Beiträge von Mithridates Castor

    Sim-Off:

    tut mir leid!


    "Ja, ich soll für den gewählten Agoranomos einige Opfergaben entzünden. Der Prytane möchte Sarapis damit wohl um eine erfolgreiche Amtszeit bitten."
    Echion war mittlerweile zwar fest davon überzeugt, dass M.C. nicht das geringste Interesse an einer korrekten und verantwortungsvollen Ausübung seines Amtes hegte, aber das behielt er lieber für sich.
    "Ich bin übrigens Echion. Und mit wem habe ich die Ehre?" fragte er, während er sich schon wieder auf den Eingang zubewegte.

    [Blockierte Grafik: http://img180.imageshack.us/img180/2807/echionzl7.jpg] Echion


    ...Echion mit einem Bündel unter dem Arm an ihm vorbeihastete und ihn leicht mit den Schulter anstieß. Der Untergebene des Agoranomos geriet dabei kurz ins Stolpern und ließ das Päckchen fallen.
    "Chaire, guter Mann! Vergib mir meine Unachtsamkeit!" entschuldigte Echion sich, während er sich bückte, den heruntergefallenen Gegenstand aufhob und sich schon wieder dem Eingang zuwandte.

    M.C. ließ die erste Phase seiner Amtszeit entspannt verstreichen. Zwar stapelten sich nun bereits eine Vielzahl von Dokumenten auf den Schreibtischen und Regalen seines Büros, von fleißigen Helfern dort abgelegt, aber die Antragsteller und Empfänger würden sich eben noch eine Weile gedulden müssen.
    Um aber wenigstens den Anschein von Betriebsamkeit in seinem Zuständigkeitsbereich aufrechtzuerhalten, hatte der Agoranomos einen ihm unterstellten Archonten rufen lassen.
    "Echion", wies er jenen nun an, "schnapp dir ein paar Leute und verschaffe dir einen Überblick über den Zustand der Märkte. Du weißt schon, Händler kontrollieren, Gebühren eintreiben, ganz einfach Präsenz zeigen."
    "Ja, Prytane!" antwortete der Mann, ehe er davon eilte, den spöttischen Blick seines Vorgesetzten im Nacken.
    Bewundernswert, dieser Eifer, dachte sich der Prytane, während er es sich wieder in seinem Sessel bequem machte, um für den Rest des Tages ins Reich der Träume abzudriften.

    "Ausgezeichnet!" antwortete er mit einem Lächeln, das man freundlich hätte nennen können, wenn es nur nicht so falsch gewesen wäre. "Dann sind wir also fertig für heute? Oder hat der ehrenwerte, hochgeschätzte, fehlerfreie und allseits beliebte Exegetes weitere Dinge zu besprechen?"
    Nicht dass es Mithridates Spaß machte, Nikolaos Kerykes unnötig zu provozieren, aber da die übrigen Prytanen sich gegenseitig zu neutralisieren versuchten oder teilweise nicht einmal ihre eigene Anwesenheit im Koinon für notwendig erachteten, schien es ihm geboten, ein wenig gegen den neuen Archipyrtanen zu opponieren.

    Etwas verspätet war M.C. am Theatron angelangt. Mit Theateraufführungen und Ähnlichem hatte er zwar noch nie viel anfangen können, aber als Mitglied des Prytaneions war es wohl seine Pflicht, zumindest kurzzeitig zu erscheinen. Außerdem interessierte es den kleinen Alexandriner, wofür er und seine Kollegen die Stadtkasse um einen erheblichen Betrag erleichtert hatten. Auffällig gekleidet wie immer ließ er sich folglich erst einmal versorgen und versuchte, nicht allzu gelangweilt auf die anwesenden Bürger zu wirken, immerhin allesamt potentielle Wähler.

    Der Exegetes hatte das Kopfschütteln, mit dem Mithridates auf die Frage nach weiteren Einwänden antworten wollte, anscheinend richtig verstanden. Zumindest nahm der kleingewachsene Mann das an, da Nikolaos ungebremst mit seinem Vortrag fortfuhr. Als jener zum Ende kam, meldete er sich nochmals zu Wort:
    "Natürlich sind wir – ich denke, ich spreche hierbei für alle Anwesenden – davon überzeugt, dass er sich bei seinen Einkäufen an das festgesetzte Budget halten und eine korrekte Auflistung der Ausgaben dem Koinon vorlegen wird. Wir müssten es ja alle bedauern, wenn ein geschätztes Mitglied dieser Versammlung dem Verdacht der Unterschlagung öffentlicher Gelder ausgesetzt werden würde", so der Agoranomos, während er an Nikolaos vorbeiblickte, scheinbar mit einer imaginären Person sprechend.
    Wofür Nikolaos das bewilligte Geld im Speziellen verwenden wollte, interessierte Mithridates nicht wirklich. Solange nur niemand von ihm erwartete, einen persönlichen Beitrag für die Finanzierung der Veranstaltung zu leisten, sollten die Politen ruhig mit Festen und Spielen bei Laune gehalten werden.


    "Eine Bemerkung gäbe es noch." Sein Blick blieb nun auf Nikolaos haften. "Ich möchte nur sichergehen, dass wir uns darin einig sind, bei Geprächen einzelner Prytanen mit Mitgliedern der römischen Verwaltung zwischen privaten und dienstlichen Anliegen zu unterscheiden."
    Da Mithridates von dem guten Verhältnis zwischen Exergetes und Eparch wusste, wollte er Geheimabsprachen hinter dem Rücken des Koinon unbedingt verhindern.

    M.C. schüttelte nur leicht den Kopf, um seine Zustimmung zu dem Vorschlag des Nikolaos zu signalisieren. Wenn sich schon der Eparchos als so großzügig erwies, musste die Polis natürlich einen ebenso angemessenen Beitrag leisten. Diese spöttische Bemerkung verkniff er sich aber. Immerhin schien der Exegetes recht gut mit der römischen Verwaltung in Alexandria auszukommen, was Mithridates selbst erfahrungsgemäß schwer fiel.

    Das Koinon hatte sich versammelt und als frisch gewählter Agoranomos war natürlich auch Mithridates anwesend. Das recht forsche Auftreten des ehemaligen Strategos und neuen Exegetes, der offensichtlich seine Kompetenzen einigermaßen offensiv in Anspruch zu nehmen gedachte, störte ihn nicht. Ob nun Nikolaos oder einer der anderen höheren Beamten die Position des Archiprytanen besetzte, war ihm momentan gleichgültig.
    "Keinen Einwand von meiner Seite!" meldete er sich demzufolge nur knapp zu Wort.

    Mithridates und mit ihm die überschaubare Zahl seiner Anhänger beteiligte sich rege an der Abstimmung. Nur bei der Wahl zum neuen strategos fiel ihre Unterstützung für Cleonymus etwas verhaltener aus. Immerhin war dieser Mann Ägypter. Doch da der wohl künftige Exegetes für diesen das Wort ergriff, sah Mithridates über diesen Makel hinweg.


    Nikolaos Kerykes :dafuer:

    Mithridates Castor :dafuer:


    Cleonymus :dafuer:

    Eine ganze Weile passierte nicht viel. Die verschiedenen Lager warfen sich erwartungsvolle Blicke zu, unsicher, wer wohl als Erster seine Stimme erheben würde.
    Schließlich erhob sich M.C., straffte seinen auffälligen chiton und erklärte mit lauter Stimme:


    "Bürger Alexandrias, geschätzte Archonten und Prytanen, ehrenwerte Vertreter des museion!
    Einige von euch werden mich kennen. Ich bin Mithridates Castor, Sohn des Nikander und zugleich Sohn dieser Polis, unweit dieses Ortes in Stadtteil Broucheion geboren."
    Er machte eine kurze Pause, um die Wirkung seiner Worte zu erproben. "Und obwohl ich in den letzten Jahren nur wenig Zeit in meiner...unserer Heimatstadt verbringen konnte, so hat dies an meiner Liebe zu ihr und ihren Bürgern sowie meiner Bereitschaft, ihr zu dienen, nichts geändert. Im Gegenteil!
    Da mir nun zu Ohren gekommen ist, unser hochgeschätzter Leonidas Philotantos strebe eine persönliche Veränderung an, gebe ich hiermit meine Kandidatur zum Amt des Agoranomos bekannt.
    Zum Wohle Alexandrias!"

    Mit diesen Worten nahm er wieder Platz.
    Währen die meisten Politen den kleinen Mann mit der kräftigen Stimme erst einmal einzuordnen versuchten, sprang auf der gegenüberliegenden Seite des theatron ein scheinbar überraschter alter Alexandriner auf und rief: "Ja, ich kannte seinen Vater. Ich kenne dessen Sohn. Ich werde ihn unterstützen!" worauf hin weitere Bürger ihre Zustimmung bekundeten.

    Mithridates Castor war an diesem Wahltag früher als gewöhnlich aufgestanden, um sich von einem Bediensteten noch einigermaßen ansehnlich herrichten zu lassen. Mit frisch gestutztem Bart und einem auffälligen roten Gewand - aufgrund seiner Statur griff der kleingewachsene Mann gerne auf solche Kleidungsstücke zurück – hatte er schließlich sein Haus verlassen und war inmitten einiger ihm mehr oder weniger bekannter Bürger in Richtung Theatron marschiert. Dort angekommen ließen sie sich in einem Teil der Sitzreihen nieder, der auch zu dieser Tageszeit bereits in den Genuss der spärlichen Sonnenstrahlen kam.
    Während um ihn herum die Politen lautstark den Auftritt der Prytanen kommentierten, nutzte M.C. die Zeit bis zu Beginn der ekklesia für ein ausgiebiges Sonnenbad, um wieder Leben in seine müden Glieder zu bekommen.

    Mithridates Castor hatte inmitten einiger Bekannter die Sitzung verfolgt. Die meisten Themen interessierten ihn nicht wirklich, aber als in der Frage der Neuwahlen etwas Unruhe aufflammte, meldete er sich doch noch zu Wort:
    "In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Stimmung unter den Bewohnern Alexandrias zuletzt als zunehmend agressiv und aufrührerisch herausgestellt hat – wofür natürlich niemand die Magistrate verantwortlich machen will – hielte ich es für unklug, die Wahlen weiter hinauszuschieben. Wenn der ehrenwerte strategos sein Amt so vorbildlich und gewissenhaft ausgeführt hat wie er behauptet und wovon ich überzeugt bin, wird er mit Sicherheit von der Bürgerschaft in seinem Amt bestätigt werden.


    Ich stimme also ebenfalls für sofortige Neuwahlen." :dafuer:

    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sie am Horizont das Meer und wenig später die ersten Dächer der Stadt Berenike aufblitzen sahen. Die Reisegefährten verweilten einige Augenblicke lang auf einer kleinen Anhöhe und genossen den Ausblick auf die türkis glitzernde Wasseroberfläche.
    Die Küstenstadt war eingebunden in eine langgezogene Bucht,
    den sinus immundus und somit gut abgeschirmt von dem unangenehmen Nordwind, den die Reisenden in den letzten Tagen und Wochen kennen- und hassengelernt hatten.


    Noch am Stadttor hatte sich Mithridates Castor von der Reisegruppe getrennt. Er würde nun alleine zurechtkommen.
    Nur von einem treuen Diener begleitet schritt der kleingewachsene Mann über die dicht bevölkerten Straßen und Gassen von Berenike.
    Auf den ersten Blick schien die Stadt fast gänzlich frei von römischen Einflüssen zu sein: Das Stadtbild wurde dominiert von auffällig gekleideten Arabern, dunkelhäutigen Afrikanern und den unvermeidlichen Griechen.
    Doch wenn man genauer hinsah, konnte man auch hier bereits erste Spuren römischer Herrschaft erkennen: Egal ob die zahlreichen Schilder römischer Kaufleute oder die gelegentlich patrouillierende Stadtwache die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Unverkennbar hatte Rom seine Hand auch schon nach diesem entfernten Winkel der Erde ausgestreckt.
    Mithridates seufzte über diese Erkenntnis. Damit musste man sich arrangieren...


    Nach dem Besuch des größten Gebäudes von Berenike, einem Tempel verschiedenster Gottheiten, von denen M.C. zumeist nicht einmal
    den Namen gekannt hatte, wurde es nun Zeit, sich ein Quartier für die Nacht zu suchen.
    Am nächsten Tag würde der Alexandriner dann dem eigentlichen Ziel dieser Reise nachgehen...
    ...und hoffentlich einen Freund aus alten Tagen wiedersehen.

    "Erzähl mir von Berenike! Wie sieht die Stadt aus, was für Leute leben dort?" wollte Mithridates Castor von seinem Begleiter wissen.
    Seit seinem Aufbruch von Alexandria waren mehrere Wochen vergangen. Es fühlte sich aber so an, als wären es Monate gewesen. Zwar sind die Temperaturen zu dieser Jahreszeit in Aegypten kein Problem, doch der unbarmherzig schneidende Wind, der aufgewirbelte Sand und die Eintönigkeit der Landschaft ließen ihn nach Ablenkung suchen.
    Nachdem er zuerst per Schiff nilaufwärts gefahren war, hatte sich der Alexandriner pontischer Herkunft in Apollinopolis Magna einer kleinen Karawane angeschlossen und war mit ihr nun auf den alten Karawanenstraßen in südöstlicher Richtung nach Berenike am Roten Meer unterwegs. Das vor Jahrhunderten angelegte, ausgeklügelte System von Wasserstationen (hydreumata) entlang der Handelsstraße
    funktionierte immer noch einwandfrei, so dass sie immerhin frei von Versorgungsproblemen reisen konnten.


    [Blockierte Grafik: http://img266.imageshack.us/img266/9672/karawaxg9.jpg]
    Karawanenführer


    Der Karawanenführer drehte sich zu Mithridates um: "Nun, was soll ich sagen? Die Stadt wurde vor etwa 350 Jahre von Ptolemaios II. gegründet und nach seiner Mutter Berenike benannt. Ursprünglich nutzten die Ptolemaier den Hafen wohl vor allem für den Import von Kriegselefanten aus Nubien und Äthiopien.
    Und heute? Na ja, heute ist Berenike eine florierende Hafenstadt, die als Umschlagplatz für verschiedenste Güter eine enorme wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat. Egal ob Gewürze aus Indien, stoffe aus dem Land der Serer, Weihrauch, Myrrhe..."

    "Und Smaragdus!" warf M.C. ein.
    "Richtig. Auch die gibt es dort. Nicht weit von Berenike finden sich bedeutende Vorkommen des grünlich schimmernden Gesteins."
    Der Beduine blickte den jungen Mann misstrauisch an. Was hatte dieser nur immer mit den Edelsteinen. Er jedenfalls würde froh sein, wenn sie spätestens in zwei Tagen ihr Ziel erreicht und ihre Wege sich hoffent-lich für immer getrennt haben würden.

    "Händler? Nun, nicht direkt."
    M.C. war in einem Geschäft engagiert, dass zumindest in seiner urspünglichen Heimat am Pontus Euxinus immer noch profitabel und aufgrund der vergleichsweise geringen römischen Flottenpräsenz sowie der Korruptheit lokaler Würdenträger einigermaßen sicher war.
    "Mein Gewerbe, na ja, es hat mit Schiffen zu tun."
    Mehr wollte er dazu aus verständlichen Gründen nicht sagen.


    Auf einem Platz der Tempelanlage hatte sich mittlerweile eine recht ansehnliche Menschenmenge versammelt. Wütende Frauen und Männer unterschiedlicher Herkunft beschimpften sich gegenseitig
    und reckten ihre Fäuste drohend in die Höhe. Bestimmt wieder irgendwelche Spinner. Diese Alexandriner hatten eine eigenartige Vorstellung von einem angemessenen Zusammenleben der verschie-denen in ihrer Stadt vertretenen Gruppen.
    Da M.C. es vorzog, nicht in solche Streitereien verwickelt zu werden, ging er daran, sich von seiner Gesprächspartnerin zu verabschieden.
    "Nun, es hat mich jedenfalls gefreut, Eure Bekanntschaft gemacht zu haben und ich hoffe, Ihr verzeiht mir meine Unwissenheit über die Reisegewohnheiten römischer Beamtengattinen. Wie lange werdet Ihr und der Statthalter noch in Ägypten beschäftigt sein?"

    "Verschiedene private und geschäftliche Angelegenheiten haben mich in der Provinz Asia beschäftigt."
    Dass er Nicomedia fluchtartig hatte verlassen müssen, verschwieg er lieber. Der kleine Mann besaß ein Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Er selbst schob die Schuld daran auf seine Mitmenschen, die seine direkte Art nicht verstünden.
    Andere Menschen sahen in ihm eher einen notorischen Unruhestifter. Was störte es ihn. Nam vitíis nemo sine nascitur (Jeder Mensch hat seine Fehler).


    "Nun, ich habe natürlich vom neuen praefectus gehört, doch ist es nicht ungewöhnlich, wenn ein hoher römischer Beamter von seiner Gattin ins Ausland begleitet wird?"


    Wieder dieses spöttische Lächeln.


    "Oder, Matrona, gilt für das Statthalterpaar etwa Properz' Spruchverus amor nullum novit habere modum?" (Wahre Liebe kennt keine Grenzen)