Beiträge von Tilla Romania

    Tilla war erleichtert, dass das Niesen als nicht störend wahrgenommen wurde. Erleichtert lächelnd erwiderte sie das Lächeln der Älteren. Bestrebt Helena zu helfen eilte sie zum Schemel und holte den Bademantel herbei. Den Mantel warf sie sich über die Schulter, genoß den angenehm weichen Stoff. Doch sie durfte sich nicht mit ihrem Empfindungen aufhalten. Das Handtuch war schnell erfasst und ausgebreitet. Tilla schüttelte den Kopf, reichte Helena das Handtuch entgegen, um die Hände 'zum Sprechen' wieder frei zu haben.Nein. Ich kann das nicht. Ich kenne den Massageroller, den ihr besitzt, nur vom Sehen. Ihr fielen die nassen Haare der Herrin ins Auge.


    Weisst du was? Ich lerne Frisieren. platzte Tilla heraus, sie wollte die andere an ihren Erlebnissen teilhaben lassen. Bei Prisca. Ihre Sklavin Saba zeigt mir alles. Ganz langsam. Haare kämmen. Einsalben. Kringeln. Stecken. Ihre dunklen Augen funkelten kurz auf. Solange frisieren bis alles passt. Prisca schaut uns zu. Vom Spiegel. Und sie lächelt. Tilla holte tief Luft. Dieser Atemzug erinnerte sie wieder an etwas schönes. Prisca mag den Duft von Rosen.. genau wie du, Helena. Bei ihr ist der Rosenduft in der weißen Amphore. Bei dir in der rosanen Amphore. Tilla tippte sachte auf die Farbe des Bademantels, hielt ihn zum Hineinschlüpfen für Helena bereit.

    Mit schiefgelegtem Kopf beobachtete Tilla Siv genau, lauschte dem Klang der fremdartigen leute, die Sivs Mund, nach dem Lesen der Tafel verliessen. Oha, dachte Tilla bei sich und wartete still auf ihrem Bett verharrend ab, was nun geschehen würde. Die Frau dachte anscheinend gerade nach und sie lächelte dabei. Siv kaute auf den Lippen, genaiso wie Tilla, wenn sie nachdachte. Mit ruhiger Hand nahm sie die Tafel wieder an sich, legte sie ab.


    Tilla erkannte ein paar Fetzen der Sprache die sie hier im Haus sprachen aber das anders klingende war ihr fremd. Kurz sah sie hinab auf das was sie geschrieben hatte und stupste Sivs Handgelenk und das obere Bettgestell an, fügte die Schlafen-Geste mit kurzzeitig geschlossenen Augen hinzu. Du schläfst oben?


    Mhm.. mit dem Baden war das schon schwieriger. Wie wäre es mit Zeichnen? Malen? Kurzerhand wischte Tilla die Buchstaben von der Tafel und zeichnete mit dem Griffel zwei Szenen im Bad: ein Strichmännchen saß lächelnd im Badzuber, hielt einen Schwamm in der Hand. Im nächsten Bild zog das Strichmännchen eine Tunika und Sandalen an, hielt einen Kamm in den Haaren. Wieder stupste sie Sivs Handgelenk an, hielt ihr die Tafel entgegen. Das dürfte jetzt nicht bsonders schwer zu verstehen sein. Mit einem Fuß auf und ab wippend wartete sie auf die Antwort.

    Sie nickte und freute sich soviel Zeit zu bekommen. Das hiess dann auch, dass sie gar nichts anderes mehr zu machen brauchte außer Caelyn in den Haushalt einzuführen und den anderen Anwesenden im Haus vorzustellen. Salve... Eine Namensgeste für die neue Frau hatte sie noch nicht. Dazu kannte sie sie noch zu wenig. Mal sehen, was sich zwischen ihnen entwickeln würde. Ursus schien schon wieder beschäftigt zu sein. Tilla ging ein paar Schritte rückwärts und zur Tür rüber. Mit einer Geste winkte sie Caelyn zu. Kommst du? Die Tür öffnete und schloß Tilla mit einem leisen Klick. Wohin nun? Am besten ins Bad. Zuerst zum Baden. beschloß Tilla, zeigte eine kurze Geste des Arme-waschens an und deutete den Flur hinunter. Komm.. wiederholte sie.

    Sie prallte nach kurzem Fall auf... aber nicht, wie erwartet auf den harten Boden sondern geradewegs in ein paar Arme. Mit der ihr noch unbekannten Person, dessen Gesicht sie nicht sehen konnte, kugelte sie über den Boden, bis sie endlich liegen blieben. Tilla lag seitlich auf dem Bauch, die Arme eng angezogen, die Beine gestreckt und lauschte mit geschlossenen Augen in sich hinein. Hatte er sie nun zu sich geholt? Oder lebte sie noch? Die aufgeschürfte Haut brannte, blaue Flecken bildeten sich an anderen Stellen unter der Kleidung, welche unbeschädigt war. Ein paar Grasflecken und Blätter zierten die Tunika. Allmählich begann Tilla zu zittern. Was für ein Sturz! Die ersten Tränen perlten unter ihren Lidern hervor. Gezwungenermaßen öffnete Tilla die Augen und entdeckte den geweihtragenden Gott vor sich. Sein Geweih schien beschädigt. Bestimmt war er jetzt stinksauer auf sie!! Am besten rührte sie sich nicht, obwohl sie am allerliebsten von ihm wegrutschen würde. Sie schluchzte mit halb geschlossenen Augen still vor sich hin, zog die Beine heran. Wie sollte Tilla bloß das 'warum-auf-den-Baum-geklettert' erklären? Panik und Angst hatten sie beherrscht.. ganz zu schweigen die Wirkung des Alkohols.

    Tilla schüttelte den Kopf auf Ursus Frage und hob zu einer Erklärung an, doch Ursus beantwortete die Ursache schon. Sie schielte auf ihre Nase. Hmpf, da hing tatsächlich noch etwas Mehl. Hier im Haus bzw. im Sklavenbereich gab es eindeutig zu wenige Spiegel. Mit dem Taschentuch kratzte Tilla den Rest weg und steckte das Taschentuch abermals ein. Schweigend linste sie zu Caelyn rüber. Was war das nur für ein Name? Seine persönliche Dienerin? Wie ein nasser Schwamm saugte sie die Informationen und Anweisungen auf. Wieder einmal sollte sie eine Neue in die Sklavenhaushalt einführen. Und ihre Gebärden sollte Caelyn lernen. Hm. Mal schaun, ob ich das tue, beschloß Tilla, schenkte der anderen Frau ein scheues Lächeln, nickte auf deren Wunsch der Gesundheit.


    In Ordnung. Zeigen. Schlafen. Baden. Essen. Und bis WANN soll sie wieder zurück sein? Tilla deutete den Stand der Sonne an, bezeichnete die Fremde als serva. Verlegen lächelte sie Ursus an, der sie wieder ans Niesen erinnerte. Danke, es geht schon. Es ist NUR Mehl. Die Mehlschlacht hab ich noch nicht mal anfangen können. Du hast mich gerettet. witzelte sie spontan. Ihr fiel ein, was Brix über den Teig gesagt hatte. Ein Grinsen umspielte ihre selten lachenden Mundwinkel. Würde Ursus auch sagen, dass sie jemanden mit dem Teig erwürgen wollte? Sonst noch etwas, dominus? Teilweise verwendtete Tilla die Gesten die sie Ursus schon beigebracht hatte.

    Hatschi. Tilla krauste die vom Mehl kribbelnde Nase, schneuzte in ein Taschentuch. Sie war überhaupt nicht erfreut abermals aus der Küche herausgerufen worden zu sein. Wieder konnte sie nicht bei etwas dabei sein was Niki ihr zum ersten Mal zeigen wollte. Die nette Köchin konnte backen und Tilla war bereit diese Kunst zu lernen. Genau wie das Frisieren der Haare der aurelianischen Herrinnen. Noch durfte sie nichts ohne Sabas Anleitung machen. Als sie jedoch hörte, wer sie rufen liess, besserte sich ihre Stimmung. War es wieder Zeit für eine neue Stunde? Erst musste sie zu dem neu eingerichteten officium des Ursus hinfinden. Hm... von der Küche aus gedacht musste sie den und den Gang lang laufen, wenn sie sich da mal nicht irrte!


    Warum rief er sie denn zum officium? Warum nicht in den Garten? Draußen war doch gutes Wetter. War etwas nicht in Ordnung? Endlich kam die Tür in Sichtweite. Tilla klopfte, lauschte auf das 'Herein' und trat ein. Ein plötzliches Niesen verhinderte einen Auftrifft wie es von den Sklaven des Hauses verlangt wurde. Hatschi. Oh... verflixt. Entschuldigt... Sie wollte seine Namensgeste machen, errinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, dass er dies nicht wollte, formte ein 'U' mit den Fingern einer Hand. ...Ursus. Oder hätte sie lieber 'Herr' sagen sollen? Ohjeh, das fing ja schon mal gut an! Hinter dem eilig hervorgezogenen Taschentuch, welche sie sogleich für den Zweck des kribbelnde-Nase-putzen benutzte, erblickte sie eine ihr fremde Frau. Tillas Wangen röteten sich. Auch noch vor einer Fremden musste sie niesen. Etwas betreten über das misslungene Eintreten steckte sie das Taschentuch weg, blickte fragend zwischen beiden Erwachsenen hin und her. Das neu eingerichtete Zimmer sah noch etwas leer aus, zumindest besser als vorher. Tilla hatte mitgeholfen es einzurichten. Wie nur kam Ursus darauf sich mit dunklen Möbeln zu umgeben?

    ...und hielt sich rechtzeitig fest. Tilla setzte sich rittlings auf den Ast, spähte nach unten. Es war die blonde Frau, die nach ihr rief. Die, die so helle Haare wie Rutger hatte. Und wie der, der das ergaunerte Geld von ihr zurückhaben wollte. Sie hiess Minna, erinnerte das stumme Sklavenmädchen sich. Tilla schüttelte den Kopf, reckte sich nach dem nächsten Ast, zog sich an ihm auf die Füße. Immer noch wehte der Wind, brachte die Blätter der Äste zum rascheln. Hier oben hörte es sich anders an als unten auf dem Boden. Mit den Sohlen ihrer Sandalen balancierte sie auf dem Ast, den ihre Füße gleich verlassen würden.


    Und so war es.. sie zog sich auf den nächsten Ast, schaffte es wieder rittlings hinzusetzen. Mit dem Rücken lehnte Tilla sich an den Baumstamm, senkte den Kopf, als ihr Name wieder gerufen wurde. Jetzt rief der Gott mit dem Geweih nach ihr. Wollte er sie nun zu sich holen? Plötzlich tropften Tränen aus ihren weit aufgerissenen Augen. Abermals schüttelte sie den Kopf. Nein. gebärdete sie. Ich will nicht. Sie hatte immer noch Angst und Panik in sich. Aus dem Baumstamm schienen neue Äste zu wachsen. Einer war ganz nah... auf diesen vermeintlich existierenden Ast stützte sie den linken Fuß ab und verlor das Gleichgewicht. Sie versuchte noch sich festzuhalten, aber sie war zu langsam. Nein heulte Tilla auf, während sie gen Boden stürzte. Alles drehte sich...

    Wenn sie einen kleinen Bruder hätte, ihn gar persönlich kennen würde, dann würde sie ihm auch die Haare so zurückstreichen wie jetzt. Lächelnd, freundlich, erleichtert über das zurückgelassene aufregende Geschehen im Tempel sieht sie den kleinen Mann an, schüttelt mit dem Kopf auf seine Frage, dass sie nicht sprechen kann. Mittlerweile hat sie sich an diese Antwort gewöhnt und weiss, dass diese, die nicht lesen können, es nicht böse meinen. Tilla so eine Antwort nicht persönlich nehmen darf.


    Jetzt nickt sie, lächelt breiter beim Klang ihres Namens. "Ich kann nicht gut lesen. Und Du wohl nicht gut sprechen. Oder? Das ist ein Dilemma. Aber Herausforderungen müssen gemeistert werden. So sagt mein Großvater jedenfalls." Zustimmend streichelt sie ihm noch einmal durch die Haare, nestelt die Tafel wieder am Gürtel fest, rückt das Messer zurecht. Einen Großvater hätte sie auch gerne. Überhaupt weiss Tilla nicht, wo ihre Wurzeln sind, wo sie herkommt, kennt die Geschichte ihrer Vorfahren nicht. Ein weiteres Nicken erläutert ihre Zustimmung zu seinem Vorschlag. Genau, kleiner Mann. So machen es die meisten. 'sprechen' ihre Hände zu Nero.


    Er stellt ihr eine Frage. Ob es hier Wahrsager, gar Zauberer gibt? Langsam hockt sich Tilla zu Nero und seiner Augenhöhe nieder, zupft den Umhang zurecht. Den sie mit ihm teilt, um ihn zu schützen. Ja, ich weiss, wo sie sind. Mit sachtem Griff zieht sie den Daumen aus seinem Mund, nimmt die Hand ohne zu zögern in der ihren auf. Er meint die bunten Zelte. Dahin wird sie ihn nun bringen. Sie drückt seine Hand, klopft auf ihre Schenkel. Komm, ich zeige sie dir. Bleibe dicht bei mir. 'fordert' sie ihn auf und geleitet ihn durch die Menge über das Forum zum anderen Forum. Nach vielen festen Schritten bleibt sie stehen, nimmt den Anblick der sich ihnen öffnet auf. Bunte Farben wohn man blickt. Einem immerwährenden Regenbogen gleich. Tilla staunt, schenkt Nero ein Lächeln.

    Schade, sie würden die Geschichtenerzähler nicht besuchen. Dafür gingen sie jetzt zum Klos.. Koloß.. äh.. wie war das? Kolosseum. Tilla sah auf ihre Tafel hinab und las die niedergeschriebenen Fragen noch einmal. Fragte sie auch nicht zuviel? Mhm, mal schauen, wann sich eine Gelegenheit ergeben würde, um an Antworten zu gelangen. Geduldig trabte sie hinter den Erwachsenen und sah Prisca erstaunt an, die sie fragte, was sie machte. Ich schreibe im Gehen. Ihr beide zusammen sagt soviele Wörter. Ich kenne die alle gar nicht. Was heisst das und das? eriwderte sie prompt und reckte der Frau ihre Tafel entgegen. Kam sie jetzt schneller als erhofft an die Antworten? Tilla schickte noch ein liebeswürdiges, unschuldiges Lächeln hinterher, um ja nicht aufdringlich zu wirken. Es war gar nicht so leicht auf diesem Grat zwischen Neugier und Zurückhaltung zu wandern.


    Wegen einem Stein, der in ihre Sandale geraten war, konnte sie nicht alles mithören, was die Frauen miteinader besprachen. So ein Mist aber auch! Kurz ärgerte sich Tilla über diesen Stein und warf ihn kurzerhand über die Köpfe der Leibwächter hinweg in einen leeren Blumentopf. Klong. Kling. Klickerklackerklong. Hm, das klang aber gar nicht nach einem Blumentopf!!


    Tilla zwängte sich flinken Fußes an den Frauen vorbei nach vorne zu der Stelle, wo das Geräusch herkam. Die Leibwächter liessen gerade Trautwini vorbei, der anscheinend erfolgreich seinen Auftrag erfüllt hatte. Und erhaschte einen Blick auf einen älteren Mann mit weißem Haarkranz auf dem Kopf, der mit verwundertem Blick in den blauen Himmel sah und nach etwas Ausschau hielt. Mit einem verschmitzten Grinsen trat sie vor, fischte den Stein wieder heraus und liess ihn abermals fallen. Klong. Kling. Klickerklackerklong. Da, sieh nur. Steine können fliegen. Kann ich das haben? Tilla kramte in einem Beutel, hielt ihm eine Kupfermünze hin. Der Mann aber reagierte nicht so wie erwartet. Er tippte an die Stirn und drehte sich mit dem Topf um. Tilla senkte den Kopf, umklammerte die Münze mit geballter Faust. Och menno, dachte sie bei sich. Seufzend drehte sie sich um, hielt sich traurig dreinschauend vom Trubel um den Spielplan fern, beobachtete insgeheim aus den Augenwinkeln den Mann.

    Matho hatte Siv eingekauft? Nicht Brix? Sie stupste Brix in die Taille, schüttelte den Kopf. Nicht zurücklegen. Hingebracht heisst das. belehrte sie ihn mit einem Zwinkern in den dunklen Augen, freute sich ihm ihr stetig anwachsendes Wissen mitzuteilen. Tilla nickte zu Brix Worten und machte große Augen. Eine Tunika abgeben? Ahso... Cadhla konnte das auch machen. Immer noch die Ohren spitzend lief sie neben ihm her. Braut des Thors? Sie ist mit einem Gott verheiratet? So ganz blickte sie noch nocht in diesem Spiel durch. Wie sollte sie auch? Religionswesen kannte sie als ehemalige Straßendiebin nicht. Auf der Starße hatte man andere Sorgen als die Götter zufrieden zu stellen. Ich darf mit der Neuen auf den Markt gehen? Das ist ja klasse. freute Tilla sich.


    Siv sprach sie in einer ihr fremd klingenden Sprache an. Entgegen ihrer Vorstellung, die Neue hinter Brix breitem Rücken in Ruhe betrachten zu können, schob Brix sie nach vorne und erklärte auch gleich, dass sie nicht sprechen konnte. Scheu blickte Tilla die blonde Frau an, erwiderte mit derselben Schüchternheit das Lächeln und nickte. T-I-L-L-A bestätigte sie nickend und bemerkte das Brix raus ging. Und nun? Jetzt war sie mit ihr allein. Siv stand beim Stockbett. Prompt platzte eine Frage aus Tilla raus. Schläfst du über mir? Ihre Füßen trugen sie zu dem Bett, wo sie sich sogleich hinsetzte und zu Siv aufsah. Brix hat gesagt, du müffelst. Badest du gerne? Ich mag Zitronenseife. Die duftet arg gut. Ohjeh.... vielleicht sollte sie lieber die Tafel verwenden? Flugs schnappte sie sich die, die unterm Kopfkissen versteckt lag, schrieb alles 'mit den Händen gesagte' auf und reckte Siv die Tafel entgegen.

    Sie lächelte Niki zu und nickte. Ja, hoffentlich bin ich dann schon wieder zurück. Wenn nicht ist auch gut, dann kann ich schnuppernd zur Küche zurückgehen... erwiderte sie verschmitzt zwinkernd. Gehorsam verliess sie die Küche und winkte Niki ein letztes Mal zu.


    Neben Brix gehend hörte sie ihm zu. Germanin? Latein? Es hörte sich nach jemandem aus einem fernen Land an. Frisch vom Markt? Dann ist sie gerade erst angekommen? Sie krauste die Nase. Dann brauche ich für Siv passende Kleidung und Sandalen. Kamm und Seife fürs Bad. zählte Tilla an den Fingern auf. Auch um sich rückzuversichern, war es doch das erste Mal, dass ausgerechnet sie eine neue Sklavin in die aurelianische Sklavengemeinschaft einführen sollte. Neugierig sah sie zu den Unterkünften rüber, denen sie sich Schritt für Schritt näherten. Du bringst mich zum Schlafsaal? Ist sie denn dort? Aufgeregt wischte sie mit den Händen ihre Tunika glatt, diesmal eine dunkelrote mit Rändern. Sie ähnelte ungefähr der von dem Theaterfest, nur der Saum war etwas verlängert worden, weil sie noch am Wachsen war. Heisst sie nur Siv? Irrte Tilla sich oder hörte sie tatsächlich ein hölzernes Bettgestell knirschen? Sich etwas hinter Brix versteckend spähte sie an ihm vorbei, betrachtete Siv neugierig aus dunklen Augen.

    Sie wollte was? Neeeee, das ist falsch. beeilte Tilla sich, sein Bild vom Teig zu korrigieren und sah zu Niki, die derweil schmunzelte. Hatte der Sklave sie auf den Arm genommen? Für den Scherz drehte sie Brix feixend eine lange Nase und brachte sich mit großen Schritten in Sicherheit. Neben der Köchin stehend, die inzwischen ihre Gesten übersetzte, begann Tilla die Schürzenschnüre auseinander zu fädeln.


    Mit gespitzen Ohren hörte sie Brix zu. Die Herrinnen hatten nicht gerufen, wer dann? Ebenso überrascht wie Niki sah sie auf. Ausgerechnet SIE sollte sich um eine NEUE kümmern. Tilla biss sich auf die Lippen, hielt die abgezogene Schürze fest. Schaffte sie das denn? Gegen einen Versuch dies zu schaffen sprach nichts. Außer das ihr das erste Brot backen entging. In Ordnung. Ich mache das. Wenn ich darf und Niki nichts dagegen hat. Langsam ging sie wieder auf Brix zu und hängte die Schürze an ihren Platz zurück. Neugierig auf die andere Sklavin wartete sie auf Nikis Erlaubnis, gehen zu dürfen. Wie hiess die noch mal? Achja.. Siv. Was ist eine Landsmännin? Wo ist sie, die Neue, denn gerade? Warum müffelt sie? fragte Tilla den älteren Mann. Tja.. ihr Wissensdurst war unersättlich.

    Heute musste sie wieder einmal in der Küche helfen, dabei wäre sie gerne für den Garten eingeteilt gewesen. Heute war laut Nikis Worten die Zeit gekommen, Brot zu backen. Mhm... das hörte sich ganz einfach an. Mit neugierigem Blick verfolgte sie mit, wie Niki den Teig anrührte und zu kneten begann. Tilla war der Tisch zu hoch oder besser, sie war zu klein geraten. Darum streifte sie durch die Küche, um einen Hocker zu finden. Tilla fand einen Hocker und schleppte diesen zurück zum Tisch.


    So, jetzt konnte sie anfangen. Bevor sie ihre Hände ins wunderbar weiße Mehl tauchen konnte, hörte sie ihren Namen. Suchend sah sie sich nach dem Sprecher um. Das war ja Brix! Tilla hüpfte vom Hocker, der mit einem leisen Knall umfiel und lief auf ihn zu. Salve Brix. Ich darf heute den Brotteig kneten. Niki hat mir alles gezeigt. Siehst du den Tisch da drüben. Da ist der Laib. 'plauderte' drauf los, sah ihn mit roten Wangen an. Warum bist du hier? Haben die Herrinnen gerufen? Die 'sprechenden' Hände wischte sie zwischendurch an der Schürze ab, die ihre Tunka schützen sollte.

    Sie hörte Rutgers Worte, sah den blonden Mann verständnislos an. Was war mit den Toten? Was würde er mit ihnen machen? Irgendwie schaffte er es Bridhe von dem geweihtragenden Gott zu lösen und an sich zu ziehen. Verwirrt und mit ängstlichem Ausdruck in den Augen suchte sie Cadhlas Blick. Wusste Cadhla vielleicht was hier von sich ging? Tilla liess den leeren Becher fallen und drückte sich näher an Cadhla heran. Diese aufkeimenden Winde... das knisternde Feuer.. die rauschenden Baumkronen.


    Dann gingen auch noch die Kerzen aus. Urplötzlich veränderte sich die feuerbeschienene Umgebung. Das war arg unheimlich trotz der Anwesenheit der anderen aurelianischen Sklavin. Irgendwie wünschte sie sich nicht hierher gekommen zu sein. Schämte sich ihrer Neugierde. Nein... hier wollte sie nicht mehr bleiben!! Die Panik überkam sie. Was ging hier nur vor? Lass mich los! Tilla riss sich panisch von Cadhla los und rannte auf den Baum zu, den sie vorhin schon mal kletternd erobert hatte. Sie erhaschte einen Ast und zog sich hinauf. Jemand rief nach ihr, rief ihren Namen. Tilla sah sich nach der Stimme um. Kam der Gott ihr nach? Oder eine von den Frauen?? Noch konnte sie deren Gesicht nicht erkennen. Die Sicht war durch die Dunkelheit schlecht. Sie kletterte einen weiteren Ast hinauf, hörte noch einen Ruf. Irritiert wandte sie den Kopf...

    Es waren sehr sehr viele Worte, die um sie herum fielen. Tilla konnte durch ihre vermaledeite Trunkenheit nicht alles Gesagte und Gesprochene aufnehmen. Stattdessen lachte das stumme Mädchen beinahe jeden, dessen Blick sie erhaschte, vergnügt an. Ob die anderen den doppelten Ursus sehen konnte wusste sie nicht, aber sie nahm es ungefähr an. Tanzte Bridhe deshalb so wild umher? Sie hörte die andere Frau zwar näher kommen, sah recht verdutzt drein, als Bridhe sich an den Gott heran warf. Durfte man das? Den Gott berühren?


    Tilla biss sich entsetzt auf die Lippen, hielt die Luft an und sah zu Cadhla hoch, die nun mit Bridhe schimpfte. Welch ein Glück, dass diese sie festhielt. Tilla folgte ihrem Griff hintendrein, soweit es ihr möglich war und stiess die angehaltene Luft wieder aus. Sie hörte weitere Schritte, sah die andere Frau, die mit den hellen Haaren dazukommen. Minna hatte sie auch recht freundlich aufgenommen. Tilla lächelte sie an, prostet ihr zu. Ups... wo war denn ihr Schluckauf hin? Na egal, sie vermisste ihn nicht. Mit klagendem Gesichtsausdruck zupfte sie am Gewand der aurelischen Sklavin, hielt Cadhla den leeren Metbecher hin. Becher ist leer. Ich hab Durst. Mag mehr trinken. Du auch? Sie schielte in den Becher, vielleicht war noch ein Tropfen übrig? Das Feuer knackte derweil zwei größere Holzscheite, die knirschend und knisternd in sich zusammenfielen. Ein heftiger Windstoß bauschte die Haare der anwesenden Personen und die Baumkronen auf. Tilla fröstelte unwillkürlich, verstand sich selbst und ihre Reaktionen gerade überhaupt nicht.

    Hmmm... das was Bridhe in den Händen hielt war bestimmt nicht für ihre Augen bestimmt gewesen. Verwirrt betrachtetsie Bridhe, die plötzlich aufstand und nun tanzte. Ähm.. was war denn jetzt los? Hicks Oh, du verdammter Schluckauf, geh weg. Tilla blickte zur der Gruppe um Ursus zurück. Der Mann hatte immer noch das Geweih auf!


    Konnte Cadhla dieses Geweih auch sehen? Sie schüttelte sich und rappelte sich auf die Beine. Hicks Mit kleinen vorsichtigen Schritten ging sie um die tanzende Bridhe herum zu Cadhla und linste neben ihr stehend und zur Sicherheit an deren Gewand festhaltend zu Ursus. Das Geweih stand ihm wahrlich gut und Ursus hatte nun auch einen Metbecher in der Hand! Tilla prostete Ursus aus spontaner Bewegung heraus zu, trank ihren Metbecher leer. Uh... was war jetzt los? Sie sah ihn plötzlich in doppelter Gestalt vor sich stehen und platzte mit einem stummem Kichern heraus. Zwei Ursusses... wie niedlich! Hicks.Hicks.

    Die Irin freute sich über den Beutel. Tilla lächelte breit und freute sich schon auf das was sie bald mit ihr gemeinsam machen würde... nämlich Honigbrote essen. Schnell nickte sie Cadhla zustimmend zu. Hicks Wie verflixt noch mal bekam man einen Schluckauf weg? Tilla fragte sich das immer wieder, leider stand Cadhla von ihrem Platz auf. Somit konnte sie sie nicht fragen. Hicks Fest presste sie ihre Hand auf den Mund als ob das helfen würde und lauschte so gut es eben ging den Worten der Irin. Uhum.. wie sprach sie denn? Tilla lachte nicht, dazu war sie viel zu ernst.


    Wieder blickte sie Ursus an und rieb sich verdutzt die Augen. Sein Geweih hatte sich merklich vergrößert. Sie wollte schon den Zeigefinger ausstrecken und ihn auf das Ungewöhnliche aufmerksam machen, doch seine Worte liessen sie innehalten. Tilla warf einen Blick zu Aintzane und Minna, die ganz erschrocken drein sahen. Meine Güte! Das musste doch irgendwie wieder gut zu machen sein. Was sollte sie nur tun?


    "Dein jetziges Verhalten ehrt Dich, Cadhla. Doch jeder, der hier anwesend ist, wußte, daß er ungehorsam ist und ein großes Risiko eingeht. - Was meint ihr denn, was ich jetzt mit euch tun sollte?" Tilla kratzte sich hinter den Ohren. Hicks Herrjeh.. spontan krabbelte sie auf alle Viere am Feuer vorbei zu Minna und Aintzane rüber. Die würde sie beschützen, wie Cadhla es tat. Unbewusst ahmte sie diese nach, saß aber bei den anderen Sklaven auf dem Rasen. Bridhe hielt etwas in ihren Händen fest. Tilla stupste sie an, nickte fragend zu den Händen. Dass es Haselnüsse waren hatte sie vor lauter Met-trinken nicht mitbekommen.

    Fertig!! Erwartungsvoll sah sie zu Aurelia Helena auf. Da, sie bekam einen Blick und dieser war leider nicht so wie sie es sich gedacht hatte. Ach herrjeh, da kam schon die zweite Ermahnung von Aurelia Prisca. Tilla hielt inne, lächelte verlegen über diese Angewohnheit, kratzte sich hinterm Ohr. Wie sah was aus? Ihr Kratzen? Entschuldigt bitte... erwiderte sie verlegen zu ihren Herrinnen, trat betreten zurück. Doch ihre Verlegenheit verschwand schon wieder.


    Zum Kolosseum? Au fein.. VOR dem Gebäude gibts meist ganz viel zu sehen. Manchmal sind die Gaukler und Jongleure da.. noch besser finde ich die Geschichtenerzähler! erzählte sie spontan, vergnügt dreinblickend. Ja, das Straßenleben hatte nicht nur schlechte Zeiten gehabt, sondern auch gute Seiten, jedenfalls wenn man die Augen offenhielt und sich die Plätze merkte, die einen ablenkten vom Kummer des Tages. Sie eilte um die beiden Frauen herum nach vorne und hielt schon mal Ausschau nach Trautwini und zugleich respektvollen Abstand zu den Leibwächtern. Noch fühlte sie sich nicht eingeengt.


    Aurelia Priscas Stimme erwähnte den Mann von dem sie die Geschenke bekommen hat. Es erinnerte Tilla prompt an ihre unzähligen noch unbeantworteten Fragen, die ihr durch den Kopf schwirrten. Um sie sogleich festzuhalten, zog sie ihre Tafel hervor, schrieb im Gehen alles auf. *Erzählen die Rosenranken und Rosenblätter auf der Kiste und die Bilder auf dem Schmuckstück eine Geschichte? Was ist eine naudings.. naumadings.. naumachie? Und was sind Gladiatoren? Und Venas.. venationes?* Fragte sie auch nicht zu viel? Tilla blieb stehen, blickte auf ihre Worte nieder und sah zweifelnd zu den Frauen rüber. Hm, vielleicht später fragen? Mhm, das ist doch doof. Dann weiss ich immer noch nicht Bescheid, wenn wir da sind. Irgendwie konnte sie sich nicht entscheiden, wer die Tafel bekommen sollte. Tilla seufzte stumm auf: sie mochte beide. Still geworden trabte sie der davonziehenden Gruppe hinterher, nahm ihren Platz hinter den Erwachsenen wieder ein.

    Mit einem langsamen Nicken nahm sie den gefüllten Becher von Fiona entgegen, schnupperte und beäugte den geheimnisvollen Inhalt. Es roch wirklich nach Honig. Ganz vorsichtig probierte Tilla einen Schluck und war erstaunt über den Geschmack. Hm, sehr lecker. Sofort probierte sie ein zweites Mal. Mjam, das schmeckte!! Mit vorsichtigen Bewegungen machte sie es Fiona nach und griff nach dem Gebäck. Für Cadhla besorgte sie auch einen Keks, legte diese der Irin auf beide Kniescheiben und lächelte sie verlegen, aber auch dankbar an. Eifrig am Keks knabbernd sah sie Aintzane bei ihrer Opferung zu, lauschte den ihren Worten. Die Frau warf doch tatsächlich Speckstreifen ins Feuer. Für Tilla als ehemaliges ständig hingriges Straßenkind ein recht großes Opfer.


    Es gab einen Gott mit Geweih? Hoppla.. wie denn das? Aintzane sprach sie an. Tilla nickte. Ja, Tilla ist mein Name. Die Leute hier tranken tatsächlich auf die Toten: ein seltsames Gebaren und zugleich interessant. Man aß und trank wie auf einem Fest der Herschaften. Tilla nippte stetig am Met, gewöhnte sich an dessen Geschmack. Quasi ihr allererstes Getränk, welches auch die Erwachsenen tranken. Er stieg ihr zum Kopf. Ganz vergnügt kicherte sie stumm Cadhla an, schob ihr spontan ihren mitgebrachten Honigtopf zu. Da.. schenk ich dir. gebärdete sie, forderte Cadhla mit einer einladenden Geste auf in den Beutel hineinzugucken.


    Tilla fuhr ebenso erschrocken wie alle anderen herum, als Ursus plötzlich auftauchte. Das förderte einen Schluckauf zutage. Hicks. Ohje.. was war denn das? Tilla presste eine Hand vor den Mund. Hicks. Entschuldigend und errötend über diese Peinlichkeit sah sie alle Anwesenden aus dunklen Augen an. Hicks. Hicks. Rutger stand schon bei Ursus. Sollte sie ihm helfen? Aber wie? Ursus schien ein Geweih auf dem Kopf zutragen, welches aber nur die Äste des Baumes waren. Tilla riss die Augen auf... dieser Mann war ein Gott? Besser sie trank noch ein paar Schlucke vom Met und tat dies auch. Der Schluckauf blieb. Hicks.