Chimerion kannte viele Sklaven, die sich während der Feldarbeit beinahe zu Tode gearbeitet hatten und verkrüppelt lebten. Einige von ihnen waren zum Schluss in die Steinbrüche verkauft worden, wo sie schließlich starben.
"Als Sekretär hast du es wirklich gut, ich kenne genug andere, die sich zu Tode schuften müssen," meinte er, "und wenn man sie nicht mehr braucht, landen sie beim Abdecker...."
Er schüttelte missmutig den Kopf. Dann hellte sich sein Blick wieder ein wenig auf.
"Ich bin der Custos corporis meiner Herrin. Aber wie du siehst, schütze ich sie vornehmlich vor zu vielen Einkäufen, zumindest versuche ich das. Es gelingt mir leider nicht immer," antwortete er grinsend.
"Sag mal, wie geht es eigentlich dem Kaiser? Man hört hie und da, dass er nicht bei bester Gesundheit sei?"
Beiträge von Chimerion
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Chimerion war einen Schritt vom Krankenlager zurückgetreten, als er bemerkte, dass er im Weg war. Mit verschränkten Armen stand er da und beobachtete seine Herrin und Epicharis. Seine Miene verriet keine Gefühlsregung, als Celerina zu sprechen begann. Ihr Aussehen war schon schlimm genug, aber die Dinge die sie erzählte...
Er knurrte, als er hörte, was der Pirat ihr angetan hatte. Nur Celerinas Tränen hielten ihn davon ab, laut zu fluchen, das würde nun auch nichts mehr helfen. Während er auf seiner Unterlippe herumkaute und sich die Szene ausmalte, glaubte er, platzen zu müssen.Epicharis Bemerkung mit dem Druckmittel überhörte er ohne mit der Wimper zu zucken, als diese aber dann auch noch vorschlug, dass man ihm die Zunge abschneiden könnte, wurde es ihm zuviel.
"Was hätte ich davon, es jemandem zu erzählen?" fragte er missmutig. Er konnte ihre Abneigung beinahe schmecken und ihre Ansicht über Sklaven. Manche würden das nie ablegen, dachte er traurig.
"Über meine Lippen wird kein Wort kommen, Epicharis, ich kann dich beruhigen," entgegnete er. Ihm lag nicht daran die Situation eskalieren zu lassen, zumal das nicht in Celerinas Interesse war. Sie brauchte Ruhe, deshalb schwieg Chimerion, während er das weitere Gespräch verfolgte.Die Vorstellung eines Kindes aus dieser Vereinigung mit einem Monster ließ ihn schaudern. Eine größere Demütigung konnte es nicht mehr geben.
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Chimerion war durch die Warteparole von Cassim nur mäßig beruhigt und sah sich immer wieder um. Jetzt erwischt zu werden wäre das schlechteste, was passieren konnte, sie hatten zwar noch nichts getan, aber vielleicht reichte ja schon der Verdacht einer Flucht.
Während er noch immer ungeduldig auf Hannibal wartete, beschäftigte er sich mit Sirius, der es scheinbar nicht mehr erwarten konnte, endlich seine langen Beine bewegen zu können. Sanft streichelte Chimerion in zwischen den Nüstern, als er ein Rascheln in den Büschen vernahm. Endlich kam dieser Hannibal, dachte sich Chimerion und blickte angestrengt in die Dunkelheit.
Aber statt einer Begrüßung durch Hannibal hört er eine Frauenstimme, die ein wenig verwirrt nach Cassim rief. Was sollte das? Hatte man sie entdeckt?Er war noch zu überrascht, um Cassims Befehl sofort Folge zu leisten, als aber der Gedanke an eine mögliche Strafe an seinen Geist drang, spurtete er los, hinter dem Schatten her. Cassim war eine Nasenlänge voraus, dicht vor ihm war eine dunkle Gestalt zu erkennen und mit einem gewagten Sprung riss Cassim sie von den Füßen. Dann ging alles ganz schnell. Aus seinem Lederbeutel an seinem Gürtel holte Chimerion einige Riemen hervor und verband der Frau, wie man jetzt erkennen konnte, die Beine und Hände. Er riss noch ein Stück aus der Tunika der Frau, um einen Knebel für sie anzufertigen, damit Cassim die Hand von ihrem Mund nehmen konnte.
Er nickte ihm zu und sah dann in der von Schrecken geweitete Gesicht von Flavia Epicharis. -
Bei den ersten Worten des Thrakers wurde Chimerion stutzig. War hier vielleicht ein weiterer Kandidat für eine Flucht? Immerhin wollte er weg, aber taten das nicht die meisten Sklaven? Er beschloss, trotz allem vorsichtig zu sein.
"Wie lange bist du denn schon hier? Wenn ich du wäre und Wertsachen bei mir hätte, dann würde ich sie auf der Haut tragen, dieses Gesindel klaut dir die Sandalen unter den Füßen, wenn du nicht aufpasst," entgegnete er trocken und sah sich in dem Getümmel um.
Wo blieb eigentlich seine Herrin? Hatte sie noch mehr Lasten für ihn zum tragen?
"Was sind deine Aufgaben beim Bruder des Kaisers? Bist du ein Haussklave?" fragte er neugierig, um mehr über diesen Mann herauszufinden. Wann hatte er denn schon mal Gelegenheit, einen Thraker zu sprechen und über die alte Heimat zu reden. -
Chimerion und Justinianus Cupidus kommen am Montag wieder.
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Den ganzen Tag über war Chimerion ein wenig nervös gewesen, hatte er doch einige Schmuckstücke seiner Herrin ganz unten aus einer Schmuckschatulle genommen und sie in einem Brot versteckt, welches er in seine Reisetasche steckte, zusammen mit den übrigen Vorräten. Besonders diese lukanischen Würste waren eine tolle Mahlzeit, man konnte sie warm und kalt essen. Einige kleinere Gegenstände und ein kleiner Kochtopf komplettierten seine Ausrüstung. In eine Tunika und einen Mantel gewickelt warteten diese Dinge unter Chimerions Bett auf den Besitzer, der keuchend von der Villa Aurelia kam. Unter dem Vorwand, sich den Magen verdorben zu haben, war er zurückgekehrt und hatte Celerina bei ihrem Verlobten gelassen.
Ein wenig gehetzt erreichte er den Stall, wo er seinen schwarzen Hengst Sirius sattelte. Die wenigen Habseligkeiten hängte er an den Stattel und führte seinen Hengst am Zügel in den Hof. An der Ecke sah er sich kurz um, ob die Luft rein war. Im Dunkeln konnte er schon eine Gestalt erkennen, daneben ein größerer vierbeiniger Schatten. Leise kam er zu der Gestalt, die sich als Cassim entpuppt.
"Io Saturnalia, Cassim", begrüßte er schmunzelnd seinen Freund. "Ein schöner Abend für einen kleinen Spazierritt, meine ich." Er sah sich um. "Wo ist Hannibal?" -
Chimerion legte den einzelnen Schuh zu seinem dazugehörigen Partner, nicht ohne ihn vorher noch ein wenig zu säubern, diese Marke von Georgius Armanius waren mehr wert als zwanzig Sklaven.
Er grüßte den Mann vom Kleiderstand, der so freundlich war, den zweiten Schuh zu bringen und sich ein breites Grinsen nicht verkneifen konnte.
Er wandte sich wieder an Methodius.
"Freut mich, dich kennen zu lernen, Methodius. Kein Problem, ich dachte erst, du wärst einer dieser Straßendiebe, die sich hier herumtreiben und die Leute anrempeln, nur um ihnen dann den Beutel zu klauen," meinte er fröhlich. Die Tatsache, einen Landsmann vor sich zu haben, versetzte ihn in Hochstimmung.
"Ich habe schon von deinem Herrn gehört, er ist der Bruder des Kaisers, oder?", fragte er vorsichtig. Er glaubte das von Celerina gehört zu haben, schließlich musste man als Sklave einer reichen Familie auch wissen, welche anderen Menschen der Nobilitas angehörten.Der Name Deultum rief eine Erinnerung in ihn hervor...Lange dunkle Haare, weiße Haut, rote Lippen und.... - er riss sich aus seinen Erinnerungen. "Ja, ich habe von Deultum vieles gehört, von einer.....einer guten Bekannten, die aus diesem Ort stammt. Besonders das Meer muss wunderschön sein..." er stockte wieder.
Lange Abende am Feuer, während sie nebeneinander saßen und er an ihren Lippen hing. Ihr Vater hatte mit dem Handel von Gewürzen ein Vermögen gemacht und war nach Sarmizegetusa gekommen, um sich hier niederzulassen. Sie erzählte so wunderschöne Geschichten--Aphus--- wie sehr fehlte sie. -
Chimerion nickte eifrig, während er dem Mann auf die Beine half. Der junge Mann wirkte ein wenig verwirrt, als Chimerion in ansprach, doch er antwortete ihm in der gleichen Sprache, wenn er auch einen etwas herben Dialekt sprach.
"Um genau zu sein komme ich aus Dakien, nahe der Hauptstadt Sarmizegetusa. Kein Problem, die Sachen kann kann man ja wieder reinigen", meinte er dann nur.
"Mein Name ist Chimerion, ich bin der Leibwächter von Flavia Celerina. Bist du auch Sklave?" fragte er. -
Chimerion wartete noch einen Augenblick, ehe er sich verabschiedete.
"Dann bis heute Nacht... Freunde."
Dann schlug er sich in die Büsche, um nicht zeitgleich mit den anderen zurückzukommen. Er hatte noch etwas zu tun, bevor sie flohen, nämlich den Schmuck entwenden und er musste sich etwas einfallen lassen. -
Langsam hatte Chimerion keine Lust mehr, dauernd den Packesel für seine Herrin zu spielen, die eine wirkliche Schwäche für alles hatte, das man anziehen, tragen oder nur angucken konnte, kurz für alles, was schön und teuer war.
Bekam Chimerion immer feuchte Hände, wenn er seine Herrin durch den Trubel begleiten musste, schien es Celerina sogar großen Spaß zu machen und sogar Entspannung zu sein. Wieder einmal konnte er über diese Eigenart der Frauen nur den Kopf schütteln und auf ein baldiges Ende der nervenaufreibenden Einkaustour hoffen.
Der Tag hatte mit neuen Kleidern begonnen und setzte sich nun bei einem weiteren Händler fort. Tuniken, Töpfe mit Körperölen, Schminke und Salben stapelten sich in Beuteln und Tiegeln, die Chimerion vor sich hertrug und die ihm zeitweise die Sicht nahmen.Schließlich kam was kommen musste, eine große Erschütterung lief durch Chimerion und ein Teil der Waren fiel ihm aus den Armen, auf einen Mann, der am Boden lag. Chimerion wollte sich schon auf den Mann stürzen, als er dessen Fluch hörte. Statt auf den Mann einzuschlagen, legte er den Rest der Einkäufe sorgsam ab und reichte dem Mann seine Hand, um ihm aufzuhelfen.
"Wer bist du?" fragte er mit holprigem Thrakisch. -
Zitat
Original von Flavia Celerina
"Keine Sorge! Im Stall steht das Original. Mein Onkel wäre sicher nicht entzückt gewesen, hätte ich das Pferd mit ins Triclinium gebracht. Der neue schwarze Hengst im Stall, stammt aus meinem Gestüt. Sein Name ist Sirius. Er steht zu deiner Verfügung, in deiner freien Zeit. Vielleicht möchtest du ja schon morgen mit ihm ausreiten." Ich zwinkerte ihm zu. Damit hatte er mit Sicherheit nicht gerechnet. Aber angesichts dessen, daß er sich beinahe für mich hätte töten lassen und da ich ihm ja auch voll und ganz vertraute, hatte er ein solches Geschenk verdient.Einen Moment lang drehte Chimerion das hölzerne Pferd in den Händen hin und her, bis die Erkenntnis langsam in seinen Kopf sickerte. Ein eigenes Pferd, zu seiner freien Verfügung? Ihm stockte der Atem und er wollte etwas sagen, konnte seine Herrin aber nur mit großen Augen anschauen.
Plötzlich meldete sich eine Stimme in ihm, die er schon lange zu verdrängen suchte. Er könnte sie einfach fragen, ob sie... Doch er verwarf den Gedanken wieder. Statt dessen fand er seine Stimme wieder.
"Vielen Dank, Herrin.... dieses Geschenk kann ich fast nicht annehmen, ich meine... es hat mindestens den Wert von 20 Sklaven," stammelte er, doch seine Augen leuchteten vor Freude.
Er beschloss, sich bei ihr erkenntlich zu zeigen, bei der nächsten Gelegenheit, die sich ihm bot.In seine Gedanken platzte plötzlich der Hausherr hinein, der große Flavius Gracchus, von dem Chimerion schon gehört hatte, mit einer Filzkappe auf dem Kopf und einem Topf voller Essen, ins Triclinium. Der Inhalt des Topfes duftete verlockend und um seine Gerührtheit zu überdecken, blickte Chimerion erwartungsvoll zu Gracchus.
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Chimerion zuckte die Schultern und nahm von einem Tablett Brot und brach es auseinander. Die eine Hälfte reichte er mit fragendem Blick Celerina. In sein eigenes Brot begann er Oliven, Zwiebeln, kleine Fleischstücke und Garum hineinzupacken. Er biss herzhaft ab und war selig. Diese Brottaschen würden sich eigentlich auch gut verkaufen lassen, in kleinen Läden zum Beispiel... Fehlte nur noch ein Name für seine Erfindung.
Dann riss in Celerinas Stimme aus seinen Gedanken. Sie wollte heute Nacht noch zu ihrem Verlobten? Das war natürlich sehr ungünstig, hatte er doch etwas anderes vor.
Er überlegte hin und her.
"Ich kann dich ja schlecht alleine lassen, Herrin, besonders heute, da alles außer Rand und Band ist und die meisten Menschen betrunken sind. Wann gedenkst du aufzubrechen?"Bestimmt würde er eine Möglichkeit finden, zur Villa zurückzukehren, Unwohlsein oder dergleichen. Bis auf weiteres nagte er an seinem gefüllten Brot und dachte nach.
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Chimerion streckte abwehrend die Hände von sich. "Nein, ich habe meine eigenen Götter, richtige Götter, nicht irgendwelche erfundenen. Mein Glaube ist völlig anders und es wird mit in der Unterwelt nicht schlecht ergehen...." Dann zuckte er die Schulter und legte sich zu seiner Herrin. Er bedeckte die Beine mit einer der vielen Decken und schmiegte sich zu ihr.
Das Licht flackerte und warf bizarre Schatten auf seinen muskulösen Körper.
"Meinst du das Training hat sich schon gelohnt?" fragte er und blickte an sich herunter. Er war wieder in sehr guter Verfassung, was vielleicht auch am Essen lag, das man in der Villa Flavia sogar ganz gut essen konnte. Das tägliche Training tat sein übriges. -
Chimerion nickte bedächtig und auch der Unterton war ihm nicht entgangen. Was musste das wohl für eine Religion sein, die selbst den Sklaven offen stand?
"Nun, sie glauben wohl, dass sie dadurch weiterleben oder so und dass alle Gläubigen nach dem Tode auferstehen und an einen besseren Ort kommen, ohne Herren und Knechte... So habe ich es zumindest noch in Erinnerung. Allerdings ist das schon komisch, nur einen einzigen Gott zu verehren," meinte er kopfschüttelnd.Dann sah er, dass Celerina müde war und eigentlich um diese Zeit schon schlief. Er beschloss, weitere philosophische Themen auf einen anderen Tag zu verschieben und erhob sich. Er löschte alle Lichter im Raum bis auf das direkt neben dem Bett. Dann löste er den Gürtel seiner Tunika und streifte sich das Kleidungsstück über den Kopf. Nur noch im Lendentuch setzte er sich auf das Bett und sah seine Herrin fragend an.
"Wenn ich gehen soll, dann sag es, ansonsten bleibe ich heute Nacht bei dir und wärme dich", entgegnete er mit einem Lächeln. -
Auch Chimerion hatte davon gehört, dass diese Christianer Menschenfleisch essen würden, aber er hatte noch eine solche Feierlichkeit mitbekommen, immer nur davon gehört. Bei dem Gedanken an das Essen von Menschen schüttelte er angeekelt den Kopf.
"Das ist ja wirklich widerlich und barbarisch... Aber ich hörte, dass es immer mehr werden," meinte er nachdenklich. Wenn aber immer mehr Menschen gegessen wurden, würde dann nicht der Kaiser eingreifen müssen und sein Volk beschützen? Am Ende kamen sie noch auf die Idee, Celerina zu verspeisen. Er würde in naher Zukunft wachsamer sein müssen.
Chimerion zuckte die Schultern bei der Frage nach seinem Leben, wenn er arm wäre. "Ich würde wahrscheinlich im Sumpf der Subura versuchen, mein Leben zu fristen, aber nach allem, was ich bisher gesehen habe, müsste ich wohl kämpfen, um überhaupt eine Arbeit zu bekommen. Du hast recht, im Grunde kann ich es nicht besser haben,"meinte er, "zumindest nicht in Rom."Dann lächelte er sie an, er fühlte sich geehrt, ihr Vertrauen errungen zu haben. Es gab ihm das Gefühl, doch ein Mensch zu sein und kein Gegenstand oder Tier, das man einfach verkauft oder wegwirft, weil es langweilig geworden ist. Andererseits hatte er aber auch schon gesehen, wie seine Herrin mit der Katze redete.
Deshalb beschloss er, den goldenen Mittelweg zu wählen und sich so gut es ging mit der Situation anzufreunden.
"Ich werde dir wie ein Schatten folgen, Herrin, nur nicht so auffällig. Wenn jemand etwas von dir will, dann muss er erst an mir vorbei." -
Zitat
Original von Flavia Celerina
Ich sah auf, als Chimerion das Triclinium betrat. Er bahnte sich seinen Weg zu meiner Kline und nahm neben mir Platz. Nur wegen ihm hatte ich an diesem Abend den Weg ins Triclinium gefunden. Ansonsten hätte ich auch diesen Abend in meinen Räumen, fernab von allen Blicken, verbracht.
Er flüsterte mir etwas zu. Ich blickte zu ihm und versuchte ein Lächeln herauszupressen. "Danke, es geht!"
Die Vertrautheit, die mich mit meinem Sklaven verband, ich verbarg sie nicht an diesem Abend, was insbesondere bei Epicharis einige Vermutungen hervorrief. Allerdings bemerkte ich davon nichts, wie sie Chimerion und mich ansah.
"Chimerion, bitte laß mich heute Abend nicht alleine," flüsterte ich ihm zu.Chimerion sah in die Runde und erntete einige verwunderte Blicke, nicht wenige davon voller Erstaunen oder leichtem Abscheu. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken, als Celerinas Nachbarin die Augenbrauen hochzog und ein wenig empört aussah. Das musste die berüchtigte Flavierin Epicharis sein, von denen die anderen Sklaven schon gesprochen hatten. Chimerion beschloss, so zu tun, als wäre nichts geschehen und wandte sich wieder seiner Herrin zu.
Er nahm zwei Becher vom Tisch, die schon für sie gefüllt worden waren. Wie schön, dachte er, einmal nicht bedienen müssen. Er reichte einen davon seiner Herrin und hob seinen Becher.
"Auf dein Wohl, Celerina und auf das Leben". Dann trank er einen Schluck und rollte den Tropfen kurz im Mund hin und her. Ein guter Wein, scheinbar wurde für die Sklaven an den Saturnalien nicht gespart. Er beugte sich ein wenig näher und schüttelte den Kopf wegen ihrer Aussage.
"Ich werde dich nicht alleine lassen, keine Angst.... Du bist sehr tapfer, dass du das hier durchhälst", murmelte er. -
Chimerion hörte sich die Ausführungen der beiden Männer an und nickte hin und wieder. Das Unternehmen musste einfach gelingen, ansonsten würden sie wieder warten müssen und hätten wohl kaum Zeit, sich so oft zu treffen wie in diesen Tagen. Er hoffte auf den Segen der Götter, dass ihnen die Flucht gelang. Das Stehlen von Schmuck ließ ihn auf einen Gedanken kommen.
"Ein wenig Schmuck könnte ich schon besorgen, aber ich weiß nicht, in wie weit wir das Gold auch zu Geld machen können. Es müssten ein paar kleine und sehr wertvolle Dinge sein, die man unter der Kleidung tragen kann. Meine Herrin besitzt zwar eine Menge Schmuck, aber sie kontrolliert ihn nicht immer... Das heißt nur dann, wenn sie sich festlich anzieht. Ich würde sagen, uns bleiben höchstens zwei Tage, bis sie etwas bemerkt und dann müssen wir weit weg sein."
Er musste schon fast lächeln, als er sich das Gesicht von Celerina vorstellte. Wahrscheinlich würde sie es sogar verstehen, dass er sich selber um seine Freiheit kümmerte und die paar Schmuckstücke würde sie verschmerzen können.
Vorfreude machte sich in seinem Bauch breit und er konnte die Freiheit schon riechen. Nun musste als nächster Schritt nur noch die Flucht aus der Stadt gelingen.
Er nickte bei Hannibals Vorschlag. "Gut, dann würde ich sagen, halten wir uns heute Abend mit dem Wein zurück, damit wir nüchtern genug sind. Einverstanden?" -
Chimerion sah Cassim bei seiner Frage ein wenig überrascht an. Er hatte sich die gleiche Frage auch schon gestellt. Zwar wusste er immer noch nicht so recht, was man mit einer Sesterze kaufen konnte, aber es müssten schon ein paar mehr sein für eine Passage und für andere Zwischenfälle.
"Ich könnte natürlich welches bei meiner Herrin stehlen... Aber dann würde sie es sofort merken und mich verdächtigen, weil ich als einziger Zugang zu allen Bereichen ihres Cubiculums habe. Wenn sie auch nur die kleinste Sesterze vermissen würde, würde sich mich garantiert auspeitschen lassen. Wir könnten höchstens versuchen, etwas auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, was keiner erfährt. Nur was und wo? Wir dürfen so wenig Aufsehen wie möglich erregen."
Dann runzelte er seine Stirn und dachte nach. Sämtliche Szenarien spielte er durch, jedoch ohne brauchbare Ergebnisse."Hat keiner etwas das wir teuer verkaufen könnten oder weiß, wie wir an Ware kommen, die wir verhökern können?" fragte er in die Runde.
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Chimerion ignorierte ihre Blässe gekonnt und wiegte den Kopf hin und her. "Ich kannte einen Mann in Germanien, dessen Frau.... Nein, eher geliebte, denn Soldaten dürfen nicht heiraten, nun, dessen Geliebte stammt aus Iudaea und sie kannte wohl einige der Christianer recht gut und ihre Lehre. Sie erzählte einmal in meinem Beisein, was ihr Gott dieser.... Iesos oder so gesagt hat. Und es klang schon komisch. Daher kenne ich diese Menschen. Ansonsten hatte ich nichts mit ihnen zu tun. Ich habe gehört, dass ihr Römer nicht sehr begeistert seid von dieser Gottheit?" Der Reaktion von Celerina nach mussten diese Christianer heimtückische Heiden sein, wenn sogar die Römer diese Gottheit fürchteten.
Dann überlegte er seine persönliche Situation und musste ihr zustimmen.
"Herrin, ich kenne das Leben der Soldaten, das hart und entbehrungsreich ist und das Leben der Bauern, die das Land bestellen, und nicht einer von ihnen lebt so gut wie ich hier. Du hast mich nie schlecht behandelt oder mir Unrecht getan... Zumindest nur so, wie man einem Sklaven kein Unrecht tun kann. Ich bin eigentlich recht glücklich hier, auch wenn ich nicht selbst über mein Leben entscheiden kann." Ein Lächeln lief über sein Gesicht.
Er war beinahe gerührt, als ihm Clerina anbot, ihr Vertrauter zu sein, eine hohe Auszeichnung für einen Sklaven.
"Nun, ich werde mein bestes tun, damit niemand merkt, was ich weiß... Außerdem, wem sollte ich es denn sagen? Wenn jemand von außen zusieht, wird er denken, dass ich nur ein gehorsamer Sklave bin." Sein Lächeln entblößte diesmal seine weißen Zähne und er machte es sich ein wenig gemütlicher."Ich bleibe gerne bei dir... und würde auch auf dem Boden schlafen. Aber sag mir doch bitte, warum hast du ein solches Interesse an einem Sklaven wie mir?"
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Chimerion freute sich, als sein Vorschlag Zuspruch erhielt, doch dann beschloss er, die Katze aus dem Sack zu lassen.
"Wir werden nämlich nicht mehr viele Gelegenheiten zur Flucht haben," meinte er an Hannibal gewandt, "meine Herrin heiratet in Kürze und wird danach mit ihrem gesamten Hausstand in die Villa Aurelia umziehen... Wie schnell könnten wir eine Flucht bewerkstelligen, Hannibal?"
Sie hatten demnach noch eine Woche, um ihre Flucht vorzubereiten, dann waren die Saturnalien. Im Kopf überschlug er schon die nötigen Vorbereitungen.