Beiträge von Cnaeus Flavius Lucanus

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    [...] Freie Kultvereine (also jene, welche nicht einer Berufung bedürfen wie die arvales oder salii) sind allgemein sehr rar gesät und führen bei Vorhandensein ein rechtes Schattendasein, vermutlich aus eben dem gleichen Grund, weshalb auch der Kult allgemein wenig Beachtung nur findet - das fehlende Wissen darum, womöglich auch fehlende Parallelen in heutiger Zeit und fehlender Wille/Vergnügen, sich damit näher zu befassen.


    'Der Fluch der Säkularisierung' schwappt ins IR. :D


    Klar, wenn man im Fernsehen verfolgen könnte, wie jedesmal am Anfang einer Parlamentssitzung ein Kultbeamter einen Kult absolviert (Religions- und Konfessionsneutral gesagt), dann wär' das auch im IR mehr im Bewußtsein.


    Interessant aber, daß Kultvereine kaum eine Rolle spielen: eigentlich die Plattform für Klüngelei, Ämterschacher und Protektion schlechthin, oder? (Natürlich auch für andere Annehmlichkeiten ...)


    Vielleicht sollte man Priesterämter obligatorischer für Amtsträger und solche, die's werden wollen, machen? (Das schreibe ich klein, weil ich für Vorschläge dieser Art im IR noch zu feucht hinter den Ohren bin.)

    Dann hör' auf, mich dominus zu nennen. Bin ja kein vierzigjähriger Tattergreis, der seine Erben tyrannisiert.- Und für einen im Haus bist Du in jedem Fall die "domina" - Severus, nicht? :D


    Irgendwie bedrückt schaut sie drein, das ist nicht nur die Erkältung, wer von den Grünen Inseln kommt, der muß robust sein, meine ich, so nah am Ende der Welt.


    Weißt Du was? Ich habe gedacht, ich opfere Iuno ein Lamm, den Rest, der nicht auf dem Altar landet, können wir ja in der Küche abgeben und dann macht Attalus einen schönen Eintopf mit Minze für alle. Und vielleicht kann man ja mal fragen, ob seine Künste bei Puls schon am Ende sein sollen. Täglich nur diesen Brei kochen, macht ja auch keinem Koch Spaß, oder?
    ...
    Hier: ein Taschentuch, Ge-sundheit.


    Soll ich? Ah, was soll's:
    Aber Dein Kummer steckt doch nicht nur in der Nase und im Hals, oder? Fühlst Du Dich hier nicht wohl oder was ist los? Ich bin ein Fremder, ich kenn' mich hier nicht aus, ich meine, wir sind ja alle Fremde hier, irgendwie, jedenfalls.


    Von überallher treffen Fremde ein und bleiben Fremde, die villa Flavia - die große und luxuriöse Poststation auf dem Weg ins Irgendwo. Man verweilt, zieht weiter, man kommt zurück, zieht weiter - und irgendwann hat man die Münze für den Fährmann in der Hand. Endstation.


    Ich stammele ein bisserl verlegen herum. Was geht's mich an, was misch' ich mich ein, kaum daß ich da bin? Dämlackl, dämlicher.

    Zitat

    Original von Ioshua ben David


    Ja, hier :)


    Nee, ich meine nicht Totengräber*) , sondern Vereine, in denen sich alle (Römer, Peregrini und Sklaven) zusammenschließen, die für ihre Bestattung vorsorgen wollen. Diese Vereine kümmerten sich auch um die Nekropolen (Kolumbarien in Roms Katakomben, aber auch oberirdisch), war IRL auch natürlich mit Götterkult und Totenmählern zum Gedenken verbunden. Ist. jedenfalls historisch.


    *) Aber danke für den Hinweis. ;)


    /edit: Kaeso Annaeus Modestus hat's erfaßt. Genau, das meine ich - nicht nur für die ärmeren übrigens, sondern auch für die nette Mittelschicht von nebenan.

    Ich habe noch nicht den völligen Überblick über die bislang gelaufenen Aktivitäten im IR, aber, so mein erster oberflächlicher Eindruck: vielleicht liegt die "stiefmütterliche" Behandlung des CD daran, daß den wenigsten bewußt ist, daß im Grunde in der römischen Gesellschaft und Politik alles mit der religio, der rechten Verehrung der Götter und dem praktischen Kult zu tun hatte.


    Und daß Religion/Kult und Opfer bzw. die Auspizien nicht regelmäßiger und selbstverständlicher gesimmter Teil bei politischen "Veranstaltungen" sind (Senat, usw.).


    Überspitzt gesagt, ging IRL kein Politiker auf die Latrine, ohne nicht die Meinung der Götter eingeholt und sich des Wohlwollens der Götter versichert zu haben. Priesterämter waren ja auch selbstverständlicher Bestandteil des öffentlichen Engagements, die zudem auch innerhalb der Familie vererbt wurden; Priesterämter wie das des pontifex maximus Sprungbretter oder eben Teil der politischen Aktivitäten. C. I. Caesar war seit seinem 37. Lebensjahr PM (bis zu seinem Tod, wie beim PM üblich). Heißt: nicht entweder - oder - sondern natürlich gleichzeitig und integrativ.
    ("Ein hoher Amtsträger, der nicht auch Priester ist, ist eigentlich ein Skandal!" :D)



    [Nebenbei: gibt's eigentlich Bestattungsvereine im IR?]

    Kaum habe ich dem Atrium auf direktestem und schnellstem Weg den Rücken gekehrt und bin den Flur, der zu meiner Zimmer führt, eingebogen, da geht doch so wirklich zufällig meine linke Sandale auf. -.^ Ich lege meine Rollen auf den Boden, kniee mich hin und zurre die Lederriemen wieder fest. Dabei werde ich unweigerlich und völlig unbeabsichtigt :D Ohrenzeuge der Antwort von Großonkel Gracchus. Brrr. Nicht Worte, sondern Eisbrocken kommen aus seinem Mund. Definitiv Gracchus' Freundin hat Quirinalis nach Germanien im Gepäck gehabt. Und wo hat Qurinialis die jetzt gelassen? Bei seinem Dutzend Kindern auf einer Latifundie in Germanien trans Rhenum quasi?


    Leider ging das mit dem Sandalenbänderfestzurren schneller, eine andere Ausrede fällt mir nicht ein, darum raffe ich endgültig meine Rollen zusammen und gehe ohne viel Federlesen zu meinem Zimmer.

    Wer schonmal über einen Wochenmarkt in einer Metropole wie Flaviobriga geschlendert ist, und Eier auf seinem Einkaufszettel stehen hat, wird unweigerlich fündig werden, denn - und das ist kein Wunder - es gibt welche. Schöne braune Eier von glücklichen durch die Gehöfte streunenden, von ihren Hähnen weitgehend emanzipierten Hühnern, die mal ein, mal zwei Eier am Tag legen und so ihre Existenz täglich erneut begründen.


    Wer schonmal über einen der täglich stattfindenden Märkte in einer Metropole wie Roma geschlendert ist, und Eier auf seinem Einkaufszettel stehen hat, wird unweigerlich in Not geraten, denn - und das ist kein Wunder - es gibt welche: Wachteleier, Gänseeier, Enteneier, Rebhuhneier, Straußeneier und hie und da auch mal ein Hühnerei.


    Wißt ihr was ich meine? Wer in Flaviobriga ein Ei will, kriegt eins, in Rom muß er sich entscheiden, was es denn - bittschön, goarschön - denn sein soll. Ich bin ja nun nicht auf den Kopf gefallen, jedenfalls nicht oft, wenigstens seit ich aus dem Birnbaum von Pedros Eltern fiel, das war vor einem Jahr und die Birnen waren noch nicht einmal reif, aber gut, lassen wir das.


    "Hast du bereits Pläne für deinen zukünftigen Weg gefasst?" hat mich Großonkel Gracchus gefragt, "was willst du werden?", "was möchtest du lernen?", "wohin soll Dein Weg Dich führen?" - Äh. "Fischer? - Cnaeus Flavius Piscator?" Ich schwanke zwischen dem Götterkult und der öffentlichen Laufbahn - hab' ich mir gedacht - und ein As geworfen. Das As ist mir in einen Abguß, der in die cloaca führt, gerollt, ich bin so schlau als wie zuvor.


    "Quantus tremor est futurus", eigentlich habe ich keine Angst vor dem was kommen wird, egal was kommen wird, aber werde ich in Zukunft Angst haben müssen?


    Wohin soll ich mich wenden? - Nicht verzagen Sibylle fragen, so heißt's doch immer. Darum bin ich hier.


    Hallo? rufe ich in den großen Raum Hallo? [SIZE=7]Hallo?[/SIZE]


    Sibylle? rufe ich in den großen Raum Sibylle? [SIZE=7]Sibylle?[/SIZE]


    Ein Echo. Prima.

    'Ne rohe Ziebel mit Berberitze hilft auch, die Zwiebel gegen die Halsschmerzen und die Berberitze gegen die Verdauungsbeschwerden wegen der Zwiebel. Aber Salbei ist wirklich das Beste, ich schaue auf ihre Ausbeute,


    getrocknet ist aber besser als frisch, wenn Du einen Sud machen willst, domina.


    betone ich nachrücklich und scheinheilig mit einem Augenaufschlag wie ein griechischer Knabe in einer Choraufführung. Was für einen Augenaufschlag macht ein griechischer Knabe in einer Choraufführung überhaupt? Habe noch keinen gesehen.


    Und wer wird dann Koch? Nich', daß man vom Regen ins Unwetter kommt, man sollte strategisch denken. Der Vater meines Freundes hat in Flaviobriga ein Wirtshaus, das wird er aber nicht für alles Gold der Welt aufgeben wollen, man könnte ja dem Koch Magenschmerzen bereiten und dann schauen, wer an seiner Stelle den Löffel schwingt.


    Das Thema find' ich wirklich klasse. Den Koch vergiften, der seine eigenen Gäste vergiftet.


    Wie wär's mit ein paar Visionen? Kleine Dämonen, die ihn mit Puls bewerfen und ihn in einer Pampe auf kleiner Flamme köcheln? Oder lieber am Spieß grillen?


    Ich mache mit dem Arm eine Drehbewegung und schneide eine Grimasse wie ein kleines Teuferl. 8)

    'Rom wäre eine wunderschöne Stadt, gäbe es keine Römer. Dieses ewige Gedränge, Gehetze und Gelaufe! Von wegen majestätische daherschreitende Patrizier ... in Sänften lassen sie sich kutschieren, vorneweg Sklaven, die "Ausdemweg! Ausdemweg!" brüllen und manchmal sogar mit Weidenruten die Menschen zur Seite peitschen. Irre, echt.' Ich bin ziemlich froh, daß Severus mich zum Iuno-Tempel begleiten wird, mit dem Viech im Schlepptau will ich mich nicht gern durch das Gewühl durchboxen. Severus zählt für eine ganze Horde von vorauseilenden Sklaven, Severus muß nicht mal "Ausdemweg! Ausdemweg!" rufen, die Menschen machen schon automatisch Platz.'


    Das Opfertier habe ich noch nicht ausgesucht, das wird wohl auch eine Preisfrage sein, hoffentlich reicht es zu mehr als zu einem Kaninchen, aber ich weiß, daß ich es toll herausputzen will. Baden, striegeln und schmücken. Am besten mit einem Kranz aus wohlduftenden Kräutern, den man dann mit auf dem Altar verbrennen kann. Mutter liebte den Duft von Lavendel aus der Provinz, getrocknet zwischen der Wäsche oder im Dreifuß verbrannt. Mit Pedro habe ich auch mit Kräutern und auch mal mit einem Körnchen Weihrauch experimentiert, manche Kombinationen haben ganz schon durch den Kopf geblasen und wir wälzten uns dann prustend über den Sandstrand. Ich liebe Kräuter, gleich ob auf der Zunge, in der Nase oder einfach nur zum Anschauen, Blumen sind manchmal viel aufdringlicher - "schaut her, wie schon ich bin!", Kräuter sind zurückhaltender, schüchterner, aber die Wirkung! Oho!


    Ich halte nach Lavendel für den Kranz Ausschau, vielleicht auch Rosmarin für mein Zimmer, etwas Salbei vielleicht? Eine Weidenrute brauche ich auch, um den Lavendel zu einem Kranz zu binden, als Kern der corona. 'corona, coronae, coronae, coronam, corona; coronae, coronarum, coronis, coronas, coronis' repetiere ich gedankenverloren die zweite Konjugation.


    Oh, Bridhe, die Saphiräugige,


    lächle ich, als ich der jungen Frau ansichtig werde, als ich um einen Busch herumbiege:


    bist Du hier in der villa die Kräuterhexe, eh? :D


    Frauen können Männer verhexen, sagt Pedro, dann tun die Männer Sachen, die sie sonst nie tun würden und machen sich zum Kaschper oder gehen Pleite - oft auch beides. Darum will Pedro mit Frauen nichts zu tun haben.


    Oder suchst Du nach verdauungsförderden Kräutern, gegen den Puls ist kein Kraut gewachsen, keine Chance. Man kann nur den Koch vergiften, ultima ratio, nich'?


    ...


    Wie geht's denn so?, hake ich dann nach einer kurzen Pause nach.

    Salve rector! Ich bin Cnaeus Flavius Lucanus und möchte gerne hier an der Schola eine umfassende Ausbildung absolvieren. Zur Auffrischung meiner Grammatik-Kenntnisse habe ich mich schon in den cursus Latinus eingetragen, aber ich hätte gerne auch eine Beratung, welche cursus ich in welcher Reihenfolge und wann ablegen muß. :) Die Anschläge habe ich schon gesehen, aber alle cursus scheinen schon vorüber zu sein ...


    Die Kursbeiträge, die ich gelesen hatte, haben mir das Entsetzen ins Gesicht gemalt. 500 Sesterzen! Zweitausend Asse, wie lange kann man davon leben! Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?


    Und vielleicht kann ich mich an der Schola auch irgendwie nützlich machen, ich meine, vielleicht kann ich mir ja die Kurskosten irgendwie mit Arbeit verdienen ... ?? :rolleyes:


    Ich kann Lateinisch und Griechisch lesen, schreiben, kenne mich ein bißchen in Religion, Geschichte und Philosophie aus, naja, soweit man da an Kenntnisse in der hispanischen Provinz kommt ... meine Mutter war mein Lehrer ...


    'Irgendwie', 'irgendwie' - irgendwie ziemlich unkonkret aber ich hatte keinen rechten Peil, was ich als Cnaeus Flavius Lucanus machen könnte. Als Luca hätte ich Rollen geschleppt und Gänge gefegt. Aber vielleicht ja Bibliotheksdienst, da kann ich den ganzen Tag mit den Schriftrollen verbringen und in Flautestunden lesen und arbeiten ... und war meine Mutter ein guter Lehrer? Sie war klasse, geduldig und hatte viel Phantasie, aber war das genug?

    Germanien! Das Land der Pickelhelme, des Stechschritts und der Vernügungen auf Kommando. Das Land potenter Chatten mit riesigen Pranken, riesigen Brustkörben, riesigen Armen ... ich starre Quirinalis an. Der Mann ist îm Paradies gewesen und kommt wieder her? Hat er mit Bären gekämpft, aus Schädeln seine Feinde schäumende Cervisia getrunken, mit Kameraden geschunkelt, mit Riesen gerungen, auf Bäumen gesessen am, nackt und ganzen Körper behaart wilde Götter in orgiastischen Ritualen gefeiert? Meine Phantasie geht mit mir durch, nicht, daß ich jemals in diesen Urwald, in dem es kalt und naß und dunkel ist, jemals auch nur einen Zeh freiwillig zu setzen gedenke - aber spannend ist es allemal.


    Und nun verdirbt Gracchus so ziemlich alles. Kaum hat er das Atrum betreten, überzieht alles eine fingerdicke Rauhreifschicht, die Portieren sind im leichten Hauch erstarrt und sehen aus, als seien sie aus Metall, die farbenprächtigen Blumen sind von einer dünnen und durchsichtigen Eisschicht bedeckt, würfe man eine Blüte zu Boden würde sie in tausend Splitter zerstieben wie Glas.


    Was hat er denn? Hat Quirinalis das Tafelsilber nach Germanien mitgenommen? Oder Gracchus' Freundin?


    'Man muß wissen, wann man verschwinden muß', sagt Pedro, denn die Flut kommt und reißt alles mit sich aufs offene Meer. Also - weg hier. Gracchus guckt mich auch schon so komisch an, nicht, daß er mir noch einen Eispickel in mein rasendes Herz rammt. Metaphorisch natürlich. Oder vielleicht doch nicht metaphorisch? Nach dem, was ich mir heute Mittag geleistet habe, ist mein Bedarf an 'das-ist-jetzt-aber-eine-komische-Situation'-Situationen erstmal hinreichend gedeckt.


    Salve, Großonkel Gracchus!


    grüße ich freundliche zurück, der Eispickel schwebt an einem dünnen Faden über meinem Haupt.


    Quirinalis, Gracchus - ich - ääh - muß dann mal.


    Ich nicke zu den Rollen unter meinem Arm: Schularbeiten, sage ich gequält lächelnd, als hätte ich in eine Quitte gebissen.


    Tiberius Flavius Quirinalis, war mir ein Fest, Dich kennengelernt zu haben, wir sehen uns ja vielleicht zum Abendessen? Hoffe ich jedenfalls sehr!


    Ein kurzer Blick zu Gracchus. Keine Reaktion. O, o.


    Alles Gute derweil! Valete!

    'Tiberius Flavius Quirinalis' - noch ein Flavier? Noch ein Onkel? Ein Groß-Groß-Onkel? 'Da muß irgendwo ein Nest sein' grinse ich in mich hinein. Ich drehe mich direkt zu meinem Wahrscheinlich-Onkel um und strahle:


    Salve! - vielleicht bist Du ja auch ein Onkel von mir: einen habe ich schon kennengelernt, Gracchus, und einen lerne ich sicher bald kennen, Onkel Aquilius; hier wimmelt's von Onkeln im Haus. Absolut.


    Ich bin aus Hispanien - und daß Du mir noch nicht begegnet bist, ist kein Kunststück: außer meiner verstorbenen Mutter habe ich daheim in Flaviobriga keinen einzigen Flavier je niemals nicht zu Gesicht bekommen.


    'Je niemals nicht' - Himmel, Sturm und Wolkenbruch, was'n das für'n Latein. Ach, geh!


    Und Du wohnst Du hier in Rom oder kommst Du auch von weiter her? Zu Besuch? Oder ... ?


    Was gab es noch für Möglichkeiten?, frage ich mich.

    Das er nach dem Begräbnis meiner Mutter frägt, ach ja: er ist ja Priester.


    Vielen Dank für die Ehre, daß Du Dich dafür interessierst: wir haben die Totenriten so weit es ging, eingehalten, Mutter verbrannt und an der Stelle einen Baum gepflanzt, den die Familie meines Freundes gestiftet hat. Um eine Steinmonument zu errichten ist leider kein Geld da gewesen, muß ich gestehen. Aber die Korkeiche habe ich selbst gepflanzt und eingezäunt, erhöht und mit Blick auf das schäumende blaue Meer. Die Familie meines Freundes wird auf sie achtgeben und wenn der Baum groß und mächtig wird, symbolisiert er sicher auch unsere Familie.


    Ist das ein schönes Bild? Oder ein etwas arrogantes Bild, schließlich wächst ja der Baum, weil ich ihn auf Mutters Grab gepflanzt hat. Ist er ein Symbol für mein Leben? Ich freue mich so, in einigen Jahren wiederzukommen und in seinem Schatten ein Fest zu Ehren von Mutter zu feiern. Und vielleicht auch dann eines Tages an seinen Stamm gelehnt selbst zu sterben.


    Ich, ich habe aber ein Bild aus Holz mit einer Zeichnung meiner Mutter mitgebracht, das ich gerne der Iuno weihen möchte, zusammen mit einem Tieropfer für, .... für meine glückliche Ankunft in Rom und zu Mutters Andenken. Ob Du mir helfen kannst, das zu organisieren? Ich möchte nichts falsch machen und kenne mich in den sicher komplizierten Riten, Vorbereitungen und Voraussetzungen dafür hier in Rom nicht aus. Ihr seid, wie Straton mir sagte, ja Priester, da wißt ihr sicherlich, an wen ich mich wie zu wenden habe?


    Ein bißchen sinke ich in mich zusammen, ein wenig Berechnung (wie bringe ich Severus in die Partie mit hinein?), ein wenig Erschöpfung wegen dieser Berechnung. Auch Aquilius frägt mich, was ich in Rom machen, was ich wohl werden will ... glücklich? Mit was im Gepäck will ich in Flaviobriga wieder ankommen?


    Weißt Du, ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht schlüssig, wozu ich tauge. Bislang habe ich entweder gelesen oder bin mit meinen Freunden auf dem Meer Fischen gegangen. Lesen, ein wenig Rechnen, - und Fischen kann ich. Wohl kaum die richtige Kombination hier in Rom. Ich bin nicht bl... dumm, aber sicher auch nicht übermäßig gescheit, ich komm' halt vom Land, nicht? - Ich bin aber fleißig und werfe mich in Sachen hinein, egal in was - ich meine ich bin Euch allen ja wirklich dankbar, daß ich hier so großzügig und freundlich aufgenommen wurde. Sag' mir, was ich tun soll, was der gens Flavia nützt, dann mache ich es wirklich gerne.

    Und schon wieder kein uralter Urahn, der da vor mir steht. Wahrscheinlich sind meine Onkel und Tanten dann jünger als ich, wenn die Großonkel schon so jung sind. Und Nicht und Neffen, Cousins und Cousinen sind noch überhaupt nicht geboren.- Er wird mich doch hoffentlich jetzt nicht umarmen und an sich drücken? Küsserei und Abknutscherei geht mir ziemlich auf die Nerven, ich bin ja ein Mann und ein Mann macht, was ein Mann nun man macht. Also nicht Küssen, Knutschen, sondern Schulterklopfen, Knuffen und Prügeln. Und weinen, wie ich mich voll Scham erinnere. Offensichtlich ist mein Haushalt in Ordnung, bei der Erwähnung von Hispania komme ich nur ins Schwärmen, aber nicht ins traurige Grübeln. Prima, Onkel A. klopft mir auf die Schulter, keine Knutscherei, umso besser.


    Lieber Onkel - das "Groß" lasse ich mal, auch wenn's körperlich passen würde, weg und "Ihrzen" tu' ich ihn lieber auch nicht, hatte Stratons Hnweis in der Aufregung erst ganz vergessen.


    Aber ja, Hispanien ist das schönste Land des orbis terrarum, da kommt nix, ni_ch_ts darüber. Ich komme aus Flaviobriga, dort, wo das Meer am wildesten und fischreichsten, die Berge am bewaldetsten und das Grün am saftigsten ist.


    Ich könnte auctor eines Prospekts für die Veteranensiedlung Flaviobriga sein: 'Soldaten, Bürger, Veteranen, kommt nach Flaviobriga! Undsoweiter.' Währenddessen setze ich mich hin.


    Aber, naja - man hat ihm wohl nichts von mir erzählt - meine Mutter ist meinem Vater vor einigen Wochen nachgefolgt, nach langer Krankheit, die schließlich alles Geld, was da war, aufgezehrt hat.


    Prima: als hätte meine kranke Mutter irgendwelches Geld zum verpulvern gehabt. Der Arzt hat sie sogar kostenlos behandelt, als wir im Winter kaum Vorräte mehr hatten. Aber jetzt ist auch klar, warum ich auch da bin: weil ich daheim wohl über kurz oder lang verhungert wäre. Irgendwo um meinen Bauchnabel herum räkelt sich mein Magen: hat er doch sein Stichwort 'Hunger' gehört: ja, Hunger hätte ich schon, grunzt er unhörbar.


    Und sie meinte, mein Platz sei hier, bei meiner Familie. Und ich solle lernen, lernen, lernen, also eine passabl ... ordentliche und umfassende Ausbildung machen und der Familie, dem Kaiser und dem Reich dienen.


    So in etwa und so etwa in der Reihenfolge, denke ich.


    Heute war ich schon in der Schola Atheniensis und habe mir Grammatik-Übungen geholt, denn ich spreche wohl eher hispanisches Latein, als lateinisches Latein.


    Heißt: nicht völlig selbstverständlich gestelztes Hochlatein.


    Und "ohne Schein kein Sein", wie der studiosus sagt, nicht? Lernen ist immer das am wenigsten Verkehrte.

    Ich streiche meine Tunika glatt, naja, eher ziehe ich daran herum und klopfe ein bisserl Straßenstaub heraus. Händewaschen wäre auch nicht verkehrt gewesen, ich bin nur leicht sauberer wie zu meinem Gespräch mit Gracchus, allerdings stinke ich nicht mehr. Oder? Nervös fahre ich mir durch das Haar, einmal mit dem Fingerkamm quer 'rüber.


    Straton geht voraus und macht mir den Weg frei.


    Salve Großonkel Caius Flavius Aquilius, ich bin Cnaeus Flavius Lucanus, Deines Bruders Enkel. Seit gestern bin ich in der Villa Flavia und ich wollte, nachdem mich Manius Flavius Gracchus freundlich in Empfang nahm, nun alsbald Euch meine Aufwartung machen.


    Daß ich kaum Kenntnis von der Existenz irgendwelcher Groß-Großonkels (und Tanten? Nichten? Neffen?) hatte und ich nur durch schier übermenschliche Kombinationsgabe und Gewitztheit - Bruhaha - die Blutslinien entflochten und von Hiersein des Aquilius durch eine Bemerkung Stratons erfuhr, lassen wir mal generös beiseite ...

    Ich will gerade in mein Zimmer huschen, da tritt Straton von hinten an mich heran.


    Eyeyey - habt Ihr mich aber erschreckt! Was schleicht Ihr Euch so an? Seid Ihr in geheimer Mission unterwegs? flüstere ich verschwörerisch.


    Mein Großonkel erwartet mich? Großartig. Warte, ich tue nur die Rollen - Lateinische Grammatikübungen, wißt Ihr - in mein cubiculum. Dann können wir ...


    So.


    Paratus sum.

    Ein kleines Déjà Vu ... stand ich nicht selbst vor kurzem - war es nicht erst gestern? - hier im Atrum voll mit den rauchgeschwärzten Masken unserer berühmten und weniger berühmten Ahnen, der Stolz meiner Familie. Mein Stolz? Ich muß mal sehen, wo mein Vater steht.


    'Ein Gast, ein Besucher für einen meiner Großonkelz?' Solange noch niemand da ist, kann man ja mal grüßen. Ich raffe mich und meine Schulrollen zusammen und krame in meinem Kopf nach Themen für ein nettes Gespräch: Wetter? Essen? Die Sehenswürdigkeiten Roms? Der Partherfeldzug, von dem ich in den Straßen gehört hatte? Die Funktionen des Konjunktivs im Lateinischen? Die Stellung der Frau und der weiblichen Sklaven insbesondere - was Bridhe wohl grad macht?


    Salve - ich bin Luca... - Lucanus: Cnaeus Flavius Lucanus.


    ergänze ich, der Mann sieht älter aus als von der Ferne, kein Kamerad, außerdem ja ein Gast.


    Ich hoffe, der, den Ihr erwartet, kommt bald.


    Ich komme mir vor wie der scriba eines Arztes: 'Habt ihr einen Termin? Gutgut, der Herr Medicus wird Euch gleich aufrufen, wenn Ihr derweil im Wartezimmer Platz nehmt ...'


    Nach dieser Glanzleistung an esprit und Weltläufigkeit will ich mit einem kurzen und ehrerbietigen Kopfnicken weiter zu meinem Zimmer.

    Nachdem ich inzwischen ziemlich geübt bin, mich zu verlaufen, habe ich ein, zwei Kostproben dieser neu erworbenen Kunst zum Besten gegeben; es hat also mal wieder ziemlich gedauert, bis ich die Schola mit vereinter Hilfe unwirscher und an mir vorübereilender Stadtrömer endich finde. Um nicht auch innerhalb der Schola diese Fertigkeit erneut unter Beweis zu stellen - und vielleicht gleich ein Diplom fürs Verirren zu erhalten, wende ich mich an die Reception am Eingang, frage nach dem Büro des Rectors und lasse mir den Weg genau beschreiben. 'Officium XXum' kommt es aus der Reception, gedämpft durch einen vollen Mund, der sich über eine beschriebene Tierhaut beugt und dabei Brotkrümel darüber verteilt. 'Erfter Ftock, fefts inte'. Büro Nummero 20, erster Stock, rechts hinten.


    Dort angekommen, klopfe ich an die Bürotür.

    Salve, hiermit möchte ich mich zum Cursus Latinus anmelden!


    Den Aushang hatte ich bemerkt und weil ich keinen Nachweis meiner Sprachkenntnisse hatte, außer, daß ich vorsprechen und etwas vorschreiben konnte, wollte ich das gleich in einem Aufwaschen erledigen. Ein bißchen Grammatik-Kenntnisse schaden ja nicht ...


    [SIZE=7]edit:/ Grammatik und Sinn im Satz[/SIZE]