Beiträge von Tilla Romania

    Hm.. aber wenn ich alles in meinem Herzen aufbewahren soll dann ist doch bestimmt kein Platz mehr darin um alles weitere mit hineinzustecken. Dann tut mir mein Herz bald ganz doll weh, weil es voll bis oben hin ist. protestierte Tilla. Dann wird mein Herz schwer. Aufschreiben tut weniger weh und wenn ich mein Texte gut verstecke, dann kann niemand sie finden. Oder ich gebe dir meine Geschichten zum Aufbewahren... fügte Tilla hinzu. Ob Maron sie dann lesen durfte, wusste sie nicht. Denn immer noch wusste niemand was sie auf der Straße getan hatte um zu überleben. Sie hatte bisher mit ihrem 'fingerflinken Diebesleben' hinter dem Zaun gehalten und sehr wenige Leute wussten von dem alten Stall drei Straßen hinterm Forum Romanum.


    Auf seinem Schoß sitzend und die fürsorgliche Umarmung von Maron spürend, weinte Tilla sich endlich einmal richtig aus und spürte asbald die Erschöpfung in sich aufsteigen, weil es immer noch so viel 'unausgebärdetes' gab, was sie beschäftigte. Bald waren ihre Augen vom Weinen rot und verquollen. Marons Worte brachten sie dazu sich nicht entscheiden zu können zu weinen oder zu lachen. Sie entschied sich für letzteres und hob ihr verweintes Gesicht von Marons nasser Schulter um den Mann schwach lächelnd anzusehen. Rosinen und Honig müssen auch noch mit rein.. dann wird das ein richtig süßes Brot. Kaum aus dem Ofen und mit kalter Butter bestrichen schmeckt es bestimmt gaanz doll richtig gut. Sogar 'unserem' Frosch... gebärdete Tilla und wischte sich die Tränen von den geröteten Wangen. Kommst du mit zum Stall um Einohr zu Mama und Keinohr zurückzubringen? Oder gehst du zur Küche und Köchin Niki fragen, ob sie alles da hat in der Speisekammer? Ich habe Lust auf Backen... du bist so nett zu mir. Ich kenne meine Eltern nicht und wenige Leute die nett sind und dies auch zeigen können. fügte sie hinzu, hockte bequem auf Marons Schoß.

    Es ging plötzlich alles rasend schnell voran. Die schöne Frau las ihre Tafelnachricht und schien entsetzt zu sein, dass es einen Fehler gab. Ehe Tilla sich versah, hatte die Flavierin die Nachricht von Duccia Clara aus den Händen des Mannes genommen, diese höchstpersönlich gelesen. Kurz darauf hielt Tilla eine schriftliche Nachricht samt einen Beutel voller Münzen in den Händen.


    Sie musste den Beutel mit beiden Händen festhalten, da er so schwer war. Tausend Sesterzen hielt sie in ihren schmalen fingerflinken Händen!! Das war auf jeden Fall die reichste 'Beute', die sie als ehemalige Diebin und Straßenkind in ihrem Leben gemacht hatte. Jedenfalls musste sie einige Male tief durchatmen, um nicht angesichts der 'Beute' quasi in die Knie zu gehen. Mannmannmann.. und jetzt?!? Zur Villa Aurelia zurückgehen oder nach den Sklavinnen fragen?


    Also, wenn sie schon den Mut hatte den 'Null'-Fehler aufzuklären, dann konnte sie es vielleicht auch noch schaffen den befreundeten Sklavinnen in diesem Hause zu begegnen. Behutsam legte Tilla den Beutel zwischen ihre Füße und wischte auf ihrer Tafel alles vorherige geschriebene weg. Fhionn und Tilla danken sehr. Wir werden die Münzen Duccia Clara bringen. Bitte, Herrin, dürfen wir um einen Becher Wasser bitten? Tilla hielt der schönen Frau erneut die Tafel entgegen und staunte über sich selbst und ihren vorhandenen Mut.

    Tilla nickte und notierte sich die Zeit, die er sich für das Bringen der Abschriften wünschte. Hm... ob sie es bis dahin schaffen würde, würde sie sicher erst beim Abschreiben der Rollen herausfinden. Jedenfalls musste sie sich richtig Mühe geben und sich anstrengen keine Buchstaben zuviel oder zu wenig aufs papyrus zu schicken. Schon gar keine Tintenkleckse... oder Eselsohren.


    Nein, ich habe keine Fragen mehr. Meine Hand wird sich ganz bestimmt gewöhnen und es wird alles gut werden. Bene? erwiderte sie per Wachstafel und lächelte Orestes an. Sie liess die Tafel liegen und eilte zur Tür, um für ihn diese zu öffnen und aufzuhalten. Tilla hatte nach seinem Hinausgehen vor, die Küche zu besuchen und sogleich wieder hierher zurück zu kehren. Ja, so würde sie es halten... außerdem hatte sie nicht nur das Abschreiben als Aufgabe bekommen sondern auch das Abstauben der Rollen. Und dieser Raum hier war einfach zu interessant um diesem allzu schnell wieder den Rücken zuzukehren. Ja, Tilla hatte also gute Gründe sich hier aufzuhalten... und sie freute sich darauf.

    Olorions Worte zu Chimerions Verkaufspreis lockten Tilla wieder hinter Fhionns Rücken hervor. Also sowas!, empörte sie sich innerlich. Da schummelte dieser Mann doch glatt eine Null weg. Tilla zog ihre Tafel hervor.


    Mann eine Nummer zu wenig gesagt. Drei Kreise nach ZAHL = 1000 sollen es sein für Mann mit Pferdeschwanz. Sie zeigte Fhionn die Tafel, wartete bis diese fertig gelesen hatte und trat spontan vor. Diesen Fehler musste sie einfach ausbügeln. Sie wusste noch ganz genau, was sie den Hausherrn der Villa Aureilia gekostet hatte. Stumm trat Tilla vor, stellte sich in die Linie zwischen der Flavierin und Olorion, hielt der schönen Frau ihre Tafel entgegen.


    Fiona und Minna hatte sie für den Moment vergessen... dafür errinnerte sie sich an eine weitere flavische Sklavin. Bridhe hiess die. Am besten fragte Tilla die Hausherrin nach etwas Wasser zum Trinken, wenn sie den Verkauf von Chimerion erledigt hatte. Bridhe würde sich hoffentlich freuen sie zu sehen und hoffentlich an sie den kleinen Irrwisch, der damals wegen einem Geist (Ursus) auf den Baum kletterte, errinnern. Immer noch hielt Tilla der hübschen Flavierin die Tafel entgegen, was anderes elraubte Tillas Sinn für Gerechtigkeit nicht.

    Hurraaa.. sie hatte sich nur einmal verschrieben! Das wollte schon was heissen.. nur ein Fehler!! Tilla lächelte Orestes fröhlich und sichtlich erleichtert an. Sie notierte sich den Fehler auf der eigenen Tafel und nahm sich vor, die Rabe & Wolf Fabel nochmals abzuschreiben, damit sie dann wirklich komplett richtig war. Vielleicht schenkte sie ihm dann die Fabel... aber dazu dann besser einen Rahmen drumherum basteln! Sie hatte schon wieder eine Idee, wie sie den Mann neben ihr erfreuen konnte. Tilla lächelte verschmitzt in sich hinein und nickte zu seinen Worten. Ja sicher war es anstrengend so 'anders' zu schreiben mit dem calamus, aber sie hatte Zeit bekommen, um sich noch mehr mit dem neuen Schreibgerät anzufreunden.


    Danke, mir eine Pause und die Erlaubnis zum essen gehen zu geben. Das ist echt nett von dir! Das calamus ist so anders als der Griffel.. es geht ganz gut, finde ich. schrieb sie als Antwort für ihn nieder. Tilla nahm sich die Rolle mit der sie weiterarbeiten sollte und trug alles zu ihrem Platz zurück. In Ordnung.. ich gucke mir die Texte an und übe vorher die schweren Worte bevor sie aufs papyrus dürfen. Sie dachte über mögliche Fragen nach, schrieb eine auf ihre Tafel nieder. Doch.. eine Frage habe ich. Bis wann morgen sollen sie, die Rollen und Abschriften bei Euch sein? Ich meine, die Tage sind derzeit so unendlich lang und der Morgen kann ewig dauern. Tilla fand nicht, dass Orestes wie ein Lehrer klang.. sie war einfach nur froh, dass ihr jemand etwas Neues beibrachte und half sich in ihren Talenten zu verbessern.

    Auf seine Aufforderung hin nahm Tilla die Sachen an sich und trug sie zu seinem Tisch rüber. Sie merkte, dass sie aufgeregt war und armete tief durch. Ganz behutsam strich sie das papyrus glatt, zeigte somit die zwei Schreibproben der Fabel vor. Herjeh! Die Tinte!! Ein kurzer Blick auf ihre Hände.. die Tinte war schon getrocknet. Was für ein Glück! Eine Schule hatte sie nie besucht und der Schreib- und Lese-Unterricht bei dem alten Sklaven ihres ehemaligen Herrn war schon Ewigkeiten her.


    Tillas Füße wollten vor Aufregung nicht still halten, doch sie riss sich erneut zusammen. Die eigene Tafel hatte sie ebenfalls mitgenommen, um ihm sogleich antworten zu können. Ganz gespannt sah sie Orestes an, suchte in seiner Mimik zu erkennen was er nun sagen würde. Die Texte die er ganz am Anfang gleich nach ihrem allerersten Eintreten in den hauseigenen Bibliotheksraum erwähnt hatte, schienen von einer ganz anderen Geschichte zu handeln. Tilla glaubte nicht daran, dass diese ebenso aus einer Fabel bestanden.

    Nun hast du es jetzt gesagt bekommen. Ich schätze mal, du würdest lieber keine Fliegen und Insekten verspeisen sowie das Tümpelwasser trinken wollen. Nicht wahr? neckte Tilla ihn feixend, konnte irgendwie nicht ganz von dem 'Maron als-Frosch'-Thema ablenken, da es so spassig und lustig war. Ich wäre lieber so eine schöne Stute wie Luna! Sie hat so ein schönes schimmerndes Fell wie der Mond, wenn er ganz rund ist und einen rasanten Galopp! schwärmte Tilla zusätzlich Maron vor.


    Einohr stellte ihre Ohren auf, wie um Tilla zu bedeuten, das sie gefälligst zuhören sollte, was Maron sagen hatte. Nun.. Maron Aussagen nach verbrannte man sich tatsächlich nicht die Haut wenn man auf einem Schiff segelnd in die Sonne hineinfuhr. Sie konnte jedenfalls keinerlei verräterischen Flecken auf Marons Armen entdecken. Also war es doch wahr... sie nahm sich vor es so wie die Geschichtenerzähler zu halten und nickte zögernd. Einohr wackelte mit den Ohren, setzte sich auf und begann sich genüßlich das Fell zu putzen. Tilla nahm die Hände beiseite, weil sie das Hasenkind nicht in seinem Tun stören wollte. Also.. ich soll alles erleben und es hinterher aufschreiben? Deshalb schreiben die Erwachsenen immer etwas auf damit es nicht vergessen wird. Und diese Geschichten suchen die Geschichtenerzähler heraus, damit sie was zu erzählen haben. Aber das ist doch nicht dasselbe als wenn der Betroffene selbst erzählen würde. meinte sie, sah Maron vorsichtig von der Seite her an.


    Ich finde es wirklich toll, dass du wieder da bist. Spontan kletterte Tilla auf Marons Schoß, umarmte ihn ganz fest mit ihren schmalen, noch nicht ganz kräftigen Armen. Die Anspannung in ihr über die zurückliegenden Erreignisse war noch da.. sie löste sich mit Tränen die über Tillas Wangen rollten. Fürs Weinen wurde sie nicht bestraft, oder?

    Sie strahlte über das unerwartete Lob aus seinem Mund, lächelte sogar breiter als zuvor. Naja.. sie lernte eigentlich nicht schnell, sondern bemühte sich redlich alles Verlangte und Geforderte richtig zu machen. Tilla nahm rasch ihre eigene Tafel zu sich, wischte alles vorherige weg und schrieb etwas kurzes darauf. Ja, die Tinte scheint noch zu fliessen, wenn man das papyrus sofort nach dem Schreiben bewegt. teilte sie Orestes mit. Danke! fügte sie hinzu und nahm alles mit an den Tisch zurück, den sie sich zum Abschreiben ausgesucht hatte.


    Mit dem Zeigefinger jede Zeile entlang auf- und abfahrend las sie die Fabel durch und lachte stumm auf. Oh ihr Raben.. deshalb könnt ihr nicht singen wie der Kuckuck und der Esel! Warum hast du nicht vorher schon des Käse gegessen? sprach Tilla gebärdend zu sich selbst, griff nach dem calamus und begann endlich mit dem Abschreiben. Die ersten Zeilen sahen ziemlich verwackelt und unbeholfen aus, doch mit jeder neuen Zeile wurde ihr Schriftbild immer besser. Sie merkte, dass sie aufpassen musste die noch feuchte Tinte nicht zu verwischen.


    Skeptisch betrachtete sie die abgeschriebene Fabel, blickte zu Orestes rüber und beschloß das Abschreiben noch einmal zu wiederholen. Die Schreibhand begann zu schmerzen von dem ungewohnten Schreib-Griff.. doch Tilla sagte sich, dass wenn sie stetig weiter übte, ihre Hand sich hoffentlich daran gewöhnen würde. Die zweite Kopie sah schon besser aus und die 'i'-Punkte waren da wo sie hingehörten. Das 'Q' war ein Buchstabe den sie nicht oft verwendete, aber er sah lustig aus mit dem 'Zipfelchen' unten dran. Tilla lächelte still in sich hinein, baumelte mit den Beinen vom Stuhl. Spontan stiess sie ihr Glöckchen an, um Orestes zu bedeuten, dass sie fertig sei und ob sie zu ihm an den Tisch treten dürfe. Klingklungklingklongkling.

    Tilla trat zurück, stellte sich wie vorhin schon wieder neben Fhionn auf. Mit zusammengekniffenen Augen hörte sie dem Dialog des Duos Flavia Celerina und Chimerion zu. Der Mann mit dem Pferdeschwanz beantwortete alles richtig und erzählte gleichzeitig etwas über sich, also was er vorher gewesen war. Er hatte als Leibwächter gedient? Hätte jetzt eigentlich in einer Gladiatorenschule sein sollen? Interessant! Bestimmt wäre er irgendwann auf Cadhla getroffen, hätte vielleicht gegen sie kämpfen müssen. Tilla hatte ein einziges Mal Aurelia Prisca und Aurelia Helena ins Kolosseum begleitet, errinnerte sich noch sehr gut an die Kämpfe in der Arena, welche sie dann wegen dem vielen Blut doch nicht so genau verfolgt hatte.


    Erschrocken über der Forderung der Flavierin zog Tilla den Atem ein und stiess ihn hastig wieder aus. Er sollte sich vor dieser Frau ausziehen! Die geschundene Rückenansicht von Chimerion kam ihr bekannt vor. Diese Narben hatte sie selbst auf ihrem Rücken vorhanden. Sie schüttelte innerlich den Kopf, beobachtete die Flavierin. War sie gegenüber ihren Freundinnen Minna und Fiona auch so streng? Wo waren die zwei Frauen eigentlich? Schade, dass sie gerade nicht mit anwesend waren. Gerne hätte Tilla ihnen 'Hallo' gesagt und ihnen Fhionn vorgestellt. Dass die aurelische Sklavin zusammen mit Siv Unterricht bekamm, hatte Tilla nicht mitbekommen, wusste nicht, dass Fhionn die beidne Sklavinnen schon kannte. Nun wartete Tilla auf der Stelle verharrend ab ob die Frau den Mann nun kaufen würde oder nicht. Ihr Blick schweifte hin und her, nur nicht zu Chimerions Körper.

    Tilla nickte immer wieder und lächelte ihm scheu zu. Es war unglaublich, dass der Mann sich mit ihr beschäftigen wollte, ihr sogar beibringen wollte, wie sie mit dem Schreibgerät umgehen sollte. Wie immer eigentlich wollte sie alles richtig machen, um ja keinen Ärger zu bekommen. Sie mochte keinen Ärger bekommen, hatte sie doch am eigenen Leib erfahren, was es bedeuten konnte Fehler zu machen. In Ordnung. schrieb sie mit dem Griffel auf die Tafel, dass sie ihn verstanden hatte. Sie war neugierig auf den Übungstext, den sie gleich bekommen sollte. Es waren zehn Zeilen und sie enthielten eine Geschichte. Da hatte Orestes aber voll ins Schwarze getroffen. Tilla mochte Geschichten. Sie konnte die Geschichte nicht sofort lesen, da sie genau hinschauen musste, wie er das Rohr hielt. Tilla nahm das Rohr entgegen, setzte die Finger richtig aufs Rohr und tunkte in die Tinte.


    Variatio delectat mi. Variatio delectat mi. Variatio delectat mi.*


    Naja.. 'r' und 'i' sahen aus wie ein 'n', das 'o' sah aus wie ein Tintenklecks und das 'c' schien mit dem 't' verschmelzen zu wollen. Tilla probierte es noch einmal. Nun sah es schon besser aus... quasi etwas mehr Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben halten, nicht so eng wie auf der Tafel setzen, dann floss die Tinte, also die Buchstaben nicht ineinander über. Sie schrieb den Satz ein drittes Mal nieder. Jetzt konnte Orestes an ihren gleich drei Schreibversuchen sehen, wie sehr sie sich bemühte. Sie schob ihm das papyrus hin. Es war ein ganz gänzlich anderes Material als die Wachstafel.. man blieb nicht im Wachs stecken, wenn man zu fest aufdrückte. Das Calamus-Rohr glitt flüssig über die glatte Fläche hinweg. Tilla betrachtete es eingehender, beobachtete Orestes aus den Augenwinkeln. Was er wohl sagen würde?


    Sim-Off:

    Danke für die Information bezüglich des Schreibgerätes! Wieder etwas neues gelernt... =) *Abwechslung erfreut mich. (Cicero)

    Tilla nickte immer dann, wenn sie meinte, dass es angebracht war. Etwas abschreiben sollte sie? Das war ja mal etwas ganz neues und eine ganz spezielle Aufgabe für sie und ihre flinken Hände. Ja, ich kann schreiben. Dies muss ich können, um mich zu verständigen. Schreibutensilien in diesem Rollenchaos wiederfinden. Och, das war sicher einfach zu bewerkstelligen genauso wie das Abstauben. Ich verstehe. bestätigte Tilla mit einem weiteren Nicken.


    Das stumme Mädchen ging um den wuchtigen Tisch herum zu Orestes Stuhl, blickte auf die Rollen die er ihr derweil vorzeigte und welche sie abschreiben sollte. In Ordnung. fügte sie eifrig hinzu, lächelte ihn scheu an, dankbar für die Aufmunterung, die er ihr mit seinem stummen Blick schenkte. So behutsam sie konnte nahm sie die Rollen an sich und trug sie zu einem nahe liegenden Tisch rüber, legte alles ab. Dann wanderte Tilla durch den Raum, auf der Suche nach den erwähnten Schreibutensilien. Sie rumorte ein wenig herum und tauchte strahlend wieder auf. Ich hab sie!!


    Sie präsentierte Orestes ihre Beute und holte einer Eingebung folgend ihre Schreibtafel zu sich. Soll ich alles auf meine Klapptafel und die Wachstafeln schreiben oder auf papyrus? Ich kenne nur den Griffel. Die Gänsekielfeder leider noch nicht, weil es früher immer zu teuer war, um mit diesen Ding und auf Rollen schreiben zu üben. Fragend, mit leicht schief gelegtem Kopf, sah sie den Mann an, hoffte auf seine Unterstützung bezüglich Tintenkleckse und Eselsohren.

    Tilla musste erneut lachen, als ihr der Wunsch nach mehr frosch-ähnlichen Geräuschen erfüllt wurde. Nein, sie lachte Maron immer noch nicht aus, erfreute sich schlichtweg an dem was er darbot. Mann.. du kannst das aber echt guuuuut!!! lobte sie Maron. Dir fehlt nur noch ein froschgrünes Gewand und ein brauner Sack. neckte sie ihn verschmitzt grinsend, versuchte ihn sich mit dieser Verkleidung am Tümpel hockend vorzustellen. Mann, war das ein Spaß! Tilla kriegte sich fast gar nicht mehr ein... doch Marons nächste Worte über die Sonne holten sie schon wieder auf den Boden der Tatschen hinunter.


    Die Geschichtenerzähler der Straße haben das alles über die Sonne und eine Geschichte dazu erzählt. Es ist doch meistens wahr was sie erzählen von ihren Reisen quer durch die Länder in denen sie schon waren. gebärdete sie leicht entrüstet, dass Maron ihren Worten keinen Glauben schenkte. Sie plumpste zurück auf den Rasen, zog die Beine ganz dicht an ihren Oberkörper heran. Tat dir das nicht weh als du der Sonne so nahe warst? Dem geflügelten Mann hat es wehgetan... er ist dann mit seinen Flügelfedern auf den Boden gefallen und ist dann auch noch gestorben, bevor er irgendwas über die Sonne sagen konnte. Wie es war da oben zu sein und alles von oben zu sehen.


    Tilla schniefte leise auf. Das fand ich total traurig, dass er dieses Ende nehmen musste. Ja, ich brauche das Klettern zum Weglaufen. bestätigte sie schliesslich. Marons Worte erschreckten sie, ebenso sah sie ihn mit erschrockenem Blick an, zeigte ihm etwas von der Angst die sie quälte. Nein!! Bloß nicht erwachsen werden! Dann bin ich auch so seltsam drauf wie die anderen groß gewordenen Mneschen im Hause! Immer so mies gelaunt. Dann ist keiner mehr da der noch lachen und sich freuen kann... Tilla beugte sich impulsiv vor und nahm Maron Einohr weg, um mit dem Hasenkind zu kuscheln und es zu streicheln. Sie sah nicht mehr zu dem Sklaven auf, blickte stetig auf Einohr hinab.

    Tilla lachte erleichtert auf, als sie die Nachricht bekam, dass sie mal wieder von einem der Erwachsenen gebraucht wurde und gab ihre derzeitige Aufgabe, nämlich das Ausschrubben eines Weinflecks aus einem Kleidungsstück an Dina ab. Viel Spass damit... neckte sie die ältere Sklavin und entwischte ihr, bevor Dina ihr noch etwas ärgerliches hinterher rufen konnte. Endlich weg vom Wasserbottich. Wäsche waschen zu müssen war einfach nicht ihr Metier. Da machte sie sich doch lieber etwas was sie schon längst konnte und den Herrschaften zur Verfügung stellen konnte. Tilla huschte noch schnell in die Räume der weiblichen Sklaven, holte ihre Klapptafel und eilte dann zu den Räumen zu denen sie kommen sollte.


    War sie schon mal hier gewesen? Sie zog die Stupsnase kraus. Nein.. noch nie! Sie klopfte an, wartet auf den Wink des Eintretens und stand dann auch schon sich neugierig umsehend in der Bibliothek, ein paar Schritte von Manius Aurelius Orestes entfernt. Ihre Augen wurden ganz groß. Ach du Schande.. soviele Rollen an einem Ort! Das war reichlich Lesefutter. Unbedingt musste sie Duccia Clara von diesem Ort erzählen. Dich nun sollte sie besser die Aufmerksamkeit auf den Mann richten, der nach ihr gerufen hatte. Da bin ich... gebärdete sie langsam, stampfte kurz mit dem Fuß auf, um ihrer Anwesenheit Nachdruck zu verleihen. Die mitgebrachte Tafel presste sie eng an ihre Brust, sah den Mann neugierig an.

    Der unbekannte Mann kam immer näher und schien etwas von ihnen haben zu wollen. Aber was nur wollte er von ihnen haben?


    Tilla wurde von Fhionns Stupsen aus ihren Gedanken gerissen und erkannte erst jetzt, dass eine hübsche Frau sich ihnen genähert hatte. Boah.. die war aber hübsch... etwa so hübsch wie die Mutter vom kleinen Nero. Ja.. ihn müsste sie auch einmal wieder treffen, damit sie ihm erzählen konnte was so alles geschehen war! Das junge Mädchen lächelte Flavia Celerina scheu an und kramte die Schriftrolle hervor, die Duccia Clara ihr als Ausgleich für ihr stetes Schweigen mitgegeben hatte. Sie trat ein paar Schritte vor, machte einen Knicks und überreichte der schönen Frau die Rolle. Tilla wagte es nicht zurückzutreten weil sie noch keinen Wink dazu bekommen hatte. Kurz sah sie über die Schulter zu Fhionn rüber, holte sich von ihr ein Quentchen Aufmunterung und sah die Flavierin mit angespannter Mimik wieder an. Hoffentlich ging alles gut aus! Das wäre echt fein!


    Duccia Clara an Flavia Celerina:


    Ave!
    Ich wohne zur Zeit in der Villa Aurelia und habe gehört, dass Du auf der Suche nach einem Sklaven bist.
    Zufälligerweise habe ich einen zum Verkauf. Mit diesem Brief, den Dir die aurelische Sklavin Tilla übergeben wird,
    schicke ich auch den Sklaven zur Begutachtung mit. Sein Name ist Chimerion. Und wenn er Deinen Vorstellungen entspricht,
    kannst Du ihn auch gleich behalten.
    Für dieses Prachtexemplar verlange ich einen Sonderpreis in Höhe von 1000 Sz. und hoffe, wir kommen ins Geschäft.


    Vale bene!


    Duccia Clara

    Tilla hob die Hand vor den Mund, prustete amüsiert drauflos. Maron gab einen ganz passablen Frosch ab... und mit was für einer Stimme! Immerhin musste sie nicht mehr den Hals verrenkend gegen die Sonne zu ihm aufsehen.. er saß jetzt neben ihr und hielt Hasenkind Einohr fest. Huch.. beinahe hätte sie vor Lachen das Gleichgewicht verloren und rettete sich mit einem Hintenrücks-Plumpser auf das Gras neben Marons Schatten. Tilla musste immer noch lachen, tat es stimmlos und wischte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. Nochmal...!!! bat sie Maron begeistert. Bitte.. machs noch mal..!! gebärdete sie stürmisch, begierig darauf diese "Quoooaaark" noch mal zu horen.


    Das geräuschlose Lachen verstummte allmählich, weil sie sich bemühte wieder etwas ernster zu werden. Tilla schüttelte heftig den Kopf. Nein.. ich esse doch keine Frösche! Schon gar keine Froschschenkel.. die sollen bloß auch so lebendig wie Einohr und Luna bleiben. Die sollen leben und nicht getötet werden, nur weil man sie alle essen kann. Die wollen doch auch leben wie du und ich! Tja.. da sah man mal wie wichtig Tilla die Lebenden und Lebewesen waren. Sie hatte schliesslich genug schlechtes in Verbindung mit Blut und Grausamkeiten erlebt bei ihrem alten Herrn. Tief atmete sie durch, strich sich die Haare aus dem Gesicht und rappelte sich erneut in die Hocke auf. Gleich darauf hörte man ihre nackten Zehen im Wasser plätschern. Ich gucke gern zu wie jemand oder etwas groß wird und erfreue mich daran. Ich mag es nicht wenn alles vorzeitig vor der richtigen Zeit beendet wird. fügte Tilla hinzu, sah Maron ernst an.


    Ihre Gedanken um Leben und Tod wurden von Marons Erwiderung zu ihren Talenten abgelenkt. Tilla zuckte mit den Schultern. Das Reiten war eher Zufall und klettern muss ich doch können wenn ich ganz schnell fliehen muss. Sie lauschte seinen Worten einer Schifffahrt. Ach richtig.. die untergehende Sonne hatte auch Maron verschont. Und die Segel des Schiffes wohl auch, denn mit brennenden Segeln hätte es sicher nicht weitersegeln können. Tut das weh, wenn man in die Sonne hinein und wieder heraus fährt? Wasser trocknet doch schnell in der Sonne aus und trotzdem kann es ein Schiff fortbewegen. Seltsam! gebärdete Tilla irritiert.

    Bis übers Meer hinaus fahren? Wirklich? So richtig in die Sonne hinein fahren wenn sie ganz tief kurz vor dem Versinken ins Wasser steht? fragte Tilla erstaunt, gar verblüfft mit abermals ganz großen Augen den Sklaven. Sie konnte es sich kaum vorstellen, dass jemand dies tun würde. Aber die Möwen schafften das doch auch und kehrten trotzdem ohne verbrannte Flügel aus der Sonne heraus wieder zum Meer zurück. Cotta hatte es geschafft und dafür den Stich einer Mücke davon getragen. Sie schüttelte den Kopf.


    Nee du, ich gehe nicht weg. Mag ich auch gar nicht. Hier habe ich Essen, Trinken, ein Bett und ein Dach überm Kopf. Tilla lächelte leicht, begann aufzuzählen, was sie noch hinderte wegzugehen und was sie mochte. Und Hasenkind Einohr. Und Schimmelstute Luna. Und den Kletterbaum dahinten, dessen Blätter bei Wind so schön geheimnisvolle Geschichten flüstern, denen niemand außer mir zuhören mag. Maron machte ein weiteres Angebot mit ihr zusammen etwas zu unternehmen. Es freute Tilla sehr, dass da endlich jemand bereit war sich um sie zu kümmern. Etwas von seiner oder ihrer Zeit abzugeben, gar etwas gemeinsame Kurzweil zu finden. Von den seltsamen Erwachsenen, egal ob Sklave oder Herrschaft möchte sie im Moment gar nicht mehr sprechen... das hatte sie doch eben schon getan.


    Jetzt waren die Dinge dran die ihr wichtig waren. Danke, ich freu mich auch nicht mehr im ollen Bett liegen bleiben zu müssen. Weisst du nicht, was Quappen sind? Da werden dicke und fette Frösche draus! Impulsiv hockte sich Tilla auf den Boden, zog rasch die Sandalen aus und liess sie auf dem Rasen liegen. Sie hockte sich vorsichtig an den Rand des seichten Ufers und suchte die Quappen, die behende an der Oberfläche herumflitzten. Das lauwarmes Wasser umspielte ihre nackten Zehen. Die sind dann grüngesprenkelt und blasen die Backen auf bis sie Geräusche machen können. So laute Geräusche, die ich es sogar noch auf dem Kletterbaum hören kann. Tilla sah verschmitzt grinsend zu Maron rüber, blies die von der Sonnenhitze geröteten Backen wie ein Frosch auf.

    "Doch, doch, je weiter man nach Süden reist, desto mehr schwirrt die ganze Luft von possierlichen, fast unsichtbaren Tierchen, deren Stich du gar nicht merkst - aber deren Wirkung hinterher: Fieber, Durchfälle... Manche sterben auch an sowas, aber Aurelius Cotta wird ja gut gepflegt. Je mehr sie über diese seltsamen Mücken hörte, desto mehr hielt sie die Luft an.. bis sie diese mit einem tiefen erleichterten Aufseufzer entweichen liess. Also gut, man konnte jemanden Fieberkranken wieder gesund pflegen können doch sie würde sich künftig weigern nach Süden zu gehen, um ja nicht wieder so ein Fieber zu bekommen wie beim letzten Male. Und genau das 'zeichnete' sie nun mit ihren Händen in die Luft. Tilla fügte ihren Gebärden folgendes noch hinzu. Gut, dass du mir das alles sagst, dann bin ich vorgewarnt. Wie weit ist es denn bis Süden? Bis zum Stadttor oder bis zum Meer? Das Wort 'Süden' hörte sich irgendwie nach einem Stadtnamen an. Ha, damit hatte sie ihre Stadtnamensliste erweitert!


    Ja, ich war auch fieberkrank. Siv und Caelyn haben sich um mich gekümmert. Cadhla auch, aber die ist schon längst fort. Weisst du, im Bett still liegen und schwitzen ist nämlich ganz schön langweilig. Dann liegt man da und wartet darauf, dass die Sandkörner endlich weiterrieseln. Und bis das passiert kann es ganz schön lange dauern... ich bin noch etwas schwach und kann nicht so viel und lange tragen wie früher. Sogar der medicus musste herkommen. Er hat eine Salbe da gelassen, die ich vor dem zu Bett gehen auf meine Haut auftragen soll. Die wird aber bald alle sein. Sie achtete während dem Erzählen auch auf Einohr, also ob sich das Hasenkind genauso wie bei ihr bei Maron wohlfühlte. Es schien dem so zu sein und Tilla konnte sich wieder ein klein wenig entspannen.


    Nein, das weiss ich nicht, Maron. Aber ich finde es schön, dass du sagst. Nur.. du bist heute rein zufällig auf mich getroffen. Dabei weiss gar keiner, das ich mich immer um diese Zeit hier rumtreibe, um meine Ruhe vor allen anderen zu haben. Ziemlich oft wird es mir mit alles und allem zu viel und ich muss einfach raus. Das hiess aber nicht, dass sie einfach alles stehen und liegen liess sondern sich bemühte ihre Arbeiten zu Ende zu bringen und die nächstbeste Gelegenheit zu einem stillen Päuschen in der Abgeschiedenheit des Gartens nutzte. Ihr fiel das Messer in Marons Hand ein. Was wolltest du eigentlich hier? Am Teich bei den Quappen? Die haben doch noch gar keine Schenkel.

    An die liebeswerte Duccia Clara...


    bitte einmal dein Postfach leeren *mit Handfeger und Besen und Staubtuch bereitsteh*


    Es grüßt der kleine Irrwisch.. :)

    Sie wurden von einer Sklavin heriengeführt. Tilla leiss die Schultern immer noch oben, sah sich scheu um. Wie anders es hier ohne den Schmuck der Saturnalien aussah. Sie konnte sich noch gut daran errinnern. Wie prächtig alles damals ausgesehen hatte! Kaum zu glauben, dass es nun schon so arg lange her war... und da war die Errinnerung an den aufregenden Aufenthalt wieder. Sie hatte geschenke bekommen, die sie immer noch besaß. Der Ball zum Spielen ruhte in ihrer Truhe und die Glöckchen trug sie bei sich am Gürtel. Hier hatte sie Lucanus wieder getroffen und hier war ihr Streich mit dem Namensschwindel aufgeflogen. Von hier war sie mit Fiona und Minna aufgebrochen um wieder zurückzugehen und vor der Tür hatten sie den Ball ausprobiert. Hej.. was war für ein abenteuerliches Unterfangen gewesen! Tilla lächelte still vor sich hin, meinte für ein paar Momente das ausladende Buffett vor ihrem inneren Auge zu sehen, wo sie sich auch etwas leckeres zu essen genommen hatte. Der Augenblick der Fata Morgana währte nur kurz.. die Realität holte Tilla wieder ein. Sich allmählich entspannend und sich umschauend betrachtete sie das einladende atrium, entdeckte das unvermeidliche impluviuum (ob da drin auch Fische lebten?) Die Neugier stieg in ihr auf.. aber die Sklavin von vorhin hatte verboten etwas anzufassen oder anzurühren. Ihr Blick wanderte weiter, nahm den Mann wahr, der sich ihnen näherte. Wer das wohl war? Sie schlang die Arme um die Tafeln, presste sie an ihre magere Brust.