Beiträge von Chimerion

    Nach einem mehrminütigen Fußmarsch erreichten sie endlich das große Hafenbecken mit den vorgelagerten Wellenbrechern im Wasser. Hier lagen gut und gerne 40 Schiffe der unterschiedlichsten Bauart vor Anker. Einige griechische Handelsschiffe waren zu finden und auch ein ägyptisches Schiff, mit hohem Bugsteven, das träge in der Dünung schaukelte. Zu diesem führten ihn die die Männer und gingen über die schmale Planke an Bord.
    Chimerion sah sich kurz um und erblickte noch einige Seeleute, die hier offensichtlich Wache gehalten hatten. Sie unterhielten sich in der kehligen Sprache ihrer Heimat, von der Chimerion kein bisschen verstand. Wenn es wenigstens griechisch gewesen wäre, hätte er einige Brocken ableiten können, aber mit diesen barbarischen Lauten konnte er nichts anfangen. Wenige Augenblicke später löste sich Yassir vom Haufen der Männer und kam auf ihn zu.
    "Und, wie gefällt dir Schiff? Wir dich mitnehmen mit deine Freunde, wenn du willst... Sagen wir alle 1500 Sesterzen".
    Chimerion schluckte einen Moment. Das war ganz schön viel Geld, so viel hatte er nicht bei sich, da musste er erst den Schmuck, den er sich angeeignet hatte verkaufen. Doch wo? Einen Moment lang zögerte er. "Gut, ich werde dir das Geld besorgen. Wann legt ihr ab?" fragte er den Ägypter.


    Dieser prüfte mit einem Blick am Himmel den Stand der Sonne. "In drei Stunden, wenn dunkel wird. Wir eilig...." antwortete er mit misstrauischer Miene. Chimerion konnte sich denken, dass hier noch krumme Geschäfte abgewickelt werden würden, doch das konnte ihm egal sein. Er musste so schnell wie möglich zu seinen Leuten zurück. Die Zeit war knapp und er hoffte, sie alle noch zu erreichen. Notfalls würde er auch ohne sie abreisen, dachte er für sich und verließ das Schiff in Richtung Marktplatz.

    Chimerion folgte den Ägyptern durch die engen Straßen von Ravenna. Immer wieder blickte er sich um, jede seiner Sehnen fast zum Zerreißen gespannt und ständig wachsam. Aber außer den Helmen der Stadtwachen, die manchmal durch die Straßen liefen, konnte er nichts auffälliges entdecken. Aber vielleicht hatte seine Herrin auch keine Soldaten hinter ihm hergejagt sonderd raffgierige Kopfgeldjäger, die wenige Federlesen machten, um ihre Prämien zu kassieren.... Er konnte es nicht sagen. Zumindest an Bord eines Schiffes wären sie vorerst sicher, hoffte er.

    Chimerion schreckte aus seinen Beobachtungen, als sein Name erwähnt wurde. Er nickte, als er die Worte verstanden hatte. "Cassim, besorge du uns Proviant, wenn du ihn hast helfe ich dir, ihn zu tragen. Ich werde derweil nach einem Schiff schauen und habe da vielleicht schon eine Idee," meinte er und stand auf.


    Er ging einige Schritte weiter und setzte sich zu den Männern, die ihn einen Moment lang anstarrten. Dann zog Chimerion eine Münze aus seinem Beutel und legte sie auf den Tisch. Das verstanden die Männer und ein Mann mit Kopftuch schob ihm den Becher mit den Würfeln hin. In schlechtem Latein meinte er grinsend: "Versuchen nur dein Glück, Langhaar", während Chimerion den Becher schüttelte.
    Die anderen hatten interessiert zugeschaut, Cupidus würfelte und gab den Becher weiter. Er gewann und verlor, schließlich wurden die Männer gesprächiger und Chimerions Beutel leichter. Sie kämen aus der Gegend von Alexandria und hätten hier in Ravenna Zedernholz und Weihrauch gehandelt, nun würden sie sich auf die Rückfahrt vorbereiten. Chimerion erzählte ihnen eine haarsträubende Geschichte von Verwandten, die sie in Ägypten zu besuchen hätten und schließlich boten ihm die Männer an, auf ihrem Schiff mitzufahren, eine entsprechende Entlohnung vorausgesetzt. Chimerion gab zunächst den Zauderer, ließ sie solange bitten, bis sie ihm anboten, sich doch einmal ihr Schiff anzusehen. Schließlich willigte er ein, gleich mit ihnen loszugehen.


    Chimerion trat schnell zu seinen Freunden. "Ich bin bald wieder da, wir treffen uns in drei Stunden wieder hier, wenn ich früher Erfolg habe, lasse ich es euch wissen", und verschwand mit den Fremden.

    Chimerion hielt Augen und Ohren offen, als sie durch das Tor ritten und ohne groß kontrolliert zu werden, durchgewunken wurden. Er hatte mit größeren Problemen gerechnet, doch im Gedränge der Wagen, die herein und hinaus wollten, hatten sie alle Hände voll zu tun. Im dichten Treiben der Menge konnen sie unerkannt untertauchen, auch wenn es Chimerion zum wiederholten Mal dazu drängte, nach hinten zu schauen. Er konnte den Griff einer Vorahnung nicht von sich abschütteln, die ihn seit einigen Tagen verfolgte. Schließlich fanden sie ganz in der Nähe des Hafens eine Kneipe, wo sie ihre Pferde unterbringen konnten uns sich selber einen Schluck gönnen konnten. Ein klein wenig Ruhe würde ihnen guttun und die achso angespannten Nerven beruhigen, die gelitten hatten.


    Sie nahmen Platz und Cassim bestellte die Getränke. Es gab einen großen Krug Wein und für jeden einen Becher. Chimerion nahm seinen und schüttete etwas auf den Boden. Er dankte im Stillen seinen Göttern für die gelungene erste Etappe und schickte den Wunsch hinterher, sicher in Aegyptus anzukommen. Dann brummte er "Auf uns" und trank einen großen Schluck. Dann blickte er sich in dem dunklen Schankraum um und besah sich die Männer, die tranken und spielten. Die meisten waren Seeleute, die hier angelegt hatten, um zu handeln. Besonders eine kleine Gruppe fiel ihm ins Auge, bekleidet mit bunten wallenden Gewändern. Er lehnte sich ein wenig zurück, um vielleicht das eine oder andere Wort aufzuschnappen. Die Sprache verstand er nicht, aber er hoffte, dass sie auch Latein verstanden.

    Die ganze Zeit über war Chimerion unwohl gewesen. War es nun wegen der doch recht großen Gruppe, die sie zu Beginn der Flucht waren und der Tatsache, dass sie mit Epicharis eine echte Schönheit dabei hatten oder lag es an einer bösen Vorahnung, die ihn beschlichen hatte, seit sie die Gefangenen freigelassen hatten.... Er wusste es nicht. Nun aber hatte sich ein Individuum zu ihnen gesellt, das sich ebenfalls als Sklave ausgab, aber scheinbar schon bestens über ihre Flucht Bescheid wusste. Wie um alles in der Welt hatten die Leute von Ravenna erfahren? Hatte irgend jemand geschwätzt? Oder waren sie vielleicht doch aufgefallen? Eine Gruppe Männer in Begleitung einer Patrizierin? Auch das wusste er nicht. Irgendetwas war faul und ließ Chimerion wieder nach seinem Messer tasten.
    Unmerklich rückte er ein Stück näher an den Mann heran und betrachtete die Umgebung.
    "Welche Verfolger meinst du," wandte er sich an den Sklaven. Also hatte man längst Alarm geschlagen?

    Voll des Glückes legte Orpheus den letzten Rest des Weges zurück, sein Herz war vor Liebe erfüllt und seine Hand griff die Lyra ein wenig fester. Heute würde er seine geliebte Gattin wieder in die Arme schließen und ihre Schönheit mit seinen Liedern preisen, dass selbst die Steine zerfließen würden.
    Er erreichte den Fluss, an dem sie mit ihren Freundinnen gespielt hatte, von weitem schon erblickte er die Gestalten der holden Frauen, die alle um jemanden herumstanden. Gut gelaunt beschleunigte er seine Schritte, bis er das Wehklagen hörte. Die Frauen weinten und klagten, einige liefen weinend von dannen. Im Gras, unweit des plätschernden Wassers lag seine Eurydike, sein holdes Weib, auf der Erde und war so blass wie das Morgengrauen. Die letzten Schritte rannte er, fiel bei seiner Gattin auf die Knie und ergriff ihre Hand. Erschrocken ließ er sie fallen, so kalt und leblos war sie. Doch dann nahm er sie wärmend in die seinen und hielt sie fest.
    "Eurydike, Geliebte, so sprich doch, was ist geschehen?"

    Chimerion hätte die Spannungen in der Luft mit seinem Messer schneiden können, so kurz vorm Überkochen war die Stimmung. Er wusste, sie alle waren angespannt, die Geiseln nicht weniger als die Entführer. Dazu noch die Angst im Nacken, dass man ihre Flucht bereits entdeckt hatte und bereits Maßnahmen zu ihrer Ergreifung veranlasst hatte. Vor dem Tod hatte er keine Angst, nur die langen Qualen vor dem Sterben wollten ihm nicht schmecken. Und er war sich sicher, seine Herrin würde zuerst den letzten Blutstropfen aus ihm herauspressen, bevor sie ihn töten ließ. Diese Schande war mit Sicherheit unerträglich und alles was bisher vorgefallen war, hatte sich mit einem Schlag in Schall und Rauch aufgelöst. Er ließ die Hand wieder aus seiner Tunika hervorgleiten, zum Zeichen, dass er niemandem schaden konnte. Dann lenkte er sein Pferd etwas zur Seite. "Aber passt mir ja auf sie auf, wenn ihr sie auf ihr eigenes Pferd setzt.... Denkt an unseren Traum Freunde".


    Dann ging die Reise weiter.



    Schier endlos gingen die Tage und Nächte ins Land, Chimerions Rücken und Hintern zeigten ihm deutlich, dass er schon lange nicht mehr geritten war. Wenn sie rastete, stieg er nach Stunden des Reitens mit steifen Gliedern vom Pferd, verschlang das kärgliche Mahl, das sie sich meist ohne Feuer zubereiteten und wenn er keine Wache hatte, schlief er fast augenblicklich ein. Er träumte von Celerina, von nackten Leibern und brüllenden Löwen, Männern die an Kreuzen hingen und Blut. Immer wieder Blut. Mehrmals schreckte er aus dem Schlaf und konnte danach keine Ruhe mehr finden. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie bereits verfolgt wurden, sie mussten noch vorsichtiger sein. Ob diese Träume nun ein gutes oder schlechtes Omen waren, konnte er noch nicht sagen. Sie sprachen wenig, erkundeten Wege und vermieden die Menschen, so gut es ging. Unter der kundigen Führung von Hannibal erreichten sie schließlich im Morgengrauen einen Hügelkamm und sahen unter sich die Stadt und das große Meer.
    Der Vorschlag von Hannibal hörte sich vernünftig an.
    "Wir sollten uns beeilen, damit wir noch in der ersten Stunde ankommen, wenn die Tore gerade geöffnet sind. Dann haben die Wachen weniger Zeit, um gründlich zu kontrollieren. Ich kümmere mich um Nahrung und Proviant, wer kommt mit mir?" fragte er.

    Chimerion wartete auf die Antwort, als das Geschrei auch schon wieder losging. Sein Blick schoss zu Cassim, der die Flavierin bei sich auf dem Pferd hatte. Er musste ihr die Fesseln gelöst und gestattet haben, den Knebel aus ihrem Mund zu nehmen. Fluchend drehte er die Augen zum Himmel und drängte Sirius genau neben Cassims Pferd.
    Dann sah er Epicharis böse an, zumindest versuchte er das und ließ ein Messer unter seiner Tunika im ersten Morgenlicht aufblitzen.
    "Cassim, sorg endlich dafür, dass diese Sirene zur Ruhe kommt, sonst stellen wir sie einfach ab. Oder hat sie dich schon umgarnt?" blaffte er seinen Freund an.
    Dann wandte er sich wieder an Epicharis. "Du solltest den Mund halten, Frau, wenn du leben willst. Wir könnten dich einfach hier und jetzt umbringen und irgendwo im Wald verscharren, keiner würde dich finden. Gib uns nur einen Grund..." zischte er ihr zu. Langsam machte ihm diese ganze Geiselgeschichte Kopfzerbrechen. Hatten sie sich vielleicht nur unnötigen Ballast aufgehalst? Das Nörgeln würde sie irgendwann verraten. Und dann? Nun, was konnten sie ihnen schon nehmen? Im besten Fall das Leben, aber bedeutete das nicht die Freiheit für einen Sklaven?
    Er mochte die Flavierin nicht besonders, aber schließlich hatte sie es sich nicht ausgesucht, ihre Flucht zu beobachten. Umbringen wollte er sie auf keinen Fall, doch hoffte er, ihr ein wenig den Mund zu stopfen. Dann blickte er wieder seine Freunde an, ob sie die Flucht fortsetzen wollten oder rasten.

    Sie ritten lange schweigend dahin, die Nacht wurde langsam alt und im Osten begann der Horizont schon einen blassen Schimmer zu zeigen. Sie waren schnell geritten, um eine möglichst große Strecke zwischen sich und ihre möglichen Verfolger zu bringen. Nun musste entschieden werden, ob man während der frühen Morgenstunden nach einem Unterschlupf suchen oder das Risiko in Kauf nehmen sollten, bei Tage ebenfalls zu reiten.
    "Was meint ihr, sollen wir weiterreiten, wenn es hell wird oder uns verstecken? Dort drüben", er zeigte auf einen langezogenen grünen Flecken, weit abseits der Straßen, "scheint ein Pinienwald zu sein, dort könnten wir uns verstecken?"

    Chimerion saß angespannt auf Sirius und harrte der Dinge, die da kamen. Er war bereit, jeglichen Widerstand einfach niederzureiten, auch wenn er hoffte, dass sie mit weniger Aufsehen entkommen konnten. Der Miles schien ebenfalls merkwürdig angespannt, schließlich siegte aber doch der Wunsch, sein Leben zu behalten und seinem mickrigen Sold ein wenig mehr Geld hinzuzuschieben. Innerlich dankte Chimerion den Göttern, als Hannibal die Summe abzählte und dem Miles ohne Aufmerksamkeit zu erregen das Geld in die Hand drückte. Als Letzter passierte er das Tor und blickte kurz über die Schultern zurück. Von der Wache war nur noch eine undeutliche Silhouette unter dem großen Torbogen.


    Dann ging es in die Nacht hinaus und Chimerion entspannte sich langsam. Das erste Hindernis, die Stadtmauer, lag hinter ihnen, nun ging es ein Stück nach Norden. Sie zogen das Tempo an und bogen schließlich in Richtung Osten, auf Ravenna zu. Chimerion hatte die Zügel von Didos Pferd in der Hand, er traute der Kleinen einfach nicht. Langsam schloss Chimerion zu Cassim auf, behielt aber weiterhin die Gegend im Auge.
    "Cassim, wie weit ist es es noch? Hast du die Karten?" fragte er.

    Chimerion wurde ein wenig lockerer und sah sich den schönen Anhänger an. Ungläubig blickte er darauf. "Das ist ein Symbol deines Volkes, oder? Ich habe so etwas schon mal in Gallia gesehen, als ich... auf dem Rückweg in meine Heimat war. Ein Händler trug genau den gleichen..."murmelte er. Dann fiel ihm siedendheiß seine Verabredung für heute Nacht ein. Es war schon dunkel und Mitternacht würde auch bald kommen. Bis dahin musste er wieder zurücksein in der Villa Aurelia.


    Deshalb setzte er eine gequälte Miene auf und hielt sich den Bauch. "Oh OOOh, ich glaube mit ist nicht gut, scheinbar habe ich zu viel gegessen..."meinte er an Celerina gewandt. "Wie lange gedenkst du zu bleiben? Wenn du heute Nacht hier bleibst, würde ich mich allein auf den Weg nach Hause machen und müsste mich nicht sorgen, ob du sicher zurückkommst."

    Chimerion nahm Corvinus Geschenk entgegen und bedankte sich artig. Das grüne Geschenk verströmte einen angenehmen Duft nach Honig. Vorsichtig öffnete er einen Zipfel und zog eine Zuckerstange heraus. Ob Celerina ihm gesagt hatte, dass Chimerion eine Schwäche für alles Süße hatte? Süße Früchte, süßen Wein, süße Frauen...?
    Er brach ein Stück der Stange ab und reichte sie Caelyn.
    "Hier probier mal. Das ist das Beste, was es im Imperium gibt. Selbst bei uns gibt es keine vergleichbaren Knabbereien", meinte er zu ihr.


    Dann wurde er ein wenig verlegen bei Caelyns Frage. Er sah nach links und rechts und griff dann in den Lederbeutel an seinem Gürtel. Vorsichtig zog er ein kleines hölzernes Pferdchen aus dem Beutel hervor und legte es auf seine ausgestreckte Hand.
    "Das habe ich von meiner Herrin bekommen", entgegnete er dann. Dass aber zu dem kleinen Geschenk ein lebendes Tier in Celerinas Stall gehörte, verschwieg er lieber. Er wusste nicht, wie seine Nachbarn darauf reagieren würden.
    Statt dessen ging er zum Fragen über: "Und was hast du so bekommen?"

    Chimerion musste beim Erklärungsversuch von Caelyn lachen. Sie hatte ihm zwar nicht genau gesagt, woher sie kam, aber definitiv nicht aus Britannia, soviel wusste Chimerion nun.
    "Ach so, ich dachte weil sich die Männer deines Volkes die Haare weißen... Machen das nicht auch die Britannier? Naja, die sind schon ein wenig komisch, was man so hört. Vercingetorix? Klar kenne ich den, hab Caesars De bello gallico gelesen. Deine Vorfahren haben mit ihm gekämpft? Nicht schlecht, nicht schlecht", meinte er anerkennend. Zwar hatte Caesar den Aufstand niedergeschlagen, aber wenigstens hatten sich die Leute gewehrt.


    Dann fand er wieder zurück zum Thema: "Was ist denn eure alte Sprache? Haeduisch? Da wo ich herkomme spricht man noch immer das Dakische.... Glaube ich zumindest, ich war schon lange nicht mehr dort."


    Chimerions Blick fiel auf den Bruder Caelyns. So reich sah er nicht aus, dass er sie freikaufen konnte, oder?

    Chimerion musste lachen. Scheinbar gab es in jedem Haushalte eine Sklavin oder einen Sklaven, der die meiste Zeit des Tages am reden war. Er musste an die dicke Küchensklavin bei den Flaviern denken, die schreien konnte wie ein Ochse.
    "Meine Herrin? Nun ja, so wie die meisten Patrizierfrauen: Sie kauft gerne ein, liebt schöne Dinge, die noch mehr kosten und ist manchmal unberechenbar wie das Wetter in den Bergen.... So wie alle anderen Damen eben auch." Er musste schmunzeln. Eigentlich war er froh, bei seiner Herrin gelandet zu sein, er konnte ihr sogar ihre kleinen Eigenheiten verzeihen.


    Chimerion grüßte den Bruder von Caelyn, der sichtlich ahnungslos war, dass über ihn gesprochen wurde. "Ach, ihr beide stammt aus Britannia? Ich habe schon viel von eurem Land gehört, besonders von euren Kriegern... Aber sind sie echt so verweichlicht?" Sein Blick fiel auf Louan, der doch ein wenig zart aussah. Er versuchte, ihn sich mit weißen abstehenden Haaren vorzustellen und musste grinsen. Nein, manchmal übersprang Männlichkeit eine Generation.


    Er folgte mit den Blicken Caelyns Aufzählung der Anwesenden und versuchte, sich die Namen einzuprägen. Ursus kannte er schon, aber die beiden Damen, die mit in der Runde saßen, hatte er noch nie gesehen. Auch die Frau mit dem Namen Prisca sagte ihm nichts. Nun, er würde schon noch Zeit haben, sich einzugewöhnen.
    "Wie ist es eigentlich für dich, hier in Rom zu leben? Bist du schon lange Sklavin?" fragte er, während er einen Schluck aus seiner Weinschale nahm.

    Chimerion nickte düster. "Ja, sie wird mich mitnehmen. Deshalb nutze ich auch den heutigen Abend, um meine zukünftigen Mitsklaven kennen zu lernen. So wie dich zum Beispiel", meinte er grinsend.
    "Meine Haare? Nun, in meinem Volk trägt man sie so, aber ich habe mir noch nie die Frage gestellt, ob ich sie abschneiden soll, wenn ich ehrlich bin.... Sieht doch wild aus, oder?" fragte er mit einem verschmitzten Lächeln, während er seinen Pferdeschwanz fasste und ein wenig daran zog.


    Dann blickte er in die Runde und sah viele noble Gesichter. Das eine oder andere schien er zu kennen. "Sag mal, kannst du mir sagen, wer sonst noch alles in dieser Villa wohnt? Damit ich weiß, welches Gesicht zu welchem Namen gehört".

    Chimerion schmunzelte und beugte sich ein wenig näher zu Caelyn, damit nur sie es hörte.
    "Du hast es ihm gegeben, aber ich denke, dass er taub war und deshalb nicht reagiert hat. Schon eine komische Situation", meinte er lächelnd. Dann wanderte sein Blick zu Celerina, die sich angeregt unterhielt. Ja, warum war er überhaupt mitgekommen? War seine Aufgabe für heute Nacht nicht schon schwer genug?


    Er zögerte einen Moment, bis er antwortete: "Meine Herrin wollte ihren zukünftigen Ehemann besuchen und hat mich gefragt, ob ich mitkomme. Ich fand das eine gute Gelegenheit, um Corvinus noch ein bisschen näher kennen zu lernen, immerhin werde ich mit dem Hausrat von Celerina ja hierher umziehen müssen, wenn die beiden verheiratet sind."
    Oder auch nicht? Nun, das hing davon ab, wie ihr Plan klappen würde. Vorerst konnte er noch hier sitzen und sich mit der hübschen blonden Sklavin unterhalten und nebenher einen Schluck Wein trinken.

    Zitat


    Das war natürlich unhöflich unter Seinesgleichen, noch dazu an den Saturnalien. "Wie ist denn dein Name? .. Ich bin Leone. Hier, magst du etwas Hähnchenbrust? Wein steht da drüben, bediene dich einfach", holte Leone dies sogleich nach und hielt Chimerion grinsend das Silbertablett hin.


    Chimerion winkte dankend ab, er hatte während der Cena im Hause der Flavier schon beinahe zu viel gegessen und mit zu vollem Bauch wollte er keine Flucht wagen.
    "Mein Name ist Chimerion. Io Saturnalia, Leone", erwiderte er artig. Bloß nicht auffallen, dachte er für sich.


    Dann winkte ihn seine Herrin weiter, sich zu ihm zu setzen und er musste gehorchen. Vielleicht konnte er noch auf ein Gespräch zurückkommen, wenn die Gesellschaft sich beim Wein gütlich getan hatte.
    "Io Saturnalia," grüßte er die übrigen, die noch bei Tische lagen. Vereinzelt kamen auch antworten und ein Schmerzensschrei. Er blickte in die Richtung aus der der Schrei gekommen war, und entdeckte seine Tischnachbarin.
    Als er das blonde Geschöpf sah, kam ihm wieder eine Erinnerung. Er beugte sich zu Caelyn hinüber. "Kennen wir uns nicht vom Markt? Du hast mich doch vor dem großen bösen Sklaven bewahrt, erinnerst du dich?" Lachend blickte er sie an. Ihre Haarpracht passte fast zu seiner eigenen Mähne, dachte er für sich.

    Chimerion schwitzte schon seit einer Weile Blut und Wasser. Er hatte sein Pferd dicht hinter das von Flavia Epicharis gelenkt und hielt einen Dolch unter den Falten seines Mantels verborgen. Eigentlich war es viel zu warm für einen Mantel, aber wenigstens würde der Mann dann seine Statur nicht sehen.
    Wie eine Katze machte er sich bereit, der Flavia notfalls gewaltsam das Mundwerk zu schließen. Mit eisiger Miene sah er indes, wie Hannibal versuchte, den Wächter zu bestechen. Wenn das nur gutging, dachte er für sich.


    Sim-Off:

    Bin wieder da, hab mich eingelesen und werde nach und nach wieder mehr schreiben. Sorry für das lange warten.

    Chimerion bekam den Tritt der Flavia an sein Schienbein, was ihm einen thrakischen Fluch ausstoßen ließ. Wie eine Wildkatze wehrte sich die junge Frau gegen den weitaus stärkeren Cassim. Sie schaffte es sogar irgendwie, noch ein wenig Krach zu machen, der aber hoffentlich ungehört geblieben war. Mit fester Hand schob er ihr den Knebel zwischen die Zähne und brachte sie endlich zum schweigen. Doch sogar gefesselt und geknebelt wand sie sich wie ein Aal. Dann verband Chimerion den Riemen der Füße mit dem Riemen, der die Hände und Arme fesselte und nun war sie ruhiger.
    Cassim konnte sie schließlich in den Stall schleifen und auf das Stroh werfen. Chimerion trat hinzu und es tat ihm beinahe weh, wie sie die Frau behandelt hatten, aber ihre Herren würden noch viel schlimmere Dinge mit ihnen anstellen, würden sie ihrer habhaft werden.


    "Wir tun dir nichts, Epicharis, hör auf dich zu wehren," murmelte er-
    -Dann fuhr er herum, als er eine Stimme hinter sich hörte. Ein kleines Mädchen stand da und besah sich seelenruhig die Szene. Beim Hades, war heute Abend die ganze Villa Flavia auf dem Grundstück unterwegs. Er trat mit schnellen Schritten auf die Türe zu und verstellte der Kleinen den Weg. Ein wenig verwundert über ihre Äußerungen, musste er sich ein Lächeln verkneifen. Zwar hatte er schon viele Beschimpfungen für Epicharis gehört, aber noch keine so zutreffende.


    "Kleine, du bist ziemlich vorlaut für dein Alter," sagte er nicht unfreundlich, während ein Lächeln um seine Lippen spielte. War es nicht so, dass Kinder und Narren stets die Wahrheit sagten?
    Trotzdem hatten sie jetzt genug andere Probleme, um die sie sich kümmern mussten und auf kleine Sklavinnen aufpassen gehörte nicht dazu. Wo blieb nur dieser Hannibal? Innerlich verfluchte Chimerion den unzuverlässigen Parther. Oder war ihm vielleicht etwas zugestoßen?