Beiträge von Chimerion

    Nach einigen kritischen Nächten, in denen Chimerion immer wieder aufgewacht war und schweißgebadet die Traumgesichter beiseite gewischt hatte, war er an diesem Morgen schon früh aufgewacht und hatte versucht, seine steifen Muskeln ein wenig zu lockern. Die Wunde schmerzte zwar noch, aber sie heilte gut und er würde wohl keine bleibenden Schäden davontragen. An diesem Morgen hatte ihn die Nachricht erreicht, dass seine Herrin eingetroffen war, ein Umstand, den er kaum glauben konnte. Sie war also nicht tot und "nur" entführt worden... Aber es ginge ihr schlecht, doch die anderen Sklaven konnten ihm keine weitere Auskunft geben.


    Also beschloss er mit zittrigen Knien, seine Herrin in ihrem Cubiculum aufzusuchen und sich selber von ihrem Gesundheitszustand zu überzeugen. Vorsichtig öffnete er die Türe zu ihrem Schlafgemach und trat ein. Seine Augen mussten sich erst an das diffiuse Dunkel gewöhnen, das nur von einer einzelnen Lampe erhellt wurde. Langsam ging er in Richtung Bett. Leise trat er an ihr Bett und blickte sie an. Ihr Gesicht hatte zahlreiche blaue Flecken und sie sah todmüde aus.
    Mit zittriger Stimme flüsterte Chimerion ihren Namen. "Celerina??!!"

    Chimerion hatte vergeblich versucht, seine Haarpracht ein wenig zu bändigen, doch selbst mehrfaches waschen und einsalben hatte nicht wirklich viel an seiner Frisur verändert. Er hatte seinen Bart gestutzt und noch mehr duftendes Öl genommen, um auch ja gut zu riechen. Es war seine erste Saturnalienfeier in Rom und er war gespannt, wie seine Herrin und die anderen Römer sich benehmen würden. Er hatte seine schlichte weiße Tunika gegen eine hellblaue getauscht, das einzige Kleidungsstück, das er hatte, um es bei solchen Veranstaltungen zu tragen.


    Als er das Triclinum betrat, waren schon zahlreiche Menschen anwesend, einschließlich seiner Herrin Celerina, die schön herausgeputzt bei Tische saß und gedankenverloren vor sich hinstarrte.
    "Guten Abend", begrüßte er die anwesenden Gäste, "Io Saturnalia". Dabei nickte er jedem von ihnen zu. Auf Cassim ruhte sein Blick ein wenig länger, dieser war ihm Gespräch mit einem kleinen Jungen, den Chimerion schon öfters im Haus herumstromern gesehen hatte. Um sich nicht anmerken zu lassen, dass er Cassim näher kannte, wandte er schnell den Kopf und und ging zu seiner Herrin. Er setzte sich neben sie und lächelte. Ihr Gesicht wies immer noch Spuren auf von ihrer Folter, aber wenigstens war sie am Leben-
    "Wie geht es dir, Celerina," flüsterte er ihr zu, um sie nicht zu erschrecken.

    Chimerion lächelte ein wenig gequält, als er Cassims Fragen hörte. So konnte nur jemand fragen, der nicht sein halbes Leben bei den Römern zugebracht hatte. Sein früherer Herr hatte es nicht so streng genommen bei den Saturnalien und ihn an diesen Tagen nicht arbeiten lassen.
    "Die Römer ehren mit den Saturnalien ihren Gott Saturn. Sie feiern mehrere Tage lang ein Fest, beten vor seinem Tempel, es gibt sogar öffentliche Festessen, die der Kaiser bezahlt....
    Aber das beste daran ist, dass damit an das Goldene Zeitalter gedacht wird, dass es früher einmal gegeben haben soll. Damals waren alle Menschen gleich, es gab keine Sklaven. Aus dieser Tradition heraus müssen viele Sklaven an den Saturnalien nicht arbeiten und speisen mit ihren Herren in einem Raum. Manchmal werden sie sogar von ihren Herren bedient."
    Er blickte Cassim an, ob er ihm überhaupt glaubte. Es war eines der merkwürdigsten Feste, die Chimerion kannte. Diese Römer waren echte Spinner.


    "Warum ich die Flucht für die Saturnalien angesetzt habe, ist ganz einfach: Die Römer werden sich gnadenlos besaufen, fünf Tage lang und gröhlend durch die Staßen ziehen. Vielleicht haben wir Glück und können im Tumult untertauchen. In wieweit wir allerdings durch die Tore kommen weiß ich nicht, aber wenn wir erst mal draußen sind... Die Saturnalien werden meines Wissens nach überall gefeiert, wo Römer sind. Das wäre zumindest eine Gelegenheit, ich wüsste keine bessere."
    Er blickte sich um, ob Hannibal nicht endlich kam. Langsam schien es ihm merkwürdig, ob er sie vielleicht verraten hatte oder keine Lust auf eine Flucht hatte?
    "Müsste Hannibal nicht längst da sein?" fragte er.

    Einen Moment lang dachte Chimerion über das gesprochene nach. Wie konnten die Götter es zulassen, dass ausgerechnet er sein Leben als Sklave zuzubringen hatte. Das Gehörte über die unglückliche Ehe schien ihm alltäglich zu sein, man heirate wegen geschäftlicher Beziehungen oder um mehr Einfluss zu bekommen. Selbst bei seinem Volk waren solche Dinge Sitte.
    "Dann haben die Schicksalgöttinnen doch noch ihre Pläne mit dir... Aber ich glaube, dass der Mensch selber entscheiden kann, was er aus seinem Leben macht. Glauben nicht auch diese Christianer, dass ihr Gott lenkt und der Mensch denkt? Aber vielleicht bringe ich auch etwas durcheinander.... Jedenfalls kann es nicht der Wille der Götter sein, dass ein Mensch leidet und unglücklich ist. Und vielleicht hast du ja jetzt auch wirklich einen besseren Ehemann, der dich gut behandelt. Mir ist es zwar bestimmt zu dienen, aber ich werde es hoffentlich nicht ein Leben lang tun müssen," meinte er nachdenklich.


    Celerinas Augenbrauen zogen sich zusammen, ihr Blick wurde wieder streng, um ihm zu zeigen, wer hier Herr und wer Sklave war. Unwillkürlich straffte sich sein Rücken ein wenig, doch dann zögerte er und beschloss einen Versuch.
    "Auch wenn du mich nicht freilassen solltest, werde ich mich nicht beschweren. Dein Schicksal kann ich vielleicht auch als dein Sklave erleichtern, denn ich habe glaube ich einen Teil der echten Celerina gesehen, einen guten Teil." Ein Lächeln spielte um seinen Mund.
    "Bei mir brauchst du dich nicht zu verstellen, Herrin, und wenn du willst, werde ich mir alle deine Sorgen anhören und nichts ausplaudern. Bitte lass die echte Celerina nicht immer eingesperrt,"sagte er und schaute ihr wieder in die Augen.

    Chimerion hatte einen Kloß im Hals, als sich Celerina ihm offenbarte. Sie schien immer so stark und war doch so zerbrechlich, wie eine Blume. Bei ihm regte sich Widerstand, wie konnte ein Mensch nur so leben ohne kaputt zu gehen?
    "Warum willst du denn für andere perfekt sein? Ich verstehe euch Römer nicht. Ihr verdient euch Respekt und Anerkennung nicht durch Taten, sondern durch euren Besitz. Und jeder von euch will vornehmer sein, als alle anderen. Und was soll jetzt mit dir werden Herrin? Ich...." er zögerte, "ich mache mir Sorgen um dich, kein Mensch kann mit einem ihm aufgezwungenem Schicksal glücklich sein. Sieh dir doch die Sklaven an, diejenigen, die erst seit kurzem in der Sklaverei leben, haben sich noch nicht mit ihrem Schicksal abgefunden, diejenigen aber, die immer schon Sklaven waren, haben sich mit ihrer Situation abgefunden. Aber sie sind nicht glücklich, weil sie nichts ändern können.
    Du kannst dein Schicksal noch immer selbst in die Hand nehmen",
    meinte er dann. Er hatte sich ins Feuer geredet, um ihr zu zeigen, wie viel besser sie es doch hatte. Nun atmete er einen Moment lang durch, dann antwortete er auf ihre Frage: "Ich würde mir wahrscheinlich meine Freiheit wünschen... Aber die nützt mir im Moment auch nichts, denn ich habe keine Heimat, in die ich gehen könnte. Aber ich würde wohl mein Schicksal erleichtern, wenn ich könnte. Und das deine auch!!" murmelte er. Ihr Blick faszinierte ihn und er beugte seinen Kopf unwillkürlich ein wenig mehr zu ihr.

    Beim Anblick der verzweifelten Celerina zog sich Chimerions Magen schmerzlich zusammen. Diese sonst so starke und unnahbare Frau sah einsam und verzweifelt aus und Mitleid trieb ihm beinahe die Tränen in die Augen.
    Er sezte sich zu ihr und legte ihr vorsichtig den Arm um die Schultern und zog sie zu sich. So hielt er sie eine zeitlang, während er nach den richtigen Worten suchte. Wie konnte er sie nur trösten?
    "Herrin, es steht mir nicht zu, dich zu fragen, aber ich sehe, dass du leidest. Darf ich fragen warum? Du hast doch allen Grund, glücklich zu sein. Du bist reich, beliebt, wunderschön und.... und du bist frei. Kannst tun und lassen was du willst."


    Das war nicht wirklich ermunternd, dachte er, aber immerhin hatte sie ihre Freiheit und keine Sorgen für die Zukunft. Doch allmählich dämmerte in Chimerion die Erkenntnis, dass Celerina als Mensch auf der Strecke blieb.

    Wieder einmal musste sich Chimerion eingestehen, dass er seine Herrin immernoch nicht wirklich kannte. Chimerion hatte die Kränkung zwar zur Kenntniss genommen, sich aber gedacht, eher Rückzug als doch wieder ein Wutausbruch. Als jetzt beim geplanten Rückzug das Gesicht von Celerina alle Lachfältchen verlor und die Mundwinkel nach unten rutschten, erschrak Chimerion.


    Hatte sie also damit gerechnet, dass er bei ihr bleiben würde und für sie ein bisschen auf dem Boden herumturnte? Wenn ja, würde sie jetzt nicht so reagieren. Mitleid schlich sich in sein Herz, doch er dachte daran, dass sie wieder versucht hatte, mit ihm zu spielen und ihm seinen Platz in der Gesellschaft überdeutlich vor Augen zu führen. Ihre Stimme zitterte, als er sie ihm befahl zu gehen, aber es klang eher wie eine Bitte. Einen kurzen Moment lang rang er mit sich selber und da sie sich weggedreht hatte, berührte er sanft ihre Schultern.
    "Herrin, mit mir ist alles in Ordnung.... Nur du scheinst nicht glücklich zu sein,"murmelte er mit sanfter Stimme. Er hatte sie noch nie so direkt nach ihrem Gefühlszustand gefragt und hoffte, nicht zu weit gegangen zu sein.

    Chimerion blieb sitzen, als Cassim aufsprang und wie von Hummeln gejagt hin und herlief. So war Chimerion am Abend zuvor gewesen, doch dann hatte er wieder angefangen nachzudenken. An der Situation konnte er nichts ändern, höchstens seine Herrin in einen Skandal verwickeln, der sie unattraktiv für Corvinus machen würde. Er hatte sich deshalb zu etwas anderem entschlossen.
    "Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Hannibal zu reden und es ihm zu sagen. Das werde ich hoffentlich gleich können. Damit hat sich alles geändert und wir müssen so bald als möglich loslegen, nicht erst, wenn die Familie kurz vor dem Umzug ist." Er bedeutete Cassim, sich wieder zu setzen, aber vielleicht konnte der Parther während des Gehens besser denken.
    Chimerion blickte ihn an. "Wir haben nur eine einzige Möglichkeit: Und zwar am ersten oder zweiten Tag der Saturnalien!!! Die ganze Stadt wird in Aufruhr und Feierlaune sein und vielleicht nehmen es die Torwachen nicht so genau mit den Schließzeiten. Bis dahin müssen wir Kontakt mit einem Händler aufgenommen haben, der in Misenum liegt und uns mitnimmt.... Und vor allem müssen wir bis dahin das Geld beisammen haben"
    Geld zu stehlen würde Chimerion nicht schwer fallen, nur es so zu tun, dass der Verdacht nicht sofort auf ihn oder Cassim fiel, das war die Schwierigkeit. Er sah den Wolken am Himmel nach und versuchte, seine Gedanken wieder zu ordnen. Eine gewisse Vorfreude machte sich bei ihm breit, ein gutes Gefühl.

    Chimerion hatte sich nach den morgendlichen Aufgaben und Pflichten in den Garten gestohlen und machte sich auf den Weg zur Falkenvoliere. Nahe des Hauses fand er den großen Bau, in dem Cassim auch schon mit einem wunderschönen Tier arbeitete. Er trat nahe an den Käfig heran und schaute eine ganze Zeit lang zu, wie Mensch und Tier miteinander kommunizierten.
    Der Parther hatte ein gutes Händchen mit dem Tier, das musste man neidlos anerkennen. Als Cassim herauskam und sich ins Gras setzte, trat Chimerion ungesehen von hinten neben ihn und setzte sich ebenfalls ins satte Grün.


    "Du hast wirklich ein Händchen für Tiere, Cassim. Dieser Vogel frisst dir aus der Hand...." begann er. Dann begann er, mit seinen Fingern Gras auszurupfen und wieder wegzuwerfen. Er wollte eigentlich damit warten, bis Hannibal bei ihnen war, aber er musste es loswerden.
    "Cassim, wir haben ein Problem: Meine Herrin wird demnächst heiraten und zwar diesen Aurelius Ursus. Der Haken dabei ist, dass sie mit ihrem ganzen Hausstand zu ihm ziehen wird. Die Villa Aurelia ist zwar nicht weit weg, aber ich wüsste nicht, wie wir dann eine Flucht planen sollten. Ich schätze, uns bleiben vielleicht noch vier oder sechs Wochen...."Endlich war es draußen, was Chimerion schon die ganze Nacht durch seinen Kopf gewälzt hatte. Sie wollten sich Zeit lassen, doch genau diese Zeit rann schneller dahin als Wasser in einem Fluss.

    Chimerion ging im Kopf den Aufwand für einen solchen Umzug durch. Und vor allem seine Folgen. Da gab es einen Parther, der nicht mit in die Villa Aurelia kommen würde, der Kontakt mit ihm würde schwierig werden. Die Trennung von Cassim war schmerzlich und auch hübsche Sklavinnen würden Chimerion nicht darüber weghelfen.
    Er beendete die Massage und setzte sich wieder neben seine Herrin.


    Sein Blick fiel auf das Kissen am Boden. Spielte sich schon wieder mit ihm? Sollte er etwa auf dem nackten harten Boden schlafen? Da gab es andere Möglichkeiten, sich ein warmes Bett zu sichern. Sämtliche Pläne die er für seine Zukunft hatte, kamen bedrohlich ins schwanken und nahmen ihn die Lust für sämtliche Abendbeschäftigungen.


    Er erhob sich langsam und neigte demütig sein Haupt. "Ich werde natürlich in den Sklavenunterkünften schlafen. Verzeih meine kühne Bitte, aber ich gehöre nicht in das Schlafzimmer einer noblen Dame. Brauchst du mich noch?"

    Chimerion massierte etwas tiefer und traf auf eine Verhärtung, die sich erst nach intensiver Arbeit löste. Für ihn war wieder einmal unklar, wie man bei einem patrizischen Lebensstil so verspannt sein konnte. Während seine Finger über die warme weiche Haut glitten, überlegte er sich wie die Zeremonie der Hochzeit ablaufen würde. Er kannte zwar die Gebräuche seines Volkes, die der Römer aber nicht. Unter dem Ritus konnte er sich nichts vorstellen, er hoffte jedoch inständig, nicht wieder eine rosa Tunika tragen zu müssen und wahrscheinlich würden überall Blumen sein....


    Trotz seiner Gedanken bemerkte er einen Glanz in ihren Augen, als sie vom erwarteten Tag sprach und eine Spur Eifersucht machte sich bei Chimerion breit.
    "Dann werden wir wohl in die Villa Aurelia umziehen müssen nach der Hochzeit? Du scheinst ihn wirklich zu lieben, so wie du strahlst, Herrin. Ich freue mich für dich." Er selber freute sich aber nicht so richtig, hatte er doch die Aussicht auf einen weiteren Einkaufsbummel in der Hafenstadt.

    In Chimerions Innerem begann es sich sehr merkwürdig anzufühlen, als sie ihn offen anschaute und dann seine Hand nahm. Fast war er ein wenig gerührt über seinen Wert, den seine Herrin so hoch maß. Allerdings hätte sie sich den Kommentar mit dem Abdecker auch sparen können, dachte er dann. Trotz allem tat es gut, gebraucht zu werden, es gab Chimerions Dasein wieder eine Berechtigung. Wenn er recht darüber nachdachte, war es ihm in seinem ganzen Leben noch nie so gut ergangen. Er war Leibsklave einer überaus noblen und hübschen Herrin, die Gens Flavia war angesehen und reich. Keine schlechten Zukunftsaussichten also.


    Die weiche gepflegte Hand fühte die seine an den Nacken seiner Herrin und er kniete sich hinter sie, um sie besser massieren zu können. Sanft kneteten seine Finger, drückten dort ein wenig und lösten nach und nach die Verspannungen. Der Duft von Celerinas Haaren stieg ihm wieder an seine Nase und er atmete tief durch. Er wusste nicht, warum er sich so dankbar und so....verweichlicht!!!! Er dachte daran, dass seine Herrin ihm offenbar den Verstand ausgesaugt hatte und er sich freute, sie zu berühren.
    Nach einiger Zeit nachdenklichem massieren räusperte er sich.
    "Darf ich fragen, wie die Vorbereitungen zu deiner Hochzeit aussehen, Celerina? Wird es ein angemessen großes Fest werden?"

    Ein Funkeln in den Augen seiner Herrin ließ Chimerion stutzig werden. Er hatte doch nur den Namen von Cassim.... Plötzlich verstand er, sie wusste nun also, wem er gehörte und das Raubtier in ihr brüllte bereits nach Vergeltung. Nun ja,früher oder später hätte sie es ja doch herausgefunden.
    So murmelte er nur: "Nichts zu danken, Herrin," um möglichst schnell wieder das Thema wechseln zu können. "Ein Kampf wäre mit Sicherheit recht erbaulich, dann könnten wir uns gegenseitig in Form bringen Herrin, ich denke mir, dass auch Aristides das zu schätzen weiß." Hoffentlich reichte das als Ablenkung, um seine Herrin gnädig zu stimmen. Sie hatte immer noch diesen katzenhaften Blick.


    Doch der Blick verlor sich wieder, als sie nach dem Kampf auf Leben und Tod fragte.
    "Nun Herrin, ich bin nicht besonders erpicht darauf, meine Haut zu Markte zu tragen... Aber wenn du es mir befiehlst, was könnte ich dagegen tun? Meinen Kampfstil würde ich allerdings gerne verbessern, auch ohne großes Blutvergießen."
    Sie sprach zwar von Ressource, aber Chimerion war seine Haut näher als die Tunika, also würde er alles dafür tun, nicht in Ungnade zu fallen.

    Chimerions Augen begannen zu leuchten, als er an die Aussicht auf regelmäßige Bewegung dachte. Viel besser als nur herumzustehen, kräftig und furchteinflößend auszusehen und anschließend die übrige Zeit in den stickigen Sklavenunterkünften zuzubringen.
    Er schweifte kurz ab, sah sich schon rennen, ringen und den Umgang mit Waffen üben... Doch halt, würde er überhaupt eine Waffe tragen dürfen? Seines Wissens nach durfte kein Bürger innerhalb der Stadtmauern Waffen tragen, außer den Stadt- und Prätorianerkohorten.


    Er überlegte einen Moment lang, wen er sich als Trainingspartner vorstellen könnte.
    "Nun, da wäre vielleicht ein Parther namens Cassim, der Sklave des Marcus Flavius... Er ist recht kräftig. Wenn es hier eine Gladiatorenschule gibt, wäre das vielleicht eine zusätzliche Möglichkeit, im Kampf besser zu werden. Müsste ich dann auch an Kämpfen auf Leben und Tod teilnehmen?" fragte er.


    Beim Gedanken an einen Kampf in der Arena begann ein kribbeln in seiner Magengegend, die Aufregung vor dem Kräftemessen.

    Chimerion nickte bei den Worten Hannibals. Einige Sklaven hatten sich einmal kurz über den Sciurus genannten Sklaven unterhalten, der offenbar alles was gesagt wurde, an seinen Herren Gracchus weiterleitete.
    Er zuckte mit den Schultern. "Der Verräter würde sich nicht lange eines schönen Lebens erfreuen, dessen könnt ihr euch sicher sein... Aber je weniger Aufsehen wir erregen, desto besser. Dann also morgen zur Mittagszeit bei dir Cassim."Dann nickte er den beiden zu und legte sich wieder auf sein Bett. Die Türe zu den Unterkünften öffnete sich und ein weiterer Sklave trat herein. Er würde keinen Verdacht schöpfen.

    Die Katze sprang nach einiger Zeit vom Bett und lief davon. Chimerion nahm sich vor, die Katze zukünftig mehr zu beachten und gelegentlich zu streicheln.
    Die Frage nach seiner Fitness überraschte ihn ein wenig. Er lächelte.
    "Ich trainiere täglich meinen Körper mit Liegestütze.... Laufen würde ich gerne im Garten, wenn du es mir erlaubst. Mein früherer Herr hat sehr darauf geachtet, dass ich in Form bleibe. Außerdem hat man mir beigebracht zu ringen und den Gegner ohne Waffen zu besiegen...
    Und für dich Herrin, würde ich einem Angreifer sogar die Kehle mit den Zähnen durchbeißen."

    Er ließ seinen Blick über die Einrichtung des Cubiculums wandern und sah dan wieder zurück zu Celerina.


    "Ist Rom wirklich so ein heißes Pflaster? Ich habe viel schimmes gehört, aber selber noch nichts dergleichen gesehen. Hast du denn viele Feinde in Rom oder warum fürchtest du dich?"

    Während er sich setzte, beobachtete er, wie Celerinas Hand über das Fell strich, das nun nicht mehr wild abstand wie am Nachmittag sondern glänzte und irgendwie weich aussah. Doch an ihren Pfoten saßen Krallen und auf die hatte er heute keine Lust mehr. Doch zumindest gab die Katze ein Schnurren von sich, was nicht bedrohlich klang.


    "Ich wollte ihr sogar aus diesem Baum helfen, ihr also das Leben retten.... Aber vielleicht hat sie das nicht verstanden, " meinte er nur. Heute war also der Tag, sich mit der Katze auseinander zu setzen. Er biss die Zähne zusammen und streckte die Hand nach der Katze aus. Der kleine Kopf fuhr herum und die beiden glühenden Augen beobachteten jede Bewegung seiner Hand, als sich diese auf ihren Rücken legte und sanft zu streicheln begann.
    Chimerion musste sich eingestehen, dass sie noch viel weicher war, als sie aussah. Ein Grollen kam aus ihr heraus, aber es schien kein böses Grollen zu sein.
    Gedankenverloren kraulte er mit Celerina das Fell der Katze. Wie konnte ein solches Tier nur zu einer fauchenden Bestie werden?

    Chimerion stieg leise von seinem Bett, um näher zu den beiden anderen zu kommen.
    Der Sklave, der eben hereingekommen war, roch ziemlich nach Wein, scheinbar hatte er Ausgang gehabt. Chimerion grüßte den Mann mit einem Nicken.
    "Also du bist Hannibal. Cassim hat mir schon von dir erzählt.... Er meinte du seist vertrauenswürdig?"
    Ein Blick in Hannibals Augen faszinierte den Thraker. Sein Gegenüber schien intelligent zu sein, wenn auch ein wenig angetrunken. Vielleicht würden sie es mit seiner Hilfe schaffen... Aber so weit wollte er noch nicht denken.

    Chimerion war aufgesprungen und hörte sich die Anweisungen des Mannes an. Er kannte ihn wohl vom sehen, ein Name fiel ihm aber nichte ein.
    Er nickte leicht. "Ja, es geht schon wieder, der Medicus hat ganze Arbeit geleistet.... Was geschieht mit den Leichen? Werden wir sie mitnehmen?"


    Die Vorstellung, die Toten sehen zu müssen, bereitete ihm Unbehagen, er hatte es bisher nicht übers Herz gebracht, in die Kammer zu gehen, wo die sterblichen Überreste aufbewahrt waren.