Caius hatte nur noch entschuldigend und ertappt gegrinst, als Axilla auf die anderen Fibeln zu sprechen gekommen war. Der anschließende Versuch, ihr die zu ersetzen, war dann ja nach hinten losgegangen. Aber Caius dachte besser nicht mehr daran, sondern wollte lieber Perisanders Vorschlag beherzigen und die Vergangenheit am besten ruhen lassen. Mit Axilla ging er aus dem Zimmer, sie nach links und er nach rechts, und er wunderte sich nicht darüber, dass sie ihn zum Abschluss nicht geküsst hatte, denn damit hatte er eh nicht gerechnet in dieser Situation. Und noch viel weniger Gedanken machte er sich in Bezug auf Levi.
Einen Moment später, nachdem er sich selbst kurz in dem Gästezimmer gewaschen hatte, in dem er eigentlich hatte schlafen sollen, machte er sich auf die Suche nach anderen Lebewesen und hatte tatsächlich mal Glück im Unglück. Eine ältere Sklavin marschierte geradewegs mit einem Krug Milch und einer Schale Honig an ihm vorbei und raus auf die Terrasse, unterwegs einen morgendlichen Gruß murmelnd. Und tatsächlich saß dort unter einem Sonnensegel neben irgendeinem grünen Busch im Topf Caenis und schlürfte aus einem Becher.
»Morgen«, grüßte Caius seine Mutter, die den Becher absetzte und ihn ganz arglos anlächelte.
»Caius, guten Morgen«, sagte sie, als er sich in einen Sessel fläzte und nach einem Brotfladen griff, um sich ein Stück abzureißen.
»Hast du gut geschlafen?«
»Ja, ging so«, sagte er und zupfte an seinem Brot herum. Calvaster war wie erwartet noch nicht auf. Caenis beobachtete ihren Sohn einen Moment und nahm dann die Tasse wieder auf, aber ohne zu trinken. Sie sah ihn nachdenklich über den glasierten Rand hinweg zu, wie er sein Brotstückchen malträtierte. Das ging eine unendliche Weile so.
»Kommt Axilla nicht?« durchbrach Caenis irgendwann die Stille und blinzelte Caius interessiert an. Der sah auf und musterte seine Mutter wiederum nachdenklich.
»Doch«, sagte er schließlich.
»Sie ist grad im Bad. Glaub ich.« Caenis nickte nur, machte ein stummes Ah, und widmete sich dann wieder ihrer Tasse. Caius saß in der Sonne und wartete. Und dachte nach. Über das, was eben passiert war. Über Axillas Reaktion. Ob sie ihm nur ausweichen wollte damit? Nein, das glaubte er eigentlich nicht. Wieder verging eine ganze Weile, in der Caius einfach nur sein Brot drehte und Luftlöcher in den Garten starrte. Er würde einen schönen Tag mit ihr verbringen, jawoll.
»Axilla und ich machen heute einen Ausflug«, verkündete Caius dann und zog sich Caenis' Blick damit zu.
»Wir wissen noch nicht, ob wir zur cena wieder da sind. Ich will ihr ein bisschen die Umgebung zeigen. Wir nehmen was zu essen mit....sag mal, schläft Paps noch?« Caenis hatte die Augenbrauen hochgezogen und sah ihren Sohn an.
»Ja«, klagte sie.
»Dabei hatte ich ihn schon vor einer ganzen Weile wecken lassen... Meinst du, dass ihr das gefällt? Sie macht einen ziemlich schüchternen Eindruck auf mich.« Caius seufzte.
»Mam, wenn ich dich nicht kennen würde und du mir so einen herzlichen Empfang bereitet hättest, wäre ich auch schüchtern. Außerdem ist sie das gar nicht.« Caius schüttelte den Kopf und Caenis wollte etwas sagen, entschied sich dann wohl aber doch dagegen und nickte nur einmal kurz. Sie war immer noch der Meinung, dass Caius ruhig einen Ton hätte sagen können. Naja, ein kleines Bisschen hatte sie sich schon gehen lassen. Aber sie war eben überrascht gewesen!
Als Axilla dann kam (die Sklavinnen hatten sie zur Terrasse geführt), sah Caius auf und lächelte. Sogar Caenis lächelte.
»Guten Morgen, Kind. Setz dich doch«, sagte sie sehr freundlich und deutete auf den freien Sessel neben Caius, der Caenis gerade ein wenig misstrauisch beäugte.
»Hast du gut geschlafen?«