Bei den Worten der Römerin, die sich für das Amt des Eutheniarchos zur Verfügung stellen wollte, war größere Unruhe inmitten seiner Anhänger aufgekommen. Etwa eine weitere Speichelleckerin des Exegetes? Mithridates entschied, vorerst nicht darauf einzugehen. Mit einem Zipfel seines Gewandes wischte er sich symbolisch die nicht vorhandenen Tränen aus den Augen.
"Dein Lob rührt mich, verehrter Nikolaos. Und der Jubel der Menge besagt mir, dass deine Worte der Wahrheit entsprechen. Wer wäre ich, wenn ich dem Wunsch der Bürger, ein weiteres Mal für das Amt des Agoranomos zu kandidieren, nicht nachkäme.
Doch willst du, Nikolaos von den Keryken, dir wirklich schon in so jungen Jahren die Mühen und die Verantwortung eines Gymnasiarchos aufbürden. Nicht umsonst ist es seit Generationen üblich, dass Männer mit großer Lebenserfahrung mit dieser Aufgabe belastet werden. Welch großer Verlust würde dein Scheitern oder gar dein Ableben in dieser Position für die Polis darstellen!" Hierbei nahm Mithridates einen beinahe flehenden Gesichtsausdruck an.
Dann wechselte er das Thema und sprach die Bezahlung des Festes an:
"Natürlich bin ich stets bereit, meine bescheidenen Ersparnisse mit meinen Mitbürgern zu teilen und so werde ich selbstverständlich meinen Beitrag zu einem erfolgreichen Gelingen des anstehenden Festes leisten. Doch will ich auch auf dein Bild des großen Cincinnatus zurückkomen, in dem ja von Bescheidenheit und Zurückhaltung die Rede war.
Bescheidenheit nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch im Umgang mit Ruhm und Ehre!
Wie könnte ich unseren Mitbürgern noch ins Gesicht blicken, wenn ich auf so schamlose Weise meine eigene Person in den Vordergrund stellen würde?
Wie den Göttern die angemessene Ehrung zuteil werden lassen, wenn ich meine eigene Bedeutung erhöhen würde?"
Er schüttelte theatralisch den Kopf: "Nein, meine Freunde, wir müssen gar nicht erst die römische Geschichte bemühen, wo wir doch selbst so großartige Beispiele in unserer Geschichte vorzuweisen haben." Den letzten Satz wollte M.C. durchaus auch als Anspielung auf die Kandidatur der Römerin verstanden wissen, die ihm ganz und gar nicht behagte. "Doch wenn ihr, geschätzte Bürger, an den Festlichkeiten am 20. des Phaopi teilnehmt und auf das Wohl der Götter trinkt, so könnt ihr sicher sein, dass ein guter Teil der Gaben von mir und meinem Kollegen Nikolaos Kerykes entstammt." Daraufhin jubelten wiederum die Anhänger des Mithridates, zwar etwas leiser und unbestimmter als zuvor, doch weithin hörbar.