Beiträge von Tilla Romania

    Dann gefällt es Dir also? Das freut mich. Möge es Dir stets zuverlässig zu Diensten sein. Es ist übrigens sehr scharf, also paß gut damit auf, ja?" Tilla nickte zweimal und liess es zu, dass Ursus ihr die Träne von der Wange wischte. Ich passe gut auf. versprach sie ihm genauso wie Cadhla beim Klettern auf dem Baum im aurelianischen Garten vorsichtig zu sein. Tilla lächelte Ursus dankbar an und riss sich zusammen, als sie der vielen Menschen um sie herum gewahr wurde. Es wurde allmählich voll. Und da sie kleiner als alle anderen war, war das kein schönes Gefühl, eingeengt zu werden.


    Ich danke dir. meinte sie zu ihm bevor sie sich mit einem Nicken von den anderen um sie herum verabschiedete und sich zu den großen Fenstern am Ende des Atriums aufmachte, die von breiten Säulen flankiert wurden. Im Vorbeigehen winkte sie Cadhla zu. Auch den anderen Siv, Minna, Severus winkte sie ein kurzes Salve entgegen.


    Am Ziel angekommen setzte Tilla sich sogleich rittlings auf die Fensterbank und zog das Messer aus der ledernen Scheide hervor. Ein wahrlich schönes Messer. Sie drehte das unerwartet erhaltene Geschenk einige Male hin und her, um es näher zu betrachten und schob es wieder ein. Eine mit Zweigen gefüllte Vase stand in direkter Nähe. Tilla angelte sich ein paar der Leckereien von den grünen Zweigen und verspeiste sie mit Genuß. Die ihr bekannten Personen die sie im atrium sah, sprachen mit anderen Personen. Sie wollte sie nicht stören, lieber später in aller Ruhe vorzeigen, was sie bekommen hatte. Ihr fiel das tönere Pferd ein. Tilla zog es hervor und liess es auf der Fensterbank entlanggaloppieren.

    Wo er sie beim 'Absteigen' von Lunas Rücken festhielt bekam sie nicht mit. Hauptsache, er fing sie auf. Stirnrunzelnd sah sie zu ihm auf, nicht ganz sicher was er seinerseits meinte. M..? Mö -was? Die weissen Vögel. Die meine ich.. Wie nennst du die? Mü..? Mä..? Gleichzeitig scharrte sie mit den Füßen, um sich an die sandigen Unebenheiten zu gewöhnen und spürte den Sand, wie er in ihre Sandalen eindrang. Langsam liess sie Hektors Hand los und wagte mit der Stute Luna an ihrer Seite ein paar Schritte alleine zu gehen. Das ging doch ganz gut, denn der Sand wurde ziemlich platt, wenn sie auftrat.


    Tilla sah auf ihre Füße und spähte zu den Muscheln, drehte sich zu hHktor um. Muscheln kenne ich. Die Fischer aus den Hafen, die bringen ganz viele mit, dekorieren die toten Fische damit, bedecken mit Muscheln die toten Fischaugen, damit die nicht so glotzen tun und lassen die Muscheln links liegen, wenn die Fischer.. äh.. Fische verkauft werden.. aber das da... Sie deutete auf den weissen Sand. Das ist da gar nicht mit dabei. Wieso? Tilla bückte sich und hockte sich ganz unbedarft neben Lunas Hufen, um den Sand in die Hände zu nehmen sowie näher in Augenschein zu nehmen. Das ist ja ganz leicht.. Winzige Sandkörner rieselten durch ihre Finger wieder zu Boden. Mit flinken Fingern pickte sie einige Muscheln auf, berührte dessen rauhe Oberfläche, bewunderte den in der Sonne aufschillernden Perlmutt. Ganz mit sich und der neuen zu entdeckenden Umgebung blickte Tilla zufrieden lächelnd zu Hektor auf, hörte Luna neben sich schnauben. Der Meereswind zerrte an ihrem Cape, pustete die Kapuze hinunter, sodass ihre dunklen Haare im Wind flatteren.

    Tilla wusste nicht was sie antworten sollte. Es erschreckte sie, dass es laut Bridhe Enttäuschungen geben sollte. Wenigstens meinte die Ältere, dass es schön sei in jemanden verliebt zu sein egal wer oder was es war. das widerrum beruhigte sie wieder. Dennoch sprachen die Gefühle in ihr gegeneinander, brachen in einen Widerstreit aus. Schweigend sah sie zu den Erwachsenen rüber, die einen Disput miteinander austauschten und verhielt sich still. Worum ging es eigentlich? Bridhe liebte den großen Blonden oder hatte ihn geliebt und teilte zugleich mit einem anderen Mann das Bett, weil er es ihr befohlen hatte. Was sollte sie dazu sagen? Die alte weisshaarige Frau und der alte Mann hatten es irgendwie geschafft die Aufmerksamkeit des Herrn von Tilla abzulenken sodaß er gar nicht erst auf den 'einen' Gedanken kam.

    Aber.. pffft.. was war das denn? Nur eine der beiden Herrinnen bedienten sich bei dem Essen. Tilla schüttelte den Kopf. Was denn nun? War ihnen der Hunger schon wieder vergangen? Schulterzuckend trat Tilla mit der hilfsbereiten Sklavin wieder zurück und überliess es der anderen das Tablett zu bewachen, denn sie sollte in der Nähe von Prisca bleiben. Den Blick von Tiberius Octavius Dragonum erfasste sie nicht. Der Uniformierte war ihr immer noch so ziemlich ungeheuer. Und jetzt kam er auch noch mit ihnen mit. Trautwini kehrte auch wieder zurück, erzählte über die nächste Vorstellung. Tilla spitzte die Ohren. Kulisse für eine fernöstliche Szene. Eine Oase und eine Karawane, sollen gleich von wilden Tieren überfallen werden. Oha.. das hörte sich superspannend an. Und anstatt in Worten verpackt gleich mit Darstellern und Tieren! Herrin Helena schien ebenso begeistert zu sein und wies prompt den Uniformierten an, ihnen den Weg dahin zu öffnen.


    Mal sehen, was der dazu sagen würde.. aber nichts weltbewegendes geschah. Er nickte nur und sprach mit einem anderen Uniformierten. Hm... warum regte er sich nicht auf? "Ah wie ich sehe scheint es doch nicht nötig zu sein sich anzustellen oder sich den Weg freizukämpfen!" Interessant.. so einfach ging das, wenn man nur die Stimme zu benutzten brauchte. Tilla trabte den übrigen Gruppenmitgliedern hinterher, versuchte den Anschluß zu behalten. "Das mit den parthischen Besonderheiten ist nicht weiter tragisch, werter Tribun. Deine Gesellschaft und die glückliche Fügung, uns heute bei dem Spektakel als deine Gäste betrachten zu dürfen, entschädigt uns dafür weit mehr. Besucht ihr eigentlich oft die Spiele hier? Oder habt ihr euch ganz spontan dazu entschlossen uns einzuladen?" Würde sie später auch so geschwollen gebärden können? Tilla schüttelte den Kopf. Das war zwecklos sich darüber den Kopf zu zerbrechen.


    Aurelia Prisca meldete sich auch zu Wort. "Ein Besuch des Marstempels?… warum nicht! Aber nun sollten wir uns beeilen, sonst versäumen wir noch den Anfang! Ist es noch weit bis zu den Plätzen?" Nach dem Kolosseum-Besuch zu einem Tempel gehen? Der Tag würde auf jeden Fall noch aufregender werden als jetzt schon. Es wurde dunkel über sie. Denn sie passierten soeben das Seitentor.. und was kam nach dem Seitentor. Instinktiv drängelte Tilla sich fast neben Aurelia Prisca, um ihre beruhigende Nähe nicht zu verlieren. Wenn sie da war, war für Tilla alles in Ordnung. Auf den Lippen kauend sah sie sich zaghaft um und hielt sich nach im nächsten Moment die Ohren zu, weil die genagelten Schuhe der Uniformierten so laut von den steinernen Mauern widerhallten. War da vorne schon wieder Tageslicht zu sehen oder nur eine brennbare ölgetränkte Fackel? Tilla versuchte sich mit der angekündigten Szene der Karawane abzulenken.

    Sie spürte, wie jemand sie an der Stirn berührte, dann versank sie auch schon wieder im Fiebertraum. Saß sie jetzt auf einer weissen Möwe? Ihre Hand wanderte, sich für ein paar Momente selbstständig machend, an Hektors Brust entlang und klammerte sich an einem Zipfel seiner tunica fest. Somit hielt sie sich ein bisschen fest, auch wenn sie gerade schlief. Ihre nackten Füße baumelten schlapp von Hektors Armen herab, während er sie durch die Gänge fort von Aurelia Priscas Zimmer trug. "Es ist gut, Tilla…" hallte es durch ihren glühenden Kopf. Zeit des Leids für dich vorbei... Stumm stöhnte sie auf, entliess einen tiefen Atemzug durch die Lippen. Wie sehr wünschte sie es sich, dass es wirklich vorbei war, sie mit einem Fingerschnipsen ihre rotgefärbte blutdurchtränkte Kindheit vergessen konnte. Aber dann würden die beiden Menschen die ihr geholfen hatten nicht mehr weiterleben können. Ein Luftzug streifte Tillas verschwitzte Stirnhaare, legte diese auf ihrer geröteten Wange ab.

    Er schien sie trotz ihrem demonstrativen Vorbeigehens nicht gesehen zu haben. verwunderte beobachtete Tilla den jungen Mann, den sie nett fand. Eine Bewegung riss sie aus den Gedanken. Die Blonde da.. kannte sie die? Um alles richtig zu machen winkte Tilla zu Minna zurück und zeigte sogar ein scheues Lächeln, als ihr auch noch ein Zwinkern zugeworfen wurde. Die Frau hatte einen Becher in der Hand. das erinnerte sie an den eigenen, den sie irgendwo auf dem Boden abgestellt hatte. Egal.. sie kam sicher auch so noch an ein Getränk heran. Luca wurde inzwischen abermals von anderen Gästen verdeckt. Schade... irgendwie lief das gar nicht so gut. Tilla konnte gar niht lange darüber nachdenken. Beim nächsten Aufschauen kamen gleich mehrere Leute auf sie zu.


    Sie sah sich um.. kamen die wirklich auf sie zu? Unsicher dreinschauend blieb Tilla auf ihrem Fleck stehen. Fiona erkannte sie dank ihrer roten Haare wieder... und auch Minna kam her. Salve. gebärdete sie in Ermangelung eine passenden Geste zu dem Fest, welches heute gefeiert wurde. Tilla fing den Blick Fionas zu Bridhe auf. Severus. Sie strich sich über die dunklen Haare, zeigte mit den Fingern eine runde Kugel an, die über eine flache Fläche wanderte. Dass war das Gebärdenzeichen für den großen blonden Mann, dem sie einst einen Beutel Münzen gestohlen hatte.


    Eine männliche Stimme erreichte Tillas Ohr. Er hatte was für sie? Fragend sah sie zu Ursus auf. Von ihm bekam sie ein Schiff aus Wachs. Sie steckte es zu dem tönernen Pferd in den Beutel an ihrem Gürtel und nahm das zweite Geschenk entgegen. Flinken Fingern gleich zupfte sie den Stoff weg und starrte den Gegenstand an, der darunter zum Vorschein kam. Tilla war es als ob die Welt um sie herum stillstand und alle um sie herum abrupt verstummt waren. Ein Messer.. und was für eines!!! Ganz zart berührte sie das Leder, umfuhr sachte mit den Fingerkuppen den blau schimmernden Griff. Blau. war die erste Geste die von Tilla Händen kam, sie flüsterte das farbige Wort zugleich ohne Stimme. Für Tilla bedeutete es sehr viel ein Messer zu besitzen. Es sogar von demjenigen geschenkt zu bekommen, dem sie sich zuerst geöffnet hatte. Mit verdächtig feucht schimmernden Augen und zusammengepressten Lippen sah Tilla auf und umarmte Ursus impulsiv, wobei sie das Messer ganz fest hielt. Von der körperlichen Größe her reichte sie ihm eh nur bis zur Brust. Nein, sie war nicht traurig, sie war.. gerührt. Und konnte es nicht mal aussprechen, nur ihre Mimik und auffunkelnden Augen zeigten ihre Gefühle. Jetzt kehrten die Geräusche wieder zu ihr zurück. Beschämt über ihre Impulsivität löste sie sich von Ursus und lächelte verlegen. Danke!

    Die Berührung durch Priscas Hand dauerte nicht lange, aber es half. Wie ein Schwamm saugte sie die weiteren Worte auf und klammerte sich wie eine Ertrinkende an diese. Eine weitere Berührung kam zustande, diesmal landete sie an ihrer heissen Stirn. Ja, sie fühlte sich krank. Tilla nickte, zog die mitgebrachte Bettdecke zu sich, die während dem Schreiben neben ihr gelegen hatte.


    Die nächtliche Begegnung mit Prisca näherte sich ganz offensichtlich ihrem Ende. Hatte es geholfen über ihre Ängste zu sprechen? Über das was geschehen war? Die Ältere wollte ihr jedenfalls helfen... soweit verstand Tilla sie. Ein Orakel befragen? Wer war Sybille? Sie war viel zu erschöpft um noch deswegen nachzufragen und nickte abermals. Opfergaben? Für ein Fest? Gab es bald ein Fest? Langsam rutschte sie von Priscas Bettrand hinunter, sah Prisca noch einmal an, bevor sie auf die Tür zustrebte. Eigentlich würde sie ja viel lieber bleiben... aber es ging nicht anders. Sie musste zurück in die Schlafräume der Sklaven.


    Ihre Lider wurden schwer und schwerer. Tilla erwischte den Knauf einer Tür und trat ein, im Glauben die Räume der Sklaven bereits erreicht zu haben und legte sich gleich neben der Tür nieder, um endlich zu schlafen. Leider hatte sie sich im Raum geirrt. Sie lag fiebernd auf dem Steinboden eines ungenutzten, ungeheizten Raumes, der als Abstellkammer für nicht gebrauchtes Möbeliar diente.

    Gebannt verfolgte sie Lucas Weg, der kurzzeitig von Siv, die einfach an ihnen vorbeilief, versperrt wurde. So wusste Tilla, dass auch diejenige anwesend war, für die sich Severus so interessiert hatte. Nur seltsam, dass Cadhla sich nicht hatte blicken lassen. Bridhe und Caelyn unterhielten sich derweil miteinander. Darüber aus welchen Gegenden sie stammten. Eine mittlerweile üblich gewordenen Anfangsfrage seitens Caelyns. Tilla verdrehte die Augen und trat beiseite. Luca war schon wieder in der Menge verschwunden. Sie sah sich noch einmal um und beschloß Siv nachzufolgen. Vielleicht traf sie ja von selbst auf Severus? Eine gute Frage!


    Geschickt wich sie dem Hausherrn aus, der immer noch seine Runde drehte und die Geschenke verteilte. Das tönerne Pferd hielt Tilla immer noch ganz fest in ihrer Hand. Der nette Mann ging zu einigen Leuten die sie weniger gut oder eher gut kannte. Aufmerksam verfolgte Tilla ihn bis er nach Micipsa bei Prisca stehen blieb. Bestimmt bekam sie auch eine Figur. Tilla konnte nicht erkennen welches Tier es war, aber sie hätte es zu gerne gewusst. Weitere Schritte lenkten sie zu der Stelle, wo Siv bereits Severus gegenüber stand. Mit einem verschmitzten Lächeln bedachte Tilla die beiden Erwachsenen und sah sich abermals nach Luca um. Der hatte ein Tablett in der Hand. Sollte sie zu ihm hingehen? Ja oder nein? Tilla atmete tief durch und gab sich einen Ruck. Hej, wie gehts dir? winkte sie ihm zu. So, jetzt hatte sie es ihm aber gezeigt, dass sie auch da war.

    Ich soll enttäuscht sein? Aber warum denn? Nein, das verstehe ich nicht. erwiderte Tilla prompt. Und ja, er ist ein lieber Kerl. Warum soll er da nicht anders sein dürfen? ereiferte sie sich gebärdend. Nur weil du über etwaigen Liebeskummer Bescheied weisst, muss es bei mir doch nicht genau so sein wie bei dir. Schau doch hin... ich bin auch anders. Tilla packte den Korb und erhob sich. Sie sah Micipsa kopfschüttelnd an. Was willst du mir denn sagen? Du kennst mich doch gar nicht... Sie kletterte hinter Bridhes Rücken vorbei wieder auf den Boden und lief die Gasse wieder hoch bis zur Straßenecke. Dort stehend schaute sie zu beiden Erwachsenen zurück. Die Hoffnung starb zuletzt.. so erzählte man es sich doch in fast allen Geschichten. Tilla setzte sich auf den Eckstein. Warum nur sollte sie nicht für Luca schwärmen dürfen?

    Den Rest das Weges wurde nicht mehr gesprochen bzw. gebärdet. Ob Hektor mit seinem Schweigen ihre Spannung erhöhen wollte? Tilla wusste es nicht und bemühte sich ruhig zu bleiben. Das gelang ihr auch ganuz gut, weil es auf dem Weg immer noch etwas zu sehen gab, worauf sie ihre Aufmerksamkeit lenken konnte. Es dauerte noch eine ganze Weile bis sie das Ziel erreichten. Schon allein der weiche Untergrund, dieser viele Sand war seltsam. Warum ritten die denn diese Düne hinauf? Sie hielt sich an Lunas Mähne fest. Prompt riss Tilla beim Anblick des Meeres die Augen auf. Oh... hauchte sie stumm, vollkommen beeindruckt über die unerwartete Überraschung. Sie kniff die Augen zusammen, versuchte den Horizont zu erkennen, gab es aber bald auf. Dieser Meeres-Rand war viel zu weit weg. Jetzt fiel ihr Blick auf die Zelte. Ah... hauchte Tilla frohlockend. Das musste wohl das Ziel sein! Noch ein wenig weiter weg entdeckte sie ihre Herrin, die nun alleine auf dem Pferd saß, der Unbekannte direkt vor ihr stehend.


    Luna schritt weiter. Tilla merkte es nicht, soviel gab es zu sehen und sah Hektor an, der mit seiner Stimme sie aus den interessanten Beobachtungen heraus riss. Der nette Mann stand jetzt vor ihr. Hatte er eben nicht noch auf Ikarus Rücken gesessen? Oh.. und ob es ihr gefiel! Tilla blinzelte und 'sprudelte' los. Oh, das ist alles so klasse. Dieser weite Blick. Die blaue Farbe des Meeres. Das liebe Pferd, dass ich reite. Warum ist der Boden weiß? Und warum weisse Vögel? Ob sie runter wollte? Sie dachte an Prisca, die wohl gerade auch so 'abstieg'. Wieder nannte Hektor sie eine Dame. Tillas Augen funkelten amüsiert auf, sie grinste verschmitzt. Du bist echt nett. Sie unterbrach sogar abrupt ihren Gebärdenschwall, schwang des Bein über Lunas Mähne und rutschte in Hektors Arme hinein. Anstatt auf einen ebenen Boden trafen ihre Füße erstmals auf den unebenen weißen Sand. Auf jeden Fall ein völlig neuer Untergrund für Tillas Füße. Sie suchte Halt bei Hektors Hand, hielt sich daran fest. Mit der anderen Hand hielt sie Lunas Führstrick. Huh... hauchte sie, schüttelte Sand aus ihren Sandalen, entdeckte rosarote Muscheln. Guck mal...

    Tilla schüttelte den Kopf. Nein, tut mir leid. Wir sind zwar alle zusammen hier. Aber ich habe Cadhla noch nicht gesehen. erwiderte sie auf Bridhes Frage und warf einen Blick in die Runde, ob die germanische Kriegerin doch noch auftauchen würde. Stattdessen tauchte ein Mann auf, der sie ansprach, sich sogar vor ihnen verbeugte. Tilla wich einen Schritt zurück, sah ihn ganz erstaunt an, während er sprach. "Bona Saturnalia, holde Damen! Wäre dies nicht das Fest des Saturnus, sondern jenes der Venus, wir hätten bereits die Schönheit zu verehren gefunden. Indes, gestattet mir die Ehre, euch diese Geschenke im Geiste der Saturnalia überreichen und euch in diesem Hause begrüßen zu dürfen."


    Zaghaft ergriff sie das Pferd und nahm es an sich. Tilla mochte Pferde, würde gene mehr mit diesen Geschöpfen zu tun haben und einer der Bewohner des aurelischen Hauses, hiess sogar pegasus. Fest presste Tilla das tönerne Pferd an sich und lächelte scheu den Mann mit dem falschen Bart an. "So ihr einen Wunsch habt, heute Abend, so lasst es mich nur wissen, es wird mir eine auszunehmende Freude sein, ihm zu entsprechen. Und nun, fühlt euch ganz wie zuhause" Sollte sie jetzt nicken? Sie tat es einfach und sah ihm nach. Jetzt beehrte er die Herren Titus Aurelius Ursus und Marcus Aurelius Corvinus. Ihre Wangen glühten. Die freundlichen Worte und das unerwartete Geschenk hatten sie vollends überrumpelt. Auf Caelyns Frage konnte sie keine Antwort geben. Wusste sie doch ebensowenig wer der Mann gewesen war.


    Jetzt entdeckte sie in dem Getümmel Micipsa, der sich soeben am Wein verschluckte. Ihre Herrin Prisca, die heute ein blaues Gewand trug, welches ihr ausgezeichnet stand. Oh, und da war Luca und Fiona mit Minna. Tilla fiel auf, wieviele Leute und Namen sie inzwischen kannte. es war ein ganz neues Gefühl im Gegensatz zu den alleine verbrachten fünf Jahren auf der Straße, wo sie jedem ausgewichen war. Ihr Blick streifte Luca. Tilla schluckte, während sie dachte, dass ihr Herzklopfen jeder Anwesende hören würde. Wer von ihnen würde den ersten Schritt machen? Und was sollte sie bloß tun, wenn er sie ansprach? Herrjeh.. so viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum.

    Irgendwie hatte sie es geschafft, ihre Aufgaben mit jemandem zu tauschen und dafür die Besorgungen ganz schnell erledigt. Alles Eingekaufte lag schon bei Niki in der Küche und wartete darauf für die nächste Mahlzeit zubereitet zu werden. Tilla selbst nahm dann den Beutel, der einst Severus gehört hatte, mit zum Versteck. Der Wind war inzwischen stark aufgeflaut. Sie musste sich regelrecht dagegen anstemmen, um überhaupt voranzukommen. Wegen der Anstrengung beinahe außer Atem öffnete und verschloß sie nacheinander die Zugänge zu ihrem Versteck und machte einen weiten Bogen um den Brunnen herum. Die Leiter war schnell überwunden. Tilla begab sich zu einer Heuecke, wo sie drei zusammengerollte Seile herausholte. Diese hängte sie sich quer um und kletterte auf den nächsterreichbaren Balken. Den Beutel band sie an einem Seilende fest und knotete das andere Seilende an einem Deckenbalken genau über den Heuboden fest. Das zweite Seil band sie zwischen den Balken fest, die den Balken mit dem Beutel trugen. Denn an den Deckenbalken selbst konnte, oder sollte man sich besser nicht festhalten. Zuviele Splitter... daher das Seil als Ersatz zum Festhalten. Neben den drei neuen Seilen hingen weitere von ihr befestigte Seile an den Balken. Dank ihnen hatte sie Balken klettern und drüber balancieren gelernt.


    Immer noch ein wenig außer Atem liess sie sich im Gebälk nieder und lauschte den Geräuschen, die sie umgaben, behielt den Blick auf dein einzigen Eingang. Würde er wirklich kommen? Dann endlich bewegten sich die Bretter. Tilla verhielt sich muckmäuschenstill, gab Severus die Zeit sich umzuschauen und winkte schliesslich verschmitzt lächelnd zurück. Als er oben bei der Leiter ankam, liess sie das dritte Seil runter, an dem eine Tafel hing. *Hej.. schön, dass du da bist. Das Seil bekommst du zum Festhalten. Ich will nicht, dass du dir wehtust, auch wenn ein Heuboden unter dir ist. Ignoriere die roten Balken und gehe den weissen Kreidepfeilen nach. Hoffentlich bist du schwindelfrei.* Mit einem Ruck erhob sich Tilla und begann eine Vorführung des Kletterns und Balancierens nur für Severus. Markierte unterwegs die begehbaren Balken mit einem weissen Kreidepfeil. Balken, die tiefer und vom wenigen Licht weg in den Schuppen hineinführten, markierte sie mit einem roten Kreis. Und zeigte zum Schluss, wo der Beutel vom Seil herabhing. Lächelnd strich sie die wenigen Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus ihrem zusammengebundenen Zopf gelöst hatten. Kommst du? Jetzt? Gleich? sofort?

    Ihm gings gut. Tilla lächelte erleichtert und freute sich noch ein bisschen mehr. Er sprach tatsächlich von ihr. Oh du meine Güte.. was bloss sprach er über sie? Danke.bedankte sie sich bei Bridhe für die Informationen und legte die kleine Taschentuchfigur in den Korb. Bei Micipsas Frage runzelte sie die Stirn, schüttelte den Kopf. Nein.. kein Sklave und siehe da. Die ältere Frau bestätigte es auch schon. So ist es. bestätigte Tilla ihrerseits und konnte es sich nicht verkneifen wieder an Luca zu denken und zu lächeln.

    Tilla merkte, dass sie angesichts Sivs Miene über ihr Ziel hinaus schoß verstanden zu werden. Langsam liess sie die Hände sinken und versuchte es dann doch noch einmal. Bei euch.. deinem Haus.. die Vögel.. bauen Nester wenn warm wird. Richtig? Sie wartete einen kurzen Moment und setzte dann fort. Manche Vögel.. von hier.. bauen Nester wenn kalt wird.. nutzen Nester auch wenn warm wird. Wieder wartete sie ab, und wiederholte das, was sie über den Schnee verstanden hatte. Bei Schnee.. ist Himmel weiss, richtig? Bei Regen ist Himmel grau. Bei Sturm ist Himmel schwarz. Bei Gewitter ist Himmel schwarz, gelb und weiss. Aber bei Sonne ist Himmel blau. Das gefällt mir. Meine Güte, der Himmel hatte wirklich viele Farben... fiel Tilla auf.


    Tilla schob den Nüsse-Sack zu Siv rüber. Dann deutete sie über die villa hinweg, winkte bis zum Horizont und 'strich' schliesslich so als ob, eine große imaginäre Fläche hinter der villa und dem Horizont waagrecht glatt. Nein, das Meer ist nicht im Bad. Zu wenig Platz für den Zuber. Der Meeresboden ist viel tiefer als im Zuber. Das Meer ist viel Wasser. An einem Fleck. Ohne Ende. Unendlich weit. Das ist das Meer. Es ist bei Sonne auch Blau wie der Himmel. Nur ein bisschen schöner blau. Sie lächelte versonnen, lehnte sich gemütlich an den Baumstamm. Prisca nimmt mich mit. Zum Meer. Bald Besuch kommt. Es kommt noch einer mit. Der Mann aus dem Stall.

    Die hin udn her wandelnden Menschen, die noch anwesend waren, versperrten ihr den Blick auf die Säckchen. Noch einmal über die Schultern hinweg sehend, sah sie, dass Caelyn ihr folgte. Tilla zwinkerte ihr zu und wandte sich wieder dem Ziel. Nanu.. wo kam die denn jetzt her, diese nachtblaue Tunika? Die war doch eben noch nicht da gewesen! Wer war denn das? Die Mutter Neros aus Hause Claudia? War sie auch hier? Gar mit Nero anwesend?


    Tilla blieb abrupt stehen, liess den Blick höher wandern und musterte das blasse Gesicht. Aber? DAS war doch nicht Bridhe? DIE Bridhe die sie schon getroffen hatte. Sie stellte den Weinbecher, der nun nur noch lästig war, einfach auf dem Boden ab und strebte auf Bridhe zu. Du meine Güte, sie hatte sich aber ganz schön verändert! Hej... begrüßte sie diese und umarmte sie sogar ganz spontan. Vergessen für den Moment waren diese anziehenden Säckchen. Jetzt wollte sie die junge Frau begrüßen. Tilla lächelte Bridhe verschmitzt an, wurde aus irgendeinem Gefühl und angesichts deren blassem Gesicht wieder ernst. Wir sind gerade zur Türe reingekommen. Schön, dich zu sehen. Wie geht es dir? 'sprudelte' Tilla nach der Löslösung von Bridhe los.B-R-I-D-H-E - C-A-E-L-Y-N Tilla stellte die beiden jungen Frauen einander vor, sah von der einen zur anderen auf.

    Ein Bad? Mehr nicht? Tilla hätte ein bisschen mehr erwartet aber nun gut. Er hiess Pegasus und das allein war schon aufregend genug. Wie kam er bloß zu diesem Namen? Mhhm.. sie sollte sich besser auf das Hier und Jetzt konzentrieren. In Ordnung. gebärdete sie langsam und hielt dies die einfachste Gebärde, um verstanden zu werden. Sie hatte nur den Auftrag auszuführen, sich ihm zu widmen. Ich kümmere mich um alles. fügte sie sicherheitshalber hinzu und deutete zu einem Gang. Das Bad.. ist dort.


    Sim-Off:

    Willst du das Bad ausspielen? Oder können wir es überspringen? Mein Vorschlag Überspringen und wir finden uns danach wieder im Atrium wieder. Ich gehe dir gerne weiterhin zu Hand.

    Heute hatten sie allesamt frei. Keine Aufträge. Keine Aufgaben.


    Neben Caelyn gehend betrat sie die Villa und hoffte zugleich nicht allzu prompt auf den netten jungen Mann zu treffen, den sie aus diesem Hause kannte. Grüne Zweige mit dunkelroten Bändern und Dekoration wohin man sah, dann allein diese gefüllten Säckchen. Tillas Finger kribbelten vor Anspannung. Aufgeregt strich sie die Strähnen ihrer offen tragenden Haare au dem Gesicht und nickte Caelyn zu. Ja, ich habs gesehen. Sieht gut aus. Sie nahm den angebotenen Trinkbecher entgegen und schnupperte. Mhm.. nun durfte sie auch mal selbst Wein trinken. Über die Schulter linste sie zu den anderen Mitgliedern des aurelianischen Haushaltes. Wie der Zufall es so wollte, trug sie von keinem einzigen der anderen genau dieselbe Tunikafarbe. Moosgrün war ihre Tunika, mit ledernen Saumrändern gespickt. Am ebenfalls ledernen Gürtel hingen ihre Tafel samt stilus-Säckchen und ein Beutel mit diversem Kleinkram. Tilla liess den Blick schweifen, blieb an einem Mädchen hängen, welches soeben auf einem Tisch stand und einen roten Beutel gereicht bekam. So einfach war das? Tillas Jagdsinn erwachte. Komm... wir holen uns auch eines. stupste sie Caelyn an, strebte auch schon mit dem Weinbecher in der Hand los.

    Dann.. dann musst du bestimmt arg viel machen. Cadhla verschwindet auch neuerdings andauernd ins Zimmer von dominus Marcus. Ich verstehe gar nicht warum die anderen von uns da so sauer auf sie sind. 'plauderte' Tilla los und verriet damit eines der seltsamen Vorgänge im Haus. Seltsam ja.. so ganz wirklich verstand sie es nicht. Cadhla war viel seltener bei ihnen in den Schlafräumen, was Tilla schade fand. Den Zopf zu flechten hatte sie noch nicht ganz gelernt. Sie verfiel wieder ins Schweigen und verschränkte ihre Hände ineinander. Der zum Einkaufen mitgebrachte Korb stand zu ihren Füßen. Tilla hob das Taschentuch wieder auf und verknotete es zu einer kleinen Figur, während sie überlegte, was sie noch 'erzählen konnte. Tilla dachte an das Treffen auf dem Sklavenmarkt, grinste verschmitzt bei der Erinnerung an Lucas Trinkversuche. Und was macht Luca.. Sie nannte ihn jetzt so. ..den ganzen Tag? Hat er.. hm.. mein Taschentuch noch? Sie errötete einmal mehr und lächelte Bridhe verlegen an. Hat er wirklich gesagt, er mag mich? Raus waren diese Worte bevor sie nachgedacht hatte. Und das auch noch in Gegenwart eines anderen Mannes den sie nicht nicht einmal kannte.

    Tilla nickt, um ihren Wunsch zu bestätigen, dass sie ihm das Lesen beibringen möchte und staunt über die Antwort die sie erhält. Nero und Hauslehrer? Eigentlich gar nicht so unwahrscheinlich, wenn man sich die prächtige Ausstattung des Hauses anschaut. Der Lehrer, er muss ein Mann sein, davon geht Tilla aus, ist gar nicht da. Sie lächelt und nickt noch einmal. Nein, sie wird dominus Marcus erzählen müssen was passiert ist, sich entschuldigen für ihr überlanges Wegbleiben. Das mache ich. Also Bescheid sagen. Wann ich rüberkommen kann. Hoffentlich sind die Häuser nicht allzuweit voneinander entfernt, schiesst es Tilla durch den Kopf. Und warum darf die Sklavin bestimmen wenn sie Nero sehen darf. Warum tut es nicht die Mutter selbst? Hat sie so viel zu tun? Sie muss den kleinen Mann einmal fragen, warum er alleine fortgegangen ist.


    Ganz still stehend lässt sie die Berührungen der namenslosen Frau über sich ergehen, errötet über das Lob, welches sie für ihr Aussehen erntet. Daran, an solche Worte gewöhnt, ist sie noch nicht. Tilla lächelt scheu, wenig ähnelt ihr Lächeln dem welches sie Nero geschenkt hat. Was heisst apart? Immer noch sieht sie zu der Claudierin auf, drückt die Tafel an sich. Der Abschied kommt plötzlich und unerwartet. Ein wenig verdattert verbeugt Tilla vor Callista und tritt zurück. Nun wird sie auch noch zurück zum Herrn begleitet. Viel hat sie nicht getan um in diesen Genuß zu kommen. Sie hat einen kleinen Jungen getroffen, ihn kennengelernt, durch die Stadt begleitet und wieder nach Hause gebracht.


    Tilla sieht der Claudierin nach. Ich komme... gebärdet sie für den Dunkelhäutigen, deutet auf sich und ihre Füße und folgt ihm nach draußen, zurück auf die Straße. ..wieder. 'verspricht' sie. Ja, sie freut sich sehr den kleinen Mann wiedersehen zu dürfen. Der Weg ist nicht weit und das ist gut. Eine stumme Bitte hat sie an den Sklaven, wandelt sie in schriftliche Worte um. *Bitte bestelle Nero einen Gruß von Tilla. Wenn er wieder alleine fortgehen will, zeige ihm den Weg zu mir. Ich bin eigentlich immer da.* Mit einer erneuten Verbeugung bedankt sie sich bei ihm für die Begleitung und entschwindet ins Haus der Aurelier, wo man ganz bestimmt längst auf sie wartet.


    ~Ende~