Beiträge von Cnaeus Flavius Lucanus

    Am Eingang ist wieder eine ganze Menge los, ich mache mich möglichst unsichtbar, winke dem Türsteher aber kurz zu und rufe:


    Ich bin dann mal weg! - Wenigstens die nächsten Stunden bis kurz vor Sonnenuntergang. *) Sehenswürdigkeiten abklappern und vielleicht auch 'was erledigen. Save!


    Damit drücke ich mich durch aus dem Torbogen und schaue, daß ich auf die Straße komme.


    Sim-Off:

    *) Für Luca ist gerade später Mittag

    Ich komme in mein Zimmer - und alles ist noch so, wie ich es verlassen habe: der Sack halb ausgepackt, die Bügel-Konstruktion auf dem Tisch mit dem Leuchter zuoberst, die Sandalen unterm Bett. Schnell wasche ich noch einmal meine Füße und schlüpfe dann umständlich in meine leichten Sandalen. Währenddessten werfe ich mir die dunkelrote Tunika über den Kopf, linker Arm, rechter Arm. Fast knitterfrei ist sie, das wird schon gehen. Außerdem ist ja noch das leichte Kettenhemd drüber, da sieht man die Knitter nur an den Ärmeln. Eheu - und fertigt. Ich schnappe mir einen kleinen Lederbeutet fpr stilus und Wachstafel, vielleicht muß ich mir in der Schola etwas aufschreiben. 'Geld? 2, 3, 4 Sesterzen, 3 Asse und 2 Semis, also 20 Asse. Na, wunderbar, ich werde nicht wissen, wohin mit meinem vielen Geld ... ob ich Gracchus frage, ob er mir etwas leiht? Oder wie soll ich "heute teilen sich diesen Besitz seine Enkel, seine Ur-Enkel, seine Ur-Ur-Enkel etcetera" verstehen? Einfach jemanden fragen, der mir etwas auszahlt? Wieviel? 10 Denare, damit komme ich sicher weit. Ich muß sehen, was die Studiengebühren kosten, Kost und Logis sind mal abgehakt.'


    Leicht bepackt - 'im Frühtau zu Berge ... nein, es ist schon soäter Mittag, das lassen wir das nächste mal weg' - verlasse ich mein Zimmer, nicht ohne den Sack unter mein Bett zu schieben. Muß ja nicht schon am ersten Tage aussehen, als wäre ich eine ganze Barbaren-Horde.

    Als die Versammlung vollzählig war, stand Achill auf und sprach: 'Sohn des Atreus, hätte lieber Artemis' Pfeil an jenem Tage die Tochter des Brises bei den Schiffen getötet, an dem ich sie mir aus dem zerstörten Lyrnessos zur Beute erlesen, ehe so viele Argiver, dieweil ich zürnte, von den Feinden gebändigt, den Staub mit den Zähnen knirschen mußten! Vergessen sei das Vergangene, wenn es uns auch in der Seele kränkt: mein Zorn wenigstens ist besänftigt. Auf nun, zum Gefecht! Ich will versuchen, ob die Trojaner noch Lust haben, bei den Schiffen zu ruhen!' Unermeßlicher Jubel der Griechen erfüllte bei diesen Worten die Luft.


    Achill steckte sein Schwer in die Scheide und reichte Agamemnon die Hand zum Frieden.


    Hast Glück, Severus, daß mir der Mittags-Puls den Magen so zukleistert. Hätt' Deine Visage sonst ganz schön zugerichtet, kannste mir glauben. :D


    Ich grinse schief, wahrscheinlich wäre ich nicht einmal auf Armlänge an den Ger... den Chatten herangekommen. Schade, und wohin jetzt mit den Prügeln, die ich in den Fäusten hab'?


    So - hem, ah - ich denk' ich such mal mein Zimmer, nich'? Kann mir wer von Euch vielleicht helfen? - Und das Thema is' auch gegessen, meine, das interessiert keinen, was war, niemanden außer uns Dreien sowieso, in Ordnung?


    Ein prüfender Blick hin zu Straton, wer weiß, was er sich denkt, Bridhe und Severus werden sicher wie ich die Angelegenheit für erledigt - und ihr Kommunikationsbedürfnis im Zaum halten. Ich spucke auf den Boden und ziehe mit dem Fuß beiläufig eine kleine Schleimspur. Uraltes Fischerritual von Pedro und mir eingeführt. Ausgespuckt heißt erledigt und gut is'.


    War' nett, Euch kennenzulernen, echt, Bridhe - Severus: also, bis dann, wir sehen uns.


    Im Hinausgehen sage ich zu Straton: Wenn Ihr den Bruder meines Großvaters, meinen Großonkel Caius Flavius Aquilius darüber in Kenntnis setzt, daß ich gerne ihm meine Aufwartung, quasi einen Antrittsbesuch, machen möchte. Ich will mich in der Schola Atheniensis mal umschauen, bin aber ab dem späten Nachmittag sicher wieder hier und stehe ihm jederzeit zur Verfügung. Meine herzlichen Grüße schon an ihn! - Und der Puls muß wirklich besser werden, außer wir wollen aus der Küche hier einen Zulieferbetrieb für die Straßenmeisterei machen. Das Zeug liegt wirklich im Magen

    Nachdenklich sehe ich Straton an, vier Generationen, soso. Einen Sack voll Ratschlägen und stets bereit, sie anderen aufzuhalsen. Was ging ihn das eigentlich alles an? War er nicht auch neu hier? Welches Interesse hatte er an der Sache? Die wenigsten Menschen, die ungefragt Ratschläge gaben, waren auch uneigennützig. Wenn zwei sich streiten, profitiert ein Dritter ... Will Stration mich und Severus sich verpflichten? Weil er als Schlichter auftreten kann? Und wer ist sein Herr? Gracchus oder Aquilius, den ich nicht kenne? Wie würde er den Willen meiner Mutter interpretieren? Ich mache mir nichts vor, Zeichen konnte man so oder anders auslegen.


    Scheinbar gedankenvoll betrachte ich meine Hände, ja, den Siegelring meines Vaters habe ich in meinem cubiculum gelassen, weil ich ihn gleich heute reinigen und polieren wollte, nach der langen Reise. Ich war hier unter Meinesgleichen, wir sind uns aufrecht begegnet und haben uns in die Augen gesehen, wie Menschen, die das Schicksal aus unterschiedlichen Richtungen hier in der Fremde zusammengeführt hat.


    Severus gefällt mir - aufrecht, hitzig, ehrlich, kein kriecherischer Duckmäuser. Und wahrscheinlich kam wirklich nie jemand von meinen Verwandten hierher; bei mir daheim haben wir alle an einem Tisch gesessen, aus denselben Töpfen gegessen. Traurigkeit überfällt mich, wenn ich an mein Leben in Flaviobriga denke, die Hausgemeinschaft, die Freundschaft mit Pedros Familie. Alles ist jetzt anders. Das weiß ich jetzt.


    Das ist ein wohlbedachter Vorschlag, Stration sage ich nun, aber ich weiß, was meine Mutter will, denn ich habe mein ganzes Leben an ihrer Seite verbracht.- Man muß keine Fragen stellen, wenn man die Antwort schon kennt. An Severus gewandt füge ich hinzu: Dir hat das Schicksal zwar Deine Rechte, nicht aber Deine Aufrichtigkeit genommen. Ich sehe, ich habe auch meinen Anteil an diesem ... 'Durcheinander' möchte ich sagen, an diesem ... Mißverständnis. Ich entspanne mit merklich, zucke ein wenig mit dem Schultern.


    Ich hatte vor, in den ersten Tagen nach meiner Ankunft ein Bildnis meiner Mutter der Iuno, Schützgöttin der matronae und der Ehe zu weihen. Ich möchte, daß Du - ich sehe Severus immernoch an - und Bridhe ein leichtes Nicken zu ihr mich dabei begleitet und wir beide ihr ein gemeinsames Tieropfer darbringen. - Wenn es Deiner Frömmigkeit gegenüber Deinen Göttern, Severus, nicht widerspricht.


    Wie oft habe ich mich mit Pedro gestritten? Den Tod, die Pest an den Hals gewünscht, uns und unsere Familien gegenseitig verflucht, verspottet im aufbrausenden Zorn? Wie oft hielt Pedros Vater mich an, wenn wir tagelang einander wütend und aufmerksam ignorierten hatten und sage nur ruhig: 'Luca, wir haben noch Muscheln übrig, komm, sonst werden sie schlecht'? Und dann ging ich mit, Pedro saß in der Küche und sein Vater setzte schweigend eine dampfende Schale zwischen uns auf den Tisch. Eine Schale für zwei. 'Opfert und eßt' sagte er dann und ging hinaus.

    Zitat

    Original von Rutger Severus
    "Verzeih. Ich wollte nichts gegen Deine Mutter sagen."
    "Ich dachte, wenn Du kein Sklave bist, und doch hier bei uns unten ißt, wäre das die Erklärung. Doch weder Dich noch Deine Mutter beabsichtigte ich zu schmähen, Ju... - Flavius. Entschuldige bitte."


    Was würdest Du tun, wenn Du bei Dir zu Hause wärst, dort, wo Du herkommst, wo Du alle Rechte hättest, und jemand Dich einen Bastardsohn und damit Deine kürzlich verstorbene Mutter eine Hure genannt hätte? Was würdest Du mit Deinesgleichen, was mit einem Rechtlosen, einen Sklaven tun? Wie würdest Du die Ehre Deiner Mutter wiederherstellen wollen, können?


    Ich sehe mich im Raum um, außer Bridhe, Severus, Straton und mir ist niemand mehr hier.


    Was?


    Was soll ich tun?

    Ich blicke Severus weiter an, ohne meine Augen von ihm zu wenden: 'Jetzt bist Du am Zug'.
    Stration sagt irgendwas, ich höre nicht wirklich hin, das ist jetzt alles ohne Bedeutung.


    Während ich da stehe, langsam die Tränen wieder versiegen, die salzigen Bächlein auf meinen Backen trocknen, dämmert mir langsam, daß ich nicht im Wirtshaus von Flaviobriga, nicht in Flaviobriga, sondern im Haus meiner Familie, im Haus der gens Flavia in Rom bin.


    Was hier in diesem Raum passiert, das bleibt nicht in diesem Raum, das verbeitet sich, durch das Haus, durch die Familie, die anderen Familien, durch Rom. Hier kann ich nicht sagen: 'Wir gehen jetzt mal vor die Tür' und dann regeln wir das, nur wir zwei, Severus und Luca. In Flaviobriga bleibt sowas unter sich, selbst wenn ich Prügel einstecken muß, dann habe ich auch welche ausgeteilt, das ist ein fairer Kampf zwischen gleichen, egal, ob zwischen Römern, zwischen Römern und Peregrinen oder auch Römern und Menschen im Sklavenstand. Flaviobriga ist ein Dorf an einer ansonsten kaum bewohnten Küste, da verschwimmen die Standesunterschiede. Hier nennt man mich nun dominus und ein Sklave ist hier ein Sklave, egal wie gebildet, egal welcher Herkunft, egal mit welchen Fähigkeiten.


    In wenigen Stunden weiß das ganze Haus, daß Severus die Mutter des Großneffen von Gracchuns, des Neffen von Furianus und und eine Hure und mich selbst einen 'Bastardsohn' genannt hat. Schei-ter-hau-fen!


    Wie kann ein Sklave nach den Maßstäben von Rom und der gens Flavia die Ehre meiner Mutter wieder herstellen?
    Kann ich mich mit ihm - einem Sklave - prügeln?


    Kann ich sagen, gut, er wußte es nicht, weil ich mich verlaufen hatte und dann im Speiseraum der Dienerschaft meinen Hunger gestillt und zunächst Freundschaft geschlossen hatte, wie man das gewöhnlicherweise bei mir daheim macht? Aber er kannte meine Onkel Furianus, wenigstens vom Namen her, kann man nach den Maßstäben von Rom und denen in der gens Flavia sagen: gut, das was unbedacht, daß er mich einen Bastardsohn und meine Mutter eine Hure nannte, hätte ja sein können nicht? Kommt vor, immer wieder, daß jemand irgendein Kind nicht von der eigenen Ehefrau, vom eigenen Ehemann hat - kommt das überhaupt vor? Habe ich dann selbst noch Ehre?


    Stellt es die Ehre meiner Mutter wieder her, wenn ich den Sklave Severus töte, töten lasse, prügele oder prügeln lasse, einen Menschen, der sich nicht wehren darf, also mir nicht ebenbürtig ist? Stellt der Tod, die Demütigung eines Menschen überhaupt "Ehre" wieder her?


    Wenn ich dafür sorge, daß er freigelassen wird, daß er mir nach den Maßstäben von Rom und der gens Flavia ebenbürtig ist - geht das überhaupt? - und mich dann prügele oder mit ihm kämpfe, ist das ehrenvoll und stellt die Ehre meiner Mutter wieder her? Habe ich dann - tot oder lebendig - Ehre? Von einem Schrank von einem Freigelassenen in einem Zweikampf totgeschlagen - ist das ehrenvoll?


    Mutter hat immer gesagt, ehrenhaft ist der Mensch, der hilfreich, großmütig und gut ist. Aber Mutter wollte, daß ich ein nützliches und ehrenhaftes Mitglied der gens Flavia werde, es in Rom lerne, zu werden. Kaum einen Tag hier und schon bin ich in einer Situation, in der ich keinen Ausweg sehe.

    Und 'es' passiert:


    Zitat

    Original von Straton
    "Natürlich kenne ich Flavius Furianus. Der senator weilt derzeit in der villa Flavia, es geht wohl kein Weg daran vorbei, ihn kennenzulernen, wenn er dort wohnt. Und ein Bastard ist er nicht, sondern ein Mitglied der gens Flavia," sagte Straton in 'Luca's Richtung mit einem leichten, vagen Heben der Mundwinkel. "Ich denke, Du bist Cnaeus Flavius Lucanus, Sohn des längst verstorbenen Gaius Flavius Maximus, und Sohn der jüngst verstorbenen Foslia Milonia. Die Familienähnlichkeit ist unverkennbar, der hispanische Zweig hat seine Merkmale stets recht deutlich vererbt."
    "Dominus, dies ist nicht der richtige Ort für Dich - und dieses Essen ist sicher auch nicht für Dich gedacht gewesen. Möchtest Du etwas zum nachspülen haben?" .


    Ich atme, zähle: 4 und 3 und 2 und 1 und 4 und 3 und 2 und 1 und -


    Danke, Straton, danke, daß Ihr die Ehrenhaftigkeit und Untadeligkeit meiner Mutter bezeugt, sage ich mühsam, körperlich immer noch steif und starr auf Severus blickend. Aber in mir hat sich die gespannte Sehne gelöst, etwas entspannt sich. Entspannt sich so, daß ich wider Willen ich nun doch weinen muß. 'Schlag zu', flüstert mir Pedro zu, 'schlag zu, Du armer Landedler, Du landedles Weichei. Wenn der Schrank auch nur gegen Dich zuckt, ist er tot', schießt es mir durch den Kopf.


    Ich starre Severus weiter an, während mir die Tränen herunterlaufen.


    'Vergiß' das Essen, vergiß' den Speisesaal, Straton', denk' ich, 'das ist doch alles völlig schnurz. Völlig. Der Mann nennt mich einen Bastard, gut, aber meine Mutter damit eine Hure, das ist nicht völlig schnurz.'


    Zitat

    Original von Bridhe
    Oh Sch....uldigung!
    Eigentlich wollte ich ja das böse Wort mit sch sagen, doch in Anbetracht der Lage verkniff ich mir das jetzt besser! Wo war die nächste Erdhöhle, damit ich darin verkriechen konnte?
    Oh, dominus! Es tut mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung!
    Inzwischen mußte sich mein Teint krebsrot gefärbt haben. Völlig aufgelöst zappelte ich herum, wie ein Aal, den man gerade gefangen hatte.


    Ist gut, Bridhe, ist gut, Du hast ja nichts gemacht, sage ich leise, ohne den Kopf zu wenden.


    Nichts schlimmes gemacht, nichts schlimmes gesagt, im Gegenteil.

    Zitat

    Original von Bridhe
    Ach herrje, da hatte ich ja mal wieder zielgenau das Fettnäpfchen getroffen! Betreten schaute ich ich ihn an, ging dann auf ihn zu und nahm ihn mal tröstend in den Arm.
    Ach wie furchtbar! Das tut mir aber jetzt ganz schön leid! Ich weiß selbst wie schrecklich es ist, die Mutter zu verlieren! Meine Mutter starb auch, vor fünf Jahren. Ich weiß, wie du dich jetzt fühlen mußt!
    Noch einen Moment verharrte ich in dieser Umarmung, bis mir dann doch einiges spanisch vor kam :D.
    Also, dann hast du dich selbst, ähm ich meine du bist jetzt freiwillg hier? Bist du einer von Aquilius´ Fischern?
    Irgendwie wurde das ganze immer verworrener oder ich stand auf dem Schlauch und merkte nichts davon!


    Zitat

    Original von Rutger Severus
    "Mhm, der Puls ist eine Spezialität des Hauses", grinste er zu Luca, "Sehr solide, damit kannst Du Mauern hochziehen und Fundamente legen."
    Was für eine traurige Geschichte der Junge doch hinter sich hatte! Er wirkte ja trotzdem recht fidel, aber es erschütterte den Germanen schon, zu hören, dass Lucas eigene Mutter ihn anscheinend in die Sklaverei zu den Flaviern verkauft hatte! Diese Südländer waren einfach von grausamer Natur, es zeigte sich immer wieder. Ach nein - die Mutter war tot. Das war natürlich auch nicht schön. Er nickte mit Anteilnahme. Bridhe übernahm das Trösten. Aber etwas stimmte hier nicht. Moment - Onkel Furianus? Er sah Luca forschend an, und langsam dämmerte ihm die Erkenntnis. Kein Sklave? "Ach -" erkundigte er sich, "das heißt Du bist ein Bastardsohn?"


    Bridhe drückt mich an sich und einen kurzen Moment lang vergesse ich mein Badetuch, das sich sachte lockert. Im letzten Moment greife ich schnell nach unten und rette mich - und Bridhe? - vor eine Situation mit ziemlich gewissem, oberpeinlichen und womöglich (wenn ich an die "das da gehört mir'-Pranken von Severus denke) hals-brecherischem Ausgang ...


    Mein Gefummele an meinem Badetuch stört die traut-tröstliche Umarmung ein wenig, was im Sinne der Außenwirkung - die Pranken! - so schlecht nicht ist. Aber - Was? - Wie?


    Aquilius' Fischer? Was für ein Aquilius? Ich schaue Bridhe etwas irritiert an, da zischt an meinem Ohr ein neues Wort vorbei, dreht im Flug um und bohrt sich scharf in meine Ohrmuschel: B-a-s-t-a-r-d-s-o-h-n.


    Ich löste mich von Bridhe und drehe mich in derselben Bewegung zur Herkunft des Wortes um:


    Severus, was - hast - Du - ge - sagt? Ich betone jede Silbe schmallippig. Bas - tard - sohn? Was möchtest Du damit sagen?
    Über - MEI - NE - MU - TTER! sagen?

    (Dick unterstrichen, Großbuchstaben, Ausrufezeichen.) Die geselligen Minuten im Kreise von netten Leuten sind irgendwie ziemlich plötzlich ziemlich völlig vorbei.


    Pedro hat immer gesagt: erst zuschlagen, dann fragen, alles andere führt zu nix. Ich frage aber immer lieber erst nach - das dauert nicht lange und prügeln kann man sich dann immernoch. Mit einem großen blonden Schrank mit mit zwei Schaufeln am Oberkörper? (Hat Herkules den nemäischen Löwen gefragt - was?-, bevor er ihn erschlug? Wer ist hier Herkulus, wer der nemäische Löwe?)


    Ich stehe stocksteif, atme schwer, traurig ist mir nun wahrlich nicht mehr zumute, ziehe die Luft leise zischend ein. Wenn jetzt nichts passiert, platze ich, so angespannt bin ich.

    Die da oben,


    wiederhole ich. Die 'da oben'?, denk' ich, wieso - essen die was anderes?


    na, die Kost ist ausschließlich steigerungsfähig, 'was anderes geht ja wohl nicht.


    Ooooooooooooh nein, stopstopstopstopstop. Nicht an Mutter denken, nicht jetzt, Sack Zaemenzizium noch eins, Luca: alles in Ordnung. Bridhe, und wie Mutter es nicht übers Herz gebracht hat, mich zu verlassen. Gewehrt hat sie sich bis zuletzt, als sie nur noch hustete und Blut spuckte und kein frisches Laken mehr da war, da hat sie beruhigende Kräuter zum Schlafen genommen.- Aus - nein - aus - nein -


    Der Soldat hält sich gerade, der Soldat zeigt keine Tränen, der Soldat - Aachtung!


    Ich hab' meine Mutter vor neun Wochen begraben, sage ich und senke meine Stimme, - Bluthusten. Sie wollte unbedingt, daß ich nach Rom gehe, wollte nicht, daß ich allein in Flaviobriga bleibe; mein Vater war ja schon vor meiner Geburt tot, und alles Geld bis auf der für meine Überfahrt zurückgelegte war ja auch schon weg.


    Mei, ich versuche zu lächeln und schnüffele, außer Fischen kann man in der Siedlung nich' viel lernen, und Fischen kann ich schon. Aber ohne Geld für ein Boot und Netze ist das nicht gerade zunkunftsträchtig.

    Ich will mich gerade zu dem Griechen - wie hieß der eigentlich?, habe ich gar nicht mitbekommen - setzen, da kommt von hinten ein ziemlich sehr großer blonder Mann mit Drei-Tage-Bart aus der Küche. Er geht zielstrebig auf Bridhe zu und legt ihr seine Pfote auf die Schulter. Die Geste kenn' ich: 'das da gehört mir und wer auch nur daran denket, das könnte mal anders werden, ist tot - er hat es nur noch nicht gemerkt'.


    'Salve, Severus. Ich bin Straton - und nicht aus Baiae, sondern aus Tarraco, der dortigen villa Flavia stammend', sagt der Grieche. Also Straton; stratos, ou: das Heer - auch: Hauptstadt Arkaniens, klar. In meinem Kopf klicken die Verbindungen, klick-klack.


    Salve auch, schließe ich mich an und hebe lächelnd die Hand wie bei einer Anwesenheitskontrolle: Luca, aus Flaviobriga, ebenfalls Hispania Tarraconensis.


    Wenn Straton aus Tarraco ... ha! ...


    Verzeiht, Straton, werfe ich dann ein, aber wenn Ihr aus der Tarraco kommt, dann kennt Ihr ganz sicher meinen Onkel Furianus, oder? Wenn ich das gewußt hätte, daß Ihr auch nach Rom fahrt! Aber meine Mutter hat mit aufgetragen, direkt nach Rom zu fahren und nicht über Tarraco, schade eigentlich. Wie ist Furianus so?


    Der blonde Schrank stochert in seiner Breischale herum, ich kann mir da nicht verkneifen:


    Hej Severus, der Puls ist eine echte Köstlichkeit hier, was? Die Küche verdient sicher vier gallische Mützen! :D


    Den Vater von Pedro haben wir immer damit aufgezogen und ihm jede Essen, das wir in seinem Wirtshaus bekommen haben, mit "gallischen Mützen" bewertet: Höchstzahl fünf gallische Mützen für Puls mit Muscheln in Wein.


    Sim-Off:

    Das von Pedro und Luca erfundene Bewertungsprinzip hochwertiger Gastronomie wurde in der SimOff-Gegenwart von den Herausgebern des Gault-Millau leider ohne Quellenangabe aufgegriffen und auf 18 erweitert; in Österreich heißen Spitzenköche allerdings nicht "Mützenköche" sondern "Haubenköche".

    Während ich mich zur äußeren Ecke einer Bank durchschlängele, um dort endlich mein Frühstück, nein, wohl eher mein Mittagessen zu bekommen, winke ich dem Griechen mit dem fast lackschwarzen Haar zu:


    Mich auch - komme gleich wieder!


    Als die saphiräugige Bridhe mir die Schale Puls und einen Becher Wasser bringt, habe ich den Löffel schon im Anschlag. Ich lächele dankbar und senke den Holzlöffel in den Brei.


    Darauf schickte der König Eurystheus den Herakles zur fünften Arbeit fort, die eines Helden wenig würdig war. Er sollte den Viehhof des Augias in einem einzigen Tage ausmisten.
    Augias war König in Elis und hatte eine Menge Viehherden. Sein Vieh stand nach Art der Alten in einer großen Verzäunung vor dem Palaste. Dreitausend Rinder waren da geraume Zeit gestanden, und so hatte sich seit vielen Jahren ein unendliche Menge Mist angehäuft, den nun Herakles zur Schmach und, was unmöglich schien, in einem einzigen Tage hinausschaffen sollte.
    Als der Held vor den König Augias trat und, ohne etwas von dem Auftrage des Eurystheus zu erwähnen, sich zu dem genannten Dienste erbot, maß dieser die herrliche Gestatlt in der Löwenhaut und konnte kaum das Lachen unterdrücken, wenn er dachte, daß einen so edlen Krieger nach so gemeinem Knechtsdienste gelüsten könne. Indessen dachte er bei sich: Der Eigennutz hat schon manchen wackeren Mann verführt, es mag sein, daß er sich an mir bereichern will. Das wird ihm wenig helfen. Ich darf ihm immerhin einen großen Lohn versprechen, wenn er mir den ganzen Stall ausmistet, denn er wird in dem einen Tage wenig genug hinaustragen. Darum sprach er getrost: "Höre, Fremdling, wenn du das kannst und mir an einem Tage all den Mist herausschaffst, so will ich dir den zehnten Teil meines ganzen Viehstandes zur Belohnung überlassen."
    Herakles ging die Bedingung ein, und der König dachte nun nicht anders, als daß er schaufeln anfangen würde ...


    Ich schaufele rythmisch ohne abzusetzen einen Löffel Puls nach dem anden in mich hinein - ohne zu schlingen, aber doch zügig - und da ich schnell die Schüssel bis auf das letzte Getreidekorn und Gemüseschnitzelchen leer vor mir stehen habe, spüle ich das Essen mit einen einzigen Schluck aus dem Becher hinunter ...


    Herakles aber, nachdem er zuvor den Sohn des Augias, Phyleus, zum Zeugen jenes Vertrages genommen hatte, riß den Grund des Viehhofs auf der einen Seite auf, leitete die nicht weit davon fließenden Ströme Alpheos und Peneos durch einen Kanal herzu und ließ sie den Mist wegspülen und durch eine andere Öffnung wieder ausströmen. So vollzog er einen schmachvollen Auftrag, ohne zu einer Handlung sich zu erniedrigen, die eines Unsterblichen unwürdig gewesen wäre.


    Bridhe und der Grieche unterhalten sich leise, ich will nicht gleich wieder stören und bringe mein Geschirr zurück zur Küche, wo mir Becher, Schale und Löffel ohne größere Umstände und Worte abgenommen werden. Ich gehe zurück durch die Reihen und komme zu Bridhe und dem Griechen an die Bank:


    Uff, das war dringend nötig. Aber Du hast recht, Bridhe, die hohe Kunst der Puls-Küche war das nun nicht gerade. Und ich hab' mir immer vorgestellt, in Rom würden Spitzengallier kochen, feine Gewürze, Zutaten aus allen Provinzen und Königreichen, Kunstwerke zum Essen á la Apicius, Flamingozungen in Aspik, weißt schon. Naja, in einem schlechten Winter habe ich schon tagelang Puls mit Puls und manchmal - zur Abwechslung: Puls mit Puls gegessen, wenn das Gemüse alle war und wegen Sturms niemand zum Fischen gehen konnte.


    Mit einer deutenden Kopfbewegung zur Küche:


    Aber das: Hoher Härtefaktor, echt grenzwertig, ohne mich aus dem Fenster lehnen zu wollen: fast schon - deplorabel. :D


    Zum Griechen gewendet frage ich höflich, ein wenig Konversation ist nie verkehrt, aber der Mann ist auch ein Band in meine Heimat, hoffe ich:


    Und Ihr - der Mann ist wohl schon so alt wie mein Großonkel, Mutter sagte immer, man soll Menschen, die erkennbar älter sind als man selbst, die größte Hochachtung entgegenbringen - Ihr seid aus Hispanien? Vielleicht aus der griechischen Siedlung Emporiae?, denn wie Ihr seht eher wie ein Grieche denn ein Hispanier aus ...

    Ich blicke kurz zu dem schwarzharigen Mann - auch ein Hispanier? So sieht er eigentlich nicht aus, das Gesicht ist nicht das eines Hispaniers.


    Nein, schüttele ich den Kopf, ich hatte eine individuelle Luxus-Küsten-Kreuzfahrt gebucht -


    auf einem verlotterten Kaufmannssegler, den man noch auf einem Brett schwimmend hätte überholen können ...


    und die Idee mit der Kleidung ist wirklich gut, wirklich, Bridhe von der grünen Insel. Ich hab' sogar noch zwei relativ saubere Tuniken in meinen Zimmer - und die Reise-Knitter müßten inzwischen auch 'raus sein. Allerdings ...


    ... ich trete von einem Fuß auf den anderen und Blicke irgendwohin, nur nicht in ihre blauen - uff - Augen ...


    ... keine Ahnung, wo dieses Zimmer ist. Habe gestern Abend nicht wirklich aufgepaßt, als ich hinter dem Kleinen, wie hieß der? Kallios, Kälos, nein: Kaïlos hinterhergedackelt bin. Sonst würde ich ja auch nicht in so ... so ... so indisponablem ... :D


    ... schon wieder muß ich grinsen, in Gedanken an meinen Großonkel gestern ...


    Zustand herumgeistern, nicht? Ich habe schlicht die Orientierung verloren.-


    Mir ist aber nicht kalt, ich setz' mich einfach irgendwohin in inne Ecke, dann erschreck' ich auch keine Frauen ...


    Sim-Off:

    Ich schätz' mal, die Rutger Severus/Bridhe-Schiene spielt zu einer anderen (früheren?) Zeit? Oder nicht? Straton aber zeitgleich ... ?

    Ich will ihre Hand erst mit meiner Rechten ergreifen, da wird mir bewußt, daß ich damit mein Badetuch festhalte, ich wechsele die Hand und zurre in einer Bewegung gleich das Tuch fester um meine Taille - und ergreife ihre Hand und schüttele sie, sie ist keine Römerin, ganz sicher, den Brauch des Händeschütteln kennt sie auch.


    Salve! Ich bin Luca, frisch aus Hispania 'importiert' ... :D


    "und so landet Aeneas endlich am Strand des euboeischen Kumae.
    Meerwärts wenden nun sie den Bug; mit haftendem Zahne
    hält der Anker die Schiffe auf Grund; es säumen die krummen
    Hecks die Gestade; der Jünglinge Schar springt feurigen Eifers
    flinkt an Hesperidens Strand ..."


    ich grinse wegen dem 'importiert' - Pedros Vater hatte ihm zum Abschied auf die Schultern geklopft und gesagt: 'Junge, jetzt exportiert Flaviobriga auch mal 'was nach Rom - Du bist eines uns'rer besten Produkte!' Und Pedro hatte spöttisch gelacht.


    ... stimmt, ist ziemlich dumm, im Wasser einzupennen, und dann noch so lange zu schlafen! Dabei wollte ich heute früh 'raus. Eheu, ich Armer!


    Ich lache und fühle mich ziemlich wohl.


    Wenn ich 'was davon bekommen kann? Klar, das doch Puls mit Gemüse, nich? Ich eß' alles, alles, nur nich' wenig.
    Bei uns zuhause wird Puls mit Fisch gemacht, manchmal gebraten, manchmal mitgekocht. Ist gut und macht satt.


    Kaum hat mich das Mädchen angesprochen, bin ich in den Slang der Dorfjugend und der einfacheren Leute in Flaviobriga gerutscht, mit meiner Mutter habe ich immer Hochlatein sprechen müssen, auch wenn sie akzeptiert hat, daß ich mich mit Pedro und den anderen den ganzen Tag herumgetrieben habe. In Flaviobriga gab's ja nur eine "feinere Herrschaft" - meine Mutter, ziemlich wenig, um zu üben.

    Ich denke mir 'Irgendwer ist von hinten an mich herangetreten und hat mir eine Schüssel mit heißem Wasser über den Kopf geschüttet' (natürlich war da keiner), während ich vom Scheitel über das Kinn, den Bauch bis zu den Zehenspitzen krebsrot werde, als die junge Frau - ein Mädchen! Ariadne! - ihren Blick zu mir wendet und mich anspricht.


    Gebadet? Äh? ... Ach ja, eben ... a-hem ...


    stottere ich mir zusammen,


    ... bin im heißen Wasser eingeschlafen, länger ... is' wohl später am Tag, oder?


    Ich schiebe mich weiter in den Raum, halte mit einer Hand das Badehandtuch, hoffentlich rutscht das Ding nicht ... Ariadne lacht -


    Ehrlich, äh, hab' mich völlig verfranst, das is' ja hier wie in einem Irrgarten ...


    ... im Labyrinth von Kreta ...
    Ich schaue mich unsicher um ...


    .. ob ich noch 'was zum Essen und Trinken bekommen könnte?


    sage ich und zeige mit meinen Augen auf eine der Tonschalen, in der sich eine Mischung aus Gemüse und dem allgegenwärtigen Getreidebrei befindet.

    Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus


    Da das IR sich schon seit längerer Zeit nicht mehr an die realen Geschichtsgeschehnisse halten muss, sprich auch das was wir gerade simulieren in dieser Form nie in unserem gespielten Jahr passiert ist, kann sich das Ganze aber auch arg anders entwickeln :]


    Das sehe ich auch so - ist ja auch kaum anders möglich, denn sonst spielt man ja (wie mit Zinnsoldaten) nur historische Situationen nach. Und daß der Eindruck entsteht (ja? nein?), man hätte SimON nicht viel vom Imperator, ist ja auch IRL wohl so gewesen. Nur eine Minorität hatte ja irgendwas mit dem Kaiser zu tun, die Provinzialen so gut wie nie (außer, der Kaiser reiste zum Kriegführen an) und das einfach Volk ja nur aus der Ferne bei öffentlichen Anlässen. Aber das ist schon wieder off-topic, jedenfalls in diesem Faden.


    On-Topic: Sich Unbekannte von außen in hohe SimON Positionen zu holen, dürfte ein russisches Roulett werden, entweder verlieren die homines novi schnell die Lust und die IDs verfaulen auf den Senatssitzen oder irgendwelche Kaschper machen Bahö und ruinieren anderen das Vergnügen und hinerlassen verbrannte ERde. Alles denkbar, alles schon erlebt ...

    Zitat

    Original von Ioshua ben David


    Irgendwie kommt mir da spontan der Gedanke, daß so ein politischer Wandel durchaus seinen Reiz hat. Ich mein, wir haben bisher im IR eigentlich immer sehr ruhige Zeiten gehabt, der Kaiser sitzt sicher im Sattel und hält das Szepter fest, schart seinen militärischen Berater um sich, mit Ausnahme einiger inszenierter Kampagnen wie der des Sertorius oder des Laeca, die ja scheinbar nur den Anschein brachten, die Macht des Kaisers zu festigen. (Oh, interessante Verschwärungstheorie: Der Kaiser hat Laeca hochgezüchtet, um einen künstlichen Gegner zu erschaffen ! 8)). Aber auf höchster Ebene passiert nichts wirklich. Der erste Caesar ist verstorben, ein zweiter kam und ist auch schon wieder weg. Und jetzt weilt der Kaiser in Parthien Monate, sim-on wahrscheinlich eher Jahre, aber irgendwie scheint der Geist des Kaisers trotz seiner Abwesenheit in Rom omnipräsent zu sein. Eigentlich müßte bei so einem Machtvakuum die Gelegenheit da sein, daß man zB als Senator stärker eigene Vorstellungen nach vorne bringt. (ok, nur soviel dazu, aber das bringt uns sonst vom eigentlichen Thema ab)


    Ich befürchte, die Zeiten sind die nächsten 76 Jahre SimON - wenn man den Kaiserlisten IRL folgt - noch verdammt ruhig. Der jetzige Kaiser führt wenigstens noch Krieg, warte erst auf seinen Nachfolger, der reist quasi mit Studioses nur im Reich herum und baut Villen, Tempel, Villen, Tempel. :D


    Ein bisserl reichsweite "action" werd' ich in meinem SimON Leben wohl kaum haben. (Was ich nicht betrauern oder beschreien will ... -.^)

    Ich spähe vom Gang aus durch die offene Tür im Raum, in dem sich einige Menschen befinden, manche sitzen an Holztischen, eine Gruppe von Männern und eine junge Frau stehen, offenbar in eine Diskussion vertieft. Ein schwarzhariger Mann, der nicht zur Gruppe zu gehören scheint, steht auch herum, ohne Verbindung zu den anderen, als ob er nicht dazugehören würde. Die Distanz ist bis zu mir spürbar. Auch ein Fremder?


    Es riecht nach Puls und gekochtem Gemüse und sieht aus, riecht, schmeckt und fühlt sich an wie in eines der Wirtshäuser daheim in Flaviobriga. Mir kommt es vor, als hätte jemand in dem Museum, das mir die Villa Flavia ist, ein begehbares Diorama aufgestellt, das meine Heimat wiedergibt.


    Zögerlich trete ich in den Raum, ich bin mir meines irritierenden Aufzugs, das Haar noch leicht feucht, barfuß und nur mit dem Badehandtuch um die Lenden, bewußt und gleichzeitig nicht bewußt, ich ignoriere es einfach, ich habe schon wieder Hunger und Durst. Ich schiebe die Tür ein weniger weiter in den Raum, sodaß ich in den Rahmen treten kann. Ich räuspere mich trocken ...


    Ä-hem ...

    Theseus späht hinter einer Ecke hervor in den nächsten Gang des Labyrinths. In seiner linken hält er das Ende des Fadens, das ihm Ariadne gegeben hat, in seiner Rechten sein Schwert, mit dem vereint er schon viele Kämpfe gegen wütende Barbaren und hinterlistige Feinde bestanden hat. Theseus schaut sich um, sichert seine Rückseite durch einen kurzen Scheinausfall und wirft sich dann um die Ecke.


    Fast gerät er in eine der Fallen im Labyrinth, er stößt gegen einen großen Krater, der mit giftigen Flüssigkeiten gefüllt ist. Mit einer fast übermenschlich schnellen Bewegung kann er das schwankende Gefäß auffangen, sodaß nichts von dem todbringenden Inhalt auf ihn schwappt. Theseus keucht, hebt sein Schwert und das Ende des Fadens auf und schleicht weiter, immer tiefer in das Labyrinth, die Wände werden immer grober, kaum Licht dringt mehr in die Gänge ...


    ... da riecht der junge muskulöse Krieger etwas: eine Mischung aus - Abfällen? - menschlichen, verwesenden Körperteilen? ... er folgt dem Geruch, denn Theseus ist sich sicher, daß dort das Monstrum, der Stier des Minos haust, im Zentrum des Irrgartens, wo er seine Opfer verspeist. Langsam pirscht sich Theseus an den Eingang - eine halbgeöffnete Holztür! - packt entschlossen sein Schwert und stürmt in den Raum!

    Fast schlafe ich in dem heißen Wasser ein, an das sich mein Körper ziemlich bald gewöhnt hat. Oder schlafe ich ein? Mit dem Dreck, der sich in alle Fugen und Poren meiner Haut im Laufe der letzten Wochen gesetzt hat, weichen auch meine Gedanken auf. Die Klarheit und Schärfe, die einem das kühle, salzige Meerwasser verleiht und das die Gedanken in kleinen salzigen Kristallen bewahrt, läßt das heiße Wasser formlos und wabernd werden, wie nach einem Krug schweren Weines. Und irgendwann bin ich weg. Kein Gedanke, kein ich, kein Körper, kein -


    Nach völlig unbestimmter Zeit wache ich auf, mein Nacken schmerzt, der Kopf ist mir auf die Brust gesunken, während meine Arme, am Beckenrand eingehakt, meinen Oberkörper über Wasser hielten. Ich fühle mich wie ein Stück aufgedunsenes Schweinefleisch mit Schwarte und beschließe, daß jetzt genug ist. Ich drehe mich um und stemme mich aus dem Wasser. Auf einem Tischchen liegen Handtücher, kleine und große. Ich trockne mich ab, schlinge mir eines um die Hüften, meine nackten Füße fühlen die gewärmten Fliesen. Ich schlüpfe vorsichtig und leise aus dem balneum.


    Draußen scheint es schon zu dämmern, Vögel zwitschern und keckern von irgendwoher herein, vorsichtig, wie Theseus im Labyrinth husche ich nur mit dem Lendenschurz bekleidet, durch die Gänge. Der Boden unter meinen Füßen ist kühl, auch die Luft ist noch nicht wirklich warm, der Unterschied zwischen der Wärme des Bades und der Außenwelt fühlt sich größer an, als er sicher ist.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus


    "Nein" ist nicht die österreichische Kurzversion von "Ich weiß nicht" oder "Och, frag mal die anderen Leute im IR, was sie davon halten". Den Vorschlag einer Versteigerung könnt ihr also ad acta legen.


    Die österreichische Langversion von "nein" ist m. E. "Na, schau'n mer mal ..." -


    Ämterkauf oder Versteigerung hätte zwar durchaus einen historischen "touch" aber sowas sollte man höchstens SimON wagen, wenn sich ein Usurpator an die Macht gedrängelt hat ... oder IR SimON in die Zeit der Soldatenkaiser eintritt ... na, schau' mer mal ... :D