Beiträge von Caius Aelius Archias

    »Naja, dazu muss er erstmal wieder da sein. Ich kann da gar nichts entscheiden«, sagte der Schreiber, der nicht auf Befehl eines primicerius einfach ein Büro räumen konnte.
    »Aber ich geb's weiter.«



    Sim-Off:

    Ich find es nicht besonders toll, dass Perisander und ich nicht mal die Chance bekommen haben, den angefangenen Erzählstrang fertig zu simmen, bevor hier irgendwer irgendwo versetzt wird. Salinator hatte Archias schließlich vorgeladen. Deswegen hab ich Archias jetzt bei deinem Besuch hier auch nicht da sein lassen, ich hätt sonst der Geschichte da im Büro vorweggreifen müssen. Da konnten weder Perisander noch ich was zu, denn Salinator war nicht da. Und ich finde, dass man schon warten kann, bis sowas ausgespielt ist, wo erst ich und dann Salinator im Urlaub war.

    Axilla setzte sich, und die etwas ältere Sklavin kam auch gleich an und fragte sie mit stummem Blick, was sie denn auf ihrem Teller haben wollte. Caius fand das alles nicht besonders ungewöhnlich, auch die Milch nicht. Er mochte Milch, und besonders mit Honig und etwas aufgewärmt war die einfach nur lecker. Caenis warf der Sklavin einen auffordernden Blick zu, und daraufhin griff die auch zuerst mal zum Saftkrug und schenkte Axilla einen Becher voll. Das war Apfelsaft, den sie ihr reichte. Und dann nahm sie den Teller wieder und wartete. Caius hätte sie genervt. Er hätte sie weggeschickt. Er mochte das morgens nicht, wenn man zu aufdringlich war, und Caius fand die Sklavin gerade aufdringlich. Aber er konnte ja auch schlecht einfach seine Frau bevormunden und die Alte wegschicken.


    »Das ist schön«, bemerkte Caenis gerade auf Axillas Worte. Sie suchte sichtlich nach einem Gesprächsthema.
    »Ein hübsches Kleid.« Caius warf seiner Mutter einen kokelnden Blick zu. Er wollte ja, dass sie sich Mühe gab, aber so plump war sie da grad, dass sogar ihm das auffiel. Dabei war das sogar sehr ernst rübergekommen. Sie erwiderte seinen Blick und hob eine winzige Winzigkeit die Schultern an. Caius entschloss sich dazu, die Situation irgendwie zu retten. Nur wie...keine Ahnung.
    »Wir wollen recht bald los, dann«, sagte er in die Runde.
    »Ich hab eben schon erzählt, dass wir einen Ausflug machen«, erklärte er dann Axilla und lächelte sie kurz an.
    Schweigen. Caius tunkte sein Brot in den Honig und kaute darauf rum.


    »Und....warst du schon einmal so weit im Norden, Axilla?« fuhr Caenis dann fort. Caius wäre am liebsten mit samt dem Frühstück aufgestanden und mit seiner Frau sofort losgezogen.

    Caius hatte nur noch entschuldigend und ertappt gegrinst, als Axilla auf die anderen Fibeln zu sprechen gekommen war. Der anschließende Versuch, ihr die zu ersetzen, war dann ja nach hinten losgegangen. Aber Caius dachte besser nicht mehr daran, sondern wollte lieber Perisanders Vorschlag beherzigen und die Vergangenheit am besten ruhen lassen. Mit Axilla ging er aus dem Zimmer, sie nach links und er nach rechts, und er wunderte sich nicht darüber, dass sie ihn zum Abschluss nicht geküsst hatte, denn damit hatte er eh nicht gerechnet in dieser Situation. Und noch viel weniger Gedanken machte er sich in Bezug auf Levi.


    Einen Moment später, nachdem er sich selbst kurz in dem Gästezimmer gewaschen hatte, in dem er eigentlich hatte schlafen sollen, machte er sich auf die Suche nach anderen Lebewesen und hatte tatsächlich mal Glück im Unglück. Eine ältere Sklavin marschierte geradewegs mit einem Krug Milch und einer Schale Honig an ihm vorbei und raus auf die Terrasse, unterwegs einen morgendlichen Gruß murmelnd. Und tatsächlich saß dort unter einem Sonnensegel neben irgendeinem grünen Busch im Topf Caenis und schlürfte aus einem Becher.
    »Morgen«, grüßte Caius seine Mutter, die den Becher absetzte und ihn ganz arglos anlächelte.
    »Caius, guten Morgen«, sagte sie, als er sich in einen Sessel fläzte und nach einem Brotfladen griff, um sich ein Stück abzureißen.
    »Hast du gut geschlafen?«
    »Ja, ging so«, sagte er und zupfte an seinem Brot herum. Calvaster war wie erwartet noch nicht auf. Caenis beobachtete ihren Sohn einen Moment und nahm dann die Tasse wieder auf, aber ohne zu trinken. Sie sah ihn nachdenklich über den glasierten Rand hinweg zu, wie er sein Brotstückchen malträtierte. Das ging eine unendliche Weile so.


    »Kommt Axilla nicht?« durchbrach Caenis irgendwann die Stille und blinzelte Caius interessiert an. Der sah auf und musterte seine Mutter wiederum nachdenklich.
    »Doch«, sagte er schließlich.
    »Sie ist grad im Bad. Glaub ich.« Caenis nickte nur, machte ein stummes Ah, und widmete sich dann wieder ihrer Tasse. Caius saß in der Sonne und wartete. Und dachte nach. Über das, was eben passiert war. Über Axillas Reaktion. Ob sie ihm nur ausweichen wollte damit? Nein, das glaubte er eigentlich nicht. Wieder verging eine ganze Weile, in der Caius einfach nur sein Brot drehte und Luftlöcher in den Garten starrte. Er würde einen schönen Tag mit ihr verbringen, jawoll.


    »Axilla und ich machen heute einen Ausflug«, verkündete Caius dann und zog sich Caenis' Blick damit zu.
    »Wir wissen noch nicht, ob wir zur cena wieder da sind. Ich will ihr ein bisschen die Umgebung zeigen. Wir nehmen was zu essen mit....sag mal, schläft Paps noch?« Caenis hatte die Augenbrauen hochgezogen und sah ihren Sohn an.
    »Ja«, klagte sie.
    »Dabei hatte ich ihn schon vor einer ganzen Weile wecken lassen... Meinst du, dass ihr das gefällt? Sie macht einen ziemlich schüchternen Eindruck auf mich.« Caius seufzte.
    »Mam, wenn ich dich nicht kennen würde und du mir so einen herzlichen Empfang bereitet hättest, wäre ich auch schüchtern. Außerdem ist sie das gar nicht.« Caius schüttelte den Kopf und Caenis wollte etwas sagen, entschied sich dann wohl aber doch dagegen und nickte nur einmal kurz. Sie war immer noch der Meinung, dass Caius ruhig einen Ton hätte sagen können. Naja, ein kleines Bisschen hatte sie sich schon gehen lassen. Aber sie war eben überrascht gewesen!


    Als Axilla dann kam (die Sklavinnen hatten sie zur Terrasse geführt), sah Caius auf und lächelte. Sogar Caenis lächelte.
    »Guten Morgen, Kind. Setz dich doch«, sagte sie sehr freundlich und deutete auf den freien Sessel neben Caius, der Caenis gerade ein wenig misstrauisch beäugte.
    »Hast du gut geschlafen?«

    »Ich denk schon«, erwiderte Caius und kratzte sich träge an der Brust.
    »Aber wir könnten sie ja mit raus nehmen«, fügte er kurz grinsend hinzu.
    »Mam hat vielleicht sogar schon was gegessen, weiß nicht. Sie ist früher immer schon zeitig aufgestanden.« Vielleicht hatte sie gewartet, weil sie Gäste hatten, vielleicht auch nicht. Caius' Vater hatte meistens direkt das Mittagessen zum Frühstücken abgepasst oder morgens gar nichts gegessen. Er betrachtete Axilla dabei, wie sie ihren hübschen Körper in Stoff hüllte und versuchte dabei, ihren Gesichtsausdruck zu deuten.
    »Ja, nur wir zwei«, bestätigte er ihr, und dann zählte er eins und eins zusammen und kam auf seine Bemerkung mit Levi.
    »Brauchst du ihn nicht im Bad? Dann lass ich ihn schlafen«, erwiderte Caius, denn er hätte gedacht, dass Axilla auf ihren Leibsklaven nicht verzichten wollte bei der Morgentoilette. Andererseits konnten die Sklavinnen hier sicherlich schickere Frisurentürme bauen als jeder Kerl. Caius schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Sein Blick fiel dabei auf die zwei Fibeln, die auf der Kommode lagen. Er ging hin, nahm eine in die Hand und drehte sich dann zu Axilla um.
    »Weißt du noch, als ich mir fast den Fuß aufgespießt hab?« fragte er sie grinsend und wedelte kurz mit der Fibel herum. Er gab sie Axilla und schmunzelte nur noch. Kurz darauf wurschtelte er sich seine Tunika aus der Bettdecke und zog sie sich über.
    »Du bist sagenhaft, Axilla«, sagte Caius dann ernst, als er wieder vor ihr stand, lächelte gewohnt schief und küsste sie noch einmal auf die Wange. Es war fast wie damals, in Alexandrien. Fast.
    »Wir sehen uns dann gleich, ja? Ich schau mal, ob wir draußen frühstücken können.«

    Sie sah ihn gar nicht wirklich an, und gleich fragte sich Caius, ob er was Falsches gesagt hatte. Erst sagte sie gar nichts dazu, das sie selbst betroffen hätte, das kam erst kurz danach. Es wäre schön, meinte sie. Caius' Lächeln, das ein wenig gelitten hatte, keimte da wieder auf, und er sah auch zur Tür, ihrem Blick folgend, und dann kurz grinsend.
    »Hm? Achso, klar«, sagte er und rollte sich dann doch von ihr runter. Ein wenig ratlos war er schon noch, auch wenn ihm erst gar nicht auffiel, dass Axillas Ablenkungsmanöver erfolgreich gewesen war. Wegen des Geräuschpegels machte er sich keine Sorgen, denn seine Eltern schliefen in einem anderen Teil des Hauses, und so laut waren sie nun auch nicht gewesen.
    »Möchtest du draußen frühstücken?« fragte Caius Axilla und setzte sich auf. Immerhin war es recht warm und sonnig, und das Haus verfügte hinten über eine recht nette Terrasse.
    »Ließe sich bestimmt arrangieren. Und später schnappen wir uns dann die Pferde und ziehen los.« Er wusste immer noch nicht so wirklich, was mit ihr los war, und er hätte gerade seine linke Hand dafür gegeben, das zu erfahren.
    »Soll ich Levi vielleicht bescheid sagen lassen?« fiel ihm dann noch ein.

    »Ehm...leider nicht«, antwortete der Schreiber und sah den Pompeier mit gerunzelter Stirn an.
    »Hast du das Memo nicht gekriegt?« fragte er, und im gleichen Moment fiel ihm ein, dass nur die anderen procuratores die Info bekommen hatten. Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn und seufzte.
    »Achso, nee. Ja also, der procurator hat sich ein paar Tage frei genommen und ist verreist.« Immerhin stand auch einem Kanzleibeamten ein wenig Urlaub zu. Und wenn man sich absprach, ging das problemlos.
    »Vielleicht kann ich dir ja auch helfen?«

    Caius sah Perisander an und kratzte sich nachdenklich an der Schläfe. Sein Sklave erschien ihm mächtig schlau zu sein und echt Ahnung zu haben, das konnte von Vorteil sein, wenn er etwas mehr Feingefühl an bestimmte Sachen rangehen wollte.
    »Ja, kannst du«, sagte er also und nickte.
    »Ich geb zu, ich hab damals nicht wirklich aufgepasst, als es um die ganzen Sachen ging mit dem Auftreten, Wirkung erzielen und so weiter. Zum Beispiel waren Quarto und ich neulich eingeladen bei den Flaviern, und ich glaube, ich hätte da fast das Bündnis vor die Wand gefahren...« Caius zuckte mit den Schultern und seufzte leise.Er dachte an seine Karriere. Und dabei fiel ihm etwas Bestimmtes direkt wieder ein.
    »Achja, was ist eigentlich rumgekommen wegen dem Termin bei der Qualle Salinator?« fragte er Perisander.

    War das...das war...ja, das war's. Caius bemerkte keinen Unterschied. Für einen Moment vergaß er dann doch sogar, dass ihm das alles trotzdem etwas komisch vorkam, die Angst vorher in ihrem Blick, dann die plötzliche Begierde. Seine eigene Anspannung entlud sich wie die von Axilla vorher (glaubte er zumindest), und mit klopfendem Herzen blieb er einfach auf ihr liegen, natürlich nicht mit dem vollen Gewicht. Von Axillas inneren Vorwürfen bemerkte er gar nichts. Und wenn, hätte er nicht mal was dazu sagen wollen oder können, sondern hätte sie wohl einfach nur festgehalten. Ja, er liebte sie. Aber er hatte auch noch gut ihre Antwort vom letzten Mal im Kopf, als er ihr das gesagt hatte. Ich weiß hatte sie gesagt. Und daran dachte er gerade wieder, und deshalb sagte er es jetzt nicht nochmal. Also blieb er nur liegen, stemmte sich aber eine Weile später hoch und legte seiner Frau sanft die Hände rechts und links an den Kopf.
    »Was hältst du davon, wenn ich dir heute ein bisschen die Umgebung zeige? Wir könnten etwas zu essen mitnehmen und unterwegs am See drüben im Wäldchen Halt machen«, schlug er vor. Ja, er bemühte sich wirklich. Und er wollte nichts unversucht lassen, diesen Strohhalm zu behalten, den er heute hier gefunden hatte, wie er glaubte. Was ihn noch zu folgendem Zugeständnis veranlasste:
    »Nur du und ich.« Caius lächelte und küsste sie auf die Nasenspitze.

    Viele Männer hätten sich wohl ein Bein ausgerissen für eine Frau wie Axilla im Bett. Caius schätzte das auch sehr, die Götter waren da Zeuge. Nur jetzt, in dem Moment, kam ihm das alles seltsam vor. Das Verhalten passte nicht zu der Angst von eben in ihrem Blick. Und so gut das auch war, so falsch wirkte es auf ihn. Aber andererseits verlangte ihm das jetzt nicht irgendeine Art von Zwang ab, mit ihr zu schlafen. So. Caius tat, was sie wollte. Nicht nur, weil sie es wollte, sondern weil er es dann auch wollte. Ihr Blick stand regelrecht in Flammen. Caius schenkte ihr einen, der nicht weniger intensiv aussagte, was er mit ihr anstellen würde. Er zupfte selbst noch etwas an der Tunika, die nervte ihn nämlich. Er wollte Axillas Haut spüren, da musste sie sich gedulden. Ohne sich zu lange damit aufzuhalten (er hatte es ja selber eilig, jetzt wo sie deutlich gemacht hatte, dass sie auf Verwöhnmomente keine Lust hatte), zog er sie über den Kopf und ließ sie irgendwo hin fallen, und dann war er auch schon über ihr, stützte sich rechts und links ihrer Schultern mit den Ellbogen auf und legte seine Hände an ihr Gesicht. Dann erst tat er das, was ein Ehemann eben tut. Er brauchte die Augen nicht zumachen, um sich etwas vorzustellen. Er hatte es hier, er brauchte nur Axilla anschauen. Wie sich ihre Lippen verbogen, wenn sie seufzte, wie sie manchmal die Augen verdrehte oder ihn ansah. Das genügte. Caius klaute sich einen stürmischen Kuss, selber keuchend, Axillas Finger auf seinem Rücken. Er war an sich recht unmusikalisch, aber den Rhythmus, den hatte er drauf. Das war damals in Alexandrien schon wie eine Droge gewesen, mit Axilla, und das war es jetzt wieder. Die ganzen Worte hätten echt vermieden werden können, wenn er einfach nur über sie hergefallen wär, statt zu diskutieren. Er wusste plötzlich gar nicht mehr, warum sie in den letzten Wochen nicht so zusammen gewesen waren. Und falsch kam ihm die Sache auch nicht mehr vor, sondern verdammt richtig. Und verdammt gut. Lang hielt er das so nicht mehr aus, auch wenn er den festen Vorsatz hatte, Axilla nicht zuvorzukommen. Und wenn sie dann auch noch ihre Beine um ihn legte...

    Tja.


    Caius sah es in Axillas Augen, das da was kam. Nur dass das kam, damit hatte er mal so überhaupt gar nicht gerechnet. Er sah Axilla an, die Lippen teilten sich kurz verdutzt, und sie wirkte verschreckt. Nur warum, das wusste er nicht. Warum schlug sie das vor, wenn sie offensichtlich doch Angst hatte? Caius lag eine Ablehnung auf der Zunge. Das war vielleicht kurz gut, aber dann? Dann würde er da liegen und sie auch und sie hätten dasselbe Problem wie vorher, nur entspannter. Aber Axilla war gemein, sie drehte sich und ließ die Bettdecke rutschen, und natürlich schaute Caius hin. Das war so gemein!


    Er sah so aus, als würde er hin und her gerissen sein (war er tatsächlich). Bis Axilla ihn noch einmal aufforderte (da dann nicht mehr). Immerhin hatte er ja gerade gesagt, dass er alles machen würde, nur damit es besser wurde. Und besser war Auslegungssache. Und überhaupt. Caius' Widerstand schmolz, bevor er sich frei enthalten konnte. Glücklicherweise gingen bestimmte Tätigkeiten irgendwie auch trotz bestimmter morgendlicher Verhältnisse, obwohl er tatsächlich überlegte, erst noch auf der Latrine zu verschwinden. Aber die Chance, dass Axilla dann auf und angezogen war, wenn er wieder kam, war einfach zu groß. Also ließ er es, und berührte sie lieber liebevoll an der Wange. Da war eine ungeheure Hemmschwelle, ihr überhaupt so nahe zu kommen, dass er sie küssen konnte (und sie das zulassen würde). Caius ließ sich dabei Zeit, schloss dann aber die Augen, als es soweit war und er sie küsste. Bona Dea, er wollte sie. Aber er wollte das auch auskosten, wenn sie ihn schon wollte nach den letzten Wochen. Obwohl ein Teil von ihm irgendwie wusste, dass sie auch damit nur ablenken wollte. Also würde er sie nicht gleich mit Haut und Haaren fressen, sondern hier und da kosten und weit mehr Augenmerk darauflegen, dass es ihr gut ging, als sich selbst zu bedienen und ihr dann nur das kalte Buffet zu lassen. Seine Hände fanden recht zügig das, was er eben noch nicht mal gesehen hatte, aber dass er nach wie vor etwas skeptisch war, wirkte sich auch auf diese Berührungen aus. Und auf die Dauer der Streicheleinheiten. Er lag nahe an ihr, mehr aber erstmal nicht, und beschäftigte sich erstmal nur ausgiebig mit den weniger verfänglichen Teilen Axillas...

    »Die Germanicer importieren ihre Tiere auch hierher, glaub ich. Quarto hat welche für die Veneta gekauft«, gab Caius noch zurück. Warum grinste sie denn da? Caius konnte den Gedankengang nicht verstehen, aber er sagte nichts dazu. Hinterher sagte er nämlich nur was Falsches, und dann war sie vollkommen verstimmt. Also sah er sie nur an. Die Wölbung, die ihr Rücken machte, ins Tal und dann wieder ein Stückchen rauf, aber leider unter der Decke. Klar fand er das heiß. Besonders nach den letzten Wochen. Aber wie würde das denn aussehen, wenn er jetzt einfach über sie her fiel. Also sah er ihr ins Gesicht und versuchte, sich damit abzulenken. Bei dem Thema war das ja auch nicht besonder schwer. Leider sagte sie nur wieder nichts dazu, obwohl er so gern mal gewusst hätte, was sie dazu dachte. Sie konnte sich nicht an die Ehe gewöhnen. Aha? Caius sah sie irritiert an. Und zack, da lenkte sie dann ab, und Caius fiel das sofort auf. Er ließ sie reden und dachte nach. Dann legte er eine Hand auf ihren Rücken.


    »Axilla, hör mal. Ich will dich nicht damit nerven. Aber ich seh doch, dass du unglücklich bist. Mir gehts dabei doch auch nicht gut. Das in den letzten Wochen und so... Ich möcht nicht, dass das so weiter geht. Heute Morgen ist das erste Mal, dass wir wieder reden. Ich mag das, Axilla. Bei dir liegen und mit dir reden und dich anschauen. Dea Dia, du bist so schön...«
    Caius sah kurz nach seinen Worten zu seiner Hand und fuhr damit die Wölbung an Axillas Rücken runter und von der Mitte her wieder rauf. Dann biss er sich auf die Unterlippe und konzentrierte sich wieder auf ihren Gesichtsausdruck. War ziemlich schwierig grad.
    »Du weichst mir aus. Das liegt doch an mir. Ich mein, du kannst doch unmöglich ein Frühstück mit meiner Mutter mir vorziehen...« Caius versuchte sich an einem schwachen Scherz, aber ob der gelang, war er sich nicht so sicher. Trotzdem zog er sogar recht glaubwürdig die Mundwinkel hoch.
    »Wenn ich was ändern kann, mach ich's.« Und Caius hätte Axilla in diesem Moment wirklich alles gegeben.

    »Ja, Mann. Wenn die einen Aufpasser dabei hat, solltest du zumindest die Finger von ihr lassen«, fachsimpelte Caius und nickte. Er konnte ja nicht wissen, dass Piso zwar diesen Rat beherzigen, dafür aber eine viel krassere Dummheit machen würde. So lächelte er nur und dachte sich nichts weiter dabei.


    »Rumdümpeln?« wiederholte Caius dann und rümpfte selber die Nase, aber wegen dem Sticheln von Piso.
    »Manche Leute fassen da auch Fuß, du böder Patrizier«, konterte er und grinste, was seiner Beleidigung die Schärfe und die Ernsthaftigkeit nahm.
    »Naja. Dann wünsch ich dir jedenfalls viel Glück und so«, fügte er an und zuckte mit den Schultern. Der Senat, das war für ihn so weit entfernt wie der Olymp, dachte er. Ob Axilla vielleicht lieber einen Kerl mit mehr Einfluss wollte? Caius blinzelte und war dann dankbar für die Ablenkung, auch wenn die aus einem unschönen Anlass kam.


    »Oh. Hm«, machte Caius erst und sah Piso dann mit großen Augen an, als der irgendwas vom Ende des Lebensfadens redete. Caius konnte sich noch gut an das Zöpfeziehen und Steinchen-ans-Fenster-werfen erinnern. Er machte ein betroffenes Gesicht. Wenn er sie auch nicht so sehr gemocht hatte, zum Ärgern war sie immer klasse gewesen. Caius lehnte sich vor und legte Piso eine Hand auf die Schulter.
    »Nicht laut aussprechen, Pi«, sagte er.
    »Hast du Pluto geopfert? Dass er sie noch nicht holt?«

    Nicht so schlimm? Caius' Blick zeigte deutlich, dass er das ganz anders sah, obwohl er gar nicht bezweifelte, dass Axilla das aushielt. Nur angenehm war das ganz bestimmt nicht, wenn man direkt mit einer Ex verglichen wurde. Und seine Mutter hatte da einfach den Vorgel abgeschossen. Caius seufzte. Und er tat so, als hätte er den Arm war nicht zum Kuscheln ausgestreckt, sondern um sich zu strecken. Er nahm deswegen noch den zweiten Arm dazu und streckte sich wirklich, ließ sich dann wieder fallen und fand es einfach nur schade, dass es so war zwischen ihnen, wie es war. Caius kuschelte gerne, das war nicht nur was für frisch Verliebte oder wenn man krank war oder so, seiner Meinung nach. Davon abgesehen ging es ihm selber nicht unbedingt so blendend, also hätte er das schon gebraucht gerade. Und wenn's nur eine Art Rückversicherung gewesen wäre, aber Axilla ignorierte ihn und er machte keinen weiteren Versuch, sie dazu zu animieren. Piano, Caius. Vielleicht sogar piano forte. Was leichter gesagt war als getan, da Axilla gerade etwas entdeckte und Caius automatisch an bestimmte andere Aktivitäten abseits des Kuschelns dachte - aber gut, so würde das eh erstmal nicht gehen, und da sie ja nicht mal kuscheln wollte, würde sie das auch ganz bestimmt nicht wollen. Dachte er.


    So kuschelte er sich also allein ins Bett und hörte sich ihre Erzählung über das Pferd an.
    »Achso? Ich hab gedacht, das wär eine germanische Züchtung«, sagte Caius. Und erst hinterher fiel ihm auf, dass er vielleicht nicht unbedingt was Germanisches hätte erwähnen sollen.
    »Aber das mit den Bergen macht Sinn«, schob er deswegen gleich nach und verfluchte sich selbst dafür, dass er nicht richtig nachgedacht hatte grad. Vielleicht brachte Axilla auch gar nicht seine Worte damit in Verbindung. Caius seufzte lautlos, sah eine Weile an die Decke und drehte sich dann doch wieder zu Axilla auf die Seite. Machte ja so keinen Sinn, wenn er auf dem Rücken lag, da konnte er sie genausogut anschauen. Gesagt, getan, und Caius sprach es dann doch direkt an.
    »Du...kannst du mir sagen, was ich falsch mache?« fragte er sie aufrichtig.
    »Ich wollte gar nicht mit dir streiten. Aber irgendwas hab ich gemacht, also, falsch gemacht. Und ich halt das so kaum noch aus, Axilla.«

    Eigentlich hatte er gar nicht mit dem Streicheln gerechnet oder darauf spekuliert, er hatte es ja nur auf Axillas warme Hand abgesehen gehabt. Jetzt lag sie da wie eine Katze und redete wieder von seiner Mutter. Caius seufzte und rieb sich mit einer Hand den Schlaf aus den Augenwinkeln.
    »Sie ist nicht wütend, denk ich. Sie ist nur...naja, ich hab's ihr nicht gesagt, das mit uns. Und sie hat schon angemeldet, später mal meine Hochzeit ausrichten zu wollen, da war ich fünf und habe nur Pisos Schwestern geärgert«, sagte Caius und dachte kurz daran zurück. An die Zeit als er fünf war, konnte er sich zwar nicht mehr erinnern, aber er hatte ja nicht mit sechs einfach aufgehört, Pisos Schwestern zu ärgern. :D


    »Trotzdem war das gestern...« Er fand keine Worte dafür. Unfair war's gewesen, jawohl, weil Axilla ja am wenigsten dafür gekonnt hatte. Und unnötig und gemein auch. Caius zuckte mit den Schultern, was dazu führte, dass Axilla wegen der Matratzenbewegung leicht mit auf und ab zuckte.
    »Ich mein ja nur. Sie hat da eben ihre Vorstellungen, und das war gestern wirklich anstrengend. Ich kann das gar nicht verstehen, wenn ich ehrlich bin. Dass sie so ist.«
    Langsam wurde auch Caius klarer im Kopf. Und er konnte nicht ganz verhindern, ganz kurz verhalten zu grinsen, als Axilla ihre Frage stellte. Ihm fielen auf Anhieb ein paar Dinge ein, die sie tun konnten. Auch wenn er einige davon ganz schon daneben fand in dieser Situation. Er konnte ja jetzt nicht einfach über sie herfallen, obwohl gewisse Dinge wie jeden Morgen so aussahen. Er rappelte sich auf, drehte sich und ließ sich dann auf dem Rücken wieder zurückfallen. Dann hob er einen Arm und sah Axilla fragend an. Vielleicht, ganz vielleicht wollte sie sich ja an ihn kuscheln.
    »Du könntest mir erzählen, woher du dein Pferd hast«, sagte er, denn das wusste er nicht.
    »Ist ganz schön schnell«, meinte er anerkennend. Er überlegte, wie er Axilla fragen konnte, was sie denn bloß so beschäftigte. Aber er wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen und damit Gefahr laufen, sie gleich wieder zurück in das Schneckenhaus zu schubsen, in dem er sie derzeit glaubte. Wegen einer Sache, von der er nicht wusste, was er falsch gemacht hatte. Und direkt fragen war einfach doof. Das fand sie bestimmt nicht lustig.

    Caius schmunzelte seine Frau zur Antwort nur an. Nicht ganz ehrlich, irgendwie ein bisschen mit einer Note von dem Gefühl, das er hatte. Dass es gleich vorbei wäre, dass Axilla aufstehen und sich anziehen würde. Und sie sah ja auch gleich zur Tür hin und fragte nach seinen Eltern. Caius rutschte ein Stückchen runter und legte seinen Kopf dichter an Axillas. Er griff nach einer ihrer Hände und legte sie auf seinen Kopf, irgendwo hin da, und brummte dann unwillig und verschlafen, die Augen nun wieder zu.
    »Rmmmh. Ist doch egal...« murmelte er. Nicht gleichgültig, sondern verkuschelt. Caius war immer noch müde, und das ging so schnell auch nicht weg. Und Axilla machte noch keine Anstalten aufzustehen, also kostete er diese Nähe aus, solange er noch die Gelegenheit hatte. Das kannte sie sicher zur Genüge von ihm. Wenn man ihn ließ, war er ein Langschläfer, und Caius mochte auch einfach Nähe beim Aufwachen. Das war immer schon so gewesen.


    Als Caius die Augen wieder aufmachte und linste, konnte er den Bettdeckenzipfel sehen, den Axilla zurechtgesteckt hatte. Er klappte die Augenlider kurz wieder zu und seufzte tief. Dann drehte er den Kopf und sah zu Axilla hin. Sie war auch etwas zerrupft, wie er selber.
    »Da ist sie wie ein Huhn. Kaum ist die Sonne draußen, steht sie auf. Mein Paps kommt nach mir«, sagte er und drehte sich dann auf den Bauch. Caius stützte sich links auf den Ellbogen auf und hielt den Kopf mit der Hand, und mit der rechten Hand strich er Axilla von der Stirn langsam durchs Haar.
    »Wir müssen noch nicht aufstehen«, sagte er leise und lächelte ein wenig.
    »Oder hier bleiben, in Ravenna.«

    Sim-Off:

    Was ist denn lüllern? :D :D


    Wenn Caius etwas geträumt hatte, wusste er später davon nicht mehr. Er lag da und schnarchte leise, und er hatte seine Tunika noch an. Die hatte er nämlich am Abend vorher gar nicht erst ausgezogen und sich so aufs Bett gelegt. Caius bemerkte natürlich auch nicht, dass Axilla wach geworden war. Wenn sie wie ein Stein schlief, schlief er nämlich wie ein Felsblock. Da brauchte es schon die Prätorianergarde, die ihren Appell in seinem Schlafzimmer veranstaltete (oder zarte Frauenhände, die wussten, was sie machen mussten), damit er aufwachte.


    Irgendwas piesakte ihn plötzlich. Erst merkte Caius das gar nicht. Dann brach sein leises Schnarchen plötzlich ab. Wach war er immer noch nicht, aber fast. Er machte ein Geräusch, das etwa wie Hngmpfnn klang, atmete dann tief ein und erwachte allmählich, während er seufzend ausatmete. Er drehte sich ganz auf die Seite, vorher hatte er ja irgendwoe halb so und halb auf dem Bauch gelegen. Dann wollte er sich direkt auf die andere Seite drehen, hörte aber Axillas Stimme und machte das nicht, sondern blinzelte verschlafen. Etwas Licht mogelte sich an den Vorhängen vorbei und tauchte das Zimmer wie in einen Honigtopf. Axillas Haut wirkte dadurch bronzefarben, als Caius sie richtig sehen konnte. Er kniff immer noch etwas die Augen. Langsam zeigth ein Lächeln auf seinen verpennten Zügen.


    »Na?« sagte er leise. Sie war gut verpackt. Aber sie sah ihn an, und sie hatte ihn sogar wach gemacht, wie ihm jetzt auffiel. Caius hob eine Hand und strich ihr sanft über die Wange.
    »Bist ja schon wach. Hast du gut geschlafen?« fragte er sie leise. Er hätte zwar gut und gerne noch weiterschlafen können, aber das hier war viel besser. Axilla war so schön in diesem Licht und selbst noch verschlafen, wie sie war. Überhaupt mochte er sie so am liebsten, natürlich und ohne Schmuck und...einfach Axilla eben. Ihm fiel gar nicht auf, dass er sie ziemlich verliebt musterte, wie sie da lagen. Er schätzte viel zu sehr diese Situation hier, nach den letzten Wochen. In denen eigentlich gar nichts gewesen war, nicht mal wirklich gute Umarmungen. Nur Küsschen. Und Gesten. Caius' Hand war an Axillas Gesicht liegen geblieben, auf dem Kieferknochen. Und er sah sie immer noch an.

    Caius schlief bald ein. Er hatte damit gerechnet, dass Axilla wach werden würde. Frauen schliefen selten so tief wie sie. Aber sie schlief weiter. Und irgendwann schlief auch er dann ein. Morgens irgendwann begann dann Geschäftigkeit im Haus. Caius schlief weiter. Er lag inzwischen selbst halb auf dem Bauch auf der Seite, einen Arm locker über Axilla gelegt. Die Vögel zwitscherten. Caius schnarchte ganz leise.