Beiträge von Tilla Romania

    Sie hörte Sivs Hinweis und musste nicht lange überlegen, bis bei ihr der Groschen fiel. Alle anderen Aurelier hatte sie wie üblich mit dem Cognomen angesprochen und nur Marcus mit seinem Praenomen erwähnt. Uh.. was für ein doofer Patzer, wie dumm von ihr! Eilig nickte Tilla. Nicht mehr Marcus nennen, besser Corvinus. versprach sie ihr mit dem stummen Flüstern, des eher einem stillen Gebet ohne laut ausgesprochenen Worten glich. Gespannt sah sie zu, wie Siv sich bemühte vom Papyrus abzulesen und nickte abermals. Genau.. Avianus!Tiberius Aurelius Avianus. Schwarze Haare, bisschen Bart am Kinn, braune Augen, groß und schlank, trägt immer elegante Kleidung! fügte sie hinzu, zeigte die Haar- und Augenfarben an ihrem eigenen Gesicht an.


    Achso... vielleicht ist es eben mein Schicksal keine Eltern oder Geschwister um mich herum zu haben. Ich bin einfach da! So ist das also! meinte Tilla dann noch ziemlich betrübt dreinschauend über die Elternfrage, blickte ratlos auf die Blätter in Sivs Hand. Was machen wir mit dem Mord? Zurück ins Zimmer bringen? Nichts gesehen und gehört haben? Oder einem anderen zeigen? Hilfe holen? Vielleicht mehr auf Avianus aufpassen? Mörder seines Vaters wissen vielleicht längst wo er wohnt und kommen dann hierher.. Sie drängte sich näher an Siv und Luna heran.Und wieder gibt es viel Ärger wie bei Mathos Tod im Hause.

    Rauf und runter, rauf und runter wandern die Hände, schmeissen mit rauf und runter jeden Fleck ins Wasser, rauf und runter, rauf und runter geht die Reise des Stoffs. summte Tilla in Gedanken. Jemand tippte ihre Schulter an und bedeutete ihr aus der Waschküche zu folgen. Sie sah zu der Person auf.. es war Dina.


    Tilla erwiderte ihr Lächeln und bekam zu hören, dass sie im Garten von dominus Corvinus erwartet wurde. Nunja.. das war eine willkommene Gelegenheit frische Luft zu schnappen. Sie zog sich die Sandalen wieder an und bekam ein Handtuch, um den Schweiss vom Gesicht abzuwischen. Mit dem Handtuch, welches sie sich um die Schulter legte, trabte sie zum Garten hinaus, hielt Ausschau nach den anderen und erblickte Corvinus mit einer jungen Frau in Sesseln sitzend. Neugierig, aber auch mit fragendem Gesichtsausdruck trabte Tilla näher, blieb kurz vor den beiden stehen und begrüßte sie mit einer kurzen stummen Geste. Salve.. hier bin ich. Die Tafel hing allzeit griffbereit samt Kreidestückchen am geflochtenen Gürtel. Ihre Augen wanderten über Aurelia Laevina und ihre Lippen schenkten der jungen Frau ein schüchternes Lächeln.

    Mit großen Augen hörte sie Fhionns Geständnis und konnte es kaum glauben. Matho hatte Siv schlecht behandelt? Die Sklavin sollte Matho erstochen haben?!? Und jetzt war der majordormus tot, von gar nicht so fremder Hand über den Fluß Styx gebracht worden. Aber.. aber... wie ein nach Luft schnappender Fisch, der unversehens an einem leckeren Imbiss angelockt und von einer Angel an die Luft gezogen wurde, klappte Tilla den Mund auf und zu, versuchte Worte für das soeben Gehörte zu finden. Und nun? Was konnte sie tun? Offensichtlich rein gar nichts! Tilla schreckte bei Corvinus lautem Wort zusammen und bekam sogleich Gesellschaft von der Sklavin Dina. Gemeinsam blickten sie höchst erschrocken hinter der Säule hervor und sahen weiterhin taten- sowie hilflos dem Geschehen zu. Corvinus wies etwas neues an, nämlich das Fhionn einzusperren war! Tilla war nicht an dem Geschehen beteiligt.. lediglich nur eine zufällige Zuhörerin.


    Dina schüttelte an ihrer Schulter, versuchte sie dazu zu überreden zurück in die Schlafräume zu gehen. Lass mich! Tilla schüttelte ihre Hand ab und erhob sich. Dina liess Tilla stehen. Letztere wartete geduldig ab, bis alle anderen verschwunden war und schlich sich in den Gang hinein, wo Brix mit Fhionn verschwunden war. Niemand konnte sie hören, da sie ja barfuß unterwegs war. Sich hinter einem Möbel im Flur versteckend, hörte und sah sie dem Gespräch zwischen Fhionn und Brix zu. Immer noch war der Drang in ihr tief drinnen etwas tun zu müssen, aber was bloß? Ziemlich unentschlossen kaute Tilla auf ihren Lippen und betrachtete die Flurtüren. Brix war durch Fhionn abgelenkt.


    Flink huschte sie los, nutzte den Schatten und schlüpfte durch die zum Glück unverschlossene Tür ins benachbarte Gästezimmer. Sogleich lief Tilla zu den Fenstern und beugte sich hinaus. Wenn sie nur zu Fhionn rüberklettern könnte?!? War es tatsächlich wahr? Immer noch unentschlossen versteckte sich Tilla fürs erste hinter der Fenstergardine, mit dem Rücken zur Zimmerwand und kauerte sich ganz klein zusammen. In ihrer Kindheit hatte sie immer wieder erlebt, dass allein der Herr das Recht hatte Sklaven zu töten. Dass aber ein Sklave sich gegen einen im Rang höherstehenden Sklaven auflehnte, das war ungeheuerlich. Doch einen Sklaven wegen einem Mord zu kreuzigen, das war wahrlich übertrieben. Tilla legte ihr Kinn auf die Knie, starrte stumm vor sich hin und lauschte den Geräuschen im Gang. Wenn sie Fhionn sehen wollte, dann musste sie das Fenster zu Fenster klettern wagen und riskieren erwischt zu werden. Durfte man überhaupt mit einer Mörderin sprechen, die den gleichen Rang hatte wie sie? Ganz langsam erhob sich Tilla und wagte die Kletterei, klammerte sich mit Finger- und Zehenspitzen an jeder Ritze und jedem Vorsprung fest, bis sie die andere Fenstermauer erreichte, sich hinauf- sowie hinein ins Zimmer zog.

    Dann soll ich die alten Leute die sich für meine Flucht aufgaben immer im Herzen behalten? Ebenso meinen alten Herrn, der immer seine Sklaven schlug und prügelte, wenn sie Fehler machten. Alle drei haben mich ein Stück meines Lebens begleitet... und sie sind endgültig futsch, weil ich geflohen bin um nicht mehr erleben zu müssen was für Freveltaten an den Sklaven meines Herren geschah. gebärdette Tilla stockend und fragend zugleich. Sie verstand schon wie Fhionn es meinte.. nur irgendwie war das Zipfelchen aus ihrer brutalen Vergangenheit für sie noch zu klären. Alle drei kommen nicht wieder und ich sehe sie nie wieder, weil ich weggelaufen bin, das ist mir klar. Kommen die anderen, die so plötzlich weggegangen sind, auch wieder?? Sie hatte ohnehin keinen Einfluss auf diese 'Wiederkehr' und konnte nur hoffen. [COLOR]Ich wünsche es mir..[/COLOR] so sehr fügte das stumme Mädchen die zwei letzten Worte in Gedanken hinzu.


    Zaghaft lächelte sie auf die Erwähnung der aurelischen Mitsklavinnen. Ich mag die beiden anderen... von denen kann ich so vieles abgucken. Tilla liess sich von der neuen Mitsklavin drücken, kuschelte sich in deren warme Arme hinein. Fhionn war noch nicht sehr lange bei ihnen, dies hier war eigentlich das erste Aufeinandertreffen mit Fhionn. Die Ältere hatte es aber geschafft Tillas Herz zu gewinnen. Von unten herauf sah sie Fhionn an, zog ihre Hände hervor. Und dich mag ich auch! fügte sie hinzu, umarmte die Ältere ganz vorsichtig.


    Laute Stimmen jenseits des Bretterzaunes erinnerten sie daran wo sie waren. Tilla wollte ihr gemütliches Heuboden-Stall-Versteck nicht durch verräterische Unachtsamkeit oder ähnlichem verlieren. Behutsam löste sich Tilla aus Fhionns Umarmung. Ich bringe den Eimer eben wieder rauf und dann sollten wir gehen. Duccia Clara wartet. gebärdete sie, schnappte sich den Eimer, band diesen ans Seil und kletterte ins Dachgebälk hinauf um den Eimer zurück unters Dach zu ziehen. Nachdem das erledigt war, kletterte sie runter und sprang ein zweites Mal vom letzten Balken hinunter ins Heu, purzelte stumm kichernd bis vor Fhionns Füße. Der kleine heuübersäte Irrwisch lachte Fhionn an.

    Sie erschreckte sich vor Köchin Nikis plötzlichem Herumfahren und merkte schnell an deren Mimik, das es nur Spass war. Die Köchin schien sich irgendwie zu freuen sie zu sehen und lachte sie auch noch an. Also.. die Erwachsenen waren schon seltsam! Och... ich wollte klettern üben, den Kletterbaum kenne ich bald auswendig... darum. erwiderte sie auf Sivs Frage, liess sich von ihr von der Fenstermauer runterhelfen und fand asbald den sicheren Boden unter den Füßen wieder. Neugierig und misstrauisch zugleich musterte sie Nuala von oben bis unten. Für Orestes? Sie ist ein Geschenk für den Aurelier?? Na sowas.


    Tilla wusste, dass sie Corvinus gehörte, hatte aber kaum einem der Villenbewohner direkten Gehorsam zu erweisen, erledigte dies oder das für die verschiedenen Herrschaften, vornehmlich Duccia Clara oder Orestes. Wobei letzteres wahrscheinlich wegfallen würde, oder? Salve. grüßte sie Nuala, die linke Hand flach an die Stirn legend. Mal sehen, wie lange diese nicht viel ältere 'Neue' bleiben würde. Köchin Niki lenkte Tilla mit einer Schüssel süßem Milchbrei und Zimt ab. Mit eben dieser Schüssel setzte sich das Mädchen auf ihren selbst dekorierten Hocker und begann zu essen. Es war des erste Mal, das sie wieder in Anwesenheit der Erwachsenen aß, sonst aß sie ihre Mahlzeiten alleine und für sich. Köchin Niki bot den beiden alteren Frauen diesen kleinen Imbiss ebenfalls an und verschwand in den Gemüsegarten. Schläft sie bei uns oder schon bei Orestes?

    "Ja, du arbeitest mehr für Haus und Garten als für Corvinus, das weiss ich. Ich finde es schade." entgegnete Tilla, sah Siv verwundert an, wie sie so nach der Namensbezeichnung von ihrem Herrn fragte. Vorhin schon hatte sie ihren Herrn Marcus genannt... des war irgendwie falsch Marcus zu sagen? Gar keiner von allen wird es außerhalb vom Stall hören. Ich kann nicht sprechen. Nur mit dir flüstere ich. Sie würde auf ihre Stummheit beharren und abstreiten, dass sie sprechen beziehungsweise flüstern konnte.


    Tilla flüsterte, weil ihr dies als Idee zur besseren Verständigung mit Siv eingefallen war... aber ob sie des im üblichen Alltag machen würde? Keine Ahnung! Für Tilla war es eine Notlösung. So hell war es nun auch wieder nicht im Stall, in Lunas Box, dass man ihre stummen und lautlosen Gebärden sehen und erkennen konnte. Es gibt viele Aurelier im Hause, einer heisst wie der andere Aurelier. Wie soll ich sie sonst nennen? legte Tilla mit dieser einen Frage nach, um eventuell zu einer Lösung zu kommen. Die Ältere wusste es aus Erfahrung bestimmt besser und Tilla würde ihre Lösung dann eben übernehmen.


    Siv bemühte sich sichtlich vom Papyrus zu lesen. Tilla liess ihre zitternden Arme fallen, stellte sich neben der Stute auf auf und sah Siv an. Tief Luft holend und aus atmend setzte sie ihr 'Flüstern' fort. Luna kitzelte mit einem warmen Schnauben ihren Nacken. Das ist ein Bericht von Avianus. Über seinen Vater, der ist durch andere Menschen zu Tode gekommen. Sein Vater hiess Regulus, war Richter und Gelehrter und hat es geschafft Gesetze zu erstellen. Die wurden niedergeschrieben und doch regieren Menschen die Welt. An diie Gesetze sollen sich die Menschen halten. Und Avianus kann nichts machen, um die Mörder seines Vaters zu finden. Irgendwie wurde Tilla nicht schlau aus dem Text, aber es gab einen Toten.. wie lange war dieser Vorfall nun her? Bestimmt noch bevor Tilla auf die Welt gekommen war, oder? Du bist doch so alt wie Avianus, oder? Wie alt wäre denn sein Vater wenn er noch leben würde? So alt wie Marcus? Ich kenne mich mit 'Eltern haben' nicht aus... gestand Tilla und fühlte, wie sie schon wieder traurig wurde.

    Es war also das Leben, dass sich änderte! Hatte sie sich hier auch verändert? Tilla konnte es nicht sagen oder bestimmten, weil sie noch nicht drüber nachgedacht hatte. Sie spürte an ihren kräftiger werdenden Muskeln sowie kaum noch knurrenden Magen, dass sie keinen unnötigen Hunger mehr leiden musste. Siv kam zu ihr, streichelte Luna und dann auch ihre eignene Haare. Wie immer, wenn sie liebevolle Berührungen bekam, schloß Tilla die Augen, saugte diese in sich auf, um davon zu zehren Es IST schwer... Siv. stellte Tilla flüsternd fest. Ich möchte so vieles festhalten, damit es wenigstens eine Weile bleibt wie es gerade ist. Doch kaum habe ich mich daran gewöhnt, tritt wieder eine Änderung ein, die mir des Festhalten schwer macht. Sie zuckte hilflos mit den Schultern... des war ein Thema des man soweit ausdehnen konnte wie der Sternenhimmel. ZU Niki gehen? Ich würde so gerne des tun... und ihr helfen. Fhionn ist nett? Ich gucke gerne nach ihr.


    Tilla öffnete ihre Augen, sah Siv an. Im Tag bist du bei Marcus.... ich weiss. Und nebenbei versuchst du deine Dinge wie immer zu erledigen... ich weiss. Und ich weiss, was du bestimmt auch schon weisst, du magst Blumen und Pferde... wie ich! Und Nüsse und auf Bäum klettern Ein neues Lächeln streifte Tillas traurige Miene. Achja.. der Brief von Avianus. Sie löste ihre verkrampfte Hand aus Lunas Mähne, schüttelte sie durch und hob des fallengelassene Papyrus auf. Da steht alles drin.. es ist aus der Kammer von dominus Avianus. Ich sollte Kerzen auffüllen.. und da war alles zu lesen. Ich habe Angst bekommen und bin rausgelaufen. versuchte sie flüsternd zu erklären, stand mitten in der Box und schlang die zitternden Arme um ihren Körper.


    Von Vätern und Gesetzen
    Ich weiß bis heute nicht, was meinen Vater das Leben gekostet hat. Ich weiß auch nicht, wer ihn mir genommen hat. Jedoch weiß ich, was er mich gelehrt hat. Er hat mir beigebracht, ein Mann zu sein und was es heißt. Die Verpflichtungen doch auch die Rechte und die Ehre, die es mit sich bringt. Und sogar sein Tod hat mir etwas beigebracht, was Regulus als Richter selbst nicht wusste. Nicht Gesetze regieren die Welt, welche auf Papier niedergeschrieben wurden. Es sind Menschen, die die Welt regieren. Nichts hat Einfluss auf sie. Keine Gesetze auf Papier, kein Richter, habe er die lauteste Stimme und die strengsten Urteile. Es sind auch Menschen, welche mir meinen Vater genommen haben. Und ich kann damit nicht leben. Dass ich selbst nichts machen kann und dass ich so wehrlos bin, mich nicht stützen kann auf diese Gesetze auf Papier. Denn sie sind doch nichts weiter als moralische Grundlagen, an die sich niemand halten muss...

    Sie wurde von aufgeregtem Geflüster und Getuschel wach. Tilla sah sich verwundert um, entdeckte einige leere Betten und zuckte mit den Schultern. Da waren einige Frauen früher aufgestanden als sie. Das stumme Mädchen wollte sich schon wieder umdrehen, als sie aus dem Geflüster heraushörte, dass etwas im atrium los war. Es betraf angeblich Fhionn.. und Matho! Hm, komisch, ihre Neugier regte sich. Mit verstrubbelten Haaren, im Nachthemd gekleidet und barfuß lief sie den anderen flink hinterher, drängelte sich nach vorne.


    Es schienen beinahe alle Sklaven versammelt zu sein.. außerdem noch dominus Marcus. Da war Siv, Brix und Dina! Was war denn nun mit Matho? Ihn entdeckte sie nirgendwo. Fhionn stand leichenblass vor Marcus, schein etwas schwerwiegendes angestellt zu haben. Still stand Tilla inmitten der anderen auf ihrem Platz und lauschte den Worten die da gesagt wurden. "Fhionn wird nicht gekreuzigt. Brix. Du bringst sie hinaus. Nimm den Dolch aus meinem Arbeitszimmer. Ich habe die längste Zeit diese falsche Schlange an meiner Brust genährt. Es ist jetzt ein für alle Mal vorbei damit!" Ihre Hand flog vor ihren Mund, um den stummen Aufschrei, der ihre Kehle hinauf wollte, zu unterdrücken.


    Mit flinken Füßen, drängelte sie sich kopfschüttelnd an den anderen vorbei zu einer Säule und versteckte sich dahinter. Irgendwie war sie jetzt in die Nähe ihres Herrn sowie der von Orestes angelangt. Nein.. nicht so... gebärdete sie für sich aber auch für Fhionn, fühlte sich an früher erinnert. Sie fühlte, wie bereits die Tränen über ihre Wangen rollten, kauerte sich nieder und blickte furchtsam und lauschend zugleich durch die Beine der anderen Umstehenden zum Ort des Geschehens hinüber. Nach Brix Worten durchdrang ihr leises Schluchzen die vorherrschende Stille. Tilla schämte sich nicht ihrer Gefühle der Angst. Nein.. nicht so... wiederholten ihre Hände lautlos.

    Endlich war sie aus den vielen irreführenden Gängen raus, konnte Sonnenschein und frische Luft geniessen. Tilla fand nicht weit vom belebten Forum einen Stand, der wunderschöne Blumen im Angebot hatte. Leider hatte Orestes ihr nicht gesagt, welche Blumen er genau haben wollte und was genau im Brief stand wusste sie nun auch nicht. Dem Aurelier schien es jedoch wichtig zu sein, dass alles der noch unbekannten Empfängerin gefiel. Mit einem Strauß Blumen stand sie mit klopfendem Herzen vor der Tür und klopfte an. Diesmal war ihr Klopfen gut zu hören. Ihre Schreibtafel hatte sie zudem vorbereitet, damit der ianitor sogleich ablesen konnte wer sie war und was sie von den Bewohnern des tiberianischen Hauses wollte. Vorausgesetzt, er oder sie konnten lesen.


    Salve, ich bin Sklavin Tilla vom Hause Aurelia und soll Tiberia Arvinia persönlich einen versiegelten Brief und diese schönen Blumen überbringen.

    Tilla nickte, hörte Orestes wie immer aufmerksam zu. In Ordnung, dann sehen wir uns also heute abend in der Villa wieder. Bis später! Sie hüpfte schnell durch die immer noch offenstehende Tür und ging gemütlich los. Immer noch wr der Gang menschenleer, doch an der nächsten Ecke begegnete sie einem Mann, der in die Richtung gehen wollte aus der sie gerade kam. Ob des der Schüler war? Tilla lugte neugierig um die Ecke, tatsächlich.. er ging in Orestes Büro rein. Dann hatte sie wieder etwas zu erzählen und konnte ehrlich behaupten, dass sie Orestes Schüler getroffen hatte. Dass es aber auch jemand anders sein könnte, der zu dem Aurelier wollte, kam ihr gar nicht in den Sinn. Nun sollte sie zusehen, das sie weitermachte und ihren neuesten Auftrag erledigte. Also wie war das gleich? Zuerst Blumen kaufen und dann den Brief abgeben... ja genau!!

    Tilla nickte. Na, das stimmte auch wieder, jedoch lag diese Diskussion nicht in ihrem Interessengebiet. :) Wie du meinst. Ich schreibe gerne nochmal etwas wichtiges ab und bringe es dir hierher. Sie tat den Birnenrest weg und kehrte zu Orestes Schreibtisch zurück. Die Sesterzen waren ihren Händen sogleich vertraut und Tilla lächelte, als sie sie klimpern hörte. Achja.. dieses Geräusch. Ach.. der Brief ist es?!? Klar, das mache ich doch glatt! Und sie durfte sogar noch die Restmünzen behalten. Diese Aussichten.. einfach wunderbar! Dann mal ab zu den Tiberiern. Sie lief zur Tür und blieb davor stehen, weil sie diese ja nicht selbst öffnen konnte. Langsam drehte sie sich rum, stiess ihr Glöckchen an. klingklingklingelingklingeling Ehm.. könntest du... mir die Türe aufmachen? Sie musste unbedingt stärker werden und an Muskeln zulegen. Dann bin ich ganz schnell dort.. wir sehen uns dann später in der Villa? Oder soll ich hierherzurück, um alles zu erzählen? fügte sie noch hinzu, wartete geduldig darauf, dass sie losflitzen konnte.

    Auf seine nächsten Worte musste sie die Tafel zu Hilfe nehmen, denn das was sie jetzt zu sagen hatte beziehungs einfiel war doch ein bisschen viel auf einmal, um es mit den Händen sagen zu können. Ein sacerdos! Ich war neulich auch bei einer Priesterin. Du bildest also Menschen für deinen Beruf aus? Was müssen sie denn praktisches lernen? dominus Ursus war doch gerade erst in Germanien. Und Caelyn ist auch aus Germanien. Dein Schüler kann die beiden doch selbst ausquetschen, wenn er mehr über Germania wissen will.. oder darf er es nicht tun? Dein Schüler hats gut, er weiss wenigstens woher er kommt und ich weiss es nicht. platzte es aus Tillas eifrig schreibenden Händen heraus. Sie schob Orestes die Schreibtafel entgegen und sprang auf um sich diesmal eine Birne statt einem Apfel zu nehmen. Natürlich freute sie sich über sein Lob! Bene! erwiderte sie und stiess das Glöckchen als zusätzliches Einverständniserklärung an, wenn er gerade nicht zu ihr aufschauen sollte, um ihre Gebärde zu sehen. klingklongklingelingklingeling

    Tilla stimmte Ursus zu und wurde rot über des Lob, des sie soeben von ihm erhielt. Achja, das tat gut. Ofenwarme Kekse, Lob und einen Auftrag... was wollte sie mehr? Ihr fiel auf die schnelle nichts ein. das stumme Mädchen lächelte Ursus verlegen an, schenkte ihm ein Tilla-typisches Lächeln. Vielleicht sollte sie sich nochmal so eine ähnliche Überraschung ausdenken?


    Nebenbei ging es um ein wichtiges Thema, mit dem Tilla noch keine Erfahrungen gesammelt hatte. Nämlich der Liebe! Gut, sie war mal in Lucanus von den Flaviern äußerst verknallt gewesen, aber des hatte sich inzwischen gelegt, weil von dem jungen Mann nichts gekommen war, was weitere Anhimmelung gerechtfertigt hätte. Tilla seufzte leise, gab sich sekundenlang dem Herzschmerz hin und konzentrierte sich wieder auf die Männer. Ursus hatte noch keine Frau und Orestes hatte offensichtlich eine anbetungswürdige Dame gefunden, die ihm ehrlich erstandene Blumen und einen Brief wert war. Hm.. warum hatte Ursus keine Frau? Verstand er sich denn mit keiner von ihrem Geschlecht? Duccia Clara war auch alleine... Bene. erwiderte Tilla auf Orestes Worte und nickte glücklich. Sie musste nicht Blumen räubern gehen, wie Ursus es ausgedrückt hatte. Ja, der Mann kannte sie schon ganz gut...


    Eines aber war ihr noch wichtig geklärt zu wissen. Ist Corvinus nicht stinkesauer, wenn ich deine oder Orestes oder Duccia Claras Aufträge ausführen gehe, Ursus? Ich gehöre doch eigentlich ihm. Er ruft mich nie zu sich rüber. fragte Tilla wie immer langsam gebärdend, hielt die Schreibtafel bereit um aufzuschreiben, wenn man sie nicht verstanden hatte.

    Die ofenwarmen Kekse in ihren Händen waren kaum aufgegessen, da bekam sie eine neue Aufgabe. Blumen besorgen, die nicht aus dem hauseigenen Garten stammten? Tilla kräuselte die Nase und nickte rasch bevor sie in Überlegungen verfiel, wie man des anstellte und ausführen konnte. Mache ich doch glatt. Ursus hat auch Blumen von mir bekommen, damals als er zurückkam und weil ich ihn wegen anderen Aufgaben nicht selbst begrüßen konnte. 'erzählte' sie gebärdend. Ich weiß auch, wo die Villa ist. Sie lächelte beide Männer recht zuversichtlich an und wurde rot bis über beide Ohren, weil Orestes ihr Wissen über schöne Blumen haben wollte. Ehmja.. eigentlich braucht man nur die Augen offen zu halten, also wo sich die Gelegenheit bietet und wo die Brachflächen sind in denen noch etwas blüht. Ist eigentlich gar nicht so schwer... zu finden, was man braucht. Naja, als ehemalige Straßendiebin kam man eben rum und fand gemütliche und trockene Plätzchen, wie der zum Beispiel der alte Stall mitten in Rom.

    Sie staunte, wie stark Orestes Arme waren und blickte auf ihre eigenen Arme. Nun, da musste sie wohl noch etwas an Kraft zulegen, um es ihm nachtun zu können. Des vorherige Aufziehen der Tür hatte nicht geklappt. Si, ich komme gerne mit rein. Noch eine Aufgabe für mich? Hmja, klar.. gerne doch, so komme ich mal wieder in Rom herum. Tilla nickte und folgte Orestes sehr rasch in sein Büro hinein, um ihre Aufgabe des Abgebens auch räumlich erledigt zu haben. Neugierig sah sie sich um, ging zum Stuhl vor seinem Schreibtisch und setzte sich dort hinein. Naja.. eigentlich würde sie um die Aufgaben, die in der Villa Aurelia anstanden, herumkommen. Es war wieder sie, die gerufen wurde und die einspringen sollte. Sie klopfte kurz an die Schreibtischkante, um Orestes Aufmerksamkeit zu erregen. Warum dein Schüler? Was lernt er oder sie denn von dir? Auch des Abschreiben wie ich? fragte sie langsam gebärdend.

    Wie sie es schon bei allen anderen bisherigen Begegnungen erlebt hatte, gefiel auch diesem Menschen in diesem Büro ihre kleine, aber feine Schnitzerei. Tilla lächelte breit und folgte mit ihren dunklen Augen seiner Hand die etwas herbeiholte. Äpfel? Na klar.. wollte sie einen, war dies doch ihre Lieblingsobst! Sichtlich begeistert griff sie nach dem Obststück und schlug sogleich ihre Zähne in den Apfel hinein. Danke schön! gebärdete sie, legte die rechte flache Hand ans Kinn und und liess sie mit der Handaussenseite ihm entgegen hinabsinken. Tilla stieß ihr Glöckchen an, machte einen Knickser und hüpfte fröhlich aus dem Büro und von dannen. Ob er beim nächsten Besuch wieder da sein würde.. vielleicht gab es ein weiteres Mal? Oder sie begegnete ihm irgendwann einmal in der Stadt? Jedenfalls konnte sie sich nun rühmen einen Postbeamten zu kennen. :)

    Während sie wartete, überlegte sie, wie sie denn doch noch in den Raum hinter der Tür gelangen könnte. Die Tür war eindeutig zu schwer für ihre schmalen Arme und noch einen Versuch, naja, sie würde es schon nochmal probieren wollen.


    Die Entscheidung wurde ihr mit dem Öffnen der Türe hinter ihrem Rücken abgenommen. Tilla verhinderte gerade noch, dass sie hintenrücks umfiel und sah Orestes verdutzt an. Der war ja anwesend! Irgendwie hatte er wohl bemerkt, das sie hier angekommen war. Er redete auch sogleich auf sie ein. Das stumme Mädchen rappelte sich hoch, stellte sich ordentlich vor ihm auf. Ich habe geklopft. Tür soooo groß und dick. Sie 'zeichnete' die Breite der Tür in die Luft, wobei sie ein bisschen übertrieb aber nun konnte sie dank der offenstehenden Tür sehen, wie dick diese tatsächlich war. Tilla 'malte' eine typische Sanduhr in die Luft und hielt einen 'So klein wie der kleine Finger'--Minuten-Abstand vor... also hatte sie nicht lange gewartet. Nun holte sie die Papyrusrollen hervor und hielt ihm diese entgegen. deshalb war sie ja eigentlich hier. Tilla lächelte Orestes an, innerlich war sie erleichtet, tatsächlich an die richtige Tür geraten zu sein und das gab sie ihm gleich zu verstehen. Hier bin ich endlich richtig! Das ist gut! Hoffentlich komme ich nicht zu spät!

    Tilla beobachtete was er nun tun an Büroarbeit musste und schüttelte bedauernd den Kopf, hob die Schultern. Hmja.. er war nett, der Mann hinterm Schreibtisch. Spontan kramte sie einen selbstgeschnitzten Rosenkopf aus Holz aus einem ihrer Beutel heraus, legte ihm den Mann hin und bedeutete, dass dieses spontane Geschenk von nun an ihm gehören sollte.

    Nun war sie von dort gekommen und inzwischen hier... am liebsten wäre sie wieder umgekehrt. Doch das ging nicht. Tilla wollte nicht aufgeben, da sie ja schon einmal einen Auftrag ausgeführt hatte und reich belohnt woren war. Ihr Mut sank mehr und mehr, je länger sie in den Gängen herumirrte Jeder Fremde den sie traf und der ihre Tafel mit dem Zielort drauf las, wies sie in eine andere Richtung. Doch endlich schien sie die richtige Fährte gefunden zu haben...


    Mit kleinen Schritten tapste sie auf die große Tür zu und sah an ihr empor. Ob sie jetzt an der Adresse richtig war? Die Tür war jedenfalls größer an sie selbst! Na denn... Tilla atmete tief durch, straffte ihre Schultern und klopfte an. Huh.. das Klopfen klang ziemlich leise. War die Tür denn so dick? Noch ein tiefer Atemzug und sie klopfte etwas lauter auf des Holz. Autsch, ihre Faust schmerzte. Hmpf! Dann musste sie eben eintreten und sich entschuldigen... wie immer eigentlich.


    Mit größter Kraft drückte sie die Klinke runter, stemmte sich gegen die Tür. Mann, wieso bloß war die so schwer zu öffnen. Stand etwas schweres davor? Tilla schaffte keinen so großen Spalt das sie durchschlüpfen konnte. Überhaupt, sie hätte sich sowieso nicht getraut dies zu versuchen, weil die Tür sie sicherlich wie eine Fliege zerquetscht hätte. Ein Plumpser verdeutlichte, das sie seufzend zu Boden gesunken war. Das Glöckchen klingelte sein Lied... klingklongklingelingklingeling Mit den mitgebrachten Schriftrolle wedelte sie sich Luft zu. Irgendwann würde Orestes schon kommen, wenn überhaupt und hoffentlich!

    Orestes bedankte sich wundersamerweise bei ihr. Danke sehr. Tilla nickte rasch und hielt still. Plötzlich sprach Ursus sie aus der Unterredung der Männer heraus an. Impulsiv fasste sie sich ans Gesicht, tastete ihre lächelnde Miene ab. Lächelte sie zu wenig? Jedenfalls erfreute es ihn, sie so zu sehen. Ihr Lächeln wurde umso strahlender, wie sie die Erlaubnis für weitere Kekse zum vernaschen bekam. Nein, ich durfte nur einen Keks probieren. Mannomann, das ist echt fein! Danke dir, Ursus! gab sie rasch zurück, tapste zur Keksschale und nahm sich wie befohlen eine Handvoll heraus. Uhauohwei.. die da unten waren noch heiss. Autsch... sie biss die Zähne zusammen und ging zu ihrem Platz zurück. Tilla zuppelte das allseits bekannte weiße Taschentuch heraus und steckte die Kekse zum auskühlen hinein. Ah.. das war schon besser. Sie pustete ihre Finger mit dem eigenen Atem abkühlend ab und widmete sich leise Kekse kauend dem Zuhören. Über was redeten sie nun? Heiraten? Und wer war der Glückliche? Gute Frage.. Tilla tippte heimlich auf Orestes, weil der neulich so viel Geduld mit ihr gehabt hatte. Oder war es Ursus? Ich weiss, wo die schönsten Blumen wachsen und von wo man über Rum gucken kann... gebärdete sie spontan, um etwas beizutragen.