Sie zögerte. Zwar gar nicht mal so lange, aber sie tat es. Caius hätte fast die Hand wieder weggerissen, auch wenn er nicht gewusst hätte, was er dann damit anfangen sollte. Eigentlich war das mehr ein Reflex gewesen und keine berechnende Absicht, dass er ihr die Hand hingehalten hatte. Er wollte einfach seine Frau an der Hand haben, das war alles, aber er hatte nicht darüber nachgedacht. Noch bevor er sie aber fallen lassen konnte, griff Axilla doch danach, und Caius fühlte sich so, als würde in ihm drin irgendwas schwindelig werden und sich taumelnd drehen. Ein urplötzlicher Kloß sorgte dafür, dass das Gefühl nicht seinen Hals erreichte. Irre. Und das nur, weil er ihre Hand hielt! Und sie stand dann so dich vor ihm und lächlte ihn ganz kurz an, dass er sie am liebsten an sich gerissen und gedrückt hätte. Aber er zuckte nur mit den Mundwinkeln ein Lächeln zurück, dass zwar ehrlich, aber kurz war, und machte dann einen Schritt zurück. Axilla sah ihn schon gar nicht mehr an, sondern betrachtete das Haus. Caius war wieder übel, wenn er nur ein paar Minuten in die Zukunft dachte. Er hielt Axillas Hand noch, als er ihr antwortete und losging.
»Ja. Weißt du, Piso hat früher nicht weit weg gewohnt. Die Flavier haben hier auch ein Haus.« Eigentlich nichts Neues, vielleicht wusste Axilla das auch schon. Caius hatte es vielleicht mal erwähnt. Langsam gingen sie auf das Haus zu. Dea Dia mochte ihm beistehen, dachte Caius, denn plötzlich flog die Tür auf. Natürlich waren sie nicht unentdeckt gebieben. Eine schmale, kleine Gestalt in Blassrosa schob sich in den Türrahmen, ein runzeliges, strahlendes Gesicht offenbarte sich ihnen.
»Caius!« rief Caenis und klatschte erst in die Hände, die sie sich dann auf den Brustkorb legte. Sie schüttelte den Kopf und kam aus dem Haus gelaufen. Caius lächelte schräg. War ja klar, dachte er.
»Caius, was machst du denn hier! Warum hast du nicht gesagt, das du kommst? Und du....?« bombardierte Caenis ihren Sohn auch gleich mit Fragen und sah dann Axilla an. Ihr war aufgefallen, dass Caius ihre Hand hielt. Caius hielt Axillas Hand gleich ein klein wenig fester. Im Türrahmen erschien jetzt auch Calvaster, von dem Caius einen Großteil seines Aussehens geerbt hatte.
»Hallo Mam« sagte er und sah zu Axilla und zurück.
»Schön dich zu sehen. Ehm. Das ist Axilla. Meine Frau.« So, nu war es raus.
Und Caenis hatte die Augen aufgerissen und starrte Axilla ziemlich unmatronenhaft und regelrecht entsetzt an, bis sie sich wieder fing und den Mund zuklappte. Calvaster schien gehört zu haben, was Caius gesagt hatte, denn er lehnte in der Tür und grinste.
»Deine...Aber...?« Es war klar, was Caenis hatte sagen wollen. Sie kannte schließlich Seiana. Und sie musterte Axilla gerade, die genauso verstaubt aussah wie Caius. Dass ihr das nicht unbedingt zusagte, war ihr anzusehen, aber wenigstens sagte sie es nicht laut.
»Axilla«, wiederholte sie murmelnd, dann traf wieder Caius ein Blick. Der war fragend und fordernd, und Caius kannte seine Mutter und wusste, was der bedeutete.
»Iunia Axilla, ja. Wir haben vor ein paar Wochen geheiratet, in Rom. Ganz unspektakulär, ohne Feier«, fügte er hinzu, weil er sah, dass Caenis schon wieder nach Luft schnappte. Sie hatte ein Faible für Feiern, das war ihm schmerzlich bekannt. Es war Caius eigentlich gar nicht so recht, dass sie das alles hier draußen diskutieren mussten, und auch nicht, dass seine Mutter ziemlich unhöflich zu Axilla war, wie er fand. Sie betrachtete gerade Axillas Gesicht.
»Ja dann...« sagte Caenis ratlos.
»Schön dass ihr da seid. Kommt doch bitte herein.«