Beiträge von Albin

    "Euer Vater hat sich auf Patroullie das Genick gebrochen, als sein Pferd bei einem Überfall durchdrehte. Dir kam eben nur die Wankelmütigkeit der Nornen zur Hilfe, junger Ragin, nicht auf demselben Weg zu sterben... euer Vater starb mit dem Schwert in der Hand, im Angesicht seiner Feinde. Dir.. dir wäre nur Hels Reich beschert geworden, und deshalb die Ohrfeige.", murmelte der alte Mann grießgrämig, doch als Ragin noch mehr Geschichten von seinem Vater hören wollte, musste er lachen: "Dein Vater war ein Wirrkopf, immer in vorderster Linie mit dabei, aber als zweitgeborener des Goswini durchaus seines Standes bewusst. Er hat seine Schwester Elfridu heftiger gehütet als es eure Großmutter hätte tun können... und so einige Unsinnigkeiten vollbracht, weil er es immer seinem Bruder Sigmar gleichtun wollte. Sigmar ist übrigens in der Legion... wir haben schon länger nichtsmehr von ihm gehört...", stimmte der Alte eine traurige Note an.. es machte ihn nervös, Arbjon hatte vom Tod Geros erzählt, in eben jener Schlacht in der auch Sigmar gekämpft hatte. Albin befürchtete schlimmstes...

    "Natürlich ist er ein tolles Pferd... er hatte eine großartige Ausbildung, und einen sicheren Reiter. Er ist es nicht gewohnt dass sein Reiter nicht weiß wohin, und wohin nicht.", konstatierte Albin seine Bedenken zum sorglosen Umgang mit achthundert Pfund Muskeln unterm Arsch. Als dann auch noch Ratbald hinzukam und sich schützend vor seinen kleinen Bruder stellte, wurde Albin dann doch wieder schnippisch.


    "Der Schmerz in seinem Hintern ist für seine Dummheit. Der in seinem Gesicht dafür, dass er den im Hintern nicht vergisst."


    Er verschränkte die Arme und sah beide mit väterlichem Hochmut an, war es schließlich jahrzehntelang seine Aufgabe gewesen, die männlichen Nachkommen Wolfriks zu erziehen, und da war es relativ egal wer welchem Standes war...

    Albin, gerade mit dem morgendlichen Tagewerk fertig, lümmelte gerade durch die Hros um den Pferden wie fast jeden Tag einen Besuch abzustatten. Es war ein kühler Morgen, und die Jungs hatten sämtliche Pferde auf die Weide gebracht, die sich von der Casa Duccia bis direkt an die Stadtmauer erstreckte. Er öffnete das große Tor, das die Hros von der Weide trennte, ging hindurch und schloss es hinter sich. Es war wie jedes Mal ein schöner Anblick die Tiere auf dem Gras asen, oder einfach über die Weide tollen zu sehen.


    Die Idylle hielt nur wenige Sekunden an, denn als er den Kopf nach rechts wandte, konnte er den jungen Ragin erblicken, der auf Helios über die Koppel preschte. Die Koppel war lang, keine Frage, aber nicht so lang als dass man darauf minutenlang in eine Richtung gallopieren konnte. Genau gesagt war die Koppel nur dazu da den Pferden Kommandos, Wendemanöver und sonstige Tricks beizubringen.
    Die Praxis bewies die Theorie, und der junge Ragin flog alsbald durch die Gegend... Albin hielt die Luft an, und als der Junge auf dem Boden aufschlug wollte der alte Mann schon zur Hilfe eilen, doch konnte er schnell sehen dass Ragin nicht allzu schwer verletzt war.


    Wut kochte in ihm hoch, diese vermalledeite Jugend!


    "Wenn du es unbedingt deinem Vater gleichtun willst, junger Ragin, würde ich nicht unbedingt mit seinem Ende anfangen.", keifte der vor Wut nur so schäumende alte Mann, der mit einem Satz, den man ihm so garnicht zugetraut hatte, durch die Umzäunung der Koppel gesprungen kam, mit drei großen Schritten bei Ragin war, ihn am Kragen packte und in einer Bewegung zu einer vollendeten, und jahrelanger Übung entsprender Ohrfeige ausholte...


    *SMACK*


    "Und dies ist genau das, was dein Vater sich verdient hatte als er das erste Mal von seinem Reittier fiel...", bebte Albin, der innerlich einen Fluchwörterschatz abarbeitete der selbst Loki die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte, dann zwang sich der alte Mann wieder zur Ruhe. Er war ein Junge, vergiss das nicht, alter Mann.


    "Allerdings ist das damals ein Schwein gewesen.", nun musste er doch wieder schmunzeln...

    Milarocix:
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    "Cossus Duccius Squillus also. Hmhm. Nun, dann hast du ja jetzt die einzigartige Möglichkeit, dein Wissen zu vermehren! Heute bekommt ihr getrennte Aufgaben, in der nächsten Stunde möchte ich euch beide auf dem selben Wissensstand sehen. Das heißt, dass du Ratbald eine Extrastunde einlegen wirst, um die Dinge, die Ragin heute lernt, nachzuholen."
    Er holte eine Tabula heraus und legte sie Ratbald hin.



    A B C D E F H I K L M N O P Q R S T V X



    "Das ist das lateinische Alphabet. Schreib es fünfmal ab und lies dabei jeden Buchstaben, sodass du dir auch dir Aussprache einprägst."
    Er las die Buchstaben langsam vor und reichte Ratbald dann einen Griffel.



    Und an Ragin gewandt sagte er. "Kommen wir zu dir. Ich hoffe du hast bereits fleißig gelernt, denn du wirst heute deine ersten lateinischen Sätze übersetzen. Wir beginnen mit etwas einfachem."



    Roma magna est.
    Hic forum romanum est.
    Rufus et Squillus veniunt ad forum romanum.
    Mercator hic res vendit.

    Milarocix:
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    Na wunderbar. Hatte dieser Bursche schonmal etwas vom "Ersteindruck" gehört? Der war hiermit dahin. "Du willst also von mir unterrichtet werden? Das ist ja herzallerliebst, aber dazu solltest du auch pünktlich erscheinen." Der Alte überlegte, ob er den Jungen einfach wieder rauswerfen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. "Nimm Platz. Wir fangen sofort an. Ich will von dir in allen Einzelheiten hören, was du bereits beherrschst. Lateinkenntnisse? Rechnen? Geschichte? Was weißt du über das römische Reich? Ach und zuallererst: Wie ist dein römischer Name?" Das alles feuerte seine strenge Zunge ab wie eine Maschinenpistole. Der Bursche war nun sicherlich erst einmal überfordert.



    Edit: SimOff

    Sim-Off:

    1. Antwort-Button!!!


    2. Man duzt sich. Alles andere war im römischen Reich noch nicht bekannt. Außerdem bezeichnest du als Germane niemanden als "Herr", höchstens mit seinem Titel. In diesem Fall kannst du den Lehrer zum Beispiel mit "Magister" anreden. Klar soweit?

    "Ich werde nachher mit Marga und den Jungs zusammen essen.", sprach Albin mit neutraler Stimme, die Frage verwirrte ihn. Warum sollte er mit den Herren des Hauses essen? Er würde nachher schließlich beinahe das gleiche Essen bekommen, Marga kochte letztendlich immer mehr, sie beherrschte den Haushalt und die Versorgung seiner Bewohner mehr als perfekt.

    "Heilsa Ragin. Das ist ja auch gutes Essen nach Rezepten aus der Heimat. Margas Kochkünste sind eben unnachahmbar." entgegnete Albin. Dann schmunzelte er.
    "Lando ist ein guter Mann. Ich denke nicht, dass du etwas besonders beachten musst, um ihm nicht negativ aufzufallen." Mehr wollte er nicht sagen. Der Ersteindruck einer Person sollte natürlich sein.

    Albin klopfte dezente zwei Mal an, öffnete die Tür und sprach durch den Spalt, ohne hereinzuschauen: "Junger Herr, Lando erwartet dich und deinen Bruder heute zum Abendessen, was bei Sonnenuntergang in der großen Halle stattfinden wird."

    Aus der heimliebenden Familie war eine Sippe der Reisenden geworden, und die Anwesenheit mehrerer Familienmitglieder in der Casa zur selben Zeit war schon eine Besonderheit. Auf Landos Wunsch hin wurde ein Abendessen für vier Menschen kredenzt, und dies auf sehr germanische Art und Weise.


    Es gab grobkörniges Brot, gebratenes Wildbret und wilde Beeren, dazu einen Brei aus Hirse und das obligatorische Bier, alles sehr schlicht auf dem Tisch zubereitet und schmucklos anzusehen. Wäre das herrschaftliche Atrium nicht, sondern die rustikalen lehmverstärkten Reisigwände einer germanischen Kate, und anstelle der Kohleschale eine Feuerstelle direkt im Boden, so hätte man denken können man wäre bei Bauern in Magna zu Gast. War man aber nicht...


    Nachdem er alles hergerichtet hatte, stellte Albin sich neben eine Säule, die im Gegensatz zur römischen Bauweise aus Holz und nicht aus Marmor war, und wartete darauf dass die Herrschaften sich zum Mahl versammelten.

    "Wenn ihr meint, geht sie suchen.", konstatierte Albin mit zuckenden Schultern, "Wahrscheinlich hat sie sich einen Jungen aufgetan mit dem sie jetzt Troll und Waldfee spielt, oder sowas, was vollkommen normal für Mädchen in dem Alter ist. Aber ich werde euch nicht aufhalten... erinnert sie nur daran dass sie hier auch noch Pflichten zu erfüllen hat, und sich abmelden muss wenn sie Zeit für sich will."


    Damit war die Sache für Albin erledigt, er fand immernoch nichts schlimmes daran dass ein Mädchen mal für ein paar Stunden verschwand, besonders in dem Alter... aber er konnte es den jungen Herren auch nicht verdenken, immerhin war Sveija ein hübsches Ding...

    Milarocix:
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    Milarocix war heute gut gelaunt und freute sich bereits auf die Stunde mit dem jungen Duccier, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ. Er mochte Ragins Art und seinen Wissenshunger.
    Als er den Lehrraum betrat, wartete der Junge bereits auf ihn. Er nickte ihm freundlich zu und begann die neue Stunde.
    "Heilsa junger Duccius." Da fiel ihm etwas ein. Er hatte den römischen Namen des Jungen noch nicht erfahren. Das interessierte ihn nun und so ließ er sich auf ein kleines Pläuschchen ein.
    "Sag mir Ragin, du hast doch bestimmt auch einen römischen Namen gewählt, als du zu den Duccii gestoßen bist. Wie lautet er?"
    Neugierig stützte er sich auf seine Tabula und wartete gespannt auf die Antwort seines neuen Schülers.

    Landos Anweisungen kommentierte Albin mit einem knappen. "Wird gemacht."
    Als dieser nach den Neuzugängen fragte, lächelte der Alte kurz und brachte Lando auf den neuesten Stand.
    "Ja, es sind zwei Jungen zu uns gekommen. Sie sind die Söhne des Teutomar. Offenbar hat seine Frau die Kämpfe damals überlebt. Sie kamen vor wenigen Wochen erst.
    Der ältere, genannt Ratbald, ist kräftig und will zur Legion gehen. Mehr weiß ich nicht von ihm. Der jüngere, Ragin, ist ein aufgeweckter kleiner Bursche. Er ist ehrgeizig und wissbegierig. Hat sich von Silko im Umgang mit Waffen unterrichten lassen und von Milarocix in der Kunst des Lesens und Schreibens. Mittlerweile spricht er fast so gut Latein wie ich, und das ins so kurzer Zeit. Über seine genauen Pläne weiß ich nichts, er hatte angedeutet auch zur Legion zu gehen, aber er lässt sich wohl noch etwas Zeit damit."

    Albin deutete auf die Stelle an der Wand, an der Teutomar und seine Familie eingezeichnet waren. "Wenn du wünschst, bereite ich dir morgen Farbe zum Verbessern vor."

    "Gottverdammte Axt. STOP!!!!", hallte Albins Ruf als die beiden sich aus dem Staub machen wollten...


    "Wer soll verschwunden sein? Sveija? Das Mädchen ist auf Margas Auftrag hin auf den Markt gegangen, um Besorgungen zu machen, das habe ich mitbekommen. Wieso sollte sie verschwunden sein, es ist vollkommen normal dass so etwas mal länger dauern kann..."


    Immer diese Panik. Hätte man früher in der Heimgaue immer so Randale gemacht wenn sich jemand mal verspätete, wären die Nachfolger Wolfriks ein ziemlich turbulentes Volk gewesen... was sie nicht waren, also zog Albin die Stirn kraus und blickte die beiden jungen Männer kritisch an.

    "Hiär.", ächzte der alte Mann als er sich vom anderen Ende der Casa zur Eingangshalle bemühte. Was er sah verwunderte ihn nicht, wer sonst als dieser Mann konnte die Casa so zusammenbrüllen, wenn Silko nicht da war?


    "Was kann ich für dich tun, Lando?", meinte er mit mühevoll ruhig gestellter Stimme. Manchmal, aber nur manchmal...

    Milarocix:
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    Er schmunzelte bei Ragins Worten. "Naja, der Senat hat seit Ende der Republik immer weniger Macht. Der Kaiser ist praktisch Alleinherrscher. Allerdings wird der Senat respektiert und er kann Gesetze beschließen. Außerdem stellt der Senat seit jeher die Legaten der verschiedenen Provinzen."
    Er machte eine kurze Pause um die Worte sacken zu lassen und fuhr dann fort. "Die Armeen der Römer bestehen allerdings aus Legionen, da hast du Recht. Eine Legion enthält sechstausend Soldaten, Infanterie wie Kavallerie. Sie sind ausschließlich römischen Bürgern zugänglich. Dazu gibt es noch spezielle Auxiliareinheiten, also Hilfstruppen, denen auch Peregrini beitreten können. Nach ich glaube zwanzig Jahren Dienst kann ein Peregrinus das römische Bürgerrecht erlangen. Die Praetorianergarde ist eine ganz besondere Einheit. Für die Praetorianer werden nur die besten Männer des Reiches erwählt, die dann nach Rom ziehen, um den Imperator und Rom selbst zu schützen."
    Als Ragin von Wasserleitungen und seinem Balneum erzählte, grinste Milarocix.
    "Du bist ein aufmerksamer Junge. Die Aquädukte sind ein Teil der römischen Baukunst. Genauso wie die römischen Straßen, die Tempel, Stadtmauern, Brücken, etliche wissenschaftliche Instrumente, Waffen, Werkzeuge, riesige Unterhaltungsbauten wie Theater oder Pferderennbahnen und vieles mehr. Dazu allerdings später mehr."
    Zufrieden packte der alte Mann seine Tabula und seinen Griffel zurück in seine Tasche und beendete die Stunde. "Ich denke das war genug für heute. Du machst dich gut. Bleib weiterhin so tüchtig und du wirst dich schnell in der römischen Welt einleben."

    Ein paar Augenblicke später kehrte Albin zum Tatort zurück, um festzustellen dass Witjon seine Schmach wie ein Mann hinnahm, und sein Verbrechen an der Hausordnung aussühnte wie er es ihm aufgetragen hatte.


    "Sehr gut...", nickte er zufrieden und beobachtete wie der Junge die letzten Spuren seiner Schandtat beseitigte. Manchmal musste man die jungen Leute einfach metaphorisch über's Knie legen... hätte er gewusst was einige Tage später in Rom ablaufen würde, hätte er das metaphorisch gestrichen. Ersatzlos.

    Ubischer Dreckshund, Mistmade mit genug Grün hinter den Ohren für drei Trollnasen, elender Waldschrat... das alles sagte Albin nicht, als er den jungen Witjon erblickte, in dessen Zimmer die Spur verschwand. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder hatte er den jungen früh genug erwischt um ihn gerade nach einer Umzieh-Aktion zu stellen, oder Witjon hatte gerade ein Schäferstündchen mit einem Sumpfgeist abgehalten. Für zweiteren Fall sah der junge noch ziemlich lebendig aus, wenn man glaubte was Geister so mit Menschen anstellten die ihnen an die Wäsche gingen, und für ersten Fall... die Indizien überwogen.


    Albin sagte deshalb nichts, warf Witjon einen eindringlichen Blick zu und verschwand wieder in den Gängen, um genau dreieinhalb Augenblicke später mit einem Mopp wieder aufzutauchen und den wortlos Witjon in die Hand zu drücken.


    "Viel Spaß."