Beiträge von Albin

    Ein Bote aus Rom kam um Familie per Brief von einem wahren Mammutprojekt zu unterrichten...


    Familia Duccia Wolfrici
    Villa Duccia Mogontiacum


    Familie!


    Ich will keine großen Reden schwingen, denn das werde ich in den kommenden Wochen noch zur Genüge tun dürfen: ich kandidiere für das Konsulat. Die Wahlen sind zwar in einigen Wochen, allerdings gibt es bis dahin satt zu tun.


    Vor allem: ich brauche Geld. Also nicht nur etwas, nein, ich brauche VIEL Geld. Eigentlich alles was ihr erübrigen könnt! Ihr könnt euch vorstellen, wieviel das alles verschlingt.


    Des weiteren bitte ich euch imständig, da mir die zweifelhaften Erfolgsaussichten ob gewisser Dissonanzen der Vergangenheit durchaus bewusst sind, eure Kontakte zu aktivieren wie es euch nur irgend möglich ist!


    Jetzt gilt es! Alles oder nichts! Helft mir!


    (Ein Brief liegt bei, der an meinen Patron gerichtet ist. Bitte lasst diesen überbringen, und dies möglichst zügig!)


    Til ars ok frisar,


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    Casa Accia | Collis Esquilinus | Roma



    Ein Bote aus der Villa Duccia brachte ein Schreiben zur Regia des Statthalters, das im Verbund aus Rom gekommen war...


    Legatus Augusti p. P.
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Regia Legati| Mogontiacum


    T. Duccius Vala patrono suo s.d.


    Mein Patron!


    Da ich nichts anderweitiges von meiner Familie und meinen anderen Kontakten hier in Rom und der Heimat gehört habe, gehe ich davon aus, dass es dir in der Zeit seit unserem letzten Kontakt gut ergangen ist.
    Es ist tatsächlich einige Zeit her, seit wir voneinander gehört haben, was zumindest von meiner Seite einerseits daran lag, dass sich vieles getan hat und der Zeitpunkt noch nicht gekommen war, dir die Geschehnisse im Detail darzulegen.


    Wie du vielleicht gehört hast, habe ich mir vor drei Jahren einige heftige und nicht minder leichtfertige Streitigkeiten mit dem damals amtierenden Konsul Marcus Decimus Livianus geliefert. Ich kann ohne Lug behaupten, dass mir noch nie soviel Gegenwind (nicht nur aus den üblichen Ecken) entgegengeschlagen ist... meine Wahl zum Prätor war zwar sicher, aber mit deutlicher Abstrafung an Stimmen versehen.
    Meine folgende Amtszeit war einerseits durch gewisse private Querelen geprägt, die es mir erschwerten mich auf mein Amt zu konzentrieren und es mit derselben Energie und Verve auszufüllen, wie ich es selbst von mir erwarte. Zudem hat mich eben jener Gegenwind sehr nachdenklich gestimmt.. vor allem, da mir mit zunehmender Distanz zu den Geschehnissen der Vergangenheit (auch über die Dissonanzen zwischen dem Konsul und mir hinaus) immer unerklärlicher wurde, wie ich mich da hatte nur so gehen lassen können. Zwar bin ich nach wie vor von der Sache überzeugt... die Art und Weise, wie ich diese zu vertreten und zu verfechten pflegte scheint mir heute allerdings unangebracht und teilweise gar unwürdig.


    In der Folge dieses Wesenwandels habe ich aktiv die Annäherung an alte 'Gegner' gesucht, was mir mit mehr oder minder großem Erfolg geglückt ist. Dennoch kann man die Skepsis förmlich spüren, die mir immernoch entgegenschlägt... ich denke, dies wird mich wohl auf ewig begleiten.


    Nichtsdestotrotz habe ich mich dafür entschieden, bei den kommenden Wahlen für das Konsulat zu kandidieren. Ich weiß, dass eine solche Kandidatur gerade mit dieser Vorgeschichte ein rechtes Abenteuer sein kann, allerdings kann ich mich genauso an der Entspannung der Lage vor allem im Senat beteiligen, wenn doch auch ich zu ihrer Verspannung beigetragen habe. Zudem schwirren mir einige Dinge im Kopf rum, die als Konsul deutlich leichter zu realisieren sein können. So betrifft es vor allem die Aufarbeitung gewisser Gesetzesprojekte, wie auch der Lex Provincialis.


    Ich bitte dich daher, hoffentlich ein letztes Mal, deine Kontakte zu aktivieren und für mich... für das neue mich... zu werben. Dein Wort hat hier in Rom immernoch Gewicht.


    Dafür wäre ich dir auf ewig dankbar!


    Vale bene,


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    Casa Accia | Collis Esquilinus | Roma



    "Najo, is' ja scho watt her, datt du hierjewesen bis'.", gab Albin halb entschuldigend halb trotzig zurück, bevor er sich anhören durfte wer die junge Frau denn jetzt nun war. Das Erkennen kam... nicht. Wann hatte er sie auch zum letzten Mal gesehen? Seiner Erinnerung nach hatte Phelan seine Tochter bisher nur ein einziges Mal mit nach Mogontiacum gebracht und den Jungen in... Dingsbumsia... besucht hatte Albin verständlicherweise kein einziges Mal. Dementsprechend war seine Festplatte recht unergiebig, so blieb ihm auch nichts anderes übrig als hilflos zu lächeln und die rechte Pranke auf dem blonden Schopf der Tochter niedergehen zu lassen.


    "Natörlig, war do' nur een klini Scherz, ha.. ha.. ha...", log Albin und wuselte das Haar des Mädchens durcheinander bevor er zur Seite trat und die Neuankömmlinge eintreten ließ, "Ik heb kini Ahnig, ob un' hu nu doa is'. Komma reen, dann kieken we mo.", sprach er und machte sich mit den beiden auf die Suche nach den Bewohnern der Villa.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…ia/villa_atrium_klein.png Da Albin nicht die geringste Ahnung hatte, wo sich in der großen Residenz nun welche Familienmitglieder aufhielten, führte er die beiden Neuankömmlinge einfach mal in das Zentrum der Villa und hielt sich nicht mit einführenden Informationen auf. Dort angekommen, wies er den beiden zu warten, holte tief Luft und rief ziellos in das Haus hinein: "HALLOHOOOOOOO... WIR HABEN BESUUUUHUUUUUCH. JEMAAAND DAAAAHAAAAA???"
    So getan, wandte er sich wieder den beiden Neuankömmlingen zu: "Achja... datt is nu use nüe Huus."

    [SIZE=5]"Bei den Göttern, wer bei Loki...[/SIZE][SIZE=6] Loki, genau, der war's...[/SIZE][SIZE=7] nur so ein Irrer wie der kann sich einfallen lassen eine so unnötig große Halle zu bauen![/SIZE] Ich brauch Stunden hier durch... wenn ich ankomme herrscht WINTER! Oder noch besser: WIEDER WINTER. Gottverdammt, und das bei meinen alten...", hallte es zwar nicht durch das Tor (das zu dick für derlei einfache Klangübertragung war), aber durch die noch nicht verglasten Fensterbögen nach Osten, die sich links und rechts des Tores bis zu den Wohntürmen hin erstreckten. Dann folgte ein Moment Stille (in welcher auf der anderen Seite des Tores stark geschnaufft wurde), bis schließlich der linke Torflügel deutlich langsamer aufgezogen wurde als die Tür der Casa (wer genau hinhörte, konnte ein gequältes "Das...kann...nicht...ihr...ernst...sein." vernehmen).


    Als der Torflügel (für Albin) weit genug geöffnet war, trat der alte Mann hervor. "Willkommen in der Casa... Villa Duccia.", schnaufte er nicht allzu begeistert und freundlich dreinblickend und sah dabei aus, als hätte er gerade einen antiken Ironman hinter sich gebracht... rückwärts laufend. Es dauerte einen Moment, bis er den größeren der beiden Besucher erkannte: "Ach kiek, et bisch do... has' Heimweh, eh? Tjoa, dazu isset no to spät, Jung. Dett Heim gift es net mehr. Nuno dett heel to groote Palast. Un hu is ditt?", wandte er sich dem jungen Mädchen zu, und seine Augen verengten sich nachdenklich: "Phelan, is' watt mitte Dings... wie hieße noch, dine Fru, issa watt passeert? Hes' wiedr jehirotet? Janz schö jung, dett wicht... kunnt dine Dochtr sin."

    https://farm4.staticflickr.com…80129445_ef3320a8e5_n.jpg Nachdem das Haus an sich hochgezogen und mit allem drum und dran versehen war, waren die Villa immernoch unbewohnbar, denn sämtliche Räume waren leer. Frei nach dem Motto: wo ich bette mein Haupt soll mein Heim sein, brauchten die Duccii schließlich auch etwas in welchem sie ihr Leben verbringen und verstauen konnten. Ein derart großes Anwesen wie die Villa war nicht einfach mit Möbeln vollzupropfen. Um genau zu sein, versorgte der Bedarf an Mobiliar insgesamt gleich fünf Schreinermeister und ihre Lehrlinge auf mehr als ein Jahr hinaus mit Arbeit.


    Im Gegensatz zum Rest der Casa, wo germanische und römische Elemente gleichsam um Aufmerksamkeit buhlten, war das Mobiliar nahezu ausnahmslos römischer Machart. Und das aus einem einfachen Grund: es gab so gut wie kein germanisches Mobiliar. Die Lebensweise der freien Germanen war derart stark und auch nach Generationen noch provisorisch in das Langhaus HINEINgebaut, dass es außer rudimentär zusammengeklopften Truhen, Schemeln zum Sitzen und einfachsten Tischen nichts gab, was die Germanen jemals an Möbeln hervorgebracht hatten. Man merkte: bis zu den Zeiten des großen Möbelschreiners aus Scandza war es noch ein langer Wege.


    Aber nicht nur Möbelschreiner konnten sich über eine blendende Auftragslage freuen: auch Töpferer (i.e. Amphoren, Kannen, Karaffen, Öllampen, Haushaltsallerlei), Schmiede (i.e. Küchengerät, Armaturen, Kohlebecken, Gerät und Werkzeug), Glasbläser (i.e. Glaswaren und Fenster), Schnitzer (i.e. Besteck, Werkzeug, Zubehör), Weber (Wandttepiche, Vorhänge, Haushaltstextilien) erfreuten sich einer guten Einnahmequelle und sorgten allesamt mit all den anderen an den Arbeiten in und außerhalb der Stadt beteiligten Männern und Frauen dafür, dass die Errichtung des Anwesens außerhalb und der Insulae innerhalb der Stadt zum mit Abstand teuersten Projekt wurden, welches die Sippe Wolfriks jemals gestemmt hatte.


    Nichtsdestotrotz war es aber nach knapp anderthalb Jahren Bauzeit soweit: die Sippe Wolfriks konnte noch vor dem nächsten Winter in ihr neues Heim einziehen.


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    "Joa...", brummte der alte Albin, als er die verdammte Familie an 'seinem' neuen Wirkungsort empfing, und verschränkte mit offensichtlich unbeeindruckter Miene in noch viel offensichtlicherem Trotz die Arme, "...ist ganz nett."
    Hatte er während des großen Brandes noch als Vollautomat seine Pflichten gegenüber der Sippe wahrgenommen, war ihm dies in den kommenden Wochen und Monaten zunehmend schwerer gefallen. Zwar hatte er, seinem Alter gemäß, nicht auf der Baustelle arbeiten müssen, aber seine nunmehr auf drei Häuser (in denen man die Sippenmitglieder untergebracht hatte) aufgeteilte Tätigkeit hatte ihn auch immer wieder am Ort vorbeigeführt, der für die letzten Jahrzehnte sein und der anderen Heim dargestellt hatte.
    Das war hart gewesen, auch wenn Albin es natürlich nicht gezeigt hatte. Die stetig anwachsenden Insulae, die jetzt dort entstanden waren wo früher die Duccii gelebt hatten, mahnten ihn stets daran, dass der Wandel kam auch wenn er ihn nicht haben wollte.


    Als die neue Villa, die Albin zumeist gemieden hatte und sich auf seine Arbeit innerhalb der Stadtmauern konzentrierte (die er zuvor vielleicht ein bis zweimal im Jahr überhaupt verlassen hatte), war dennoch gewachsen... und wie sie das war.
    Als Albin sich das Werk vor wenigen Wochen zum ersten Mal angesehen hatte, war seine programmatisch griesgrämmige Stimmung fast schon unwillkürlich einem atemlosen Staunen gewichen. Das Anwesen war, wenn man es mit dem verglich in welchem die Duccii vorher gehaust hatten, gigantisch.
    Andererseits hatte man es quasi in die Rus mit ihren ausladenden Weiden und Feldern gebaut, also konnte die Größe nicht wirklich verwundern... und doch tat sie es. Die Villa an sich war... ihm taten jetzt schon die Knochen weh wenn er nur an die vielfach größeren Laufwege dachte, die ihm dieses Riesending zumutete.


    Und sowieso: es war neu und nicht die alte Casa, also mochte Albin sie nicht... dementsprechend auch sein Gesichtsausdruck.

    https://farm4.staticflickr.com…88448483_461e1b3cf7_n.jpg Die Außenwände standen fest und waren gegen den Regen des Herbstes und die Kälte des Winters geschützt, das Dach saß fest in seinem Sattel: alles sprach dafür, dass man nun im Inneren der Räume zuwerke gehen konnte.
    Dafür müsste nun natürlich ein annehmbares Arbeitsklima geschaffen werden, das man durch einfache Kohleheizungen aus umfunktionierten Tonamphoren zu erreichen gedachte. Es fror nicht, man starb nicht den Kältetod... also konnte man damit beginnen die Innenwände zu verputzen. Dass dafür Lehm gewonnen werden musste, machte die Sache nicht gerade einfach, immerhin war in den meisten Lehmgruben im Winter Schicht im Schacht. Durch gewisse Vorrichtungen des römischen Erfindergeistes war es aber weiterhin möglich, auch im tiefsten Winter Lehm aus der Erde zu heben... auch wenn dieser flux auf die Baustellen geschafft werden musste um dort verarbeitet zu werden.
    So wurden die Innenwände in verputzt, durften einige Wochen bei niedriger Temperatur trocknen (während nach dem Kettenprinzip in den nächsten Räumen weitergearbeitet wurde) und wurden schließlich erst geweißt, um anschließend mehr (im Anwesen der Duccii) oder weniger (in den günstigeren Wohnungen der Mietskasernen) bemalt zu werden.
    Die Motive reichten von einem kunstvollen germanisch-römischen Mischmasch (im Anwesen) bis hin zu schlicht-römischen Standardverzierungen (in den Mietskasernen). Die Arbeiten in den Mietskasernen waren freilich, ob der weniger anspruchsvollen Arbeiten, deutlich schneller abgeschlossen... und so standen die ersten Tabernae und Wohnungen in den großen Insulae schon vor den Liberalia zum Bezug bereit.
    Groß gefeiert wurde das nicht... es gab kleinere Opfergaben, die Sicherheit des Hauses und das Wohlwollen der Götter gegenüber den Bewohnern sicherstellen sollten, aber ansonsten ging die Einweihung der beiden großen Mietskasernen im Nordwesten der zentralen Civitas eher stillschweigend vonstatten.


    Während in der Stadt also schon die Äquivalente zur modernen Gabe von 'Brot und Salz' verteilt wurden, gingen südlich der Stadt immernoch die Bauarbeiten weiter... die sich allerdings auch ihrem Ende näherten.


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    https://farm1.staticflickr.com…09079383_269ae14574_n.jpg Nach dem ersten Winter nach Grundsteinlegung und den damit einhergehenden Ausbesserungen am Mauerwerk kehrte einige wenige Wochen Ruhe ein, um auch diesen Ausbesserungen und den letzten Feuchtigkeitsnestern Zeit zu geben durchzutrocknen. Als dies geschehen war ging es dann an das Holz. Dieses war freilich schon im Jahr zuvor aus den ausladenden Waldgebieten in Familienhand geschlagen worden und war abgelagert worden, um sicher zu gehen, dass sich nachher beim Trocknen des Holzes nichts verzog und mögliche Schäden an Haus und Dach verursachte.
    Das Klopfen und Klotzen der Maurer ward also abgelöst durch die typische Klangkulisse der Zimmermänner, die sich in eifrig durchgearbeiteten Wochen und Monaten daran machten die Dachstühle und Vorbauten hochzuziehen. Auf dem Gelände des neuen Anwesens der Duccii waren es die Rundgänge, das Atrium und natürlich die teilweise verwinkelten Dächer die geschaffen werden mussten, in der Stadt selbst waren die penibel nach Art der römischen Atriums-Insulae hochgezogenen Mietskasernen, die ihr recht simpel geschaffenes Dach und die wenigen Meter zur Straße hinreichenden Umgänge, die geschaffen wurden. In diesen würden dann später die Kunden der im Erdgeschoss gelegenen Tabernae die Angebote prüfen können, ohne den Regen und den Dreck der Straße fürchten zu müssen.


    Ein wahres Mammutprojekt wartete jedoch noch auf die Zimmermänner und Schreiner: das große Haupttor der Villa mit dem anschließenden und samt und sonders aus Holz gebauten Vestibulum, der riesigen Empfangshalle, war zwar relativ schnell aus dicken Eichenbohlen hochgezogen und verkleidet. Die Verzierungen, Schnitzereien, Malereien und andere kunstgeschaffene Augenfänger, auf die in der Familie niemand ernsthaft verzichten wollte, benötigten allerdings ebenso lange Monate um penibel das abzubilden, was die Familie abgebildet haben wollte. In dieser Halle würde jedem Besucher von Anfang an klar werden: diese Familie wusste wer sie war.


    Während die Dachstühle, die Umgänge, das Atrium und die große Halle in teilweise mühsamer Kleinstarbeit geschaffen und anschließend mit Tonziegeln aus der Legionsbrennerei gedeckt wurden (im Gegensatz zur alten Casa, die mit Reet gedeckt war), wurden die ebenfalls aus legionärsgeschaffenen Ziegeln gezogenen Wände mit Lehm verputzt und nach einer Zeit des Trocknens mit Kalk geweißt. In den Räumen selbst beließ man es beim blanken Lehm um später mit einer Kombination aus römischer Malerei und germanisch beeinflussen Motiven aufwarten zu können.


    Wenige Wochen vor dem zweiten Wintereinbruch nach der großen Katastrophe und dem Spatenanstich auf beiden Baustellen waren die Rohbauten soweit abgeschlossen und man konnte die Baustellen derart winterfest gestalten, dass während der kalten Jahreszeit schon in den Bauten weitergearbeitet werden konnte.


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    https://farm9.staticflickr.com…16489195_23f491e277_m.jpg Seit den ersten Spatenstichen auf den duccischen Baustellen innerhalb und außerhalb der Stadtmauern waren bereits Monate geschäftiger Arbeit und langwierigen Ruhens vergangen. Das umfangreiche Mauerwerk musste, ebenso wie die Fundamente zuvor, durchtrocknen bevor man mit den Holzbauten das steinerne Skelett in ein wohnliches Heim verwandelnte. Das gab den Machern genügend Zeit sich auf andere zu erledigende Projekte zu kümmern... wie zum Beispiel der klassischen Landwirtschaft. Die Rus der Duccii wurde nach der letzten Ernte aufgegeben und weiterverpachtet, da das Gelände der neuen Villa Rustica in Latifundiengröße genug Platz bot um sowohl das Anwesen der Duccii als auch die landwirtschaftlichen Gebäude der Rus zu vereinen.
    Nachdem die Wege angelegt worden waren galt es nun, die freien Parzellen dazwischen mit Getreide zu füllen und den Obstgärten (die freilich so früh wie möglich gepflanzt wurden um eine halbwegs zügige erste Ernte zu ermöglichen) Struktur zu geben. Ebenso wie die ausladenden Kräuter- und Gemüsegärten direkt um das Anwesen herum gelegen.
    Der zeitlichen Abfolge war es geschuldet, dass die erste Ernte eingefahren wurde als das Anwesen und die Gebäude der Rus auf dem Latifundium noch nicht fertiggestellt waren.
    Bevor die Mauern und die restlichen Fundamente vollkommen durchgetrocknet waren, musste ein Winter abgewartet werden um etwaige Frostschäden, die durch Risse und Mängel im Mauerwerk und den Fundamenten auftreten mochten, ausmachen zu können... so verblieben die Familienmitglieder noch eine kalte Jahreszeit bei ihren Freunden, bevor es im nächsten Frühjahr wieder auf die Baustellen ging.



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    https://farm9.staticflickr.com…82034308_1bda1a5f4d_n.jpg Es dauerte seine Zeit, bis die Fundamente der neuen Gebäude sowohl auf den innerstädtischen als auch den außerstädtischen Baustellen hochgezogen waren. Das, was die Römer als Zement kannten wurde stetig festgeklopft und mit Steinen zur Stabilisierung versehen und die Fundamente damit Schicht für Schicht hochgezogen bis die ersten Kellerfenster in die Struktur gepasst wurden.. letztlich bestanden sie doch nur aus fest gemauerten Bögen die mit Stahlstreben gegen Zugriff von Außen geschützt wurden. Als die Fundamente schließlich abgeschlossen waren zogen die Arbeiter von dannen und wandten sich anderen Aufgaben auf den Bauarealen zu, schließlich war es von wortwörtlich fundamentaler Wichtigkeit die Fundamente ordentlich durchtrocknen und damit an Stabilität gewinnen zu lassen. Und das dauerte einige Wochen in denen man nichts an den eigentlichen Gebäuden und viel am restlichen Areal zu arbeiten hatte. Was sich vor allem auf das werdende Anwesen außerhalb der Stadtmauern bezog, schließlich galt es die LANGE, das gesamte Areal umfassende und dazu noch mannshohe Mauer hochzuziehen, wie auch die einzelnen Parzellen für die Felder und Weiden sowie die teilweise gar zu pflasternden Wege abzustecken und so weiter und sofort. Kurzum: zu tun gab es wahrlich genug.


    Als die Fundamente schließlich von Lysander als trocken und stabil genug eingestuft wurden, begannen die Mauerarbeiten... die bei der Größe der einzelnen Gebäude ebenfalls lange Zeit in Anspruch nahmen (das Anwesen südlich der Stadt umfasste immerhin mehr als fünf steinerne Gebäude [was vor allem daran lag, dass man zukünftig derartigen Katastrophen aus dem Weg gehen wollte]). Im Gegensatz zum Anwesen innerhalb der Stadtmauern war diese Villa Rustica wie alle anderen auch auf Wehrhaftigkeit angelegt. Im Grunde genommen baute man hier eine Burg mit verdammt großem Burghof, die Zeiten waren immerhin unsicher und ab und an war eine Rotte germanischer Draufgänger eben frech genug um auch nahe der Städte zu plündern. Und Bürgerkriege! Und sowieso... man wollte nicht schutzlos bleiben. So zeugte das Mauerwerk, das Tag für Tag ein wenig höher wuchs, vor allem von einem: das hier wurde ein Zentrum für die Ewigkeit.


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    https://farm3.staticflickr.com…28944955_33b5d075ee_n.jpg Nachdem festgelegt worden war, dass die Sippe Wolfriks das durch einen großen Brand zerstörte Anwesen innerhalb der Stadtmauern nicht wieder aufbauen würde, sondern sich eine neue Bleibe außerhalb derer suchen wollte, blieb nurnoch die große Frage: wo?
    Die Duccii, wohlhabend wie sie für eine aus dem freien Germanien stammende Familie waren, besaßen in Germania Superior genug Land um die Wahl des Fleckens durchaus kompliziert zu gestalten. Wenn man es genau nahm, besaßen sie genug Land für mehrere Dutzend Latifundien. Zwar waren davon nicht alle in direkter Nähe zur wichtigsten Civitas der Provinz... aber es waren genug.


    Dank ihrer Freunde hatten die Duccii keine Zeitnot sofort etwas neues zu finden, so wurden die nächsten zwei Wochen damit verbracht den im Land der Civitas gelegenen Grund zu sondieren und zu begutachten, bis man drei Stücke Land in die engere Auswahl übernommen hatten. Die letztliche Entscheidung traf dann Lysander, der Hausarchitekt der Freya Mercurioque, der nach vollkommen nüchternen Gedanken auswählte, wie: Bodenfestigkeit für Fundamente, Überflutungsgefahr durch den Rhenus, Erdrutschgefahr durch die nahen Hügel.


    Die neue Heimat der Duccii sollte fortan auf einem mehrere Leuga großen Latifundium entstehen, das auf halber Strecke zwischen den Canabae des Legionslagers und dem Vicus Victoria an den Hängen des Rhenustals gelegen war. Der bestehende Pachtvertrag wurde mit etwas Überredungskunst aufgelöst und wenig später rückten die Helfershelfer des Lysander an um das Land noch einmal genau auszumüssen. Die Pläne für das Anwesen hatte Lysander schon lange in der Truhe gehabt, nur kleine Änderungen waren vonnöten die nur knapp zwei Wochen Rechenarbeit benötigten.

    https://farm6.staticflickr.com…02954148_ef2d3aa944_n.jpg Nach der Ausmessung kamen die ersten Arbeiter, die sich daran machten die Gruben für die umfassenden Fundamente auszuheben. Alleine schon die Gruben ließen erahnen, dass die Duccii klotzen und nicht kleckern würden. Immerhin würde hier eine große Familie ihr neues Heim finden, die zu den einflussreichsten Sippen nördlich der Alpen gehörte... und das wollte man dieses Mal auch zeigen.


    Zeitgleich mit dem steten Klopfen der Zementverdichter auf der Baustelle südlich der Stadtmauern begannen auch die Arbeiten an der Ruine des alten Anwesens innerhalb der Stadtmauern. Der Schutt wurde fortgeräumt und das Gelände mitsamt der noch stehenden Gebäude des Anwesens eingeebnet. Nach wenigen Wochen zeugte auf der großen Freifläche im Nordwesten der Civitas nichts mehr davon, dass hier einmal die Duccii ihre Heimat hatten. Wenige Tage später kamen auch hier die mathemathisch begabten Helfershelfer des Lysander und begannen mit Ausmessungsarbeiten. Die Parzelle, auf der das Anwesen gestanden hatte, war sehr groß gewesen, alleine die landwirtschaftliche Nutzung für die Hros hatte den Argwohn einiger auf sich gezogen, die wegen Platzmangels in der Civitas nicht den Schutz der Stadtmauern genießen konnten. Nun sollte sich dies ändern... und auf dem Gelände des ehemaligen Anwesens tat sich die größte zusammenhängende Baustelle auf, die die Civitas seit dem Bau der Regia Legati gesehen hatte.
    Für Kenner der Materie zeigte sich hier: ein guter Teil des Geländes würde zum Bau von Mietskasernen, den Insulae, verwendet. Zwar würden diese sicherlich nicht so groß wie die in den Großstädten des Südens, aber doch spiegelte ihre Größe den Aufstieg der Gens und auch der Civitas wieder: zig Wohnungen würden hier entstehen.


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    Die Bewohner der duccischen Casa, die von Witjon in die Gastfreundschaft des Domitius entsandt worden waren, tröpfelten in den Raum wie schwarzes Pech. Kaum hatte man einen Haufen gesehen der größere Niedergeschlagenheit im Blick hatte.. und aus genau demselben Grund kaum den Mund öffnete. Zu groß war das Grauen ob des gerade erlebten, ob des Niedergangs des Zentrums der Familie... ob der absoluten Katastrophe.


    Albin, der zu der Gruppe gestoßen war, ließ sich auf eine der angebotenen Plätze sinken und blickte wie andere der Gruppe in die Leere weil nun das Erlebte auch ihn niederzudrücken begann. Doch ließ er sich nicht lange derart hängen, raffte den Kopf hoch und blickte dem Haus- und ihrem derzeitigen Gastherrn in die Augen um sich ein ehrliches "Danke, Domitius." abzuringen. Auch wenn es sich nicht gut anfühlte das zu sagen, immerhin wäre es ihnen allen wohl lieber gewesen es wäre garnicht erst nötig gewesen herzukommen.


    Nach einer Weile, in welcher die Duccii leer vor sich herstarrten, knurrte der erste Magen... und nach und nach machten sie sich daran zu essen, auch wenn der Hunger sich sehr zaghaft zeigte. Viele aßen auch einfach nur, um irgendetwas zu tun zu haben... und sich nicht mehr dem widmen zu müssen, was in ihnen vorging.

    https://farm8.staticflickr.com…6802491699_07495affc1.jpg Tag eins nach Null war von der einst herrschaftlichen Casa der Duccii wenig mehr geblieben als eine rauchende Ansammlung von Gesteinstrümmern und verkohlten Holzresten. Hier und da war noch ein trauriger Rest des kunstvollen Dekors zu erkennen, mit welchem man einst die Casa gefüllt hatte. In Holz geschnitzte Angesichter von Figuren der nordischen Mythologie waren nun zu kohlezerfressenen Fratzen verkommen, Statuen und Büsten bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert, Mosaike in zehntausende Stücke zersplittert. Alles in allem bot sich einem ein sehr anschauliches Bild von der Zerstörungskraft des Feuers... und von der Vergänglichkeit menschlichen Wirkens.


    Es brannte zwar nicht mehr unmittelbar, doch die Glut im Innern der Ruine war offensichtlich noch heiß genug um lange Rauchfahnen in den Himmel steigen zu lassen... und das Durchsuchen der Trümmer nach wertvollen Überresten zum vorerstigem Scheitern zu verurteilen.


    Die Duccii, die die Nacht verteilt auf ihre unterschiedlichen Freunde verbracht hatten, standen am späten Morgen nach langem Schlaf der Erschöpfung vor dem wortwörtlichen Nichts: die Casa war vergangen, die Hros hatte man aus Angst vor einem Ausbreiten des Brandes noch in der Nacht abgerissen... die Hitze des Brandes hatte selbst im Wildgarten ein paar Bäume in Flammen aufgehen lassen und diesen deutlich in Mitleidenschaft gezogen. Das einzige, was nahezu noch unberührt stand, war die mannshohe Mauer die das Anwesen umfasste.. und nun zur Hülle der Zerstörung degradiert war.


    Albin selbst, der sich in der Nacht noch als Souverän in Katastrophenfällen erwiesen hatte, rang angesichts der im Tageslicht nun umso deutlicheren Zerstörung sichtlich mit der Fassung.
    "Oh mei... hu soll'n wi us düsse Shiet nu wieda ruskomme?"

    "Hmhmhmhm..." , brummte der alte Mann in seinen Bart während er nachdachte. Zwar konnte die Sklavin nicht einen einzigen germanischen Dialekt sprechen, andererseits war das auch nicht zwingend notwendig, da ihr Einsatzgebiet zuerst ganz woanders liegen würde.. und das nötige Handwerkszeug für eine Sklavin in höheren Kreisen brachte sie mit, zumindest aus Albins einfacher Perspektive. Womit letztlich nurnoch eine einzige Frage zu klären war: "Tranquillus, diese Sklavin wird von uns in Italia gebraucht. Ich gehe davon aus, dass du eh wieder in den Süden ziehen wirst wenn du hier deine Zelte abbrichst. Wieviel extra würde es mich kosten, wenn ich sie bis Italia in deiner Obhut lasse?"

    "Hmhmh.... das bedeutet wohl eher nein." , brummte Albin und verschränkte mit kritischem Blick die Arme. Das war natürlich nicht gut, wenn man bedachte, dass die Duccii in ihren eigenen vier Wänden und mit ihren germanischstämmigen Mitmenschen immernoch in den gängigen Dialekten sprachen... das würde man der Sklavin im Fall der Fälle beibringen müssen, was natürlich eine deutliche Herausforderung sein würde, gab es ja nicht nur einen Dialekt der Germanen. Andererseits war sie, soweit Albin wusste, garnicht für den unmittelbaren Einsatz hier oben im Norden gedacht, weshalb man darüber... zumindest erst einmal... hinwegsehen konnte.
    "Was sagte er? Du hilfst im Haushalt? Was ist mit mehr... könntest du deine Herrin unterhalten?"

    Auch wenn die Sippe Wolfriks gerade eine enorm schwere Zeit durchmachte, in welcher sie sich wieder einmal in alle Winde verstreut vorfand, galt es für Albin seinem Tagewerk nachzugehen... und das bedeutete vor allem, den in Mogontiacum verstreuten Duccii abwechselnd zur Hand zu gehen und sich quasi ununterbrochen zu versichern, dass es allen den Umständen entsprechend gut ging.
    Auf einem der vielfachen Ortswechsel (der alte Mann wurde bei dem ganzen Rumgelaufe ja fast wieder fit) durchquerte er natürlich auch das Forum und blieb unweigerlich bei einer Sklavenauktion stehen ohne wirklich zu wissen warum.
    Ja, warum stand er jetzt eigentlich hier? Würde er der Familie hier ein neues Heim zaubern können? Die Katastrophe bewältigen? Nein... und doch glaubte er zu wissen, dass er hier etwas zu tun hatte... und dann fiel es ihm wieder ein.
    Ein Brief aus dem Süden, in welchem ein nicht unmaßgeblicher Bestandteil der Sippe davon erzählte, eine brauchbare Sklavin erwerben zu wollen und sich bisher kein brauchbares Äquivalent gezeigt hatte.


    "Weib, sprichst du einen oder mehrere Dialekte des Nordens?" , fragte Albin daher, auch weil er die Gelegenheit nutzen wollte sich ein wenig von den düsteren Gedanken der Unbill abzulenken, und packte in breitem amsivarisch aus: "Verstahs, watt ik di hi nua sach, Mädsche?"
    Dass er sich dabei direkt an die Sklavin und nicht ihren Besitzer richtete war für ihn vollkommen selbstverständlich... immerhin gab es im Wesen des Unfreien bei Germanen und Römern gravierende Unterschiede.

    "Aber... ich muss doch überall sein!" , protestierte Albin ohne groß darüber nachzudenken, dass er das wohl eben nicht konnte. Immerhin hatte er als quasi oberster und ältester Scherge der Familie eine Verantwortung für ALLE ihrer Mitglieder. Entsprechend unwillig blickte er drein, obwohl er gerade alle Hände damit zu tun hatte irgendwie allen helfen zu wollen... den Feuerwehrleuten bei der voranschreitenden Rettung der nicht mehr zu rettenden Casa, den Medici und Heilern bei der Versorgung der Verwundeten, den Mitgliedern der Sippe bei der Verarbeitung dieser Katastrophe... und... und... und...


    Am Ende blieb ihm dann doch nicht mehr übrig, als sich Witjon zu fügen und die kleine Gruppe zu versammeln, die fortan bei Valgiso wohnen würde.. auch wenn er selbst es besser gefunden hätte, wenn jede Gruppe mindestens zwei der Bediensteten mitbekämen und diese nicht eine eigene Gruppe bildeten. Und Audaod und Rodrik sollten ja eigentlich gut genug auf sich selbst aufpassen können... aber naja, er machte halt wie ihm aufgetragen.


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    https://farm8.staticflickr.com…02519127_bfc4f3c3f2_n.jpg Nach etlichen Stunden schien das Feuer sich auch sattgefressen zu haben... oder es fand einfach nichts neues mehr, da es von den Nachbarn und Feuerwehrleuten massiv daran gehindert worden war sich auf benachbarte Gebäude auszubreiten. Die Casa aber sackte immer mehr zu einem großen Schutthaufen zusammen der nichts mehr mit dem Wohlstand und Status ausdrückenden Gebäude gemein hatte, dass für mehrere Jahrzehnte das Heim der Duccii gewesen war.
    In der Morgendämmerung war der Brand beinahe komplett in sich zusammengesunken, die Flammen hatten sich größtenteils selbst verzehrt... und was blieb war nicht mehr als ein großer Haufen schwelender und qualmender Schutt.


    Eines der Machtzentren der Civitas und der gesamten Provinz war nicht mehr... die Casa Duccia war dahin.

    Es war ein heilloses Durcheinander, das sowohl im Innenhof des Anwesens sowie auf der anliegenden Straße ausgebrochen war. Je höher die Flammen im Gebäudeinneren, desto stärker schien sich Panik unter den Schaulustigen auszubreiten, immerhin waren nicht wenige von ihnen direkte Nachbarn. Hier und da konnte man also schon Menschen sehen, wie sie auf die Dächer ihrer Häuser klettern und wie wild damit begannen Wasser auf und unter die Dachschindeln zu werfen, die derartiges doch eigentlich verhindern sollten.


    Albin, der alte Mann der Casa, der die letzten Jahrzehnte hier verbracht hatte und davon ausgangen war, dass er hier auch seinen letzten Atemzug tun würde, fühlte sich nur allzu deutlich in die unselige Zeit, in die unselige Nacht zurückversetzt als die Chauken sich als wahre Meister im Sprint verstanden und handstreichartig über die Siedlung des Tjaard und des Audaod herfielen... Tage bevor man sie eigentlich erwartet hatte. Auch damals hatte es lichterloh gebrannt und auch damals hatten sich viele der Familienmitglieder in Schockstarre befunden... während die Muntlinge, also Männer wie Albin oder Hartwig, einiges dafür tun mussten die Söhne und Töchter Wolfriks zu retten. Albin hatte an jenem Abend zwei seiner Brüder verloren, Hartwig sogar so gut wie alles... und auch die Sippe Wolfriks hatte bluten müssen.
    Heute sah es fast so aus, als wären sie alle mit dem Leben davongekommen, das merkte Albin als er über den Hof wandelte und die Köpfe zählte. Was ihm wieder nur allzu vertraut schien, war: die geschockten Gesichter derjenigen, die dieses Haus vorher ihr Heim nannten... hier sogar geboren waren.


    Sein Blick wanderte wieder zur Casa, an deren Außenmauern sich gerade die Legionäre und die Fabrori zu schaffen machten und die immer mehr ihrer Arbeit wichen. Natürlich schmerzte es schon die ehernen Mauern der Casa weichen zu sehen, aber noch mehr schmerzte es zu sehen wie das Feuer dort wütete, wo sie bereits unter den Haken und Zurren der Helfer zusammengebrochen waren.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/15.jpg Ein paar Schritte weiter war ein Stöhnen und Ächzen zu hören, das jene von sich gaben die dem Feuer zu nahe gekommen waren.. unter ihnen auch Brimheriwan, der von seiner Ohnmacht den lodernden Flammen gegenüber kaum mitbekommen hatte, wie nahe er den Flammen eigentlich gewesen war. Als das Gebälk der Treppe einstürzte hatte er einen nicht unerheblichen Schwall an Hitze abbekommen, der verstärkt durch kleine Stückchen von Glut und viel heißer Asche seine rechte Seite mit kraterhaften Verbrennungen übersäht hatte. Der Schmerz, den diese Wunden auslösten, war jedoch nichts gegenüber dem lodernden Gefühl der Scham... schließlich war das hier sein Werk.
    Sein Körper jedoch zeigte sich von der Psyche kaum gestört und verlangte unbeeindruckt nach: "Wasser! Jemand... Wasser!"

    Als sie die Casa evakuiert hatten stand der alte Mann bei der Kiste mit dem wertlosen Papier, das er und Marga herausgeschleppt hatten, inmitten all der anderen die nun vor Anstrengung atemlos auf die Casa starrten, aus derren Mitte sich die Flammen immer weiter in den Himmel streckten. Von außen sah das Atriumhaus beinahe noch vollkommen intakt aus, sah man von dem einen oder anderen goldenen Schein in den Fenstern ab, der davon zeugte, dass das Feuer sich bereits aus dem Atrium in die Räume hineingefressen hatten.


    In seinem Bauch verzog sich alles zu einem eiskalten Klumpen des Schmerzes, das Heim der Sippe so zu sehen, und mit einem Schaudern wandte er sich ab um nach etwas zu suchen dass er tun konnte... jetzt, wo klar war, dass das Haus nicht zu retten war.


    Irgendjemand, den Albin in der unsteten Dunkelheit nicht auf Anhieb erkannte, trat an sie heran und fragte nach einem Teich mit ausreichend Wasser. Das war die Gelegenheit, sich wieder in dankbare Pflichterfüllung zu stürzen, denn schließlich war nichts schlimmer als herumzustehen und zu beobachten wie sich die Casa jeden Moment mehr in ihre Bestandteile auflöste.


    "Hier, ich weiß wo!" , jappste der alte Mann als wäre er dabei zu ertrinken und deutete etwas weiter in den kleinen und überschaubaren Garten, den jeder Römer als zugewuchert und ungepflegt betrachten müsste... für die Duccii aber ein Stück Erinnerung an ihre wilde Geburtsstätte war.
    Ohne darauf zu warten, dass ihm die Männer folgten stapfte Albin also in den kleinen Flecken Wildnis hinein und deutete schließlich auf den kleinen Teich.
    "Da, der ist zwar nicht tief... aber es ist genug Wasser da." , sprach Albin und wartete förmlich darauf, dass man ihm die nächste Frage stellte. Für die schweren Schutz- und Trutzarbeiten, denen die anderen sich jetzt anscheinend hingaben, war er ohnehin zu schwer... also konnte er auch den... Männern der Stadt... sagen wo sie was finden wollten. Allerdings fragte er sich schon, wofür sie das Wasser brauchten. Immerhin war die Casa verloren... unrettbar, quasi.