du mehr Wert auf eine spannende Handlung, also Abenteuer und Gefahr, oder mehr darauf, daß die Liebesgeschichte problematischer ist als normall?"
-
"Neid ist nie unbegründet", behauptete Ursus und grinste seinen Sklaven lausbübisch an. Er hatte schon verstanden, wie Cimon es meinte, nur war er im Moment einfach etwas übermütig. Das war das einzige, das er an Cimon vermißte: Humor und Scherzerei. Aber vielleicht würde der Nubier auch das im Laufe der Zeit lernen.
"Du meinst also, wir sollten das Zimmer heimlich herrichten? Ob uns das gelingt, wo sie doch mehr Zeit hier im Haus verbringt, als ich? Also gut, holen wir Frija als Mitverschwörerin ins Boot. Welches Zimmer hältst Du für das Richtige? Sag mal... hast Du schon länger darüber nachgedacht?" Neugierig musterte Ursus seinen Sklaven und versuchte zu ergründen, was der wohl denken mochte. Ein Unterfangen, das von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
-
Ursus schüttelte den Kopf und lachte. "Ihr seit zwei unverbesserliche Hexen, das habe ich schon gemerkt. Am besten nenne ich euch Blümchen. Das trifft es immer. Egal ob Einzahl oder Mehrzahl. Den Spitznamen habt ihr innerhalb der Familie sowieso schon weg." Er zwinkerte ihr zu, denn so ganz ernst meinte er es natürlich nicht. Auch wenn es die Angelegenheit tatsächlich mächtig vereinfachen würde. Zumindest, bis er die beiden gut genug kannte, um sie wirklich auseinanderhalten zu können.
"Nicht vorhersehbar? Aber sind nicht alle Geschichten in gewisser Weise vorhersehbar? Dein Held hier... Der stirbt doch sicher nie und wird auch nie verstümmelt. Höchstens eine dekorative Narbe fängt er sich ein, habe ich Recht? Und alle edlen wunderschönen Frauen sind von ihm hingerissen. Das finde ich auch ziemlich vorhersehbar. Also, wie ist das gemeint mit dem nicht vorhersehbar?" -
Niemand von den Verteidigern hatte sich der Illusion hingegeben, daß sie das Lager halten könnten. Aber sie kämpften tapfer und verbissen und zeigten den Angreifern, daß sie niemals glauben durften, ein leichtes Spiel zu haben. Eine Weile lang konnten sie dem Ansturm standhalten. Länger, als sie selbst für möglich gehalten hatten. Doch dann wurden sie unerbittlich zurückgedrängt. Da sie selbst nicht abgelöst werden konnten, ließen ihre Kräfte nun auch sehr schnell nach. Es ging jetzt immer schneller. Ein Reiter nach dem anderen mußte sich geschlagen geben. Bis der klägliche Rest endlich Kapitulation signalisierte. Nun stellte sich die Frage, ob die Angreifer dies auch respektieren würden. Der Decurio stand vor seinen Männern, die Waffen hatten sie niedergelegt und über dem Lärm gebrüllt, daß sie aufgaben.
-
Das hier war Flora? Und Narcissa war im Stall? Ungläubig schaute Ursus auf das Armband, auf dem tatsächlich Flora stand. "Ihr Mädchen macht mich noch wahnsinnig. Ihr sagtet doch, Narcissa sei die Lesesratte und Du ständig im Stall. Und nun ist es umgekehrt? Ihr nehmt mich doch hoch!" Streng schaute er das Mädchen an, deren Blick aber keine Lüge erkennen ließ. Nein, sie schien die Wahrheit zu sagen. Oder war eine Schauspielerin, die ihresgleichen suchte.
"Empfehlen? Empfehlen würde ich Dir natürlich ganz andere Werke." Er räusperte sich, als er bemerkte, daß sie die Schriftrolle wieder an sich genommen hatte. Wozu? Was sie sich einmal besorft hatte, würde sie sich auch wieder besorgen. Wenn sie sich unbedingt von diesem Unsinn die Gehirnwindungen verdrehen lassen wollte? Er konnte nur eins tun: ihr etwas Besseres anbieten. "Aber ich denke, der Sinn steht Dir nach Abenteuer und Romantik. Das finde ich auch nicht weiter verwerflich, Du bist jung. Und besser, Du liest so etwas, als daß Du es versuchst, selbst zu erleben. Was schwebt Dir in etwa vor?" Bevor er versuchte, hier etwas passendes zu finden, mußte er erst wissen, welche Bedingungen seine Empfehlung erfüllen sollte.
-
"Öhm", fragte Ursus nach und klang dabei ernster, als er sich fühlte. Eigentlich war er amüsiert, auch wenn er nicht verstand, wie man solch einen Schund lesen konnte. Es gab so ausgezeichnete Werke. Dramatische wie komische. Sorgfältig formulierte Dichtkunst. Nicht so was... Er zog die Schriftrolle aus den Händen seiner Cousine und las an einer beliebigen Stelle. "Der ältere Sohn packte den Tunichtgut beim Kragen und schüttelte ihn gründlich durch. 'Dir wird das Lachen noch vergehen, wenn wir Dir...'" Ursus hielt inne und nun wanderte die zweite Augenbraue nach oben. Er war wirklich nicht prüde. Aber die Ausdrucksweise, die hier gewählt wurde, fand er doch etwas derb. Er ließ die Schriftrolle auf den Tisch fallen. "Gefällt Dir so etwas? Es gibt so schöne Geschichten voller romantischer Liebeleien, die sicherlich genug ins Detail gehen um Deine Wißbegierde zu stillen, und trotzdem eine schöne Sprache benutzen. Wirklich Narcissa, von Dir hätte ich mehr Stil erwartet."
-
Die Senatssitzung war heute erfrischend kurz gewesen. So schnell waren sie selten zur Abstimmung gekommen. Und selten war ein Antrag so glatt durchgegangen. Dazu das eher kühle, ungemütliche Wetter, so daß niemand Lust hatte, sich langen Diskussionen auf dem Forum hinzugeben. Eine schöne Gelegenheit, mal wieder etwas früher heimzukommen. Auf dem Weg hatte er noch eine nette Kleinigkeit für seine Frau erstanden, denn er hatte sich der Worte von Decima Lucilla erinnert: Ein Ehemann sollte stets an kleine Aufmerksamkeiten denken, um seiner Frau immer wieder zu zeigen, daß er an sie dachte.
Gut gelaunt betrat er das Haus. Doch das änderte sich schlagartig, als er hörte, wer da war. Na, daß der sich überhaupt hertraute! Aber natürlich an einem Tag, an dem er nicht damit rechnen mußte, Ursus oder gar Corvinus anzutreffen. Natürlich. So ein Feigling! Ursus wusch sich die Hände und das Gesicht, als ihm eine Schüssel gebracht hatte, doch dann winkte er den Sklaven fort. Er trat auf seine Frau zu und küßte sie zur Begrüßung auf die Wange. "Salve, Liebes. Wie Du siehst, ging es heute erfreulich schnell." Er lächelte sie an und wandte sich dann Archias zu. Ganz ohne Lächeln. "Schau an, ganz unerwarteter Besuch." Er setzte sich neben seine Frau und ließ sich von Dina einen Becher füllen, während sein fragender Blick auf dem Aelier ruhte.
-
Eigentlich hätte Ursus Cimon schicken können, um die Schriftrollen zurück in die Bibliothek zu bringen. Doch er hatte sich dazu entschlossen, selbst zu gehen. Den ganzen Morgen hatte er gesessen. Erst bei der Salutatio. Dann bei der Erledigung der verschiedensten Dinge. Nein, er mußte sich ein wenig bewegen. Vielleicht sollte er in die Stadt gehen, zum Forum. Sonst ging er täglich dort hin, aber heute hatte er es irgendwie noch nicht geschafft.
Seufzend betrat er den Raum und rechnete gar nicht damit, jemanden anzutreffen. Doch dann sah er eine Gestalt in einem der Korbsessel sitzen und schmökern. "Nanu? Salve, Narcissa", grüßte er Flora, die er unweigerlich für ihre Schwester halten mußte, da Narcissa ja sonst diejenige war, die so furchtbar gerne las. "Was liest Du denn da? Laß mal sehen." Er legte seine Schriftrollen ab und trat zu ihr um schmunzelnd einen Blick auf den Titel zu erhaschen. Doch er hob seine Augenbraue. "Also ich weiß nicht, das ist doch wirklich nicht das Richtige. Wo hast Du das denn überhaupt her?"