Beiträge von Flaviana Brigantica

    Von einem Mann wie Furianus so etwas wie Mitleid zu erwarten, wäre wohl sehr einfältig gewesen. Und doch klang es sehr echt, so wie er es sagte. Bridhe war zu diesem Zeitpunkt schon wesentlich gelöster, als sie es am Anfang war. Deswegen hinterfragte sie auch nicht, ob dieses Mitleid nur gespielt war. Ihr fiel nur plötzlich die Begegnung mit diesem Sklaven am Fluß wieder ein, der es nicht mochte, wenn man ihm wegen seines Schicksals mit Mitleid kam. So ein ähnliches Gefühl spürte Bridhe jetzt auch.
    "Unser Leben zu Hause war hart, aber ich war dennoch glücklich dort. Und auch später gab es immer wieder Momente, in denen ich glücklich war, auch wenn es Zeiten gab, in denen ich am liebsten tot gewesen wäre. Aber mein Kind hat mir wieder einen neuen Lebensinhalt gegeben und mit jedem Tag, macht er mich glücklich." Natürlich erwähnte sie nicht, dass sie erst vor einigen Wochen versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, weil sie so sehr verzweifelt gewesen war.
    Es war sehr schade, dass er sich nicht mehr so genau an Hibernia erinnerte. Aber was hätte ihr das auch genutzt, wenn sie in alten Erinnerungen schwelgte und womöglich auch noch von ihrer Wehmut gepackt wurde. Und dies wäre wieder eine Schwäche gewesen. Schwächen, so merkte sie bald, waren hier fehl am Platz. Der Flavier erklärte, er wolle sie erobern. Dabei wollte sie es ihm nicht zu einfach machen. Genau jetzt erkannte sie ihre Chance, sich nur nicht unter Wert zu verkaufen.
    Sie schmunzelte nur, als er feststellte, er hätte sie bereits in sein cubiculum gelockt.
    "Wenn ich mich genau erinnere, hattest du mir nicht befohlen, am Abend hierher zu kommen, um meine Strafe zu erhalten?" Auch sie nahm nun einen weiteren Schluck, bevor sie weiter sprach:
    "Wie sollte ich dich begehren wollen, wenn mir ständig bewusst ist, dass du es bist, der meinem Kind böses will und es bedroht? Versprich mir, dass du ihm kein Haar krümmen wirst, sondern ihn beschützt, als wäre er dein eigen Fleisch und Blut! Erst dann wirst du für mich begehrenswert sein."
    Sie spielte hoch. Das war ihr bewusst. Aber wenn er sie wirklich wollte, dann konnte er kaum ablehnen. Und was wäre es schon, ihr ein solches Versprechen zu geben?
    Furianus kam nun auf sie zu, doch bevor sie nicht sein Wort hatte, würde sie sich ihm kaum freiwillig hingeben. Sie behielt ihn fest im Blick und als er ihre Bedürfnisse ansprach, zuckte sie mit den Schultern.
    "Meine Bedürfnisse? Die habe ich, solange ich denken kann, hinten angestellt. So wurde ich erzogen. Aber wenn du mich so fragst, ja ich finde, du siehst nicht schlecht aus, auch wenn mich deine Gegenwart bisher nur erschauern ließ. Und deine Titel und Ämter? Die bedeuten mir nicht viel. Ich schaue auf den Menschen und nicht auf das, was er ist und was er hat."

    Es fiel ihr schwer zu glauben, der Inhalt dieses Gesprächs würde ihm tatsächlich so viel Interesse abverlangen, wie er vorgab. Aber auch wenn dies nur gespielt war, so half es Bridhe dennoch, ihre Furcht zu zügeln und etwas lockerer zu werden. Daher war sie froh darüber, dass er das Gespräch mit neuen weiteren Fragen fortsetzte. Er wollte weiter vordringen, in ihr bisheriges Leben und in die Zeit, bevor sie mit Gewalt in die Welt der Römer gezerrt hatte.
    "Ich stamme aus Hibernia!" Das war ein himmelgroßer Unterschied!
    "Ich lebte dort mit zusammen mit meiner Familie in einem Dorf, dort wo der Fluss Bóinne ins Meer mündet. Wir hatten ein einfaches Leben dort. Mein Vater war Schmied und meine Mutter… Meine Mutter starb, als ich dreizehn war. Ich habe danach ihren Platz eingenommen und meine jüngeren Geschwister versorgt, bis ich eines Tages…" Sie zögerte, denn keinesfalls wollte sie ihm offenbaren, wie sehr sie noch immer darunter litt, geraubt worden zu sein und wie sie auch ihrer Heimat noch nachtrauerte. Dies war ihre empfindlichste Stelle. Deshalb versuchte sie das Gespräch auf Furianus zu lenken. Der Wein, den er ihr nachschenkte, half ihr dabei.
    "Aber du lebtest in Britannia, wenn ich mich recht erinnere und ich glaube, du sagtest auch, du seist schon einmal in Hibernia gewesen." Sie musste nicht lange grübeln. Die Szene, damals im Bad mit ihm war ihr auch nach Jahren noch so gegenwärtig, als sei es erst gestern gewesen. Damals hatte sie einen kurzen Moment der Freude empfunden, als er Britannia erwähnte und noch anfügte, auch einmal ihre Heimat bereist zu haben. Dieses schöne Gefühl hatte er damals allerdings sehr schnell wieder im Keime erstickt. Und auch jetzt wieder schien seine Stimmung kippen zu wollen, als sie es wagte, ihren Sohn zu erwähnen. Oder war es etwas ganz anderes, was ihn in Rage versetzte? Vielleicht war es aber auch ihre Frage, nach seinen Plänen. Gleich was es auch war, Bridhe beobachtete ihn aufmerksam. Ihr Blick folgte dem Furianus´ zum Schreibtisch. Seine Ankündigung, die sie beruhigen sollten, verfehlten um ein Haar ihr Ziel. Auch wenn er erklärte, ihr nicht weh tun zu wollen, ließ es ihr keine Ruhe,denn dass er etwas böses im Schilde führen musste, war sonnenklar für sie. Sie hatte Furianus bisher nur als hinterlistigen und gemeinen Kerl erlebt und es gab keinen Zweifel, warum sich das über Nacht geändert haben sollte.
    "Du meinst, solange ich mich füge, wirst du mir nicht weh tun. Oder möchtest du einfach nur, dass wir beide etwas Spaß dabei haben?" bemerkte sie kühn. Der Wein, auch wenn er verdünnt war, zeigte schon etwas Wirkung, sie wurde mutiger dadurch und gelassener. Ihr Körper, der normalerweise in der Gegenwart dieses Flaviers unter Spannung stand, entspannte sich nun.

    Bridhe nahm den Becher dankend entgegen. In ihrer anhaltenden Unsicherheit wusste nicht so recht, etwas zu sagen. Da kam es ihr gerade recht, sich auf das Bett setzten zu dürfen. Jedoch tat sie dies mit einer Befangenheit, die für jedermann ersichtlich war. Auch den kleinen Schluck, den sie nahm, kündete von ihrer übereifrigen Vorsicht. Gegen ihre Erwartung mundete ihr der verdünnte Wein sehr, so dass dies immerhin ein positiver Aspekt war.
    Noch während sie darüber nachdachte, welche Taktik nun der Flavier verfolgte, versuchte dieser, mit ihr ein Gespräch zu beginnen, smalltalk, wie man es anderenorts nennen würde. Sollte er sie tatsächlich dazu bewegen, sich freiwillig ihm hinzugeben, so musste er sich noch etwas anstrengen. Was er allerdings sagte, hörte sich in ihren Ohren wie blanker Hohn an. Kein guter Anfang, um eine Eroberung in Angriff zu nehmen. Oder wollte er sie einfach nur hervorlocken, damit sie etwas unbedachtes sagte und er dann tatsächlich einen Grund hatte, sie zu strafen?
    Ihre neue Freiheit währte nun schon acht Jahre und auch vor dem Intermezzo als Sklavin war ihr ein Leben in Freiheit nicht fremd gewesen. Der Schrecken der Selbstständigkeit hatte sie niemals wirklich schrecken können und bis heute morgen, bevor sie auf ihn getroffen war, hatte sie sich auch in Sicherheit gewähnt.
    „Danke, mir geht es gut. In Freiheit zu leben ist mir nicht fremd. Bevor man mich hierher brachte, lebte ich in Freiheit. Und Dank meiner Hände Arbeit musste weder ich noch mein Kind jemals Hunger leiden, noch waren wir gezwungen in der Gosse zu leben. Flavius Gracchus hat uns gestattet, hier wohnen zu dürfen und Flavius Piso hat mir Arbeit als seine scriba gegeben,“ antwortete sie freundlich. Schließlich nahm sie noch einen Schluck.
    "Darf ich fragen, was du mit mir vor hast?" Er war derjenige, der ihr das Leben schwer machen wollte, schoss es ihr in den Sinn, jedoch ihre Mimik blieb davon unbeeinflusst.

    Bridhes Herz schlug ihr nun bis zum Hals. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Aber das hätte es ohnehin nicht gegeben. Ihr Sohn war es, weshalb sie hier stand und wartete.
    Schließlich öffnete sich die Tür. Verwundert stellte sie fest, dass der Flavier ihr selbst die Tür geöffnet hatte. Und was noch seltsamer war, er schlug ihr gegenüber einen freundlichen Ton an. So kannte sie ihn gar nicht. Flüchtig sah sie ihm in die Augen, bevor sie eintrat. Ein überraschtes "Danke" folgte.


    Das gedämpfte Licht des cubiculums sollte Behaglichkeit ausstrahlen. Doch nicht für Bridhe. Die Freundlichkeit des Flaviers hatte sie zudem noch verwirrt. Sie sah sich flüchtig um, konnte aber auf Anhieb nichts erkennen, was darauf hinwies, was nun folgen sollte. Ihr waren auch Furianus´ Blicke nicht entgangen, der sie genauso anstarrte, wie einige Stunden zuvor aud dem Flur.
    Und wieder sprach er in einem freundlichen Ton zu ihr. Diesmal bot er ihr etwas zu trinken an. Bridhe fixierte ihn unschlüssig. Sie fragte sich, was er im Schilde führte. War dies die Taktik, mit der er sie letztlich überrumpeln wollte, um anschließend einen triftigen Grund dafür zu haben, sie zu quälen? Was sie von nun an auch tat, alles konnte ihn dazu reizen seine Grausamkeit an ihr auszulasse. Das Getränk abzulehnen, wäre gewiss unhöflich gewesen.
    "Ja, bitte," antwortete sie schüchtern und rang sich ein scheues Lächeln ab.
    In all den Jahren hatte sie nicht gelernt, sich für Wein zu begeistern, auch dann nicht, wenn er verdünnt war. Doch jetzt war ihr alles recht. Vielleicht gelang es ihr, sich ein wenig Mut anzutrinken. Ab einer gewissen Menge Alkohol konnte man selbst die schlimmsten Schmerzen ertragen.

    Die Verlockung war sehr groß, noch etwas auf Pisos Bemerkung zu erwidern. Doch sie zügelte sich selbst. Noch eine weitere trotzige Bemerkung konnte sie nun wirklich die Stellung kosten. Ganz zu schweigen von ihrer eigentlichen Aufgabe, die auf der Strecke blieb. Um dem Vorzubeugen, reichte Piso ihr ein weiteres Tintenfass, dem ihre Untätigkeit auch schon aufgefallen war. Durch seine bissige Bemerkung hatte er es geschafft, sie verlegen zu machen.
    "Ich äh.. ich, nein danke, ja sofort." Ihre Wangen färbten sich vor Scham rot. Schnell machte sie sich daran, auch noch die zweite Kopie des Schreibens fertigzustellen. Für den Rest des Tages sparte sie sich jeden Kommentar und kam ihrer Arbeit gewissenhaft nach.


    Sim-Off:

    Lass uns einfach umziehen, wenn du dein Gewissen erleichtern möchtest. :D

    Bevor die Hibernierin sich zum cubiculum des Flaviers begeben hatte, hatte sie sich noch frisch gemacht, ihre Haare neu gesteckt und ihren Jungen noch zu Bett gebracht. Wohin sie so spät am Abend noch wollte, darüber hatte sie Stillschweigen bewahrt. Der Junge war rasch eingeschlafen. Darauf hatte sie noch gewartet, dann ging sie.


    Auch wenn sie nun sehr ansprechend aussah und eine ihrer besten Tuniken trug, rechnete sie mit dem Schlimmsten. Sie war nicht so naiv, um nicht zu wissen, was der Flavier von ihr wollte. Um ihren Sohn zu schützen, hatte sie ihm ihren Körper angeboten. Sollte er sie benutzen, wie einen Gegenstand, wenn er im Gegenzug ihren Sohn nichts antat und von ihr nicht verlangte, ihr Kind zu verlassen.
    Auf dem Weg zu Furianus versuchte sie alle Bedenken auszublenden. Sie wollte es durchstehen, auch dann, wenn es schmerzhaft werden sollte.


    Die Sonne war untergegangen, es dunkelte bereits. Wie Furianus es befohlen hatte, war sie nun hier. Dezent klopfte sie an seiner Tür und wartete, bis man sie einließ oder er sie hinein bat.

    "Wer war das, Mama?" fragte der Junge. Man merkte ihm noch den Schreck an, der ihn nach dieser heftigen Reaktion des Flaviers durchfahren hatte. Die Angst geweiteten Augen hatten dem davon schreitenden Mann noch nachgeblickt.
    "Das war Flavius Furianus, der Vetter deines Vaters." Auch sie sah ihm noch nach, dann strich sie sanft ihrem Sohn übers Haar und drückte ihn liebevoll tröstend an sich, nachdem sie ihm die Schriftrollen wieder abgenommen hatte und sie neben sich auf den Boden gelegt hatte. Dann ging Bridhe vor ihm in die Hocke und sah ihn eindringlich an. "Diarmuid, du musst vorsichtig sein! Halte dich fern von diesem Mann. Er ist sehr gefährlich. Er mochte deinen Vater nicht und er mag auch dich nicht! Versprich mir, dass du dich von ihm fern hältst! Versprich es!"
    Der Junge nickte. Er wollte sich Mühe geben, den Worten seiner Mutter zu folgen, auch wenn er es nicht ganz verstand.
    "Ja, Mama, ich verspreche es."
    Bridhes Blick ruhte noch einen Moment auf ihm, dann strich sie ihm überdie Wange. "Gut!", antwortete sie lächelnd und nahm die Schriftrollen wieder auf. "Komm!", sagte sie und setzte mit ihrem Sohn den Weg zu Pisos officium fort. Ihre Gedanken allerdings drehten sich nur noch um das, was sie Furianus angeboten und der angenommen hatte.

    Auch wenn Bridhe für kurze Zeit mutig gewesen war, zitterte sie doch noch am ganzen Körper. Um das Recht bei ihrem Jungen bleiben zu dürfen, wäre sie zu allem fähig gewesen. Zu allem, was der Flavier an Widerwärtigkeiten in seinem Kopf ausbrütete.
    Ob sie nun Furianus allein durch ihr Flehen zum nachdenken gebracht hatte, oder ob er selbst einsehen musste, dass die ausgesprochene Strafe wegen ihrer besonderen Härte nicht angebracht war, war einerlei. Dabei starrte er sie ganz unverblümt an. Unweigerlich war Bridhe dabei an die Szene im Bad erinnert. Genau so etwas erwartete sie, als er ihr gebot, am Abend zu ihm zu kommen, in seine Gemächer, um sich ihre Strafe abzuholen. Eine Strafe für nichts. Rein gar nichts hatte sie doch verbrochen. Ihr einziges Verbrechen war, da zu sein.
    Unbeweglich harrte sie vor ihm aus, nur ihre Augen hatten sich etwas geweitet, als er zu ihr gesprochen hatte. Erst eine bekannte Stimme ließ sie erschrocken umblicken.
    "Mama?!" Das war ihr Sohn der sie rief und der sich keinen ungünstigeren Zeitpunkt aussuchen konnte, als diesen, um sie zu suchen. Offenbar hatte er ihre Stimme gehört und kam jetzt näher.
    Wieder sah sie flehend den Flavier an, er möge ihr Kind in Frieden lassen, das nun nur wenige Schritte entfernt war.

    "Mama, da bist du ja! Was… - Äh, salve!", rief Caius und blieb dann ehrerbietig neben seiner Mutter stehen, als er den stattlichen Mann bemerkte, der eben noch zu seiner Mutter gesprochen hatte.
    "Ja, ich werde da sein, Herr," antwortete Bridhe schnell und kniete sich noch schneller nieder, um die zu Boden gefallenen Schriftrollen wieder aufzuheben.
    "Hier! Bitte bring diese Schriftrollen schnell zum Herrn Piso! Beeil dich, er wartet auf sie!", sagte sie, indem sie ihm die Schriftrollen übergab. Damit wollte sie einfach sicherstellen, dass der Junge zum einen nicht in Furianus Fänge geriet und zum anderen nicht von dem mitbekam, was sich soeben zugetragen hatte. Dass der Junge etwas von ihrem Gespräch mitbekommen haben könnte, kam ihr nicht in den Sinn.

    Dieses angenehme Gefühl, wenn einem Bewunderung entgegengebracht wird, es war dazu verdammt, nicht lange anzuhalten. Denn das Idyll, welches Bridhe mit ihrer Geschichte geschaffen hatte, begann an allen Ecken bereits zu bröckeln. Mit jeder neuen Frage, die ihr der Fremde stellte, war das so. Nüchtern gesehen hatte sie doch nur einen Versuch unternommen, sich selbst das Leben zu nehmen. Ob dies aus reiner Selbstsucht oder tatsächlicher Verzweiflung geschehen war, spielte keine Rolle. Ihre Tat, ihr Vorsatz zählte. Für jeden Fremden, der sie und ihre Geschichte nicht kannte, war sie eine Irre, eine Selbstmöderin, die es nicht geschafft hatte. Selbst dafür war sie nicht zu gebrauchen!
    Sie musste an ihren Sohn denken, den sie hatte einfach zurück lassen wollen, ganz sich selbst überlassen. Hätte er sie auch verurteilt, wenn er davon nur die leiseste Ahnung von ihrem Vorhaben gehabt hätte? Oder hätte er gar Verständnis für sie aufbringen können?


    "Nein," antwortete sie ganz nüchtern. "Ich wusste, dass ich niemals wieder nach Hause komme, auch nicht, wenn ich mich einfach auf dem Wasser dieses Flusses treiben lasse. Deshalb wollte ich dieses Leben abstreifen, weil ich es nicht mehr ertragen konnte." Bridhe senkte den Kopf als sie sprach dabei. Sie hatte keine große Tat vollbracht, auf die man hätte stolz sein können! Nun rechnete sie mit einem ähnlich vernichtenden Urteil, wie nach ihrer Rettung durch den Tribun, ian jenem Morgen.
    " Tá mé as Éirinn - ich komme von der Insel, weit draußen im Nordwesten, die die Römer Hibernia nennen. Auch wenn sie meine Heimat bisher unbehelligt ließen, so fangen sie dort dennoch immer wieder Menschen, um sie auf ihren Märkten als Sklaven zu verkaufen, so wie mich." Dass im Gegenzug irische Piraten gelegentlich auch die cymrische Küste heimsuchten, verschwieg sie dabei, denn dies war kein Phänomen, das erst seit der Ankunft der Römer in Britannien aufgetreten war.


    "Kennst du dieses Gefühl, entwurzelt zu sein?" fragte sie ihn plötzlich. "Nirgendwo richtig dazuzugehören? Wie eine Pflanze, die man ihre Muttererde entrissen hat, um sie an einem anderen Ort, weit weg von ihrem angestammten Platz wieder in die Erde zu setzen. In fremde Erde. Auch wenn ich jetzt frei bin, so kann ich doch keine Freude daran finden, denn ich bin wie diese Pflanze, die der Muttererde entrissen wurde. Meine Sehnsucht war in dieser Nacht so groß, dass ich sogar mein Kind zurücklassen wollte." Bridhe sah auf und sah in das Gesicht des fremden Sklaven. Auch jetzt noch loderte die Sehnsucht in ihr. Dieses Feuer würde niemals erlöschen, solange sie lebte.
    "Mein Volk glaubt, dass die Welt und das Leben ein ewiger Kreislauf ist. Nichts hat einen Anfang und auch kein Ende. Wenn unser Leben endet, dann ist das der Beginn von etwas neuem. Ich habe in dieser Nacht gehofft, nach Tír na nÓg zu kommen, in das Land der Glückseligleit."

    Mit allem hatte sie gerechnet, nur nicht damit! Es verschlug ihr die Sprache. Mit aufgerissenen Augen starrte sie Furianus an. Wie konnte er nur so etwas verlangen? Sie erkannte die Perversion in seine Forderung sofort. Sie, die sie nichts sehnlicheres getan hätte, nach ihrer Freilassung, als wieder nach Hause zurückzukehren, es aber nicht getan hatte, weil sie an ein Versprechen gebunden war, was sie gegeben hatte. Für sie war diese Forderung eine Art Folter. Als hätte er nicht gewusst, dass sie nicht gehen konnte! Denn dann bedeutete dies, ihren Sohn zurück lassen zu müssen. Und nicht nur das! Auch Piso hätte sie vor den Kopf stoßen müssen, wenn sie ging.
    Bridhe begann zu zittern. Sie versuchte etwas zu sagen, was sich als sehr schwierig erwies, denn die Worte wollten ihr nur widerwillig über die Lippen gehen.
    "Bitte,.... das kannst du nicht von mir verlangen! Mein Kind..., ich kann es doch nicht einfach... verlassen!" Wie grausam konnte ein Mensch nur sein? Wie groß musste sein Hass auf sie sein? Dabei war sie sich keiner Schuld bewusst.
    "Du kannst mit mir tun und lassen, was dir beliebt, aber bitte verlange das nicht von mir! Bitte nicht!" Mutig hatte sie einen Schritt auf ihn zu gemacht, um sich anzubieten. Letztlich musste dieses Angebot viel lukrativer für ihn sein, stets ein Opfer in der Nähe zu wissen, dass er quälen konnte wie es ihm beliebte.

    Gleich nach ihrer trotzigen Antwort hatte sie ihre Arbeit wieder aufgenommen und stellte die erste der beiden Kopien fertig. Es dauerte gar nicht lange, bis sie Piso aus der Reserve gelockt hatte. Er unterbrach sein grässliches Pfeifen. Sein Lächeln konnte sie noch nicht recht deuten. Dazu kannte sie ihn einfach zu wenig. Seine blasierten Bemerkungen, die er aber machte, waren eine Herausforderung für sie. Ganz bestimmt würde sie das nicht so stehen lassen können, auch wenn es sie ihren Job kosten sollte. So viel Stolz besaß sie noch.
    "Wie kommst du denn darauf? Bei uns werden nur solche schlimmen Strafen verhängt, wenn die Schuld eines Verdächtigen auch tatsächlich erwiesen ist. Und wenn jemand eines Verbrechens beschuldigt wird, dann wird diese Sache recht schnell dem Obersten unseres Dorfes oder einem Druiden vorgetragen, der dann auch noch andere Stimmen dazu hört und danach ein Urteil fällt."
    So in etwa war es. Bridhe war allerdings in ihrem Leben niemals mit den Gesetzen ihres Volkes in Konflikt geraten. Und wenn sie länger darüber nachdachte, war es in ihrem Dorf meistens sehr still und friedlich gewesen. Nur gelegentlich kam es zu Streitereien zwischen zwei Parteien, nur selten gab es Diebstähle. Zwar hatte Bridhe schon davon gehört, dass man Mörder oder Diebe im Moor versenkt hatte. Doch das war fernab von ihrem Dorf geschehen.

    Bridhe fühlte sich geschmeichelt, Faszination bei ihrem Gegenüber ausgelöst zu haben. Es gab nur sehr wenig Menschen, die von diesem Ereignis wussten. Eigentlich nur zwei, er und der Tribun, der sie gerettet hatte. Der Tribun hatte sie verurteilt für ihre Tat, er jedoch bewunderte sie dafür.
    "Das Wasser war anfangs sehr kalt. Aber mir hat es nichts ausgemacht. Ich wollte es einfach, verstehst du? Die Strömung hat mich dann einfach mitgenommen. Es war, als rufe mich eine Stimme, derer ich mich nicht entziehen konnte. Aber ich wollte mich ihr auch nicht entziehen. Ich wollte einfach nur wieder zurück. Ich habe tatsächlich geglaubt, so wieder nach Hause zu kommen. Du hältst mich jetzt bestimmt für verrückt!" Sie wollte sich nichts vormachen, auch wenn er fasziniert von ihr war, ihr Versuch sich das Leben zu nehmen, hatte rein gar nichts mit Faszination zu tun, es war lediglich ein Versuch gewesen, dieses Leben abzustreifen. Durch ihre Rettung war ihr Leben verlängert worden. Was sie daraus machen würde und wie sie diese Chance nutzen würde blieb ihr überlassen. Den einzigen Halt, den sie noch hatte, war ihr Sohn.
    Ihr fiel die plötzliche Veränderung im Gesicht des Fremden auf. Die Faszination war verschwunden. Es war Argwohn, der nun vorherrschte. Auch der Ton seiner Stimme war anders. So hart, so abweisend. Sie war verwirrt. Wie immer suchte sie zuerst die Schuld bei sich selbst. Was hatte sie nur getan oder gesagt, um einen solchen Stimmungsumschwung bei ihm zu verursachen oder ihn gar zu verletzen?
    Dann die Ironie, die in seiner Gegenfrage lag. Auch sie spürte Bridhe ganz deutlich. Und jetzt verstand sie auch endlich, womit sie ihn beleidigt hatte. Es war ihr Mitgefühl, dass sie ihm hatte geben wollen, welches er aber ablehnte. Für sie, die sie die Jahre der Sklaverei als das Schlimmste, was ihr je passiert war, ansah, war es schwer vorstellbar, dass es Menschen gab, die es als Selbstverständlichkeit ansahen, Sklaven zu sein. Solche hatte es auch in der Villa Flavia gegeben. Menschen, die als Sklaven geboren worden waren. Youenn zum Beispiel. Er war durch und durch Sklave gewesen und hätte sich auch kein anderes Leben vorstellen können.
    "Bitte verzeih mir, ich wollte dich nicht beleidigen! Nur..., ich weiß wie es ist. Ich kam auch nicht aus freien Stücken nach Rom. Ich weiß, wie es ist... der Verlust der Freiheit!"

    Die Angst drohte sie zu verzehren. Nur mit Mühe konnte sie seinem Blick standhalten. Wenn sie nun nachgab, brachte sie den eigenen Sohn in Gefahr. Sie musste standhaft bleiben, gleich was kam.
    Bridhe zuckte zusammen, als Furianus sie anfuhr. Immerhin fragte er nicht mehr nach Diarmuíd. Aber was konnte sie ihm bieten? Was war ein adäquates Angebot für diesen Mann?
    „Ich kann dir meine Dienste anbieten, was immer du verlangst.“, entfuhr es aus ihr, ohne wahrscheinlich zu begreifen, was sie damit gesagt hatte. Als ihr kurz darauf bewusst wurde, was diese schwammige Aussage beinhalten konnte, hätte sie sich liebend gerne auf ihre eigene Zunge gebissen. Sie hatte ihm freie Verfügungsgewalt über sich selbst angeboten, auf dass er sie quälen und sich an ihrem Leid ergötzen konnte, wie es ihm beliebte. Wenn jedoch dadurch ihr Sohn geschützt war, nahm sie dies mit Freuden auf sich.

    Es blieb Bridhe nicht verborgen, was ihre Frage bei dem Flavier bewirkt hatte. Es war ihm sichtlich unangenehm, jedoch blieb er ihr eine Antwort nicht schuldig. Im Grunde waren seine Erklärungen einleuchtend, was den ersten Teil seiner Antwort betraf. Doch dann, so interpretierte es Bridhe, schweifte er ab. Seiner Meinung nach waren selbst die, die unschuldig waren in seinen Augen Abschaum und es ja dann nicht schlimm war, wenn man sie auf Wochen hinaus ihrer Freiheit beraubte. Die Hibernierin sah das allerdings etwas anders. Jeder der schon einmal unfrei gewesen war, würde dies anders sehen. Sie verzichtete aber darauf, ihm zu widersprechen. Es war schon genug, dass sie ihm diese eine Frage gestellt hatte und damit mehr oder weniger das System kritisiert hatte. Ob das römische Rechtssystem tatsächlich das fairste der Welt war, bezweifelte sie. Aber deswegen würde sie nicht ihre Sachen packen und nach Parthien oder Germanien gehen, so wie es Piso empfohlen hatte. Als er jedoch ihre Heimat erwähnte sah sie auf und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, etwas zu sagen. Pisos Aufforderung, weiter zu arbeiten, hielt sie aber vorerst davon ab.
    Bridhe nahm sich ein zweites Pergamentblatt vor, um eine Abschrift des ersten Schriftstücks herzustellen. In ihr arbeitete es ebenfalls. Sie konnte und wollte Pisos Worte nicht so stehen lassen.
    Nachdem sie die Hälfte des Textes abgeschrieben hatte, hielt sie inne und richtete ihren Blick wieder auf den Flavier, der schon wieder diese alberne Melodie zu pfeifen versuchte, was sich in ihren Ohren mehr als grauenhaft anhörte. Alleine das hätte sie schon vom arbeiten abhalten müssen.
    "Bei uns werden die Verdächtigen nicht wochenlang in ein dreckiges, finsteres Loch gesperrt", gab sie trotzig von sich. Sie ging einfach davon aus, wie solche Dinge in ihrem Dorf geregelt wurden. Wie man anderenorts mit Kriminellen oder Verdächtigen umging, war ihr nicht bekannt, denn in all den Jahren war sie nicht besonders weit herumgekommen.

    Bridhes Ablenkungsmanöver hatte nicht gefruchtet. Piso hatte ihr Missgeschick bemerkt. Und nicht nur das, ebenso war er bei der Fehlersuche fündig geworden, was der Hibernierin natürlich sehr peinlich war. Doch selbst für den hässlichen Tintenfleck fand sich eine Lösung.
    Piso kramte eine Art Schaber hervor, mit dem sich eine feine Schicht des Pergaments abtragen ließ. Bridhe machte sich sogleich daran, schließlich sollte sie ja noch zwei weitere Kopien des Schreibens anfertigen.
    Als der Fleck verschwunden war, nahm sie sich ein weiteres Pergamentstück, allerdings begann sie nicht gleich damit, eine Kopie zu erstellen. Pisos Antwort ließ sie einfach nicht in Ruhe. "Ist das nicht schrecklich ungerecht?", fragte sie plötzlich. Piso mochte wahrscheinlich schon gar nicht mehr daran denken. Bridhe jedoch ließ das Schicksal derer, die unschuldig in Schwierigkeiten geraten waren, nicht kalt. "Ich meine, wenn jemand wirklich unschuldig ist, muss er einen ganzen Monat in irgendeinem Loch sitzen und ist eingesperrt." Ihr fester Blick ruhte abwartend auf dem Flavier. Sie wusste aus eigener Erfahrung, wie furchtbar es war, wenn man eingesperrt war und in der Ungewissheit leben musste, was der nächste Tag bringen würde.

    "Oh, äh danke!" Bridhe nahm die Schreibutensilien entgegen und legte sie vor sich. Je mehr das anstehende Diktat näherte, umso kribbeliger wurde ihr. Ob sie ihrer neuen Aufgabe gewachsen war?
    Sie atmete noch einmal tief durch, nachdem er sie gefragt hatte, ob sie bereit sei, dann nickte sie, nahm die Feder zur Hand und wartete auf Pisos Diktat
    Sanft und schwungvoll glitt die Schreibfeder über das Pergament. Kaum hörbar war das Kratzen, das die Schreibfeder normalerweise verursachte, wenn sie auf seine Schreibunterlage traf.
    Das Schreiben ging ihr viel leichter von der Hand, als sie gedacht hatte. Sie war richtig stolz auf sich. Nachdem sie den letzten Satz beendet hatte, sah sie erleichtert auf. Doch hätte sie nur gleich die Feder wieder beiseitegelegt! Ein Tropfen der Tinte löste sich, tropfte auf das Schriftstück und hinterließ einen ordentlichen Tintenklecks. Hilflos musste Bridhe mit ansehen, was mit ihrem Werk geschehen war. Ausgerechnet jetzt wollte Piso einen Blick drauf werfen.


    Inspektion der Prätorianerkerker, Maris DCCCLX A.U.C.


    Durchgeführt von Tresvir Capitalis A Flavius Piso; Führung durch Centurio L Quintilius Valerian.


    Die Kerkerführung erwies sich nicht zur Gänze als aufschlussreich, da sich zur Zeit offenbar keine Gefangenen bei den Prätorianern befinden, was sich im Sommer wohl aber anders verhält. Die leeren Zellen machten allerdings einen sauberen Eindruck, wiewohl er genug abschreckend ist, um den Verbrechern dieser Stadt ein Exempel zu bieten. Zudem schien die Bewachung gründlich und kompetent. Die durchschnittliche Zeit, die ein Gefangener in den Kerkern verbringt, liegt bei höchstens einen Monat, was sich im akzeptablen Zeitrahmen befindet.
    Was allerdings bemängelnswert ist, ist die Nahrungsversorgung. Als Anschauungsbeispiel wurde verdorbene Ware vorgezeigt, die jegliche Essbarkeit verloren hatte.
    Fazit: Ein ordentlich und straff geführter Kerker, der das erforderliche Maß an Hygiene erfüllt und dessen Bewachung beispielhaft ist. Verbesserungswürdig jedoch ist die Qualität des Essens, sowie die Auslese, welches als Musterbeispiel präsentiert wurde, repräsentativ ist.


    [Blockierte Grafik: http://img718.imageshack.us/img718/6204/klecksf.jpg]



    "Äh, was geschieht denn mit denjenigen, die im Kerker sitzen? Ich meine, nach einem Monat?" fragte sie eifrig interessiert, nur um von ihrem Missgeschick abzulenken.

    Abwechselnd starrte sie zu Furianus und den Schriftrollen und wurde dabei immer mehr von einer inneren Unruhe erfasst. Diese Begegnung konnte der Anlass dazu sein, dass sich wieder alles änderte. Dass nichts mehr blieb, wie es war. In den dem Moment noch, als sie voll beladen die Bibliothek verlassen hatte, war sie noch guter Dinge gewesen. Sie hatte eine Anstellung, konnte sich in der Nähe ihres Sohnes aufhalten, der in der Villa eine Ausbildung genießen durfte, die sie ihm selbst nie hätte bereitstellen können... und sie selbst konnte auch ein kleines Stückchen an diesem Luxus der Flavier teilhaben, denn auch für sie selbst stand nun wieder die Bibliothek offen. Sie musste nur hineingehen und konnte dann aus unzähligen Schriften auswählen. Ein wahres Paradies für jemand wie sie, wäre da nicht Furianus gewesen!
    Endlich begriff auch Bridhe, dass es dem Flavier nicht um die Schriftrollen ging. Sie war es! Ihre bloße Anwesenheit. Dass sie sich erdreistete, die gleiche Luft zu atmen, die auch er mit jedem Atemzug einsog. Doch nicht nur sie, die sie eine Sklavin gewesen war und nun frei war, auch ihre Verbindung zu Aquilius, machte sie gleichsam zu einer erklärten Feindin des Flaviers. Sie konnte sich noch gut entsinnen, mit welchen Mitteln er sie damals gefügig gemacht hatte, um ihren eigenen Herrn auszuspionieren. Bridhe war damals aber loyal geblieben, auch wenn sie damit beinahe mit ihrem Leben bezahlt hätte.
    Nur war Aquilius nun fern von Rom. Und wie Piso zu seinem Verwandten stand, wusste sie nicht. Wahrscheinlich würde er eher zu ihm stehen, als zu einer dahergelaufenen Freigelassenen. Niemand war da, um sie vor Furianus Übergriffen zu beschützen.
    Vollkommen unerwartet fragte der Flavier nach ihrem Sohn. Da sie Furianus Methoden schon mehr als zur Genüge kannte, ahnte sie sofort, was er damit bezwecken wollte. Sie wusste, dieser Mann würde sogar über Leichen gehen, nur um das zu erreichen, was er wollte.
    Bridhes Körper versteifte sich, ihr Herz schlug schneller. Etwas regte sich in ihr. Sie war nicht willens, ihren Sohn ins offene Messer rennen zu lassen. Der Mutterinstinkt, der bei Tieren zutage trat, wenn die Jungen in Gefahr waren, brach bei ihr durch. Der Ausdruck in ihrem Gesicht veränderte sich. Die Angst schwand.
    "Lass deine Finger von meinem Sohn! Tu mit mir, was du willst, aber lass ihn aus dem Spiel!", fauchte sie ihn an, gleichwohl welche Konsequenzen ein solches Verhalten für sie bedeuten würden. Sie war sich bewusstr, einen Senator vor sich zu haben, aber das bedeutete ihr nichts. Selbst aus der Villa hinausgeworfen zu werden oder noch schlimmeres erleiden zu müssen, wäre besser gewesen, als Diarmuid in den Händen dieses Mannes zu wissen.

    Bridhe war ihm die ganze Zeit dicht gefolgt. Ihre Umgebung der Basilica Ulpia wirkte einschüchternd auf sie. Endlich öffnete Piso eine der Türen und trat ein.
    "Beeindruckend!", antwortete sie auf Pisos Frage. Die Augen der Hibernierin versuchten alles einzufangen, was sich vor ihr auftat. Der riesige Schreibtisch, an den sich Piso setzte, war kaum zu übersehen, füllte er doch einen großen Teil des officiums aus. Weniger opulent fiel Bridhes Arbeitsplatz aus. Ein kleiner Tisch, ein Tischchen. Doch das genügte Bridhe. Sie nahm daran Platz und richtete ihren Blick wieder zu dem Flavier, der damit begann ihr ihre Aufgaben zu erläutern. Sie warf einen kurzen Blick auf die Wachstafel, die er hinhielt und tatsächlich, es fiel ihr schwer seine Schrift zu entziffern. Drum war ein Diktat wohl das Beste. Wenn das mal gut ging! Keineswegs fürchtete sie sich, dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Vielmehr war es die Orthographie, um die sie sich sorgte. "Ja, gut. Wie du wünschst. Äh, wo bitte finde ich das Pergament, Tinte und eine Schreibfeder?", fragte sie, um sich nicht zu viele unnütze Gedanken machen zu müssen.