Beiträge von Tilla Romania

    Leuchtturmwärter.. vielleicht werd ich das später mal machen? kicherte Tilla verschmitzt und lachte Esther vergnügt an. Auja.. ich mag Dächer.. ich kann nämlich gut klettern, weisst du?! Sie sah zum Himmel auf, an dem noch keine Sterne zu sehen waren... aber es würde ganz sicher schon bald dunkel werden. Auf der Reise mit dem Schiff hierher habe ich die Sterne beobachten können. Manchmal sahs so aus als schwimmen Fische im Nachthimmel. Das klingt so dumm von mir... vielleicht hab ich es nur geträumt... erzählte Tilla stumm flüsternd, schüttelte den Kopf.


    Aufmerksam beobachtete sie wie die Ältere mit dem Kleinen umging. Noch mehr Süßes? Dann möchte ich heim.. Mit stummer Geste bot sie Pumillio an ihn Huckepack zu tragen. Der Junge nahm das Angebot an, machte es sich asbald auf ihrem Rücken gemütlich und hielt sich an ihren Schultern fest, anstatt sie von hinten zu umarmen. Ich glaube dir sofort das alles fremd aussieht. In Rom gab es keinen Tag an dem alles gleich oder wie immer blieb. Nur die Elendsviertel veränderten sich kaum..


    Tilla umarmte nach ihren Worten und denen von Esther, die Ältere und liess sich von ihr drücken. Ja, Mama.. Das war so schön... dieses Zusammensein mit ihrer wiedergefundenen Mutter. So musste es sein.. eine Tochter zu sein. Fest und sachte zugleich umgriff sie esthers an und ging an dessen Seite weiter. Wobei sie den einen oder anderen Hüpfer über die Pfützen nicht unterlassen konnte. Sie kreuzten den Händler. Mit den restlichen Münzen kaufte Tilla spontan etwas süßen Vorrat für den Heimweg. Es ging jetzt nach Hause. Oder ich werde später was Großes wie Papa... furchtlos und tapfer. Was hast du gearbeitet als ihr zusammen wart? Ich kann Haare zurecht machen..klettern und reiten.. schreiben und lesen.. und schweigen! vertraute sie ihre herumschwirrenden Gedanken Esther an.

    Mit einem Lächeln hörte sie Pumillios Worte und wünschte sich wieder einmal so wie er einfach drauflos sprechen zu können, aber ihr blieb nur das stumme Flüstern. Esther wünschte sich vielleicht ebenso Tilla-Mia sprechen zu hören, doch sie konnte ihr diesen Wunsch niemals erfüllen. Schon längst hatte das Mädchen vergessen, wie ihre Stimme geklungen hatte, bevor sie ihr weggenommen worden war. Wieder drückte sie Esthers Hand ganz feste und ging brav ihre Hand haltend an ihrer Seite mit.


    Tilla-Mia hatte am Ende des Spazierganges ihre gekauften Süßigkeit aufgegessen und machte große Augen. Dem Leuchtturm waren sie mit jedem Schritt ziemlich nahe gekomnmen, es sah beeindruckend und ziemlich hoch aus. Sofort versuchte Tilla-Mia sich das Gebäude bei Nacht vorzustellen, schloß sogar die Augen, um es vor ihrem inneren Augen sehen zu können. Es war in ihrer Fantasie ein überwältigender Anblick. Plötzlich spürte sie Esthers Arme, um sich herum, wunderte sich über die Umarmung und beschloß diese zu geniessen. Tilla-Mia umarmte auch Esther und blickte ihre Hand festhaltend zum Leuchtturm. Das sieht Nachts bestimmt toll aus, vielleicht guckt Hektor auch gerade nach dem Leuchtturm. Mama, wer klettert jede Nacht hoch, um das Licht anzuzünden? Geschieht das bei jedem Wetter? Wie weit kann man schauen? Noch weiter als von einem Schiff? flüsterte Tilla fragend drauflos.


    Sie zuckte mit den Schultern, sah sich zum Hafenviertel um. Pumillio saß auf einer Kiste und schleckte seine Süßigkeit immer noch auf. Eine Biene kam zu ihm geflogen und ärgerte den Jungen. Der Junge sprang auf, versuchte vor der Biene davon zu laufen. Auf einem der Wege stürzte er und verlor im Fallen seine Leckerei. Weinend kehrte er zu ihnen zurück und verlangte von Esther getröstet zu werden, zeigte ein blutendes Knie vor. Tilla-Mia seufzte, wartete geduldig. Ja.. genug gesehen. Zu den Tempeln? Hm.. ja.. gerne. Und dann nach Hause zu deiner Freundin? Kennst du hier noch Leute? Kinder?


    Ja, was machte man den lieben langen Tag in einem fernen fremden Land? Spazieren gehen, miteinander reden und für den Tag einkaufen konnte doch nicht alles sein? Sie hatte keine Ahnung, wie es sich als leibliche Tochter einer wieder gefundenen Mutter lebte und erlebte dies erst jetzt, beinahe sechzehn, siebzehn Jahre später. Meistens fühlte Tilla-Mia sich ganz erschlagen von den vielfältigen Eindrücken, wenn sie abends im Bett lag und schlafen sollte. Konnte sie denn als Tochter alles nachholen, was sie mit ihrer Mutter versäumt hatten? Die Bilder von Mio gehörten sowieso Esther. Weisst du, wie lieb ich dich hab, Mama? fragte Tilla spontan, wie immer stumm flüsternd.

    Achso.. die Reichen meinst du. Ja, denen gehe ich aus dem Weg. versprach Tilla-Mia ihrer Mutter. Auch auf die Soldaten können wir uns nicht verlassen, haben sie doch unseren Hektor uns weggenommen. fügte sie mit ernster Miene hinzu und tat die Münzen von Aurelia Prisca zurück in ihren Beutel. Hm.. ich weiss nicht. Ich habe eigentlich schon alles was ich habe und brauche. Wir haben ein dach überm Kopf, zu essen und zu trinken und ein paar neue Kleidungsstücke. ich habe noch das schön bedruckte Tuch mit den Delphinen drauf, meinen Tränenstein und dein Medailion, dich und Äpfelchen. Was wollte ich mehr? sinnierte Tilla-Mia fragend, sah Esther dabei an.


    Mit einem stummen Lächeln nahm sie zur Kenntnis, dass Esther das gleiche aß wie sie selbst. Was hatte sie denn sonst erwartet? Esther war ihre Mutter. Tilla-Mia drückte sachte Esthers Hand. Im Laufe des Tages gab es bestimmt eine Gelegenheit mit Esther alleine zu sein. Stimmt.. Gurken esse ich auch gerne, aber die gibts nicht so oft zu Tisch.


    Sie folgte Esthers Blick und entdeckte nun auch den fliegenden Händler. Komm Pumillio.. 'räubern' wir ihn aus. forderte sie Pumillio mit einem aufleuchtenden Augenzwinkern auf und rutschte von den Kisten. Mit Hilfe von Äpfelchens Stimme und Gesten erstand Tilla-Mia Honigstangen ohne und mit Mandel- oder Nußwürfelstückchen. Mit den vom Händler gekauften Sachen kehrten sie zu Esther zurück und reckten die Nasen in die Luft. Mama, ich möchte gerne mehr vom Hafenviertel sehen. Und jetzt wo du es sagst.. ich habe so ein hohes Gebäude noch nicht gesehen. gab Tilla-Mia zu und bemühte sich den Honig rechtzeitig mit den Lippen abzuschlecken, was ohne Zunge ziemlich schwierig war. Da blieb der eine oder andere Tropfen auf der Kleidung nicht aus.


    Der Turm Ist bestimmt höher.. als... das Kolosseum.. in Rom. Wieso leuchten? Ich sehe kein Licht! gebärdete Tilla-Mia mit einer Hand, weil sie gerade Nußstückchen zu zerkauen hatte. Wollen wir weiter gehen? Dicht ging sie an Esthers Seite weiter und genoß die leckere Süßigkeit.

    Da war er wieder... ihr alter Name Mia. Sie musste sich an ihn gewöhnen.. vieleicht solte sie von nun an Miatilla oder umgekehrt Tillamia rufen lassen. Tilla liess sich von Esther die Tränen abtupfen. Eine Geste von ihrer wiedergefundenen Mutter, welche sie bis aufs Äußerste genoß. Stumm sah sie bei Esthers Ermahnungen Pumillio an, versuchte seinen Blick zu ergründen. Äpfel stehlen war für beide Minderjährigen ein Kinderspiel.. bei dem man, wie vor vielen Tagen erlebt, jedoch in Gefahr geraten konnte. Sie hatte die Notwendigkeit des nicht mehr stehlens schon in der Villa Aurelia versucht abzulegen... doch was konnte sie gegen das Jucken in den Fingerspitzen tun? Mama Esther wusste sicherlich eine Lösung. Ablenken konnte Esther ziemlich gut und hatte es geschafft ihre Trauer um Hektor wegzublasen. Esther wollte bleiben und Pumillio wusste anscheinend nichts zu sagen. Gut, dann bleiben sie noch eine Weile in diesem fernen Land.


    Aus dunklen Augen sah sie Esther an. Ein stummes Nicken gab Tillas zustimmende Antwort preis keinen einzigen Versuch des Stehlens zu unternehmen sowie vorsichtig zu sein. Sag mir, woran ich einen Römer erkennen kann? Die Menschen hier sehen beinahe gleich aus. Soldaten gehe ich schon immer aus den Weg, Mama. Manche aber sind nett und begleiten einen bis nach Hause vor die Tür. Vor allem dann, wenn man in Begleitung eines kleinen Jungen namens Nero ist, der sich verlaufen hat und zu einer reichen Gens gehört. Für sein Zurückbringen habe ich eine Belohnung bekommen. Die hing in einem guten Versteck in Rom, bis dieses plattgemacht wurde. Ich konnte die Münzen nicht mehr retten, weil ich zu spät von Plattmachen erfuhr. Schau.. die paar Münzen habe ich von der Aurelierin Prisca bekommen, um mir etwas schönes zu kaufen. Tilla kramte die Münzen heraus und zeigte sie Esther und Pumillio.


    Das Orakel Sybille hat mir nämlich eine leere Tafel beschert und darüber war ich ziemlich traurig. Noch am selben Tag traf ich auf Pumillio und später auf diesen bösen Mann namens Marduk. erzählte Tilla flüsternd und darauf achtend, dass man ihr Flüstern verstand. Jetzt sind wir hier und haben viel Zeit. Sie holte Luft und blickte auf die heilende Wunde in der Armbeuge. Essen gehen war immer gut. Köchin Niki hatte sie manchmal Schleckermäulchen genannt. Ich hätte wirklich sehr gerne gebrannte Mandeln und Honigbrote. Ich mag Honigbrote und warme oder kalte Milch mit Honig, Mama. verriet sie Esther einige ihrer Vorlieben gegen Magenknurren. Ich und Pumillio mögen Äpfel.. sie sind Essen und Trinken in einem. Es waren Erfahrungen eines ehemaligen Straßenmädchens. Kennst du Rosinen und Walnüsse, Mama? Käse und Gurken?

    Richtig, eine reiche römische Familie war es, zu der er gehörte. Tilla musste es sich eingestehen. Er hatte dort zu leben und nicht bei ihnen, der zusammen gewürfelten Gruppe, egal wie sehr sie es sich wünschte. Es war nicht richtig sich so etwas zu wünschen... vielleicht hatte Hektor Sehnsucht nach der Familie Aurelia. Jetzt nachdem er seine Schuldigkeit getan und ihr zufällig nach gekommen war. Davon, dass er es in dem Auftrag ihrer Herrin Laevina getan hatte wusste sie nichts. Sie ging davon aus, dass er ihre Entführung, so das Schicksal es denn gewollt hatte, schlichtweg mitbekommen und ihrer Freiheit willen gefolgt war. Tilla seufzte noch einmal und sah zu Esther auf. Richtig.. er hatte das Siegel. Daran habe ich nicht gedacht, entschuldige, Mama. erwiderte Tilla stumm und konnte nicht umhin dicke Tränen aus den Augenwinkeln heraus rollen zu lassen. Er hat soviel für uns getan. Und nun können wir ihm nicht helfen, das macht mich traurig. Wir hatten irgendwie keine große Gelegenheit 'Danke' zu sagen. Was muss er jetzt von mir denken? Wieder kam ein stummer Seufzer aus Tillas Kehle.


    Pumillio versuchte seinerseits etwa Tilla wieder fröhlich zu machen und krähte. "Wir können Äpfel klauen und sie auf jedes abfahrendes Schiff werfen. Dann hat er Äpfel für unterwegs zu essen. Oder Hektor verkauft sie als echte ägyptische Äpfel zu horrenden Preisen und kauft sich so von der Familie frei." Tatsächlich hoben sich Tillas Lächeln zu einem amüsierten Miene. Was für eine lustige Vorstellung du hast! knuffte sie Pumillio neckend. Fantasievoll absurd und kaum durchführbar. Die Äpfel aßen sicher die anderen Menschen auf den Schiffen und Hektor bekam nichts ab. 'Äpfelchen' zog im Gegenzug eine verschmitzte Grimasse. "Das wär doch ein feines Spektakel zum Hafentrott. Die Soldaten freuen sich sicherlich über Trubel im Alltag. Gucke mal wie missmutig der Soldat da drüben schaut. Der hat bestimmt nur saure Zitronen zum Frühstück gekriegt!" Jetzt musste Tilla mehr als lächeln und lachte über Pumillios Worte und Ideen.


    Breit lächelnd sah sie Esther an und entdeckte eine Gelegenheit sich hinzusetzen und zugleich vom Hafeneinerlei abgeschirmt zu sein. Kisten, die eine kleine halboffene Arena bildeten, sogar mit Blick aufs schmutzige Wasser. Egal.. dies war besser als allen im Wege zu stehen. Fragend zeigte sie dorthin und wartete auf Esthers Einverständnis dort Platz zu nehmen. Natürlich kuschelte sie sich eng an Esther und lehnte ihren dunkelhaarigen Kopf an deren Schulter an. Jetzt beantwortete sie Esthers Frage. Die Aurelier sind freundlich und nett. Ich gehörte zuerst dem Hausherrn Marcus Corvinus, er teilte mir nach der Tätowierung keine Aufgaben zu und überliess mich dem Hause. Spontan kümmerte ich mich um die aurelischen Frauen, besonders Aurelia Prisca. Sie hat als erste vom Tränenstein erfahren und sorgte dafür, dass ich mich von einem Fieber wieder erholte. Ich fand im Sklaven Maron einen weiteren Freund so wie der Hektor. Sein Herr Cotta ist wieder ausgezogen und Maron ist nie mehr wieder gekommen. Dann war noch Duccia Clara bei uns wohnend, die wegen irgendwas mit Corvinus ausziehen musste. Sie ist kränklich und hustet viel, gegen den Husten trinkt sie Stutenmilch und badet gerne.


    Tilla hielt nachdenklich inne, kramte die zurückliegenden Erinnerungen hervor. War das alles wirklich erlebt? Ein strenger oberster Sklave sorgte für die Ordnung im Haus. Ich hatte Angst vor dem und dann wurde er von einer Sklavin getötet. Sie musste gehen und kam nie wieder zurück. Ach... Siv darf ich nicht vergessen. Weisst du was? Sie sieht ganz anders aus als ich!!! Sie ist blond und blauäugig und ihr Name steht für die Frau des germanischen Gottes Thor. Ich hörte, dass Marcus Corvinus sie oft zu sich in sein Zimmer zitiert, aber sowas soll ich gar nicht wissen. Ja.. und dann kam Herrin Laevina zu uns und ich wurde vom Hausherrn an sie weiter verschenkt. Laevina ist kaum älter als ich. Ich versuchte bei ihr etwas von den Frisurkünsten anzuwenden, die Herrin Prisca und ihre Sklavin mir beigebracht haben, anzuwenden und ich glaube sie war immer zufrieden. erzählte Tilla in mehreren Sätzen von der zurückliegenden Zeit in Rom. Duccia Clara habe ich zu den Saturnalien in ihrem neuen Heim besuchen dürfen. Ich bekam meine allererste Post von ihr. Oh, du hättest sehen sollen, wie die aurelischen Sklaven gestaunt haben, dass ich Post kriegte. Sie nannte mich 'Glöckchen' und wollte mich zu ihrer Tochter adoptieren. Aber da wusste ich noch nicht, dass es dich gibt...


    Sie fühlte nach dem Tränenstein und dem Medaillion, nahm beides zärtlich berührend in die Finger. Mama.... ich weiss nicht, ob ich wirklich zurück möchte. Ich weiss es einfach nicht. Können wir noch bleiben? Vielleicht fällt mir dann die Antwort ein, was ich will. Aber ich darf dich nicht vergessen.. und Pumillio! Was wollt ihr machen?


    Sim-Off:

    Edit: Ich vergesse immer dieses 'kursiv'.. sorry. Hoffentlich gefällt dir's.

    Der Hafen wird von einer eigenen Flotte, der Classis Alexandrina bewacht. Am Hafen befinden sich auch das Caesareum und der Fremdenmarkt. Der Hafen wird vom Heptastadion abgegrenzt, einer künstlichen Landbrücke zwischen Festland und Pharos. Hier an diesem unbekannten Ort gab es sehr viel mehr Warenlager, Docks und Kais.


    Mit kritischem Blick musterte Tilla die wachhabenden Soldaten, die die Landbrücke bewachten und die verschiedensten Personen die Hafengrenze passieren liessen, die Zugang haben durften. Sorgenvoll sah sie zu Esther auf und zog Pumillio näher zu sich heran. Vielleicht erhaschte sie noch einen Blick auf Hektor... oder war er schon fort gesegelt?? Glaubst du wirklich daran, dass sie Hektor nach Rom zurück bringen werden? flüsterte Tilla stumm. Diese Frage stellte sie wohl zum x-ten Male an diesem Tage und auch an den bereits vergangenen Tagen. Hoffenlich war Esther nicht längst genervt... aber was konnte Tilla für diese Sorge? Oder gegen diese Sorge machen? Sie war da und liess sich scheinbar kaum mehr vertreiben.


    Die Soldaten sehen ganz schön streng aus... fügte Tilla seufzend hinzu und liess die Schultern hängen. Dieser unbekannte Platz war für sie und auch Pumillio eigentlich ziemlich spannend und (ver)lockte beide ehemaligen Straßenkinder zu Entdeckungsreisen. Die Angst Esther inmitten des Gewühls ebenfalls zu verlieren hielt sie aber von diesem verlockenden Angebot ab. Der gesamte östliche Teil des Hafenviertels mit seinen Straßen, Plätzen, Lagerhäusern und Kontors ist und war ein einziger riesiger Marktplatz. Weizen, Papyus, Gewürze, Sklaven, Elfenbein, Weihrauch und Seide, alle Waren aus Europa, Asien und Afrika wechseln hier ihre Besitzer und werden über das Kanalsystem der Stadt ihren Bestimmungsorten zugeführt. Man wusste kaum wohin man zuerst hinschauen sollte... soviel Neuartiges galt es zu sehen, anzufassen und zu riechen!

    Oh.. sie versprach ihr dann für immer ihre Mama zu sein. Tilla lächelte selig und drückte sich noch ein bisschen fester an Esthers Körper. Umarmte zugleich die Frau, die ihr bis vor einem Tag noch unbekannt gewesen war. Wie schnell und ereignisreich der Tag und die Nacht doch herumgegangen war.. und zuletzt eine Mama geschenkt hatte!! Bereitwillig liess sie die Schnittwunden versorgen, wischte Pumillio dessen Stirnhaare aus dem Gesicht. Alles gut ausgegangen! gebärdete sie langsam, um dem jüngsten dieser zusammengewürfelten Gruppe Mut zu machen. Vater ist bestimmt genauso stolz auf dich wie auf mich, Mama!


    Mit offenem Mund hörte Tilla der Geschichte über das Medaillion zu und beschloß genauso gut darauf aufzupassen wie bbisher auf den Tränenstein. Die beiden Schmuckstücke passten gut zusammen befand Tilla. Die Wunde schmerzte dank Esthers Mixtur inzwischen viel weniger. Aber nun machte sich bei beiden Jüngsten die Anstrengungen und Strapazen der Reise sowie des Abenteuers bemerkbar. Außerdem besaß sie beide keine Sandalen mehr. Eine Lösung fand sich nach einigem Nachdenken sowie Rumprobieren und die Wanderung nach Alexandria konnte beginnen. In dieser Zeit bedankte sich Tilla ausführlich bei Hektor für ihre Rettung, lernte Esthers Wesen näher kennen und brachte Pumillio ein paar von ihren Gebärden bei.


    In Alexandria fanden sie recht schnell einen Unterschlupf und endlich konnte sie zur Ruhe kommen und die aufregenden Ereignisse verarbeiten. Hektors Verhaftung und Abtransport nach Rom versetzte Tilla einen Schlag in den Magen. Nur schwerlich konnte sie sich mit der Abwesenheit des Bartträgers abfinden und hängte umso mehr an Esther und Pumillio.

    Hektor entdeckte und begrüßte sie. Schluchzend winkte Tilla ihm zu und versuchte weiterhin auf dem Bauch näher zu Esther und Pumillio heranzurobben.. was sie dann auch schaffte. Sie war einfach zu ko, um auf allen Vieren hinüber zu krabbeln. Mit noch mehr verlierenden Tränen sah sie Hektors Bemühungen zu die beiden Menschen wieder zum Leben zu erwecken. Zuerst regte sich Pumillio. Erleichtert aufschluchzend richtete Tilla sich auf und bewegte sich mühsam in den Schneidersitz. Behutsam nahm sie den kleinen diebischen Jungen in die Arme auf, wuschelte ihm durch die nassen Haare und drückte ihn feste an sich. Äpfelchen... ich bin es. lenkte sie ihn stumm flüsternd ab.Er sollte nicht mitbekommen, dass um Esthers Leben gekämpft wurde.


    Der Bartträger wendete eine ungewöhnliche Methode an... aber mit dieser schaffte er es, dass Esther endlich die Augen aufschlug. Mama! Keinen Moment später lag Tilla in Esthers Armen und spürte deren schlagenden Puls. Tilla weinte weiter.. diesmal nicht aus höchster Verzweiflung sondern aus purer Erleichterung. Pumillio wurde ebenfalls in Esthers Armen aufgenommen. Die Tränen auf Tillas Wangen trockneten, je länger sie so zusammen saßen. Langsam legte Tilla ihre Arme um Esthers Schultern und kuschelte sich an deren allmählich wärmer werdenden Körper. Mama! wiederholte Tilla stumm und zeigte das erste Lächeln auf ihrer Miene, wobei sie auch Hektor dankbar anlächelte.


    Der dumpfe Schmerz in der selbst zugefügten Wunde war immer noch da. Sie reckte den verletzten Arm, begutachtete den Schnitt. Das wächst zusammen, ne? fragte sie flüsternd und blickte zur versiegenden Quelle hinüber. Die verrenkte Leiche Neiths hatte sie noch nicht entdeckt. Das war wohl auch besser so... für Tilla war die böse Königin spurlos im Wasser verschwunden. Neith hatte nicht mit an die Oberfläche kommen dürfen.


    Was geschieht mit dem Wasser? Fliesst es zurück zu Vater und passt auf ihn auf?? Dass niemand mehr ihm Böses tut??? lauteten Tillas nächste geflüsterten Worte. Er würde bestimmt sehr gerne bei uns sein... vielleicht ist er gerade irgendwo in der Nähe. Wir können ihn weder hören noch sehen. Vielleicht war Vater gerade die Windböe, die ihrer aller Haare trocknete? Tilla fühlte immer noch große Erschöpfung in sich und wollte die nächsten Momente lieber ganz nahe bei Esther liegen als aufzustehen und sich zu bewegen. Einfach nur in Esthers Armen liegen und sich vom überstandenen gefährlichen Abenteuer ausruhen. Mit jedem Atemzug entspannte sie sich und genoß es gehalten zu werden. Tja... der kleine Irrwisch hatte bei Esther vieles nachzuholen.

    Sie klammerte sich zudem an der Hoffnung fest, dass alles gut ausgehen würde und zuckte bei dem Grollen der Steine sichtlich zusammen. Erschreckt sah sie auf zur Decke und schliesslich zum schreienden Hektor zurück. Wieso brüllte er ihr zu mit dem Ritual aufzuhören? Sie hatte es doch erklärt. Ich kann nicht! erwiderte sie mit einer Hand gebärdend und bat mit stummen Blick um Entschuldigung für ihr seltsames Verhalten. Der herabrieselnde Sand machte es schwer Hektors ärgerlichen Blick einzufangen. Immer wieder wischte sie sich den Sand aus dem Gesicht und den schwarzen Haaren. Die Sandkörnchen fielen auch in die Wunde und verursachten große Schmerzen in den selbst aufgerissenen Wunden. Tilla verzog schmerzvoll das Gesicht und stöhnte stumm auf. Der erste schwere Stein fiel von der Decke und traf beinahe die Klippe. Tilla zog den blutenden Arm an sich, presste ihn an die Brust. Das aufspritzende Wasser war angenehm kühl. Irgendwie schaffte sie es auf den Knien vom rutschigen Klippenrand weg zu rutschen. Sie hörte Esther, ihre Mutter ihren Namen schreien. Hektor erwiderte etwas, was in dem Getöse einer weiteren herabfallenden Deckenplatte unterging.


    Tilla hätte der Diskussion gerne zugehört, aber sie musste auf sich selbst aufpassen. Die Vergiftung des Blutes, der Blutverlust und ein Drehschwindel machte dem stummen Mädchen schwer zu schaffen. Plötzlich war Neith bei ihr und bedrohte sie mit einem Messer, welches die irre Frau in ihrer Hand hielt. Hektisch rappelte Tilla sich auf, wich dem Messerstößen seitwärts aus. Die Boshaftigkeit von Neith verwirrte Tilla.. sie begriff nicht, wieso sie auf Marduks Verlockungen und den Worten dieser irren Frau hereingefallen war. Sie hatte nur ihre Mutter wiedersehen wollen!! Ächzend wich das Mädchen einem weiteren Messerstoß aus und wehrte den Dolch mit dem eigenen Messer ab. Tilla sah Neiths Reaktion kommen. Deren Augen weiteten sich vor Überraschung, wohl weil sie nicht damit rechnete, dass Tilla sich wehrte. Das Mädchen machte einen Ausfallschritt nach rechts, duckte sich unter dem herabsausenden Messer weg und bemühte sich auf dem nassen Boden rutschend in Neiths Rücken zu gelangen. Die Frau musste sich nun nach ihr umdrehen, das lange rote Kleid behinderte sie dabei. Tilla stand auf wackligen Beinen und legte all ihre Kraft in den Wurf des Messers mit dem blauen Griff. Es flog und flog und flog durch die staubige Luft... bohrte sich tief in Neiths Kehle hinein. Die Frau fasste sich an den Hals, verlor wegen einem weiteren Beben das Gleichgewicht und im Fallen das eigene Messer. Tilla sprang nach vorne, versuchte eben dieses Messer zu ergreifen, um wieder eine Waffe in der Hand zu haben. Aber Neiths Hand packte sie und versuchte das Mädchen zu sich zu ziehen. Tilla wehrte sich mit heftigem Gestrampel, wobei ihre Kraft immer weniger wurde. Die gegeneinander Kämpfenden rollten über die Klippenkante und verschwanden in der Tiefe. Tilla schaffte es ihr Messer aus Neiths Kehle herauszuziehen und stiess blindlings noch einmal zu, woraufhin die Frau den Griff löste.


    Der Aufprall auf dem Wasser war hart. All ihre Sinne verlierend glaubend umklammerte Tilla den Tränenstein mit der Faust und stiess die Sandalen von den Füßen. Der selbst verletzte Arm schien nicht Teil ihres Körpers zu sein, schwebte eigenständig neben ihr. Im Wasser schwebend sah Tilla hilflos mit an wie die Blasen aus ihrem Mund immer mehr wurden und nach oben verschwanden. Sie würde ersticken! Nie mehr das Meer und die Delphine sehen!! Nicht miterleben was aus Esther und Hektor und 'Äpfelchen' werden würde!!! Aber.. das ging nicht.. sie wollte weiterleben! Ja.. sie wollte leben!!!! Sie wollte atmen und brauchte Luft! Nur woher?! Sämtliche Kraft war aufgebraucht. Tilla schluckte Wasser, schloß aufgebend die Augen, hielt sich an dem Tränenstein fest. Das Wasser trug sie weiter, wusch die blutvergiftete Wunde heimlich aus und entfernte jedes störende Sandkorn.


    Irgendwann spürte sie festen Grund unter sich, konnte atmen, hörte Wind und Blätter rauschen. Tilla brauchte eine ganze Weile, um die Lider zu heben, die Augen zu öffnen. Die schattenhaften Schemen vor ihr sahen seltsam verschwommen aus. Tränen rollten über ihre Wangen. Das war Esther.. neben ihr lag Pumillio. Mama! flüsterte Tilla stimmlos, versuchte auf dem Bauch robbend zu den beiden reglos Liegenden zu gelangen. Mami!! Tilla hörte Wasser plätschern und drehte den Kopf diesen Geräuschen zu. Der Bartträger! Erschöpft begrüßte sie ihn mit der ihm zugedachten Gebärde, strich über ihr Kinn hinweg und liess die Hand sinken. Hektor! Das Mädchen lächelte nicht.. zeigte stumm auf die beiden Liegenden, von denen sie glaubte, dass sie das Abenteuer nicht überlebt hatten. Schon wieder hatten zwei lieb gewonnene Menschen ihr Leben für sie gelassen. Das war wirklich zum Heulen... stumm weinte Tilla weiter.

    Blitzeinschlag in Xanten


    Ein Blitzeinschlag während des beliebten Römerfestes in Xanten (Nordrhein-Westfalen) hat am Samstag 13 Besucher verletzt. Vier von ihnen hätten schwerste Verbrennungen erlitten, teilte die Polizei in Wesel mit. Ein 13-jähriges Mädchen konnte durch Rettungskräfte noch am Unglücksort wiederbelebt werden. Die anderen Opfer hätten Schocks erlitten, sagte ein Polizeisprecher. Rettungswagen und drei Rettungshubschrauber brachten die Verletzten in Krankenhäuser.


    Die Besucher hatten in einer Allee auf dem Gelände des Archäologischen Parks vor dem Gewitter Schutz unter den Bäumen gesucht. Der Blitz sei zwischen zwei Bäumen im Boden eingeschlagen, sagte der Sprecher. Durch die entstandene elektrische Spannung seien die Menschen in der Nähe verletzt worden.
    Bei den Opfern handelte es sich laut Polizei um Erwachsene und Kinder aus dem gesamten Bundesgebiet und aus den Niederlanden. Notfallseelsorger kümmerten sich im Archäologischen Park um Angehörige und Besucher.


    Mehr als 70 Mitarbeiter von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rettungsdiensten und Polizei waren im Einsatz. Die Veranstaltung "Schwerter, Brot und Spiele" wurde unverzüglich beendet. Auch die Festivitäten für Sonntag seien abgesagt worden.


    Bei dem größten Römerfest Europas wollten mehr als 400 Menschen - verkleidet als Soldaten, Gladiatoren, Handwerker und Marketenderinnen - das Leben in einem Legionslager vor 2000 Jahren zeigen. Erwartet wurden am Samstag und Sonntag mehr als 20.000 Besucher. (dpa)


    Quelle: Frankfurter Rundschau von heute, dies ist vor ner halben Stunde auf der Homepage der Zeitung in der Rubrik Panorama bekannt gegeben worden.


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    Hoffentlich geht es denjenigen, die dort sind und hier im IR mitschreiben gut... 8o ?(

    "Mia, … ich … ich weiß nicht, wie ich dir das alles erklären und wo ich damit anfangen soll. Aber ich will es versuchen, auch wenn in all den Jahren so vieles passiert und dir schreckliches widerfahren ist." Esther wollte es tun und tat es auch. Mit großen tränenverquollenen und tränenüberströmten Augen sah sie Esther an und nickte leicht. Dieses Nicken als Zeichen, dass sie zuhörte, musste reichen. Und endlich erfuhr sie alles, von wem sie abstammte, was oder wer ihre Mutter und ihr Vater zur Zeit ihrer Geburt gewesen waren. Ihr Vater war ein römischer Centurio gewesen, daher vielleicht ihre Neigung sich zu wehren, aber nicht zu töten. Ihre Mutter, eine Sklavin und aus Ägypten stammend, daher vielleicht die dunklen fast schwarzen Haare und Augen. Ein Irrglaube? Also sowas wie die Geschichte der Geschichtenerzähler dass Fische fliegen können... flüsterte sie kopfschüttelnd. Mio hat immer gesagt, das das falsch ist und ich das nicht glauben soll bis ich selber sowas gesehen habe. Erschrocken biss sie sich auf die Lippen, so Esther auf die Sprache auf das tote Kind Neiths kam. Tilla konnte sich denken, was dann kam und so war es dann auch. Neith wollte Tilla als eigenes Kind ausgeben. Esther verweigerte sich und Vater wurde getötet. Neue Tränen rollten über Tillas Wangen. So gerne hätte sie Vater kennengelernt, aber er hatte sein Leben für sie geopfert. Schon wieder hatte ein Mensch sein Leben für ihr Leben hingegeben.


    Esther verriet ihr auch noch wie alt sie war. Fünfzehn Sommer! Sie hatte geglaubt jünger zu sein, wohl weil sich ihr Körper nur langsam vom Mädchen zur Frau wandelte. Mit jedem Wort näherte sich die erzählende Frau vor ihr der Geschichte über den Tränenstein. Blut musste vergossen werden... so einfach und doch angst machend. Das Wasser beherrschen? Überschwemmung? Sintflut? Instinktiv fiel ihr Blick auf den geschwächten Arm, der immer noch ziemlich schmerzte. Tilla wusste plötzlich was sie machen musste, richtete sich gerade auf und wischte die Tränen weg. Immer wieder stumm nickend hörte sie Esthers Worten zu, wischte dieser die Tränen von den Wangen. Marduk hat dich wie ich irgendwie wieder gefunden und hierher zurück gebracht. Sonst wärst du nicht hier. Es tut mir so leid, Esther. flüsterte sie stumm mit den Lippen und warf einen weiteren Blick auf ihren Arm. Hektor machte sich mit ernsten Worten bemerkbar. Richtig, sie mussten gehen. Tilla nickte und versuchte auf die Beine gelangen, half Esther ebenfalls vom Boden auf. Du und Hektor und Pumillio, ihr müsst ohne mich voran gehen. Ich muss zum Opferstein und dort erledigen was Neith unbedingt will. Ganz bestimmt komme ich hinterher.. es wird alles ganz bestimmt gut ausgehen! Ihr war schwindelig. Tilla riss sich mit viel Mühe zusammen und knotete den Gürtel samt Beutel um ihre Taille fest.


    Hier sind viele Bilder von den grauen Leibern.. den Delphinen. Sie leben im Wasser... es muss mit dem Wasser zu tun haben. Das Wasserrauschen.. wo kommt es her? Diese Oase.. die braucht doch bestimmt Wasser! Die Menschen draußen brauchen Wasser.. dürfen die hier rein? Nee, ne? Die dürfen nur rein, wenn sie etwas wissen wollen.. wie ihr Schicksal lautet. Sie blickte Esther an, arbeitete trotz des persönlichen Unwohlseins weiter an der Idee in ihrem Kopf. Es würde schwierig werden aber nicht unmöglich zu bewerkstelligen. Hektor.. gib mir dein Messer! Bringt mich zur großen Halle und dann geht ohne mich. Bitte, wir werden uns wiedersehen. Ich weiss es! In der Halle vor dem Opferstein angekommen kniete Tilla sich nieder, pulte die Verbände vom verletzten Arm. Die Schmerzen kamen wie ein stummer Blitz zurück. Leise keuchend kratzte Tilla die verletzte Stelle auf und drückte die Ritzen auseinander. Tropfen für Tropfen kam zum Vorschein, tropfte aus der Wunde auf den Opferstein nieder und vereinigte sich zu einem Bächelchen, welches den eingravierten Rillen des Opfersteines folgte. Etliche Tropfen folgten den anderen Tropfen ohne weitere Hilfe. Der Schwindel verstärkte sich. Tilla ächzte, biss die Zähne zusammen und versuchte wegen dem vielen Blut und der Farbe Rot nicht durchzudrehen. Sie musste durchhalten. Jetzt musste genug Blut im Opferstein sein. Tilla robbte auf den Knien neben den Opferstein, wartete auf den Tropfen, der der Rille zur Klippenkante hin folgen würde. Sie wartete zugleich auf Neith mit der sie noch eine Rechnung offen hatte, dachte an gar nichts bestimmtes. Aus dem verletzten Arm blutend wartete sie weiter, klammerte sich an die Hoffnung namens Wasserrauschen. Der rote Tropfen des eigenen Lebens rollte voran... das Schicksal hatte es so gewollt!

    Tilla schlief nicht gut und erholsam wie sie es nötig hatte. Sie schlief unruhig, weil ihr viel Erlebtes durch den Kopf ging was den Schlaf störte. Ebenso störten die Schmerzen ihren dringend nötigen Schlaf, die von ihrem blutvergifteten Arm aus ausgingen und diesen zu lähmen schienen. Sie öffnete blinzelnd, sich nicht wirklich erholt fühlend, die Augen und entdeckte sogleich Hektors Gestalt. Da bist du ja... flüsterte sie stumm, erleichtert darüber, dass er unverletzt wieder bei ihr war. Ebenso schien es Pumillio gutzugehen, der auf Hektors Arm saß. Ich heisse nicht nur Tilla und Irrwisch und kleines Glöckchen, Hektor. Ich heisse in Wirklichkeit Mia. So wie mich alle von Anfang an und klein auf nannten. flüsterte sie stumm weiter. Das stumme Mädchen konnte sich keine weiteren Erklärungen für ihre treuen Begleiter und das verwirrende Namensverwechslungsspiel ausdenken, denn Esther sagte etwas, was beinahe ihr kleines Herz zum stehen bleiben veranlasste. Die Frau nannte sich jetzt ihre Mutter... wie denn das jetzt? Wie wie wie?! An diesem Schreckensort nennst du dich jetzt meine wirkliche Mutter? Ich glaub' ich träume!! Mit sichtlich verwirrter Miene rutschte sie im Nachthemd über die Bettkante an Esthers Seite und betrachtete die Bilder. Diese Szenen kenne ich doch! Mio hat beinahe immer gemalt, wenn er Zeit für mich hatte. stutzte Tilla und sah hilflos in die Erwachsenengesichter, nach Erklärungen forschend.


    Impulsiv wandte sie sich Esther zu, versuchte diese zu stützen und etwas aufzurichten. Kläglich versagt? Mich beschützen? Ich verstehe gar nichts mehr, Esther! Maja sagt mir, meine Eltern seien tot und ich ihr und Mios Findelkind. Ich wachse als Sklavin auf, erlebe allerlei Dinge und fliehe irgendwann von dort, um nahc etlichen Sommern wieder Sklavin zu werden. Dann erfahre ich plötzlich, dass der Tränenstein eine Bedeutung hat, die er nur hier erfüllen kann sowie dass meine Mutter hier lebt und all die Jahre auf mich wartete. Neue Tränen perlten über Tillas gerötete Wangen, diesmal weil sie den roten Faden nicht fand. Oder die Puzzleteile in dem ganzen Rätsel nicht an den richtigen Platz setzen oder die Lösung nicht erkennen konnte. Upsa! Hatte sie gerade laut geflüstert? Sie legte erschrocken die Hand auf den Mund und blieb hockend neben Esther sitzen. Mit nach dem Aufstehen gewohnten Bewegungen nahm sie die Zeichnungen samt dem Gürtel an sich und stopfte diese zurück in einen Beutel, den sie von jetzt an niemals mehr loslassen würde. Was müssen der Tränenstein und ich tun? fragte sie die Lippen stumm bewegend und wischte die hinabstürzenden Tränenbäche von den Wangen.

    Nach ihrer Erzählung, die so manche alte vergessen geglaubte Wunde aufriss, bekam sie zu Essen und zu Trinken. Si.. sie sind tot. erwiderte sie stumm flüsternd und zog eine bedrückte Miene, um dem Ehepaar kurz zu gedenken. Das wäre nett wenn du nach beiden schaust. Während sie alles zu verzehrende zu sich nahm, hörte sie Esther so gut sie neben den Schmerzen im Arm konnte, genau zu. Die Frau wiederholte die Geschichte mit der Quelle. Erstaunt riss Tilla die Augen auf.. ihr Amulett konnte das Wasser beherrschen? Land fruchtbar werden lassen? Überschwmmungen veranstalten? Tilla versuchte sich die vorhin durchquerte Einöde in blühender Pracht vorzustellen. Wie ein riesiger verwildeter vernachlässigter Park würde es nach ihren Vorstellungen aussehen und mittendrin die Oase von der Esther sprach. Nein.. die haben wir nicht gesehen. Überall Sand und Stein. verneinte Tilla. Schade, die Delphine konnten nicht hierher gelangen und alle die nicht hier sein wollten zurück zum Meer bringen.Und wenn jemand den Römern sagt, dass all die Gesuchten hier in diesem Versteck zu finden sind? warf Tilla fragend ein. Tilla selbst war eine fingerflinke Diebin, die genommen hatte was sie zum Überleben auf der Straße brauchte. Von den Römern eingefangen zu werden hatte sie am eigenen Leib erlebt und großes Glück gehabt mit der Gens, die sie als stumme Sklavin gekauft hatte. Die wollen gar nicht weg von hier? Hm...


    Esther regte sich abermals auf als sie auf ihre Mutter zu sprechen kam. Sorgsam stellte Tilla das leere Geschirr zur Seite. Woher wusste Neith von der Macht meines Amulett? Der Priester war doch schon vergessen oder tot. Eine Sintflut? Um die Erde erneut fruchtbar zu machen? Dann kriegt sie ja noch mehr böse Menschen hierher! stellte Tilla stumm flüsternd für sich fest, gab ihre herumirbelnden und nachdenklichen Gedanken preis. Das Nachdenken lenkte vom Schmerz im Arm ab. Weisst du, ich habe irgendwie schon immer versucht das Beste aus den Momenten zu machen und zu schauen was dann auf mich zukommt oder was daraus entsteht. Mio und Maja haben dies immer gesagt...ich soll nichts tun was mir selbst und vielleicht auch anderen Angst macht. Sie war dank dem aufmerksamen Zuhören sehr erschöpft. Ich warte auf dich... flüsterte sie Esther stumm hinterher. Doch die war schon weg.


    Tilla setzte sich auf, zog das zerrissene Kleid aus und war nun nur noch mit einem langen kastanienbraunen Unterhemd bedeckt. Sie deckte sich mit dem Fellen zu, den Gürtel samt Beuteln legte sie obendrauf auf das kaputte Kleid. Kaum das sie wieder in der waagrechten Position lag, schlief sie auf der Stelle ein. Drei Faden zerbröselten geräuschlos und gaben das Versteck an der Innenseite des Gürtels frei. Mehrere Papyrusteile lagen längs eingeschlagen in einem fein gewebtem Tuch und kamen aus dem Gürtel rutschend zum Vorschein. Es waren verschiedene Zeichnungen die Mio persönlich angefertigt hatte. Tilla als Baby an der Brust Majas nuckelnd, auf stämmigen Beinen an der Hand von Mio laufen lernend, später mit blühenden Blumen einen Sandberg dekorierend, auf einem Schemel stehend einen großen Tellerberg abwaschend. Immer wieder Tilla in verschiedenen Situationen mit langem schwarzem Haar, welches von Maja geschnitten wurde und mit dem unvermeidlichen Tränenstein um den Hals. Das letzte Bild zeigte ein verstörtes und verweintes Mädchengesicht mit dickem Verband um den Hals. Tilla wusste nichts von dem Vertseck, wusste nur, das sie auf den Gürtel ebensogut achten sollte wie auf den Tränenstein. Das Tuch war das Tuch in welchem Tilla als Baby vor der Tür gelegen hatte und wartete darauf von Esther in die Hände genommen zu werden.

    Mia. Der Name Mia hatte ihr gut gefallen bis ihr alter Herr sie so unsäglich bestraft hatte und fortan mit einem anderen Namen rufen liess. Er hatte wohl gedacht, dass er mit der Bestrafung ein gänzlich gehorsames Mädchen bekommen würde, das niemals mehr aufmucken konnte. Ein unheimlich nettes Ehepaar, Mio und Maja Benedetto, sie haben mich als Findelkind 'Mia von der Tür' aufgezogen. beantwortete sie die Frage nach den Namensgebern stumm flüsternd. Beide sind seit bald sechs Sommern tot. Er hat das Paar getötet nachdem ich geflüchtet bin.. sie haben mir helfen wollen von ihm wegzukommen, weil ich immer mehr Angst vor ihm bekommen habe. Die Angst sei nicht gut für mich, sagten die Alten, sie und er dürfe mich nicht beherrschen... ich müsse aufhören ins Bett zu pinkeln. Es gibt im Leben schöneres zu sehen als die Farbe von rotem Blut. Ich habe nach der Flucht einen von seinen Sklaven getroffen und er hat mir vom Tod der Benedettos erzählt. Da habe ich viel geweint und mich noch besser bei den Straßenkindern versteckt. Ihnen die Geschichten von Mio und Maja erzählt und viele neue Geschichten von den Straßenerzählern und Puppenspielern mitgebracht. Wie eine Maus die anstatt für den Winter vorsorgt lieber Farben und schöne Dinge sammelt... erzählte Tilla stockend, immer wieder perlte eine Träne aus den Augenwinkeln.


    Sie liess sich von Esther wieder aufs Lager zurückdrücken und kuschelte sich ins Fell. Von wem ist das Grabmal? Heilig für wen? Wollen die Menschen nicht mehr weg? Weil meine Mutter da ist und ihnen hilft zu überleben?? Hier gibt es doch kaum etwas... geschweige denselben Trubel wie in der ewigen Stadt. Sie versuchte die Schmerzen im Arm zu verbergen, aber das war gar nicht so einfach, so erschöpft wie sie war. Soviel war auf sie eingestürmt und stürmte immer noch auf sie ein. Ganz erledigt blickte sie Esther von unten herauf an. Im Moment geht gar nichts... vielleicht geht es mir nach Essen und einer Mütze Schlaf besser. Du und das Amulett sind bei mir und Hektor ist bei Pumillio. Hast du keinen, der für dich nach ihnen sehen kann? Ich kenne das alleine sein und niemanden haben. Ich mache mir Sorgen... Pumillio ist krank. Sie rutschte tiefer hinab aufs Lager, um wegen der Schmerzen im Arm eine flachere Lage zu finden.


    Esther, ich habe das Wasserrauschen gehört.. weisst du wohin es fliesst? Wohin entfliesst die Quelle? Ist das Wasser geschmacklos oder salzig? Und was bedeuten die Delphine? Besuchen die euch? Tilla hatte keine Ahnung wieso die Fragen gerade jetzt wie ein Wasserfall über die Lippen sprudelten aber sie spürte, das sie diese jetzt stellen musste. Nachher war vielleicht keine Zeit mehr dazu, um den Antworten zuzuhören. Mutter kam sicher zurück zu ihr und Esther, wer weiss was dann geschah? Tilla biss sich auf die Lippen. Es tut so weh. dabei möchte ich mich freuen.. ich bin bei meiner Mutter.